Inhaltsbeschreibung
Mit Politik verbinden sich Begriffe wie Staat, Regierung, Parteien, Gesetze oder Institutionen. Dabei wird Politik anlassbezogen oder je nach sozialer Lage desinteressiert oder passiv hingenommen, löst Protest aus oder lädt zu aktiver Beteiligung ein. Jenseits ihrer rationalen Funktionen rühre Politik aber, so Emanuel Richter, immer auch an eine körperliche, vielfach unbewusste Ebene, etwa als Gefühl von Teilhabe oder Exklusion, Handlungsfähigkeit oder Lähmung, Empathie oder Ablehnung. Dies könne gleichermaßen positive wie negative gesellschaftliche Folgen haben: Politik könne über Empfindungen beispielsweise Bindungskräfte stärken, aber sie könne Gefühle ebenso für Manipulation und interessengeleitete Vereinnahmung instrumentalisieren. Das Spannungsverhältnis zwischen Sachlichkeit und Empfindungen zeige sich etwa in der höchst unterschiedlichen Auslegung von Begriffen wie Common Sense, Patriotismus, Volk, Repräsentation oder Partizipation in politischen Kontexten. Insbesondere der Populismus verbinde spalterisch wirkende Pauschalurteile und die Verkennung des gesellschaftlichen Pluralismus mit dem Anspruch auf Deutungshoheit und schüre entsprechende Emotionen. Demokratische Politik müsse zwar die Gefühlsebene im Blick halten, bleibe aber in jeder Hinsicht, so Richter, der Gewaltenteilung, der Steuerung, der Aushandlung und dem Kompromiss verpflichtet. An Problemstellungen wie dem Neoliberalismus, der Digitalisierung, der KI und der Erderhitzung erläutert Richter diesen weit verstandenen Gestaltungsauftrag der Politik.