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Neuanfang zwischen Deutschen und Amerikanern | APuZ 13/1982 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 13/1982 Die Außenpolitik der Regierung Reagan im Spannungsfeld von Kontinuität und Wandel Das deutsch-amerikanische Verhältnis aus heutiger Sicht Neuanfang zwischen Deutschen und Amerikanern

Neuanfang zwischen Deutschen und Amerikanern

Hildegard Hamm-Brücher

/ 44 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die öffentliche Diskussion der aktuellen Probleme im deutsch-amerikanischen Verhältnis ist gekennzeichnet durch Fehlperzeptionen und mangelhafte Information. Sie verläuft vor dem Hintergrund unterschiedlicher Grundströmungen in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland und zeigt Defizite in den kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen auf. Trotz momentaner Irritationen stützt sich die Zusammenarbeit der Regierungen nach wie vor auf ein breites Fundament gemeinsamer Wert-und Zielvorstellungen. Die deutsche Außenpolitik beruht auf der festen Verankerung im westlichen Bündnis, die eine „Äquidistanz“ zwischen Washington und Moskau nicht zuläßt. Sie stützt sich auf das Vertrauen in die starke Vitalität und Dynamik der amerikanischen Gesellschaft, schließt jedoch nicht aus, daß die Bundesrepublik ihre besonderen Interessen und die Exponiertheit ihrer Situation erkennt und auch gegenüber ihren Verbündeten vertritt. Den Defiziten in den gesellschaftlichen und kulturellen Beziehungen soll durch die Koordinatoren für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Staatsminister Dr. Hildegard Hamm-Brücher und Staatssekretär Lawrence Eagleburger, entgegengewirkt werden. Der Schwerpunkt wird dabei im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und der Programme für die „successor-generation" liegen, der in verstärktem Maße die Gelegenheit gegeben werden soll, die Gemeinsamkeiten der Partner für sich selbst neu zu entdecken und Klischees und Vorurteile abzubauen.

I.

In den Massenmedien beiderseits des Atlantiks hat sich in den letzten Monaten am deutsch-amerikanischen Verhältnis eine reichlich diffuse öffentliche Diskussion entzündet, in der Meinungsunterschiede hochstilisiert, Krisen herbeigeredet und Selbstverständlichkeiten zerredet und zerschrieben werden. Obwohl sich schon vorher Störungen in der transatlantischen „Großwetterlage" abzeichneten, war der Anlaß für diese Diskussion in erster Linie der Ausbruch der Polen-Krise. Sie führte, auch wenn man von der Dramatisierung durch die Medien absieht, vorübergehend zu einer akuten Belastung der deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Langfristig besorgniserregender als die aktuellen Beschwernisse im Verhältnis zwischen den Bündnispartnern sind jedoch die Informationslücken und Fehlvorstellungen, die die öffentliche Reaktion auf diese Ereignisse kennzeichnen. Hier zeigen sich Defizite auch in den geistigen, kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen sowie unterschiedliche Grundströmungen in den USA und in Europa (insbesondere in der Bundesrepublik), die — wenn wir ihnen nicht rechtzeitig entgegenwirken — unsere wechselseitigen Beziehungen nachhaltig beeinträchtigen könnten.

In den USA und in Deutschland rückt allmählich eine junge Generation in die politische Verantwortung nach, die die Erfahrungen und Lehren des Ersten und Zweiten Weltkriegs mangels Geschichtsbewußtsein und Information nicht mehr nachzuvollziehen vermag. Während in der Nachkriegszeit zwischen verantwortlichen Amerikanern, Deutschen und aus Deutschland emigrierten Amerikanern enge menschliche Bindungen, gemeinsame Überzeugungen und Erfahrungen entstanden, die unserer politischen und militärischen Allianz ein festes Fundament gaben, zeigt sich bei dieser „successor generation" ein Nachlassen der Verständnisbereitschaft und der Verständnisfähigkeit. Dies macht sich auch in der sogenannten Friedensbewegung bemerkbar, die Hunderttausende jüngerer Deutscher, aber auch Europäer auf die Straßen geführt hat. Sie beruht nicht nur auf der verständlichen Angst vor einem neuen Rüstungswettlauf, sondern sie wird u. a. auch gefördert durch die gerade bei jungen Leuten verbreiteten einseitigen Vorstellungen über die USA und die „Philosophie" unseres Bündnisses, dessen komplexe Strategie der Abschreckung von den Anhängern der Friedensbewegung nicht mehr verstanden wird. Statt dessen wird von „eigenen Interessen" oder gar von Neutralismus gesprochen.

Die antiamerikanischen Töne der Friedensbewegung sind natürlich auch in den USA nicht ohne Auswirkungen geblieben. Erste isolationistische Tendenzen lassen sich drüben bereits feststellen.

Erschwerend kommt für uns hinzu, daß sich die Verteilung der politischen Gewichte in den USA — wie es u. a. die Herkunft der führenden amerikanischen Politiker zeigt — mehr und mehr von der Ostküste in Richtung Süden und Westen verlagert, wo Interesse und Verständnis für die spezifischen Probleme Europas begreiflicherweise weniger ausgeprägt sind als an der Ostküste, überhaupt vergessen wir viel zu leicht, daß die USA nicht nur eine atlantische, sondern eine weltweite Großmacht sind. Dies wirkt sich u. a. in der unterschiedlichen Einschätzung der Ergebnisse der Entspannungspolitik aus.

II.

Angesichts dieser längerfristigen Tendenzen möchte ich vier Fixpunkte deutscher Politik gegenüber den USA beschreiben. Sie deutlich vor Augen zu haben ist erforderlich, um sterile Aufgeregtheit und hektische Reaktionen ebenso zu vermeiden wie Fehleinschätzungen, die Fehlentwicklungen zur Folge haben könnten.

Erstens: Das westliche Europa der Nachkriegszeit und insbesondere die Bundesrepublik Deutschland verdanken Freiheit und Sicherheit den Amerikanern. Das kann auch in Zukunft nicht anders sein. Die Einbindung in den Westen, die sich in unserer engagierten Zugehörigkeit zur Europäischen Gemeinschaft noch einmal verdichtet, ist für die Bundesrepublik eine eindeutige Option. Sie sieht im Bündnis eine Allianz zur Erhaltung und Stärkung der geistigen und politischen Grundlagen unseres gemeinsamen, aus europäisch-abendländischen Wurzeln stammenden Denkens, der Freiheit, der Vielfalt, der Toleranz und der Menschenrechte. Für die Bundesrepublik Deutschland wird das Bündnis auch in Zukunft nicht nur militärisch, sondern auch politisch und „ideologisch“ die Voraussetzung für unsere Freiheit, für unsere Sicherheit und unseren Wohlstand sein.

„Äquidistanz" kann und wird es für die Bundesrepublik im Verhältnis zu Washington und Moskau nicht geben. Diese grundlegende Position wird auch von der überwältigenden Mehrheit unserer Bevölkerung getragen. Nach allen Meinungsumfragen der letzten zehn Jahre halten kontinuierlich rund 80 % unserer Bürger die Anwesenheit amerikanischer Truppen und unsere Mitgliedschaft im Atlantischen Bündnis für unentbehrlich. Hier zeigt sich gleichzeitig der Unterschied zwischen „veröffentlichter" und „öffentlicher" Meinung.

Zweitens: Die feste Verankerung unserer ins Außenpolitik westliche Bündnis stützt sich darüber hinaus auf unser Vertrauen in die Stärke Amerikas. Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor nicht nur eine atlantische, sondern auch eine pazifische Großmacht. Sie haben nahezu unerschöpfliche Reserven an Rohstoffen, Begabungen und nicht zuletzt an fest gefügten demokratischen Überzeugungen. Ihr gesellschaftliches und politisches System ist — ganz anders als das sowjetische — flexibel und innovationsfähig. Sie haben zwei-mal in diesem Jahrhundert europäische Weltkriege auf Seiten Englands und Frankreichs entschieden und sind aufgrund ihrer eigenen Politischen Geschichte und Überzeugungen entschlossen, ein weiteres Vordringen des Weltkommunismus zu verhindern. Mögen auch Administrationen kommen und gehen, Vitalität und Dynamik Amerikas bleiben bestehen. •

Drittens: Aus den beschriebenen Sachverhalten folgt, daß der noch so idealistisch gemeinte (linke) Traum vom Abschied der Bundesrepublik Deutschland aus den „Zwängen" der westlichen Partnerschaft und der Schaffung einer neutral wiedervereinigten Insel seliger Deutscher unsere europäischen Nachbarn und unsere atlantischen Verbündeten ebenso beunruhigt und alarmiert, wie einst der (rechte) Traum vom großdeutschen Reich, das sich freischwebend zwischen Rußland und Frankreich (England) zu behaupten versucht! Diese neuerliche (Selbst-) Isolierung muß auf jeden Fall verhindert werden durch eine — im großen wie im kleinen — zuverlässige, beständige und vernünftige Politik.

Viertens: Eine auf diese Überzeugungen gestützte deutsche Außenpolitik schließt nicht aus, daß die Bundesrepublik Deutschland ihre besonderen Interessen und die Exponiertheit ihrer Situation erkennt und auch gegenüber ihren Verbündeten vertritt. Dabei kann es natürlich gelegentlich zu Unstimmigkeiten kommen. Das hat es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben, und selbst zwischen engsten Verbündeten ist es unrealistisch, völlige politische Konvergenz zu erwarten. Dies gilt heute um so mehr, als sich das deutsch-amerikanische Verhältnis in den letzten dreißig Jahren gewandelt hat: von wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit zu partnerschaftlicher Kooperation. Voraussetzung ist allerdings, daß das feste Fundament unseres Bündnisses aus gemeinsamen Überzeugungen und menschlichen Bindungen erhalten bleibt.

Besondere Interessen und Gefährdungen der Bundesrepublik sehe ich vor allem in zwei Bereichen: Unsere besonderen Interessen ergeben sich aus der Tatsache der deutschen Teilung. Unser Grundgesetz gibt uns den Auftrag — ich formuliere ihn mit dem gelungenen Text im Begleitbrief zur Deutschen Einheit zu den Moskauer Verträgen —, „auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken, in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt." Unsere besonders exponierte Situation ergibt sich aus unserer geographischen Lage in Mitteleuropa an der Grenzlinie von NATO und Warschauer Pakt.

Beides — der Auftrag des Grundgesetzes und unsere geographische Lage — bedingen unser Interesse an der Wahrung und am Ausbau der infolge der Entspannungspolitik erreichten menschlichen Erleichterungen. Sie bedingen aber auch unsere Entschlossenheit, dem neuerlich von der Sowjetunion begonnenen Rüstungswettlauf mit all unseren politischen Möglichkeiten entgegenzuwirken. Hieraus resultiert für uns die Bedeutung des NATO-Doppelbeschlusses, und zwar beider Teile: Abrüstung und Nachrüstung. Wir selbst wollen eine Null-Lösung, die jedoch nur erreichbar ist, wenn die Sowjetunion keinen Zweifel daran hat, daß das Bündnis andernfalls die Nachrüstung durchführen wird. Die Null-Lösung kann nur durch Vereinbarungen und

III.

Um diese Basis langfristig zu sichern, ist es jedoch erforderlich, daß wir auch die bereits angesprochenen Defizite in unseren geistigen, kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen beheben. In dieser Erkenntnis wurde ich bereits im April 1981 vom Bundeskabinett gebeten, Vorschläge auszuarbeiten, ob und durch welche operativen Maßnahmen die zwischen-gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und unserem Land und •zwischen ihren Bürgern intensiviert und verbessert werden können. Anfang September 1981 unterbreitete ich dem Bundeskanzler und dem Bundesaußenminister eine Bestandsaufnahme der laufenden Programme mit ihren Kosten sowie Vorschläge für ihre Intensivierung. Aufgrund dieses Sachverhalts wurde ich beauftragt, grundsätzliche Fragen, konkrete Vorschläge und das weitere Verfahren für ein gemeinsames Vorgehen mit der amerikanischen Regierung, Kongreßmitgliedern und privaten Organisationen zu besprechen.

Das Echo unserer amerikanischen Partner war ausgesprochen positiv. Die drastischen Kürzungen, die die amerikanische Regierung für die europäischen Austauschprogramme vorgesehen hatte, wurden wieder rückgängig gemacht und im Januar 1982 wurden StaatsSekretär Eagleburger und ich zu Koordinatoren für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit ernannt. Begleitet von einer sehr großen und erfreulichen Reaktion der deutschen und der amerikanischen Öffentlichkeit konnten wir inzwischen unsere Vorstellungen weiterentwickeln. Ende Februar trafen wir in unserer Eigenschaft als Koordinatoren zu einem ersten offiziellen Arbeitsgespräch zusammen. Das Ergebnis dieses Gesprächs war außerordentlich befriedigend.

Wir sind uns darüber im klaren, daß unsere Bemühungen von vornherein zum Scheitern verurteilt wären, wenn sie sich auf „good-willund shake-hands-Aktionen" beschränken würden. Erforderlich ist statt dessen ein langfristiger Ansatz und der Ausbau kontinuierlicher Maßnahmen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, der Medien, des Personenaustauschs und der kulturellen Zusammenarbeit im weitesten Sinn. Dabei hängt viel von der „außenpolitischen Großwetterlage" und von einem Klima des politischen Vertrauens und des guten Willens ab. Bewährte Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit und der Kulturpolitik sollen besser genutzt und, soweit möglich, verstärkt gefördert werden. Die zahlreichen privaten Initiativen auf dem Gebiet der deutsch-amerikaniB sehen Zusammenarbeit wollen wir ermutigen und in unsere Bestrebungen einbinden.

Zur Erleichterung der Koordination sind sowohl in den USA als auch bei uns Gremien aus Vertretern der wichtigsten Träger-und Mittlerorganisationen gebildet worden, die erstmals Ende März, /Anfang April zusammentreten werden. Dem amerikanischen „Advisory Committee" gehört u. a.der frühere Außenminister Kissinger an.

Was die leidige Geld-und Finanzierungsfrage angeht, so bin ich (ausnahmsweise) entschlossen, eine Doppel-und Dreifachstrategie zu entwickeln. Obwohl es auch in diesem Haushaltsjahr gelungen ist, beispielsweise die Mittel im Auswärtigen Amt für den engeren Bereich der Kulturbeziehungen beträchtlich zu steigern (von 28 Millionen DM im Jahre 1978 auf 44 Millionen DM im Jahre 1982), habe ich die für dieses Jahr zusätzlich erbetenen 4, 5 Millionen DM nicht mehr erhalten. So versuche ich nun durch Umschichtung im Haushalt des Auswärtigen Amtes und durch die Bitte an andere Ministerien, das gleiche zu tun, die Anlauffinanzierung einiger wichtiger Projekte doch noch zu ermöglichen. Außerdem habe ich mich (als überzeugte Liberale, die nicht alles vom Staat erwartet) auch an private Hände und Geldquellen gewandt und versucht, auch auf diesem Sektor „mobil zu machen“ und „mobil zu werden". Zur Zeit be-mühe ich mich, im Rahmen der Vorbereitung des Haushalts für 1983 nicht nur im Etat des Auswärtigen Amtes, sondern auch der anderen Ressorts Ansätze durchzusetzen, die der politischen Bedeutung der deutsch-amerikanischen Beziehungen gerecht werden.

Ein wichtiger Teil unserer Aktivitäten wird auf die „successor" -Generation ausgerichtet sein. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen müssen von der gegenseitigen Kenntnis der großen Bandbreite unserer politischen und geistigen Gemeinsamkeiten getragen werden. Dies ist die Voraussetzung für Verständigung, Vertrauen, Offenheit und Dialog-Bereitschaft — selbst dann, wenn man gelegentlich in Einzelfragen unterschiedlicher Meinung ist. Wir müssen unseren jungen Bürgern deshalb die Möglichkeit eröffnen, diese Gemeinsamkeiten für sich selbst neu zu ent-decken, ihre Horizonte zu erweitern, Klischees und Vorurteile abzubauen und vor allem die geschichtliche und historische Kontinuität des Bündnisses zu begreifen, aus der neuerlich auszubrechen, unabsehbare katastrophale Folgen für die eigene Zukunft haben würde. Jeder Versuch, dies durch „propagandistische" Einwirkung zu erreichen, wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Besonders wichtige Zielgruppen für einen stärkeren Austausch sehen wir in politisch engagierten Vertretern der jungen Generation aus Parteien, Jugendorganisationen, Gewerkschaften, der Wirtschaft und der Kirchen. Spezielle Programme für junge Parlamentarier und deren Mitarbeiter sind in Vorbereitung. Auch das Angebot für den Schüler-und Studentenaustausch soll verstärkt werden.

Eine bisher leider immer noch vernachlässigte Zielgruppe sind die in der Bundesrepublik stationierten amerikanischen Soldaten und de-. ren Familienangehörige. Hier läßt sich auch ohne allzu großen finanziellen Aufwand viel verbessern.

Große Sorgfalt werden wir auch einer vertieften (sachlicheren!) Berichterstattung in den Medien widmen. Die Information übereinander muß aktueller und umfassender werden. Eine besonders wichtige, aber auch sehr schwierige Zielgruppe sind deshalb die Journalisten. Geschichtsbücher, die teilweise erschrekkende Klischees enthalten, werden gegenwärtig in beiden Ländern einer Revision unterzogen. Dem Desinteresse an der deutschen Sprache in den USA und an einer Spezialisierung auf „deutsche Fragen" (German expertise) wird durch attraktive Angebote entgegengewirkt werden.

Diese Vorhaben und eine Anzahl weiterer Projekte sind nicht spektakulär. Wunderwirkungen können wir von ihnen nicht erwarten. Wir haben jedoch die Absicht, den dreihundertsten Jahrestag der ersten deutschen Einwanderung in die USA im Oktober 1983 auch als politischen Höhepunkt unserer gemeinsamen Bemühungen um die Intensivierung der deutsch-amerikanischen Beziehungen zu nutzen. Ich hoffe sehr, daß all diese Maßnahmen in ihrer Gesamtheit auf längere Sicht einen spürbaren Beitrag zur Stärkung und Intensivierung der deutsch-amerikanischen Beziehungen leisten werden.

Dokumentation: Die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika Empfehlungen zur Behandlung ihrer Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg

Vorwort

Seit dem Zweiten Weltkrieg hat eine Serie deutsch-amerikanischer Schulbuchgespräche stattgefunden. Die ersten sechs Schulbuch-konferenzen der frühen fünfziger und sechziger Jahre standen im Zeichen einer sich neu entwickelnden Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland. Zwar existierte in Deutschland seit 200 Jahren stets ein reges Interesses an Nordamerika, das zwischen Bewunderung und Ablehnung schwankte. Aber erst 1917 traten die USA für Deutschland als Großmacht in den Horizont des politischen Bewußtseins. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die USA für Westdeutschland zur wichtigsten, die Zukunft des Landes weitgehend bestimmenden Siegermacht. Für die Vereinigten Staaten wurden nach 1945 die politische, wirtschaftliche und kulturelle Berührung und Bekanntschaft mit Deutschland intensiver als jemals zuvor.

1950, als die ersten Schulbuchgespräche zwischen deutschen Lehrerverbänden und dem National Council for Social Studies verabredet wurden, war das Interesse am ehemaligen Kriegsgegner — inzwischen zum Partner und Verbündeten geworden — auf beiden Seiten unverkennbar. Die Notwendigkeit, Zerrbilder und Stereotype durch Kenntnisse, genaue Beschreibung und Verständnis zu ersetzen, war unabweisbar. In den ersten sechs deutsch-amerikanischen Schulbuchgesprächen bis zum Jahre 1967 wurden Mißverständnisse und Irritationen aufgearbeitet Dabei war das Bestreben deutlich, vorherrschende negative Bilder des Partners durch positive zurechtzurükken. Der Versuch, „Elemente eines atlantischen Geschichtsbildes" (Braunschweig 1965) zusammenzufügen, ging noch darüber hinaus. Es zeigte sich jedoch, daß dieser Anspruch zu hoch gesteckt und noch nicht einlösbar war. Das vorläufige Ende der deutsch-amerikanischen Schulbuchgespräche 1967 fiel in eine Periode sich auf beiden Seiten verringernden öffentlichen Interesses am Bündnispartner. Die Wiederaufnahme deutsch-amerikanischer Schulbucharbeit geht auf eine Initiative der deutsch-amerikanischen Kulturgespräche vom Februar 1979 in Washington zurück. Sie wurde auf amerikanischer Seite von der U. S. International Communications Agency und auf deutscher Seite vom Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung aufgenommen. Gegenstand der Schulbuchanalysen waren Lehrbücher der Sekundarstufe II bzw.der ersten beiden Collegejahre für die Fächer Geschichte und Politik. In einem ersten Anlauf wurde die Darstellung amerikanischer und deutscher Geschichte nach 1945 analysiert. Für diesen Zeitraum konnten Empfehlungen für Lehrbücher der Sekundarstufe II und das College erarbeitet werden, die hiermit der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Im folgenden werden zwei Texte vorgelegt, die von einer deutschen und einer amerikanischen Wissenschaftlergruppe gemeinsam erarbeitet und einstimmig durch Beschluß der Teilnehmer an der Sitzung vom August 1981 verabschiedet worden sind:

1. Empfehlungen zur Darstellung der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2. Empfehlungen zur Darstellung der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Das Georg-Eckert-Institut wird in Kürze eine deutsch-englische Fassung dieser Empfehlungen veröffentlichen. Die Teilnehmer an der letzten gemeinsamen Konferenz im August 1981, auf der diese Empfehlungen erarbeitet und verabschiedet wurden, hielten es für hilfreich, den Empfehlungen einige Erläuterungen voranzustellen; sie mögen das Verständnis der Absicht und den angemessenen Gebrauch der Texte erleichtern. Die Empfehlungen richten sich an Schulbuch-autoren, an Schulbuchverleger, an Lehrer in der Sekundarstufe II und an College-Professoren. Sie sind nicht als Texte zu verstehen, die unmittelbar in Lehrbücher übernommen werden sollten. Die Verfasser betrachten sie vielmehr als einen Versuch, wichtigste Ereignisse und Vorgänge sowie kennzeichnende Strukturen und Verhältnisse in beiden Ländern seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges knapp zu umreißen. Die Empfehlungen erheben weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Ausschließlichkeit An welchen Stellen ein Autor oder Lehrer seine Schwerpunkte setzen möchte, welche Themen und Probleme er für besonders interessant und für Schüler wie Studenten wichtig hält, können und wollen diese Empfehlungen nicht festlegen. Schulbuchautoren oder Lehrer mögen auswählen. Vielleichtlassen sie sich anregen, die eine oder andere Seite der deutschen bzw. amerikanischen Nachkriegsgeschichte deutlicher oder differenzierter als bisher hervorzuheben bzw. in einem weiteren Kontext historischer Themen zu behandeln.

Die Verfasser wissen, wie problematisch es ist, komplexe Prozesse und Zustände in kurze Sätze und knappe Hinweise zusammenzudrängen. Trotz der Notwendigkeit zu generalisierenden Aussagen bewahrt der Text, so hoffen die Verfasser, einen diskursiven Charakter und bleibt für Kritik und Veränderung offen. Sie wissen, daß vieles fehlt, daß Gewichte anders verteilt und Akzente anders gesetzt werden können, daß Deutungen, die in diesen Empfehlungen ausgesprochen sind oder ihnen zugrunde liegen, Widerspruch erfahren können und müssen.

Die Verfasser fanden es zweckmäßig, die Empfehlungen getrennt für die Geschichte der USA und der Bundesrepublik vorzulegen. Das ermöglicht eine schnellere Orientierung; es entspricht auch dem Befund der Schulbuch-

analysen, der gezeigt hat, daß die wechselsei-

tjge Darstellung sehr verschiedenartig ist und daß daher der Gebrauch, der hüben wie drüben von den Empfehlungen gemacht werden kann, unterschiedlich sein wird. Innerhalb der Empfehlungen zur Darstellung der Geschichte jedes Landes nach dem Zweiten Weltkrieg folgten die Verfasser den hergebrachten Un-

terscheidungen, indem sie einzelne Sektoren — politisches System, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur, internationale Beziehungen — nebeneinander stellten. Das deutsch-amerikanische Verhältnis wird besonders hervorgehoben.

Die Texte sind in formaler Hinsicht unterschiedlich. Der Text zur deutschen Geschichte nach 1945 trennt zwischen allgemeinen Sätzen zum jeweiligen Thema und ergänzenden, knappen Hinweisen auf besonders wichtige Tatsachen und Problemkreise. Dem lag die Überlegung zugrunde, daß es zweckmäßiger sei, sich einerseits auf generelle Formulierungen zu beschränken, andererseits Hinweise auf eine Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungen und Probleme zu geben. Die kurzen, konkreten Hinweise werden nach den allgemeinen, narrativen Sätzen ohne Anspruch auf systematische Gliederung unter dem Untertitel „Themen und Probleme“ genannt. Sie haben anregenden und auffordernden Charakter, können ergänzt oder ausgewählt werden. Sie weisen insbesondere auf Fragen hin, die in der Wissenschaft kontrovers behandelt werden und deren gültige Interpretation über die Möglichkeit und den Auftrag dieser Empfehlungen weit hinausginge. Wenn sie den Charakter eines zur Auswahl empfohlenen, gewichteten und in einen Zusammenhang gestellten Themenkatalogs nicht verleugnen können und wollen, entsprechen sie genau dem Bedürfnis, die deutsche Nachkriegsgeschichte und die historischen Fundamente der Bundesrepublik stärker als bisher in den Wahrnehmungshorizont der US-amerikanischen Textbuchautoren zu rücken.

Die Empfehlungen zur US-amerikanischen Geschichte an die deutschen Autoren haben einen stärker interpretatorischen Charakter; es fehlt nämlich in deutschen Schulbüchern nicht an Darstellungen der Nachkriegsgeschichte in den Vereinigten Staaten, aber die Analysen ergaben u. a.deutliche Ungleichgewichte, fragwürdige Akzentfixierungen bzw. eine Vernachlässigung des raschen Wandels der amerikanischen Politik und Gesellschaft seit 1945. So kam es weniger darauf an, den Kreis der Themen überhaupt zu bezeichnen, als vielmehr, eine angemessene Darstellung des Gesamtbereichs durch diese Empfehlungen anzuregen. Daß auch bei den Empfehlungen zur amerikanischen Geschichte Kontro39 versen nicht „entschieden", sondern vielmehr als solche bezeichnet wurden, daß zu ihrer Diskussion ermutigt werden soll, versteht sich von selbst — nur zeigen die Empfehlungen, daß diese Kontroversen bisweilen an anderen Stellen liegen, als man diesseits der Atlantiks bisweilen vermutet.

Um das Selbstverständliche abschließend doch noch auszusprechen: Die Empfehlungen können und wollen Autoren und Lehrern nicht das Studium der wissenschaftlichen Literatur zur Zeitgeschichte beider Länder abnehmen.

Sie wollen es vielmehr anregen und — vielleicht — strukturieren.

Braunschweig, im März 1982 Karl-Ernst Jeismann Direktor des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung

Zur Geschichte der nationalsozialistischen Herrschaft und der Weimarer Republik ist beabsichtigt, Empfehlungen zu einem späteren Zeitpunkt vorzulegen.

A. Empfehlungen zur Behandlung der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

Vorbemerkung zur Entstehung der Bundesrepublik Deutschland Die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland sollte im Zusammenhang mit der Geschieht« der Weimarer *R), epbulik der nationalsozialistischen H) errschaft und den Folgen des Zweiten Weltkrieges gesehen und beurteilt werden.

Wesentliche Grundzüge der politischen, wirtschaftlichen und institutioneilen Struktur der Bundesrepublik Deutschland entstanden nach dem Zusammenbruch 1945 innerhalb der drei westlichen Besatzungszonen (einschließlich Berlins). Ihre rechtliche Grundlage für die Bundesrepublik Deutschland ist 1949 im Grundgesetz verankert worden.

Die Teilung und Verkleinerung Deutschlands sind in erster Linie auf die nationalsozialistische Kriegspolitik und die darauf folgenden Entscheidungen der Sieger zurückzuführen, sowie auf die tiefgreifenden politischen und wirtschaftsstrukturellen Divergenzen zwischen den drei westlichen Besatzungsmächten und der UdSSR nach 1945. Daraus resultierte eine zunehmend stärkere Trennung der SBZ von den westlichen Besatzungszonen und schließlich die Herausbildung zweier unterschiedlicher politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Systeme in Deutschland im Jahre 1949. , Besondere Bedeutung haben in diesem Zusammenhang folgende Problemkreise (künftig „Themen und Probleme“ genannt), darunter solche, die in der Wissenschaft kontrovers interpretiert werden:

— Der Zustand 1945:

Materielle Zerstörungen (Wohnungen, Infrastruktur), Flüchtlingsbewegungen, politische und moralische Desorientierung und Not, Aufhebung der Souveränität, Auflösung der Verwaltung, Aufteilung des westlichen und mittleren Reichsgebietes in militärische Besatzungszonen und Unterstellung der Gebiete östlich von Oder und Neiße unter polnische und sowjetische Verwaltung; die Absicht der Siegermächte, Deutschland als eine wirtschaftliche und politische Einheit zu betrachten — die Besatzungspolitik der drei Westmächte (Demilitarisierung, Kriegsverbrecherprozesse — vgl. S. 43, 44, 53 —, Entnazifizierung und Re-Edukation, Demontage, Dekartellisierung)

— Zulassung von Parteien und Gewerkschaften — Wiederaufbau der Verwaltung und des Kommunikationssystems — Auflösung Preußens und Neugründung von deutschen Ländern • — Währungsreform — European Recovery Program, ERP (sog. Marshall-Plan)

— Entscheidung für „soziale Marktwirtschaft in den drei westlichen Besatzungszonen — Entstehung des Grundgesetzes (Initiativen und Einflußnahme der Alliierten, Parlamentarischer Rat)

— Zerfall der gemeinsamen interalliierten Verwaltung Deutschlands I. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Um die inneren Entwicklungen und Verhältnisse der Bundesrepublik Deutschland verständlich zu machen, ist es sinnvoll, nachfolgende Zusammenhänge zu behandeln: a) Politik Phasen der innenpolitischen Entwicklung als Abschnitte innerer Wandlungen politischer Orientierungen: Regierung Adenauer (1949 bis 1963; CDU/CSU mit Koalitionspartnern); die Nachfolger Adenauers aus der CDU (bis 1966); große Koalition CDU/SPD (1966— 1969); die sozialliberale Koalition unter Willy Brandt (bis 1974) und Helmut Schmidt (beide SPD).

Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland knüpft an föderalistische und liberale Traditionen der deutschen Geschichte an. Die Verankerung der Grundrechte in der Verfassung als Normen, die Gesetzgebung und Rechtsprechung binden, stärkt die Rechtsstaatlichkeit (besondere Rolle des Bundesverfassungsgerichtes). Mit der Einführung des parlamentarischen Regierungssystems nimmt die Bundesrepublik Deutschland z. T. die Tradition der Weimarer Republik auf und schließt sich demokratischen Vorbildern an. Bis 1955 war die Bundesrepublik Deutschland noch nicht souverän, sondern in ihrem innen-und außenpolitischen Handlungsspielraum durch Vorbehaltsrechte der westlichen Alliierten eingeschränkt. Danach blieb die Zuständigkeit der Westmächte für Berlin und die Deutschland als Ganzes betreffenden Fragen erhalten.

Der zentrale Faktor der politischen Willensbildung sind die Parteien („Parteienprivileg“); seit den späten sechziger Jahren wird ihr De-facto-Monopol durch gesellschaftliche Protestbewegungen herausgefordert. Außerdem nehmen Verbände, Kirchen und Medien Einfluß auf die politische Willensbildung.

Irn Vergleich zur Weimarer Republik hat sich das politische System der Bundesrepublik Deutschland im ganzen gesehen als stabil und anpassungsfähig erwiesen. Das demokratische Bewußtsein hat sich zunehmend gefestigt. Es gab und gibt in der Bundesrepublik extremistisehe Organisationen. Sie blieben ohne größere Politisch relevante Anhängerschaft; ihre Aktivitäten veranlaßten allerdings Gesetzgebung und Verwaltung zu Gegenmaßnahmen. Themen und Probleme:

— Das Wiedervereinigungsgebot (Präambel des Grundgesetzes) und der Sonderstatus von Berlin — Spannungsverhältnis von Verfassungsnorm (Gewaltenteilung) und Verfassungspraxis (Problem der Verklammerung von Legislative und Exekutive)

— „Kanzlerdemokratie'': Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers und konstruktives Mißtrauensvotum des Bundestages — Bund-Länder-Föderalismus — Kontinuitätsfrage (Restauration oder Neuanfang) — Bürgerinitiativen und Protestbewegungen — Notstandsgesetzgebung 1968, Antiterrorgesetzgebung, Abwehr von Extremisten im öffentlichen Dienst (sog. „Radikalenerlaß"). b) Wirtschaft und Gesellschaft Nach dem Kriege hat die westdeutsche Wirtschaft sich schnell erholt und einen steilen Aufschwung genommen. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Die Währungsreform, die Starthilfe durch das amerikanische ERP („Marshall-Plan"), Entscheidung für die „soziale Marktwirtschaft“ — gefördert u. a. durch ein von den USA gestaltetes globales liberales Wirtschafts-und Währungssystem —, optimale Investitionschancen infolge der Aufbau-situation, hoher Ausbildungsstand und Leistungsbereitschaft der Bevölkerung, das anfänglich äußerst niedrige Lohnniveau.

Die wirtschaftliche Entwicklung wurde von den Vertriebenen sowie den Flüchtlingen aus der DDR (ca. ein Viertel der Bevölkerung Ende der fünfziger Jahre) mitgetragen und war eine wichtige Voraussetzung für deren Integration in die westdeutsche Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Bevölkerungsbewegungen führten zu einer starken landsmannschaftlichen, konfessionellen und sozialen Mischung.

Heute zählt die Bundesrepublik zu den führenden Industrienationen der Welt. Ein in den übrigen westlichen Industrieländern weithin für vorbildlich gehaltenes System sozialer Sicherung hat diese wirtschaftliche Entwicklung begleitet und ist durch sie möglich geworden. Der allgemeine Wohlstand ist ein Faktor, der die Zustimmung der westdeutschen Bevölkerung zum demokratischen System und dessen Stabilität gefördert hat.

Die Tarifautonomie von Unternehmern und Gewerkschaften hat sich als Instrument der Regelung von Arbeitskämpfen bewährt und leistet einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung des sozialen Friedens. Die größtenteils in einer Einheitsgewerkschaft zusammengeschlossenen Einzelgewerkschaften haben durch gesamtwirtschaftliche Verantwortung und hohe Kooperationsbereitschaft einen wichtigen Anteil am Aufschwung der westdeutschen Wirtschaft gehabt.

Der wachsende Bedarf an Arbeitskräften führte zu einem starken Zuzug ausländischer Arbeitnehmer („Gastarbeiter"; wichtigste Herkunftsländer: Türkei, Jugoslawien, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal). Die Integration dieser Gruppen in die westdeutsche Gesellschaft ist bisher — wie auch in anderen Staaten — ungelöst und problematisch.

Themen und Probleme:

— Währungsreform (1948), investitionsfördernde Abschreibungsgesetze, bewußte Stärkung des Produktivkapitals — Bewegungen auf dem Arbeits-und Geldmarkt (im internationalen Vergleich niedrige Inflationsraten)

— „Lastenausgleich“ und andere Maßnahmen zur wirtschaftlichen Eingliederung der Vertriebenen; politische Konsequenzen dieser Integration: letztlich Scheitern einer eigenen Vertriebenenpartei, Verbindung der Proklamation von Gewaltverzicht und „Recht auf Heimat" (Charta der Heimatvertriebenen 1950)

— Beispiele für das System der sozialen Sicherung: gesetzliche Kranken-und Unfallversicherung, dynamische Altersrente, Arbeitslosenversicherung — Exportabhängigkeit und weltwirtschaftliche Verflechtung der deutschen Industrie — Konzentration und politischer Einfluß von Wirtschaftsunternehmen — die Finanzierung der Sozialleistungen als Problem („Grenzen des Sozialstaates"?) — die Mitbestimmung der Arbeitnehmer und der Gewerkschaften in den Betrieben, das Betriebsverfassungsgesetz als Schutz des Arbeitnehmers — Einebnung krasser sozialer Statusunterschiede als Konsequenz der Mobilität und Nivellierungstendenzen durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen — Gefährdung des sozialen Friedens in Ballungsgebieten, Wohnungspolitik, Jugendarbeitslosigkeit, Spannungsverhältnis von Ökologie und Ökonomie — gesellschaftlicher und politischer Pluralismus. c) Kultur und Gesellschaft Wissenschaft und Kunst sind durch den Nationalsozialismus von der Entwicklung in der Welt abgeschnitten und an der Entfaltung gehindert worden, insbesondere durch Emigration, Berufsverbote, Verhaftung und Tod von Künstlern und Wissenschaftlern — besonders deutscher Juden. Die Entwicklung der Kunst nach 1945 ist zunächst charakterisiert durch Rezeption europäischer und amerikanischer Werke, die Aufnahme der Emigrationsliteratur und die Auseinandersetzung mit Krieg, Nationalsozialismus und Flüchtlingsschicksal. Die Entwicklung der Bundesrepublik wurde von einer intensiven literarischen Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Themen begleitet und beeinflußt. Ein bestimmender kultureller Mittelpunkt, wie er in Berlin in den zwanziger Jahren bestand, hat sich nicht herausbilden können.

Die Wissenschaft wird vornehmlich durch den Staat an Universitäten und Forschungsinstituten gefördert Kriegsbedingte Verluste an Menschen und Einrichtungen ließen in einer Reihe von Disziplinen die Forschung nur langsam den Anschluß an internationale Standards wiedergewinnen.

Das Erziehungswesen der Bundesrepublik wurde nach dem Kriege unter Einflußnahme der Alliierten wieder aufgebaut und seit Mitte der sechziger Jahre erheblich reformiert. Ziele waren vor allem der erweiterte Zugang zu den Institutionen höherer Bildung und die Modernisierung der Curricula im Hinblick auf Chancengleichheit und gesellschaftliche Bedürfnisse. Zur gleichen Zeit erfolgte ein starker Aus bau der alten und die Gründung zahlreicher neuer Hochschulen und Universitäten.

Nach dem Kriege galt das Interesse vornehmlich dem wirtschaftlichen Aufbau und der Herstellung stabiler politischer Institutionen. Eine sich mit dem Erfolg einstellende Selbstzufriedenheit wurde seit Mitte der sechziger Jahre zunehmend durch Kritik an sozialen und politischen Verhältnissen und vorherrschenden Wertvorstellungen in Frage gestellt. Diese Kritik führte zu einer gewissen Erschütterung von Amtsautorität, brachte unter dem Stichwort der Emanzipation in vielen Bereichen mehr Partizipation, führte aber auch zu Spannungen zwischen Generationen, Geschlechtern, am Ausbildungsplatz, in Schulen und Universitäten. Nicht beabsichtigte Folgen stellten sich vor allem durch Ausdehnung bürokratischer Zuständigkeiten ein. Im Zusammenhang mit der politischen Wende (Beginn der sozialliberalen Koalition 1969, wirtschaftlicher Rezessionen und außenpolitischer Spannungen) machte es der Mentalitätswandel in der Bundesrepbulik schwieriger, den politischen und sozialen Grundkonsens in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten.

Themen und Probleme:

— Stellung und Funktion der Kirchen im öffentlichen Leben: Dominanz der beiden großen Kirchen (Katholiken, Protestanten) und ihr Einfluß im öffentlichen politischen Bereich; ihre soziale und karitative Bedeutung, ihr Einfluß im Erziehungswesen; Ausgleich der Spannungen zwischen den Konfesssionen durch die ökumenische Bewegung — Förderung der kulturellen und wissenschaftlichen Verbindung mit dem Ausland durch die westlichen Alliierten, durch Amerikahäuser, „Brücke", deutsch-französisches Jugendwerk, Austauschprogramme für Schüler, Studenten und Wissenschaftler im Grundgesetz verankerte Freiheit von Kunst und Wissenschaft, beträchtliche öffentiche Subventionierung; Kulturhoheit der Länder Anstiegg der Schülerzahlen der höheren chule und der zum Studium berechtigenden Abschlüsse von ca. 5 % (1950) auf ca. 20— 25 % 980). Das Problem der Abstimmung des Ausbildungssystems mit dem Beschäftigungssystem. — Nachkriegs-und Gegenwartsarchitektur als Folge, Ausdruck und Faktor sozialer, ökonomischer und mentaler Veränderungen in der Gesellschaft — Zusammenhang des Wandels der Mentalität (Zeitgeist) mit Bürgerinitiativen und Protestbewegungen — veränderte Sozialformen (Jugendkultur und Familie)

— Auseinandersetzung um die Schuldfrage (vor allem hinsichtlich der Kriegsverbrechen, der Verfolgung und Vernichtung von Juden, Zigeunern und anderen Minderheiten, der Verfolgung der innerdeutschen Opposition), Bemühungen um Wiedergutmachtung.

II. Die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Zusammenhang

Bei der Erörterung der außenpolitischen Verbindungen der Bundesrepublik Deutschland sind folgende allgemeine Aspekte wichtig: a) Das westliche Sicherheitssystem Die grundlegende außenpolitische Entscheidung der Bundesrepublik war die „Westorientierung", in deren Folge sich die Bundesrepublik Deutschland dem westlichen Sicherheitsund Wirtschaftssystem eingliederte, ohne daß dabei das Ziel der Wiedervereinigung aufgegeben wurde. Dadurch entstand ein Zielkonflikt, der bis heute existiert. Als Mitglied der NATO (seit 1955) leistet die Bundesrepublik politisch und, militärisch einen erheblichen Beitrag zum atlantischen Bündnis. Gleichzeitig hat sie auf die Produktion von Atomwaffen verzichtet. Ihre Bundeswehr ist in ihrer Gesamtheit der NATO unterstellt. Die Sicherheit der Bundesrepublik wird durch die Verteidigungsgarantie der westlichen Bündnispartner, die sich auf die Berliner Westsektoren erstreckt, gewährleistet.

Themen und Probleme:

— Deutschland und der „Kalte Krieg"

— Bedeutung der „Westorientierung": Entscheidung gegen außenpolitische Alternativen (Neutralitätskonzept) und Inkaufnahme der Verfestigung der deutschen Teilung (Frei-43 heit vor Einheit"), obwohl die Teilung weder von der Bundesregierung noch von den großen Parteien offiziell akzeptiert ist — Überwindung nationalstaatlicher Konzepte der SPD und der innenpolitischen Widerstände gegen die Aufrüstung der Bundesrepublik durch die Politik Adenauers — Wiederbewaffnung (Konzept des „Staatsbürgers in Uniform"; „Ohne-mich" -Bewegung; Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen; Ersatzdienst). b) Europäische Integration Die internationale Stellung der Bundesrepublik ist wesentlich bestimmt durch ihre wirtschaftliche, rechtliche, kulturelle und politische Einbindung in übernationale westeuropäische Zusammenschlüsse. Als Mitglied der EG und des Europa-Rates hat die Bundesrepublik Verpflichtungen und Verantwortung im westeuropäischen Rahmen übernommen.

Die Aufnahme in die westeuropäische Gemeinschaft war Voraussetzung und Folge der Versöhnung mit den westlichen Nachbarstaaten der Bundesrepublik, insbesondere mit Frankreich. Nicht zuletzt dadurch konnte die Bundesrepublik ihre politische und völkerrechtliche Isolierung der Nachkriegszeit überwinden und die Wiederherstellung ihrer Souveränität erreichen.

Themen und Probleme:

— Übernahme der Haftung für Kriegsfolgeschäden durch die Bundesrepublik („Wiedergutmachung") — Einsatz der Bundesrepublik für die Aufnahme neuer Mitglieder in die EG (insbesondere Englands)

— bedeutender finanzieller Beitrag der Bundesrepublik zum Haushalt der EG. c) Ost-West-Beziehungen Als geteiltes Land stand Deutschland in den fünfziger Jahren im Mittelpunkt der durch den Kalten Krieg gekennzeichneten Ost-West-Beziehungen. Die Wiederherstellung der nationalen Einheit („Deutsche Frage") wurde durch den Ost-West-Konflikt verhindert. Auch angesichts der geographischen Lage, der Größe, des wirtschaftlichen Potentials Deutschlands und der unterschiedlichen Interessen beider Seiten war die Entlassung der deutschen Staaten aus dem jeweiligen Blocksystem und ihre Wiedervereinigung kaum denkbar; dabei spielten die Interpretationen historischer Erfahrungen eine Rolle. Die Veränderung der außen-und innenpolitischen Rahmenbedingungen in den sechziger Jahren, darunter auch die neue Westpolitik der osteuropäischen Staaten, veranlaßte die Regierung der Bundesrepublik (Kabinett Brandt/Scheel) nach Konsultation mit den Westmächten zu einer neuen Ostpolitik. Deren Ergebnisse waren Verträge mit der Sowjetunion, der Volksrepublik Polen, der CSSR und der DDR (und das Viermächteabkommen über Berlin), die unter dem Vorbehalt eines künftigen Friedensvertrages den Status quo in Ost-und Mitteleuropa als Grundlage der politischen Beziehungen anerkannten. Diese Politik der Entspannung machte die multilateralen Vereinbarungen der KSZE zur Konfliktregelung in Europa und den Beitritt der beiden deutschen Staaten zur UNO möglich. Themen und Probleme:

— besondere Bedeutung des Vertrages mit der Volksrepublik Polen: Anerkennung der Westgrenze Polens durch die Bundesrepublik Deutschland; materielle Wiedergutmachung an die Volksrepublik Polen; Erleichterung der Ausreise von Personen deutscher Abstammung aus Polen — Politik der Aussöhnung mit den Völkern Osteuropas. d) Die Beziehung der Bundesrepublik Deutschland zu außereuropäischen Staaten Die Bundesrepublik hatte in den ersten Jahren ihres Bestehens diplomatische Beziehungen nur zu solchen Staaten unterhalten, die ihren aus der Rechtsnachfolge des Deutschen Reiches abgeleiteten Alleinvertretungs-Anspruch respektierten und also die DDR nicht anerkannten (sog. Hallstein-Doktrin, 1955). Dieses Prinzip, das sich gegen die Legitimität der DDR richtete, hatte eine Begrenzung des außenpolitischen Handlungsspielraums der Bundesrepublik Deutschland zur Folge. Es wurde im Zuge der Entspannungspolitik schrittweise aufgegeben, um die außenpoB litischen Interessen der Bundesrepublik Deutschland der veränderten Lage anzupassen.

Wie die meisten westlichen Industrieländer leistet die Bundesrepublik einen Beitrag zur Entwicklungshilfe, den sie seit den sechziger Jahren stärker an den Bedürfnissen der Empfängerländer als an den unmittelbaren Eigeninteressen orientiert. Damit übernahm sie ein größeres Maß von Verantwortung als zuvor im Rahmen der Bemühungen, den Nord-Süd-Konflikt zwischen Industrie-und Entwicklungsländern zu entschärfen.

Die Verfolgung der Juden und der Holocaust während der Zeit des Nationalsozialismus bedingten das besondere Verhältnis der Bundesrepublik zum Staate Israel. Der Aufnahme diplomatischer Beziehungen (1965) zwischen der Bundesrepublik und Israel ging eine umfangreiche materielle Unterstützung Israels voran, deren rechtliche und moralische Grundlage der Wille zur Wiedergutmachung war. Die historische Schuld des nationalsozialistischen Deutschland gegenüber den Juden ist vor allem in den Bildungseinrichtungen und Massenmedien der Bundesrepublik Deutschland nachhaltig verdeutlicht worden. Antisemitische Äußerungen und Aktivitäten werden von den politisch Verantwortlichen und der breiten Öffentlichkeit der Bundesrepublik verurteilt. Themen und Probleme:

— die Höhe des Entwicklungsbeitrages der Bundesrepublik; international vereinbarte Norm (0, 7% des Bruttosozialprodukts); Vergleich mit einigen anderen Industriestaaten — Wiedergutmachungs-Vertrag zwischen der Bundesrepublik und Israel vom 10. 9.

1952 — Abkommen zwischen Adenauer und Ben Gurion über Waffenlieferungen (1960)

T Belastung des Verhältnisses zu Israel durch die ungelöste Palästinenserfrage und die Politisierung deutsch-arabischer Wirtschaftsbeziehungen (Politik der Europäischen Gemeinschaft)

T Kriegsverbrecher-Prozesse und national-

sozialistische Gewaltverbrechens-Prozesse ) *.

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III. Das Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland zur Deutschen Demokratischen Republik

Deutsche Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg ist als Konsequenz der Teilung Deutschlands und Europas vornehmlich die Geschichte zweier deutscher Staaten. Die Bundesrepublik Deutschland betrachtet die Beziehungen zur DDR nicht als außenpolitische Beziehungen, sondern als „Beziehungen besonderer Art".

Seit 1946 erzwang die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), gestützt auf die sowjetische Besatzungsmacht, den Aufbau eines kommunistischen Systems. Durch Demontage, eine erhebliche Reparationslast, ständige Entnahme aus der laufenden Produktion durch die UdSSR und durch das sowjetische Verbot, die Marshallplanhilfe anzunehmen, verzögerte sich im Vergleich zur Bundesrepublik der wirtschaftliche Aufschwung der DDR. Hinzu trat eine Massenflucht der Bevölkerung in die Bundesrepublik, deren Ursachen die Einschränkung der persönlichen Freiheit durch politische Reglementierung in der DDR sowie das Wohlstandsgefälle zwischen beiden deutschen Staaten waren. Um die dadurch entstehenden politischen und ökonomischen Probleme zu beheben, schloß die DDR die Grenze zur Bundesrepublik hermetisch ab; aber erst, durch den Bau der Mauer in Berlin (1961) wurde die Massenflucht unterbunden.

Die DDR verfolgte im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens im engen Bündnis mit der Sowjetunion eine Politik der Wiederherstellung der Einheit Deutschlands nach kommunistischem Muster. Nach einer Phase innerer und äußerer Konsolidierung, verbunden mit dem Aufbau der im Warschauer Pakt integrierten Nationalen Volksarmee, gewann die DDR eine bedeutende Stellung im COMECON als zweitgrößter Industriestaat mit dem höchsten Lebensstandard; als wichtiger militärischer Verbündeter im Warschauer Pakt erreichte sie — auch infolge der Entspannungspolitik — internationale Anerkennung. Seit 1974 vertritt ihre Führung die These, daß zwei verschiedene Nationen auf deutschem Boden existieren: eine „sozialistische" und eine „kapitalistische" Nation. Der Zielkonflikt zwischen der Bundesrepublik und der DDR hinsichtlich der künftigen Gestaltung Deutschlands ist durch politische, wirtschaftliche und humanitäre Regelungen in den siebziger Jahren und durch das Berlin-Abkommen der vier Mächte (1971) zwar gemildert, aber nicht beigelegt worden. Nach wie vor bleibt die „Deutsche Frage“ Teil des weltpolitischen Gegensatzes.

Themen und Probleme:

— Sonderkonflikt zwischen beiden deutschen Staaten (unter Einschluß Berlins) als Teil des Ost-West-Konflikts (u. a. Frage der Staatsbürgerschaft) — Überwindung der Widerstände: Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED, Gleichschaltung bürgerlicher Parteien, Unterordnung der Gewerkschaften unter die Partei, Niederwerfung des Aufstandes vom 17. Juni 1953 — starke Fluchtbewegung in die Bundesrepublik; hermetische Schließung der Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR — repressive Reaktion auf Systemkritik, u. a. durch Ausweisung — Fortbestehen von Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten durch Empfang der Mediensendungen, Besucherverkehr und Familienbegegnungen, sowie durch zollfreien Handel, wodurch die DDR wirtschaftliche Vorteile aus der Mitgliedschaft der Bundesrepublik in der EG genießt.

IV. Das Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten

Die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten haben besondere Bedeutung.

Das Verhältnis zwischen der Bundesrepublik und den Vereinigten Staaten beruht nicht nur auf vielen gemeinsamen Interessen, sondern auch auf einem weitgehenden Grundkonsens über demokratische Wertvorstellungen. Der amerikanische Einfluß in Wissenschaft, Technologie, Kultur und im Alltagsleben seit Ende des Krieges und der wachsende Austausch zwischen beiden Ländern haben diesen Prozeß noch verstärkt, überdies kam es zu einer engen wirtschaftlichen Verflechtung — z. B. durch multinationale Konzerne und Kapitalinvestitionen —, die neben Kooperation auch Konflikte verursachten.

In den ersten Jahren ihres Bestehens befand sich die Bundesrepublik in politischer und militärischer Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten und war auf deren wirtschaftliche Hilfe angewiesen. Während die Bundesrepublik im Sicherheitsbereich, auch nach dem Aufbau konventioneller Streitkräfte, vom Schutz vor allem durch die USA abhängig blieb, bildete sich im politischen und wirtschaftlichen Bereich ein stärker partnerschaftliches Verhältnis aus.

Auch die unterschiedlichen Rollen (USA als Globalmacht, die Bundesrepublik Deutschland als regionale im Macht Zusammenhang der Europäischen Gemeinschaft) und innenpolitische Unterschiede ließen wiederholt Differenzen über politische und wirtschaftliche Ziele und Methoden entstehen. In der Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen hat es jedoch nie ein so enges Verhältnis gegeben wie das zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den USA. Dieses muß ungeachtet der auf beiden Seiten sich von Zeit zu Zeit äußernden Kritik und mancher ernsthafter Besorgnisse über die jeweilige Politik betont werden. Dennoch ist die Kenntnis des jeweiligen anderen Landes unzulänglich geblieben. Stereotype Vorstellungen und Urteile sind beiderseitig weit verbreitet. Gleichwohl besteht eine weithin positive Einstellung der Bevölkerung zu den Vereinigten Staaten und ein Bewußtsein von Gemeinsamkeiten der Überzeugung, Lebensformen und vitalen politischen Interessen.

Themen und Probleme:

— die Wende der amerikanischen Besatzungspolitik 1947/48; Wirtschaftshilfe, Care-Pakete, kirchliche Hilfen und die Berliner Luftbrücke als Beginn eines deutsch-amerikanischen Vertrauensverhältnisses — US-Truppen in der Bundesrepublik: von der Besatzungsmacht über die Schutzmacht zum Verbündeten — wirtschaftliche Verflechtungen, u. a. durch multinationale Konzerne, gegenseitige Kapitalinvestitionen — Rezeption amerikanischer Forschung und Technologie (z. B. in der Biologie, Psychologier in den Sozialwissenschaften, in der Computertechnik und Elektronik); Konsumgewohnheiten; Ankauf von Fernsehserien; Rezeption von Kunst-und Kulturströmungen: Jazz, Pop-Art, Popmusik, Protestsongs in der Bundesrepublik

— unterschiedliche Vorstellung in der Währungspolitik; Konsultationsprobleme im Atlantischen Bündnis; Konflikte politischer und wirtschaftlicher Interessen im Osthandel — Wirkungen von stereotypen Vorstellungen über Deutschland und die Deutschen in Kriegs-und Nazifilmen; Zuschreibung negativer Züge zum „deutschen Charakter"; das Bild des „ugly American'1 als „rücksichtslos und unkultiviert" — antiamerikanische Manifestationen anläßlich des Vietnamkrieges; Proteste gegen Raketenstationierung, Rassendiskriminierung; Gemeinsamkeiten zwischen amerikanischen und deutschen Protestbewegungen — Umwelt-und Verbraucherschutz als Beispiele gegenseitiger Anregung und Zusammenarbeit

B. Empfehlungen zur Behandlung der US-amerikanischen Geschichte seit 1945

In der Zeit zwischen 1945 und 1980 haben sich entscheidende Wandlungen in Gesellschaft und Außenpolitik der Vereinigten Staaten vollzogen. Zum Teil durch den Zweiten Weltkrieg verursacht, der ein Katalysator für eine Reihe folgenreicher Entwicklungen war, haben die Vereinigten Staaten einen ausgedehnten Wohlfahrtsstaat geschaffen und sind in ihrer Rolle als Weltmacht Verpflichtungen in einem zuvor ungekannten Ausmaß eingegangen. Obgleich starke Kräfte darauf abzielten, dauerhafte, historisch verfestigte soziale Trennlinien regionaler, rassischer und ethnischer Art zu überwinden, bleiben die USA weiterhin ein Land mit beträchtlichen inneren Unterschieden. Beim Versuch, allgemeine Aussagen über die amerikanische Gesellschaft zu machen, sollte man sich stets vergegenwärtigen, daß die Vereinigten Staaten eine im weitesten Sinne pluralistische Nation geblieben sind. gehört die legale Einwanderung von ca. 10 Millionen Menschen sowie die rapide anwachsende illegale Einwanderung vor allem aus Mexiko. Im Jahre 1965 wurde das System nationaler Quoten von 1924, das die Einwanderung von Westeuropäern begünstigt hatte, abgeschafft. Die Binnenwanderung vom Nordosten zum „Sonnengürtel" im Süden und Südwesten des Landes verstärkte sich in dieser Periode stetig, während der Zug der Schwarzen und der armen Weißen in die großen Städte des Nordens zwischen 1940 und den frühen 60er Jahren dramatisch anschwoll, sich dann mit gedrosseltem Tempo fortsetzte. Wegen der beträchtlichen Verringerung der in der Landwirtschaft tätigen bäuerlichen Bevölkerung und wegen des Wegzugs aus den kleinen Städten entwickelte die Bevölkerung einen mehr und mehr städtischen und vorstädtischen Charakter.

Staat und Gesellschaft

a) Demographische und wirtschaftliche Entwicklungen Zwischen 1945 und 1980 haben, zum Teil durch die sozialen und ökonomischen Folgen des Zweiten Weltkrieges bedingt, wichtige demographische Wandlungen stattgefunden. Eine davon war der „Babyboom" zwischen 1940 und 1965, der einen wesentlichen Anteil an der erdoppelung der Bevölkerung hat. Zu andeen wichtigen Veränderungen in dieser Zeit Das Bruttosozialprodukt wies steile Steigerungsraten auf und trug zum schnellen Anwachsen der Mittelschichten (gleichgültig, ob durch Beruf oder Einkommen definiert) ebenso bei wie zur deutlichen Verbesserung des materiellen Lebensstandards. Einige der Gründe für dieses Wachstum waren die Intensivierung der Landwirtschaft und die Entwicklung neuer Technologien (Computer, Automatisierung, Raumfahrt, Nachrichtentechnologien).

Obgleich ältere Probleme wie Arbeitslosigkeit und Inseln von Armut überdauerten, und ob-wohl Inflation, Energiekrise und die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu neuen Problemen in den 70er Jahren führten, bleibt der enorme materielle Fortschritt die hervorstechende Tatsache im amerikanischen Wirtschaftsleben der Nachkriegszeit. b) Soziokulturelle Entwicklungen und Politikbereiche Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges haben weitreichende soziale Wandlungen in den Vereinigten Staaten stattgefunden. Wichtige Trends waren: rapider Verfall in einigen der älteren Städte im Nordosten und mittleren Westen, den man in einigen Städten durch aktive städtepolitische Maßnahmen aufzuhalten versuchte; Herausbildung von Vorstädten mit eigenen, in sich unterschiedlichen soziokulturellen Strukturen („suburbia"); Zusammenwachsen der großen Städte (. megalopolis"); sowie eine Konzentration von Schwarzen und spanischsprachigen Amerikanern in den Zentren vieler Städte.

Das Familienleben und die Lebensformen bestimmter Gruppen waren Wandel unterworfen. Unter diese fallen z. B. die steil ansteigende Scheidungsrate, die Gefahr einer Entfremdung zwischen den Generationen besonders in der oberen Mittel-schicht, sowie ein rapides der außerhäuslichen Berufstätigkeit von Frauen. In einigen Bereichen der amerikanischen Gesellschaft entwickelten sich hach 1960 eine neue Jugendkultur und Experimente mit neuen Formen des Zusammenlebens. Vordergründig waren diese Bewegungen durch einen radikalen Bruch mit Mode, Haartracht und musikalischem Geschmack gekennzeichnet; hinter diesem Bruch mit äußeren Konventionen verbargen sich jedoch bei einigen dieser Gruppen starke Überzeugungen im Hinblick auf sexuelle Freizügigkeit, Religiosität, pazifistische Werte und soziale Revolution. Von den Über-zeugungen der meisten älteren Amerikaner unterschieden sich diese neuen Werthaltungen scharf.

In der gleichen Zeitspanne war ein außerordentlich großer Zuwachs von jungen Amerikanern zu beobachten, die die High School absolvierten und die Colleges und Universitäten besuchten (in den 70er Jahren traten über 50 % eines Jahrgangs in weiterführende Bildungsinstitutionen ein). Während einige dieser Colleges und Universitäten unter dem Ansturm der Studenten ihre Ausbildungsstandards senkten, florierten andere und förderten (insbesondere in den medizinischen und naturwissenschaftlichen Fächern) die Forschung, die weltweite Bedeutung erlangte. Auch viele ältere Amerikaner nutzten das breite Angebot technischer und anderer, speziell auf die Erwachsenenbildung ausgerichteter Kurse. Teilweise durch Regierungssubventionen für die Schönen Künste gefördert, erlebten viele Museen, Orchester und Theatergruppen einen bedeutenden Aufschwung. Das Fernsehen, sowohl die kommerziellen wie die öffenlichen Programme, erreichte mit seinem Angebot bereits 1960 nahezu jeden amerikanischen Haushalt und trug zur Entwicklung einer breiten Volkskultur bei.

Im Zuge des sich rasant entwickelnden Wohlfahrtsstaates wurde besonders in den 60er Jahren eine Anzahl wichtiger neuer Programme durchgeführt, denen beachtliche, aber nicht hinreichende Erfolge erzielt wurden. Dazu gehören: die Ausweitung des Anspruchs auf Sozialhilfe („social security") auf bislang nicht berechtigte Gruppen, enorme Zuwächse der Sozialhilfeleistungen, die Einführung einer für nicht mehr im Arbeitsprozeß stehende ältere Bürger (medicare) und eine Krankenversicherung für Wohlfahrtsempfänger (medicaid), eine Erweiterung der Berechtigung für den Bezug von Lebensmittelmarken sowie eine Liberalisierung des Anspruchs auf den Empfang von Wohlfahrtsunterstützung. Zum ersten Mal in der amerikanischen Geschichte sorgte die Bundesregierung nach 1945 für großangelegte Ausbildungsprogramme für Veteranen, förderte die elementare und weiterführende Erziehung und unterstützte auf unterschiedliche Weise Wissenschaftler und Studenten der Colleges und Universitäten. Versuche einer aktiven Umweltpolitik wurden ebenfalls unternommen. Viele soziale Probleme bleiben ungelöst, andere entstanden neu und konnten weder auf bundes-noch auf einzelstaatlicher Ebene gelöste werden. Dazu gehören der allgemein angenommene Anstieg von Kriminalität und von Gewalttätigkeit sowie der Verfall der allgemeinen Lebensqualität. c) Bürgerrechte Keine der inneren Entwicklungen im Amerika der Nachkriegszeit hatte stärkere Auswirkungen und verlief dramatischer als die Bürgerrechtsbewegung. Viele Kräfte trugen zu dieser Bewegung bei: die Erfahrungen schwarzer Soldaten im Zweiten Weltkrieg; der wachsende Wohlstand der Nachkriegszeit, der durch die Befriedigung materieller Bedürfnisse dazu beitrug, Amerikaner der Mittelklasse für die Idee der Gleichheit aufgeschlossen zu machen, sowie das Insistieren schwarzer wie weißer Amerikaner auf einer frei von Gesichtspunkten der Rassenzugehörigkeit urteilenden Justiz. Die Bürgerrechtsbewegung war in erster Linie eine breite soziale Bewegung, deren Zielen offizielle Regierungsvertreter nur zögernd beipflichteten.

Einige wichtige Ereignisse der Bewegung waren: die Aufhebung der Rassentrennung in der Armee in den späten 40er Jahren; das Urteil des Obersten Gerichtshofs (1954), das die Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen verfügte; von Martin Luther King, Jr, und anderen angeführte gewaltlose Demonstrationen und „Freiheitsfahrten“, sowie die Gesetzgebung der 60er Jahre, die die Rechtmäßigkeit der Rassentrennung in allen Bereichen des Alltags aufhob und für den Schutz schwarzer Wähler Sorge trug. Diese Entwicklungen haben Rassenvorurteile und strukturelle Diskriminierungen (etwa die disproportional hohe Arbeitslosigkeit der Schwarzen, ihre Lebensbedingungen in den Slums, ihre geringeren Ausbildungsmöglichkeiten und Erfolgsaussichten, ihre Diskriminierung bei den Beschäftigungschancen) nicht auszulöschen vermocht. Die Bürgerrechtsbewegung spaltete sich Mitte der 60er Jahre („Black-Power" -Bewe-gung) und bewegte sich mit veränderten Zieen auf die Städte zu. In einigen Städten brachen in den späten 60er Jahren Aufstände aus. Alles in allem haben diese Entwicklungen jedoch den politischen, sozialen und wirtschaftmhen Status schwarzer Amerikaner sowie ih-

n Bildungsstandard merklich verbessert (vgl. etwa die Wahl von Schwarzen zu Bürgermei-stern, selbst in den Städten des Südens; Ernen-nungen von Schwarzen zu Spitzenpositionen der Exekutive wie im Justizwesen; einen a gemeinen politischen Machtzuwachs und ein beträchtliches Anwachsen von Schwarzen in der Mittelschicht).

Eine Reihe unvorhergesehener Folgen stellte sich mit dieser Bewegung ein. In dem Maße, in dem immer mehr Amerikaner für Ungleichheit sensibilisiert wurden, entwickelten sich Bewegungen mit dem Ziel, die Rechte anderer, schlechter gestellter Gruppen ebenfalls zu erweitern. Das schloß die Älteren („grey power“), ethnische Minderheiten (besonders Indianer und Chicanos), Studenten und, vor allem seit Mitte der 60er Jahre, Frauen ein. d) Das politische System und seine Krisen Obgleich es zwischen 1945 und 1980 nur wenige Verfassungsänderungen gegeben hat (Herabsetzung des Wahlalters auf 18 Jahre, Vorsorge für den Fall der Regierungsunfähigkeit des Präsidenten, Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten auf zwei Wahlperioden), war das politische System der Vereinigten Staaten in dieser Zeit einer Reihe von Belastungen ausgesetzt, von denen einige eine Zeitlang die politische Struktur selber in Mit-leidenschaft zu ziehen drohten. Andere hinterließen Narben. Diese Belastungen sind in der Hauptsache auf interne Reaktionen auf die außenpolitische Rolle der Vereinigten Staaten, auf Konflikte zwischen Exekutive, Legislative und Judikative sowie auf den wachsenden Einfluß von Interessengruppen mit eng definierter Interessenlage zurückzuführen. Das Verhältnis zwischen der Bundesregierung, die ihren Einfluß beträchlich erweiterte, und den einzelstaatlichen und örtlichen Behörden hat sich in nachhaltiger Weise verändert. Die Tatsache, daß die Vereinigten Staaten die nichtkommunistische Welt nach dem Zweiten Weltkrieg in eine Konfrontation mit dem sowjetischen Machtblock geführt haben (vgl. unten II a), ermöglichte es einigen skrupellosen Politikern und Beamten, unterstützt durch eine verbreitete Furcht vor dem Kommunismus, die Gefahr innerer Unterwanderung auszunutzen und die Bürgerrechte zu verletzen. Diese Haltung schlug sich unmißverständlich im Komitee für unamerikanische Umtriebe und in der McCarthy-Ära (1950— 1954) nieder. McCarthy selber geriet 1954 in Mißkredit. Aber der Schaden, der Personen und Institutionen zugefügt wurde, war erheblich. Heftige und weitreichende Umwälzungen folgten aus der Ablehnung des Vietnam-Krieges durch einen großen Teil der Bevölkerung. Der Vietnam-Krieg rief eine sich scharf artikulierende Protestbewegung hervor (z. B. Kriegsdienstverweigerer und Protestmärsche). Zwei aufeinanderfolgende Regierungen (Johnson, Nixon) waren außerstande, mit dieser Protest-bewegung fertig zu werden. Der Krieg hatte ein tiefes Mißtrauen in die Regierung, vor allem in die Exekutive, zur Folge. Dieses Mißtrauen war besonders bei Studenten im wehrpflichtigen Alter ausgeprägt. Nixons willkürliche Amtsführung, mit der er den Krieg und das Dissenter-Problem handhabte, führte die schwerste politische Krise seit dem Bürgerkrieg herbei: die Watergate-Affäre und den Rücktritt Präsident Nixons 1974, den ersten Rücktritt eines Präsidenten in der Geschichte Amerikas. Die Absichten, von denen Nixon sich hatte leiten lassen, sind nach wie vor heftig umstritten. Die Stärke des politischen Systems (z. B. die Presse, die Autorität des Kongresses, die Stabilität der Justiz, Zivilcourage) hatte sich letztlich bewährt.

Der Vietnam-Krieg und Watergate legten die allmählich vollzogene Machtverschiebung von der Legislative zur Exekutive bloß („die imperiale Präsidentschaft"). Als Reaktion hierauf versuchten Reformer, das durchzusetzen, was ihnen demokratischere Methoden der Kandidatennominierung für politische Ämter zu sein schienen. Bemerkenswert ist die Zunahme von Vorwahlen in den späten 60er Jahren. Das Pendel der Macht schwang während der Regierungen Ford und Carter zum Kongreß zurück. Einige der Reformen waren der War Powers Act [mit der Stärkung der Zuständigkeit des Kongresses für den Einsatz der Streitkräfte], die Zusätze zum Freedom of Information Act und zum Privacy Act [durch welche die Regierung zur Offenlegung ihrer Akten verpflichtet ist, gleichzeitig aber persönliche Daten schützen muß], die Errichtung der Budgetbehörde des Kongresses sowie Anstrengungen einer Selbstdisziplinierung, wie sie sich in den Ethics-Committees des Kongresses niederschlugen.

Das Emporkommen von Interessengruppen mit eng umrissener Interessenlage drohte besonders in den 70er Jahren, gelegentlich die Verabschiedung wichtiger Gesetze zu durchkreuzen. Unter den wichtigsten dieser Interessengruppen waren große Konzerne und das Militär. Präsident Eisenhower hatte bereits 1961 vor dem „militärisch-industriellen Komplex“ gewarnt. Vor dem Hintergrund dieser Problematik haben sich Amerikaner in wachsendem Maße an die Gerichte gewandt, um Angelegenheiten, die vormals nicht Sache der Justiz gewesen waren, zu regeln. Viele dieser Fälle gelangten bis zum Obersten Gerichtshof, der unter der Führung von Earl Warren (1953— 1969) eine Reihe wichtiger Urteile gefällt hat, die die Rechte von Minoritäten erweiterten, die Rechte von Angeklagten schützten und die dazu führten, daß eine vergleichbare Relation zwischen Wählern und Abgeordneten in den einzelstaatlichen Parlamenten und im nationalen Repräsentantenhaus hergestellt wurde.

Während all dieser Krisen hat sich das politische System als flexibel erwiesen. Seine Stabilität beruht auf einem breiten Konsens im Hinblick auf die Prinzipien der Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung. In Anbetracht der kulturellen, regionalen, rassischen und ethnischen Unterschiede des Landes ist dieser Konsens um so bemerkenswerter.

II. Die Vereinigten Staaten als Weltmacht

a) Die Situation am Ende des Zweiten Weltkrieges und der Beginn des Kalten Krieges

Eines der vordringlichsten Ziele der Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkrieges war die Errichtung eines dauerhaften Friedens unter Einschluß einer Wirtschaftsordnung, die auf einer Politik des Freihandels und stabiler Währungen beruhte. Im Gegensatz zur Rolle, die die Vereinigten Staaten am Ende des Ersten Weltkrieges spielten, übernahm das Land bei der Lösung der kriegsbedingten Probleme nun die Führung. Die Vereinigten Staaten spielten eine Schlüsselrolle bei der Gründung der Vereinten Nationen und vermieden den Rückzug in den Isolationismus, der ihre Außenpolitik nach dem Ersten Weltkrieg charakterisiert hatte. Sie halfen vielen der vom Krieg zerstörten Länder und förderten, wo das möglich war, die Errichtung liberaler Demokratien. Gleichwohl scheiterten Versuche, im chinesischen Bürgerkrieg zu vermitteln und das nationalistische Regime in China zu unterstützen.

Das Bündnis, das Hitler-Deutschland besiegt hatte, brach in den späten 40er Jahren auseinander. Der daraus sich entwickelnde „Kalte Krieg" war besonders zwischen 1947 und 1955 durch eine Verschärfung der Beziehungen zwischen der Sowjetunion und ihren Alliierten auf der einen und den Vereinigten Staaten und ihren westlichen Verbündeten auf der anderen Seite gekennzeichnet. Die Gründe für das Entstehen des Kalten Krieges sind nach wie vor Gegenstand wissenschaftlicher Kontroverse. Indem sie die Sowjetunion beschuldigen, während des Krieges getroffene Übereinkünfte verletzt und osteuropäische Staaten unterjocht zu haben, machen einige Autoren die Sowjetunion für den „Kalten Krieg" verantwortlich. Andere betonen, daß die Sowjetunion ihre Einflußsphäre in Osteuropa behaupten mußte. Wieder andere schließlich machen beide Seiten verantwortlich.

Im Zuge des Ost-West-Konflikts entstand ein weitgespanntes Netz von Bündnissen. Das wichtigste westliche Bündnis ist die 1949 gegründete NATO. Dieses Bündnis und andere wie SEATO (1954), CENTO (1959), ANZUS (1951) sowie der Verteidigungsvertrag mit Japan (1951) markierten einen entscheidenden Bruch mit der traditionellen amerikanischen Politik, die in Friedenszeiten bestrebt gewesen war, sich nicht in „verwirrende Bündnisse" zu verstricken. b) Der Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg In den Vereinigten Staaten setzte sich die Erkenntnis durch, daß ohne wirtschaftlichen Wiederaufbau wenig Aussicht auf Stabilität in den vom Krieg zerstörten Ländern Europas Bestand. Der Marshall-Plan von 1947 sorgte für ein umfangreiches wirtschaftliches Stützungs-

für Westeuropa, um damit den Eu-programm roPäern wieder eine menschenwürdige Exi-stens zu ermöglichen. Er förderte den Freihandel zwischen den europäischen Staaten sowie zwischen diesen und den Vereinigten Staaten, und er trug möglicherweise dazu bei, die poli-tsche Attraktivität des Rechts-wie des Links-radikalismus zu schwächen. Er förderte euro-

ische Einigungsbestrebungen, die schließc in der Europäischen Gemeinschaft ver-wirklicht wurden. c) Die Vereinigten Staaten und die Dritte Welt Beim Bestreben, die weniger entwickelten Länder wirtschaftlich zu unterstützen (Trumans Punkt 4 von 1949), nahmen die Vereinigten Staaten in der Nachkriegszeit eine führende Rolle ein. In mancher Hinsicht versuchten sie, den Erfolg der Marshall-Plan-Hilfe zu wiederholen: Sie waren bestrebt, die Volkswirtschaften der Entwicklungsländer zu kräftigen, indem sie neue Handelsbeziehungen knüpften und politische Bedingungen schufen, die diese Länder gegen das Wirken von Kräften immun machen sollten, die von den Vereinigten Staaten als subversiv empfunden wurden. Als entsprechende Versuche in einer Reihe von Ländern fehlschlugen, sahen sich die Vereinigten Staaten gezwungen, etablierte Regime, selbst wenn es sich um Diktaturen handelte, als Partner zu akzeptieren, ohne auf politischem Wandel zu bestehen. Während die Vereinigten Staaten ihre umfangreiche Entwicklungshilfe fortsetzten, sahen sie sich als Führungsmacht der westlichen Welt mit einer wachsenden Opposition durch die Länder der Dritten Welt konfrontiert, die im Ost-West-Konflikt ihre Neutralität zu wahren bestrebt waren und einen schnellen Weg aus dem Jahrhunderte währenden Zustand kolonialer Abhängigkeit und wirtschaftlicher Ausbeutung suchten. Als Versuche der Vereinigten Staaten, einen für möglich gehaltenen Umsturz der extremen Linken in einigen Ländern (z. B. Iran 1953, Guatemala 1954, Kuba 1961, Chile 1973) zu verhindern, an die Öffentlichkeit drangen, erhielt diese Opposition Auftrieb. Auf der anderen Seite waren die Vereinigten Staaten bemüht, dem Frieden in der Welt als Vermittler zu dienen, besonders im arabisch-israelischen Konflikt. Seit den späten 70er Jahren vermieden die Vereinigten Staaten in wachsendem Maße Eingriffe in die inneren Angelegenheiten anderer Länder. Sie setzten jedoch ihr Entwicklungshilfeprogramm, sowohl zweiseitig (AID) als auch durch internationale Organisationen (Weltbank, OECD, UNIDO usw.) vermittelt, fort. d) Der Vietnam-Krieg Zwischen der Mitte der 50er Jahre, als die Regierung Eisenhower Südvietnam zu stabilisieren versuchte, und 1975, als der letzte Ameri51 kaner Vietnam verließ, verstrickten sich die Vereinigten Staaten in ständig wachsendem Ausmaß in die Probleme dieser Region. Dieses Engagement hatte eine Reihe von Ursachen: die traditionelle Feindseligkeit der Amerikaner gegenüber dem Kommunismus; die Über-zeugung, daß die Volksrepublik China den Kommunismus in ganz Asien schüre und bei diesem Unterfangen eingedämmt werden müsse; den Wunsch politischer Führer in Amerika, besonders von Präsident Lyndon Johnson, die gegenüber Alliierten eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen und die amerikanische Glaubwürdigkeit („credibility") aufrechtzuerhalten; die Überzeugung amerikanischer Experten, daß es auch für komplexe soziale und kulturelle Probleme militärische und technologische Lösungen gäbe, sowie die von Spitzenpolitikern gehegte Überzeugung, daß der Krieg in Vietnam in erster Linie eine Auseinandersetzung zwischen kommunistischen und nicht-kommunistischen Kräften sei. Viele Amerikaner, die diese Sicht der Dinge zurückwiesen, vertraten die Ansicht, daß der Krieg in erster Linie ein Bürgerkrieg sei; andere unterstellten den Vereinigten Staaten neokolonialistische Bestrebungen.

Die in den frühen 60er Jahren einsetzende Teilnahme amerikanischer Soldaten im Krieg führte jedoch nicht dazu, daß Amerika seine Ziele erreichte. An der Erfolglosigkeit des amerikanischen Einsatzes änderte sich auch nichts nach der Massierung amerikanischer Truppen — auf der Höhe des Engagements 1968 belief sich ihre Zahl auf mehr als 500 000 — und nach den schweren Bombenangriffen, die Nord-wie Südvietnam verwüsteten. Als Mitte der 60er Jahre der Krieg eskalierte, vermehrten sich die Proteste in den Vereinigten Staaten. Angesichts der inneren Unruhe nahm Präsident Richard Nixon, der seit 1969 im Amt war, Zuflucht zu einer Reihe von Maßnahmen, einschließlich des geheimen Bombardements von Laos und Kambodscha und einer Invasion Kambodschas. Selbst durch diese Anstrengungen gelang es nicht, eine militärische Wende herbeizuführen, so daß die Regierung Nixon Anfang 1973 einem etappenweisen Rückzug zustimmte. Der Rückzug der amerikanischen Truppen besiegelte das Schicksal der Regierung von Südvietnam, die 1975 fiel. In der Nachkriegszeit war das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu Vietnam unter anderem durch folgendes gekennzeichnet: die Nichtanerkennung Vietnams durch die Vereinigten Staaten, die zum Teil ihre Ursache darin hatte, daß der Verbleib vermißter amerikanischer Soldaten nicht aufgeklärt wurde; das Ausbleiben amerikanischer Hilfe für den Wiederaufbau; den großen vietnamesischen Flüchtlingsstrom in die Vereinigten Staaten.

Der lange Krieg und seine Auswirkungen scheinen bewirkt zu haben, daß Amerika seinen politischen und militärischen Verbindlichkeiten realistischere Grenzen setzte. Zu den mittelbaren Folgen des Vietnam-Krieges gehört, daß die Bürger gegenüber den Gefahren eines Mißbrauchs der exekutiven Gewalt wachsamer geworden sind. Gleichwohl scheint der Krieg innerhalb weniger Jahre in weite Ferne gerückt; anscheinend wünschten die Amerikaner ihn zu vergessen. Deshalb ist es auch unklar, ob der Krieg nennenswerten Wandel in Amerikas Außen-und Militärpolitik verursacht hat; unmittelbar führte er zum Ende der allgemeinen Wehrpflicht. e) Koexistenz und Entspannung Während der härtesten Phase des Kalten Krieges (1947— 1955) waren die Spannungen zwischen Ost und West durch ein sich schnell verschärfendes Wettrüsten, durch die Entwicklung der Wasserstoffbombe und durch die anhaltende Verwicklung der Vereinigten Staaten in Ostasien — einschließlich des Korea-Krieges (1950— 1953) — bestimmt. Beginnend mit der Genfer Konferenz von 1955, durch die Kuba-Krise (1962) intensiviert, begannen die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion, nach Wegen zu suchen, um die Spannungen zu mildern (Politik der „Koexistenz“). Weitere Schritte in dieser Richtung waren Atomwaffenteststoppverträge, Verträge über die Nichtverbreitung von Kernwaffen, SALT. Ohne daß grundlegende Gegensätze ausgeräumt werden konnten, führten diese Bemühungen jedoch auf einigen Gebieten zu begrenzter Kooperation („Detente • Zeitweilig beobachteten Amerikas europäische Verbündete direkte amerikanisch-sowjetische Verhandlungen mit Sorge, weil sie die Möglichkeit eines Ausgleichs auf ihre Kosten befürchteten. Solche Befürchtungen führten zu vermehrten Konsultationen innerhalb der NATO mit dem Ziel, die Positionen im westlichen Bündnis soweit wie möglich aufeinander abzustimmen. Forcierte sowjetische Rüstungsanstrengungen auf solchen Gebieten, auf denen die Sowjetunion nicht durch Verträge gebunden war, die sowjetische Invasion in Afghanistan und andere sowjetische Aktivitäten trugen dazu bei, daß innerhalb der amerikanischen Führungsspitze am Ende der achten Dekade der Nutzen der Entspannungspolitik zunehmend in Zweifel gezogen wurde.

III. Die Vereinigten Staaten und Deutschland a) Besatzungspolitik Die amerikanische Besatzungspolitik war in demjenigen Teil Deutschlands, der sich unter ihrer Verwaltung befand, durch energische Entnazifizierung, Entmilitarisierung und die gleichzeitig vorgenommene „re-orientation“ der übrigen Bevölkerung gekennzeichnet. Die Konzepte einer „Kollektivschuld" und der „Entindustrialisierung" (Morgenthauplan) wurden niemals offizielle amerikanische Politik. Es wurde versucht, demokratische Institutionen zu errichten. Dabei griff man auf Konzepte zurück, deren Nutzen frühere Perioden der deutschen Geschichte — besonders die Weimarer Zeit — belegt hatten. Werthaltungen und Institutionen, deren relative Schwäche während der Weimarer Republik zum Aufstieg des NS-Regimes beigetragen hatte, wurden gestärkt. Wirtschaftliche Stabilität konnte erst erreicht werden, als die Produktionsbeschränkungen für die Industrien aufgehoben wurden, die Kredithilfe des Marshallplans verstärkt wurde und die Währungsreform (1948) durchgeführt worden war. Die amerikanische Besatzungs-macht stellte die Frage der Verstaatlichung der Industrien zurück und überwies die Entscheidung an die künftige Bundesrepublik.och vor dem Inkrafttreten des Besatzungs-statuts und der förmlichen Gründung der Bun-

desrepublik (1949) wurde sukzessive deut-shen Institutionen — lokalen und regionalen ehörden, Gerichten, Banken, Gewerkschaften. Zeitungen, Rundfunkstationen usw. — ei-8ene Verantwortung übertragen.

b Die Teilung Deutschlands und das Berlin-Problem Da die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs lc nicht auf einen Friedensvertrag für Deutschland als Ganzes einigen konnten, entschieden sich die Westmächte, auf ihrem Besatzungsterritorium die Gründung der Bundesrepublik Deutschland zu authorisieren. Die Sowjetunion gründete die DDR (1949). Die Westmächte waren entschlossen, ihre Verantwortung für Berlin aufrechtzuerhalten. Als die Sowjetunion die Stadt 1948 einer Blockade unterwarf, errichteten die Vereinigten Staaten eine Luftbrücke, um die Versorgung sicherzustellen. Die Verteidigung der Stadt und das Wohlergehen ihrer Einwohner ist nach wie vor ein zentrales Anliegen der Vereinigten Staaten. Sie wahren ihre im Vier-Mächte-Abkommen von, 1971 definierten Rechte. c) Die Vereinigten Staaten und die Bundesrepublik Deutschland Der Gründung der Bundesrepublik Deutschland lief die Erweiterung ihrer Sicherheitsgarantie durch die Vereinigten Staaten sowie ihre sukzessive vollzogene Einbeziehung in das westliche militärische und politische Sicherheitssystem (NATO, WEU) parallel. In dem Maße, in dem die Bundesrepublik wirtschaftliche Stärke und politische Unabhängigkeit erlangte, entwickelte sich die Beziehung zu den Vereinigten Staaten auf zahlreichen Gebieten zu einem Verhältnis wechselseitiger Abhängigkeit, wobei die Vereinigten Staaten als Weltmacht und die Bundesrepublik als eine der führenden europäischen Mächte agierten. Die deutsche Ostpolitik war mit den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Alliierten abgesprochen.

Die enge Partnerschaft sowie die Interessen-und Werteübereinstimmung auf vielen Gebieten haben dazu geführt, daß die Bundesrepublik einer der zuverlässigsten Verbündeten der Vereinigten Staaten wurde. Als in den späten 70er Jahren neue Probleme von internationalem Ausmaß entstanden (Energiekrise, neue militärische Bedrohungen, Probleme der Geldwertstabilität), erwiesen sich die in früheren Jahren eingespielten Mechanismen gegenseitiger Konsultationen als nützliches Mittel, um Differenzen auszuräumen.

Obgleich Amerikaner und Deutsche sich in zwei Weltkriegen als Feinde gegenüberstanden, sind sie durch Überzeugungen und Vorstellungen miteinander eng verbunden, die von beiden Seiten geteilt werden. Die wirt-B schaftlichen und politischen Abhängigkeiten zwischen beiden Ländern beruhen offfenbar nicht nur auf gemeinsamen Interessen, sondern ebenso auf gemeinsamen Werthaltungen und einander ähnlichen Lebensweisen. Dieser Konsens wird nicht notwendigerweise von allen Individuen, Gruppen und Klassen geteilt, da in beiden Ländern pluralistische Gesellschaften bestehen und Werthaltungen und Wünsche, abhängig von Klassenzugehörigkeit, Alter, Religion, Geschlecht, regionaler Zugehörigkeit und — besonders in den Vereinigten Staaten — rassischer und ethnischer Gruppierungen, erheblich differieren. Gelegentlich sind engere Beziehungen zwischen vergleichbaren Gruppen beider Gesellschaften als zwischen den verschiedenen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft zu beobachten. In der Arbeiterschaft und in der Mittelschicht beider Länder existieren, was Arbeitsethik, den Glauben an den Nutzen materiellen Fortschritts und das Verlangen nach Effizienz und Innovation betrifft, ähnliche Werte und Wünsche. Teile der Jugend in beiden Ländern werden zur Überwindung dessen, was sie an der Sozialstruktur und an traditionellen Konventionen als veraltet empfinden, von vergleichbaren Impulsen angetrieben.

Im ganzen gesehen wird deutlich, daß in der Geschichte beider Länder die Beziehungen kaum jemals enger als in der Nachkriegszeit gewesen sind. Interessenübereinstimmung und Wertekonsens haben, neben anderem, intensiven kulturellen Austausch bewirkt. Von gelegentlich auftauchender Kritik sowie zeitweilig zu beobachtendem Ausbruch antiamerikanischer oder antideutscher Emotionen abgesehen, sind die deutsch-amerikanischen Beziehungen durch gegenseitigen Respekt und wechselseitiges Vertrauen gekennzeichnet.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Hildegard Hamm-Brücher, Dr. phil., Mitglied des Bundestages, Staatsminister im Auswärtigen Amt und Koordinator für die deutsch-amerikanische zwischen-gesellschaftliche, kultur-und informationspolitische Zusammenarbeit. Veröffentlichungen u. a.: Lernen und Arbeiten, 1965; Aufbruch ins Jahr 2000, 1967; Gegen Unfreiheit in der demokratischen Gesellschaft, 1968; Schule zwischen Establishment und Apo, 1969; Unfreiheit zur Reform?, 1972; Reform der Reform, 1973; Bildung ist kein Luxus, 1976; Kulturbeziehungen weltweit, 1980; Vom rechten Gebrauch der Freiheit (Hrsg.), 1974; Aufbruch und Engagement der Mitte (Hrsg.), 1974.