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Jedermann ein Soldat Die rotchinesische Miliz | APuZ 4/1961 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 4/1961 Jedermann ein Soldat Die rotchinesische Miliz „Die Universität der Völkerfreundschaft" Ein deutsches Geschichtsbild?

Jedermann ein Soldat Die rotchinesische Miliz

Unter der Losung „Jeder ein Soldat“ militarisieren die rotchinesischen Führer das Volk, indem sie ungeheure Menschenmassen zur Miliz ausheben. Diese Kampagne geht über das hinaus, was man im Westen unter einem Volk in Waffen versteht, und sie erinnert an die Pläne der französischen Revolutionäre oder Lenins. Sie hängt eng mit dem „großen Sprung nach vorn" in der wirtschaftlichen Entwicklung und mit dem genau reglementierten Kommunen-system zusammen. In militärischer Hinsicht soll das gewaltige Ausbildungsprogramm nach offizieller Darstellung ein „Meer von Menschen“ oder eine „stählerne Mauer" schaffen. Es dient ferner dem Zweck, eine sehr aufgelockerte Verteidigung gegen Kernwaffenangriffe zu ermöglichen. Die plötzliche Aktion zur Aufstellung einer „allgemeinen“ Miliz zeigt, wie überaus groß die Zuversicht und die revolutionäre Begeisterung der Kommunisten sind. Möglicherweise setzen diese sich aber auch damit, daß sie disziplinierte, dezentralisierte Organisationen schaffen und so viele Menschen im Waffen-gebrauch ausbilden, ernsten Gefahren aus.

Die Kommunistische Partei Chinas ist eine Kampforganisation, die — solange sie besteht — meist Krieg geführt hat. Sie kam ursprünglich durch militärische Operationen an die Macht, und sogar dort, wo von ihren Plänen für die Friedenszeit die Rede ist, werden oft militärische Begriffe verwendet. Die meisten Mitglieder ihres Politbüros und ihres Zentral-komitees haben als Kommandeure oder Kommissare Militärdienst geleistet. Der Parteiführer Mao Tse-tung, eine anerkannte Autorität in Fragen der beweglichen Kriegführung und des Partisanenkrieges, hat ausführlich über diese Themen geschrieben; durch seine Schriften zieht sich wie ein roter Faden der Hinweis auf die Bedeutung einer Volksmiliz für eine revolutionäre Bewegung. Er vertraut seiner Fähigkeit, gefahrlos bewaffnete Bürger zum Einsatz für die Ziele der Partei zu verwenden.

Nachdem die Kommunisten im Jahre 1927 mit der Kuomintang — der Nationalpartei — gebrochen hatten, organisierten sie Bauern-miliz-Scharen, und während des Krieges gegen Japan nutzten sie Nationalismus, Patriotismus und Reformprogramme dazu aus, die ländliche Miliz sehr stark zu erweitern. Diese Teilzeitsoldaten dienten als Ersatzmannschaften für die Rote Armee und kämpften gelegentlich als Partisanen. Etwa im Jahre 1945 behauptete die Partei, mehr als 2, 2 Millionen Milizsoldaten zu haben, und während des Aufstands gegen die Nationalregierung (1945— 1950) erreichte die Miliz nach amtlichen Schätzungen eine Stärke von 5, 5 Millionen Mann. AIs der Sieg auf dem Festland errungen war, erfolgte keine Demobilmachung. Im Jahre 1955 wurde die allgemeine Wehrpflicht verkündet, aber die Miliz wurde nicht aufgelöst. In dem Gesetz hieß es, die Miliz werde weiterhin die Ordnung aufrechterhalten und die Produktion schützen. Von Mitte 1955 bis zum Sommer 1958 brachte die Presse Kontinentalchinas jedoch nur wenig über die Miliz. Offenbar spielte die Miliz in dieser Zeit nicht mehr eine so bedeutende Rolle wie während der früheren Phasen der chinesischen Bewegung.

Der „große Sprung nach vorn”

Das Jahr 195 8 war ein Jahr beispielloser Kampagnen und innerer wie äußerer Konflikte. Es war das Jahr des „großen Sprungs nach vorn“ in der wirtschaftlichen Entwicklung, das Jahr des Aufbaus der Kommunen und der Krise um die Insel Quemoy. In diesem Jahr begann unter der Losung „Jeder ein Soldat“ auch die Aktion zur Umgestaltung und ungeheuren Verstärkung der Miliz. Die Opfer, die vom chinesischen Volk gefordert wurden, und die strikte Reglementierung, die ihm durch die ineinander-greifenden Massenkampagnen von 1958 aufgezwungen wurde, haben sogar in der Sowjetunion niemals ihresgleichen gehabt. Mit diesen Maßnahmen beabsichtigte man — vielleicht gezwungenermaßen — in erster Linie, die totalitären Kontrollen der Kommunistischen Partei über alle Gebiete des Lebens in China noch weiter zu verstärken, China in übermenschlichem Tempo zu einer großen Industrie-und Militärmacht zu entwickeln und den Übergang vom „Sozialismus“ zu einer chinesischen Abart des „Kommunismus" Zu beschleunigen.

Der „große Sprung nach vorn“ in der Produktion begann Anfang 1958, kurz vor der ersten, versuchsweise durchgeführten Verschmelzung landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften zu erheblich größeren Kommunen. Im Herbst wurden dann die Massen der Landbevölkerung mittels Überredung und Zwang in mehr als 26 400 Kommunen organisiert, und in einigen Gebieten begann man auch die Städte in Kommunen zu gliedern. Die Kommunen sollten politische, wirtschaftliche, soziale und militärische Einheiten darstellen. Verwaltung und Betriebsführung sollten zusammengefaßt werden, und Landwirtschaft, Industrie, Handel, Erziehungswesen und Verteidigung sollten auf örtlicher Ebene einer einheitlichen Kontrolle unterstehen. Die Führung sollte natürlich die Partei stellen, die dadurch enorm an Macht und an Mitteln zur Kontrolle des Volkes gewinnen würde. Im Dezember milderte das Zentralkomitee zeitweilig einige der krassesten Züge der Kommunen, schwächte die Reglementierung für die Städte wieder ab und berichtigte die unausgesprochene Annahme, daß die Kommunen ein schnelles Fortschreiten zum Kommunismus ermöglichen würden. Der Gedanke, Rot-china werde das „Endziel" des Kommunismus vor der UdSSR erreichen, hatte in Moskau keine Billigung gefunden. Selbst dann, wenn das kommunistische China sein letztes Ziel in der Form von Kommunen erreicht, wird dies Orwellsche System wenig mit dem Phantasiebild vom Absterben des Staates gemein haben, das Marx vorschwebte.

Am 23. August 1958 leitete eine schwere Beschießung der Insel Quemoy durch die Kommunisten die Krise um die Formosa-Straße ein.

Inmitten dieser militärischen Operationen und während die Großaktion zur Errichtung der Kommunen in vollem Gange war, begann die erwähnte Kampagne, durch die „jeder ein Soldat“ werden sollte. Die Kommunisten behaupteten, daß die Massen Chinas — „erregt über Provokationen der LISA“ — Waffen forderten, um ihr Heimatland zu verteidigen. Das ohnehin schon dichte Netz der Milizeinheiten wurde schnell sehr erheblich verstärkt, und zwar sowohl auf dem Lande als auch in den Städten.

In einer Hand die Hacke, in der anderen das Gewehr

Ursprünglich erklärte man, der Eintritt in die Miliz erfolge freiwillig. So wurde zum Beispiel behauptet, im welterfahrenen alten Peking hätten sich 2, 2 Millionen „Freiwillige“ gemeldet. An der Chungshan-Universität in Kanton sind „mit Ausnahme de 2 Millionen „Freiwillige“ gemeldet. An der Chungshan-Universität in Kanton sind „mit Ausnahme der gebrechlichen und betagten Professoren" der gesamte Lehrkörper und alle Studenten der Miliz beigetreten. Es ist zwar zu bezweifeln, daß es sich hier um eine aus dem freien Willen der Beteiligten entstandene Aktion gehandelt hat, aber trotzdem dürfen wir nicht die Fähigkeit der Kommunisten unterschätzen, das Volk zu organisieren und zu kontrollieren. Sie haben dies durch die ungeheure Schnelligkeit und die gewaltigen Ausmaße dieser Operation sowie dadurch bewiesen, daß es ihnen gelang, die Operation durchzuführen, ohne eine wirksame Opposition hervorzurufen. Falls der Plan für den Aufbau der Miliz in vollem Umfang ausgeführt würde, stünden dem kommunistischen China theoretisch etwa 120 Millionen Jugendliche beiderlei Geschlechts mit einer gewissen militärischen Grundausbildung und außerdem mehr als 180 Millionen Menschen zur Verfügung, die mindestens eine Vorstellung von militärischen Organisationen und Disziplin haben. Nach den auf statistischen Angaben aus einem Teil der Provinzen beruhenden Schätzungen eines Autors waren gegen Ende 1958 schon über 200 Millionen Menschen in die Milizlisten eingetragen 1). Amtlichen Erklärungen zufolge soll es damals über 30 Millionen ausgebildete Milizmitglieder ge-geben haben; es wurde aber eingeräumt, daß davon nur etwa 4 Millionen Mann an Schießübungen mit scharfer Munition teilgenommen hatten 2). Weitaus die meisten Milizangehörigen hatten — bildlich gesprochen — „in der einen Hand eine Hacke und in der anderen ein Gewehr“ gehabt, wobei die Betonung auf die Hacke zu legen ist.

Verantwortlicher Urheber der Kampagne „Jeder ein Soldat“ war Mao Tse-tung. Die kommunistische Presse hat wiederholt erklärt, diese Kampagne sei ein Ausdruck der großen strategischen Gedanken Mao Tse-tungs und seiner Ansichten über den Volkskrieg. Manchmal versucht sie die Strenggläubigkeit des Miliz-plans mit der Erklärung zu beweisen, dieser Plan stelle eine Kombination der „allgemeingültigen Wahrheiten“ des Marxismus-Leninismus mit den besonderen Problemen der chinesischen Revolution dar.

In ihren grundlegenden Zielen scheint die Kampagne mehr politischen und wirtschaftlichen als militärischen Charakter zu haben. Sie dient dem Zweck, die Massen mit Hilfe militärischer Organisation und Disziplin wirksamer zu kontrollieren und für die Produktion zu mobilisieren. Offiziell wird der Standpunkt vertreten, die Aufstellung einer „allgemeinen“ Miliz werde die Produktion auf allen Gebieten fördern, die Mobilisierung und Versetzung großer Arbeitermassen erleichtern, eine wirksamere Schulung und Erziehung ermöglichen und eine unerschöpfliche Quelle militärischer Reserven schaffen. Mao Tse-tung hat erklärt: „Bei der Aufstellung von Milizdivisionen in großem Maßstab geht es nicht allein darum, Menschenkräfte zu mobilisieren, kollektiv zu handeln und Produktionsaufgaben zu erfüllen. Es geht darum, die Massen dafür zu gewinnen, ihr Leben zu militarisieren und zu kollektivieren“ Häufig zitiert werden auch Äußerungen Mao Tse-tungs, daß die Miliz eine militärische Organisation, eine Arbeitsorganisation, eine Erziehungsorganisation und eine Organisation für körperliche Ertüchtigung sei. Tatsächlich bauen die Kommunisten jedenfalls landwirtschaftliche und industrielle Armeen auf, deren Grundlage das totalitäre Prinzip des „demokratischen Zentralismus“ bildet.

Ausbildung durch die Armee

Dominierend ist wie immer der politische Gesichtspunkt. Die Methode, deren man sich bedient, ist die kommunistische Technik ineinandergreifender Kontrollen. Beteiligt sind daran die Parteikomitees und Parteisekretäre aller Stufen, ebenso aber auch das Verteidigungsministerium, der Generalstab sowie die militärischen Bezirks-und Unterbezirksämter in jeder Provinz. Der Kommunistische Jugendverband, die Kommission für Körperkultur und Sport und andere Massenorganisationen wirken dabei mit. Theoretisch wenigstens spielen die Volksräte aller Stufen eine Rolle. Die Ausbildung liegt zum großen Teil in Händen der sehr intensiv geschulten regulären Armee.

Diese Methoden haben den Zweck, das von Mao Tse-tung und anderen aufgestellte Prinzip zu sichern: Die Partei soll die Kanonen kontrollieren und darf niemals zulassen, daß die Kanonen die Partei kontrollieren.

Die Miliz zerfällt in zwei Haupttypen — in die „Grundmiliz" und die „gewöhnliche Miliz“.

Erstere besteht aus jungen Aktivisten — hauptsächlich ausgewählten jungen Männern im Alter von 16 bis 30 oder 32 Jahren, anscheinend aber auch einer gewissen Zahl junger Frauen im Alter von 17 bis 22 Jahren. Diese Angehörigen der Grundmiliz, die nach einem genauen Plan militärisch ausgebildet werden sollen, wird man im Kriegsfälle zwecks Verstärkung der stehenden Truppen einberufen. Sie unterstützen außerdem die Aktivisten als Sicherheitsbehörden, helfen Opposition zu unterdrücken und treiben die anderen Arbeiter an, immer höhere Produktionsnormen zu erfüllen. Die gewöhnliche Miliz ist wesensmäßig ein gewaltiges Arbeitskorps, das aus der ganzen großen Masse derjenigen 16-bis 50-jährigen männlichen und weiblichen Bürger besteht, die nicht Mitglieder der Grundmiliz sind. Ausgeschlossen von der Zugehörigkeit zur gewöhnlichen Miliz sind Konterrevolutionäre, ehemalige Großgrundbesitzer und Großbauern, Verbrecher, Rechtsabweichler und Dienstuntaugliche. Möglicherweise ist das eine außerordentlich große Gruppe. Die Angehörigen der gewöhnlichen Miliz werden während der sehr beschränkten „Freizeit“, in der sie nicht in der Produktion tätig sind, militärisch ausgebildet.

Die Organisation der Miliz ist nur in einer Beziehung vereinheitlicht, und zwar hinsichtlich der Terminologie. Die Miliz ist in Divisionen, Regimenter, Bataillone, Kompanien, Züge und Gruppen gegliedert, aber die Größe einer Einheit hängt jeweils von der Größe des Produktionsorgans ab, mit dem diese Einheit verbunden ist. Normalerweise scheinen die Angehörigen der Grurdmiliz und die der gewöhnlichen Miliz in gemischten Einheiten zusammengefaßt zu sein. In jedem Zug gibt es eine Grundmilizgruppe, in jeder Kompanie einen Grundmilizzug usw., und die Führer der Grundmilizeinheiten sind zugleich Führer der nächsthöheren gemischten Organisation. Auf dem Lande sind die Kommunen die Basis der Miliz, in den Städten dagegen stellen Regierungsorgane, Fabriken und Schulen oder die sich jetzt schnell vermehrenden Stadtkommunen Einheiten auf.

Eine Massenorganisation, kein Heer

Da die Miliz eher eine „Massenorganisation" als ein Berufsheer ist, wird der Gebrauch militärischer Dienstgrade, Uniformen und Gruß-formen mißbilligt Die jeweiligen Führer werden zwar manchmal als Divisions-, Regiments-oder Bataillonskommandeure bezeichnet, aber gewöhnlich spricht man von den Milizoffizieren als den „Kadern". Als Kader werden ehemalige Angehörige der regulären Armee oder zivile Aktivisten — vielfach Parteimitglieder — ausgewählt. Um die politische Kontrolle noch weiter zu sichern, sind den Milizeinheiten auch Kommissare zugeteilt.

Die Tatsache, daß ein totalitäres Regime in sehr kurzer Zeit viele Millionen Menschen zu einer militärischen Organisation auszuheben vermag, bedeutet für sich allein noch nicht, daß dies Regime seine Ziele in vollem Umfang erreicht hätte. Die überall vergrößerte Miliz litt — um einen marxistischen Euphemismus für eine nur auf dem Papier stehende Organisation zu gebrauchen — „in gewissem Grade an Formalismus", und viele Einheiten waren nicht „sauber“ genug, daß heißt, örtliche Parteikomitees hatten in ihrem Enthusiasmus manche unerwünschten Elemente zwangsrekrutiert. Die Bauern in den Kommunen wurden durch Arbeit, durch Exerzieren und durch Schulungsversammlungen so stark überanstrengt, daß sich das Zentralkomitee der Partei im Dezember 195 8 zu der Anweisung genötigt sah, den Mitgliedern der Kommunen müßten acht Stunden für Schlaf und vier Stunden für Mahlzeiten und zur Erholung belassen werden. Eine im Januar 1960 abgehaltene nationale Milizkonferenz entschloß sich jedoch „eindeutig", die Milizarbeit weiter zu verstärken. Im April nahm eine stattliche Reihe hoher Parteiführer an einer Konferenz von Vertretern der Miliz teil, um der Milizkampagne Prestige und Nachdruck zu verleihen. Trotz Opposition — selbst innerhalb der Partei — sollte es kein Zurück auf dem einmal eingeschlagenen Wege geben.

Konferenzberichte und Veröffentlichungen der Presse zeigen, daß es bei der Miliz in erster Linie darum geht, eine vollständige Kontrolle durch die Partei zu gewährleisten. Die Miliz-arbeit ist auf die Tagesordnung der Partei-komitees gesetzt worden. Es wird ausdrücklich hervorgehoben, daß die politische Erziehung der Milizangehörigen verstärkt und ihr „revolutionärer Enthusiasmus" gesteigert werden müssen. Hauptzielscheibe der Propaganda sind die Mitglieder der Grundmiliz. Die politische Erziehung der Angehörigen der gewöhnlichen Miliz kann mit gesellschaftlicher Erziehung verbunden werden. Besonderer Nachdruck wird auf die Ausbildung von Kadern gelegt, denn diese sind in der Produktion die Aktivisten und im Kriege die Offiziere.

Es steht nicht fest, ob die chinesischen Kommunisten wirklich die Massen bewaffnen oder nicht. In bildlichem Sinne oder um einer propagandistischen Wirkung willen wird in amtlichen Quellen manchmal davon gesprochen, daß die „Menschen“ bewaffnet würden. Der erste Anschein spricht jedoch dafür, daß nur eine Minderheit der Milizangehörigen tatsächlich bewaffnet oder auch nur an einer Schießausbildung teilnimmt, und davon sind die meisten, wenn nicht alle, Mitglieder der Grund-miliz, die nach ihrer Zuverlässigkeit ausgewählt wurden. Die wirkliche Sachlage wird durch die Feststellung eines höheren Parteiführers gekennzeichnet, der in ein und derselben Rede zunächst prahlend erklärte, nur ein Land, in dem der einfache Mensch der Herr sei, wage es, den Massen Waffen zu geben, und dann eine Reorganisation der Miliz forderte, damit gewährleistet sei, daß Waffen an diejenigen ausgegeben würden, die politisch zuverlässig seien

Reserve für die regulären Streitkräfte

Die offizielle Presse läßt keinen Zweifel daran, daß die wirtschaftliche Funktion der Miliz, außer im Kriegsfälle, vor ihrer militärischen Funktion rangiert. Arbeit und militärische Ausbildung sind zusammengefaßt, und dabei erhält die Arbeit den Vorrang. Militärischer Unterricht soll nicht zum Schaden der Produktion erteilt werden, und die militärische Organisation soll nicht die für die Produktion geschaffene Organisation umstoßen. Außerdem soll die Ausbildung mit der jeweiligen Arbeitsbelastung so in Einklang gebracht werden, daß die Ausbildung vor allem während stiller Zeitabschnitte erfolgt.

Die allgemeine Miliz hat jedoch auch wichtige militärische Seiten, und sie steht in enger Verbindung zu den regulären Streitkräften, der sogenannten „Volksbefreiungsarmee". In den meisten Küstengebieten haben beide gemeinsame Verteidigungskommandos. Obwohl die „Volksbefreiungsarmee“ ihren eigenen Ausbildungsplan hat und sehr viel Zeit für zivile Bauvorhaben aufwendet, soll sie die Miliz bei ihrer Erweiterung sowohl durch Ausbildung als auch durch Lieferung der Ausrüstung für die Ausbildung „enthusiastisch“ unterstützt haben. Heute dient die Grundmiliz als eine Reserve für die regulären Streitkräfte, und in Zukunft wird sie auch eine Basis für die nationalen Aushebungs-und Entlassungsprogramme werden; aus der Miliz wird man Rekruten einberufen, und aus dem Militärdienst entlassene Soldaten werden wieder in Miliz-einheiten zurückkehren und deren „Rückgrat“ bilden. Alljährlich wird eine Kampagne zur Auswahl von Milizangehörigen für die regu-lären Streitkräfte stattfinden, und demzufolge werden die Rekruten der Armee schon eine militärische Grundausbildung besitzen. Außerdem könnte die Miliz die „Volksbefreiungsarmee“ von einigen Aufgaben in der zivilen Produktion entlasten, die den Berufssoldaten lästig waren.

Aufstellung technischer Truppen geplant

Die Milizkampagne steht in Zusammenhang mit der Modernisierung der „Volksbefreiungsarmee". Die ungeheure Vergrößerung der Miliz wird auch zur Lösung des Widerspruchs beitragen, der zwischen einem „kleinen“ Friedens-heer und den großen Streitkräften besteht, die man in Kriegszeiten braucht; die chinesischen Kommunisten betrachten nämlich offenkundig die mehr als 2, 5 Millionen Mann der „Volksbefreiungsarmee" nicht als ein großes Friedens-heer. Dennoch ist seit dem Sieg auf dem Festland eine Verminderung der regulären Armee erfolgt, und in einer amtlichen Quelle heißt es, die Verkleinerung der Armee und die Vergrößerung der Miliz würden es der Regierung ermöglichen, einen Teil des Militärhaushalts für wirtschaftliche Aufbauprogramme zu verwenden Die Miliz bildet eine große, aber nicht kostspielige Reserve; nirgends ist erwähnt, daß ihre Mitglieder außer der knappen Verpflegung und dem geringen Lohn, die sie für die Arbeit auf den Feldern und in den Fabriken erhalten, irgendeinen Sold bekämen.

Die Milizorganisationen bestehen jedoch nicht nur aus Infanterieeinheiten, und sie werden mit der Aufstellung technischer Truppen kostspieliger werden. Es sind bereits Anweisungen zur Aufstellung von Artillerie-, Flak-, Aufklärungs-, Nachrichten-und Pioniereinhei-ten sowie von Einheiten für chemische Krieg-führung und für Luftschutz ergangen. Das geschieht natürlich in der Absicht, nicht nur Reserven zu schaffen, die moderne konventionelle Waffen zu gebrauchen verstehen, sondern auch erfahrene Techniker für Industrie und Landwirtschaft auszubilden.

Bis jetzt scheint die Ausbildung der Miliz-einheiten — und das gilt sogar für die Mitglieder der Grundmiliz — zum großen Teil eine Elementarausbildung mit nur wenig Spezialunterweisung zu sein. Zwar sind eine Anzahl Schulen für Teilzeitausbildung eingerichtet worden, aber die Milizmitglieder dürften wenig Zeit haben, diese Schulen zu besuchen. Der Gedanke an die Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die an die Miliz ausgegeben worden sind, muß in bezug auf die Versorgung ein Alpdruck sein, denn es ist zwar geplant, die notwendigen Waffen in örtlichen Werkstätten herzustellen, aber tatsächlich hat die Miliz viele Waffen von „revolutionären Vorfahren“ ererbt. Außerdem hat die „Volksbefreiungsarmee“ für Ausbildungszwecke eine beträchtliche Menge Ausrüstung geliefert, und es soll auch Organisationen geben, die nicht nur Gewehre, sondern auch automatische Waffen und sogar Geschütze benutzen.

„Herkulesaufgaben"

Nach mehr als einjährigen Erfahrungen hat die kommunistische Presse zahlreiche statistische Angaben veröffentlicht, um zu zeigen, wie nützlich es ist, militärische Organisation und Disziplin zur Mobilisierung des Volkes für die Produktion zu verwenden. Ebenso wie die statistischen Angaben über den „großen Sprung nach vorn“ in der Produktion sind auch diese Berichte offensichtlich stark übertrieben. Sie wären glaubhafter, wenn sie nicht Behauptungen wie z. B. die enthielten, daß der Führer einer Milizkompanie eine Drahteinlegemaschine entwickelt habe, durch die der Wirkungsgrad der Arbeit auf das Fünfzigfache gesteigert und die grundlegenden Probleme des Maschinenbaus gelöst worden seien. Glaubwürdiger ist die Angabe, daß etwa 71 000 Miliz-mitglieder in Shansi — abgesehen von der Erfüllung anderer Herkulesaufgaben — in 17tägigem „hartem Kampf“ 1, 9 Millionen Pikul Dünger gesammelt haben Zu den Obliegenheiten der Milizmitglieder gehört es, organisierte Jagden auf solche wilden Tiere und Vögel zu veranstalten, die Menschen oder das Vieh in Gefahr bringen könnten. Im ersten Halbjahr 1959 sollen sie fast 7, 5 Millionen Vögel und Raubtiere erlegt haben . Die ungeheuren Zahlen der zur Arbeit an verschiedenartigen öffentlichen Vorhaben in Industrie und Landwirtschaft mobilisierten Milizmitglieder sind tatsächlich eindrucksvoll. Man wird jedoch an die chinesische Lebensregel erinnert: „Gutes Eisen schlägt man nicht zu Nägeln, gute Leute macht man nicht zu Soldaten“. Im Jahre 1958 lagen die Dinge in China beinahe buchstäblich so, daß alle guten Leute Soldaten waren, die für den „großen Sprung nach vorn“ schlechtes Eisen erzeugten.

Auf rein militärischem Gebiet wird der Miliz das Verdienst zugeschrieben, die „Volksbefreiungsarmee" bei Operationen gegen nationalchinesische Streitkräfte an der Küste von Fukien und an der „Jünnan-Front" unterstützt zu haben. Milizmitglieder bewachen auch Fabriken, Anlagen und Verkehrswege. Schließlich werden mindestens die Grundmilizeinheiten allmählich zu einer immer tauglicheren Reserve für die regulären Truppen. Die Miliz macht zwar ungleichmäßige, aber doch immer weitere Fortschritte, obwohl Rotchina keine so große Streitmacht braucht, um einen Krieg mit konventionellen Waffen außerhalb seiner Grenzen zu führen.

Als Ausgleich für die entstellenden und übertriebenen Angaben der Kommunisten über ihre Leistungen verschafft uns ihre Auffassung von der Selbstkritik wertvolle Informationen über einige der Schwächen ihres Programms. Vereinzelt wird aus amtlichen Quellen bekannt, daß viele Mängel bei der Reorganisation der Miliz im Jahre 1959 nicht beseitigt werden konnten. So sind mindestens manche Einheiten noch „ziemlich locker organisiert“, und andere Einheiten erfüllen nicht alle ihre Aufgaben. Die Ausbildung technischer Truppen muß verbessert werden, und ebenso muß die politische Siebung der Milizmitglieder, muß deren Moral und Schulung verbessert werden; manche Miliz-angehörigen „befürchten" zum Beispiel, daß sie im Anschluß an ihre militärische Ausbildung Kriegsdienst leisten müßten. Sündenböcke sind wie üblich die Kader, selbst wenn der Fehler in der Parteilinie liegt. Man erklärt, die Kader hätten zum Teil nicht die nötige Befähigung; sie seien zu alt, oder sie seien an militärischen Dingen uninteressiert, oder sie glaubten, daß die Miliz zu groß sei. Manche seien despotisch, andere dagegen wollten keine feste Haltung einehmen. Es wird jedoch behauptet, die falsche Meinung, daß die Milizarbeit keine Zukunft habe, sei beseitigt worden. Manche Kader scheinen trotz aller Schulung und trotz des furchtbaren Drucks, der auf sie ausgeübt wird, noch menschlich zu sein; sie achten nämlich auf Dienstgrad und Anciennität und zeigen damit, daß sie eitel sind, nutzen persönliche Beziehungen aus und beschweren sich so-gar beim örtlichen Parteikomitee über die Lebensverhältnisse. Nicht allein Mitglieder der Miliz beklagen sich. Sogar bei Parteikomitees bestand die Besorgnis, der starke Ausbau der Miliz werde der Produktion schaden, und einige allgemein verbreitete Kritiken werden als berechtigt anerkannt. Heftigste Angriffe von offizieller Seite werden gegen Rechtsabweichler — dazu gehören auch Parteimitglieder und militärische Kader — gerichtet, die nicht die Kampagne „Jeder ein Soldat“ unterstützen und sich in der Tat allen Massenbewegungen widersetzen. Der allgemeine Volks„kampf“ gegen rechtsabweichlerische Tendenzen deutet darauf hin, daß diese Tendenzen sowohl hoch hinauf in die Partei als auch weit hinunter in die Massen reichen müssen.

Die erste Phase der Kampagne zur Militarisierung der Chinesen in einer allgemeinen Miliz fiel mit der Quemoy-Krise zusammen.

Die zweite Phase begann in der Periode des Geistes von Camp David und der Vorbereitungen für die Gipfelkonferenz. In dieser Periode nahmen die chinesischen Kommunisten eine militante Haltung ein; sie legten nur ein Lippenbekenntnis zu der Konzeption einer friedlichen Koexistenz ab und behaupteten, die Gefahr eines Krieges bestehe noch immer. Ihre Beschuldigungen gegen die Amerikaner wurden ätzend scharf. Die Vereinigten Staaten werden jetzt beschuldigt, sie stünden an der Spitze eines „Lagers imperialistischer Aggressoren“ und seien der „brutalste Feind“ der Völker der Welt. Insbesondere bezichtigt man sie einer äußerst feindseligen Haltung gegenüber China und geheimer, mit friedlichen Worten bemäntelter Vorbereitungen für einen Krieg gegen China.

Die Frage, warum Rotchina eine so ungeheuer große Miliz haben will, ist unter anderem dahingehend zu beantworten, daß die Miliz Bestandteil einer Verteidigung gegen Atomwaffenangriffe und gegen eine Invasion sein soll. Die chinesischen Kommunisten behaupten, daß „der Ostwind sich gegen den Westwind durchsetzt“, d. h., daß sich das Kräfteverhältnis in der Welt zugunsten des chinesisch-sowjetischen Blödes verschoben habe. Sie erklären zwar, daß sie Kernwaffen besitzen werden, haben aber nicht öffentlich angedeutet, daß sie schon jetzt solche Waffen oder Langstreckenraketen besitzen; interessanterweise wird niemals erwähnt, daß sie erwarten, solche Waffen von den Sowjets zu erhalten. Die chinesischen Kommunisten mögen natürlich wohl glauben, daß — falls sie einen Krieg beginnen — die Sowjetunion genötigt wäre, sie mit atomar bewaffneten Streitkräften zu unterstützen oder der „Volksbefreiungsarmee“ Atomwaffen zu liefern. Aber wenn sie nicht und bis sie entweder Atomwaffen entwickeln oder mit Atomwaffen beliefert werden, müssen sie sich auf andere Mittel verlassen, von einem Kernwaffenangriff abzuschrecken.

„Volkskriegs im Zeitalter der Kernwaffen

Die rotchinesischen Führer tun heute die furchtbare Vernichtungskraft von Kernwaffen nicht mehr verächtlich ab, unterschätzen aber doch offensichtlich deren Wirkungen einschließlich des radioaktiven Niederschlags. Öffentlich versichern sie, sie hätten keine Furcht vor einem Kriege, und sie geben noch nicht zu, daß ein Atomkrieg vielleicht die kommunistischen Staaten ebenso zerstören würde wie die kapitalistischen Staaten. Grundlage ihrer Zuversicht ist die Auffassung: „Ein Meer von einigen hundert Millionen Milizsoldaten kann durdt keine moderne Waffe zerstört werden. Darin liegt die Hauptgarantie für unsere Unbesiegbarkeit“ Und der Minister für Nationale Verteidigung, Marschall Lin Piao, hat erklärt: „Die Imperialisten tun jetzt ihr möglichstes, eine umfassende Kriegführung mit ferngesteuerten Raketen und mit Kernwaffen vorzubereiten. Um mit einem solchen Krieg fertig zu werden, müssen wir vor allem das Volk für einen Volkskrieg mobilisieren und uns auf das Volk stützen. Wir sind Marxisten-Leninisten, wir erkennen ganz klar, daß im Kriege die Menschen der entscheidende Faktor sind; wir erkennen ferner die bedeutende Rolle der modernen Technik im Kriege an. Deshalb müssen wir unverzüglich die technische Ausrüstung unserer Streitkräfte nachdrücklich verbessern und unsere Streitkräfte in verstärktem Maße modernisieren“

Die Partei behauptet, die Kombination regulärer Truppen mit einer sehr großen Miliz werde eine „stählerne Verteidigung“ schaffen, „den Feind in die Hölle eines allgemeinen Volkskrieges“ bringen und ihn in einem „großen Meer von Menschen“ ertränken. Dies stellt einen Sieg für Mao Tse-tungs Auffassung von einem Volkskrieg dar — eine Auffassung, die sich auf die in jahrelangem Kampf gegen die Nationalregierung und gegen die Japaner gesammelten Erfahrungen gründet. Mao Tse-tung hält selbst im Atomzeitalter und entgegen den Ansichten mancher Berufsoffiziere der „Volksbefreiungsarmee“ an seinem Glauben an das fortdauernde Übergewicht des Menschen über die Waffen fest

In ähnlicher Weise bestand mindestens eines der Ziele, die mit der Errichtung der teilweise autarken und weit verstreuten Kommunen verfolgt wurden, wahrscheinlich darin, eine Verteidigung gegen Atomwaffenangriffe zu schaffen. Die Kommunen, in denen politische, wirtschaftliche, erzieherische und militärische Angelegenheiten ein einheitliches Ganzes bilden, sind — wie der Minister für Nationale Ver-teidigung erklärt hat — „eine mächtige Reserve für eine höchst wirksame Realisierung des Plans, jeden zum Soldaten zu machen, für die Unterstützung der Front, für den Schutz des Vaterlandes und dafür, den Feind in eine tödliche Katastrophe zu führen ..."

Die rotchinesischen Führer glauben vielleicht wirklich, daß die halbautarken Kommunen und neue, weit über große Räume verstreute Industriezentren zusammen mit starken konventionellen Streitkräften und einer allgemeinen Miliz es dem Regime ermöglichen würden, einen mit Kernwaffen geführten Krieg zu überleben. Ereignisse aus dem letzten Jahrzehnt zeigen, daß der etwaige Tod vieler Millionen Chinesen sie nicht davon abschrecken würde, sich auf einen solchen Krieg einzulassen. Allem Anschein nach bereiten sie sich tatsächlich darauf vor, einen Krieg zu führen, in dem sich die Gegner bereits das Rückgrat gebrochen haben — also auf die Art der Kriegführung, die nach Ansicht mancher militärischer Fachleute für die Periode nach einem anfänglichen Kernwaffenangriff geeignet ist.

Für den Partisanenkrieg vorgesehen

Sie glauben offenbar, daß das Regime nur vernichtet werden könne, wenn China von feindlichen Truppen besetzt sei, und beabsichtigen daher, dies durch einen langwierigen, beweglich geführten Krieg vom Typ des Partisanenkrieges zu verhindern, also durch einen Kampf der Art, die den älteren Parteiführern auf Grund ihrer 25jährigen Erfahrung zweck-mäßig erscheinen würde. Nach der Kriegführung gegen Japan und gegen die Nationalregierung zu urteilen, kann man erwarten, daß die chinesischen Kommunisten darauf bedacht sein würden, sich die Weite des Raums und die ungeheure Größe der Menschenmassen zunutze zu machen, ihre Streitkräfte auseinander-zuziehen sowie straffe Disziplin und zentralisierte Kontrolle mit weitgehender Übertragung der Verantwortlichkeit nach unten zu verbinden. Ebenso wie im Krieg gegen Japan würden sie zweifellos den Nationalismus und den Patriotismus ausnutzen. Sie würden die Angehörigen der Grundmiliz als Partisanen einsetzen, und in einer entscheidenden Krise würden sie wahrscheinlich die zuverlässigeren Mitglieder der gewöhnlichen Miliz mit beliebigen verfügbaren Waffen bewaffnen und sich auf den Patriotismus als einen Rückhalt für das Regime stützen.

Diese militärischen Auffassungen sind vielleicht bei vernünftiger Betrachtung nicht mehr haltbar, aber es kann durchaus sein, daß die Parteiführer ihnen noch vertrauen. Die ganze Geschichte der Neuzeit hindurch haben wiele kluge militärische Führer und Staatsmänner an strategischen Ansichten und Waffensystemen festgehalten, die sich dann als überholt erwiesen. Die besser informierten sowjetischen Führer gelangen hinsichtlich der Wirkungen eines mit thermonuklearen Waffen geführten Krieges nicht zu den gleichen Schlußfolgerungen wie ihre chinesischen Verbündeten. Nach ihren Erklärungen zu urteilen, haben letztere weit weniger Furcht vor einem großen Krieg — sogar vor einem dritten Weltkrieg.

Gegenwärtig stellen die mit konventionellen Waffen ausgerüsteten, durch die Milizreserven unterstützten Truppen der „Volksbefreiungsarmee" hauptsächlich für Chinas nichtkommunistische Nachbarn eine Bedrohung dar. Es ist natürlich möglich, daß die Führer Rotchinas — falls sie Kernwaffen erhalten sollten — zu der Ansicht gelangen, daß niemand einen Atomkrieg gewinnen kann. Wahrscheinlicher erscheint es, daß der Besitz von Kernwaffen ihnen nur zusätzlich zu der Überzeugung, daß sie — und vielleicht nur sie — einen Atomkrieg überleben könnten, noch das Bewußtsein verleihen würde, über eine phantastisch vermehrte Schlagkraft für den Angriff zu verfügen. In diesem Falle würde das kommunistische China wirklich zu einer Bedrohung für die ganze Welt einschließlich seiner sowjetischen Verbündeten werden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. New China News Agency (N. C. N. A.), Peking, vom 31. Dezember 1958, zitiert in „Survey of the China Mainland Press“ vom 15. Januar 1959, S. 8. Der vorliegende Artikel stützt sich hauptsächlich auf die vom amerikanischen Generalkonsulat in Hongkong herausgegebenen Publikationsreihen „Survey of the China Mainland Press"

  2. „Kiangsi Jih-pao" vom 13. Dezember 1959, zitiert in S. C. M. P. vom 15. Februar 1960, S. 39

  3. „China News Analysis" in „The Militia" vom 4. September 1959, S. 6. In diesem wertvollen, dokumentarisch untermauerten Artikel wird die Rolle der Miliz in der kommunistischen Bewegung behandelt.

  4. Huang Huo-ch ing in „Liaoning Jih-pao" vom 27. Februar 1960, zitiert in S. C. M. P. vom 12. April 1960, S. 13, 15.

  5. „Kiangsi Jih-pao" vom 13. Dezember 1959, zitiert in S. C. M. P. vom 15. Februar 1960, S. 39.

  6. Pikul = 133 1/3 engl. Pfund. — d. übs.

  7. „Szechwan Jih-pao" vom 22. Januar 1960, zitiert in S. C. M. P. vom 29. März 1960, S. 38, und „Shansi Jih-pao“ vom 16. Februar 1960, zitiert in S. 23

  8. N. C. N. A., Peking, vom 8. Februar 1960, S. C. M. P. vom 12. Februar 1960, S. 4.

  9. Huang Huo-ch’ing in „Liaoning Jih-pao" vom 27. Februar 1960, zitiert in S. C. M. P. vom 12. April 1960, S. 13. Siehe auch „Jen-min Jih-pao“ vom 19. April 1960, zitiert in S. C. M. P. vom 6. Mai 1960, S. 17.

  10. N. C. N. A., Peking, vom 27. April 1960, zitiert in S. C. M. P. vom 6. Mai 1960, S. 17.

  11. Lin Piao in N. C. N. A. vom 29. September 1959, zitiert in C. B. vom 7. Oktober 1959, S. 8; Hsieh, Alice Langley, „Communist China and Nuclear Warfare", in „The China Quarterly", Nr. 2, April/Juni 1960, S. 8, 11-12, 14.

  12. N. C. N. A., Peking, vom 29. September 1959, C. B. vom 7. Oktober 1959, S. 7.

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