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M 06.08 Zeitzeugengespräche mit Migrantinnen und Migranten | Jugendliche zwischen Ausgrenzung und Integration | bpb.de

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M 06.08 Zeitzeugengespräche mit Migrantinnen und Migranten

/ 3 Minuten zu lesen

Der Text gibt eine Anleitung für die Durchführung von Zeitzeugengesprächen mit Menschen, die nach Deutschland eingewandert sind, in einer Schulklasse oder in der Jugendarbeit.

In der deutschen Öffentlichkeit werden Migrantinnen und Migranten oft einseitig als Problem oder sogar als Bedrohung wahrgenommen und diskutiert. Lernt man einzelne von ihnen mit ihrer Lebens- und Einwanderungsgeschichte kennen, entdeckt man oft spannende Menschen mit unverhofften Talenten und Erlebnissen. Wie und warum hat es sie nach Deutschland verschlagen und wie ist ihnen die Integration in die deutsche Gesellschaft gelungen?

Vielleicht habt ihr Lust, ein paar von ihnen einmal näher kennen zu lernen? Dann ladet sie in eure Klasse ein und lasst euch ihre Geschichte erzählen! Im Zentrum des Gesprächs stehen Erlebnisse und Einsichten, die davon berichten wie es ist/war, als "Ausländer" nach Deutschland zu kommen.

Zeitzeugen einladen

Wie findet man einen Zeitzeugen/eine Zeitzeugin? Kontakte zu interessanten Gesprächspartnern könnt ihr auf verschiedene Weise erhalten:

  • durch Organisationen von Migrantinnen und Migranten (in eurer Stadt)

  • durch Vereine, die sich mit der Kultur fremder Länder beschäftigen

  • über den Ausländerbeirat oder eine ähnliche Vertretung in eurer Stadt

  • über die Familien eurer Mitschülerinnen und Mitschüler (evtl. Eltern oder Großeltern)

  • oft sind auch bekannte Persönlichkeiten (Schriftsteller, Musiker usw.) bereit, zu einem Gespräch zu kommen – vor allem wenn sie sich auch in ihren Werken mit dem Thema "Migration beschäftigen

Eure Lehrerin/euer Lehrer hilft euch sicher bei der Einladung!

Zeitzeugengespräch durchführen

Bereitet das Gespräch mit der Klasse gut vor! Überlegt euch, welche Fragen euch im Bezug auf die Lebensgeschichte des Zeitzeugen besonders interessiert und was ihr ihn/sie auf jeden Fall fragen möchtet (Einreise nach Deutschland, erste Erlebnisse, Erzählungen aus dem Berufsleben, besondere Erfahrungen als "Ausländer" ...).

Versucht auch, schon etwas über die Person und ihre Lebensumstände in Erfahrung zu bringen, damit ihr im Gespräch gezielte Fragen stellen könnt: Aus welchem Land kommt er/sie? Wie sehen die Lebensbedingungen dort aus? Bei Schriftstellern: Lest ein Buch von ihm usw. Sucht einen gemütlichen Raum oder gestaltet die Sitzordnung in eurer Klasse so, dass eine Atmosphäre entsteht, in der der Zeitzeuge gerne aus seinem Leben erzählen möchte und in der ein intensives Gespräch entstehen kann.

Eine typischer Ablauf für ein Zeitzeugengespräch wäre:

  • Begrüßung

  • Erzählung des Lebensweges (Leben im Herkunftsland, Einreise/Flucht nach Deutschland, Beruf, Familie)

  • Bericht über das Leben in der neuen Heimat Deutschland (erste Eindrücke, Aufenthaltsstatus, Erlernen der Sprache, erste Kontakte, Schulbesuch bzw. Arbeit, Alltag und Konflikte, Unterstützung und Diskriminierungen, Unterschiede zur alten Heimat)

  • (entweder Zwischenfragen erlauben oder jetzt eine Fragerunde für die Schülerinnen und Schüler einplanen)

  • Abschlussrunde

Zeitzeugengespräch dokumentieren und auswerten

Sprecht nach dem Zeitzeugengespräch in der Klasse über die Begegnung: Was hat euch am meisten an der Lebensgeschichte beeindruckt? Was habt ihr an Neuem erfahren? Macht während des Besuches Fotos von euch und dem Zeitzeugen und schreibt einen Bericht über die Begegnung, die ihr in der Schule oder auch in der Lokalzeitung veröffentlichen könnt. Wenn noch Fragen offen geblieben sind, versucht sie mit Hilfe eigener Recherchen (z.B. im Internet) oder mit Hilfe eurer Lehrerin/eures Lehrers zu lösen.

Literatur- und Medientipps:

Eine sehr gute Anleitung für alle, die derartige Zeitzeugengespräche in der Schule oder Jugendarbeit durchführen möchten, bietet das Buch:

Jugendbegegnungsstätte Anne Frank (Hrsg.): Zeitzeugengespräche mit Migrantinnen und Migranten. "Interessante Erwachsene" im interkulturellen Unterricht und in der Jugendbildungsarbeit, Brandes und Apsel: Frankfurt am Main 2006.

Elf Lebensgeschichten von türkischen Zuwanderern der ersten Generation sind mit Text und Bild enthalten in:

Michael Richter: Gekommen und geblieben. Deutsch-türkische Lebensgeschichten, edition Körber-Stiftung: Hamburg 2003.

Eine Sammlung von Migrationsgeschichten bietet auch das Internetangebot migration-audio-archiv. 100 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft erzählen ihre Geschichte: wie und warum sie nach Deutschland gekommen sind, wie sie empfangen und aufgenommen wurden - und wie sie sich zurechtfanden und -finden.
Externer Link: www.migration-audio-archiv.de/

Fussnoten