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Vor 80 Jahren: Die erste Zündung der Atombombe | Hintergrund aktuell | bpb.de

Vor 80 Jahren: Die erste Zündung der Atombombe

Redaktion

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Am 16. Juli 1945 testete das US-Militär erstmals erfolgreich eine Atombombe. Wenige Wochen später, beim Angriff auf das japanische Hiroshima am 6. August, kam sie zum Einsatz.

Trinity-Test am 16 Juli 1945: Das 0,025 Sekunden nach der ersten Atomexplosion aufgenommene Foto zeigt eine Plasmakuppel. (© picture-alliance, Everett Collection)

Am 16. Juli 1945 zündeten die USA bei Los Alamos im US-Bundesstaat New Mexico erstmals erfolgreich eine Atombombe. Der Trinity-Test läutete das Nuklearzeitalter ein. Schon wenige Wochen später, Interner Link: am 6. und 9. August warfen amerikanische Streitkräfte zwei Atombomben über Japan ab und beendeten damit den Zweiten Weltkrieg. In der Folge kam es zu einem massiven nuklearen Wettrüsten. Das Friedensforschungsinstitut Sipri warnt in seinem Jahresbericht 2025 vor dem Beginn eines neuen nuklearen Wettrüstens.

Deshalb wollten die USA ab 1941 die Atombombe bauen

Am 9. Oktober 1941 traf der demokratische US-Präsident Franklin Roosevelt die Entscheidung zum Bau der Atombombe. So wollten die USA , Nazi-Deutschland bei der Entwicklung einer solchen Bombe zuvorkommen. Ende 1938 war den deutschen Chemikern Otto Hahn und Fritz Straßmann in Berlin-Dahlem die erste Kernspaltung gelungen – eine wichtige Grundlage für den Bau einer Atombombe.

Bereits im August 1939 hatten die aus Deutschland geflohenen Physiker Leo Szilard und Interner Link: Albert Einstein den US-Präsidenten Roosevelt in einem Brief vor dem möglichen deutschen Atomwaffenprogramm gewarnt und ihn gebeten, ein amerikanisches Forschungsprogramm aufzubauen. Der Brief erreichte den Präsidenten gut eineinhalb Wochen nach Beginn des zweiten Weltkriegs , der daraufhin die Gründung des Advisory Committee on Uranium veranlasste.

Beinahe unbegrenzte Ressourcen für die Nuklearwaffenforschung

In der Folge wurde die amerikanische Atomforschung im Eiltempo ausgebaut. Ende 1942 rief die US-Regierung das „Manhattan-Projekt“ ins Leben. Das Programm zur Entwicklung der Atombombe wurde mit immensen Mitteln ausgestattet. In bloß drei Jahren ließen die Verantwortlichen an über 30 Standorten in den USA und mehreren anderen Ländern riesige Atomanlagen errichten. Dort arbeiteten über 100.000 Menschen an der bis dahin tödlichsten Waffe der Menschheitsgeschichte. Die USA kooperierten dafür mit Großbritannien und Kanada.

In großem Umfang ließen sie die für den Bau der Atombombe nötigen Grundstoffe Uran 235 und Plutonium herstellen. Oberst Leslie Groves wurde mit der Leitung des Manhattan-Projekts beauftragt. Zum wissenschaftlichen Direktor ernannte er den Physiker Robert Oppenheimer, der das Forschungslabor in Los Alamos aufbaute und leitete. In Rekordzeit zogen Großbritannien und die USA eine völlig neue Industriestruktur hoch. Sie stand in ihrer Dimension der damaligen amerikanischen Automobilbranche kaum nach. Die Gesamtkosten des Projekts betrugen am Ende über 2 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht nach heutiger Kaufkraft zwischen 30 und 50 Milliarden US-Dollar.

Erste Erfolge des Manhattan-Projekts

Oppenheimer wählte die "Site Y" nahe Los Alamos im US-Bundesstaat New Mexico als zentralen Sitz des Manhattan-Projekts. In Chicago wurde der erste funktionsfähige Kernreaktor der Welt errichtet. Am 2. Dezember 1942 gelang dem Physiker Enrico Fermi zusammen mit Leo Szilard in Chicago die erste Kettenreaktion.

1945 wurden die Vorbereitungen für einen ersten Atomwaffentest immer konkreter. Am 25. April 1945 informierte unter anderem Kriegsminister Henry Stimson den neuen demokratischen US-Präsidenten Harry S. Truman über das geheime Manhattan-Projekt zum Bau der Atombombe. Deutschland war dagegen mit seinem Uranprojekt nicht ansatzweise im US-amerikanischen Tempo vorangekommen. Im Frühjahr 1945 setzte Truman das Interim Committee on Atomic Energy ein, um über den möglichen Einsatz von Atomwaffen und dessen politische Folgen zu beraten. Das Gremium, geleitet von Kriegsminister Henry Stimson und besetzt mit führenden Regierungsbeamten und Wissenschaftlern des Manhattan-Projekts, empfahl in einem Bericht, die Atombombe so bald wie möglich ohne Vorwarnung gegen ein militärisches Ziel in Japan einzusetzen. 1943 war innerhalb des US-Militärs diskutiert worden, ob auch deutsche Städte mögliche Ziele für einen Atombombeneinsatz sein könnten. Doch angesichts des Kriegsverlaufs war absehbar, dass Deutschland vor Fertigstellung der Bombe kapitulieren würde. Daher Japan rückte in den Fokus: Die Bombe sollte einerseits die japanische Widerstandskraft brechen und andererseits die strategische Bedeutung und Zerstörungskraft der neuen Technologie international – insbesondere gegenüber der Sowjetunion – demonstrieren.

Trinity-Daten sickern an Moskau durch

Im Juni 1945 warnten mehrere der am Manhattan-Projekt beteiligten Forscher vor einem möglichen internationalen Rüstungswettlauf und plädierten für eine öffentliche Vorführung der verheerenden Wirkungen einer Atombombe, statt diese gleich einzusetzen. Die US-Regierung entschloss sich jedoch für einen geheimem Test mit dem Codenamen „Trinity“. Der Physiker Klaus Fuchs, Mitglied des Manhattan Projekts, übermittelte Aufrisszeichnungen der Atombombe sowie den geplanten Zündungstermin des Tests an den sowjetischen Geheimdienst.

Wirkung der Trinity-Bombe weit stärker als geplant

Am 16. Juli 1945 zünden die USA in geheimer Mission unter dem militärischen Codenamen Trinity (Dreifaltigkeit) erstmals in der Wüste von Los Alamos eine Atombombe. Die Nuklearwaffe war mit 6,2 Kilogramm Plutonium gefüllt. Für den Test hatten die Verantwortlichen einen 30 Meter hohen Turm bauen lassen. Auf dessen Spitze wurde die Bombe installiert. Der Sprengsatz wurde um 5.30 Uhr ferngezündet und hatte mit einer Wirkung von rund 20.000 Tonnen TNT eine mehr als 3000 Mal größere Wirkung als die damals stärkste konventionelle Bombe. Der Atompilz erreichte eine Höhe von gut zwölf Kilometern. Auch die Strahlung war deutlich stärker als vorhergesagt.

Zwar hatten die Forscher versucht, die Auswirkungen der Bombe vorauszuberechnen – es gab jedoch eine gewisse Angst, die Explosion könnte außer Kontrolle geraten. Nobelpreisträger Enrico Fermi schloss nicht einmal aus, dass die Erdatmosphäre durch die Explosion in Brand gesetzt werden könnte. Zur Sicherheit wurde vor dem Test Gouverneur John Dempsey in Bereitschaft versetzt, um im Ernstfall den Notstand in New Mexiko ausrufen zu können. Letztlich verlief der Versuch aus Sicht des Militärs jedoch erfolgreich.

Bomben auf japanische Städte töten Zehntausende

Auf der Interner Link: Konferenz von Potsdam forderten die Alliierten Japan im Juli 1945 auf, umgehend bedingungslos zu kapitulieren. Doch das Kaiserreich weigerte sich. Nachdem die US-Regierung wusste, dass die Atombomben funktionieren, war sie entschlossen, sie auf japanische Städte abzuwerfen. So wollte man nach offizieller Darstellung das Leben zehntausender amerikanischer Soldaten schonen. Zwar war es den US-Truppen bis Juni 1945 bereits gelungen, auf japanisches Staatsgebiet vorzudringen. Dennoch war nicht abzusehen, ob das Kaiserreich seinen Widerstand aufgeben würde. Am 6. und 9. August 1945 warfen die USA über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki zwei Atombomben ab. In der 300.000-Einwohner-Stadt Hiroshima tötete die Bombe mit dem Codenamen „Little Boy“ zwischen 90.000 und 120.000 Menschen, die entweder sofort starben oder in den Folgemonaten ihren Verletzungen erlagen. Etwa 90 Prozent der Häuser wurden zerstört oder stark beschädigt. In Nagasaki starben ebenfalls zehntausende Menschen. Am 2. September kapitulierte Japan bedingungslos, der Zweite Weltkrieg war zu Ende.

Kalter Krieg: Sowjets intensivieren Atomforschung

Nach den Atombombenabwürfen 1945 mit weit höheren als den zuvor berechneten Opferzahlen, warnten viele der am Manhattan-Projekt beteiligten Wissenschaftler vor deren Einsatz und einem atomaren Wettrüsten. Bomben-Erfinder Oppenheimer sprach von einer „furchtbaren Superwaffe“. Bereits nach dem Trinity-Test intensivierte die Sowjetunion ihre Atomwaffenforschung. Der Kalte Krieg zeichnete sich ab. Nach der Zwangsevakuierung der einheimischen Bevölkerung führten die USA zwischen 1946 und 1958 auf den Atollen Bikini und Eniwetok weitere 67 Atomwaffentests durch. Nachdem die Sowjets ebenfalls eine Atombombe entwickelten und 1949 erstmals auf einem Testgelände zündeten, begann weltweit ein massives nukleares Aufrüsten. In den folgenden Jahrzehnten bauten auch mehrere andere Staaten Nuklearstreitkräfte auf.

Trotz Bemühungen: Nukleare Gefahr nicht gebannt

Das erste Interner Link: Rüstungskontrollabkommen des Kalten Krieges unterzeichneten die USA, die Sowjetunion und Großbritannien 1963: Im Moskauer Atomteststoppabkommen verpflichteten sich diese Staaten, dass Kernexplosionen zu Testzwecken nur noch unterirdisch durchgeführt werden durften.1965 nahm die internationale Gemeinschaft weitergehende Verhandlungen auf, an deren Ende der „Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen“ (Atomwaffensperrvertrag) stand. Am 1. Juli 1968 unterzeichneten ihn die ersten Regierungsvertreter, darunter die der USA, der Sowjetunion und Großbritanniens, Deutschland folgte im November 1969. Aktuell haben 191 Staaten die Vereinbarung unterschrieben. Neben den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats, also den USA, Russland, Großbritannien, China und Frankreich, sind mittlerweile auch Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea im Besitz von Atomwaffen.

Dem im Januar 2021 in Kraft getretenen „Vertrag zum Verbot von Atomwaffen“ (Atomwaffenverbotsvertrag) vom 7. Juli 2017 ist bisher keine der Atommächte beigetreten. Und es ist nicht zu erwarten, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert. Im Gegenteil, angesichts verstärkter nuklearer Aufrüstung, wie sie Sipri beobachtet, scheint das Ziel einer atomwaffenfreien Welt gegenwärtig in immer weitere Ferne zu rücken.

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