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M 06.05 Radiosendung im Bürgerfunk | Jugendliche zwischen Ausgrenzung und Integration | bpb.de

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M 06.05 Radiosendung im Bürgerfunk

/ 6 Minuten zu lesen

Technische Tipps von der Idee bis zur eigenen Radio-Sendung mit methodischen Hinweisen für den Unterricht.

Wenn ihr in einer mindestens "mittelgroßen" Stadt lebt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es bei euch einen lokalen Radiosender gibt, der den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit einräumt, selbst konzipierte und produzierte Beiträge zu senden. Ein Radiobeitrag, der sich mit eurem Projekt beschäftigt, würde ein relativ großes Publikum erreichen, nämlich alle Leute, die den Sender immer oder auch nur zufällig einschalten (natürlich kann es auch nicht schaden, potenzielle Interessenten vor der Ausstrahlung des Beitrags noch mal ans Einschalten zu erinnern!).

Wie könnt ihr euren Radiobeitrag erstellen und wo wird er gesendet?
In vielen Städten gibt es inzwischen so genannte "Bürgerfunkstudios" oder nicht kommerzielle Lokalsender/Offene Kanäle, in denen jede Bürgergruppe - also auch ihr - in Hörfunkstudios eigene Sendungen (mit Hilfestellung) produzieren kann. Die Adressen der Bürgerfunkstudios/Offenen Kanäle in eurer Stadt und weitere Informationen findet ihr in NRW unter Externer Link: oder per Suchmaschine im Internet, wenn ihr den Suchbegriff "Offener Kanal" eingebt. Die von euch produzierten Radiobeiträge werden dann im Lokalradio gesendet. Ihr könnt aber auch bei einem Sender direkt anrufen (z.B. WDR oder ein Lokalsender in eurer Stadt) und in der Redaktion nachfragen, ob Interesse an eurem Thema besteht. Das klappt aber am besten, wenn ihr schon einen Redakteur oder eine Redakteurin kennt. Vielleicht kann euch auch euer Lehrer bzw. eure Lehrerin dabei helfen!

Radioarbeit: Technische Tipps von der Idee bis zur Sendung

Grundsätzliches zum Projekt

Beiträge sollen

  • rauschfrei,

  • mit klarer und deutlicher Stimme sowie nicht zu schnell gesprochen werden,

  • möglichst auf professionellem Gerät hergestellt werden (siehe technische Unterstützung),

  • die Urheberrechte Dritter dürfen nicht verletzt werden.

Themeneingrenzung

Grundsätzlich sind der Themenfindung keine Grenzen gesetzt, es sollte aber natürlich mit eurem Projekt eng in Verbindung stehen. Wichtig ist, dass euer Thema für die Hörerinnen und Hörer attraktiv und interessant ist.

Hilfsfragen:

  • Könnte das Thema einen fremden Hörer oder Hörerin interessieren oder ist es nur für mich selbst und meine Gruppe interessant?

  • Warum will ich das Thema in einem Radiobeitrag bearbeiten? Was will ich anderen dadurch mitteilen?

  • Was ist das Besondere meines Beitrages?

Informationsbeschaffung zum gewählten Thema und vorab zu klärende Fragen:

  • Welche Informationen habe ich? Z.B.: Informationen und Broschüren, Büchern, Zeitungen, Fernsehen oder Internet sowie Interviews mit kompetenten Personen.

  • Welche brauche ich noch?

  • Woher bekomme ich bestimmte Informationen? (Informationsquellen erschließen)

  • Wer könnte mir weiterhelfen?

  • Brauche ich die Informationen als O-Ton oder als Text, um sie selbst in den Beitrag einzusprechen? (Bei O-Ton ist ein Interview oder eine Befragung bzw. Umfrage nötig.)

  • Fragen gut vorbereiten. D.h.: Fragen vorher genau überlegen und aufschreiben (möglichst keine Ja/Nein-Fragen, d.h. Fragen, bei denen der Interview-Partner nur mit Ja oder Nein antworten kann, z.B. "Schalten Sie immer das Licht aus, wenn Sie aus dem Zimmer gehen?").

  • Den Interview-Partner über die Umstände des Interviews aufklären. Z.B.: "Wir machen einen Radiobeitrag für das Befragungsprojekt "Jugendliche zwischen Ausgrenzung und Integration"und würden von Ihnen gerne wissen, ...".

  • Sich mit der Technik im Vorfeld vertraut machen und diese vor dem Interview gut vorbereiten. D.h.: Überprüfen, ob Batterien im Aufnahmegerät sind, die Aussteuerung richtig eingestellt ist, die Kassette funktionstüchtig ist etc.

Was ist ein O-Ton?

  • "Töne von Originalorten" sind nicht im Radiostudio aufgenommen. Z.B.: Interviews, Befragungen, Statements, Geräusche, Geräuschkulissen.

  • O-Töne geben dem Hörer bzw. der Hörerin des Radiobeitrages das Gefühl, näher am Geschilderten dran zu sein. Z.B.: Pausengong bei der Befragung auf dem Schulhof oder lautes Schülergeschrei im Hintergrund (dürfen den Redebeitrag allerdings nicht stören!).

Welche Radiobeiträge gibt es?

Darstellungsformen:

  • Nachricht/Meldung: Eine knappe Mitteilung, die lediglich die wichtigsten Informationen erhält. Sollte die "sechs W's" enthalten: WER? WAS? WANN? WO? WARUM? WIE? Z.B.: "Heiligendamm. Globalisierungsgegner demonstrierten friedlich vor dem Sicherheitszaun. Ein Einschreiten der Polizei war nicht nötig."

  • Interview: Gespräch mit einer Person. Es gibt im Wesentlichen drei Typen von Interviews:
    1. Interview zur Sache z.B.: Gespräch mit einem Experten oder einer Expertin zum Thema "Jugend zwischen Ausgrenzung und Integration". Das Thema steht im Vordergrund. Er/sie, als kompetente Person, soll erklären, welche Zusammenhänge es gibt, welche Meinung/Theorie er/sie zum Thema hat etc.
    2. Interview zur Person z.B.: Gespräch mit einem Mitglied des Ausländerbeirats, eines ausländischen Kulturvereins, mit einem Migranten/einer Migrantin mit interessanter Zuwanderungsgeschichte. Seine oder ihre Person steht im Vordergrund des Gesprächs.
    3. Meinungsinterview z.B.: Gespräch mit einem Journalisten, der über Diskriminierung von Zuwanderen geschrieben hat.

  • Umfrage: Befragung mehrerer Personen zu einem Thema. Wichtig: möglichst keine Ja/Nein-Fragen stellen.

  • Gebauter Beitrag: Standardbeitrag im Radio: Mischung aus O-Tönen und Sprechertext z.B. Mischung verschiedener Meinungen Jugendlicher und Erwachsener zum Thema "Jugend zwischen Ausgrenzung und Integration" mit kommentierendem Sprechertext.

Schreiben fürs Mikrophon

Grundsätzlich muss man sich als Radioanfänger immer wieder daran erinnern, dass man nicht für einen "Leser" oder eine "Leserin", sondern für einen "Hörer" bzw. eine "Hörerin" schreibt. Auch die produzierten Texte, die später gesprochen werden, müssen andere Voraussetzungen erfüllen, als zum Lesen bestimmter Texte, denn im Gegensatz zum "Leser" oder "Leserin" hat der "Hörer" bzw. "Hörerin" nicht die Möglichkeit:

  • im Text zu springen und unverständliche Passagen gegebenenfalls noch einmal zu lesen,

  • Absätze, Satzzeichen und Unterstreichungen zu erkennen,

  • den Gesamttext zu überblicken und somit das Ende des Textes abzuschätzen,

  • das Tempo des Text-Konsums selber zu bestimmen etc. Daraus ergeben sich einige Grundregeln für das Verfassen von Radiotexten, die man möglichst beachten sollte, um eine grundsätzliche Verständlichkeit zu gewährleisten:

  • Klare und verständliche Struktur des Beitrages und seines Textes,

  • Möglichst an der gesprochenen und nicht an der geschriebenen Sprache orientieren.

  • Sätze kurz und einfach formulieren. D.h.: Sätze müssen nicht unbedingt grammatikalisch vollständig sein. Vor allem Hauptsatzkonstruktionen verwenden; komplizierte und verschachtelte Sätze vermeiden.

Das Erstellen eines Manuskriptes: Beim Erstellen eines Manuskriptes sind einige Grundregeln zu beachten, die das Lesen vor dem Mikrophon sehr erleichtern können:

  • Nie an Papier sparen (nur eine Seite des Blattes beschreiben, großen Zeilenabstand einhalten!).

  • Deutliche Absätze (um Sprechpausen zu markieren).

  • Aussprache- und Betonungshilfen anzeichnen (z.B. Untersteichen in verschiedenen Farben),

  • Worttrennungen am Zeilenende vermeiden,

  • Bei Korrektur: nie einzelne Buchstaben, sondern immer ganze Wörter korrigieren.

Abschließende Checkliste zur Auswertung der Beiträge:

Um einen Beitrag vor dem Senden noch einmal zu überprüfen, ist es immer sinnvoll, ihn anderen zum Check vorzulegen. Aber auch selbst sollte man, trotz einiger Befangenheit noch einmal den Beitrag kritisch anhören. Folgende Punkte einer Checkliste sind hilfreich:

  • Erster Eindruck: Konnte ich als Hörer gut einsteigen? War der Beitrag fesselnd, hat es Spaß gemacht und war es interessant zuzuhören?

  • Technik: Sind Schnittstellen zu hören? Wie ist die Tonqualität der Aufnahmen? Gibt es störende Nebengeräusche?

  • Recherche und Information: Sind die Informationen und O-Töne richtig oder etwa verzerrend gekürzt? Kann ein Fremder sie verstehen?

  • Gestaltung: Stimmt das Verhältnis von O-Ton zu Text? Wie sind die Übergänge und Verbindungen? Ist ein Spannungsbogen vorhanden? Ist die Zeitvorgabe eingehalten?

  • Textgestaltung: Ist die Wortwahl verständlich? Werden Fachausdrücke und Insider-Begriffe verwendet? Ist der Aufbau klar und übersichtlich?

  • Sprache und Sprecher: Wie hat der Sprecher den Text hörbar gemacht und interpretiert? Stimmen Sprechgeschwindigkeit und Betonung? Werden ausreichend Pausen gemacht?

Und noch ein Tipp ...

Bevor man Radio macht, selbst einmal bewusst Radio hören und die Beiträge auf ihre Darstellungsform, ihren Informationsgehalt, ihre Sprach- und Textgestaltung sowie technische Qualität untersuchen und sich von guten Beiträgen inspirieren lassen.

Nach: Günther Gugel: Methoden-Manual II: Neues Lernen. Tausend neue Praxisvorschläge für Schule und Lehrerbildung. Weinheim und Basel: Beltz Verlag 1998, S. 176-177 (Radiowerkstatt). Walther von La Roche: Radio-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk. München: List 1997.

Fussnoten