Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Das Coronavirus und Verschwörungstheorien | Politik aktuell. Blick hinter Nachrichten | bpb.de

Politik aktuell Krieg gegen die Ukraine

Das Coronavirus und Verschwörungstheorien

Dorothee Meyer/Leon Spickschen/Textprüfung: Andreas Finken

/ 8 Minuten zu lesen

Zum Coronavirus werden falsche Nachrichten, Fake News, und auch Verschwörungstheorien verbreitet. Der Artikel erklärt, was Fake News und Verschwörungstheorien sind und wie man sie erkennen kann.

Teilnehmende an einer Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen in Stuttgart. «Meine Kinder sind 2+3 Jahre. Gib Gates keine Chance» steht auf dem Schild eines Teilnehmers geschrieben. (© picture-alliance/dpa)

Das Coronavirus verbreitet sich sehr schnell. In der Corona-Krise verbreiten sich auch Nachrichten über das Virus sehr schnell.

Unter diesen Nachrichten sind hilfreiche Informationen. Zum Beispiel gibt es Informationen darüber, wie man sich richtig die Hände wäscht oder wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann.

Falsche Nachrichten verbreiten sich leider genauso schnell. Diese Nachrichten geben dann zum Beispiel falsche Informationen darüber, was vor einer Corona-Ansteckung schützt. Oder sie geben falsche Informationen darüber, woher der Erreger des Coronavirus stammt.

Fake News

Solche Falschmeldungen nennt man auch Fake News. Fake News sind falsche Nachrichten.

Auch in der Corona-Krise gibt es falsche Nachrichten. Es gab zum Beispiel eine Meldung über kürzere Öffnungszeiten in Supermärkten. Die Supermärkte sollten nur noch wenige Stunden am Tag offen haben. An manchen Tagen sollten sie auch ganz geschlossen bleiben. Diese Nachricht war falsch. Sie hat manchen Menschen Angst gemacht, weil zu dieser Zeit auch oft Mehl, Hefe und Toilettenpapier ausverkauft waren. Richtig war aber: Die Supermärkte haben ihre Öffnungszeiten nicht verkürzt. Sie durften sogar am Sonntag öffnen.

Deswegen ist sehr wichtig:
Hinterfragen Sie Nachrichten kritisch. Gibt es diese Nachricht auf mehreren Internetseiten, im Radio und in der Zeitung?

Hinterfragen Sie den Verfasser oder die Verfasserin:

  • Gibt es von diesem Verfasser oder dieser Verfasserin schon Nachrichten, die falsch sind?

  • Oder hat der Verfasser oder die Verfasserin schon oft zuverlässig zu dem Thema geschrieben?

Sie können auch überprüfen, woher die Nachricht kommt:

  • Aus einem Interview mit einer Wissenschaftlerin in der Tagesschau? Nachrichten in der Tagesschau sind meistens glaubwürdig.

  • Oder aus einer anonymen Sprachnachricht, die Ihnen jemand auf WhatsApp geschickt hat?

Anonym bedeutet, dass man nicht weiß, wer die Nachricht geschrieben oder gesprochen hat. Anonyme Nachrichten sind meistens nicht glaubwürdig.

Eine wichtige Regel für die Weiterverbreitung von Nachrichten ist: Wenn es sich nicht überprüfen lässt, sollte man es nicht weiterverbreiten.

Manche Meldungen sind nicht nur falsche Informationen, sondern eine Verbindung von falschen und wahren Informationen, die zusammen ein bestimmtes Problem oder Thema erklären. So etwas nennt man dann Verschwörungstheorie.

Was ist eine Verschwörungstheorie?

Verschwörung bedeutet, dass Menschen sich im Geheimen zusammentun. Diese Menschen nennt man Verschwörer und Verschwörerinnen. Sie wollen ein gemeinsames Ziel erreichen. Das Ziel schadet aber oft anderen Menschen, darum halten die es geheim. Eine Verschwörungstheorie ist eine Vermutung über eine solche Verschwörung.

In einer Verschwörungstheorie gibt es Vermutungen und Überlegungen, wie etwas passiert sein könnte. Es gibt Vermutungen darüber, was eine Gruppe von Verschwörern und Verschwörerinnen gemacht oder geplant haben könnte.

Die Menschen, die an eine Verschwörungstheorie glauben, nennt man auch Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen.

Zur ersten Mondlandung gibt es zum Beispiel eine bekannte Verschwörungstheorie, die besagt: Die erste Landung auf dem Mond hat nicht stattgefunden. Die Filmaufnahmen der Mondlandung wurden in einem Filmstudio gemacht. Das ist aber falsch. Es gibt Satellitenbilder, auf denen die Landeplätze der Astronauten zu sehen sind. Man kann auch Materialien sehen, die bei der Landung zurückgelassen wurden.

Eine Verschwörungstheorie vermischt Realität und erfundene Fakten.

In der Corona-Krise verbreiten sich auch Nachrichten über das Virus sehr schnell. Aber nicht alle Nachrichten sind wahr. (© Pexels)

Wie kann man Verschwörungstheorien erkennen?

Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen fragen:
Wem hat etwas genützt? Wenn sie jemanden gefunden haben, glauben sie, dass derjenige schuld ist. Manchmal sollen auch bestimmte Personen schuldig sein! Ein Beispiel: In vielen Geschäften soll man jetzt mit einer EC-Karte zahlen. Man soll ohne Bargeld zahlen. Manche Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen sagen deshalb: Mächtige Menschen in der Finanzwelt wollten uns schon immer das Bargeld wegnehmen. Sie erreichen nun ihr Ziel, weil man mit der EC-Karte zahlen soll. Deshalb sind diese Menschen aus der Finanzwelt schuld am Coronavirus.

Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen denken: Diejenigen, die von einer Krise profitieren, müssen die Schuld daran haben.

Eine andere Verschwörungstheorie sagt, dass Bill Gates für das Coronavirus verantwortlich ist. Er und seine Frau Melinda Gates sollen das Coronavirus erschaffen haben. Sie wollen so die Welt regieren und die Menschheit durch Zwangsimpfungen kontrollieren.

Bill Gates ist sehr reich. Er hat das Computerunternehmen Microsoft gegründet. Er setzt sich seit vielen Jahren für den Gesundheitsschutz ein. Er hat zum Beispiel viel Geld an die Weltgesundheitsorganisation gegeben.

Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen glauben, dass er das nur tut, um die Welt zu regieren und um viel Geld mit Impfstoffen zu verdienen. Manche Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen glauben auch, dass Bill Gates das schnelle mobile Internet 5G missbrauchen möchte. Sie glauben, dass er damit die Menschen kontrollieren will. In dieser Verschwörungstheorie ist Bill Gates also der Böse.

Oft kann man aber nicht klar zwischen Gut und Böse unterscheiden. Viele Dinge haben zugleich gute und schlechte Seiten. Viele Dinge umfassen unterschiedliche Seiten. Sie sind komplex. Meinungen und Entscheidungen sind auch komplex. Meinungen haben gute und schlechte Seiten. Entscheidungen können manchen Menschen schaden und dieselbe Entscheidung kann anderen Menschen nützen. Verschwörungstheorien beachten das nicht. Sie unterscheiden klar zwischen Gut und Böse. Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen sagen:
• Es gibt Verschwörer und Verschwörerinnen, die böse sind.
• Es gibt Opfer, die gut sind.
Verschwörungstheorien vereinfachen also schwierige Fragen.

Die meisten Verschwörungstheorien haben diese drei Kennzeichen:
1. Nichts geschieht durch Zufall, alles wurde geplant
Eine Gruppe von Verschwörern handelt im Geheimen.
2. Nichts ist so, wie es scheint
Man erkennt erst, was wirklich vor sich geht, wenn man die geheime Gruppe erkennt. Diese Gruppe hat alles geplant. Wenn Probleme auftauchen und Fragen gestellt werden, antworten Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen ähnlich. Sie sagen, dass ein geheimer Plan der Gruppe der Verschwörer dahintersteckt.
3. Alles ist miteinander verbunden
Institutionen und Personen arbeiten zusammen, von denen man das nie gedacht hätte.

Diese Kennzeichen zeigen auch, dass Verschwörungstheorien nicht stimmen können:
1. In unserer Welt gibt es Zufälle.
2. In unserer Welt kann man nicht alles sehr einfach erklären.
3. Und in unserer Welt sind auch nicht alle Ereignisse miteinander verbunden.

Warum glauben Menschen an Verschwörungstheorien?
Menschen haben das Bedürfnis, sich Dinge auf der Welt zu erklären. Manche Dinge sind aber schwer oder gar nicht zu erklären. Zum Beispiel ist die Corona-Krise schwer zu erklären. Die Corona-Krise kann deshalb Angst machen. Viele Dinge können Angst machen. Verschwörungstheorien geben immer einfache Erklärungen für schwierige Themen. So können sie manchen Menschen Angst nehmen. Oder sie können ihnen Sicherheit geben. Die Menschen haben dann das Gefühl, gut Bescheid zu wissen und eine Erklärung gefunden zu haben. Oder sie haben durch die Verschwörungstheorie jemanden gefunden, der schuld ist. Das lässt die Angst zwar kleiner werden, ist aber eine falsche Sicherheit.

Manche Verschwörungstheorien sind ungefährlich: Wer nicht an die Mondlandung glaubt, gefährdet nicht seine Umgebung.

Andere Verschwörungstheorien können aber auch Angst machen. Zum Beispiel machen sie Angst vor der vermuteten Gruppe von Verschwörern oder dem Untergang der Welt. Diese Verschwörungstheorien schaden dann den Menschen, die an sie glauben.

Manche Verschwörungstheorien sind auch gefährlich für viele Menschen. Zum Beispiel sind einige Menschen gegen das Impfen. Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen verbreiten die falsche Theorie, dass Impfen Autismus auslöst. Wenn viele Menschen an diese Theorie glauben, lassen vielleicht viele Menschen ihre Kinder nicht mehr impfen. Dann können sich gefährliche Krankheiten schneller verbreiten, wie zum Beispiel die Masern.

Wenn man glaubt, dass die Corona-Krise nicht existiert, kann das auch gefährlich sein. Diese Menschen halten sich dann nicht an die Vorsichtsmaßnahmen. Sie waschen sich nicht so oft die Hände und halten keinen Abstand. So gefährden sie sich und andere Menschen.

Menschen glauben schneller an Verschwörungstheorien, wenn sie schlecht mit Unsicherheit umgehen können. Die Theorien geben dann Sicherheit. In der Corona-Krise fühlen sich viele Menschen unsicher. Niemand weiß genau, wie die Corona-Krise weitergeht. Deshalb sprechen im Moment Verschwörungstheorien viele Menschen an.

Menschen haben das Bedürfnis, sich Dinge auf der Welt zu erklären. Manche Dinge sind aber schwer oder gar nicht zu erklären und können Angst machen. Verschwörungstheorien geben immer einfache Erklärungen für schwierige Themen. (© Pexels )

Woher kommen Verschwörungstheorien?

Es gibt drei Gründe warum jemand eine Verschwörungstheorie erfindet oder verbreitet:

1. Manche Menschen glauben eine wichtige Information entdeckt zu haben.
Sie wollen der Welt etwas Gutes tun. Sie denken, sie helfen mit ihrer Verschwörungstheorie anderen Menschen. Sie sind selbst von ihrer Verschwörungstheorie überzeugt.
2. Manche Menschen machen oder verbreiten Theorien wegen ihrer politischen Einstellung
Sie glauben oft selber nicht an die Theorie. Sie erfinden zum Beispiel eine Theorie, die sagt: Bürger und Bürgerinnen eines Landes sollen gegen Flüchtlinge ausgetauscht werden. So sind vielleicht manche Bürger und Bürgerinnen des Landes dann gegen Flüchtlinge. Solche Theorien werden oft von rechten oder rassistischen Gruppen unterstützt.
3. Manche Menschen verbreiten Theorien, um damit Geld zu verdienen.
Sie verbreiten Verschwörungstheorien zum Beispiel bei YouTube. Sie verdienen dann Geld mit Werbung, wenn viele Menschen auf ihre Seite klicken. Oder Menschen verbreiten Verschwörungstheorien und verkaufen dann Mittel, die gegen etwas helfen sollen. Manche Menschen verbreiten die falsche Theorie, dass die Regierung Gift in das Trinkwasser mischt. Sie verkaufen dann Tabletten, die gegen das Gift helfen sollen. Die Tabletten sind aber nutzlos und teilweise sogar schädlich. Diese drei Gründe können sich auch vermischen. Menschen, die an eine Verschwörungstheorie glauben, wollen damit vielleicht auch Geld verdienen. Menschen, die eine Verschwörungstheorie erfunden haben, glauben vielleicht irgendwann selbst daran.

Wie geht man mit Menschen um, die von einer Verschwörungstheorie überzeugt sind?

Manche Menschen glauben ganz fest an eine bestimmte Verschwörungstheorie. In solchen Fällen hilft es nicht mehr zu sagen: „Das was du glaubst, ist eine Verschwörungstheorie.“ Es kann eher helfen zu fragen:

  • „Woher kommen deine Informationen?“

  • „Warum glaubst du das?“

  • „Warum glaubst du einem bestimmten Verfasser eher als anderen?“

Vielleicht denkt die Person dann darüber nach und glaubt irgendwann weniger an die Verschwörungstheorie.

Bei Menschen, die noch gar nicht oder erst ein bisschen an Verschwörungstheorien glauben, ist das anders. Ihnen kann man erklären, wie Verschwörungstheorien funktionieren und welche es gibt. Das haben wir in diesem Artikel versucht.

Wo gibt es Informationen?

Bei bestimmten Fernsehsendern und auch im Internet gibt es viele Fakten-Checks. Dort kann man überprüfen, ob etwas eine Verschwörungstheorie ist.
Hier ist ein Beispiel-Link für einen Fakten-Check. Er ist recht leicht verständlich.
Externer Link: https://www.mdr.de/brisant/corona-verschwoerungstheorien-100.html#sprung0

Eine Verschwörungstheorie ist, dass das Coronavirus eine Waffe ist und in einem Labor erzeugt wurde. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind sich einig: Das Coronavirus kann nicht von Menschen in einem Labor erzeugt worden sein.
Externer Link: https://www.mimikama.at/allgemein/coronavirus-alle-behauptungen-und-faktenchecks-im-ueberblick/

Wenn Sie eine Theorie in einem Fakten-Check überprüft haben, wissen Sie besser Bescheid. Sie können dann in Gesprächen, in Nachrichten-Apps oder im Internet etwas gegen eine Verschwörungstheorie sagen. Oder Sie können Menschen fragen, warum Sie an eine bestimmte Theorie glauben. So wissen dann immer mehr Menschen, was Verschwörungstheorien sind und was man gegen sie tun kann.

Wenn Sie sich über andere Verschwörungstheorien informieren wollen, empfehlen wir unser „Spezial zum Thema Verschwörungstheorien“.
https://www.bpb.de/270188/

Wir empfehlen ebenfalls diese Folge des Podcasts „Die Politikstunde“
Interner Link: https://www.bpb.de/308281/

Weitere Inhalte