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Politik, Mythos und Mentalität Französische und deutsche Jugendliteratur vor dein Ersten Weltkrieg | APuZ 34/1978 | bpb.de

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APuZ 34/1978 Artikel 1 Die Bildung der ersten Regierungskoalition 1949 Adenauers Entscheidungen von Frankfurt und Rhöndorf am 20. und 21. August 1949 Die deutsche Politik im Generalgouvernement Polen 1939-1945 Aus dem Diensttagebuch des Generalgouverneurs Hans Frank Politik, Mythos und Mentalität Französische und deutsche Jugendliteratur vor dein Ersten Weltkrieg

Politik, Mythos und Mentalität Französische und deutsche Jugendliteratur vor dein Ersten Weltkrieg

Marieluise Christadler

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Zusammenfassung

Die psychologische und intellektuelle Mobilmachung in der Jugendliteratur Frankreichs und Deutschlands vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird in dieser Arbeit auf ihre unterschiedlichen Erscheinungsformen hin untersucht. Genre, Symbole, Mythen und Themen, ihre Beziehung zueinander sowie ihre Funktion in der politischen Kultur und in der pädagogischen Tradition der verschiedenen Gesellschaften sind Gegenstand vergleichender Erörterung. Dabei stützt sich die Autorin auf eine breite Materialfülle einschließlich der Unterhaltungs-und pädagogischen Literatur, Bildgeschichten, Flugschriften etc. Es wird dabei Aufschluß gegeben 1. über die politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen und die Erziehuhgsabsichten ihrer Produzenten — insofern erhellt die Analyse die Interdependenz von Pädagogik und Politik; 2. über das geistige und sozialpsychologische Klima dieser Zeit — insofern handelt es sich auch um einen Beitrag zur Zeitgeistforschung; 3. über die Wechselbeziehung von gesellschaftlichen Wertvorstellungen und Verhaltensnormen und literarisch-pädagogischen Fixierungen bzw. Entwürfen. Man wird aus dem Ergebnis der Untersuchung unschwer Traditionslinien bis in die Gegenwart herauslesen und feststellen können, daß sich beiderseits des Rheins Verhaltensmuster, Mythen, Vorurteile und Grundeinstellungen mit einer überraschenden Zählebigkeit gehalten haben — man denke nur an bestimmte Comics, Groschenhefte, Fernsehsendungen und politische Reaktionsmuster.

Jugendliteratur spiegelt und programmiert Bewußtseinsformen und ist deshalb eine nicht unbedeutende, da ideologieintensive Quelle der Mentalitätsforschung. Die Analyse von Jugendbüchern vermag Aufschluß zu geben erstens über die politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen und die Erziehungsabsichten ihrer Produzenten — insofern erhellt sie die Interdependenz von Pädagogik und Politik; zweitens über das geistige und sozialpsychische Klima ihrer Zeit — insofern ist sie ein Beitrag zur Zeitgeistforschung; drittens über die Wechselbeziehung von gesellschaftlichen Wertvorstellungen und Verhaltensnormen und literarischen Fixierungen bzw. Entwürfen — insofern gibt sie einen Einblick in die politische Dimension der Produktionsund Distributionsbedingungen des Buchmarktes. Darüber hinaus lassen sich an der vermuteten Wirkung der Jugendliteratur auf die junge Generation Zukunftstendenzen ablesen, die der Beurteilung historischer Kontinuität dienlich sind. Der komparatistische Ansatz ermöglicht es, an den Texten neben nationalen Besonderheiten epochaltypische und offenbar systemimmanente Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.

Nicht nur der Kenner der deutsch-französischen Jugendbuchszene wird aus dem Ergebnis der historischen Untersuchung unschwer Traditionslinien bis in die Gegenwart herauslesen können und feststellen, daß sich beiderseits des Rheins Verhaltensmuster, Mythen, Vorurteile und Grundeinstellungen mit einer überraschenden Zählebigkeit gehalten haben — man denke nur an bestimmte Comics, Groschenhefte, Fernsehsendungen und politische Reaktionsmuster.

Politik gehört nicht ins Jugendbuch — aber das Jugendbuch ist ein Politikum

»Wir brauchen heldenhaften Sinn, um im nächsten Krieg zu bestehen, wir brauchen eine Jugendliteratur, die im Innersten dasjenige weckt und pflegt, was auf dem Schlachtfelde seine stahlharte Probe auszuhalten haben wird."

Mit der für die wilhelminische Epoche typischen „Unerschrockenheit" definierte hier ein Hauptmann a. D. die Aufgabe der Jugendliteratur: Mobilmachungstraining und Wehrertüchtigung der Leser. Man könnte seine Äußerung als berufsspezifische Meinung einer Minderheit abtun, wäre sie nicht eingebettet in den chauvinistischen Kontext einer Broschüre, die 1913 von dem renommierten katholischen Verlag Scholz in Mainz und dem bekannten Jugendschriftsteller Wilhelm Kotzde herausgebracht wurde. Die „Dokumentation", die eine Reihe von Beiträgen zum Thema „vaterländische Jugendschrift" vor allem von Pädagogen enthielt, hatte die ausgesprochene Absicht, Alarm zu schlagen angesichts der Gefahren, die nach Meinung der Autoren Deutschlands Existenz bedrohten: der Pazifismus und die Sozialdemokratie, in diesem Falle repräsentiert von den Prüfungsausschüssen für Jugendschriften (einer Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Lehrervereins) und ins-besondere einigen Hamburger, Bremer und Berliner Lehrern, die für eine dem Frieden und der Völkerverständigung dienende Jugendliteratur eintraten

Einer dieser „linksradikalen Jugendverderber", selbst Kinderbuchautor, hatte in seiner Zeitschrift die Lehrer aufgefordert, „allen Kriegsgelüsten im Volke entgegenzutreten'1, und sie beschworen, den Kindern „den Patriotismus zu zeigen als das, was er ist: eine unmoralische, engherzige und antireligiöse Regung" Ein anderer, Wilhelm Lamszus, hatte im Sommer 1912 ein Antikriegsbuch veröffentlicht, Das Menschenschlachthaus, und damit, nach Ansicht eines professionellen Patrioten, „einen an Hochverrat grenzenden Frevel" begangen, da „eine Friedenspropaganda, die über die Grenzen akademischer Erörterung hinausgeht", im „Widerspruch zu allen realpolitischen, ... idealen und psychologischen Lebensbedingungen des deutschen Volkes" stehe und in bedrohlicher Weise „Wehrhaftigkeit und Kriegsfreudigkeit“ unterminiere; „ein Lehrer ... darf nicht Pazifist sein"

Das Jugendbuch als Politikum war keine Erfindung von Kotzde/Scholz. Auch ihre Vorstellungen von der politisch richtigen Jugend-lektüre hatten eine Tradition, die ins 19. Jahrhundert zurückreichte. Als „unpolitisch" und daher empfehlenswert galten Bücher, die die jugendlichen Leser für das herrschende System, für Kaiser und Reich, begeisterten. „Politisch“ und deshalb der Jugend nicht gemäß bis gefährlich waren Bücher, „welche soziale Kämpfe in populärer Form", „das oft so widerliche Parteitreiben der Erwachsenen" oder womöglich die Realität des Krieges darstellten Im Preußischen Abgeordnetenhaus wies Karl Liebknecht anläßlich der Auflösung von Arbeiterjugendvereinen auf diesen Widerspruch hin, als er feststellte, daß „der Geist der Vaterlandsliebe und der Königs-treue", weil „unpolitisch", gepflegt werden dürfe, internationale Solidarität und Friedensliebe aber als politisches Engagement diskreditiert und verfolgt würden

Mehr als ein Jahrzehnt hatte der sogenannte Tendenzstreit, die Frage, ob Jugendbücher allein der ästhetischen Erziehung dienen oder ob sie moralische, religiöse und patriotische Zwecke erfüllen sollten, die Jugendliteratur-theorie beherrscht. In den Vorkriegsjähren erweiterte sich das Forum der Diskussion, die eine wachsende Öffentlichkeit interessierte, und die Fronten versteiften sich. Die Nationalisten nutzten die politische Krisensituation, um über die Verketzerung ihrer Gegner als Defaitisten sich selbst den Heiligenschein unbefleckter vaterländischer Gesinnung und ihren Büchern bessere Absatzchancen zu verschaffen. Sie brachten es dahin, daß der preußische Kultusminister sich am 13. April 1913 ausdrücklich auf die Seite der Tendenzler stellte — was diese prompt publizistisch verwerteten

Denn wie huldvolle Dankesschreiben „hochgestellter Persönlichkeiten“ für die Übersendung eines Buches und dessen Empfehlung für Mannschafts-, Vereins-und Schülerbibliotheken, so galt selbst das vorsichtigste Placet eines Amtsträgers als willkommene Werbung. Wenn auch die Kulturhoheit der Länder zentralistische Distributionsformen, wie sie in Frankreich durch die Vorschlagslisten des Unterrichtsministeriums und die Institution der alljährlichen Preisbücherverteilung gegeben waren, unmöglich machte, so förderten doch gutes Einvernehmen und Gesinnungsgleichheit zwischen Administration und Verlag bzw. Autor den Umsatz

In Frankreich gab es eine öffentliche Auseinandersetzung über die den Jugendlichen anzubietende „richtige" Literatur nicht aber das Tendenzproblem stand auch liier zur Debatte. Im Parlament benutzte der Unterrichtsminister 1910 den Begriff, um damit revolutions-und republikfeindliche, klerikale Schulbücher zu disqualifizieren Als französisches Pendant zum „Kampf um die Jugendschrift" kann die querelle des manuels gelten — um so mehr, als die Übergänge zwischen Schulbuch und Freizeitlektüre in Frankreich fließend waren Opponenten dieses Schulbuchstreites waren der republikanische Staat, der mit der Schulgesetzgebung der 80er Jahre den öffentlichen, laizistischen und obligatorischen Unterricht eingeführt hatte, und die katholische Kirche, die eigene Schulen unterhielt. Im wesentlichen wurde dabei diskutiert, welches Geschichtsbild den Kindern und Jugendlichen vermittelt werden sollte: ein eschatologisches mit politisch restaurativer Tendenz oder ein innerweltlich progressistisches, an den Errungenschaften von 1789 orientiert. Aus den einschlägigen Publikationen erhellt, daß es bei der Auseinandersetzung keineswegs nur darum ging, ob Jeanne d’Arc „Stimmen gehört", oder ob sie solches „nur geglaubt" habe, sondern um eine hochpolitische kirchliche Kampagne „gegen die Entchristlichung und Entnationalisierung der Franzosen“ und jede Form von Pazifismus (wobei die Eltern zur Überwachung der Lehrer und ihrer Unterrichtsmaterialien aufgerufen wurden)

Der Kampf um die Beeinflussung der Kinder war mit der gesetzlichen Trennung von Staat und Kirche 1905 in eine neue Phase getreten; das zeigte sich auch auf dem Jugendbuchsektor. Während von kirchlicher Seite im gleichen Jahr ein Index aufgestellt wurde, der den katholischen Jugendlichen so gut wie alles verbot, was den Glanz französischer Literatur seit der Aufklärung ausmachte begann die Lehrergewerkschaft sich für das zu interessieren, was in Deutschland unter der Bezeichnung „Jugendschrifttum" längst fester Bestandteil der „nationalpolitischen Erziehung" war, wofür es aber in Frankreich keinen entsprechenden Begriff und schon gar keine Theorie gab So lief in der Revue de l'enseignement primaire unter dem Motto: „Guerre aux mauvais livres. Nous voulons des livres uniquement inspires de l'esprit critique et de l'esprit scientifique!" eine Diskussion an, in deren Verlauf Vorschläge für Modell-bibliotheken und Empfehlungslisten gemacht wurden Eine sozialistische Zeitschrift erklärte den Patriotismus der Arbeiter mit der klerikalen Lektüre ihrer Frauen und verlangte die entschiedene Inangriffnahme einer strikt laizistischen Volksbildung auch auf literarischem Gebiet Um dem Einfluß der Kirche entgegenzusteuern, verfaßte der sozialrevolutionäre Anarchist Gustave Herve Schul-und Jugendbücher, die (nicht weitergeführte) Ansätze einer „Gegenliteratur" darstellten, aber infolge der ablehnenden Haltung des Bildungsestablishments keine Verbreitungschance hatten

Wie ein kombiniertes Schul-und Lektürebuch auszusehen hatte, um erfolgreich zu sein, zeigt Le tour de France par deux eniants von G. Bruno eine Staatsbürgerfibel in Form eines Kinderromans, die sentimental-didaktisch das republikanisch-bürgerliche Vaterland verherrlichte. Sorgsam darauf bedacht, die nationale Geschichte zwischen Johanna von Orleans und Mirabeau zu tarieren (die Kreuzzüge ebenso auslassend wie Robespierre) und in wohldosierter Gerechtigkeit Kirche und Armee gleichermaßen zu verschweigen, vermied die Autorin jeglichen Hinweis auf den verfassungspolitischen Zustand Frankreichs. Kein Wort von Parteien, Wahlen, Parlament, Regierung, Administration, politischen Meinungsgegensätzen oder gar Arbeitskämpfen. Frankreich — das war gesegnete Landschaft, kooperative Landwirtschaft, emsiges Handwerk, aufblühende Industrie und vor allem eine strebsame Bevölkerung, die, verbunden durch eine quasireligiöse Liebe zum Vaterland und ein schulseits gelenktes Geschichtsbewußtsein, eine solidarische nationale Gemeinschaft bildete, dem gesellschaftlichen Status quo Perennität sichernd.

In der französischen wie in der deutschen Jugendliteratur wurde das Thema Politik in ähnlicher Weise behandelt: Verteidigung des Vaterlandes war sittliches Postulat und jenseits des Verdachtes ideologischer Indoktrination; kritische Auseinandersetzung mit den bestehenden Verhältnissen aber galt als Parteipolitik und war streng verpönt, weil sie angeblich den Kindern die Seligkeit vorpolitischer Unschuld raubte.

Während den deutschen Jugendlichen ein dynastisch bestimmtes „Vater" -Land „voll Kraft und Männlichkeit" (Kotzde) angepriesen wurde, legten die französischen Autoren die Betonung auf das je nachdem jungfräuliche oder mütterliche Wesen der „douce France", des ewigen Frankreich, das, ungeachtet wechselnder Regierungen und Gesellschaftsstrukturen, eine Seinsform, einen paradiesischen Zustand säkularer Vollkommenheit repräsentierte. Entsprechend hoben sie den ausstrahlungsmächtigen, zivilisatorischen Modellcharakter der französischen Nation hervor, indes die deutschen Bücher eher in reichsexklusiver Eigenverherrlichung verharrten.

Allerdings verdient ein wesentlicher Unterschied zwischen den Jugendschriftstellern beider Länder Beachtung, der mit der sozialen Zusammensetzung des Berufsstandes aber auch mit seinem politischen Selbstverständnis zusammenhängt. Während die deutschen „bürgerlichen" Schriftsteller — mehrheitlich nationalliberal bis konservativ — Staat und Nation gleichsetzten und die obrigkeitliche Autorität nicht in Frage stellten, sondern jie Regierungspolitik unterstützten bzw. propagierten, gab es unter den französischen Autoren eine Reihe von Frondeuren.

Als Regel kann gelten, daß deutsche wie französische Jugendbuchverfasser konservativ waren. Da die III. Republik im zeitgenössischen Spektrum die progressivste Nation war, ist es angesichts des traditionell kritischen Staatsverständnisses der Franzosen nicht verwunderlich, daß sich in der Jugendliteratur die rechtsoppositionellen Nonkonformisten äußerten. In ihren Werken findet sich Kritik an dem als verteidigungspolitisch ineffizient abqualifizierten parlamentarischen System ebenso offen wie antidemokratisches, antiegalitäres Denken. Bonapartisten wie z. B. Danrit und d'Ivoi oder Rechtsrepublikaner wie Berthaut, d'Esparbes, de Semant (die bürgerlichen Autoren wählten mit Vorliebe Pseudonyme mit Adelspartikeln) nutzten das Medium Jugendbuch, um indirekt der Regierung eine Lektion zu erteilen, etwa größere politische Durchsetzungskraft oder vermehrte Rüstungsanstrengungen von ihr zu verlangen. Gelegentlich kam es dabei zu grotesken Widersprüchen. So wurde beispielsweise der sonst allenthalben angeprangerte Autoritarismus der kaiserlichen Regierung gegen den schwerfälligen und langwierigen demokratischen Meinungsbildungsprozeß in Frankreich ausgespielt oder der als unmenschlich und brutal verschrieene preußisch-deutsche Militarismus zu didaktischen Zwecken als vorbildlich gepriesen. Damit stand ein Teil der Jugendbücher im Widerspruch zu dem in den staatlichen Schulbüchern verkündeten republikanischen Selbstbild.

Imperialistische Mentalität und Kolonialmythos

Ungleich stärker und offener als heute wurde das Jugendbuch vor 1914 als Vehikel der Ideologievermittlung benutzt; dabei arbeiteten amtliche und halbamtliche Stellen Hand in Hand. So ist für Deutschland nachgewiesen, daß die Verbreitung „kolonialen Schrifttums" unter den Jugendlichen von den Ministerien angeregt und gefördert und von den einschlägigen Vereinen eifrig betrieben wurde Schon in den 90er Jahren forderte ein preußischer Ministerial-Erlaß die „Berücksichtigung der Kolonien" in den Schulbüchern 1902 gab A. Seidel, Direktor des Zentralbüros der Deutschen Kolonialgesellschaft und Redakteur der Deutschen Kolonial-zeitung, das erste koloniale Lesebuch Deutschlands Kolonien heraus; vier Jahre später folgte ihm die von der Lesebuchkommission der Deutschen Kolonialgesellschaft zusammengestellte Sammlung kolonialer Lesestücke. Dies sind nur zwei Beispiele von vielen.

Auch die von der französischen Kolonial-union 1897 unter der Devise „Education, Propagande, Assistance" geschaffene Ligue coloniale de la jeunesse stand unter dem Patronat dreier Ministerien. Sie verteilte Reise-stipendien, organisierte Lesungen in den Schulen und favorisierte die Publikation von Artikeln und Broschüren Nach Girardet war es die Flut der Kolonialgeschichten für Jugendliche, die den französischen Imperialismus populär machte. „L'historien de la sensibilite ne saurait negliger cette litterature. Plus sans doute que toute action deliberee de propagande, eile a contribu ä modeler un etat d’esprit, ä diffuser certaines images et ä orienter certains reves."

Für das Kaiserreich ist Peter Moors Fahrt nach Südwest ein klassisches Beispiel. Gustav Frenssen schrieb den „Feldzugsbericht" über den südwestafrikanischen Krieg, weil es ihn „kränkte", daß „das deutsche Volk nach dem russisch-japanischen Kriegsschauplatz starrte und für die heiße Tapferkeit und das Sterben seiner eigenen Leute kein Herz hatte" Tatsächlich erschien der Roman gerade rechtzeitig, um die Öffentlichkeit für die kolonial-und vor allem militärpolitischen Maßnahmen der Regierung zu mobilisieren bzw. in dem anstehenden Wahlkampf die Rechtsparteien zu unterstützen. Ein Rezensent schrieb 1907 über die Wirkung des Buches:

„Man könnte wirklich meinen, daß an der einmütigen nationalen Erhebung (!), die sich in den Wahlen offenbarte, ganz in der Stille und mehr als alles Parteien-und Zeitungsgeschrei ein Buch mitgewirkt hat, das uns die Not und Kraft, den Jammer und Sieg ...der deutschen Krieger nahezubringen sucht, die drüben auf afrikanischem Boden für Deutschlands Macht und Ehre kämpfen."

In Frankreich begleiteten Epen von der Eroberung Algeriens die militärische Unterwerfung Marokkos. Erdkundliche, ethnographische und historische Berichte in den Jugendzeitschriften stellten ihren Lesern die neue Kolonie als integralen Bestandteil von France d'outre-mer dar, noch bevor die letzten Stämme besiegt waren. Die Schilderungen von der „friedlichen Durchdringung" des Maghreb lesen sich je nachdem als Touristen-werbung, wissenschaftlicher Expeditionsbericht oder Heldenlied; meist sind sie eine Mischung aus allen drei Elementen. Kein Wunder, daß sich ein alter Lehrer an die Begeisterung erinnert, mit der er als Kind den Erzählungen über die „Taten unserer großen Kolonisatoren“ lauschte

Wie eine unter der Ägide Girardets verfaßte Arbeit über die Kolonialidee in der Jugendliteratur feststellt, mischten sich in den Büchern „l’exaltation du sentiment national et le bellicisme" mit dem „mythe de la fraternite universelle" Zwar wurden den Lesern die barbarischen Exzesse etwa der Mission Chanoine-Voulet verschwiegen und kritische Literatur wie die von Vigne d Octon nicht zugänglich gemacht, weil sie den zivilisationsmissionarischen Anspruch des französischen Imperialismus denn doch zu sehr in Frage gestellt hätten aber was in den von der Revue des Deux Mondes empfohlenen Büchern über die „Ausrottungsnotwendigkeiten" im afrikanischen Krieg stand, hätte doch ausreichen müssen, Skepsis gegenüber dem favorablen Selbstbild der Kolonisatoren hervorzurufen. So schrieb Maze in seiner Geschichte der Eroberung Algeriens über den „herrlichen Feldzug": „Man tötete in der ganzen Stadt; unsere Soldaten, die Hunderte von Kameraden zu rächen hatten, zeigten sich ohne Mitleid. Nicht ein einziger Araber konnte entkommen. Nachdem man die Bevölkerung ausgerottet hatte (extermine), machte man die Stadt dem Erdboden gleich (raser). Man zündete alle Häuser an und fällte alle Obstbäume."

Ein anderer Autor erklärte den Kindern die Unumgänglichkeit solcher Maßnahmen mit dem Hinweis darauf, daß unterworfene Völker, die sich „durch Rasse und Erziehung von den Siegern unterscheiden“, zu Aufständen gegen die neue Herrschaft neigten und deshalb nicht „von einem Tag auf den anderen assimiliert werden könnten"

Gerade die Assimilation der Besiegten wurde den Jugendlichen aber als kulturpolitische Rechtfertigung des republikanischen Kolonialismus präsentiert. Während die Militärs unumwunden die Aufstellung einer „Force noire" forderten, um die numerische Unterlegenheit der französischen Armee gegenüber dem Deutschen Reich auszugleichen taten die Jugendbuchautoren so, als ob die militärische Ausbildung afrikanischer Soldaten allein zu deren Heil erfolge. Jugendliterarische Symbolfiguren solcher gelungenen Integrationspolitik waren der exotisch gekleidete Zouave und der Spahi, „les combattants indignes“, die sich con brio für Frankreich in die Schlacht warfen und für das Adoptiv-Vaterland bereitwillig ihr Leben opferten. Wie die französische Uniform für den Eingeborenen das Entreebillett in die Grande Nation war, so verstärkten sich Glanz und Kampfkraft des Heeres durch die Präsenz der Eingeborenenregimenter.

Man kann gegen die Assimilationsverherrlichung einwenden, daß sie nur dazu diente, die reale Ausbeutung der Kolonialvölker zu verschleiern. Aber die keineswegs nur literarische Beliebtheit der Zouaven und Spahis zeigt doch an, daß die Franzosen rassistische Vorurteile hinter die National-Ideologie zurückstellten. Gewiß, auch in der deutschen Jugendliteratur spielte der für die Schutztruppe gewonnene afrikanische Hilfssoldat, etwa der Askari, eine Rolle, denn „wer sich tapfer schlägt, der verdient unsere Hochachtung, auch wenn er nur ein Neger ist" Auch deutsche Autoren priesen die Erziehungsfunktion der Kolonialpolitik mit dem Hinweis auf das Lernbedürfnis und die Rezeptionsbereitschaft der „Eingeborenen" Letztlich aber interessierten diese weder als Adressaten deutscher Kultur noch als militärisches Potential, sondern in erster Linie als Arbeitskräfte. „Wollen wir sie zu brauchbaren (!) Mitmenschen erziehen, so müssen wir ihnen die Segnungen der Arbeit (d. h. das Arbeiten) beibringen."

In beiden Literaturen entstand ein ganz bestimmtes Bild des Kolonialoffiziers, der sich durch einen hohen Grad von Entscheidungsfreude, Selbstverantwortung, praktischen Verstand und allround-Wissen von dem herkömmlichen Typ des befehlsabhängigen, strategiebesessenen Nur-Militärs kontinentaler Prägung unterschied.

Die französischen Autoren, die auf. die vitalistische und moralische Regenerationskraft des afrikanischen Krieges abhoben, sahen in dem Kolonialoffizier einen modernen Kreuzfahrer, eine Mischung aus Soldat und Mönch, „pacificateur, educateur, justificateur" Die deutschen Schriftsteller betonten mehr den militärischen Übungscharakter und Demokratisierungseffekt des Kolonialkrieges. Nicht ohne Grund gibt es unter den literarischen Helden kaum Aristokraten, sehr wenige Offiziere; der Umgangston innerhalb der Truppe wird betont egalitär geschildert, was zählt, sind persönliche Führungsqualitäten, Sinn für militärtechnische Neuerungen und körperliche Tüchtigkeit.

Deutsche wie französische Jugendbücher nehmen die Darstellung überseeischer Eroberungen zum Anlaß, die Armee zu verherrlichen. Dabei berufen sich die einen auf die seit fast einem Jahrhundert ungebrochene glorreiche Tradition des Kolonialheeres und seiner „exploits heroiques“, die anderen stellen vielmehr den neuartigen, defensiven Charakter der „Schutz" -Truppe heraus.

Fast als ein Gegensatz dazu erscheint das kolonisatorische Selbstverständnis, das in den Texten Ausdruck findet. Die Franzosen glorifizieren den humanitär-zivilisatorischen Aspekt der imperialistischen Expansion — was ihnen in Deutschland den Vorwurf der Heuchelei eintrug. Sie reden selten vom ökonomischen oder militärischen Nutzen des Kolonisierens für das Mutterland, etwa von Rohstoffquellen, Absatzmärkten und Versorgungsstationen wie die deutschen Koloniallesebücher; am ehesten heben sie auf die kompensatorische Funktion der territorialen Ausdehnung ab und sehen in Marokko einen Ersatz für die verlorenen Ostprovinzen. Was sie indessen immer herausstreichen, ist der emanzipatorische Gewinn, den die unterworfenen Völker aus der Begegnung mit der poli-tisch progressiven und kulturell überlegenen französischen Nation ziehen

Anders die Deutschen. Auch sie halten sich für gute Kolonisatoren, aber nicht, weil sie den Afrikanern das deutsche Kulturerbe vermitteln wollen sondern weil sie kraft ihres Arbeitswillens, ihres Fleißes und vor allem wegen des „im Kampf um die Kolonien ver-gossenen deutschen Blutes“ ein Anrecht auf das ihrer Meinung vernachlässigte Land zu haben glauben Sie setzen die didaktischen Schwerpunkte der Kolonialwerbung _ den Lebensraumgedanken präludierend — auf die Gewinnung von Siedlungsgebiet und auf die Prestigebedeutung der überseeischen Besitzungen für den deutschen Weltmachtanspruch.

Das Bedrohungssyndrom — Mythenbildung im Dienst der Mobilmachung

In den letzten beiden Vorkriegsjahren wurden beiderseits des Rheins erhöhte Rüstungsanstrengungen unternommen Das Ministerium Poincare, dem zwei so notorisch konfliktfreudige Politiker wie Delcasse und Millerand angehörten, führte eine Kampagne für die Verlängerung der Wehrpflicht, während die deutsche Regierung eine beträchtliche Heeresvermehrung anstrebte, deren Finanzierung durch einen einmaligen Wehrbeitrag gesichert werden sollte. In beiden Ländern fanden sich Autoren und Verleger, die es sich zur Aufgabe machten, die Bemühungen der Exekutive um erhöhte „Wehrbereitschaft" zu unterstützen. Am auffallendsten ist das auf dem Gebiet der Jugendzeitschrift, wo sich die Artikel über moderne Waffentechnik, militärische Ausrüstung des Gegners und den nationalen Rüstungsstand ebenso mehrten wie die Darstellungen der historischen Großtaten der eigenen Armee

In den Strukturen der literarischen Mobilmachung unterscheiden sich die Jugendschriften der Republik nicht von denen des Kaiser-reiches. Zunächst galt es, den „Ernst der Lage", das heißt die Gefahren eines militärischen Überfalls und seine katastrophalen Folgen so nachdrücklich wie möglich zu machen. Zu diesem Zweck wurden alte Feindbilder reaktiviert. Die Deutschen lenkten den Blick auf den „Erbfeind" im Westen, die Franzosen auf den östlichen Nachbarn, denn „alles, was im Laufe der Zeiten an Unglück, Elend und Häßlichkeit" über Frankreich hereinbrach, „kam von der rechten Rheinseite" „le flot germain monte sans cesse et menace tout submerger" „Polen, Schleswig und das Elsaß genügen den deutschen Imperialisten nicht“ schrieb Danrit, „sie begehren die Champagne, Burgund und Nordafrika", kurz ja domination universelle“ Spione bevölkerten Detektiv-und Kriegsromane, um die lauernde Omnipräsenz des Feindes zu veranschaulichen: als harmlose Touristen verkleidet, erschleichen die Deutschen sich Kenntnisse über das französische Rüstungswesen, als Agitatoren verführen sie mit scheinheiligem Gerede von Proletariatsverbrüderung die Arbeiter, und kommen sie nicht mit friedlichen Mitteln zum Ziel, so scheuen sie auch vor der Anwendung von Alkohol, Chloroform und Entführung nicht zurück; in einem Roman tritt der deutsche Reichskanzler persönlich auf, um mit einem Agenten zu verhandeln

In den deutschen Büchern, etwa über die napoleonische Zeit, wimmelt es von Spitzeln, die dank ihres düsteren Aussehens, ihrer schleimigen Manieren und ihres Akzents für den Leser sogleich als Geheimagenten der kaiserlichen Polizei kenntlich waren. Schließlich wurde die angeblich hochexplosive politische Situation genutzt, um den Verzicht auf Austragung gesellschaftlicher und ideologischer Gegensätze zu fordern, denn „dans les crises on ne recrimine pas" (Semant). Unablässig appellierten die Autoren an Opferbereitschaft und nationale Geschlossenheit; Bedürfnisse und Interessen des einzelnen hatten hinter dem Gemeinwohl zurückzustehen.

Entsprechend der historisch-politischen und rhetorischen Tradition unterschieden sich die Jugendbücher in den Signalen und Bildern, mit denen sie die drohende Gefahr beschworen, sowie in den Identifikationsmodellen und dem fiktionalen Personal. So verwendeten die deutschen Autoren die hundert Jahre zurückliegende napoleonische Okkupation, die sie zu einer Greuel-und Leidenszeit dramatisierten mit affektgeladenen Titeln wie Aus Tagen deutscher Not oder Unter dem Joche der Franzosen, um die militärische und ideologische Bedrohung durch den „verhaßten Franzmann" (Kotzde) zu suggerieren. Dabei waren die Texte in der Regel noch aggressiver als die Titel, die durch dramatisches Präsens Geschichtliches zu gegenwärtiger Gefahr umfunktionierten oder Vorurteile als ewige Wahrheiten anboten In einem der Mainzer Volks-und Jugendbücher konnte man (kurz vor Kriegsausbruch) lesen: „Einen Monat lang die Welschen als Feinde im deutschen Land, und schon sind die Frauen Freiwild, die Kinder verstört, die Männer entnervt.“

Die Tatsache eskamotierend, daß es zuletzt die Deutschen gewesen waren, die französisches Gebiet besetzt hielten, schürten die Jugendschriftsteller die Invasionspsychose, indem sie frankophobe Klischees reproduzierten. Dazu gehörten die „welsche Tücke", d. h. Treulosigkeit und Wortbrüchigkeit der Franzosen, dann ihre Leichtlebigkeit gepaart mit mangelnder Hygiene und ausschweifender Sexualität, schließlich ihr missionarischer Sansculottismus, ihr politisches Umstürzlertum, das sie als Sympathisanten und Keimträger aller Art von Revolution erscheinen ließ

Die Darstellungen der Fremdenlegion boten neben den historischen Romanen eine vielfach genutzte Gelegenheit, um Furcht und Abscheu zu schüren gegen alles Französische Zu den hinlänglich gebrandmarkten Untugenden des französischen Nationalcharakters entdeckten die Verfasser weitere Erbübel wie Dünkel, Grausamkeit und Profitgier. Neben das Bild des lüsternen Frauen-Schänders stellten sie das des rücksichtslosen Kinderräubers. Der einschlägigen Literatur zufolge war Deutschland ein Tummelplatz französischer Spitzel, die die schändlichsten Mittel anwandten, um die Blüte der deutschen Jugend in die Fremdenlegion zu verschleppen, wo sie dem Moloch des französischen Imperialismus für einen Hungersold geopfert wurde. Die Sklaven der Marianne, Die Hölle von Sidi-bel Abbes, Der Kirchhof der Kultur waren die reißerischen Titel, mit denen die Leser aufgeschreckt und in ihrer antifranzösischen Haltung bestärkt wurden

Das zweifellos beliebteste Bedrohungsmotiv war in beiden Literaturen die von dem feindlichen Besatzer bedrängte Unschuld. In den deutschen Erzählungen stellen aufgeputzte und prahlerische Miniaturbonapartes den holden Gretchen auf die unverschämteste Weise nach — worauf sie von aufrechten deutschen Jünglingen in die Schranken gewiesen werden (Das verherrlichte Gegenbild verkörperte die preußische Luise, die, jeder Zoll eine echte Monarchin, den französischen Usurpator abblitzen läßt.) Die französische Jugendliteratur spielte mit den Möglichkeiten der Assoziationsverkettung von La France mit den verschiedenen Gestalten schutzbedürftiger Weiblichkeit — vom halbwüchsigen Mädchen, das die jungfräuliche Nation, bis zur würdigen Matrone, die das Mutterland repräsentierte. Der pickelhaubentragende Preuße, mal hochmütiger Monokeloffizier, mal bramarbasierender Feldwebel, der einer Französin respektlos entgegentritt, gehörte zum Repertoire der Okkupationsliteratur. Da die Vaterlandsliebe bei den Autoren häufig im Bild der Mutter-Kind-Beziehung und als eine Art kollektiver Leidenschaft für Frankreich darge-stellt wurde, kam die Besetzung der „terre natale" einer Vergewaltigung der „patrie mere" gleich, die von ihren Söhnen entweder verhindert oder aber gerächt werden mußte

Was den Deutschen das Elend der Franzosenherrschaft, war den Franzosen L'annee terrible, assoziationsträchtiges symbolisches Kürzel für die zweimalige Invasion deutscher Truppen auf französischem Boden. Die Erinnerung daran mußte um jeden Preis wachgehalten werden, denn wer weiß?: „Demain peutetre, pour la defense du sol, pour le maintien du drapeau, la guerre peut s'imposer ä nous commeleplus sacr des devoirs" „Unsere Söhne müssen immunisiert werden gegen den gefährlich schönen Traum von der Menschheitsverbrüderung, der Frankreich beinahe zugrunde gerichtet hätte", schrieb Paul d lvoi anläßlich der Tanger-Affäre Diesem Ziel dienten die aufrüttelnden Titelsignale. Alerte! (Alarm) lautete der Warnruf der Patrioten, und im bewußten Rückgriff auf den Appell der Assemblee nationale 1792 nahmen sie die Leser in die Pflichtkür; La patrie en danger (das Vaterland ist in Gefahr) — die historische Reminiszenz suggerierte den hochgerüsteten gegenrevolutionären Feind ante portas

Eroberung der Lüfte und Beherrschung der Meere

Eine Umfrage von 1909 unter französischen Gymnasiasten nach ihrem Traumberuf brachte zutage, daß sie ihre Vorbilder im Bereich von Sport und Technik suchten und die am meisten erstrebten Tätigkeiten beide Gebiete miteinander verbanden. Sieger im Wettbewerb um die Gunst der Jugendlichen war der Pilot

Eine Durchsicht der Jugendbuchtitel zeigt, daß Autoren und Verleger sich das technische Interesse und die Sehnsüchte ihrer Leser zunutze machten, um daraus (auch) verteidigungspolitisches Kapital zu schlagen. Am deutlichsten wird das in der „guerre-fiction“ wo die historischen Niederlagen der Nation durch die Errungenschaften der französischen Technologie und erträumte futuristische Siege wettgemacht werden. Entscheidenden Anteil hat daran das Flugzeug. Les conquerants de l'air, die Eroberer der Luft, kompensieren territoriale Verluste und nehmen Rache für die geschlagenen Heere; die Hoffnung auf den Krieg der Zukunft (La guerre de demain) tilgt die bittere Erinnerung an die Debakel der Vergangenheit

Der Foitschrittsoptimismus, der mit der Entwicklung der Technik einherging, wurde unterstützt durch die Erfolge der französischen Sportler bei Autorennen und Flugwettbewerben Das pessimistisch-resignative Selbst-bild der besiegten, bevölkerungsschwachen Nation wandelte sich zur techno-chauvinistischen Euphorie: „L'aeroplane est apparu dans le ciel comme le gage de la securite nationale, comme Tinstrument de la revanche."

Das Flugzeug — in seinen verschiedenen Variationen vom Luftschiff bis zum imaginierten Jagdbomber — spielte in d'Ivois Spionage-geschichten eine ebenso bedeutende Rolle wie in Robidas oder Danrits antizipatorisehen Kriegsromanen, denn „qui sera maitre de l'air, sera maitre du monde" Vervollkommnete Version des Luftballons, mit dem Gambetta aus dem okkupierten Paris in den freien Teil des Landes flog, um den Widerstand gegen den Aggressor zu organisieren, gewann das Flugzeug quasi heilsgeschichtliche Bedeutung, indem es als Sinnbild weltlicher Himmelfahrt — „la Republique monte au ciel" — die Auferstehungskraft der Nation veranschaulichte. Zivilisationsstolz, „l'envol vers rideal“, und Zerstörungsdrohung mischten sich auf eigentümliche Weise im Symbol des Flugzeugs dessen Verherrlichung neben handfesten politisch-militärischen Ambitionen ikarianische Sehnsüchte offenbart, die eine psychohistorische Deutung nahelegen.

Auch in der deutschen Jugendliteratur konstatierte die Jugendschriftenwarte „ein pilz-artiges Hervorschießen von Luftschiffahrtsbüchern" im Anschluß an die Erfolge des Grafen Zeppelin. Indessen erreichte das Fliegen bei den Autoren nicht die Popularität, die es in Frankreich genoß, wo es zu einem sozial-* integrativen Faktor erster Ordnung avancierte. Zwar brachte Scherls Jungdeutschlandbuch kurz vor dem Krieg einen Artikel in der Tradition der guerre-fiction mit dem Titel „Die Luftschlacht am ersten Mobilmachungstage, eine Zukunftsphantasie“, worin dargestellt wurde, wie ein Zeppelin in Paris so verheerende Zerstörung anrichtet, daß die Franzosen lähmendes Entsetzen packt" — und vorher schon hatte der durch seinen Burenroman bekannte Jugendbuchautor August Niemann deutsche Weltgeltung durch einen Luftkrieg prophezeit Die Zahl der aeronautischen Utopien für Jugendliche blieb indessen gering.

An der Stelle der „Avionitis“ stand im Kaiserreich die Flottenbegeisterung. Während das Flugwesen in Frankreich im wesentlichen eine Sache privater Initiative war und von offizieller Seite eher geduldet als gefördert wurde, lag die Flottenpropaganda bei der Regierung und gesellschaftlichen Institutionen. Das Reichsmarineamt, der Flottenverein und Seine Majestät warben mit Schiffseinweihungen, Werftbesichtungen, Flottenparaden und See-predigten für die Kriegsmarine. Im Kielwasser dieser Publicity navigierten Verleger und Autoren. Die Schwerpunkte der navalpatriotischen Agitation lassen sich an den Titeln ablesen. In erster Linie ging es um Deutschlands Ehr'im Weltenmeer und Deutschlands Seegeltung. Die Jugendschriftsteller unterstrichen den Weltmachtanspruch des Reiches teils durch den Hinweis auf die „schwimmende Wehr-kraft", teils durch die Darstellung eines regen Flottentourismus, dessen Ziel es war, die Völker der Erde mit den sympathischen Blauen Jungen und ihren „grauen Riesen" bekannt zu machen. In zweiter Linie ging es um die gesellschaftspolitische Bedeutung der Marine. Um deren Reputation und Nachwuchs zu sichern, unterstrichen die Autoren mit Titeln wie Vom Kuhhirt zum Kapitän oder Vom Schillsjungen zum Commodore den demokratischen Charakter der Seestreitkräfte, die dem in der semifeudalistischen Armee zu kurz kommenden Bürgertum den militärischen und sozialen Aufstieg ermöglichten.

Abgesehen von einzelnen kriegerischen Marineromanen — darunter die utopische Erzählung des als Jugendschriftsteller bekannten Korvettenkapitäns a. D. Graf Bernstorff, Deutschlands Flotte im Kampl — und Darstellungen historischer Seeschlachten überwog in der Flottenliteratur das Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Anerkennung im Kreis der Großmächte gegenüber der militärischen Drohung. Die Seeoffiziere, fremdsprachen-und kniggekundig, verbanden waffentechnische Kompetenz und sportliche Bravour mit gesellschaftlichem Schliff, Konzilianz und Urbanität. In der Vorstellung der Autoren hatten sie für das Neue Deutsche Reich zu werben und den Kontakt mit den deutschen Kolonien herzustellen. Wie die Franzosen ihre Modernität, Erfindungsreichtum, technisches Know how und bravouröses Temperament am liebsten in der Luftschiffahrt verwirklicht sahen so die Deutschen dieselben Qualitäten in ihrer Marine Französische und deutsche Autoren betonten den sportlichen und ästhetischen Aspekt der Waffentechnik. Die einen schwärmten von der „rassigen Eleganz" ihrer Flugmaschinen, die anderen von der imponierenden Schönheit ihrer Schiffe. Während aber die Franzosen auch die Erfolge in der Flug-technik auf das Konto ihrer zivilisatorischen Mission buchten, da ihre Nation damit an der Verwirklichung eines Menschheitstraumes entscheidenden Anteil hatte, sahen die Deutschen in der Beherrschung der Meere ein Indiz für die expansive Vitalität des Reiches.

Gemeinsam gegen die Aufklärung

Droz betont für die Vorkriegszeit die Homogenität der Überzeugungen, der kollektiven Bewußtseinsformen und des Vokabulars in beiden Ländern In der Tat scheinen manche Passagen französischer und deutscher Jugendbücher austauschbar. Die genaue Analyse zeigt indessen ebenso viele Abweichungen wie Übereinstimmungen im rhetorischen und begrifflichen Instrumentarium sowie in den didaktischen Modellen der Texte. Im folgenden soll versucht werden, die zeitspezifischen Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten — wobei gewisse Verkürzungen und Vereinfachungen bewußt in Kauf genommen werden.

Zu den grenzüberschreitenden Merkmalen der Jugendliteratur gehörte ein ausgeprägter Antirationalismus, der in den französischen Büchern um so mehr auffällt, als er sowohl dem Autostereotyp wie den Erwartungen des deutschen Lesers widerspricht. Kennzeichnend dafür war — im Rahmen des „renouveau catholique" — der Jeanne d'Arc-Kult, der sich jugend-literarisch u. a. als Erziehung zu emotiven Tugenden wie gläubige Hingabe an „ein Höheres", Schicksalsergebenheit, Opferbereitschaft und Treue niederschlug. Auf das verstandes-feindliche Halbdunkel transzendentaler Sehnsüchte und Wunderhoffnungen zielten Autoren wie Bordeaux, Bazin, Ducroq und Barres; die beiden ersteren im Rahmen institutioneller Frömmigkeit, Barres mit einer paganistisch modifizierten Religiosität. Seine Colette Baudoche, „une autre pucelle", verkörpert das Ideal der „einfachen Seele", die „Büchern nichts verdankt", Argumenten wie Erfahrungen gleich unzugänglich ausschließlich dem Gefühl lebt und nur das „aus sich heraus entwickelt, was keimhaft (!) in ihr angelegt ist". Ihre Entschlüsse sind das Ergebnis von „Eingebung", geoffenbarter Gewißheit (die nicht von ungefähr in der sakralen Atmosphäre einer Totenmesse „über sie kommt") Die Selbstausschaltung von Vernunft und Skepsis, die Sehnsucht, zu „dienen" ohne Aufbegehren, und „steriles Raisonnement" kennzeichnen auch die Helden von Ducroqs Roman. Bordeaux'Kinderfiguren sind getrie-ben von „gläubigem Vertrauen", „heiligem Willen" und „glühender Begeisterung"; sie reinkarnieren die Jerusalemseligkeit der jugendlichen Kreuzfahrer von 1212, allerdings mit der Neuauflage, laizistische Lehrer und klerikale Erzieher am Vorabend des Krieges zwecks gemeinsamer Vaterlandsverteidigung zu versöhnen

Der Antiintellektualismus deutscher Autoren gab sich zumeist preußisch-lutherisch-völkisch und hatte einen deutlich antiwestlichen, antiaufklärerischen Akzent. Er richtete sich gegen den „Geist des Zweifels und der Verneinung" vornehmlich wenn er in Gestalt einer Kritik an Staat und Gesellschaft auftrat, etwa um „Gift und Geier gegen die besitzenden Klassen zu speien, Recht und Ordnung in den Schmutz zu zerren, . . . verdienstvolle Männer zu verunglimpfen" oder gar „das religiöse Gefühl zu ertöten" Die Sorge, daß zu kritischer Reflexion fähige Jugendliche aus dem nationalen Pflichtgeschirr ausbrechen könnten, trug zweifellos zur Fetischisierung literarischer „Kindgemäßheit" bei. Jedenfalls erlaubte dieser Begriff es, prekäre politische Themen aus den Jugendbüchern auszuschließen. Ziel der Autoren war es nicht, die Leser über Vor-und Nachteile der bestehenden gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse aufzuklären, um dadurch selbständiges Urteilen anzuregen, sie wollten vielmehr „starkes nationales Wollen und Empfinden (!) in ihnen erzeugen" (Johannesson) und ihnen „die unauflösliche Vierheit — Volk, König, Vaterland, Gott — in idealer (das heißt idealisierter) Weise ins Fühlen (!) und Denken pflanzen"

Wir begegnen in den deutschen Texten der gleichen organizistischen Terminologie, derselben emotional-suggestiven Rhetorik wie in den französischen. Der beabsichtigten rezeptiv-ehrfürchtigen Leserhaltung entsprachen die Identifikationsangebote. Die Vorbildtypen für „den deutschen Jungen" sind der Pfadfinder-Soldat und Parzifal (in Uniform). Der eine hat einen „gestählten" Körper, perfekt ausgebildete Sinne, viel Charakter und gerade so viel Verstand, wie man zum anständigen Kriegführen braucht. Er ist aufrecht, treu, liest selten, redet wenig und tut „seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit". Er demonstriert, daß „ein Held mehr wert ist als eine halbe Million der gelehrtesten Professoren und Büchernarren“ (Wilhelm I.) Der Parzifaltyp findet sich etwa bei Gustav Frenssen. Peter Moor ist ein verschlossener, schwerblütiger junger Mann, ein Träumer und Grübler, der selten eine Frage stellt und niemals „argumentiert“. Er lernt nur, was sinnlich erfahrbar ist oder ihm als Lebenslehre in besonders eindrücklichen, bildkräftigen Situationen von Autoritäten vermittelt wird. Seine Vernunft dient ihm zum Sichwundern und „Sinnieren"; wenn er etwas begriffen hat, so „hört er ein großes Lied", das gibt ihm „einen Verstand von der Sache“

Hand in Hand mit dem antirationalistischen Affekt der Jugendbuchautoren und -rezensenten ging ein Antiindividüalismus, der nur in scheinbarem Widerspruch steht zu ihrem antisozialistischen Affekt und ihrem Führer-kult Charakteristisch ist die typisierende Behandlung der Romanhelden, die zwar individuelle Namen tragen, in der Regel aber nichts als Verkörperungen von Erziehungszielen sind. Ob Stabstrompeter Kostmann oder Der Trommlerjunge von Dennewitz, Le soldat Bernard oder Jean Tapin, immer handelt es sich um exemplarische Soldaten, die dem jugendlichen Leser vorführen, was das Vaterland von ihm erwartet. Häufig zeigt schon die generalisierende Titelbezeichnung, Le petit conscrit, Die drei Kürassiere, Die kleine Jo- hanna, daß den Autoren nicht daran liegt, Einzelschicksale in ihrer unverwechselbaren Besonderheit darzustellen.

Am deutlichsten wird das in einer der Lieblingsformen französischer Jugendschriftsteller, dem Epos. Sein Interesse gilt nicht individualpsychologischen Eigenheiten, naturalistisehen Details oder subjektiven Problemen. Das Epos präsentiert Archetypen heldischer Lebensbewältigung und „objektive" Ideale. Es verherrlicht den ichübersteigenden Todesmut, die Selbstaufopferung für die Gemeinschaft. Von Roland, der mit dem Einsatz seines Lebens beweist, was ritterliche Treue heißt, bis zu dem unbekannten Zouaven, der sich für den Sieg Frankreichs opfert, reicht die epische Tradition der heroischen Selbstverneinung zum Wohle des Ganzen.

Auch in der deutschen Jugendliteratur wurden kollektivistische Tugenden, wie „Selbstentäußerung und Gemeingeist" (Johannesson), auf Kosten der humanistischen Erziehungsidee vom Recht auf Selbstverwirklichung und individuelle Entfaltung glorifiziert. Der bereits erwähnte Schriftsteller Kotzde ging so weit, in einem seiner Bücher einen Vater sagen zu lassen, er würde sich „noch im Grabe darüber freuen“, wenn seine Söhne bei einer Heldentat fürs Vaterland „zugrundegingen" Dieser Satz rief zwar bei einem Teil der Lehrer Empörung hervor und die Weigerung, das Buch zu empfehlen, aber der Verfasser fand ebenso viele Verteidiger — eine Tatsache, die nicht überrascht, wenn man in Scherls Jungdeutschland-Buch von 1913 liest: „Wir sind auf dem kugelrunden Ameisenhaufen der Erde von Bedeutung nur als Glieder einer Gemeinschaft, des Vaterlandes. Deutschland allein muß nach einem Kriege leben... Was aus uns wird, soll uns gleichgültig sein.“

Galt es den Autoren als ausgemacht, daß der einfache Mann sich bei der Verteidigung des Vaterlandes (und nicht nur dort) vor allem durch 'Gehorsam, gewissenhafte Pflichterfüllung und Opferbereitschaft auszuzeichnen hatte, so entfalteten sie den größten fiktionalen Aufwand bei der Darstellung der „überra-genden Persönlichkeit", denn zwei Axiome bestimmten ihr pädagogisches und politisches Verständnis: daß die Geschichte von großen Männern gemacht werde und Erziehung sich durch Vorbilder vermittle. Die Selektion historischer Modellfiguren orientierte sich am literarischen Markt, am Sozialisationsziel und am politischen Standpunkt der Schriftsteller. Beliebt waren beiderseits des Rheines die siegreichen Militärs, die entweder, in hehrer Größe postiert, nostalgische Wünsche nach Hingabe und vertrauensvoller Unterwerfung weckten oder als jugendliche Draufgänger und Enthusiasten unmittelbaren Nachah-

provozierten. mungseifer

Deutsche und französische Autoren verband der Glaube an die angeblich in der Natur begründete und deshalb politisch unaufhebbare Ungleichheit der Menschen. Die Franzosen setzten sich damit in Gegensatz zu den Forderungen der Großen Revolution und sahen sich genötigt, ihre Position ausdrücklich zu legitimieren. So läßt Berthaut einen Marineoffizier erklären, daß er zwar Republikaner und grundsätzlicher Anhänger der Ideen von 1789 sei, aber seine Erfahrungen ihn belehrt hätten, daß „Gleichheit in der Natur nicht existiert". „II faut toujours que le capitaine commande si Ton veut que le navire soit droit." Die deutschen Verfasser gaben sich zwar betont demokratisch, indem sie Jungen „aus dem Volke" zu Helden ihrer Geschichten machten, versäumten aber nie, diese in Beziehung zum jeweiligen Herrscher zu setzen, um dessen Charisma und patriarchalische Fürsorge um so strahlender erscheinen zu lassen

Unter den republikanischen französischen Lehrern war die Überzeugung verbreitet, daß man „die Geschicke des Landes nie den Händen eines einzelnen überlassen solle, wie intelligent und fähig er auch sein möge" aber unter den Jugendschriftstellern hingen viele dem „culte du chef" an — „ä la patrie comme ä la famille, il faut un chef respecte“ war die Überzeugung des Offiziers und Politikers Danrit und das politische Erfolgsrezept Semants bestand in einer „groupe d'hommes marchant sous la conduite d'un chef d’elite" Der „marechalisme" wurde in der französischen Jugendliteratur vor dem Ersten Weltkrieg ebenso präludiert wie der Führerkult in der deutschen.

Beiderseits des Rheins kannten die bürgerlichen pädagogischen Literaten außer dem militärischen Gegner einen Feind — den Sozialismus. Er war ihnen suspekt nicht nur wegen seiner sozialreformerischen Bestrebungen, sondern vor allem wegen seiner antimilitaristischen Agitation und seiner die Verteidigungskraft zersetzenden internationalen Kontakte. D'Ivois Zukunftskrieg bricht aus, weil von deutschen Agenten fanatisierte Arbeiter durch einen Generalstreik das Wirtschaftsleben Frankreichs lahmgelegt hatten. Um den jungen Lesern Abscheu gegen die „subversiven Theorien des Kollektivismus" einzuflößen, wurde dieser in die Nähe des verwerflichen Alkoholismus gerückt („les fumees de l’ivresse s'ajoutent au desequilibre de la pensee") und als „Zwillingsbruder des Anarchismus" gebrandmarkt Wo die Sozialisten nicht unmittelbar als Hochverräter denunziert werden konnten, mußten russische Nihilisten herhalten, um durch Rüstungssabotage großen Stils die Gefährdung der nationalen Sicherheit durch den revolutionären Pazifismus zu demonstrieren In der Bekämpfung der Terroristen gingen Republikaner und Zarenanhänger eine unheilige Allianz ein — so wenn Gaston Leroux’ Meisterdetektiv Rouletabille eigens nach Rußland fährt, um eine Verschwörung aufzudecken Die Abneigung der Leser gegen Gewaltakte — selbst wenn ihre Motive in der Tradition der französischen Revolution standen — wurde höher eingeschätzt als ihre Aversion gegen die Despotie. Von der Kampagne deutscher „patriotischer Schriftsteller" gegen die Sozialdemokratie war bereits die Rede. Hier noch ein Beispiel: Der Jugendschriftenratgeber des Schöningh-Verlages enthielt ein Kapitel, in dem sozialdemokratische Jugendbücher ausdrücklich angegriffen und zum entschiedenen Kampf gegen sie aufgerufen wurde, denn „Vaterlandsliebe und Sozialdemokratie fliehen sich wie lichter Tag und düstere Nacht" In den Jugendbüchern selbst war viel die Rede vom Segen der Arbeit, den verderblichen Folgen des Müßiggangs und der Unabhängigkeit des Seelenfriedens vom Reichtum — „nur eine fleißige, tatkräftige, pflichttreue Nation ist lebensfähig und imstande, den Wettkampf mit den Nachbarn in Ehren zu bestehen" —, die gesellschafts-und verfassungspolitischen Reformforderungen der Sozialdemokraten wurden, wie ihre Militarismuskritik, entweder schweigend übergangen oder in verzerrter Form dargestellt als „nörgelnde Unzufriedenheit", „blasser Neid" und „blinder Haß gegen das Bestehende". Während die Jugend-buchautorender III. Republik, soweit sie nicht ohnehin klerikal bestimmt waren, die sozialistischen Ideen wegen ihrer negativen Folgen für die französische Wirtschaftsmacht und die nationale Verteidigung angriffen (wobei teilweise säuberlich unterschieden wurde zwischen einem akzeptablen ständischkorporativen, nationalen und einem nichtakzeptablen klassenkämpferisch-internationalistischen Sozialismus), denunzierten die wilhelminischen Schriftsteller die Sozialdemokraten als Feinde von „Thron und Altar" bzw.der heiligen Trinität von Kaiser, Reich und Vaterland. Beide Gruppen sahen durch den Sozialismus den gesellschaftlichen und politischen Status quo bedroht die einen die durch die bürgerliche Republik angeblich gewahrten Errungenschaften der Revolution, die anderen die nationale Einheit und den Konstitutionalismus. Dabei waren die Sozialdemokraten für die deutschen Autoren das, was Jakobiner oder Kommunarden für die französischen waren.

Deutsches Kämpfen und Siegen

Eine nationalspezifische Eigentümlichkeit offenbart sich in der Mythisierung des Kampfes und in den sozialdarwinistischen Argumentationsmustern der deutschen Jugendliteratur. Sie legitimierte die kriegerische Ausrichtung der Jugendlichen (außer mit der schon genannten Verteidigungsnotwendigkeit) einerseits mit dem von den germanischen Vorfahren in direkter Linie vererbten kämpferischen genetischen Potential, andererseits mit der unablässig wiederholten Floskel vom Kampf ums Dasein. Es gehörte zu den Grundüberzeugungen wilhelminischer Autoren, daß um alles in der Welt gekämpft werden müsse — um Anerkennung und Aufstieg des einzelnen in der Gesellschaft wie um den „Platz an der Sonne" im Staatensystem. Die hohe Zahl der einschlägigen Titel zeigt, in welchem Maße den Jugendlichen das Gesetz vom „survival of the fittest" — symptomatisch modifiziert als „überleben des Stärkeren" — eingeprägt wurde. Der Kampf erschien mal als „sittliches Prinzip" (Erich), mal als „grausames Geschick" (Liliencron), mal als „prächtiges Schauspiel" (von Gottberg). Immer aber wurde den Lesern eingeschärft, daß Lebensbewältigung nur als Rundumverteidigung, und zwar aus einer Position der Stärke, möglich sei. Die literarische Koppelung von Kampf und Sieg in Titeln wie Kamplesmühe, Siegestreude oder Deutsches Kämpfen und Siegen vermittelte überdies den Anschein, als ob der erfolgreiche Ausgang eines Kampfes auf einen entschlossenen Angriff automatisch folge Dabei unterschlugen die Autoren die möglicherweise selbstzerstörerischen Folgen militärischer Offensiven und perpetuierten das dichotomische Denken, das auf Kategorien wie Sieger und Besiegte, Gewinner und Unterlegene fixiert ist.

Punktuell äußerte sich diese kombattive Mentalität in der Schwertmetaphorik sodann aber in der gesamten Kriegsliteratur, die zwischen 1871 und 1914 die Themen, aber nicht den Tenor wechselte. Nach dem Motto „Wieder sitzt ein Bonaparte/ränkevoll auf Frankreichs Thron/und zum Kampfe zwingt uns heute/wieder ein Napoleon" (G. Hesekiel) konzentrierte sie sich zunächst auf den 70er Krieg und zur Jahrhundertfeier 1913 auf die Befreiungskriege. Auf nach Frankreich! Ran an den Feind, Freiwillige vor! waren die Titel, die das vielzitierte Blücher-Wort „Immer feste druff!" einfallslos variierten. In den Goldene(n) Kindertage(n) gab das Bübchen seinem Spielzeugroß die Sporen mit dem anfeuernden Vers von Victor Blüthgen:

Was wollt denn ihr Franzosen?

Ich hau euch kurz und klein und reit an einem einzgen Tag bis nach Paris hinein

Den Gymnasiasten wurde die gleiche Botschaft „rücksichtslosester Offensive" mit Hilfe der „Freiheitslyrik" vermittelt, die auf kaiserlichen Wunsch nach 1902 verstärkt in die Schullesebücher aufgenommen wurde, wo es dann hieß: „Frisch auf zum fröhlichen Jagen, frisch auf zum heiligen Krieg ... Wir wollen heute Mann für Mann mit Blut das Eisen röten ... Drauf wackres Volk ... Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen..."

Eine ähnlich martialische Poesie sucht man in den manuels scolaires vergebens (Droulde wurde in den Straßen gesungen, fand aber keinen Eingang in die offiziellen Schulbücher), wenn auch der Kampf der Pazifisten gegen die literarische Schlachtenverherrlichung zeigt, daß es sie gab Tatsächlich finden sich bei Jules Maze, Paul de Semant, Danrit oder Giffard/Robida Beispiele bramarbasierenden Auftrumpfens und selbst Szenen von Brutalität. In La guerre infernale beispielsweise befiehlt ein Luftwaffenadmiral die Zerstörung Münchens mit dem Hinweis, daß „der moderne Krieg die totale Liquidation des Feindes nötig mache" Aber solche Äußerungen haben den Stellenwert von Entgleisungen, und van Herp führt den Mißerfolg des Buches auf sie zurück

Der französische Widerstandsmythos

Die französischen Jugendbücher — obwohl auch sie manchmal mit dem praevenire liebäugelten nach dem Motto „la defense est sterile, seule l'attaque est feconde" (Danrit) oder der glorreichen Attacke und dem offenen Revanchismus das Wort redeten — glorifizierten eine defensive Art der Vaterlandsverteidigung: den nichtmilitärischen Widerstand. Die Erfahrung zweimaliger Niederlage mit anschließender Okkupation während eines Jahrhunderts mag zu der kritischen Einschätzung der eigenen Kräfte ebenso beigetragen haben wie die historisch abgesicherte Gewißheit von der überlebens-und Resurrektionsfähigkeit der französischen Nation. Jedenfalls war das literarisch angestrebte Erziehungsprodukt, das dem zu den Fahnen eilenden Bürger-Soldaten mindestens ebenbürtig war, der Patriot, der sich der Zusammenarbeit mit den Besatzern verweigert; sei es, daß er als franctireur aus dem Untergrund operiert, sei es, daß er als Zivilist mehr oder weniger gewaltlosen Widerstand leistet.

Symbolfigur einer Haltung, die dadurch exemplarisch ist, daß sie die faktische Ohnmacht gegenüber dem siegreichen Feind durch einen Akt der Zivilcourage in die geistige und sittliche Überlegenheit des Unterworfenen umwandelt, war der elsässische Lehrer in Daudets Erzählung „La derniere classe". Während draußen die Preußen exerzieren und der neue deutsche Schulmeister in sein Amt drängt, hält der alte Hamel die letzte Stunde, die er mit dem provokatorischen Tafelabschrieb beendet: Vive la France! Die anwesenden Kinder und ihre Eltern begreifen die Geste als Vermächtnis, und genau so wirkte der Text auf Generationen von Schülern, die an ihm Rechtschreibekenntnisse und vaterländische Gesinnung erprobten

Es gibt eine Reihe von Geschichten, in denen vor wechselndem Dekor Widerstandskämpfer auftreten. Mal ist es eine kleine Johanna (!), die deutsche Soldaten durch falsche Auskünfte in die Irre führt, mal ein Tischler, der im Zorn einen Preußen erschlägt, mal eine Aristokratin, die sich, um sie vor dem feindlichen Zugriff zu retten, in eine Fahne hüllt und damit ihr Leben aufs Spiel setzt. Von der schweigenden Verachtung über die verbale Aufsässigkeit und Verhöhnung des Feindes bis zum Mord reichen die Spielarten der Verweigerung. Als ihr historisch ältestes Beispiel galt den Autoren der gallische Widerstand gegen die Römer, personifiziert in der von Lavisse und Jullian für die republikanische Erziehung aufgewerteten Person Vercingetorix der laut G. Bruno seine Landsleute „beschwor, lieber zu sterben als das römische Joch zu dulden" und dafür von ihnen den Ehrentitel „Führer" erhielt Wie der alte Hamel, als idealtypische Verkörperung der „Republique des instituteurs" mehrfach literarisch imitiert mit seinem mutigen Bekenntnis zu Frankreich dem Unterricht ein appellatives Leitmotiv gab, so bot der jugendliche Averner, von Jullian bis Asterix als Archetyp des (realpolitisch erfolglosen) Widerständlers fiktionalisiert, ein Vorbild, das durch die Historizität der Figur (wie schemenhaft ihr Bild auch sein mochte) und die Berufung auf die keltischen Ahnen, „nos ancetres les Gaulois", didaktisch besonders wirkungsvoll schien

Die Autoren waren indessen zu gute Psychologen, um nicht zu wissen, daß Resistance ein Maß an Selbstüberwindung fordert, das nicht jedem gegeben ist. Deshalb setzten sie die Phänomenologie des Widerstandes gegen die dunkle Folie des Verrates, dem „palmares“ der Patrioten den „pilori des traitres" gegenüber. Neben die großen Antihelden der französischen Geschichte von Ganelon bis Bazaine stellten sie die Durchschnittsverräter, die aus Profitsucht, Unbedacht oder Sekuritätsbedürfnis mit dem Feind gemeinsame Sache machten, den „Richter von Kolmar", der seine nationale Identität aufgab, um seinen Posten zu behalten, oder „l'enfant espion", das den Preußen während der Belagerung von Paris für ein paar Groschen Zeitungen verkaufte und zuließ, daß sein Freund einen geplanten Überfall der franc-tireurs auf die deutschen Stellungen ausplauderte. „Um nichts in der Welt hätte ich Stenne sein mögen", erinnert sich Gaston Bonheur, der auf der Suche nach den allen Franzosen seiner Generation gemeinsamen Schulerinnerungen die alptraum-hafte Geschichte des „enfant espion" wiederfindet, dessen Namen er als Kind an das Ende der Verräterliste gesetzt hatte, mit der sein Moralkundebuch schloß über die komplexe, möglicherweise ideologisch begründete Motivation der „Verräter“ erfuhr der Jugendliche nichts. Gemessen am curricular verordneten patriotischen Tugendkanon und am Ideal der zwistfreien nationalen Gemeinschaft mußte ihm Kollaboration als Sünde wider den Geist der Republik erscheinen — jedenfalls solange klar war, wo ihr Feind stand.

Zumindest ein. Text aus der obligatorischen Lektüreliste der ecole laque aber behandelt Dimensionen von Widerstand, die über die übliche Schwarzweißmalerei hinausgehen, Le chevre de M. Seguin. Die Fabel von der Ziege, die es in der komfortablen Gefangenschaft bei ihrem Herrn nicht aushält, weil ihr Freiheit mehr bedeutet als Wohlbehagen, und die in den Wald hinausläuft, obwohl dort der Wolf lauert, wird von Bonheur — unter Anspielung auf den französischen Widerstand gegen Hitler—Deutschland — „le texte cle de la resistance" genannt. Tatsächlich läßt sich die Geschichte lesen als Gleichnis für den unter Fremdherrschaft geratenen Staat, dessen Bürger vor die Entscheidung gestellt sind, entweder materielle Sicherheit und Leben zu bewahren, indem sie sich anpassen, oder Flucht und womöglich den Tod auf sich zu nehmen um der Freiheit willen. Es macht indessen den Wert der Parabel aus, daß ihre Metaphorik mehrdeutig ist. Freiheitsbedürfnis kann verstanden werden als Streben nach nationaler Unabhängigkeit und territorialer Integrität, aber auch als individualpolitisches Postulat, als der durch Aufklärung und Revolution sanktionierte Anspruch auf persönliche Freiheit. Freiheit aber meint nicht nur die subjektive Sehnsucht nach Autonomie, das heißt Ablehnung fremder Autorität, „le refus des maitres", sondern die Resistance gegen jede Art von Unterdrückung, „le non au pouvoir" (Foucault).

Fussnoten

Fußnoten

  1. Joseph Scholz/Wilhelm Kotzde, Der Kampf um die Jugendschrift, Mainz 1913, S. 34.

  2. In der Einleitung der „Streit-und Wehrschrift“, die als „Akt nationaler Notwehr" vom Verlag in beliebiger Zahl kostenlos verschickt wurde, heißt es: „Der vaterländische Gedanke ist auf dem Marsche — eine neue Zeit ist für das Jugendschriftenwesen in Sicht... Das Volksdeutsche wird über Weltbürgerlichkeit, Friedenssimpelei und blasses Ästhetentum siegen"; an anderer Stelle werden die Mitglieder des Hamburger Jugendschriftenausschusses als „verkappte Schrittmacher der Sozialdemokratie“ angeprangert, deren „Minierarbeit am Bau unseres vaterländischen Erziehungswesens aufgedeckt und für alle Zeiten unmöglich gemacht werden" müsse.

  3. Heinrich Scharrelmann, Erlebte Pädagogik. Gesammelte Aufsätze (aus der Zeitschrift Roland) und Unterrichtsproben, Hamburg/Berlin 1912, S. 131— 133.

  4. Zitiert nach Dieter Richter (Hrsg.), Das politische Kinderbuch, Darmstadt/Neuwied 1973, S. 93/94. — Zu Wilhelm Lamszus vgl.: Lexikon der Kinder-und Jugendliteratur, Band II, Weinheim 1977, S. 308— 309. — Als Beitrag zur historischen Kontinuität: Lamszus wurde 1933 relegiert, Kotzde erhielt einen Orden.

  5. Charakteristisch die Äußerung des Stadtschulrates Berthold von 1882: „Die in ihrer Harmlosigkeit glückliche Jugend soll für die opferfreudige Liebe zum Vaterland und für treue Anhänglichkeit an das angestammte Fürstenhaus begeistert ... werden." Zitiert nach Heinrich Wolgast, Das Elend unserer Jugendliteratur, Hamburg 1911®, S. 75/76.

  6. Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Preußischen Hauses der Abgeordneten, 21. Legislaturperiode, V. Session, 169. Sitzung vom 18. 4. 1913, Spalte 14585.

  7. Die Rede des Kultusministers von Trott zu Solz vor dem preußischen Abgeordnetenhaus wurde von Scholz/Kotzde in ihrer Broschüre „Der Kampf um die Jugendschrift" abgedruckt.

  8. Z. B. brachte der auf Militaria und Kolonialfragen spezialisierte Berliner Verlag E. S. Mittler den Generalstabsbericht über den Krieg in Südwest-afrika heraus — was ihm Gelegenheit bot, Auszüge daraus in die 34. (!) Auflage seines Deutschen Lesebuches für höhere Lehranstalten aufzunehmen. — Um die Schüler in die richtige patriotische Feststimmung zu versetzen, wurde 1913 Theodor Rehtwischs „Deutschlands Befreiungskämpfe“ kostenlos an die Schüler verteilt. Auf gleiche Weise wurde Berthold Ottos Broschüre „Unser Besuch im Kieler Kriegshafen" staatlich subventioniert.

  9. Uber die Gründe vgl. Marieluise Christadler, Kriegserziehung im Jugendbuch. Literarische Mobilmachung in Deutschland und Frankreich vor 1914, Frankfurt 1978, S. 41 f.

  10. Die Rede des Kultusministers ist abgedruckt in: Les Annales de la Jeunesse laque, 8e anne, Nr. 98, 1910, S. 269 f. An die Adresse der Kirche sagte Doumergue u. a.: „L'esprit tendancieux, messieurs, ce n est point dans nos livres qu’il faut le chercher; l'esprit de Systeme et de parti, il est dans vos livres ... “ , S. 274.

  11. Les livres pour les enfants. Les editions ouvrieres, Paris 1973, S. 19/20.

  12. Georges Valois/Franois Renie, Les manuels scolaires, Paris 1911, S. VI. — Valois, ursprünglich pazifistischer Anarchist, war nach 1905 zum glühenden Verfechter von Kirche und Nation geworden und sammelte in seiner „Dokumentation" Beweismittel für den antichristlichen und antinationalen Inhalt der nichtkonfessionellen Schulbücher.

  13. Abbe Bethleem, Romans ä lire et romans ä proscrire, Cambrai 1905 (6. Aufl. 1914).

  14. Vom Bilderbuch bis zum Kriegsroman subsumierte der Catalogue general de la librairie francaise vor 1914 alles unter dem Schlagwort: „Livres pour enfants."

  15. über Intention und Wirkung von Jugendliteratur finden sich vor 1914 nur sehr vereinzelte Aussagen in pädagogischen Zeitschriften, wie auch die erste historische Aufarbeitung des Gegenstandes erst 1924 durch Marie-Thrse Latzarus erfolgte. Das alles hinderte nationalgesinnte Verleger und Autoren nicht, die Jugendliteratur (im weiteren: JL) als Medium politischer Erziehung zu benutzen, z. B. in dem Dezennium nach der Niederlage von 1871, als die Jugendbücher eindeutig kompensatorische Funktion hatten, oder in dem Krisenjahr 1905, als eine Reihe von Autoren die deutsch-französischen Spannungen zum Anlaß nahmen, um in der Jugend „das vaterländische Gewissen und den Opfersinn zu wecken".

  16. Revue de l’enseignement primaire, u. a. vom 26. 2. 1905.

  17. Les temps nouveaux, 12e annee, 10. 2. 1906.

  18. In der Einleitung zu seiner „Histoire de la France et de l'Europe" schreibt Herv, daß er das Buch zwar für Schüler bestimmt habe, daß er aber „nicht naiv genug sei, um zu glauben, daß es in den Schulen eingeführt werde"; darum wende es sich zunächst an die aufgeklärten demokratischen Eltern und Erzieher.

  19. Das Buch erschien bei Belin 1877 zum ersten Mal, 1910 erlebte es, bearbeitet und verändert, die 22. Auflage, und 1972 konnte der Verlag, der inzwischen ein Reprint der Erstausgabe herausgebracht hat, über 8 Millionen verkaufter Exemplare melden. Vgl. Aime Dupuy, Les livres de lecture de G. Bruno, in: Revue d'histoire economique et sociale, 31, 1953.

  20. Die überwiegende Mehrzahl der deutschen Autoren waren Lehrer, sodann Geistliche und Offiziere, einige Ärzte. Unter den mir bekannten französischen Jugendbuchverfassern gibt es nicht einen einzigen Volksschullehrer (Pergaud hat sein „La guerre des boutons" für Erwachsene geschrieben), dafür aber eine Reihe von Berufsautoren, die z. T. politisch tätig waren, Beamte und Offiziere. Zum literatursoziologischen Hintergrund der Jugendbuchszene vgl. Christadler, Kriegserziehung im Jugendbuch, a. a. O., S. 21— 62.

  21. Z. B. Danrit, L’alerte, Paris 1910, S. 53, S. 120.

  22. Haps Rudolph, Die Unterstützung des deutschen Kolonialimperialismus als Aufgabe von Schule, Deutschunterricht und Lesebüchern. Kapitel einer in Gießen entstehenden Dissertation: Literaturdidaktik und Literaturunterricht von der Reichsgründung bis zum I. Weltkrieg (Arbeitstitel).

  23. Ferdinand Bünger, Entwicklungsgeschichte des Volksschullesebuchs, Leipzig 1898, S. 493. — Von 1906 an häufen sich die Lehrerhandreichungen für die Behandlung der Kolonien in der Schule mit Ratschlägen für Festgestaltung, Aufsatzthemen, fächerübergreifenden Unterrichtseinheiten und vielen offiziellen Zitaten zur Legitimation des neuen Gegenstandes.

  24. Raoul Girardet, L'idee coloniale en France, 1871— 1962, Paris 1972, S. 73 f.

  25. A. a. O„ S. 75.

  26. Gustav Frenssen, Lebensbericht, Berlin 1940, S. 143.

  27. August Friedrich Krause, Literarischer Monatsbericht, in: Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift, 120. Band, 1907, S. 423.

  28. Jacques Ozouf (Hrsg.), Nous les maftres d’cole, Paris 1967, S. 132.

  29. Helene Fagot, L’idee coloniale dans la littrature enfantine pendant la periode 1870— 1914, Magisterarbeit, Paris 1967, [Masch. ] S. 115.

  30. Der Abgeordnete Paul Vigne d'Octon, ehemaliger Kolonialarzt, führte zwei Jahrzehnte lang einen erbitterten Kampf gegen den französischen Militärimperialismus u. a. mit seinem Buch'„La gloire du sabre" (1894), in dem er die Brutalität der Kolonialtruppen schilderte.

  31. Jules Maze, La conquete de l'Algerie, Tours o. J. (1911), S. 93, 365.

  32. Paul de Semant, Dache le perruquier des zouaves, Paris 1907, S. 300.

  33. Tatsächlich fielen im Ersten Weltkrieg 205 000 farbige Soldaten im Dienste Frankreichs.

  34. Maximilian Bayer, Okowi — ein Hererospion?, Berlin 1910, S. 97.

  35. Die vorgenannte Erzählung endet mit der Bitte Okowis an die Schutztruppler: „Ihr sollt mein Volk lehren, daß es klug, stark und gut wird wie ihr Deutschen es seid."

  36. Maximilian Bayer, Mit dem Hauptquartier in Südwestafrika, Berlin 1910, S. 293; vgl. auch Helene von Falkenhausen, Ein Farmerheim im Hereroland, in: Lohmeyer-Wislicenus, Auf weiter Fahrt, Berlin 1906, S. 28L; Franz Henkel erklärt, warum die „Eingeborenen" als Hilfstruppen nicht taugen: . Man kann dem Farbigen Rechts um! und Links um! ... beibringen, aber Liebe zu Kaiser und Reich kann ihm kein Arzt und kein Unteroffizier einimpfen. Das hieße einem Bären das Harfenspiel beibringen.“ Der Kampf um Südwestafrika, Berlin 1908, S. 27.

  37. Charles Peguy, Victor Marie, comte Hugo. Zitiert nach: Raoul Girardet (Hrsg.), Le nationalisme franqais 1871— 1914, Paris 1966, S. 127.

  38. Nur ein Zitat unter vielen möglichen aus dem Jahre 1911: „Aujourdhui c'est au Maroc que nos troupes se battent pour refouler la barbarie, pour etablir une civilisation superieure lä oü il n’y avait, depuis tant de siecles, que desordre et injustice." Rene Bazin, La douce France, Paris 1911, S. 149. — Der politisch-kulturelle Zusammenhang zwischen Frankreich und seinen ehemaligen Besitzungen in Afrika wird auch noch über die Entkolonisierung hinaus als Beweis seiner zivilisatorischen Ausstrahlungs-und Integrationskraft hervorgehoben, so z. B. in dem 1977 erschienenen Comic-Band „II etait une fois ...de Gaulle", worin es sich die Afrikaner als Ehre anrechnen, in der französischen Widerstandsarmee mitzukämpfen.

  39. Deutsch wurde in den Schulen, beispielsweise in Ostafrika, nur selten gelehrt. „Diese Maßnahme ist nachdrücklich zu loben. Das Deutsche muß die Sprache des Höherkultivierten bleiben..." Willi Scheel, Bilder aus Deutsch-Afrika. Sammlung belehrender Unterhaltungsschriften für die deutsche Jugend, Band 30, Berlin 1909, S. 124.

  40. „Diese Schwarzen haben vor Gott und den Menschen den Tod verdient, nicht weil sie die 200 Farmer ermordet haben und gegen uns aufgestanden sind, sondern weil sie keine Häuser gebaut und keine Brunnen gegraben haben . . . Gott hat uns hier siegen lassen, weil wir die Edleren und Vorwärtsstrebenden sind ..." Gustav Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, Berlin 1906, S. 200.

  41. Aus der Fülle an Literatur zu diesem Thema sei nur ein Werk genannt: George W. F. Hallgarten, Das Wettrüsten, Frankfurt 1967.

  42. Zum Beweis können vor allem die folgenden Zeitschriften gelten: Le Journal de jeunesse, Je sais tout, La Revue francaise politique et littrai-re, Der gute Kamerad, Neuer deutscher Jugendfreund.

  43. Jean Jacques Waltz (oncle Hansi), L’histoire d’Alsace, racontee aux petits enfants d’Alsace et de France, Paris 1912, S. 20.

  44. Maurice Barres, Colette Baudoche, Paris 1908, S. 12; vgl. auch S. 19, S. 21.

  45. Danrit, L’alerte, a. a. O„ S. 124.

  46. Ebd., S. 19; Paul d'Ivoi, La patrie en danger, Paris 1905, S. 575 f.; ders., Les briseurs d’pe, Paris 1906; Paul de Semant, Le conscrit, Paris, o. J. (1903). Wie weit die Furcht vor Spionen in Deutschland wie in Frankreich verbreitet war, erhellt aus zahlreichen Autobiographien.

  47. Z. B. Wilhelm Kotzde, Der Feind im Land (Erzählungen über die Befreiungskriege); August Sperl, Burschen heraus! (Befreiungskriege); Oskar Höcker, Deutsche Treue, welsche Tücke, 17. Aufl. (!) 1914; A. Kleinschmidt, Welscher Frevel, deutscher Zorn.

  48. Wilhelm Arminius (d. i. H. Schultze!), Der Kraftsucher, Mainz 1914, S. 100.

  49. August Sperl, dessen Buch „Burschen heraus!" 1917 die 7. und 1925 die 12. Auflage erlebte, kumuliert sämtliche Vorurteile gegen die Franzosen bei der Beschreibung ihres Einmarsches in Deutschland. Armut, Hunger und die abgerissene Kleidung der Sansculotten nimmt er zum Anlaß, um die Ideen von 1789 zu verhöhnen und die deutschen Jakobiner der Lächerlichkeit preiszugeben. — Vgl. auch Wilhelm Kotzde, Der Feind im Land, Leipzig 1911, S. 45 f., 74.

  50. Zur wehrpolitischen Bedeutung der Fremdenlegionärsliteratur, die ein Pendant zur französischen Elsaß-Lothringen-Literatur darstellt, vgl. Christadler, Kriegserziehung im Jugendbuch, a. a. O., S. 166— 176.

  51. Wie die französischen Autoren zu didaktischen Zwecken den deutschen Militarismus, so priesen deutsche Autoren Härte, Disziplin und Kampfgeist der Fremdenlegion, wenn es ihnen zupaß kam; so etwa Max Geißler, Valentin Upp der Legionär, Leipzig 1914.

  52. Z. B. Anton Ohorn, Mit der großen Armee, München 1910, S. 7/8.

  53. Ein typisches Beispiel dafür ist die Erzählung „Un souvenir" aus „Les contes de France“ von Lagrilliere-Beauclerc, worin ein Junge die der Mutter angetane Beleidigung mit einem Duell rächt, sobald er erwachsen ist.

  54. Paul et Victor Margueritte, Histoire de la guerre de 1870/71, Paris 1904 (Vorwort).

  55. Paul d'Ivoi, La patrie en danger (Vorwort): — Damit die Immunisierung von Dauer war, mußten die Schandtaten der deutschen Okkupanten möglichst anschaulich gemacht werden. „Die Sieger, brutal, unverschämt, benahmen sich wie eine Räuberbande. Es war eine wilde Horde, diszipliniert nur ihren Anführern gegenüber. Es gibt im Deutschen Reste von Atavismus, die an die barbarischen Horden Attilas erinnern." Paul de Semant, Le conscrit, Paris 1903, S. 187.

  56. Das eilig aufgestellte Zelt in den Nationalfarben und mit der weithin sichbaren Aufschrift „La patrie est en danger" gehörte zum unverzichtbaren Bestandteil des „imagier mythologique" aller Schulbücher.

  57. Revue hebdomadaire vom 11. 12. 1909, S. 244. — Der Umfrage war die Überquerung des Ärmelkanals durch Bleriot vorausgegangen.

  58. Ein genre, das die Franzosen offenbar von den Engländern übernahmen (1871 erschien Chesney's utopischer Kriegsroman „Battle of Dorking") und das sie in viel stärkerem Maße benutzten als die Deutschen, über die Gründe hierzu vgl. Christ-adler, Kriegserziehung im Jugendbuch, a. a. O., S. 177 f.

  59. Danrits Zukunftskrieg endet mit dem Tode Wilhelms II.; d’Ivoi läßt nach dem französischen Sieg Tausende deutscher Gefangener in Frankreich Aufbauarbeit leisten.

  60. Jacques Chastenet widmet ein Kapitel seiner Geschichte der HI. Republik dem Zusammenhang von Sport und Technik „Les muscles et les alles". La France de M. Falberes, Paris 1949, S. 403 f.

  61. Etienne Rey, La renaissance de l’orgueil francais, 1912, zitiert nach Girardet, Nationalisme, a. a. O., S. 231.

  62. Danrit verlangt: „Möge Frankreich sich doch endlich daran machen, eine Luftflotte zu bauen, bevor es zu spät ist". L'alerte, S. 38; der Jugend-schriftsteller colonel Royet nennt die „Luftwaffe eine französische Waffe" und spricht den Deutschen das Talent zu guten Piloten ab. Comment nous ferons la guerre, Paris 1913, S. 83 f.

  63. In „La guerre infernale" von Giffard/Robida werden die Piloten „Les semeurs d’epouvante" genannt, deren Aufgabe es sei, durch ihr Vernichtungswerk in einem Zukunftskrieg die Deutschen zur Kapitulation zu bomben. — Im übrigen schieden sich am Flugzeug die Geister. Während Lavisse in einer seiner Schulreden den nationalinstrumentalen, waffentechnischen Charakter des „aeroplane" betont, unterstrich der Pazifist d'Estournelles de Constant bei einer ähnlichen Gelegenheit die völkerverbindende Bedeutung der Luftschifffahrt.

  64. August Niemann, Der Weltkrieg. Deutsche Träume, Berlin/Leipzig 1904; vgl. Wilhelm Middeldorf, An Bord des Sirius.

  65. Auch der Comic-Strip nahm den Gegenstand zum Anlaß, um zu zeigen, daß französische Imagination und Pfiffigkeit dem deutschen Militarismus überlegen seien. „La bande des nickeles“ hält den Kaiser zum Narren, indem sie ihm statt des versprochenen und im voraus reich bezahlten Luft-schiffes ein Spielzeugflugzeug überläßt.

  66. Die Marine, obgleich eine traditionsreiche Institution, war durch die berühmten Niederlagen bei Aboukir und Trafalgar belastet und den Republikanern, als Domäne klerikaler Politik und des bretonischen Regionalismus, suspekt. Berthaut, Danrit und Bazin verherrlichten sie, um die Regierung, die nichts für die Kriegsflotte tat, ins Unrecht zu setzen.

  67. Jacques Droz, Les causes de la premiere guerre mondiale, Paris 1973, S. 176/178.

  68. Barres, a. a. O„ S. 67, 169, 184.

  69. Henry Bordeaux, La nouvelle croisade des enfants, Paris 1913.

  70. Fritz Johannesson, Was sollen unsere Jungen lesen, Berlin 1911, S. 29. „Werke, die aus dem Geist des Zweifels und der Verneinung, des Unglaubens und Umsturzes entstanden sind, müssen wir ... ablehnen".

  71. L. Wiegand, Die deutsche Jugendliteratur, Hilchenbach 1912’, S. 92.

  72. Gotthard Erich, Der deutschvölkische Gedanke im Jugendschrifttum, Leipzig 1914, S. 83.

  73. Diesen Typ trifft man bei A. O. Klaußmann, Walter Heichen, Maximilian Bayer und anderen. Historisches Vorbild (mit zeitspezifischen Abweichungen und auf Jugendlichkeit gebracht) ist der alte Blücher, „der Vorwärtstreiber, der Feind der Bücher und der Feind der Schreiber“.

  74. Frenssen, Peter Moor, a. a. O., S. 201.

  75. „Im Jünglingsalter pflegt der Deutsche eine tiefe Sehnsucht... nach bedeutsamen Schicksalen und überlebensgroßen Gestalten in sich zu tragen ..." Johannesson, a. a. O., S. 50.

  76. Wilhelm Kotzde, Die Geschichte des Stabstrompeters Kostmann, Mainz 1910, S. 40.

  77. Scherls Jungdeutschland-Buch, Berlin 1913, S. 400.

  78. Leon Berthaut, Honneur et patrie, Paris 1911, S. 27.

  79. So Franz Otto in seinem longseller’: Der große König und sein Rekrut, oder Max Geißler, Der Junge, der eine Schlacht gewann.

  80. Ozouf, a. a. O„ S. 213.

  81. Danrit, L'alerte, a. a . O., S. 220; vgl. auch d'Ivoi, La patrie en danger, S. 576.

  82. Semant, Le conscrit, a. a. O., S. 712

  83. D'Ivoi, La patrie en danger, a. a. O., S. 254/255.

  84. Paul Robida/Pierre Giffard, La guerre infernale. Grand roman d'aventures pour la jeunesse, Paris 1908, S. 39/40. Während der Erzähler, ein Jour-'nalist, das gigantische Waffenarsenal der französischen Armee besichtigt, sprengt sich ein Anarchist, dem das Attentat auf den Oberbefehlshaber mißlang, selbst in die Luft.

  85. Gaston Leroux, Rouletabille chez le tsar, Paris 1913.

  86. Heinrich Herold, Jugendlektüre und Schülerbibliotheken, Münster, 2. erw. Aufl. 1908, S. 62. Zusammenfassend heißt es bei Herold: „Die Sozialdemokratie ist ferner eine vaterlandslose Partei, ihre eineinhalb Millionen Anhänger verschmähen wie ehrvergessene Söhne das Land, wo ihre Wiege stand, und wollen als Feinde im eigenen Hause mit dem Altar auch den Thron zertrümmern."

  87. Albert Schildecker, Gesinnungsbildung für Schule und Haus, Leipzig 1906, S. 143.

  88. Es ist eine interessante, aber hypothetische Frage, ob die Bilanz für Frankreich anders aussähe, wenn sich mehr Lehrer als Jugendschriftsteller betätigt hätten, da sozialistisches wie antimilitaristisches Gedankengut nach 1900 immer stärker in die Lehrerschaft eindrang.

  89. Da gibt es den „Kampf um" .. . Rom, Karthago, die Saalburg, deutsche Kronen, das Elsaß und — besonders häufig — das Vaterland und die Ehre, aber auch um die Seele, Freiheit, Reinheit, Weltanschauung und Wahrheit; sodann Kampf-und Trutzgesänge, Kampfspiele, Kämpfen und Ringen, Auf in den Kampf, Durch Kampf zum Frieden etc. Am Ende steht immer die Frage: Sind wir kampfbereit?

  90. „Groß ist die Zahl der Gefallenen. Aber die brave Truppe hat gesiegt, weil sie erzogen und ausgebildet war zu dem festen Willen zu siegen." Deutschland in Waffen, Stuttgart/Berlin 1913, o. S.

  91. Das je nachdem „stumpfe" oder „geschliffene" Schwert gehört zum stereotypen (feudalanachronistischen!) deutschen Rüstungsvokabular; der Drohgestus des gezückten Schwertes dient dem martialischen Selbstbild wie der imperalistischen Außenpolitik. „Das gute deutsche Schwert erwarb uns alles, Einheit, Größe, Macht und Wohlstand... “ (von der Goltz, in: Scherls Jung-deutschland-Buch, S. 4). Es gilt, das Schwert „in scharfer, blanker Verfassung" zu halten, weil es „bis zum Untergang der Welt...der ausschlagge

  92. Zitiert nach Heilwig van der Mehden (Hrsg.), Vor allem eins mein Kind. Was deutsche Mädchen und Knaben zur Kaiserzeit gelesen haben, Hamburg 1972, S. 71.

  93. Aus dem Vorwort des Kronprinzen Wilhelm zu: Deutschland in Waffen.

  94. Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten, herausgegeben von J. Hopf/K. Paulsiek, S. 135 L, 189 f.

  95. A. Seve, Cours d'enseignement pacifiste, Paris 1910, S. 87.

  96. La guerre infernale, a. a. O., S. 72.

  97. Jacques van Herp, Panorama de la Science Fiction, Paris 1973, S. 143.

  98. Gaston Bonheur zählt drei Geschichten aus den Contes du lundi von Alphonse Daudet zum Pflichtrepertoire der französischen Volksschule, d. h. zum „album de famille de tous les francais“: La derniere classe, L'enfant espion und Le sergent Hornus.

  99. G. Bruno, Le tour de France par deux enfants, a. a. O., S. 133

  100. Z. B. Le maitre d'ecole de Misseroy, in: Les contes de France.

  101. Vgl. dazu Andre Stoll, Asterix. Das Trivial-epos Frankreichs. Bild-und Sprachartistik eines Bestseller-Comics, Köln 1974, bes. S. 27 f.

  102. Gaston Bonheur, La Republique nous appelle. L’album de famille de Marianne, Paris 1965, S. 254. — 1945 erschien ein kleines Bändchen von Jean Galtier-Boissiere, das die Überlieferung des „pilori des traitres“ aufnahm: Tradition de la trahison chez les marechaux und als vorläufigen Endpunkt die Biographie Petains anfügte.

Weitere Inhalte

Marieluise Christadler, Dr. phil., geb. 1934, Studium der Geschichte, Politikwissenschaft, Romanistik; Dozentin im Fachbereich Politik an der Gesamt-hochschule Duisburg. Neuere Veröffentlichungen: Kriegserziehung durch das Jugendbuch in Deutschland und Frankreich am Vorabend des I. Weltkriegs, in: Zur Sache Schulbuch, Ratingen 1976; Comics im Politischen Unterricht. Eine Skizze, in: Erziehen heute, 3. (26.) Jg., 1. Quartal 1976; Zwischen Gartenlaube und Genozid. Kolonialistische Jugendbücher im Kaiserreich, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 21/77; Kriegs-erziehung im Jugendbuch. Literarische Mobilmachung in Deutschland und Frankreich vor 1914, Frankfurt 1978.