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Info 04.08 Methode: WebQuests | Jugendliche zwischen Ausgrenzung und Integration | bpb.de

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Info 04.08 Methode: WebQuests

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Die Methode des WebQuests wird ausführlich vorgestellt. Besonders sinnvoll erscheint die Darstellung von typischen Anwendungsfehlern.

Kurzbeschreibung

WebQuests sind auf Fragen basierende Rechercheprojekte, bei denen Teile oder alle Informationen aus Internetangeboten stammen. Die Fragen sind an das Niveau der Lerngruppe angepasst und werden durch eine fest vorgegebene Struktur unterstützt. Diese Struktur vermeidet, dass Lernende plan- und ziellos und ohne qualitativ befriedigendes Ergebnis im Internet recherchieren, wie dies beim unterrichtlichen Einsatz des World Wide Webs oft der Fall ist. Zudem werden auf diese Weise zeitliche Ressourcen gespart und gegebenenfalls der Eintritt von Frustrationerlebnissen bei Lernenden und Lehrenden vermieden. Ziel ist eine selbständige Aneignung und Aufbereitung von Wissen. Die Rolle des Lehrenden ist bei diesem Verfahren die eines unterstützenden Moderators und erfolgt auf inhaltlicher, organisatorischer, sozialer und kommunikativer Ebene. Dieses entdeckungsorientierte und schüleraktivierende Verfahren eignet sich vor allem als Methode für zeitlich überschaubare Internetprojekte auf Basis eines Sachthemas bzw. einer komplexen Fragestellung.

Portrait WebQuests

Dodge differenziert zwischen kurz- und langfristigen WebQuests, die je nach Lerngruppe, Zielvorgabe und organisatorischen Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich sein können. WebQuests müssen daher nicht notwendig komplexe und zeitintensive unterrichtliche Vorhaben sein, sondern auch kleinere Unterrichtsvorhaben. Moser fächert die Methode für den schulischen Einsatz in sechs Teilschritte auf:

1. Wie stets im unterrichtlichen Handeln ist ein motivierender und ansprechender Einstieg von großer Bedeutung. Für die politische Bildung haben sich an dieser Stelle veranschaulichende, aktuelle und wirklichkeitsnahe Fallbeispiele bewährt.

2. Daraus erwachsen konkrete Aufgabenstellungen, die bereits für sich strukturierenden Charakter besitzen. Hier ist eine Sichtung, didaktische Bewertung und Gliederung des vorhandenen Materials durch den Lehrer nötig, damit die Schüler, die sich möglichst mit den Aufgabenstellungen identifizieren sollten, im Umgang mit der Informationsmenge des Internets Routine entwickeln können, ohne dabei die Aufgabenstellung aus den Augen zu verlieren.

3. Um die Aufgabe adäquat bearbeiten zu können, werden der Lerngruppe verschiedene Ressourcen angeboten. Das Internet mit seinem hohen Aktualitätsbezug spielt dabei für die politische Bildung eine große, aber nicht exklusive Rolle. Ebenso können andere Informationsquellen, wie Bücher, Zeitungen etc. genutzt werden.

4. Im Arbeitsprozess wird der den Rahmen für die methodischen Vorgehensweise der Lerngruppe festgelegt. Dieser zeichnet sich durch Handlungsorientierung sowie problem- und prozessorientiertes Denken aus. Daraus resultiert eine veränderte Lehrerrolle im Lernprozess. Der Lehrer steht den Schülern hier nicht nur als Berater zur Seite, sondern begleitet und fördert ggf. auch die Lösung von Problemen hinsichtlich der Informationsgewinnung und -verarbeitung.

5. Die Präsentation ist ein elementarer Bestandteil von WebQuests. Um diese der (Schul-) Öffentlichkeit zugänglich zu machen, werden die Ergebnisse möglichst im Internet publiziert. Diese können so, "im Sinne der Lernspirale im Netz zur Weiterverwendung" (Moser) dienen. Eine eher konventionelle Präsentation mit Vortrag, Folie oder Plakat ist jedoch ebenso möglich.

6. Zum WebQuest-Verfahren gehört stets eine abschließende Evaluation, die das inhaltliche Ergebnis, den methodischen Ablauf und die Arbeit der Gruppe thematisiert und analysiert. Im Sinne der beschriebenen veränderten Lehrerrolle wird diese Bewertung von Lehrenden und Lernenden gemeinsam durchgeführt. Der Einsatz von Bewertungsbögen hat sich als hilfreich erwiesen.

Herkunft und Entwicklung

Das WebQuest-Konzept wurde 1995 von Bernie Dodge an der San Diego State University entwickelt. Er definiert WebQuests als "an inquiry-oriented activity in which most or all of the information used by learners is drawn from the Web. WebQuests are designed to use learners' time well, to focus on using information rather than looking for it, and to support learners' thinking at the levels of analysis, synthesis and evaluation.". Dodge unterscheidet dabei zwischen kurzfristigen und langfristigen WebQuests. Dieses didaktische Modell ist an US-amerikanischen Schulen und Hochschulen bereits weit verbreitet, wie die vielfältigen veröffentlichten Beispiele im Internet zeigen.

Für den deutschsprachigen Raum wurden WebQuests vom Schweizer Medienpädagogen Heinz Moser adaptiert und in einigen Punkten weiterentwickelt. So hat im Moserschen Ansatz im Gegensatz zu Dodge das Internet nicht mehr den Stellenwert des exklusiven Mediums zur Informationsgewinnung, sondern wird mit anderen Ressourcen wie Büchern, Zeitschriften und CD-ROMs gemeinsam genutzt. Computer und Internet sollen als nur ein Werkzeug unter vielen anderen in den Unterricht integriert werden, um somit einen medienerzieherischen Effekt zu erzielen. Eine weitere Veränderung ist die Tatsache, dass bei Moser die Präsentation der Arbeitsergebnisse eines WebQuest in den Vordergrund gestellt wird. Lernende sollen mit Hilfe eines Quests dazu motiviert werden eine "Wissenswelt" zu erarbeiten, diese im Internet zu publizieren und mit anderen Lerngruppen auszutauschen. Diese "Wissenswelten" sollen im Sinne einer "Lernspirale" wiederum als Ausgangspunkt für neue Projekte und Arbeitsvorhaben anderer Lerngruppen dienen. Ausgehend von diesem Gedanken findet in der Schweiz seit 1999 jährlich ein WebQuest-Wettbewerb für Schulen und Schulklassen der Volksschulen statt, bei dem die besten Wissenswelten ausgezeichnet werden.

Typische Anwendungsfelder

Prinzipiell sind WebQuests in ihren verschiedenen Ausprägungen für alle Schulfächer und Schularten geeignet, wie die im Web veröffentlichten Beispiele zeigen. Im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Fächer bieten sich daher zahlreiche - auch interdisziplinäre - Einsatzmöglichkeiten an, nicht zuletzt im Hinblick auf politische Bildung als Unterrichtsprinzip. Die Methode gewährleistet eine motivierende und problemorientierte Bearbeitung komplexer Themenfelder wie Institutionenkunde, Berufswahlunterricht/Berufsorientierung oder Medienerziehung. Nicht minder von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Nutzung des Internets als Ergänzung der gerade in der politischen Bildung schnell veraltenden schulischen Lehrbücher. Dabei ist es nicht notwendig, dass der einzelne Schüler über einen Computerarbeitsplatz mit Netzanschluss verfügt, da gerade die Vielfalt der Informationsquellen zur Nachhaltigkeit und Praxisorientierung dieser Methode beiträgt.

WebQuests haben ihren Platz in Projekten und fächerverbindenden unterrichtlichen Vorhaben, ebenso als methodischer Rahmen für Monats- oder Jahresarbeiten. In diesem Zusammenhang ist als Einsatzmöglichkeit auch die sogen. Projektprüfung relevant, wie sie z. B. in den reformierten Bildungsplänen Baden-Württembergs sowohl für die Haupt- als auch für die Realschule installiert bzw. angekündigt sind. Da die Schüler im Rahmen der WebQuests gemeinsam Informationen suchen, verarbeiten und schließlich eine Lösung präsentieren, sind diese immer auch eine konkrete Trainingsmöglichkeit für Methoden- wie Sozialkompetenz.

Links ins Netz


Aus: Martin Mai/ Holger Meeh: WebQuests, in sowi-online-Methodenlexikon 2002, Externer Link: (19.11.2007)

Fussnoten