Inhaltsbeschreibung
Demokratie braucht Empathie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Was aber, wenn es Menschen an guten sozialen Beziehungen mangelt, sie sich als isoliert oder vereinsamt wahrnehmen und sich solche Erfahrungen zu negativen Emotionen verdichten? Jens Kersten, Claudia Neu und Berthold Vogel wenden sich in soziologischer, politik- und rechtswissenschaftlicher Perspektive den statistisch belegbaren Bezügen zwischen Einsamkeit und Ressentiment zu. Warum entwickeln insbesondere Einsame Abneigungen, etwa gegen plurale und diverse Gesellschaftsformen, aber auch gegen Institutionen und Werte der Demokratie? Welche Rolle spielen Social Media als Echokammern für einsamkeitsbedingte Verbitterung? Gibt es Zusammenhänge zwischen dem Leben in einer strukturschwachen Region und Gefühlen sozialer Ohnmacht und Vereinsamung?
Kersten, Neu und Vogel verweisen auf die Anschlussfähigkeit solcher in Einsamkeit wurzelnden Ressentiments an populistische und (rechts)extreme Gruppierungen. Diese dienten sich, so der Befund, vor allem via Social Media je nach Gelegenheit als Ventil für deren Unzufriedenheit, Groll und Hass an und diskreditierten zugleich bewusst demokratische Akteure als unfähig zur Problemlösung. Kersten, Neu und Vogel werben für die Enttabuisierung von Einsamkeit und für die differenzierte Betrachtung ihrer Ursachen, Ausprägungen und Folgen. So könne der gesellschaftlichen Spaltung, dem Vertrauensschwund und dem Verlust der integrativen Kraft der Demokratie wirksamer begegnet werden.