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Historische Entwicklung der Migration

Anna Triandafyllidou

/ 2 Minuten zu lesen

Griechenland war lange Zeit ein Auswanderungsland. Dies änderte sich erst in den 1970er Jahren. Fortan wanderten mehr Menschen zu als ab. Das Land begann allerdings erst in den 1990er Jahren, entsprechende Gesetze zur Steuerung der Migration zu schaffen. Ein unsicherer Rechtsstatus bestimmt bis heute die Situation der meisten in Griechenland lebenden Einwanderer aus Nicht-EU-Staaten.

Diesen griechischen Reisepass legten 1923 eine Mutter und ihre Tochter bei der Einreise in die USA über Ellis Island vor. (© picture-alliance / newscom / Picture History)

Griechenland war lange Zeit ein Auswanderungsland. Während des frühen 20. Jahrhunderts und dann wieder in der Zwischenkriegszeit erlebte es eine hohe Auswanderung nach Nordamerika. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Wirtschaftsmigration nach Australien, Kanada, den USA und nordeuropäischen Ländern, insbesondere nach Deutschland, fort.

InfoHintergrundinformationen

Hauptstadt: Athen
Amtssprache: Griechisch
Fläche: 131.957 km2
Bevölkerung (2012): 10.977.193
Bevölkerungsdichte (2011): 81,75 Einw./km2
Natürliche Bevölkerungsentwicklung (2012): -0,14%
Ausländische Bevölkerung (2012): 768.122
Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung (2012): 6,99%
Erwerbsbevölkerung (2012): 3.793.147
Arbeitslosenquote (2012): 23,55%
Religionen: Griechisch-Orthodoxe 98%, Muslime 1,3%, Andere 0,7%

Während der 1950er Jahre verließen insgesamt 220.000 Personen das Land. In den 1960er Jahren stieg die Auswandererzahl auf 406.000; dieser Trend änderte sich jedoch in den 1970er Jahren, als der Wanderungssaldo anfing, im positiven Bereich zu liegen. Bis Anfang der 1990er Jahre bildeten Remigranten die größte Einwanderergruppe.

Anfang der 1990er Jahre nahm die Zahl der Einwanderer exponentiell zu. Die meisten Migranten kamen aus Nachbarstaaten wie Albanien und Bulgarien, aber auch die Zahl zuwandernder ethnischer Griechen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion war beachtlich. Ein Großteil der Einwanderung in dieser Zeit steht folglich im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch sozialistischer Regime in Osteuropa und auf der Balkanhalbinsel.

Bis zum Beginn der 1990er Jahre besaß Griechenland keinen Rechtsrahmen, um die Migrationsbewegungen zu kontrollieren und zu steuern. Das erste Gesetz, das versuchte, Einwanderung zu steuern, wurde 1991 verabschiedet. Es führte strengere Grenzkontrollen ein und machte es für Ausländer, die in Griechenland arbeiten wollten, nahezu unmöglich, legal ins Land einzureisen und sich dort niederzulassen. Trotz dieses strengen Gesetzes, das unter anderem auch undokumentierten Ausländern den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen verwehrte, setzte sich die Einwanderung fort. Die große Zahl an undokumentierten Migranten, die in Griechenland lebten und arbeiteten und die Mitte der 1990er Jahre bereits auf eine halbe Million geschätzt wurde, führte zum ersten Regularisierungsprogramm. Dieses wurde 1997 erlassen und 1998 durchgeführt. Ein umfassendes Migrationsgesetz wurde 2001 verabschiedet. Seitdem hat Migration für die Wirtschaft und die Gesellschaft des Landes zunehmend an Bedeutung gewonnen und einen zentralen Platz auf der politischen Agenda eingenommen.

Dieser Text ist Teil des Länderprofils "Interner Link: Griechenland".

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Anna Triandafyllidou ist Professorin am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und Fiesole, Italien. Sie leitet den Forschungsbereich "Cultural Pluralism" des Global Governance Programms. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen kulturelle Diversität, Fragen zu Demokratie und Nationalismus sowie Migration in europäischer und internationaler Perspektive. E-Mail Link: anna.triandafyllidou@eui.eu