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Politische und militärische Probleme nach dem Frankreichfeldzug | APuZ 15/1962 | bpb.de

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APuZ 15/1962 Politische und militärische Probleme nach dem Frankreichfeldzug

Politische und militärische Probleme nach dem Frankreichfeldzug

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Fortsetzung:

R Der vorliegende Beitrag findet Aufnahme in na I »Vollmacht des Gewissens“ — heraus-p Vben von der „Europäischen Publikation pF’ ran'kfurt>a. dMer., edrescmhneäincth. st beim Metzner-Verlag,

Die Neutralität Spaniens

Abbildung 1

Schon frühzeitig, seit etwa Anfang Juli, befaßte sich Hitler im Gegensatz zu seiner Haltung gegenüber Frankreich mit dem Gedanken und den Möglichkeiten, Spanien aktiv in das Kriegsgeschehen einzuschalten, Spanien „ins Spiel zu bringen" Die jüngste Vergangenheit dieses Hauptlandes der Iberischen Halbinsel sei kurz behandelt, um beurteilen zu können, inwieweit Hitlers Vorgehen realistisch oder von Wunschdenken geleitet war.

Nach der Diktatur Primo de Riveras 1930, dem Thronverzicht Alfons XIII. im Frühjahr 1931 und der Gründung der Republik setzte seitens der politischen Linken ein scharfer Kampf gegen die Kirche und den Großgrundbesitz ein. Das Jahr 1933 brachte der konservativen Rechten zwar den Wahlsieg, aber keine politische Beruhigung. Anfang 1936 schlug das Pendel zurück und es kam zur Bildung einer Volksfrontregierung. Gegen sie richtete sich im Sommer 1936 die Militärerhebung Francos. Es folgte ein langer und blutiger Bürgerkrieg, dessen Parteien sowohl von den totalitären Mächten Deutschland und Italien wie andererseits von den westlichen Demokratien und der Sowjetunion mehr oder weniger offen unterstützt wurden. London, Paris und Moskau wechselten den Kurs und stoppten die Hilfe für die Republikaner ab, als in den ersten Monaten 1939 die wachsenden militärischen Erfolge Francos die Sorge bei ihnen aufkommen ließen, Spanien könnte Bundesgenosse der Achse werden. Die Eroberung Madrids durch Franco beendete am 1. 4. 1939 schließlich den Bürgerkrieg. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges sollten nur noch fünf Monate vergehen.

Der mehrjährige, von beiden Seiten erbittert geführte Kampf hatte Spanien sehr schwere Menschenverluste und materielle Zerstörungen eingebracht, er hatte die an sich schon schwache Volkswirtschaft an den Rand des Ruins geführt. Auch waren durch ihn die politischen und sozialen Gegensätze im Volk bis zu einem Maß gesteigert worden, daß ihre allmähliche Abschwächung und schließliche Beseitigung durch das neue Regime nur allmählich und sicher nicht in kurzer Frist gelingen konnte. Welch schwere Aufgaben dem Regime und der die Franco-Regierung tragenden Bewegung der Falange gestellt waren, drückte Serano Suner, der Schwager Francos und Innenminister mit den Worten aus: „indem zu bequemes Denken die Falange ...den echten totalitären Bewegungen als gleichartig an die Seite stellte, hat es einem höchst komplizierten, in seinem Innern von alten ungelösten Fragen oft bis zum Zerreißen angespannten Organismus, die Qualitäten der Zerreiß-Unempfindlichkeit und der festen Homogenität zuerkannt, die er in Wirklichkeit nie gehabt hat .. .“.

Das Verhältnis Spaniens zu den beiden Achsenmächten wies von Beginn an wesentliche Unterschiede auf. Während Spanien und Italien sich als Mittelmeerländer, lateinische Nationen und durch den Katholizismus eng verbunden fühlten — auch volkswirtschaftlich bestanden manche Parallelen —, waren Spaniens Beziehungen zu Deutschland trotz aller traditionellen Freundschaft kühler, strenger, sachlicher. Spanien sah in Deutschland immer zunehmend die starke Macht deren Hilfe freilich geeignet und fähig schien, über manche politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten hinwegzuhelfen. Seine Freundschaft war also zu suchen.

Schon im Bürgerkrieg, in dem Hitler ja keineswegs nur aus politisch-ideologischen Gründen Franco personell und materiell unterstützte (Sammlung taktischer und waffentechnischer Erfahrungen), müssen allerdings einzelne deutsche Maßnahmen die spanische Empfindlichkeit stark berührt haben Nichterkennen und Nicht-beachten psychologisch zu wertender Faktoren wirkten demnach — wie im Verhältnis Deutschland/Frankreich — auch gegenüber dem befreundeten Spanien sich negativ aus. Die Zweckbedingtheit der Einstellung Hitlers zu Spanien im Bürgerkrieg ließe sich auch aus seiner Bemerkung in der Besprechung vom 5. 11.1937 (Hossbachprotokoll) herauslesen, daß vom deutschen Standpunkt „ein 100°/oiger Sieg Francos auch'nicht erwünscht sei“, wenn man sie nicht allein aus den damaligen Gedankengängen erklären will.

Die wirtschaftlichen Nöte Spaniens nach dem Ende der inneren Kämpfe waren sehr groß; an ihrer Spitze stand der Mangel an fast allen wesentlichen Rohstoffen, der hohe ständige Einfuhrbedarf, besonders auch an Lebensrnitteln,. der geringe Devisenbestand. Der Kriegsatsbruch im Herbst 1939 brachte naturgemäß gerade auf dem Einfuhrsektor erneute Einengungen und damit Verschärfung der Regierungssorgen. Im Sommer 1940 mußte fast von Hungersnot gesprochen werden Diese wirtschaftlichen Gegebenheiten sind deswegen bedeutungsvoll, weil die negativen Erfahrungen im Spätsommer 1939 mit dem Achsenpartner Italien, die ganz wesentlich wirtschaftlich bedingt waren, der deutschen politischen Führung das vorsorgliche In-Rechnung-Stellen kriegswirtschaftlicher Faktoren nahe-legen mußte.

Die außenpolitische Aktivität des neuen Spanien galt begreiflicherweise als erstem Staat der lateinischen Schwesternation Italien. Im Juni 1939 besuchte Suner Rom und war glücklich, dort zu hören, daß Deutschland und Italien noch jahrelang bemüht sein würden, einen Krieg zu vermeiden; er ließ seinerseits keinen Zweifel daran, daß Spanien zu gegebener Zeit sich der Achse anschließen werde Im August 1939 übernahm Oberst Beigbeder von Graf Jordana das spanische Auswärtige Amt; er war früher Militärattachee in Berlin gewesen, sodaß wohl künftige gute deutsch-spanische Beziehungen unterstellt werden konnten Da zu diesem Zeitpunkt alle politischen Kräfte Europas aufs äußerste angespannt waren den Ausbruch eines Krieges zu verhüten, auch Hitler fest davon überzeugt war, einen eventuellen Konflikt mit Polen lokalisieren zu können, ergaben sich keine deutsch-spanischen Kontaktaufnahmen. Hitler rechnete allerdings notfalls mit wohlwollender spanischer Neutralität

Deutscherseits erfolgte auch keine Kontaktaufnahme, als gegen jede Erwartung der „große“ Krieg mit den Westmächten doch ausgebrochen war; schon der Bedeutung Gibraltars wegen hätte nahegelegen, die künftige Haltung Spaniens, mit dem Deutschland ja formell durch den Antikominternpakt eng verbunden war, frühzeitig und vorsorglich zu klären.

Spanien erklärte sich Anfang September 1939 für neutral; die Gründe sind dem deutschen Botschafter in Madrid sicher bekannt gewesen. Suner nennt sie sehr klar: „der Krieg brach aus als er uns am wenigsten paßte, als er uns im Innern am meisten schaden konnte. Denn sein Ausbruch beschränkte die Möglichkeit, Hilfe-leistungen des Auslandes für unsere Wiederherstellung zu erlangen und störte uns bei der Arbeit, die nationale Einheit wieder zusammenzukitten . . .der Krieg paßte uns damals nicht, weil Spanien müde, ruiniert, schlecht gerüstet keine Lust zu Kriegsabenteuern hatte."

England seinerseits war sich sofort der hohen und politischen Bedeutung Spaniens und der Notwendigkeit, Spanien aus dem Krieg herauszuhalten, bewußt: „Alles, woran uns gelegen sein mußte, war Spaniens Neutralität. Wir wünschten mit Spanien Handel zu treiben, daß seine Häfen den deutschen und italienischen U-Booten verschlossen blieben, jede Gefährdung" Gibraltars zu vermeiden, die Reede von Algeciras für unsere Schiffe und den Landstreifen zwischen Fels und Festland für unsern stets wachsenden Flugstützpunkt zu benutzen. Davon hing in weitem Maße unser Zugang zum Mittelmeer ab . . Als nach Beginn der deutschen Westoffensive die Lage in Frankreich für die Westmächte bedrohliche Aspekte anzunehmen begann, entsandte die englische Regierung noch im Mai einen ihrer befähigsten Diplomaten, Sir Samuel Hoare, nach Madrid. Auch die spanische Regierung dürfte die Bedeutung dieses Schrittes richtig gewürdigt haben; sie erklärte auf den englischen Antrag, entgegen sonstigen Gepflogenheiten, innerhalb kurzer Frist ihr Einverständnis Dies politische Fingerspitzengefühl sollte sich für England bald bezahlt machen.

Die überraschend schnellen und durchschlagenden Erfolge der deutschen Wehrmacht in Frankreich führten — wie schon früher gestreift—am 12. 6. 1940, nach dem am 10. 6. erfolgten italienischen Kriegseintritt, zur Erklärung der spanischen „Nichtkriegführung" und am 14. 6. zur Besetzung der internationalen Tangerzone durch spanische Truppen. Noch im Juni ließ Franco in Berlin wissen, daß er bereit sei, sich dem Sieger anzuschließen, allerdings auch Ansprüche habe

Am 17. 6. wandte sich Petain, der erster Botschafter Frankreichs in Madrid nach Abschluß des Bürgerkrieges gewesen war und dort gute Beziehungen hatte, an Spanien, um Vermittlung seiner Bitte um Waffenstillstand, der auch nachgekommen wurde. Dieser Umstand hätte als hinweisender Fingerzeig des Schicksals auf die politische Bedeutung Spaniens angesehen werden können — aber Hitler war zu diesem Zeitpunkt so fest vom baldigen siegreichen Ende des Krieges überzeugt, daß er keine „Schützenhilfe" mehr zu benötigen glaubte. Ob allerdings tatsächlich am 22. 6. anläßlich des Antrittsbesuchs des englischen Botschafters Hoare bei Franco ein erstes deutsches Vorfühlen auf englische Friedensbereitschaft erfolgte steht nicht fest; immerhin könnten die Worte Francos zu Hoare bei diesem Gespräch: „Warum beenden Sie den Krieg nun nicht endlich? Sie können ihn doch niemals gewinnen" darauf hindeuten.

Die Inbesitznahme der internationalen Tangerzone durch Spanien, mit der das gesamte Südufer der Gibraltarenge — einer der neuralgischsten Punkte der englischen Machtstellung — nunmehr unter spanischer Kontrolle stand, in Verbindung mit dem englischen Vorgehen gegen die französische Flotte Anfang Juli 1940, mögen dann doch Anlaß für Hitler gewesen sein, an eine Intensivierung der Beziehungen zu Spanien heranzugehen. Hitler hatte dabei aber vornehmlich den Versuch im Auge. England politisch zu isolieren, es durch Zwang zum Kampf an Nebenfronten in Atem zu halten, um so den geplanten und bevorstehenden unmittelbaren deutschen Angriff auf die Insel zu unterstützen. Hätte aber nun nicht — gerade nach der verklausulierten spanischen Bereitschaftserklärung zur Kriegsbeteiligung — eine eingehende Aussprache mit offener und vertrauensvoller Darlegung der beiderseitigen Kriegsziele und Absichten erfolgen müssen? Die deutsche politische Führung wußte doch wohl — und mußte wissen —, welch überragende Bedeutung die Begriffe Gibraltar, Marokko und Nordwestafrika im spanischen Denken unentwegt spielten, daß um eine Regelung dieser Fragen nicht herumzukommen war, daß ohne eindeutige Abklärung ein Zusammengehen nicht erwartet werden konnte * Die absolut schwache Rüstungs-und Wirtschaftslage Spaniens mußte in die Überlegungen ebenso einbezogen werden wie die Konsequenzen aus der Gefahr militärischer Bedrohung nicht nur Spaniens, sondern der gesamten iberischen Halbinsel durch die Angelsachsen. Da die Vorbereitung und Durchführung von Gegen-und Hilfsmaßnahmen, zudem unter dem Zwang, sie vielleicht zunächst tarnen zu müssen, erheblich Zeit in Anspruch nehmen mußte, konnten die Aus-Seite choiogischer Faktor kam noch hinzu, der in der gleichen Richtung wirken mußte: der deutschen Vertretung in Madrid war bekannt, welchem starken psychologischen Druck das zwar z. Z. schwache, aber stolze und zugleich empfindliche Spanien seit dem Erscheinen deutscher Truppen an den Pyrenäen sich ausgesetzt fühlte, wie sehr die Sorge um die künftige politische Entwicklung in Westeuropa das keineswegs noch voll gefestigte Regime belastete, wie bedrohlich von ihm die Unklarheit über die deutschen Absichten nach dem Sieg über Frankreich empfunden wurde. Auch in diesen Zusammenhängen war eine Klärung mit dem gewünschten Partner und Freund um so unvermeidlicher, weil Deutschland ja selbst im stillen Ansprüche auf afrikanische Küstenstriche erhob, von denen es wußte, daß auch Spanien sie begehrte Von Spanien konnte sicherlich nicht erwartet werden, daß es seinerseits den ersten Schritt zur reinigenden Klärung tat. Es war unumgänglich — unabhängig davon, nach welcher Richtung sich die Ziele der weiteren Kriegführung wandten —, jetzt endlich mit politischen Mitteln die noch völlig divergierenden Absichten und Ansprüche Deutschlands, Italiens, Frankreich und Spaniens untereinander abzustimmen und zu einheitlicher Marschrichtung zu kommen. Konnte doch von dieser Festlegung die künftige strategische Konzeption insgesamt und in Einzelheiten abhängen! Hitler hatte im Hochsommer 1940 politisch und militärisch gegenüber jedem Verhandlungspartner ein solches Übergewicht, hatte fast alle Trümpfe des Spiels in seiner Hand, genoß auch noch soviel Achtung, daß bei gutem Willen und realistischer Einschätzung des Möglichen durch alle Beteiligten durchaus ein positives Ergebnis erzielt werden konnte, ja erzielt werden mußte.

Die m a n g e 1 n d e E r k e n n t n i s despolitisch Notwendigen, weil Unvermeidbaren, und der ebenso mangelnde Wille oder die Unfähigkeit der deutschen Führung, es durchsetzen, waren letztlich wesentliche Ursache für das Mißlingen des Versuchs, die spanische Figur ins Spiel zu bringen

Mit Halbheiten und ohne gerechten Preis war dieses Ziel ebensowenig zu erreichen wie das Ziel, Frankreich in den Kampf gegen England einzuschalten. Und Halbheiten waren die begrenzten Ziele, die sich Hitler hierfür gesetzt hatte: die Schwierigkeiten für den englischen Seeverkehr durch Schließung der Gibraltarstraße zu erhöhen und durch diesen verschärften Druck zusammen mit der Invasionsdrohung und dem Angriff aus der Luft England zum Nachgeben zu zwingen; ferner Nordwestafrika und sogar die atlantischen Inseln gegen etwa mögliche angelsächsische Invasion allein dadurch zu sichern, daß die Verteidigung des französischen Kolonialreichs verstärkt wurde. Hitler hat nie an mehr als deutschen Hilfs einsatz — für Italien im östlichen Mittelmeer, für Frankreich in Nordwestafrika, für Spanien, für Gibraltar und im westlichen Mittelmeer gedacht. Keine wohl koordinierte, komplexe offensive, sondern nur devensive deutsche Lösung; er wollte so den Westen sichern, um sich gegebenenfalls dem Osten zuwenden zu können. Er hat am Ende aus Raeders mehrfachen wohlüberlegten und begründeten Vorschlägen das eliminiert, was ihm zweckmäßig und durchführbar erschien, ohne zeitlich und sachlich das Vorhaben gegen Ruß-land zu gefährden. Der Mittelmeerraum war im Spätsommer 1940 für ihn immer noch „italienischer Kriegsschauplatz" und bot ihm keine Alternative für den mittelbaren Angriff auf England über Rußland.

Trotz dieser unzureichenden politischen Initiative wurden ab Mitte Juli die militärischen Vorbereitungen für ein Vorgehen durch Spanien und einen kombinierten überfallartigen Angriff auf Gibraltar seitens der Oberkommandos der Wehrmacht wie des Heeres mit aller Energie betrieben. Erkundungen an Ort und Stelle in Spanien, die getarnt vor sich gingen, führten zur Ausarbeitung einer Operationsstudie zur Gesamtwegnahme Gibraltars, die Hitler am 24. 8. genehmigte. Daneben liefen spezielle, sehr systematische organisatorische und waffentechnische Vorarbeiten; Spezialverbände wurden für die zu erwartenden Aufgaben nachdrücklich geschult. Nach einer persönlichen Aussprache mit Hitler am 24. 7. traf sich General von Richthofen, der letzte Kommandeur der Legion Condor, am 28. 7. mit dem spanischen General Vigon in Biarritz, um ihm die deutschen militärischen Pläne für Gibraltar zur Weitergabe an Franco vorzutragen. Sie hingen freilich mangels endgültiger politischer Absprachen im luftleeren Raum!

Der Zufall wollte es, daß am gleichen 24. 7.der Abschluß eines Handelsabkommens zwischen England und Spanien erfolgte, in das auch Portugal einbezogen wurde. Die Engländer hatten damit wirtschaftliche Bindungen geschaffen und konnten sie weiterhin verstärken, deren Wieder-Lösung für den lebenswichtigen spanischen Einfuhrhandel schwerste Gefahren beschwören mußte Die Tatsache der Verhandlungen konnte den deutschen Stellen kaum verborgen geblieben sein; der konkrete Abschluß ließ erkennen, welche Bedeutung Spanien der Aufrechterhaltung leidlich normaler Wirtschaftsbe-Ziehungen zu England und den USA und dem Offenhalten der Atlantikverbindungen zu-maß

Am 9. 9. folgte v. Richthofen einer Einladung Francos, der sich fraglos durch persönliche Aussprache mit einem ihm gut bekannten maßgeblichen Deutschen, zu dem er auch großes Vertrauen hatte, eine feste Meinung über Deutschlands Absichten und weitere Erfolgsaussichten machen wollte. Auch hierbei äußerte Franco wieder seine Sorge vor einem langen Krieg Der Besuch Suners in Berlin diente immer noch der Schaffung der politischen Voraussetzungen (16. bis 24. 9. 1940); Fragen gemeinsamer Kriegführung konnten um so weniger berührt werden, als noch völlig offen war, ob Spanien überhaupt sich noch am Kriege beteiligen würde — in Spaniens Augen mußte das Kriegsende durch die militärischen vor aller Welt offen daliegenden Ereignisse in die Ferne gerückt sein. Dem Besuch blieb jedes praktische Ergebnis versagt, zumal Suner von einzelnen, wenig wirklichkeitsnahen Forderungen Hitlers wie insbesondere von anscheinend wenig taktvoll vorgebrachten Wünschen Ribbentrops völlig vor den Kopf gestoßen wurde

So blieb bis Ende September eine Einigung, die im Interesse aller beteiligten Mächte, vor allem aber Deutschlands selbst gelegen hätte, aber natürlich nur auf dem Kompromißwege erzielbar war, unerreicht; dies konnte zu gefährlichen Spannungen führen oder Chancen verloren gehen lassen, die sich nur einmal boten

Neben dem Ausweichen vor der unabdingbaren Notwendigkeit, die sich überkreuzenden Interessen der beteiligten Mächte abzuklären, liegen die Gründe in folgendem: Hitler war unfähig oder nicht gewillt die Schwäche Spaniens zu erkennen oder hinzunehmen. Er glaubte, ihm das Eingehen großer Risiken zumuten und einen aktiven Beitrag zum Sieg erwarten und fordern zu können. Francos Einstellung war völlig gegensätzlich: Kriegsb e i tri 11 erst bei hundertprozentiger deutscher S i e g e s a u s s i c h t, keinerlei Risiko, also Ernte ohne Saat. Er hat hieran, wenn z. T. auch nur zwischen den Zeilen erkennbar, nie einen Zweifel gelassen. Die Schuld mußte sich die politische deutsche Führung somit selbst zumessen.

Rüstungspolitik und Kriegswirtschaft

Aus den wirtschaftlichen Vorbereitungen des Dritten Reiches für einen Kriegsfall verdienen zwei Maßnahmen hervorgehoben zu werden, weil sie organisatorisch, leistungsmäßig und in ihrer Auswirkung besondere Bedeutung hatten.

Schon 1934 wurde aus der Abteilung Industrielle Produktionsstatistik des Statistischen Reichsamts das selbständige „Amt für wehr-wirtschaftliche Planung“ entwikkelt das berufen gewesen wäre, der politischen Führung einen zusammenfassenden Gesamtüberblick zu geben und entsprechende Maßnahmen auf allen wehrwirtschaftlichen Gebieten vorzubereiten. Das Amt hat auch beachtliche Vorarbeit geleistet, wichtige erstmalige und aufschlußreiche Erhebungen angestellt und damit versucht, Überblick über Leistungsgrenzen und Notwendigkeiten zu schaffen; aber seine Arbeit stand noch in den Anfängen, als der Krieg ausbrach. Es wurde aus nicht bekannten Gründen aufgelöst. Eine Fortsetzung seiner Arbeit im Kriege hätte sicher manche Fehlgriffe, Unterlassungen und schwerwiegende Irrtümer verhüten helfen. So mußte ein Planungsamt, das Speer im Jahre 1942 als unabdingbare Voraussetzung für die von ihm geforderte Arbeit ansah, erst wiedergeboren werden. 1936 wurde von Hitler — nach dem Erkennen der bestehenden großen Lücken auf dem Er-nährungs-und Rohstoffgebiet und ihrer Gefahr im Kriegsfall — nach mehrmonatigen umfassenden Vorarbeiten am 10. 10.der Vierjahresplan verkündet und Göring mit der Durchführung betraut. Durch Steuerung der Devisenwirtschaft, durch Maßnahmen zur Förderung der deutschen Ernährungsfreiheit und zur Besserung der Rohstofflage sowie durch Lenkung des Arbeitseinsatzes für die Rüstung sollten die Grundlagen geschaffen werden, notfalls bereits in näherer Zukunft Krieg führen zu können. Der Sinn wurde in Hitlers „Denkschrift zum Vierjahresplan“ ausgesprochen, deren Schlußworte lauten: „Ich stelle damit folgende Aufgabe: 1. die deutsche Armee muß in vier Jahren einsatzfähig sein, 2. die deutsche Wirtschaft muß in vier Jahren kriegsfähig sein" Für eine Autarkierung der Rohstoffversorgung wären normalerweise lange Zeiträume erforderlich gewesen. Die politische Forderung, dieses Ziel in vier Jahren zu erreichen und die gleichzeitige politische Zielsetzung (Kriegsfähigkeit) zwang zur Schwerpunktbildung auf Kohleverflüssigung (Treibstoffe), synthetischen Kautschuk (Buna), Eisenerz (Salzgitter), Textilrohstoffe, Aluminium, Magnesium, Kunststoffe und synthetische Fette. Rohstoffbewirtschaftung und Ansammlung von Rohstoffvorräten ergänzten diese Vorhaben. Ohne diese vorsorglichen wirtschaftlichen Maßnahmen wäre es Hitler tatsächlich nicht möglich gewesen, politischen Drude bis zur Kriegs-drohung ausüben. Diese Hintergründe sind weder in weiterem Rahmen bekannt noch beachtet worden.

Alle wirtschaftlichen Maßnahmen von 1933 bis 1939 zusammengefaßt — zusätzlich zu oben Erwähntem: Ausbau der fabrikatorischen Kapazitäten, technische Rationalisierung, Standort-verlagerungen —, ergaben für die deutsche Industrie die Chance der industriellen Überlegenheit, wenn nicht stärkere Gegner in den Kampf traten, der Krieg nicht zu lange dauerte, die Auseinandersetzung sich nicht auf ein „Ausproduzieren“ auf dem Gebiet der Massenproduktion verlagerte. Deutschland war, gemessen am Rüstungsstand der anfänglichen Gegner, stark und modern genug für einen kurzen Krieg. Für den Fall eines langen Krieges waren keine Vorbereitungen getroffen

Das Fehlen eines Gesamtkriegsplanes, in dem die politisch-militärische wie wirtschaftliche Seite der Kriegführung aufeinander abgestimmt waren, und der Ersatz durch eine fortlaufende Folge von Teilplänen machte sich auch wehrwirtschaftlich sehr nachteilig bemerkbar. Die feste Erwartung eines kurzen und dazu räumlich begrenzten Feldzuges zu Beginn des Krieges und die danach immer erneut genährte Hoffnung aufnunmehrbaldiges Kriegsende, ließen der politischen Führung die sofortige radikale Umstellung der Gesamtwirschaft auf die Kriegführung und die AufstellunglangfristigerProgramm e mit klar abgegrenzten Dringlichkeitsstufen nicht nötig erscheinen. Es fehlte somit die Sicherung des erstrebten und erhofften Ziels.

Je nach den im Augenblick sich ergebenden militärischen Erfordernissen oder auch politischen Schlußfolgerungen wurden so bis Sommer 1941 die Programme der Rüstungsfertigung und die Dringlichkeitsstufen zehnmal geändert: Bis zum Westfeldzug blieb die Munitionsfertigung an der Spitze aller Rüstungsmaßnahmen noch vor seiner Beendigung befahl Hitler die Schwerpunktverlagerung auf die Luftwaffen-und U-Bootrüstung. Am 9. 7. ergingen die diesbezüglichen Weisungen des Oberkommandos der Wehrmacht für die Umstellung: das Heer sollte vermindert werden, starke Abstriche an seiner Waffen-und Munitionsfertigung waren vorgesehen. Bereits am 2. 8. wurde die Verminderung der Heeresrüstung wieder aufgehoben; das Heer sollte sich im Gegenteil für 1941 auf eine Vermehrung der Divisionen einrichten und das Wirtschafts-und Rüstungsamt des Oberkommandos der Wehrmacht hatte sich für 1941 auf jede möglich werdende politische Situation vorzubereiten (Ostfeldzug!). Am 20. 8. stellte eine Führerweisung die Vorbereitungen für Seelöwe an die erste Stelle und bestimmte Vorhaben der Oberkommandos der Kriegsmarine, des Heeres und der Luftwaffe als Sonderstufe vor die erst am 18. 7. neu festgesetzten Dringlichkeitsklassen; sie wurden daher auf Grund der neuesten Weisung vom 20. 8. erneut geregelt. Am 27. 9. ergab sich bereits wiederum Erhöhung und Voranstellung der Fertigungen für Afrika vor alle anderen Fertigungen einschließlich der Sonderstufen. „Da sowohl das Heer wie Todt mit Hochdrude Panzer-und Afrikaprogramm betrieben, die Marine die Seelöwemaßnahmen stärker gefördert sehen wollte und auch die Luftrüstung (Verluste über England!) immer intensiver betrieben wurde, forderte das Wirtschafts-und Rüstungsamt des Oberkommandos der Wehrmacht eine Klärung durch die Oberste Führung, was nun wirklich am wichtigsten sei, da bei der schlechten Arbeitslage nicht alles auf einmal vorwärtsgetrieben werden könne“

Auf die tieferen Gründe für diese Vorgänge wird noch eingegangen; sie wurden bis in die Einzelheiten aber auch aufgeführt, um klarzustellen, daß offenbar die politische Führung und leider letztlich auch ihre nächsten militärischen Berater glaubten, an die Kriegswirtschaft jede, meist zudem noch kurzfristige Forderung stellen und ihre prompte Ausführung erwarten zu können

Es fehlte im Sommer 1940 immer noch die rüstungswirtschaftliche Spitze, deren Vorbereitung im Frieden und sofortige In-stallierung in einem Kriegsfall der Wehrwirtschaftsstab im Oberkommando der Wehrmacht bereits 1934 gefordert und um die General Bekker, der Chef des Heereswaffenamtes, später jahrelang — vergeblich — gekämpft hatte. Aber damals fehlte der Wille, die Rüstung der drei Wehrmachtteile zentral zu steuern und die Einheitlichkeit sicherzustellen. Das Oberkommando der Wehrmacht und die Wehrmachtteile kämpften infolge der unzureichenden Koordinierung nach wie vor in kräfte-und zeitbeanspruchendem Ringen um die Bevorzugung bei der Programmgestaltung Kriegsmarine und Luftwaffe trieben immer noch weitgehend eigene Rüstungspolitik

Dazu kamen die Mängel der kriegswirtschaftlichen Organisation überhaupt. Man hatte die Wirtschaft für einen Kriegsfall und für die Vorbereitungsarbeiten auf einen solchen in zwei Teile gespalten: die Rüstungsindustrie fiel in die Zuständigkeit des Oberkommandos der Wehrmacht, die kriegs-und lebenswichtige Industrie in die des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, dessen Dienststelle allerdings im Dezember 1939 infolge weitgehender Überschneidung der Kompetenzen und Versagens in den Vorarbeiten aufgelöst und dessen Befugnisse dem Vierjahresplan übertragen wurden. Es wurde zwar beim Vierjahresplan ein „General-rat" gebildet, aber die zentrale Führung der deutschen Kriegswirtschaft blieb eine Illusion, denn das Reichswirtschaftsministerium blieb weiter bestehen, ein Ministerium für Bewaffnung und Munition wurde sogar im März 1940 neu geschaffen. Sein Leiter Todt wurde aber leider nicht rütungswirtschaftlicher Berater der Obersten Führung, der ihr auch Sachvorschläge zu machen hatte. Er war nur für die Förderung der Fertigung eingesetzt und richtete sein Hauptinteresse stark auf alle Sonderwünsche Hitlers, weniger auf die Rüstungsprogramme. Die Arbeitsgebiete all dieser Wirtschaftsbehörden waren keineswegs klar abgegrenzt und überschnitten sich vielfach, kaum eine Kompetenz war klar, kaum eine umfassend. „Hinzu kam der politische Aspekt: das Nebeneinander von Staat, Wehrmacht und Partei, die Befehlshierarchie bis Hitler, der die entscheidenden Entschlüsse selbst traf. Diese Kriegswirtschaft steht als ein Denkmal der Unergiebigkeit, wie sie sich aus einem System der persönlichen Diktatur ergab"

Wehrwirtschaftlich war seitens der politischen Führung der entscheidende Akzent seit 1933 auf die Breitenrüstung (Aufstellung und Ausrüstung neuer Verbände) gelegt worden; die Tiefenrüstung (Bereitstellung von Nachschub, industrielle Vorbereitungen, vornehmlich für die Grundstoffindustrie, Bevorratung mit Rohstoffen) war, z. T. aus Devisen-gründen, zurückgestellt worden, sie sollte am Ende der Aufrüstung erfolgen. Der überraschende Kriegsausbruch und insbesondere die Ausweitung zum Weltkrieg mußte daher schon aus diesem Grunde bei den für die Leitung und Leistung der Wehrwirtschaft Verantwortlichen größte Sorge hervorrufen. Aber das Sichversagen der Westgrenze 1939/40, der die Planungen weit unterschreitende Verbrauch 1940 einerseits, die über Erwarten großen und wertvollen Rohstofflager in den besetzten Gebieten andererseits sowie die bald mögliche, z. T. weitgehende Ausnutzung ihrer industriellen Kapazität erleichterten die kriegswirtschaftliche Lage Deutschlands wesentlich und ließen manche ursprüngliche Befürchtung in den Hintergrund treten. Die politischen Friedenshoffnungen verhinderten vorerst noch eine Korrektur der wirtschaftlichen Aufrüstungsmängel (Tiefenrüstung). Erst als sie längst geschwunden waren, dies sei hier vorweggenommen, wies Göring als Leiter des Vierjahresplans am 6. 11. 1940 darauf hin, daß man sich auf lange Kriegsdauer einrichten müsse. Aber erst über ein Halbjahr später, am 19. 5. 1941, wurde vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht erstmals erwähnt, daß bei Gefahr eines länger dauernden Krieges der Ausbau der Rohstoff-grundlagen wichtiger sein könne als die Erweiterung der reinen Waffen-und Munitionsherstellung. Sofortige Konsequenzen wurden freilich nicht gezogen. Diese beiden Gegenüberstellungen beleuchten schlagartig das immer noch völlige Fehlen einer vorausschauenden und ideenreichen kriegswirtschaftlichen Führung I Das Zurückweichen der politischen Führung vor einer Totalisierung des Krieges und das Sich-selbst-betrügen mit der Hoffnung auf einen kurzen Krieg hatte nicht nur zu einer geteilten Mobilmachung von Wehrmacht und Wirtschaft im Herbst 1939 und zu der infolgedessen viel zu langsamen Umstellung auf Kriegswirtschaft geführt sondern es brachte auch eine nur zögernde Ausdehnung der Rüstungswirtschaft. Noch 1940 und 1941 wurde eine „friedensmäßige" Kriegswirtschaftbeibehalten. „Diese vorsätzliche langsame Ausdehnung der Rüstungsproduktion war der größte Fehler, den Deutschland im Bereich der Kriegswirtschaft machte“, urteilte nach dem Krieg der bekannte amerikanische Volkswirtschaftler R. W. Goldsmith Sie wird bewiesen durch die Indexziffern der Rüstungsendfertigung:

Bei einem Index-Stand von 100 im Januar-/Februar 1942 betrugen die Monatsdurchschnitte September/Dezember 1939 = 63 aller Monate 1940 = 97 » 1941 = 98 . 1942 = 142 » 1943 = 222 noch im Januar 1945 = 227 (!)

Die deutsche Rüstungsproduktion ist also innerhalb der zwei Jahre 1940 und 1941 nur ganz unwesentlich gestiegen. An dem — nach einem amerikanischen Bericht aus deutschen Kriegsakten — erstaunlich niedrigen Stand der deutschen ten (z. B. 60 Panzer, 1 bis 2 U-Boote, 700 Flugzeuge monatlich) hat sich bis Ende 1941 nichts Entscheidendes geändert.

Andere Zahlen weisen völlig in die gleiche Richtung: Arbeitszeit in der deutschen Industrie durchschnittlich im Jahre 1939 = 47, 8 Wochenstunden, Höchststand im März 1943 = 49, 1 Wochenstunden; zudem wurde überwiegend nur in einer Schicht gearbeitet. Der Fraueneinsatz war noch im März 1940 um 1/2 Million niedriger als bei Kriegsbeginn, stieg allerdings bis zum Herbst wieder über die Ausgangszahlen.

Auch der Wert der Rüstungsproduktion verharrte 1940 und 1941 auf der Zahl von rund sechs Milliarden Dollar, während er sich in den USA von 1, 5 auf 4, 5 Großbritannien von 3, 5 auf 6, 5 Sowjetunion von 5 auf 8, 5 Milliarden Dollar erhöhte, im Durchschnitt der drei Mächte also rund verdoppelte. Deutschland und Japan erreichten 1940 noch etwa 70 Prozent, 1941 aber nur noch gut 40 Prozent der Rüstungsproduktion der USA, Englands und der Sowjetunion

D i e O b e r s t e F ü h r u n g h a t s o m i t rüst u n g s p o 1 i t i s c h im Rahmen ihrer politischen Konzeption und Illusion die deutsche Rüstungskapazität nur zu Bruchteilen ausgenutzt und völlig unzulänglich versorgen zu müssen geglaubt, und dies zu einem Zeitpunkt riskiert, in dem neue schwere Kampfhandlungen bevorstanden (Osten) oder längst im Gange waren (Balkan, Nordafrika).

Als der Traum vom schnellen Niederwerfen Rußlands verflog, kam es daher zwangsläufig zu schwerwiegenden Mangelerscheinungen schon im Herbst 1941 in der Versorgung aller Wehrmachtteile. Dies Verhalten und Versagen der politischen Führung auf dem Gebiete der Rü-stungswirtschaft ist um so unbegreiflicher, als nach dem eigenen Plan dem „schnellen Sieg" im Osten ja erst 1942 der umfassende Endkampf gegen England mit weitgespannten Zielen folgen sollte. Ab 1940 lag rüstungswirtschaftlich für Deutschland die Chance allein darin, zur Entscheidung zu kommen, ehe das quantitativ für Deutschland immer unerreichbarePotentialGroßbritan-niens, der USA und Rußlands an Menschen, Rohstoffen und Kapazitäten sich voll auswirken konnte, ehe das der Sowjetunion überhaupt unddasderUSAvollwirksamwurde. Das bedeutete jedoch, die eigene Kapazität und Produktion schnellstens umfassend zu steigern.

Diese vielfältigen Mängel und Unterlassungen waren zahlreichen führenden Beteiligten in Wirtschaft, Wehrmacht und zivilen Ministerien durchaus bewußt. In einem Augenblick, in dem der entscheidungsuchende Kampf gegen England nun wirklich beginnen sollte, wären angesichts dessen schwer übersehbarer Zeitdauer und dessen Ausweitungsmöglichkeiten als rüstungspolitische Konsequenz folgende Forderungen an die Oberste Führung zu stellen und ihre Durchführung sicherzustellen gewesen:

Sofortige organisatorische Maßnahmen mit dem Ziel einheitlicher, voll verantwortlicher Führung der Gesamtrüstungswirtschaft durch eine Person und Dienststelle, die gleichzeitig die alleinige verantwortliche Beratung der staatspolitischen Führung, insbesondere über rüstungswirtschaftliche Leistungsmöglichkeiten und -grenzen zu übernehmen hatte; schnellste Durchführung der dringlichsten sich hieraus ergebenden Forderungen für die nachgeordnete Wirtschaftsorganisation.

Beschleunigter Ausbau der Rohstoffversorgung und der Fertigungskapazitäten; hierbei volle Berücksichtigung der Gütermengen, die deutscherseits und nach deutscher Erkenntnis zur Unterstützung der künftigen Kampfpartner aufgebracht werden mußten da bei längerer Kriegsdauer damit zu rechnen war, daß laufend steigende Anforderungen an Waffen, Munition und Gerät einen Ausbau der Grundindustrien (Kohle, Stahl, Öl, Strom) nicht mehr gestatteten; einheitliche Ausrichtung der Gesamtwirtschaft der Koalition einschließlich des Arbeitseinsatzes auf die Kriegserfordernisse, sowohl mit dem Ziel baldigen Kriegsendes wie im Hinblick auf mögliche lange Kriegsdauer; gegebenenfalls Freimachen von Facharbeitern aus Wehrmachtsteilen.

Unumgänglich war, schnellstens mit Hilfe zentraler Planung die Leistungsgrenzen der deutschen und weitgehend auch der verbündeten Kriegswirtschaft im Rahmen der verfügbaren und erreichbaren Grundstoffe und des Kraft-stroms abzustecken ’ Nur so konnte eine optimale Rüstungskapazität unter voller Beachtung des Zeitfaktors mit den politisch-militärischen Führungsforderungen in Einklang gebracht werden, nur so konnten auch, entsprechend der strategischen Planung, das Ausmaß der industriellen Mobilisierung bestimmt und Fertigungsprogramme und Dringlichkeitsstufen festgelegt werden. An Einzelheiten waren u. a. zu klären und anzuordnen: aufrechtzuerhaltende Mindeststärke der Luftwaffe und Bestimmung ihrer vordringlichen Typen (Motto: kein Sieg ohne Luftüberlegenheit, starker und weitreichender Luft-schirm für Unternehmungen über See), Stärke und Ausrüstung für Luftlandetruppen, Zielsetzung für gepanzerte und schnelle Erdtruppen, Schwerpunkte im Marinebauprogramm (U-Boote, Landungsboote, Kleinkampfmittel), Auswirkungen des Kampfs im tropischen Klima, Schwerpunkte der Weiterentwicklung von modernen Waffen und Gerät aller Art.

Die „Chance im Mittelmeer" wird zur Gefahr

Während Hitler nach dem Fehlschlag des unmittelbaren Angriffs auf England im Rahmen einer Politik verblieb, England gewissermaßen zu „beschäftigen“ anstatt es mit aller Entschlossenheit dort anzugreifen, wo es ihm erreichbar war; defensiv zu sichern anstatt offensiv zu werden; den Kreis der Verbündeten möglichst zu erweitern und ihnen einen Platz im Kampf gegen England anzuweisen, ohne aber den unvermeidbaren Preis zahlen zu wollen — ja sogar den Gedanken der „getrennten Räume" aufrechterhielt, und hierbei politisch nicht nur keine Erfolge, sondern Mißerfolg auf Mißerfolg erlitt, deren Gründe er freilich nicht bei sich, sondern bei den Verhandlungspartnern Petain und Franco suchte und sah, wandte sich das Blatt des Kriegsgeschehens erneut:

Noch am 4. 10. 1940 hatte Hitler auf dem Brenner in einer Besprechung mit Mussolini zu dessen Freude in großen Zügen seine Gedanken über die weitere Kriegführung bekannt-gemacht, ohne sie allerdings bis in die letzten Winkel offenzulegen (Rumänien, Rußland); er wollte vordringlich vor einer persönlichen Kontaktaufnahme mit Petain und Franco das künftige Verhältnis zu Frankreich und damit auch die diesbezüglichen Ansprüche Italiens klären, Spanien wurde dagegen nur am Rande behandelt. Auch über eine lose Zusammenarbeit in Nord-afrika war gesprochen und endgültig von Mussolini die Entsendung eines deutschen Panzerverbandes angenommen worden Mussolini war, wie so oft schon, mehr Zuhörer als Gesprächspartner; er sah keine Veranlassung, seinerseits ein Wort über die nie völlig fallenge-lassenen Balkanpläne zu sagen Die für ihn nur wenige Tage später völlig überraschend erfolgende Entsendung einer deutschen Militärmission und von deutschen Lehrtruppen nach Rumänien — diese wesentlich zum Schutz der Ölfelder — veranlaßten ihn jedoch, diese Planungen aus Verärgerung und Prestigegründen sofort wieder aufzugreifen und sie Hals über Kopf und gegen den ausdrücklichen Rat Badoglios und der drei Generalstabschefs in kurzer Frist — innerhalb von 14 Tagen — in die Tat umzusetzen. Am 28. 10. erfolgte unter gleichzeitiger Überreichung eines Ultimatums der Überfall auf Griechenland von Albanien aus.

In der einschlägigen Literatur ist häufig die Feststellung anzutreffen, daß dieser italienische Angriff für die deutsche Oberste Führung völlig überraschend erfolgt sei General v. Rintelen hatte aber bereits am 18. 9. aus Rom von der fortlaufenden Verstärkung der italienischen Streitkräfte in Albanien — bis Ende September insgesamt neun Divisionen vorgesehen — berichtet und dies am 18. 10. über beschleunigte Vorbereitungen zu einem Angriff auf Griechenland ergänzt, der am 26. 10. erfolgen sollte. Weiterhin hatte ein italienischer Generalstabsoffizier am 21. 10.dem General v. Pohl in Rom gleichfalls den 25. oder 26. 10. als Termin für eine gegen Griechenland gerichtete Offensive genannt Seitens des deutschen Geschäfts-trägers in Rom und des deutschen Generalkonsuls in Tirana wurde auch das Auswärtige Amt (AA) noch vor dem 20. 10. über die offenbar kurz bevorstehenden italienischen Angriffsabsichten gegen Griechenland unterrichtet; eine vom AA daraufhin vorgeschlagene sofortige klärende Anfrage in Rom wurde aber von Hitler abgelehnt: „Er glaubte, jetzt die italienische Handlungsfreiheit nicht beschränken zu sollen“

Eine am 24. 10. erfolgte Anfrage v. Rintelens bei Badoglio ergab dessen verlegene Antwort, »daß alle Vorbereitungen für eine Offensive getroffen seien, falls die Engländer die griechische Neutralität verletzten" Noch am 27. 10. konnte v. Rintelen die Verschiebung des Angriffs-termins auf den 28. 10. ans Oberkommando der Wehmacht melden da aber der früher genannte Termin 26. 10. nicht gestimmt hatte, ist ihm nicht geglaubt worden Schon die in der Aussprache am 24. 10. (siehe oben zu 185) erfolgte Bitte Badoglios um Verschiebung der am 9. 10. erbetenen Zusammenkunft mit Keitel (s. oben zu 178) auf etwa den 10. bis 15. 11., hätten im Rahmen der geschilderten Vorgänge größten Argwohn bei der deutschen Führung hervorrufen müssen Ein bezeichnendes grelles Schlaglicht auf das Vertrauensverhältnis zwischen der politischen und militärischen Führung wirft schließlich die Bemerkung Jodls in einer internen Lagebesprechung am 23. 10. im Wehrmachtführungsstab, daß er für möglich halte, daß Hitler dem Duce auf dem Brenner (am 4. 10.) sein Einverständnis zum Angriff auf Griechenland gegeben habe, ohne seine militärische Umgebung davon zu unterrichten Letzteres ist kaum glaubhaft, wenn auch der Zeitpunkt des Ausspruchs — fünf Tage vor dem tatsächlichen Angriff — für die Berechtigung der Annahme spricht; die Ablehnung des Vorschlages des AA durch Hitler kann kaum in Zweifel gezogen werden. Eindeutige Klarheit über die italienischen Absichten brachte wohl erst der Brief Mussolinis vom 23. 10. an Hitler, der allerdings kein Datum für das Vorgehen enthielt, sich anscheinend in ganz allgemeinen Ausdrücken bewegte und Hitler auch erst auf der Rückfahrt von der Zusammenkunft mit Petain in Montoire erreichte

Diese bewußt aufgeführten Einzelheiten lassen erkennen — wie sich auch bei dem von Hitler herbeigeführten Zusammentreffen mit Mussolini am 28. 10. in Florenz, dem Tage des italienischen Angriffsbeginns, erwies —, daß sich beide Achsenführer in diesem Augenblick offensichtlich über die Tragweite der begonnenen Aktionen noch keineswegs im klaren waren:

Mussolini glaubte in schwer erklärbarem Optimismus oder in unverantwortlicher Leichtfertigkeit an ihren unbedingt und in Kürze durch politischen Druck und militärische Maßnahmen erzielbaren Erfolg — Hitler andererseits konnte bei der von den Italienern gepflogenen Geheimniskrämerei, mit der sie das gesamte Unternehmen umgeben hatten, mit einem gewissen Recht unterstellen, daß es wenigstens seit längerem planmäßig und ausreichend vorbereitet war und somit wohl erfolgreich sein würde, zumal die griechische Widerstandskraft nicht allzu hoch eingeschätzt zu werden brauchte.

Die hochgespannten italienischen Erwartun179gen erwiesen sich jedoch sehr schnell als trügerisch: die Griechen nahmen das Ultimatum nicht an, sondern setzten sich bald in geringer Entfernung von der Grenze energisch und erfolgreich zur Wehr, Bulgarien ließ sich, aus Sorge vor türkischen Reaktionen, nicht zum Mitgehen verführen, die am Angriff beteiligten albanischen Verbände und Banden versagten in weitem Umfang. Dem enttäuschenden politischen Bild entsprach das militärische, es war sogar noch düsterer: bereits am achten Tage der Aktion war die Initiative in die Hände des Gegners übergegangen Schlechtes Wetter hatte in den ersten Tagen jede Einwirkung der Luftwaffe verhindert, die Zahl der einzusetzenden großen italienischen Einheiten war, entgegen den Vorschlägen der verantwortlichen militärischen Führer, zu gering bemessen worden, der operative Ansatz war wenig glücklich. Die unzureichend ausgebildete und ausgerüstete Truppe versagte in Regen und Kälte in dem ausgesprochen schwierigen Karstgelände, zudem setzten auf unzureichenden Straßen und über See bald erhebliche Versorgungsschwierigkeiten ein. Als schwerwiegendste operative, ja strategische Unterlassung erwies sich der Verzicht der italienischen politischen und militärischen Führung, sofort mit Beginn in einer Überraschungsaktion Kreta in Besitz zu nehmen, was unter vollem Einsatz der Flotte und Luftwaffe durchaus hätte glücken können.

Durch das politisch völlig unzureichend vorbereitete Unternehmen wurde die in den letzten Monaten mehrfach nur mit Mühe bewahrte Ruhe auf dem Balkan gebrochen, die zu erhalten schon aus wirtschaftlichen Gründen die Achsenführer hätten bemüht sein müssen: ohne rumänisches Öl und jugoslawisches Bauxit und Kupfer stand die Wehrwirtschaft Deutschlands wie Italiens vor kaum lösbaren Problemen. Die englische Reaktion war prompt und überraschend schnell: im Rahmen der am 13. 4. 1939 an Griechenland gegebenen Garantie landeten erste Streitkräfte schon am 29. 10. auf Kreta, am 31. 10. war in der Sudabucht bereits ein englischer Flotten-und Luftwaffenstützpunkt eingerichtet. „Die überragende strategische Bedeutung der Insel sprang uns vor allem in die Augen. Sie durfte den Italienern nicht in die Hand fallen." Darüber hinaus nisteten sich die Engländer auch auf einzelnen ägäischen Inseln ein. Das italienische Vorgehen bzw. Unterlassen (Kreta) hatte somit die Engländer instandgesetzt, an der europäischen Küste des Mittelmeers Fuß zu fassen; eine Überführung von Erdtruppen aufs griechische Festland mußte befürchtet werden. Schon von den kretischen Luftbasen aus vermochten sie nun die rumänischen Ölfelder zu bedrohen; die Entfernungen zu den italienischen Nachschublinien nach Albanien wie nach Libyen waren für die Engländer fast um die Hälfte verkürzt, die italienischen Verbindungen zum Dodekanes unterbrochen. Ja sogar Unteritalien selbst war für englische Bomber erreichbar, wie die Italiener bald zu spüren bekamen. Die politischen Einwirkungsmöglichkeiten, die sich England hinsichtlich der Türkei, Jugoslawiens, Bulgariens, ja der Sowjetunion eröffnet hatten, waren schwer abschätzbar. Von Entwicklung und Ausgang des italienischen Abenteuers konnte abhängen, ob der Balkan zum Kriegsschauplatz wurde. Was Hitler 188überdies im Rahmen der militärischen Planungen für die iberische Halbinsel bisher unbedingt zeitlich sicherzustellen bemüht war — den möglichen Beginn eines Ostfeldzuges für den Mai 1941, konnte leicht durch Ausweitung des itali-enischen Abenteuers in ernste Gefahr gebracht werden.

Die Lücke, die zwischen dem durch Prestigefragen weitgehend beeinflußten Willen der politischen Führung Italiens und dem Können, bisweilen auch dem Wollen der militärischen F ü h r u n g s s t e l l e n , sich immer offener darbietend, klaffte, hatte in Ausmaß und Richtung noch gar nicht auslotbare Gefahren h e r a u f g e f ü h r t.

Am 21. 11. eroberten die Griechen Koritza am Nordflügel der Front in Albanien; die Italiener erwehrten sich nur mühsam und unter großen personellen und materiellen Verlusten der immer erneuten griechischen Angriffe — die mit so großen Hoffnungen begonnene Aktion war politisch und militärisch restlos gescheitert. Weiteren Anlaß zur Sorge bereitete den Italienern die durch die Festsetzung auf Kreta erleichterte und gesteigerte Aktivität des englischen Ostmittelmeer-Geschwaders. Es griff am 11. 11. mit rund 20 Torpedofliegern eines Trägers die vor Tarent liegende italienische Schlachtflotte an und brachte ihr sehr schwere Verluste bei — ein Schlachtschiff sank, die Wiederherstellung zweier weiterer dauerte viele Monate. Die Italiener verlegten in der Folge die schweren Einheiten nach Neapel und Spezia, das Ostmittelmeer den Engländern damit fast freigebend. Sie waren hinsichtlich der schweren Einheiten den Italienern nunmehr auch numerisch überlegen.

Wie schon gestreift wurde, konnte ein sowjetisches Eingreifen in Folge des italienischen Vorgehens nicht ausgeschlossen werden. Ein Überblick über die Entwicklung, die das deutsch-russische Verhältnis ab Sommer 1940 genommen hatte, ergab:

In Ziffer 3 des Geheimen Zusatzabkommens zum deutsch-russischen Nichtangriffsvertrag vom 23. 8. 1939 hatte Deutschland zwar hinsichtlich des Südosten Europas sein völliges politisches Desinteressement „an diesen Gebieten" erklärt — eine reichlich verschwommene Definition; es hatte andererseits aber wiederholt dem Achsen-partner Italien sein legitimes Interesse am Balkan, wie z. B. hinsichtlich Jugoslawiens und Griechenlands bescheinigt. Mag auch der Pakt mit Rußland von Hitler stets nur als Zweck-instrument und Provisorium betrachtet worden sein und es in seiner Absicht gelegen haben, die in ihm bezüglich Finnland, Baltikum, Bessarabien unter einem gewissen Zwang gemachten Zugeständnisse später einmal durch die deutschen Interessen entsprechende bessere Lösungen zu ersetzen — in der derzeitigen Lage mußte ein weiteres Vordringen der Sowjetunion in Richtung Balkan unbedingt verhütet werden. Der Wiener Schiedsspruch vom 30. 8. 1940, die in ihm vorgenommene Bereinigung gefährlicher akuter Spannungen zwischen Ungarn und Bulgarien einerseits und Rumänien andererseits, und die ihm folgende deutsch-italienische Garantie des rumänischen Staatsgebietes hatten ebenso wie der Abschluß eines deutsch-finnischen Abkommens am 23. 9. (Waffenlieferungen durch Deutschland, Durchmarschrecht für Deutsche Truppen nach dem nordnorwegischen Kirkenes) schon zu erheblicher Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen geführt. Als aus der Entsendung deutscher Lehrtruppen nach Rumänien am 12. 10. sich weitere Divergenzen zu ergeben drohten, wurde deutscherseits am 13. 10.der Vorschlag zu einem erneuten Treffen zwischen Ribbentrop und Molotow gemacht. Stalin nahm nach einigem Zögern an; für die Begegnung wurde die erste Novemberhälfte vorgesehen Es sei erinnert, daß zu diesem Zeitpunkt der italienische Angriff noch nicht begonnen hatte. Angesichts der Tatsache, daß seit Ende Juli sich unzweifelhaft bei Hitler der Gedanke der Lösung des England-Rußland-Problems immer stärker in den Vordergrund des Denkens schob, daß im gewissen Sinne Politik, Planungen und Vorbereitungen der Obersten deutschen Führung immer konsequenter hierauf abgestimmt wurden, ja daß durch die zwangsläufig langfristig ausgerichteten und sich auswirkenden Anordnungen für Rüstung und Wehrwirtschaft vom August 1940 fast schon Vorentscheidungen getroffen schienen, ist zu fragen, welche Zielsetzung die politische Führung für diese hochwichtige Unterhaltung mit dem Paktpartner vorgenommen hatte. Bereits am 26. 9., unmittelbar vor dem Abschluß des Dreimächtepaktes Deutschland-Italien-Japan vom 27. 9. 1940, hatte Hitler Stalin über die Paktziele unterrichtet und (anscheinend) anschließend nochmals „an ihn geschrieben, um ihn an der Erbschaft Englands zu interessieren ind zum Mitmachen anzuregen“ Der gleiche Gedanke, Rußland neben Frankreich gegen England einzuspannen, taucht in einer Notiz Halders auf Grund brieflicher Mitteilungen Stülpnagels vom 8. 10. auf Auch die Mitteilung von Brauchitsch an Halder über seine Besprechung in Berlin (10. 10. ?) weist eindeutig in diese Richtung, wenn auch eine „politische Entschlußbildung noch nicht so klar geprüft (sei), wie aus den Angaben Stülpnagels anzunehmen. Zunächst wird man mit Rußland Fühlung aufnehmen und Molotow einladen“ Schließlich der Hinweis von Brauchitsch an Halder nach seiner Besprechung mit Hitler vor dessen Abreise nach Montoire am 21. 10.: „Stalin stimmt den Ausführungen Hitlers in seinem Brief (vom Ende September) zu. Molotow wird nach Berlin kommen. Dann erwartet man Eintritt Rußlands in den Dreimächtepakt.“ Und letztlich eine Einzelbemerkung Halders nach einer Bespre-chung bei Hitler noch am 4. 11.: „Rußland bleibt das ganze Problem Europas. Alles muß getan werden, um bereit zu sein zur großen Abrechnung".

Aus all dem kann nur der Schluß gezogen werden, daß Hitler zwar den Kampf gegen Rußland als Englands Festlanddegen wollte — sofern es nicht völlig an Deutschlands Seite zu bringen war — und daher auch all das, was für einen eventuellen Ostfeldzug 1941 unumgänglich und nicht kurzfristig zu regeln war, vorzubereiten befohlen hatte und hatte anlaufen lassen, daß er aber andererseits noch keinen „unabänderlichen Entschluß" in einer ganz bestimmten Richtung gefaßt hatte; er wollte vorerst noch alle Eisen im Feuer halten und keine Möglichkeit ausgeschlossen wissen — er hatte sich am 11.11.1940 noch nicht festgelegt. Die später beim Molotowbesuch deutscherseits so stark in den Vordergrund geschobenen Gedanken der Ausweitung des Dreierpakts zum Viererpakt, der Ablenkung des russischen Interesses aus der West-in die Südrichtung und damit der vollgültigen Einschaltung der Sowjetunion und ihres Potentials in den Kampf gegen England, ehe die USA kriegsbereit waren, haben offenbar in dieser Zeit vom Ende September bis Ende Oktober eine ganz wesentliche Rolle im illusionistischen Wunschdenken der deutschen politischen Führung gespielt.

Der kriegerische Einbruch Italiens in den Balkanraum am 28. 10. durch seinen Überfall auf Griechenland und seine schnell zum Bösen sich wandelnden Folgen, die in ihren Aspekten schon geschilderte so gänzlich veränderte Lage im östlichen Mittelmeer brachten dann ohne Zweifel sowohl bei Stalin wie bei Hitler in der Zeit zwischen Einladung und Eintreffen Molotows eine Wandlung der Auffassungen: Hatte Stalin bis dahin geglaubt, die auch von ihm allmählich als drohend empfundene Lageentwicklung mit der Möglichkeit eines bewaffneten deutsch-russischen Konflikts im Jahre 1941 durch mündliche Aussprache mindestens verzögernd, wenn nicht aufhellend beeinflussen zu können, so konnte die ihm sich jetzt überraschend aufzeigende und zunehmend wachsende Belastung und Bindung des deutschen Potentials durch den italienischen Mißgriff den Gedanken nahelegen, diese ernsten Schwierigkeiten der Achse wieder einmal zu eigenen Gunsten zu nutzen; Hitler andererseits mochte der Versuch, jetzt die Sowjetunion erst recht voll gegen England einzuspannen und den Krieg gegen die englischen Machtpositionen mit allen Mitteln zu führen, noch lohnender und auch dringlicher erscheinen Denn neben Italiens militärischem und politischen Versagen konnten noch weitere politische Gegebenheiten folgern lassen, die Krieg-führung gegen England möglichst zu steigern und den Kampf bald zum erfolgreichen Ende zu führen Am 6. 11. war Roosevelt erneut zum Präsidenten der USA gewählt worden; es war daher mit Sicherheit zu erwarten, daß die Vereinigten Staaten noch nachdrücklicher wie bisher jegliche mögliche Hilfe England zukommen lassen, ihr kriegswirtschaftliches Potential noch schneller ausbauen und die Achsenmächte möglichst behindern würden Ferner hatte der Besuch des spanischen Ministers Suner am 18. 11. in Berlin nur Negatives erkennen lassen; Spanien erschien weiter nicht gewillt, trotz aller verklausulierten Solidaritätserklärungen, sich aktiv am Krieg zu beteiligen.

Wie nachdrücklich tatsächlich die Bemühungen der deutschen politischen Führung, Rußland für eine Zusammenarbeit zu gewinnen — gleichzeitig allerdings auch zum Aufgeben seiner westlichen Interessen zu veranlassen — anläßlich des Molotowbesuchs gewesen sind, erhellt daraus, daß Hitler wie Ribbentrop getrennt je zweimal Molotow ihre Vorschläge in den lockendsten Farben geschildert haben und immer wieder in den Gesprächen auf sie zurückgekommen sind, ja einen ausgearbeiteten Vertragsentwurf mit Zusatzprotokollen betreffs Beitritt Rußlands zum Dreierpakt einschließlich Abgrenzung der vierseitigen Einflußsphären vorgelegt haben. Aber Molotow ließ sich nicht blenden, sondern klar erkennen, daß die Sowjetunion nicht nur nicht bereit war, ihre Interessen in Europa aufzugeben, sondern auch, daß das Schicksal der Türkei, Bulgariens, Rumäniens und Ungarns ihr unter keinen Umständen gleichgültig sein könne. Ja sogar die Frage der Ostseezugänge wurde von ihm in die Debatte geworfen. Abschließend stellte er fest, daß „die großen Fragen von morgen nicht getrennt werden könnten von den heutigen und von der Erfüllung der bestehenden Abkommen. Die angefangenen Dinge müßten erst abgeschlossen sein, ehe man zu neuen Aufgaben schreite.“

Das Bemühen Hitlers war sicher mehr wie nur eine Probe aufs Exempel, ob sein Vorhaben, Rußland anzugreifen, der einzig richtige und mögliche Entschluß sei.

Am gleichen Tage, an dem die ersten Besprechungen zwischen Hitler und Molotow stattfanden, dem 12. 11. 1940, erging die Weisung Nr. 18 an die Wehrmachtsteile über Pläne und Vorhaben für die Kriegführung in der nächsten Zeit. Ihr Inhalt entsprach im wesentlichen den Überlegungen und Gedanken, die schon am 4. 11. in einer Besprechung Hitlers mit dem Oberbefehlshaber des Heeres behandelt worden waren: Zusammenarbeit mit Frankreich in der Hoffnung, „die Teilnahme Frankreichs am Krieg gegen England in vollem Maße zu entwickeln“; Herbeiführung des baldigen spanischen Kriegs-eintritts mit deutschem Eingreifen auf der iberischen Halbinsel zwecks Einnahme von Gibraltar und Schließung des westlichen Mittelmeer-eingangs sowie Verhinderung des Festsetzens der Engländer an anderer Stelle Spaniens oder Portugals oder auf den atlantischen Inseln; Unterstützung der Italiener — „wenn überhaupt" — in erster Linie durch deutsche Fliegerkräfte, aber Bereitstellen einer Panzerdivision Vorbereitungen für einen Stoß starker deutscher Kräfte (etwa 10 Div.) im Frühjahr 1941 aus Bulgarien gegen das griechische Festland, um vordringlich den Einsatz deutscher Flieger im Ost-Mittelmeer und gegen die englischen Luftbasen zu ermöglichen.

Die bedrohliche Entwicklung der Lage im Mittelmeerraum hatte also nicht nur nicht zur Inaussichtnahme einer tatkräftigen sofortigen Unterstützung des Achsenpartners und nachdrücklicher Intensivierung der Bemühungen um Frankreich und Spanien, sondern sogar noch zu einer Einschränkung der für Italien bisher vorgesehen gewesenen geringen Hilfe geführt Von den für den Balkan anlaufenden Vorbereitungen wurden die Italiener nicht einmal unterrichtet

Die erstmals am 14. und 15. 11. 1940 — also fünf Monate nach Italiens Kriegseintritt — zwischen den militärischen Führungsstäben der Achse in Innsbruck stattfindenden Besprechungen (Keitel/Badoglio) begannen deutscherseits mit sachlich und zahlenmäßig weit übertriebenen optimistischen Darstellungen der Lage — um dem Bundesgenossen den Rücken zu stärken! — und betonten die Notwendigkeit enger militärischer Zusammenarbeit, berührten aber überhaupt nicht die Frage, w i e England niedergerungen werden solle und wie der Koalitionskrieg durch gemeinsame Anstrengungen zu einem für beide Partner wünschenswerten baldigen erfolgreichen Abschluß zu bringen sei. Es ist zu vermuten, daß beiden Marschällen von den politischen Führungen einengende Weisungen mitgegeben worden waren da sie ja die Ober-kommandos der Wehrmacht nur als rein ausführende Stellen betrachteten und sachliche Beratungen, soweit sie auch das Politische berührten, weder wünschten noch erwarteten.

Am gleichen Tag — 14. 11. 1940 — unternahm der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine nochmals und wiederum gelegentlich eines Lagevortrags, bei dem u. a. auch die Canaren und Kapverden beurteilt wurden, einen Versuch, um der Obersten Führung das Aufschieben der Auseinandersetzung mit Rußland auf die Zeit nach dem Sieg über England nahezulegen. Die deutschen Kräfte würden andernfalls zu stark beansprucht, ein Ende des Krieges sei nicht abzusehen. Rußland werde in den nächsten Jahren die Auseinandersetzung nicht anstreben. Hinsichtlich Englands „hält die Seekriegsleitung es jedoch für erforderlich, die Gefahrenquellen im Mittelmeer und im afrikanischen Raum zu erkennen und ihnen ohne Verzug durch politische und militärische Vorsichts-und Gegenmaßnahmen entgegenzuwirken... Seekriegsleitung ist der Auffassung, daß das Vorgehen Italiens falsch ist. Gegner ist unter Anwendung aller Mittel zur Ausnutzung aller sich bietenden Operationsmöglichkeiten aus dem Mittelmeerraum auszuschalten. Dabei ist die Forderung an Italien auf Durchführung der Ägyptenoffensive aufrechtzuerhalten und diese auf jede mögliche Art durch Deutschland zu unterstützen ...“

Diese sehr klaren Erkenntnisse und überzeugenden Argumente finden sich teilweise — aber leider nur teilweise — in einem von Hitler am 20. 11. 1940 verfaßten langen und sehr eindringlichen Brief an Mussolini in dem er die Lage in politischer, psychologischer und militärischer Hinsicht im Grunde realistisch beurteilte und insbesondere die Italien vom Ost-und Westmittelmeer wie gegebenenfalls von Nord-westafrika her drohenden Gefahren klar herausstellte. Er forderte von Italien die Einnahme von Marsa Matruk, um von dort aus aus der Luft Alexandrien und den Suezkanal angreifen zu können; er forderte weiter „stärkere planmäßige Konzentration unserer vereinigten Luft-streitkräfte in bezug auf die anzugreifenden Objekte — Ziel die britische Flotte" ... „die Mittelmeerfrage muß noch in diesem Winter bereinigt werden, da zu dieser Zeit auch am besten der Einsatz der Kräfte möglich ist ... ich möchte aber im Frühjahr, spätestens bis Anfang Mai (!) meine deutschen Kräfte wieder zurückerhalten ...“; Hitler schlug die Abstellung deutscher gemischter Fliegerkräfte und die Bildung zweier Luftoperationsgebiete im Mittelmeer-raum vor, eines italienischen, das luftmäßig Italien, Albanien, Griechenland, Ägypten umfassen sollte, und eines deutschen, das das Ostmittelmeer betraf, um bis zum März 1941 das Mittelmeer „zum Grab der englischen Flotte" werden zu lassen.

Die einzige Konsequenz aus der wesentlich zutreffenden Erkenntnis der allgemeinen Lage und der Gefährlichkeit möglicher Entwicklungen, allerdings unter immer noch völliger Verkennung der italienischen Leistungskraft in der gegebenen Situation ist demnach der Vorschlag zur Entsendung deutscher Fliegerkräfte in noch offenem Ausmaß, die — wiederum — in getrennten Räumen und ohne einheitliche Führung mit den Italienern wirken sollten. Kein Wort von Beratung mit dem Ziel, nunmehr endlich entschlossener gemeinsamer Kriegführung und Beseitigung der ihrer Verwirklichung entgegenstehenden politischen Hemmnisse.

Gewissermaßen als Illustration dieser Hitler-sehen Inkonsequenz hinsichtlich Lagebeurteilung und Entschlußfolgerungen enthielt ein Bericht Rintelens vom 23. 11. 1940, in seiner Eigenschaft als Heeresattache ans Oberkommando des Heeres, folgende Feststellungen für Lage und voraussichtlicheEntwicklung „Italien istnacheinem halbe Jahr erfolgloser Kriegführung völlig in die Defensive gedrängt. Die Briten beherrschen von Gibraltar, Malta und Alexandrien aus mit Überwasserstreikräften, U-Booten und Flugzeugen das ganze Mittelmeer. Ostafrika ist abgeschnitten. Graziani steht mit seinen 8 zu Fuß marschierenden Divisionen immer noch bei Sich Barani und hat den Briten Zeit zur Vorbereitung eines Gegenschlages gelassen, der bald zu erwarten ist. Somit ist auch Libyen gefährdet. Die italienische Armee in Albanien steht in schwerem Abwehrkampf und leidet unter großen Versorgungsschwierigkeiten. Ein Eingreifen der Briten kann Niederlage und Verlust Albaniens herbeiführen. Dann ist auch das Mutterland vom Balkan her bedroht. Italien kann denKrieg im Mittelmeer nicht mehr allein weiterführen ..." — mit andern Worten: die Parallelkriegführung war völlig gescheitert.

Dieser Bericht sah die Lage nüchtern wie sie tatsächlich war und enthielt keine Feststellung, die dem Oberkommando der Wehrmacht etwa neu gewesen wäre.

Bis zu diesem Zeitpunkt war der nunmehr strategische Luftangriff auf die englische Insel voll aufrechterhalten worden; die Tätigkeit der Bomber war allerdings wegen der hohen Verluste bei den Tagangriffen auf die Nacht verlegt worden, während am Tage nur noch Jagdbomber (Me 109 und Me 110) in Erscheinung traten. Ihnen konnte wegen der geringen Bombenlast und der begrenzten Einsatzzahlen jedoch nur störende Wirkung zugeschrieben werden. Schon Ende Oktober gelang es den Engländern, die zunächst wenig behindert gewesenen deutschen Nachtangriffe durch verstärkte Flak-und Nachtjägertätigkeit wieder verlustreich zu machen und ihre Wirkung durch Störung der deutschen Navigation mittels FT stark zu mindern. Die deutschen Angriffe richteten sich fast durchweg und in hoher Zahl gegen die britische Produktion und gegen die Haupthäfen; es gelang aber nicht, das englische Potential und die Versorgung ernstlich zu gefährden, da ein zielbewußter Plan zu systematischer Zerschlagung der britischen kriegswirtschaftlichen Industrie fehlte. Es wurde im besonderen kein Engpaßziel bis zu seiner völligen Vernichtung konsequent angegriffen. Dabei waren die Kräfte der Luftwaffe bis zum Äußersten angespannt.

Die schriftliche Antwort Stalins auf die deutschen Vorschläge während des Molotowbesuchs in Berlin war in einer Note enthalten, die am 25. 11. 1940 übermittelt wurde: sie enthielt zwar die Annahme der Viererpakt-Vorschläge, verknüpfte sie aber mit zahlreichen und weitgehenden Bedingungen, die für Hitler unannehmbar waren.

Trotz wiederholter Nachfragen aus Moskau blieb die russische Note deutscherseits ohne Antwort.

Die Oberste deutsche politische und militärische Führung verharrte — trotz nachdrücklicher Hinweise und Beratungen von verantwortlicher militärischer Seite (freilich nicht des dazu berufenen Oberkommandos der Wehrmacht), trotz eindeutiger Lageentwicklung in politischer und militärischer Hinsicht, ja sogar trotz eigener Erkenntnisse der Gefährlichkeit dieser Entwicklung und nötiger Gegenmaßnahmen — in ihrer Auffassung von der Zweitrangigkeit des Mittelmeerraumes und in ihrer Überzeugung nach der Stalinantwort vom 25. 11., -daß es keine Alternative zur endgültigen bewaffneten Auseinandersetzung mit Rußland gab. Hätte aber nicht gerade dieser Glaube dahin führen müssen, vorher mit allen verfügbaren Mitteln die Mittelmeerlage tatsächlich und völlig zu „bereinigen“?

Der Osten hat endgültig den Vorrang

Diese „Bereinigung“ der Lage im Mittelmeerraum war zwar für den Winter 1940/41 von Hitler vorgesehen gewesen; sie sollte dem fürs Frühjahr 1941 angesetzten Vorstoß starker deutscher Kräfte aus Bulgarien heraus nach Süden vorangehen (Weisung 18). Durch das Sichversagen Francos — kein Kriegseintritt Spaniens in absehbarer Zeit, daher am 9. 1. 1941 Fallen-lassen aller Pläne zur Wegnahme Gibraltars —, durch das nach wie vor labile Verhältnis zu Frankreich — Entlassung Lavals im Dezember 1940 —, und infolge der fortlaufenden schweren Rückschläge Italiens in Albanien, Nord-und Ostafrika war sie jedoch nicht durchführbar gewesen. Die noch im November 1940 keineswegs als etwa bedrohlich angesehene Lage hatte sich durch die Schwäche Italiens, die Landung britischer Truppen auf dem griechischen Festland und den schließlich Ende März 1941 erfolgenden Putsch in Belgrad, der den gerade mit Mühe erreichten Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt annullierte, so weitgehend verschlechtert, daß sich Hitler nunmehr entschloß, nicht nur gegen Griechenland, sondern vorweg bzw. gleichzeitig auch konzentrisch gegen Jugoslawien vorzugehen, um es als Macht und Staat so schnell als möglich zu zerschlagen. Die angrenzenden Staaten — Ungarn, Bulgarien, Rumänien — an diesem Vorgehen zu beteiligen, sollte versucht werden. Bereits zu diesem Zeitpunkt mußte auch eine Verschiebung des vorgesehenen Barba ro s s a t e r m i n s um etwa 4 Wochen ins Auge gefaßt werden.

Etwa zum gleichen Zeitpunkt (Ende März 1941) war die am 20. 1. 1941 zwischen Hitler und Mussolini endgültig festgelegte deutsche Hilfe mit Panzerkräften und verstärkten Luftwaffenverbänden für und in Nordafrika aktionsbereit, allerdings ausdrücklich mit defensiven Aufgaben als „Sperrverband“ gedacht, um auf jeden Fall einen Verlust ganz Italienisch-Nordafrikas auszuschließen. Deutsche Luftwaffenkräfte waren schon im Dezember nach Sizilien verlegt worden und von hier aus seit 10. 1. 1941 erfolgreich gegen englische Flottenteile im mittleren Mittelmeer — darunter schwere Beschädigung des Trägers Illustrious — und zur Sicherung des Afrikanachschubs eingesetzt gewesen. Die militärische Erdlage hatte sich nach dem Verlust der ganzen Cyrenaika in den letzten Wochen stabilisiert, die am weitesten westlich stehenden britischen Truppen lagen in Verteidigungs-Stellung hart östlich El Agheila. Seit Anfang März hatten sich Nachrichten von der Überführung britischer Truppen, darunter Panzer, von Ägypten und Griechenland verdichtet. Auch von der deutschen Seekriegsleitung gedrängt, gegen diesen starken englischen Seeverkehr in den Gewässern um Kreta vorzugehen, entschloß sich die italienische Flottenführung zu einem Vorstoß mit schweren und leichten Kräften, obwohl weder lückenlose Luftaufklärung noch Jagdschutz voll gewährleistet war. Wesentlich aus diesen Gründen erlitt der italienische Verband am 27. 3. westlich Kreta durch das britische Alexandriengeschwader und aus dem Piräus ausgelaufene leichte Kräfte — die britische Aufklärung arbeitete im Gegensatz zur italienischen ausgezeichnet — eine schwere Niederlage; 3 schwere Kreuzer und 2 Zerstörer gingen verloren, ein Schlachtschiff wurde schwer beschädigt. Nicht nur die materiellen Einbußen schwächten erneut die italienische Flotte; noch bedeutungsvoller waren die psychologischen Auswirkungen — das Vertrauen der italienischen maritimen Führungsstellen zur eigenen Leistungsmöglichkeit wurde entscheidend gemindert. Die englischen Flottenteile im Ostmittelmeer übten tatsächlich die uneingeschränkte Seeherrschaft aus. Als Beweis sei zeitlich vorweggenommen: in der Nacht vom 15. /16. 4. vernichteten von Malta ausgelaufene Zerstörer unter der tunesischen Küste ein italienisches Geleit von 5 Dampfern nebst 3 Sicherungszerstörern bei nur einem eigenen Verlust; 5 Tage später erschien das Alexandriengeschwader mit mehreren Schlachtschiffen vor Tripolis, bombardierte mit Erfolg gegen unzulängliche Gegenwehr den befestigten Hafen und legte den Rückmarsch über 850 sm nach Alexandrien völlig ungestört zurück — beide Aktionen im Zusammenhang mit Rommels Vorstoß in Nordafrika. Diese Seeherrschaft im östlichen Mittelmeer ermöglichte ferner den Engländern den Abtransport von rund 50 000 Briten vom 20. bis 30. 4. vom offenen Strand Attikas und des Peloponnes — die griechischen Häfen waren infolge deutscher Verminung unbrauchbar — unter nur geringen Verlusten; schließlich geleitete vom 5. — 13. 5. erst das Gibraltargeschwader und anschließend der Alexandrienverband ein besonders wichtiges britisches Nachschubgeleit von 5 Motorschiffen quer durchs Mittelmeer nach Ägypten. Obwohl rechtzeitig von der Aufklärung erfaßt und mehrfach durch Bomber, U-und Schnellboote angegriffen, trat nur der Verlust von einem Dampfer durch Mine ein. Seitens der italienischen Flotte erfolgte keine Aktion. Die Bedeutung der Seemacht konnte kaum nachdrücklicher demonstriert werden. Für die Durchführung war der unbehinderte englische Besitz Maltas entscheidend gewesen.

Der Angriff gegen Jugoslawien/Griechenland im Norden und das Antreten Rommels im Süden erfolgten fast gleichzeitig, allerdings nicht nach einheitlich angelegtem „Plan" der Obersten deutschen Führung, nämlich als Zangenbewegung gegen die britische Machtstellung im Nahen Osten. Sie führten zu durchschlagenden Erfolgen und brachten in überraschend kurzer Frist eine völlige Peripetie der durch Musso-linis Extratour auf dem Balkan ausgelösten bedrohlichen Lage: zwischen dem 6. und 30. 4. wurde die Balkanhalbinsel restlos besetzt und die Engländer von ihr vertrieben, am 31. 3. begann das deutsche Afrikakorps seinen „Erkundungsvorstoß", am 14. 4. stand Rommel an der ägyptischen Grenze. Es gelang ihm jedoch nicht, das rechtzeitig personell und materiell erheblich überSee verstärkte und anschließend fortlaufend gestützte Tobruk in überraschendem Zupacken oder in planmäßigem Angriff zu nehmen; dafür waren die deutschen Kräfte zu schwach. Tobruk vermochte so, im Rücken der deutsch-italienischen Kräfte dauernden Druck auf ihre überdehnten Verbindungslinien auszuüben, der durch über See herangeführte Kräfte schnell und in operativem Sinn gefährlich verstärkt werden konnte; es verhinderte weiteren deutschen Vorstoß nach Osten, um wenigstens den Suezkanal und den Flottenstützpunkt Alexandrien in wirkungsvolleren Bereich der Luftwaffe zu bringen

Um künftig jegliche Bedrohung der rumänischen Ölfelder auch aus der Luft auszuschalten und um gleichzeitig die Luftkriegführung im Ostmittelmeer zu erleichtern, befahl Hitler die Inbesitznahme Kretas — also als Abschlußhandlung des Balkanfeldzuges, nicht etwa als Gewinn eines Sprungbretts für weiterzielende Operationen. Aus den am 20. 5. beginnenden Luft-landungen entwickelten sich tagelange erbitterte und verlustreiche Kämpfe gegen die durch aus Griechenland evakuierte Truppen verstärkte Inselbesatzung. Die britische Flotte setzte sich voll ein, um deutsche Verstärkungen und Nachschub über See zu unterbinden. Sie erlitt hierbei allerdings im vollen Wirkungsbereich der deutschen Luftwaffe so schwere Verluste (2 Kreuzer, 3 Zerstörer versenkt, 2 Schlachtschiffe, 1 Träger, 3 Kreuzer, 4 Zerstörer schwer beschädigt), daß sie das Seegebiet nördlich Kreta schließlich freigeben mußte und damit das Heranbringen deutscher Verstärkungen ermöglichte, die sich bis 31. 5.der Gesamtinsel bemächtigten. Anläßlich der am 28. 5. beginnenden Räumung Kretas setzten die deutsche Luftwaffe und das britische Alexandriengeschwader wieder alle verfügbaren Kräfte ein; die Engländer mußten so schwere Einbußen hinnehmen, daß sich die englische Führung zum vorzeitigen Abbruch der Evakuierung gezwungen sah und 12 000 Mann als Gefangene in deutsche Hand fielen. Versenkt wurden 2 Kreuzer und 2 Zerstörer, beschädigt 1 Schlachtschiff, 4 Kreuzer, 5 Zerstörer — die englische Flotte im östlichen Mittelmeer war durch diese zweimaligen schweren Verluste entscheidend geschwächt.

Der bisherigen strategischen Konzeption der deutschen Führung entsprach, daß mit immer weiter fortschreitendem Ostaufmarsch ab Mitte April 1941 sowohl Landung in England wie Angriff auf Gibraltar mangels der hierfür erforderlichen Kräfte nicht mehr durchführbar waren, d. h.der Schwerpunkt der deutschen militärischen Macht sich bereits eindeutig zum Osten verlagert hatte. Diese Konzeption war bereits nachteilig beeinflußt, daß durch den Zwang zum Balkanfeldzug in erweitertem Rahmen für die vorgesehene Ostoperation bereits jetzt 5 kostbare Wochen mit wahrscheinlich günstiger Witterung verloren waren, die den an sich schon knappen Zeitplan bedrohlich beengten, und daß weiterhin eine erhebliche Zahl von Verbänden des Heeres und der Luftwaffe nicht voll aufgefrischt und ausgeruht, sondern nach nicht unbeträchtlichen personellen und materiellen Verlusten und unter unbequemem Zeitdruck zu neuem und sicherlich schwerem Einsatz kommen mußte. Die Konzeption hatte andererseits den überraschend positiven Umschwung der Lage nicht vorherbedenken können: die Kräfteverschiebung im östlichen Mittelmeer war grundlegend, die Briten waren nicht nur wieder aus Europa heraus und nach Ägypten zurückgedrängt, auch ihre Flotte — im Mittelmeer ganz besonders das Rückgrat ihrer Macht — war so stark angeschlagen, daß sie um die Monatswende Mai/Juni fast aktionsfähig geworden war. Die Behebung der schweren Beschädigungen wie etwaige Verstärkung durch neue Einheiten aus andern Bereichen mußte Monate beanspruchen. Das Ostmittelmeer und seine Randgebiete lagen damit deutschem Zugriff fast offen, vor starken Kräfte'n des Heeres und der Luftwaffe lagen Zypernund die Uferdes Nahen Ostens greifbar nahe. Die operative Gunst der Lage wurde noch durch das französische Mandatsgebiet Syrien mit seinen relativ starken Truppenverbänden — rund 35 000Mann — außerordentlich verstärkt. Es bot sofort benutzbare Basen für die Luftwaffe und schnelle Truppen zum Einsatz gegen die englischen Ölzufuhren Persischer Golf — Haifa, gegen das angrenzende Palästina wiegegen das nahe Ägypten und den Suezkanal. Die gesamte Welt, insbesondere aber die im unmittelbaren Ausstrahlungsbereich liegenden, am Kriege bisher unbeteiligten Staaten waren fraglos von den deutschen Erfolgen nachhaltig beeindruckt Überdies winkte das Schicksal zweimal: Anfang April kam es im Irak, ursprünglich englisches Mandatsgebiet, später mit England verbündet, zu einem Umsturz und zur MachtÜbernahme durch den Ministerpräsidenten Rashid Ali Ghailani. Rashid griff Anfang Mai — ein Zusammenhang mit den Nöten Englands in Griechenland und durch Rommel ist nicht unwahrscheinlich — den britischen Luftstützpunkt Habbaniya westlich Bagdad an, nahm ihn trotz schnell aus Indien herangeführter, britischen Verstärkungen und erbat deutsche Waffenhilfe Während die Engländer, in realistischer Beurteilung der Lage nach der Besetzung ganz Griechenlands und der ägäischen Inseln durch deutsche Truppen, alles ihnen im Augenblick nur mögliche unternahmen, um diesen für sie außerordentlich gefährlichen Brand-herd zu löschen, aus allen Winkeln weiße und farbige Hilfstruppen zusammenkratzten (deren Kampfwert gegen eine moderne Truppe wie die deutsche kaum sehr hoch gewesen wäre!), gegen Mitte Mai eine motorisierte Brigadegruppe gegen den Euphrat in Marsch setzten, zögerte man deutscherseits mit klarer und entschiedener Hilfsmaßnahme. Es kam, trotz auch in diesem Fall durchaus nüchterner Lage-Beurteilung, nur zu völlig unzulänglicher und auch zu später Luftwaffenhilfe unter Ausnutzung syrischer Flugplätze Weil Hitler nicht gewillt war, vom Ostplan Abstriche zu machen, war eine große Möglichkeit im Kampf gegen England vertan. Der Aufstand im Irak brach unter den energischen britischen Gegenmaßnahmen bereits am 1. 6. endgültig zusammen.

Als zweiter Schicksalswink war zu betrachten, daß im Zusammenhang mit den irakischen Vorgängen die französische Regierung erneut Fühlung mit der Obersten deutschen Führung suchte. Es kam am 11. 5. zu einer Aussprache zwischen Hitler und Admiral Darlan, der im Dezember 1940 Laval ersetzt hatte und den schon einmal Petain zu Hitler entsandt gehabt hatte. Darlan kam jetzt mit einem ausgedehnten Programm; es sollte nach französischem Wunsch endlich das deutsch-französische Verhältnis zu einer Zusammenarbeit, auch auf militärischem Gebiet, gestaltet werden. lonsofern ist die Bedeutung dieses Zusammentreffens in politisch hochgespannter Lage kaum zu überschätzen. SeinHöhepunkt war das Angebot französischer Waffenhilfe durch Einsatz der von Darlan selbst reorganisierten französischen Flotte im Kampf gegen England! Naturgemäß hatte Darlan sich dabei als deutsche Gegenleistung die endgültige Klarstellung von Frankreichs Zukunft erwartet Hitler aber zeigte wiederum die kalte Schulter und ging auf die grundsätzlichen Fragen deutsch-französischer Zusammenarbeit nicht ein — zur tiefen Enttäuschung Darlans. Es kam im Anschluß an das Gespräch nur zu deutsch-französischen Teil-verhandlungen in Paris, die die französische Unterstützung des Irak gegen England, die getarnte Benutzung von Biserta und der tunesischen Küstenbahn für den deutsch-italienischen Afrikanachschub und die Überlassung Dakars für die deutsche Seekriegsführung zum Gegenstand hatten. Die französische Regierung lehnte jedoch am 16. 6., wohl auf amerikanischen Drude hin und nicht ungern nach der neuerlichen Brüskierung durch Hitler, den Abschluß eines diesbezüglichen Abkommens ab. Damit war die wohl größte Chance, zum vertrauensvollen und wirksamen Zusammengehen mit Frankreich zu kommen, wieder unausgenutzt geblieben.

Rund 4 Wochen nach der Aussprache Darlan-Hitler, am 8. 6., begann der seit langem schon ins Auge gefaßte, sorgsam vorbereitete und nach den Vorgängen im Irak nunmehr für unerläßlich angesehene Angriff englischer und freifranzösischer Kräfte gegen das zu Petain haltende Mandatsgebiet Syrien. Gerade Englands große Nöte und Sorgen in diesen Wochen (Kreta, Tobruk, Irak usw.) ließen die Beseitigung dieser von Deutschland her drohenden Gefahr dringlichst erscheinen Der Angriff endete nach z. T. schweren und verlustreichen Kämpfen zu Lande, zur See und in der Luft am 12. 7. mit dem Abschluß eines Waffenstillstandes.

Weitere politische Ereignisse in diesen schicksalsschwangeren Frühjahrsmonaten 1941 waren geeignet, die deutschen Kriegsaussichten zu beeinflussen:

Dies bezog sich einmal auf das Verhältnis zum Bundesgenossen Japan. Artikel V des am 27. 9. 1940 abgeschlossenen Dreimächtepakts enthielt die ausdrückliche Zusicherung, daß der Pakt den gegenwärtigen politischen Status zwischen jedem der vertragschließenden Partner und der Sowjetunion nicht berührte. Darüber hinaus war in — auch gegenüber Italien! — geheim gehaltenem Notenwechsel Japan von Deutschland das Recht zur unabhängigen Auslegung seiner Bündnisverpflichtungen zugestanden worden Anfang März 1941 bezeichnete es die Weisung Nr. 24 als Ziel der durch den Dreimächtepakt begründeten Zusammenarbeit mit Japan, Japan sobald als möglich zum aktiven Handeln im Femen Osten zu bringen und beim Besuch des japanischen Außenministers Matsuoka in Berlin Ende März/Anfang April 1941 versuchten sowohl Hitler wie Ribbentrop unzweideutig auf Matsuoka einzuwirken, daß Japan am besten durch resoluten Angriff auf England in Ostasien (Singapore) die USA aus dem Krieg heraushielte sie ließen auch keinen Zweifel, daß ein Konflikt zwischen Deutschland und der Sowjetunion nicht ausgeschlossen sei Matsuoka, der von dieser Eröffnung zweifellos sehr überrascht war, hatte seinerseits eingestehen müssen, daß er sich mit seiner energischen achsenfreundlichen Politik noch nicht gegen erhebliche Widerstände habe durchsetzen können. Am 13. 4. 1941 erfolgte auf der Rüdereise Matsuokas in Moskau der Abschluß eines russisch-japanischen Neutralitätspaktes, der diesmal die deutsche Oberste Führung völlig überraschte. Damit entfiel für Hitler vorerst jede Hoffnung, ein Eingreifen Japans zugunsten Deutschlands im Falle eines Ostfeldzuges erwarten oder herbeiführen zu können.

Auch die Entwicklung des Verhältnisses zwichen den beiden angelsächsischen Staaten zeigte eine immer klarer sich abzeichnende, für Deutschland ungünstige Tendenz. Der Abschluß und die Verkündung des amerikanischen Pacht-und Leihgesetzes im März 1941 enthob England großer wirtschaftlicher Sorgen auf Grund rapider Abnahme seines Devisenbestandes; das Gesetz stellte außerdem in praxi das gesamte ungeheure wirtschaftliche Potential der LISA England zur Verfügung. Es unterstrich Roosevelts Willen, diese Hilfe auch zu verwirklichen. Die Erweiterung der amerikanischen Sicherheitszone bis zum 26. Längengrad und die Errichtung einer amerikanischen Luftbasis in Grönland im April ließen Erschwerungen für die Führung des deutschen Seekrieges im Atlantik erwarten. Als nächstes folgte im Juni der Entschluß zum Einrichten eines amerikanischen Stützpunktes auf Island. Langsam und zielsicher führte offensichtlich der Präsident die USA an den Krieg heran.

Deutscherseits war schließlich nicht zu übersehen, daß Flug und Landung von Rudolf Heß am 10. 5. 1941 in England nicht gerade als überzeugender Beweis unbeugsamer deutscher Siegeszuversicht im Ausland gewertet werden konnte.

Diese negativen politischen Aspekte ergänzten Entwicklungen auf militärischem Gebiet:

Die Kriegsmarine verlor — bei insgesamt durchaus erfreulichen Versenkungserfolgen -im März kurz hintereinander drei ihrer bewährtesten U-Bootkommandanten; am 27. 5. sank die Bismarck und im Juni gelang anschließend dem Feind durch Ausbringen und Versenken von 9 Tankern und Versorgungsschiffen das Aufrollen und Zerschlagen der deutschen Versorgungsorganisation im Atlantik. Damit war zwangsläufig die Tätigkeit schwerer deutscher Seestreitkräfte bzw. Überwasserschiffe im Atlan-tischen Ozean beendet, auch die der U-Boote im Südatlantik und vor Afrika erschwert, während andererseits sehr zahlreiche bisher hierdurch gebundene Feindkräfte für anderweitige Verwendung gegen Deutschland frei wurden.

Mit dem Herauslösen der Masse der Kräfte der Luftwaffe für den Osteinsatz im Mai/Juni 1941 hob sich nicht nur der Druck von den Resten der englischen Flotte im Ostmittelmeer, sondern es erlosch auch allmählich der verschärfte Luftkrieg gegen das englische Mutterland. Wozu die schwachen Bomberkräfte der im Westen verbleibenden Luftflotte 3 noch fähig waren, blieb für England zwar lästig, nachdrücklicher Erfolg konnte nicht erwartet werden. In der Rückschau war festzustellen, daß dieser verschärfte Luftkrieg trotz härtesten Einsatzes und Anspannung aller irgend verfügbaren Kräfte der Luftwaffe vom August 1940 bis Mai 1941 keines der gesteckten Ziele hatte erreichen können: im Spätsommer 1940 war weder die Zerschlagung der englischen Jagdwaffe noch das Erringen der Luftherrschaft über dem Kanal und Südengland gelungen; der anschließende operative Luftkrieg gegen das wirtschaftlich«. Kriegspotential Englands und seine überseeische Versorgung hatte sicherlich schwere, z. I. schwerste Schäden und auch hohe Menschenverluste gebracht, es war aber weder die industrielle Produktion entscheidend gemindert oder gar völlig gelähmt noch die Versorgung so weit eingeengt worden, daß sich hieraus schwere Nachteile ergeben hätten. Die Kampfentschlossenheit von Volk und Regierung war sogar eher gesteigert denn geschwächt worden. Vielfache Ungust des Wetters, technische Unzulänglichkeiten von Flugzeugen und Waffen, unzureichende zahlenmäßige Stärke, mangelnde taktische und operative Erfahrungen und nicht zuletzt das Fehlen eines durchdachten Einsatzplanes und gleichzeitige wesentliche Überschätzung der nicht nur relativ, sondern absolut zu erzielenden Erfolgsmöglichkeiten hatten, zusammenwirkend, dies unbefriedigende Ergebnis herbeigeführt. Darüber hinaus war nicht eingetroffen, was die weiteren Planungen beeinflussen mußte: am 5. 12. 1940 hatte Hitler prophezeit daß im Frühjahr 1941 die britische Luftwaffe nicht stärker sein würde als zu Beginn des Winters, während die deutsche Luftwaffe im Mai 1941 in größerer Stärke an neue Aufgaben herangehen könne Auch wertmäßig war die Luftwaffe gemindert: in den 10 Monaten harten Kampfes war eine sehr hohe Zahl ihrer besten und erfahrensten Flugzeugführer ausgefallen, die mitten im Krieg und bei sich dauernd steigernden Aufgaben gar nicht zu ersetzen waren. D i e Luftwaffe ging somit aus diesem Kampf gegen die englische In sei, der ursprünglich entscheidung-suchend gedacht war, dessen spätere Aufgaben dieser Zielsetzung aber nicht mehr voll entsprachen, in ihre neuen schweren Aufgaben wesentlich geschwächt hinein.

Noch am 6. 6. 1941 versuchte der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine nochmals — und sicherlich nicht ohne Einwirkung der vorstehend gestreiften Entwicklungen — an Hand einer Denkschrift der Seekriegsleitung Hitler dahingehend zu beeinflussen, die seiner Ansicht nach kriegsentscheidenden Ziele im Naben Osten, deren Erreichen nach dem Balkanfeldzug und der Einnahme Kretas in nächste Nähe gerückt sei, im Auge zu behalten und die jetzt geschaffene Gunst der Lage energisch und zu einem Zeitpunkt auszunutzen, zu dem die Hilfe der USA für England noch keinen entscheidenden Umfang angenommen habe Da Raeder zutreffend vermutete, daß Hitler unter keinen Umständen geneigt war, von seinen Rußlandplänen abzusehen, mußte er freilich tauben Ohren predigen; denn beide Aktionen gleichzeitig und nebeneinander waren sowieso nicht durchführbar.

Die große Chance, die sich noch einmal und sicher letztmalig wenige Wochen vor Beginn des Ostfeldzuges und damit des endgültigen Zweifrontenkrieges im Kampf gegen England bot, blieb wiederum ungenützt. Selbst nach Hitlers eigener Abschätzung der Erfolgsaussichten im Kampf gegen die Sowjetunion war die Wiederaufnahme des entscheidungsuchenden Kampfes gegen England unter Einsatz aller deutschen Kraft bestenfalls im Frühjahr 1942 möglich. Er glaubte, während dieses runden Jahres, trotz aller eben hinter ihm liegenden Erfahrungen und während er dann selbst in seinen eigenen Kräften völlig gefesselt war, den in jeder Hinsicht schwachen Partner Italien einem kampfentschlossenen England gegenüber völlig allein lassen zu können — England gegenüber, dessen Kräfte anderweitig fast ungebunden waren und durch steigende Produktion und die sich immer vermehrende Hilfe der USA fortlaufend wuchsen. Wie gebannt nach Osten blickend, glaubte die Oberste deutsche Führung, diese der Gesamtachse auf lange Sicht drohenden Gefahren nicht sehen zu sollen. Sie konnten sich dabei noch in nicht übersehbarem Maße steigern, sofern im Ablauf des für den Ostsieg vorgesehenen mehr als knappen Zeitplans sich Verzögerungen ergaben — hatte doch Hitler zutreffend ein Stocken in der Durchführung der Operation in einem Zuge oder gar eine Bindung der deutschen militärischen Kraft zu Lande und in der Luft über den Winter hinaus von je als bedenklich angesehen

Hitler war von seiner Siegesgewißheit gegenüber einem leichtfertig als schwach angesehenen künftigen Gegner so besessen, daß er die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit, in Kürze den drei stärksten Mächten der Welt allein gegenüber zu stehen, nicht sehen wollte. Er glaubte erneut, nicht als Alternative zu seinem Ostplan ansehen zu sollen, daß sich ihm im Augenblick die Möglichkeit bot, sich schnell und mit starken Kräften unmittelbar gegen Englands Achillesferse im östlichen Mittelmeerraum zu wenden, gegen ein England, das bittere Verluste und Schläge in den letzten Wochen schon hatte einstecken müssen und verzweifelt sich zu wehren mühte währenddessen von Rußland her sicherlich in der nächsten Zeit nach dieser neuen Demonstration deutscher Stärke keine militärische Aktion zu befürchten stand. Die Erkenntnis konnte zudem nicht mangeln, daß die Zeit bestimmt nicht mehr für Deutschland arbeitete.

Diese bei Hitler — und nicht nur bei ihm — vorhandene, uneingeschränkte Siegesgewißheit beleuchten zwei Weisungen besonders deutlich; sie zeugen von Übersteigerungen im strategischen Denken, das keine Grenzen mehr zu kennen und alle üblichen Vorstellungen operativer Möglichkeiten mit leichter Hand beiseite zu schieben schien.

Es handelt sich einmal um den dem Chef des Wehrmachtsführungsstabes von Hitler erteilten Auftrag zur studienmäßigen Bearbeitung eines Aufmarsches in Afghanistan gegen Englands Stellung in Indien im Anschluß an die Operation Barbarossa (Ostfeldzug) den Jodl seiner Abteilung Landesverteidigung weitergab. Sehr viel bedeutungsvoller ist jedoch die „W e i -s u n g 32" vom 11. 6. 1941 Diese Weisung trägt zwar nicht die Unterschrift Hitlers, sondern ist nur als „vorläufige Arbeitsgrundlage", nach Greiner sogar nur zur „Mitprüfung" den Wehrmachtsteilen zugegangen; es kann aber nicht bezweifelt werden, daß sie zum mindesten in den Grundzügen Hitlers Billigung hatte und seine Gedankengänge wiedergab Sie könnte auch auf eine Anregung des Oberkommandos des Heeres vom Anfang Juni 1941 entstanden sein um nach einer siegreichen Beendigung des Feldzuges gegen die Sowjetunion nicht wieder — wie im Juni 1940 — unvorbereitet neuen Aufgaben gegenüberzustehen. Sie erweist eindeutig, wie stark auch die Urteilsfähigkeit klar denkender Soldaten durch die bisherigen kontinentalen militärischen und anscheinend auch politischen Erfolge beeinflußt war und in wie weitem Umfange mit Sicherheit zu erwartende räumliche, zeitliche, klimatische und verkehrstechnische Schwierigkeiten unterschätzt wurden.

Die Grundgedanken der Weisung 32 sind folgende: Nach der Zerschlagung der sowjetrussischen Wehrmacht besteht eine ernsthafte Gefährdung des europäischen Raumes zu Lande nicht mehr. Im Hinblick auf das Ausmaß der noch zu erfüllenden Aufgaben im Endkampf gegen England kann das Heer vermindert, der Schwerpunkt der Rüstung auf Kriegsmarine und Luftwaffe gelegt werden. Die Zusammenarbeit mit Frankreich soll — im Hinblick auf die Aufgaben im westlichen Mittelmeer, in Nord-und Nordwestafrika — vertieft werden. Spanien wird sich entscheiden müssen, ob es sich an der Vertreibung Englands aus Gibraltar beteiligt oder nicht. Die Türkei und der Iran sollen mittelbar oder unmittelbar in den Kampf eingegliedert werden.

Der Wehrmacht können demnach im Spätherbst 1941 oder im Winter 1941/42 (!) folgende strategische Aufgaben erwachsen:

Sicherung des Ostraums etwa in der Linie Archangelsk — Wolga und konzentrischer Angriff gegen die englische Position im Mittelmeer und im. Nahen Osten durch — möglichst gleichzeitiges — Vorgehen durch Spanien gegen Gibraltar, aus Libyen durch Ägypten, aus Bulgarien durch die Türkei und gegebenenfalls aus dem transkaukasischen Raum durch den Iran gegen die englischen Stellungen am Suez-Kanal, in Palästina und im Irak.

Die „Belagerung" Englands durch Kriegsmarine und Luftwaffe sollte sofort nach Abschluß des Ostfeldzuges in vollem Maße wieder ausgenommen werden.

Die gedankliche und organisatorische Durcharbeitung dieser Zielsetzungen durch die Wehr-machtteile sollte so rechtzeitig abgeschlossen werden, daß der Erlaß endgültiger Weisungen durch die Oberste Führung noch während des Ostfeldzuges möglich wurde.

Es ist, wie schon gesagt, nicht denkbar, daß diese fast ins Uferlose sich verlierenden strategischen, politischen und operativen Pläne ohne die volle Kenntnis und Billigung Hitlers an die zur Vorbereitung und späteren Durchführung berufenen höchsten militärischen Dienststellen hätten bekanntgegeben werden können. Die in ihnen — trotz aller politischen und militärischen Enttäuschungen nach dem Ende des Frankreichfeldzuges — sich offenbarende machtpolitische Hybris steht in krassem Gegensatz zum vielfachen Schwanken und Zaudern in den letztvergangenen 12 Monaten. Sie ist ein aufschlußreicher Hinweis dafür, daß Hitler vom Gelingen auch seiner jüngsten Blitzkriegsvorhaben fest überzeugt war — waren sie doch rein kontinental und vermieden das ihn sicherlich zunehmend schreckende Risiko strategischer See-und Luftkriegsoperationen!

Zusammenfassung

Die Rückschau über das an dramatischem Geschehen so reiche Jahr vom Juni 1940 bis Juni 1941 läßt zweifelsfrei erkennen, daß in ihm — nach den über die Erwartung hinaus großen militärischen Erfolgen des knappen ersten Kriegsjahres — bereits der Umschwung und der Keim zum Verlust des leichtfertig vom Zaun gebrochenen Krieges beschlossen lag.

Dem war so, weil die sich in diesem Jahr schnell und in großer Zahl stellenden politischen und militärischen Probleme von der Obersten deutschen Führung teils überhaupt nicht erfaßt, teils in ihrer wahren, z. T. entscheidenden Bedeutung nicht erkannt, teils erst zu spät und vielfach dann noch unzureichend gewürdigt und einer Lösung zugeführt wurden.

Die Gründe hierfür sind zweifach, ihrerseits wieder aufs engste miteinander verbunden: sie erwachsen aus dem Politischen und dem Strategischen.

Hitlers Politik ist weitgehend ideologisch basiert, somit starr oder wenig wendig. Ihm bedeutet Politik nicht die Kunst des Möglichen, er verfolgt rein machtpolitische Ziele; er unterliegt dabei — als Folge vorgefaßter Ansichten — oft unrealistischen und illusionistischen Hoffnungen und Erwartungen. Er vertäut auch in der Politik auf seine Willenskraft und Fähigkeit, zu beeinflussen; auch in ihr spiegelt sich seine Ablehnung der Sittlichkeit im Tun und Denken und jeder menschlichen versöhnlichen Regung, sein Handeln von Gelegenheit zu Gelegenheit. Aus all dem entspringt das Fehlen klarer politischer Konzeption.

Die Führung Europas ist für den herrschsüchtigen, mißtrauischen Hitler gleichbedeutend mit Unterjochung. Er lehnt damit — für sich folgerichtig — jede echte Koalition ab; jedes Zusammengehen ist rein zweck-und zeitbedingt, er nutzt aus, wo er kann, um seinen egoistischen Zielen näher zu kommen.

Auf dieser Grundeinstellung beruht sein Verhältnis oder Verhalten ebenso gegenüber England, Frankreich und schließlich Rußland wie gegenüber Italien, Spanien und Japan. Auf ihr beruht das Nichtverstehen, Übersehen oder Beiseiteschieben psychologischer Gegebenheiten. Das Verkennen des Faktors Zeit ist teils politisch teils persönlichkeits-bedingt; denn er kennt keine Geduld, keine staatsmännische Kunst, notfalls nur lauerndes Warten auf Eingebung. Aus der Ablehnung jeglicher sorgfältig planenden systematischen Gedankenarbeit ergeben sich zwangsläufig Sprunghaftigkeit und zeitliche Überhastung.

Aus diesen Grundelementen der Hitlerschen Politik erwuchs die fehlerhafte Strategie: das Eingehen von Risiken, denen weder sein politischer Gestaltungswille noch die deutsche militärische Kraft gewachsen waren, der Verzicht auf einen Gesamtkriegsplan — Hitler „wollte" ja keinen Krieg, ein Konflikt sollte lokalisiert werden, das kurzfristige und überstürzte Erdenken immer neuer Teilpläne, die zeitlich und sachlich zu eng umgrenzt waren, nacheinander entstanden und daher nicht koordiniert sein konnten; der hiermit verbundene Zeitverlust ging immer zugunsten des Gegners, die mangelnde Übersicht und Wendigkeit im strategischen, auch operativen Denken, das starre Beharren auf „unabänderlichen Entschlüssen", die Planung in „getrennten Räumen", das Festhalten hieran trotz sachlichem Überholtsein und sich drohend abzeichnender Gefahr, der Verzicht auf gemeinsame langfristige Planungen und einheitliche Führung, obwohl die Notwendigkeit dringlich und die Zeit zur Durchführung noch gegeben war.

So erwuchs aus dem Polenfeldzug der europäische und schließlich der globale Krieg, da England — entgegen der festen „*Überzeugung — nicht nachgab, sondern kämpfte; in ihn traten Wehrmacht und Rüstung, der Obersten Führung durchaus und voll bekannt, unfertig und noch weitab vom vorgesehenen Endstand, so scheiterte der erste unmittelbare Angriff gegen die englische Insel wesentlich am mangelnden langfristig geplanten, völlig durchdachiten und koordinierten Einsatzplan aller Wehrmachtsteile und letztlich an der absoluten und durchaus bekannten Unzulänglichkeit der zur Verfügung stehenden Angriffsmittel, so erfolgte der periphere Angriff im Mittelmeerraum erst, nachdem unwiederbringliche Zeit verstrichen war und der absolut schwächere Partner Italien, zunächst sich selbst überlassen, schwerste Einbußen in jeder Hinsicht erlitten hatte; er erfolgte nur auf Teilgebieten, zersplittert und zu spät, weil starre uneinsichtige und damit fehlerhafte Politik gegenüber Frankreich, Spanien und Italien zielsicherer Strategie im Wege stand und auf Abstimmung und Vereinheitlichung der politischen und militärischen Kampfführung verzichtet wurde, so blieb der schließlich gefaßte Entschluß zum Angriff im Osten auch dann noch starr aufrechterhalten, als eine überraschend positive Entwicklung im peripheren Mittelmeer-Kampf bei kurz entschlossenem Zugreifen große und rasche Erfolgsaussichten zu bieten und Möglichkeiten zu eröffnen schien, doch noch zu einer umfassenden Lösung des Englandproblems zu kommen, ohne das unübersehbare Risiko eines Zweifrontenkrieges eingehen zu müssen. Es griffe in den Bereich der Spekulationen, sagen zu wollen, daß eine bessere, zielsicherere Strategie ein baldiges positives Kriegsende gesichert hätte. Sie hätte aber sicherlich realere Grundlagen hierfür geschaffen.

Hitlers abenteuerliche Politik hat mit dem Schicksal des deutschen Volkes gespielt, seine Strategie folgte ihr zwangsläufig; aber erst die Gegebenheiten einer terroristischen Diktatur verhinderten eine Hinwendung zum aus Ethos, Vernunft und Erkenntnis geborenen Besseren. Politik und Zeitgeschichte AUS DEM INHALT DER NÄCHSTEN BEILAGEN:

Karl Dietrich Bracher: „Plebiszit und Machtergreifung Ludwig Dehio: „Deutschland und das Epochenjahr 1945"

Romano Guardini: „Der Glaube in unserer Zeit"

Helmut Krausnick: „Unser Weg in die Katastrophe von 1945"

Georg Paloczi-Horvath: „Mao Tse-tung Eine politische Biographie"

Werner Richter: „Bismarck"

Carl Günther Schweitzer: „Hat die Weltgeschichte einen Sinn?"

Karl C. Thalheim: „Diskussion mit einem Kommunisten"

Egmont Zechlin: „Friedensbestrebungen und Revolutionierungsversuche (IV. Teil) *** „Die Rolle des Parlaments bei einer kommunistischen Machtergreifung"

Fussnoten

Fußnoten

  1. Halder 13. 7. 1940.

  2. Serano Suner, Zwischen Hendaye und Gibraltar, Zürich 1948. Demgegenüber erklärte Hitler vor den Oberbefehlshabern am 22. 8 1939: Wir müssen in Kauf nehmen, daß es in Spanien noch keine faschistische Partei von unserer inneren Geschlossenheit gibt.

  3. Suner a. a. O. S. 104: Das unerbittliche, aber großartige politische Experiment, die Technik, die riesenhafte und disziplinierte Anstrengung, die Sendung zur Vorherrschaft und Organisierung Europas...

  4. Suner a. a. O. S. 51.

  5. Sir Samuel Hoare, Gesandter in besonderer Mission, Hamburg, 1949, S. 51, Cianotagebuch 6. 6. 1939

  6. Ciano 6. 6. 1939, Suner a. a. O. S. 85.

  7. Die Angaben von Hoare a. a. O. S. 72 über seine engen Beziehungen zu Beigbeder besagen nichts über die Zeit vor dem Sommer 1940. Hinweise von privater Seite an Verfasser sprechen von guten Beziehungen Canaris-Beigbeder.

  8. Jacobsen a. a. O. S. 98.

  9. Suner a. a. O. S. 86.

  10. Churchill II/2 S. 241.

  11. Hoare a. a. O. S. 27.

  12. Churchill II/2 S. 243, Alan Bullock a a. 0. S 606.

  13. Hinweis an Verfasser von privater Seite.

  14. Hoare a a O. S. 68.

  15. Suner a. a. O. S. 151, Hoare a. a. O. S. 51, Churchill II/2 S. 243.

  16. Haldertagebuch 13. 7. 1940.

  17. Wie klar Hoare die Lage beurteilte, ergeben seine Ausführungen a. a. O. S. 144: „Wenn er (rranco) in den Krieg eintreten wollte, mußte er einen günstigeren Moment wie Mussolini wählen und sich vorher überzeugen, daß die entscheidenden Kämpfe vorüber waren Mussolinis Fehlkalulation war ein warnendes Beispiel, voreilig zu andern. ... er wollte ... gewisse Vorteile, die * m nur durch einen deutschen Sieg zufallen konnIn Gibraltar und Nordwestafrika. Deutschland na Italien hatten aber gleiche Absichten und aren nicht bereit, Ansprüche zurückzuziehen, vor wemasnicht für ein Land, das nicht auch bereit War. die Last des Krieges zu tragen Diese unver-cnnichen Differenzen .. . waren unbezahlbar, dp, raltar und Nordwestafrika waren vor einem sehen Angriff gesichert zu einer Zeit, da W nicht in der Lage waren, Wider-man nd. 2 U leisten. Die Verteidigungsmaßnahdaß Gibraltars waren tatsächlich so ungenügend, , Gouverneur mit verschiedentlich um drei ate Frieden zu ihrer Verstärkung bat . . . *

  18. Die Angaben über Richthofens Spanienbesuche entstammen seinem persönlichen Tagebuch.

  19. Hoare a. a. O. S. 96.

  20. In einem bezeichnenden Gegensatz zu dem instinktsicheren englischen Handeln steht eine Bemerkung Hitlers in einer Besprechung am 14 9., daß man den Spaniern alles versprechen könne, was sie wollten, auch wenn man nicht alles erfüllen könne!'— Haldertagebuch 14 9

  21. Nach Churchill II/2 S. 243 hatte Franco bereits am 8. 8 über den deutschen Botschafter erklären lassen, daß er erst nach der deutschen Landung in England intervenieren könne, um verfrühten Kriegseintritt und damit eine für Spanien und das Regime untragbare längere Kriegsdauer zu vermeiden.

  22. Die sehr eingehenden Aufzeichnungen Suners a. a O. S. 158/184 sind für die beiderseitigen Standpunkte außerordentlich aufschlußreich

  23. Suner a. a. O. S. 151, hiernach hätte eine Einigung durchaus im Bereich des Möglichen gelegen.

  24. Erich Welter, Falsch und richtig planen, Heidelberg 1954, S. 10.

  25. Hans Buchheim, Das Dritte Reich, Beilage zum „Parlament" 21. 10. 1959.

  26. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Die deutsche Industrie im Krieg 1939— 45, Berlin, 1954.

  27. Nach Thomas, Grundlagen für eine Geschichte der deutschen Wehr-und Rüstungswirtschaft, Kap. XIX (PS 2353) lagen die Gründe für die ab November 1939 bei sich aktivierendem Krieg im Westen befürchteten Munitionsversorgungsschwierigkeiten wesentlich in Folgendem: zu geringe Bevorratung und hoher Verbrauch in Polen, zu langsames Anlaufen der erhöhten Fertigung im Kriege infolge Fehlens der seit Jahren vom Wirtschafts-Rüstungsamt vergeblich geforderten fabrikatorischen Vorbereitungen, Nichtbewilligung der für 1939 vorgesehenen Maschinenkäufe, Folge der geteilten Mobilmachung, Überbelastung der Wirtschaft mit nicht kriegswichtigen Aufträgen, Hintenansetzung der Munitionserzeugung in den Fertigungsprogrammen der Aufrüstungszeit.

  28. Thomas a. a. O. Kap. XX. An anderer Stelle sagt Thomas: Hitler besprach die Programme mit den Oberbefehlshabern. Todt hielt seine Vorträge, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht war oft oder meist in beiden Fällen nicht anwesend. Er konnte dadurch über Einzelheiten der Rüstung nicht so unterrichtet sein wie die Oberbefehlshaber oder Todt. Alle Versuche, die Stellung des Ober-kommandos der Wehrmacht auf dem Rüstungsgebiet wieder zu stärken, blieben ohne Erfolg.

  29. Hand in Hand mit dieser die Grundgesetze jeder Wirtschaft verkennenden Einstellung ging von vornherein die Unterschätzung der Zeitdauer von technischen Entwicklungen mit der Folge verfrühter Hoffnungen auf Fronteinsatzbereitschaft neuer Typen — siehe die späteren Wunderwaffen. Die Einsatzfähigkeit des ersten Düsenflugzeugs der Welt wurde zudem durch rein militärpolitisch bedingte Forderungen Hitlers zeitlich und technisch so verzögert, daß die als „Uberjäger" g 2; dachte, dann zum „Blitzbomber" geformte Me 262 erst — und zwar zu Hunderten — auf den Flugplätzen Restdeutschlands zur Verfügung stand, als den Bomberpulks der Angelsachsen im Winter 1944/45 die deutsche Treibstoffproduktion bzw. das Verkehrsnetz zum Opfer gefallen waren.

  30. Der Wehrwirtschaftsstab, das spätere Wirtschaftsrüstungsamt im Oberkommando der Wehrmacht hatte gegenüber den Wehrmachtteilen bzw. ihren Waffenämtern keinerlei Weisungs-bzw. Entscheidungsbefugnis; er war auf den Verhandlungsweg angewiesen.

  31. Welter a. a. O. S. 110; Offensichtlich hat es auf dem Gebiet der deutschen kriegwirtschaftlichen Organisation an maßgeblicher Stelle an ausreichender geistiger Vorbereitung gefehlt. Das ist kein Wunder. Der entscheidende Mann im Staate interessierte sich nicht für die Wirtschaft. Ihm schien die Produktion nur eine Frage des Willens, nicht des Könnens zu sein. Von der ungeheuren Schwierigkeit, in der modernen industriellen arbeitseiligen, tausendfach verästelten Wirtschaft das Lenkungsproblem zu meistern, war weder ihm noch den meisten seiner Berater etwas bekannt ... es fehlte an der sorgfältigen Vorbereitung von Entschlüssen, klare Entscheidungen waren nur in den seltensten Fällen zu erreichen, und es gab keine Organisation, die die reibungslose Ausführung der Entscheidungen hätte gewährleisten können.

  32. Als Beispiele für die weitgehende Selbständigkeit der Wehrmachtteile in Rüstungsfragen, die weittragende militärische, ja strategische Bedeutung haben konnte, und für die ganz unzureichende Koordinierungsmöglichkeit durch Oberkommando der Wehrmacht — ein grundlegender Fehler der Wehrmachtspitzenorganisation — seien angeführt; Lufttorpedo (LT): Seine Bedeutung war vor dem Krieg weder von der Kriegsmarine noch Luftwaffe erkannt. Erst ab Frühjahr 1940 Erwägungen, Lufttorpedos im Seekrieg einzusetzen. Im November 1940 Einstellung der bisher immer noch starke Mängel aufweisenden Entwicklung im Rahmen des sogenannten Entwicklungsstops (Einstellung aller Entwicklungen, die nicht mit Sicherheit innerhalb eines Jahres zur Frontreife führten — Eefehl Hitlers) — während im gleichen Monat die nglander mit Lufttorpedos ihren großen Erfolg gegen die italienischen Schlachtschiffe vor Tarent erzielten. Erst die japanischen Erfolge Ende 1941 uhrten zur Forderung nach Neuaufnahme der Ent-

  33. Die deutsche Industrie a. a. O. S. 122.

  34. Hierzu sagt Thomas a. a. O. Kap. XVIII: Der Befehl vom 25. 8. 1939 an die Wehrwirtschaftsinspektionen bestimmt ausdrücklich, daß der X-Fall auf den zivilen Bereich (der Wirtschaft) in seiner Gesamtheit nicht ausgedehnt wird ... die in langjähriger Arbeit vorbereiteten Mobilmachungsmaßnahmen für die Wirtschaft wurden hierdurch zum großen Teil hinfällig. Dies sollte sich leider später für den Anlauf der Rüstungsindustrie und der Kriegswirtschaft störend bemerkbar machen und hat sich während der ersten 4 Kriegsjahre bis zur Erklärung des totalen Krieges 1943 fühlbar gemacht ... am 2. 9 1939 wurde Wehrwirtschaftsstab wiederum vorstellig wegen Inkraftsetzung Fertigungsprogramm und wegen Einstellung einiger großer Friedensvorhaben, die den schnellen Anlauf der Rüstung hemmten bzw wertvolle Rohstoffe in Anspruch nahmen. Am 3. 9. (nach der englisch-französischen Kriegserklärung!) befahl Hitler die Gesamtmobilmachung der Wirtschaft und den planmäßigen Anlauf der Fertigungsprogramme, die entsprechende Weisung an die Wehrmacht-teile erging am 7. 9. . . . Der planmäßige Ablauf der wirtschaftlichen Mobilmachung war gehemmt, weil er gegen die Mobilmachung der Wehrmacht zeitlich mehrere Tage im Rückstand war, was eine stärkere Herausziehung von Arbeitskräften aus der Produktion und sonstige unplanmäßige Auswirkungen zur Folge hatte. Außerdem enthielt die Verordnung auch die für den Ablauf der Mobilmachung gefährliche Einschränkung, daß in der Wirtschaft nur das Dringlichste durchgeführt werden sollte (!) . . . alle Mobilmachungsmaßnahmen kamen so nur langsam in Gang und überall, einschließlich Reichswirtschaftsministerium, blieb das Bestreben bestehen, die Friedenserzeugung möglichst weitgehend aufrechtzuerhalten . . .

  35. Thomas a. a. O., Kap. XIX: Noch November 1939 arbeiteten weite Teile der Industrie im Rahmen der Friedenswirtschaft, und noch nach dem Westfeldzuge wurde den Bemühungen um schnelle Stillegung aller kriegsunwichtigen Fertigungen (!) Widerstand entgegengesetzt ...

  36. Die deutsche Industrie a. a. O S. 122 ff.

  37. Die deutsche Industrie a. a. O. S. 178.

  38. Ebenda S. 34.

  39. Erwähnt sei aus Baumbach, Zu spät, S. 363, eine Bemerkung Speers, „es waren lediglich einige der grundsätzlichen Schaltfehler, wie sie in einer Diktatur wegen Mangels an Kritik typisch sind, daß Hitler nicht vor 1942 doppelt so viele Panzer, U-Boote, Flugzeuge h. *atte

  40. Die Anforderungen Italiens und Spaniens an die deutsche Wirtschaft, die Leistungsmöglichkeiten Frankreichs waren im Sommer 1940 durchaus schon bekannt.

  41. E. Welter a. a O S 48 (sinngemäß): Bis Ende 1943 fehlte jede Produktionsübersicht, d h. die Relation zwischen herzustetlenden Erzeugnissen und den dazu verwendeten erforderlichen Produktionsfaktoren: Arbeitskräfte, Arbeitsstunden, Maschinen, Kohle, Strom, Gas, Eisen, Metalle, Holz, Chemikalien usw. Ihre Durchführung durch das Planungsamt unter Speer bedeutete die Wendung von der skrupellosen zur nachdenklichen Lenkung.

  42. Cianotagebuch 28 9 und 4. 10. Die Deutschen sind mit uns Italienern von vollendeter Liebenswürdigkeit, weil sie uns jetzt brauchen.

  43. Schmidt a. a. O. S. 498.

  44. Daraufhin hatte am 9. 10 Badoglio eine baldige Zusammenkunft mit Keitel zwecks Absprache der Operationspläne für den Winter erbeten. Er hatte hierbei die Verlagerung des Schwerpunkts ins Mittelmeer angeregt.

  45. Klee II a. a. O. S. 103.

  46. Es ist aufschlußreich, aus den Tagebuchauf-Zeichnungen Halders vom 30. 9. über seine Bespre-chung mit Brauchitsch, vom 8. und 15. 10. über den Bericht von Etzdorfs (Verbindungsorgan zum Auswärtigen Amt) über die Brennerzusammenkunft entnehmen zu müssen, wie unzulänglich die mili-tarisshe Führung von der politischen auch über miitärstrategisch bedeutungsvolle Vorhaben und Absprachen unterrichtet wurde — sie mußte sich die Lagebeurteilungsunterlagen geradezu zusam-mensuchenl

  47. Cianotagebuch 12. 10.

  48. Sogar bei Greiner a. a. O. S. 158 und 184, obwohl die Hinweise S. 181 ff. dies unglaubhaft machen.

  49. Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 22. 10 1940.

  50. Kordt I a. a. O. S. 263.

  51. Greiner a. a. O. S. 182.

  52. Greiner S. 185.

  53. Rintelen a. a. O. S. 108.

  54. Cianotagebuch 22. 10. »Viele Anzeichen lassen uns verstehen, daß man in Berlin über unsern Marsch nach Athen nicht sehr begeistert ist'. Hieraus kann nur geschlossen werden, daß der Partner unterrichtet war — vgl. auch Jodls Bemerkung vom 23. 10.

  55. Klee II a. a. O. S. 121.

  56. Churchill II/2, S. 256, Jacobsen a. a. O. S. 162.

  57. Greiner S. 183.

  58. Cianotagebuch 6. 11. 1940.

  59. Churchill a. a. O. II/2, S. 257.

  60. Bullok a. a. O. S. 621.

  61. Halder 30. 9.

  62. Halder 8. 10.

  63. Halder 11. 10.

  64. Halder 24. 10.

  65. Halder 30. 9.

  66. Siehe auch v. Tippelskirch, Hitlers Krieg-führung nach dem Westfeldzug, Wehrwissensch. Rundschau 4/1954, S. 150.

  67. Halder 24. 10. Oberbefehlshaber des Heeres nach Besprechung mit Hitler: „England soll weiter mit voller Kraft durch Luftwaffe angegriffen wer-den. Kriegführung im östlichen Mittelmeer wird zu raschem Erfolg führen, wenn man Kreta besitzt, rufen, ob Luftwaffe ... Kreta machen kann (Luftandung)

  68. Tausch 50 alte Zerstörer gegen atlantische -nselgruppen!

  69. Bullok a a o s 62i_ 626, zitiert aus Nazi-Soviet Relations.

  70. Der nach der Zusage eines deutschen Panzerverbandes für Nordafrika am 4. 10. auf dem Brenner zur Erkundung und Verbindungsaufnahme mit den italienischen Kommandobehörden nach Libyen entsandte Gen. v. Thoma berichtete am 3. 11. Hitler von seinen unbefriedigenden Eindrükken und der geringen italienischen Bereitschaft zur Fortsetzung der Offensive gegen Ägypten. Hitler entschloß sich daraufhin, vorerst keinen Panzerverband zu entsenden — Greiner a. a O. S. 187.

  71. Die Weisung beruht auf Überlegungen vor dem Molotowbesuch; es könnte somit geschlossen werden, daß man von ihm vielleicht doch ein positives Ergebnis erhoffte, wenn auch am Schluß ausdrücklich gesagt wird, daß alle Vorbereitungen für einen Ostfeldzug weiterzulaufen haben. Die Weisung ist nach dem Mißerfolg des Besuchs in keiner Richtung sofort ergänzt worden.

  72. Greiner a. a. O. S. 189.

  73. Ebenda.

  74. Rintelen a. a. O. S. 112, Ciano 13 11. 1940.

  75. Zitiert nach Klee II, S. 268«. aus den Akten der Seekriegsleitung. Die im Wortlaut angeführten Sätze stammen aus Lagebeurteilungen vom 21. 10. Von diesen Besprechungsnotizen Raeders erhielt Chef OKW und Adjudant Hitlers grundsätzlich Abdruck An dieser Besprechung nahm Keitel nicht, da in Innsbruck, wohl aber Schmundt teil

  76. Jacobsen a. a. O. S. 162.

  77. Rintelen a. a. O. S. 113.

  78. Entsprechend Brief Hitlers an Mussolini vom 20. 11. 1940.

  79. Es handelte sich um die Zuführung von 300 Panzern und 180 Geschützen mot.; dem Entschluß, das große Risiko einer Zuführung quer durchs Mittelmeer enstatt ums Kap aus Zeitgründen auf $iCh zu nehmen, waren erbitterte Auseinandersetungen zwischen Churchill und der Admiralität vorausgegangen — Churchill III/l, S. 295 ff.

  80. Hierzu sagt J F. C. Fuller Der 2 Weltkrieg, S 124-Rommel wurde zwar nach dem richtigen Platz geschickt, Jedoch strategisch zur falschen Zeit; ei kam vier Monate zu spät — nicht um seinen Feind zu schlagen, sondern um den ganzen Verlauf des Krieges zu ändern . .der richtige strategische Augenblick war versäumt worden — siehe dazu Fußnoten 205/206.

  81. Nach langwierigen Verhandlungen und trotz stärkster englischer Gegenwirkung wurde am 18 6. ein deutsch-türkischer Freundschaftspakt abgeschlossen.

  82. Zu diesem Zeitpunkt standen Heer und Luftwaffe auf dem Peloponnes.

  83. Weisung Nr. 30 vom 23. 5. 1941, Jacobsen, S. 217. Die in ihr vorgesehenen Waffenlieferungen kamen gar nicht mehr zum Zuge.

  84. Frhr. v. Neubronn, Zwischen Hitler und Petain, Beilage zum . Parlament" 6. 2. 1957, S. 77.

  85. Assmann a. a. O. S. 299.

  86. Churchill a. a. O. III 1, S. 387: Am 9. 5. an Oberbefehlshaber Nahost: Sie sind sich zweifellos der furchtbaren Gefahr bewußt, daß ein paar 1 000 Mann deutscher Luftlandetruppen Syrien erobern könnten . . . Wir glauben, daß Darlan schon einen Handel mit den Deutschen abgeschlossen hat, der ihnen erlaubt, dort Fuß zu fassen . . .

  87. Vgl. Deutsch-japanische Geheimabreden 1940, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2/1957.

  88. Weisung 24 vom 5. 3. 1941. Jacobsen S. 200.

  89. Schmidt a. a. O. S. 530.

  90. Schmidt a. a. O. S. 533.

  91. Siehe Klee II a. a. O. S. 78.

  92. Istbestand der Luftwaffe an Jägern, Zerstörern, Bombern, Schlachtflugzeugen am 1. 4 1940: 3692 Flugzeuge, davon einsatzbereit 2509, am 28. 6. 1941; 3440 Flugzeuge, davon einsatzbereit 2220. Nadi amtlichen Unterlagen der Luftwaffe (Generalquartiermeister, 6. Abteilung).

  93. Jacobsen a. a. O. S. 219.

  94. Jacobsen a. a. O. S. 141. Besprechung Hitler mit ObdH 31. 7. 1940.

  95. Churchill III/l. Motto des Bandes: Wie sich die Briten ihrer Haut unter Mühsal wehrten, bis die Sowjetunion und USA in die große Auseinandersetzung hineingezogen wurden

  96. Kriegstagebuch Wehnnachtsführungsstab vom 17 2. 1941 — Greiner a. a. O. S. 391.

  97. Jacobsen a a O. S. 220, Greiner a. a. O. S. 392 (Fußnote)

  98. Nach einer Forschungsarbeit von Karl Klee (Wehrwiss. Rdschau 3/1959) ist die Weisung 32 am 19. 6. 41 mit Unterschrift von Jodl den Wehrmachtsteilen zugeleitet und am 30. 6 in verbesserter Fassung ihnen übersandt worden; dieser Sachumstand allein dürfte für sehr sorgfältige Bearbeitung sprechen.

  99. Greiner a. a. O. S. 391.

Weitere Inhalte

R. Bogatsch, geb. 14. 9. 1891 in Breslau. Seit 1910 aktiver Militärdienst) 1935 Übertritt zur Luftwaffe) 1941 General der Flieger; bei Kriegsende Kommandierender General des IV. Flakkorps. Mitglied der »Europäischen Publikation e. V. ", München.