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Daten zur Geographie, Bevölkerung, Politik und Wirtschaft der Republiken der ehemaligen UdSSR | APuZ 52-53/1991 | bpb.de

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APuZ 52-53/1991 Der sowjetische Weg zu Markt und Demokratie Wirtschaftslage und Wirtschaftsreformen in der ehemaligen UdSSR Nationalitätenkonflikte im Kaukasus und in Mittelasien Ethnokratie -ein verhängnisvolles Erbe in der postkommunistischen Welt Daten zur Geographie, Bevölkerung, Politik und Wirtschaft der Republiken der ehemaligen UdSSR Artikel 1

Daten zur Geographie, Bevölkerung, Politik und Wirtschaft der Republiken der ehemaligen UdSSR

Roland Götz/Uwe Halbach

/ 36 Minuten zu lesen

I. Armenien

Diese Dokumentation geht zurück auf eine Sonder-veröffentlichung des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien: Daten zur Geographie, Bevölkerung, Politik und Wirtschaft der nichtrussischen Republiken der ehemaligen UdSSR, Köln, Oktober 1991. Dort auch Angaben zu den Quellen und methodischen Fragen.

Offizielle Bezeichnung: Republik Armenien 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 29800 qkm (0, 1 % der UdSSR) Hauptstadt: Jerewan [deutsch: Eriwan] (1, 2 Mio. Einwohner)

Grenzen zu Aserbaidschan, Georgien, Iran und zur Türkei.

Bodengestalt und Klima: sehr gebirgig; kontinentales Klima, heiße Sommer, mäßig kalte Winter. Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 3, 3 Mio. (1, 1% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 110, 5 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titularnation: Name: Armenier (Eigenbezeichnung: Haik); Sprachgruppe: Indoeuropäisch; Religion: Armenisch-orthodox.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titularnation 93 %, Russen 2 %, Aserbaidschaner (Aseri) 3 %, Kurden 2 %.

Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 8, 8 %, Titularnation 13, 2 %. Von den etwa 8 Mio. Armeniern leben nur 4, 6 Mio. in der Sowjetunion, die anderen im Nahen Osten, in den USA, in Australien und Frankreich. 2. Politik Neuere Geschichte 1828 Eroberung des nördlichen Armeniens durch Rußland beendet 1915 Genozid an Armeniern in der Türkei 1918 Unabhängiger armenischer Staat 1920 Besetzung durch Rote Armee, Sozialistische Republik 1922 Zwangsvereinigung mit Georgien und Aserbaidschan zur Transkaukasischen Föderation (bis 1936)

1923 Angliederung von Nachitschewan und Berg-Karabach (Nagornyj Karabach) an Aserbaidschan 1936 Unionsrepublik der UdSSR 1988 Armenier demonstrieren in Jerewan für Rückgabe Berg-Karabachs an Armenien;

daraufhin Pogrom gegen Armenier mit bis zu 200 Toten in Sumgait (Aserbaidschan);

Erdbeben, 25000 Tote 1989 Entsendung von sowjetischen Truppen nach Berg-Karabach Unabhängigkeitsstatus Unabhängigkeitserklärung am 23. 8. 1990; vor dem Putsch (19. 8. 91) keine Unterstützung des Unionsvertrages im Rahmen des 9+ 1-Prozesses; nach dem Putsch Inkraftsetzung der Unabhängigkeitserklärung durch Referendum am 21. 9. 91. Armenien verfolgt eine behutsame und legalistische Politik der Loslösung von Moskau. Regierung unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft, beteiligt sich aber nicht an der Bildung einer Union Souveräner Staaten (USS). Mitglied im Staatsrat der UdSSR.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Parlamentspräsident: L. Ter-Petrosjan Regierungschef: G. Bagratjan Außenminister: R. Owanissjan Nichtkommunistische Mehrheit in Parlament und Regierung weitgehend aus der Volksfront und dem Karabach-Komitee hervorgegangen. KP beschloß nach dem Moskauer Putschversuch die Selbstauflösung. Sowjetisches Militärpotential 1990

Drei motorisierte Schützendivisionen. Etwa 200 taktische Atomwaffen.

Militärpolitik/Bewaffnete nationale Formationen Errichtung eines eigenen Verteidigungsministeriums durch Präsidialerlaß. Oberster Sowjet der Republik beschließt am 7. 9. 1991 die Aufstellung eigener „Selbstverteidigungskräfte“. Bewaffnete Formationen wurden 1990 entwaffnet; immer noch erhebliches Waffenpotential bis zu Artilleriewaffen. Einzelne Gruppen an der Grenze zu Aserbaidschan sind stark bewaffnet.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Sehr hohes Konfliktpotential aufgrund der Auseinandersetzung mit Aserbaidschan um Berg-Karabach; dramatischer ethnischer Bevölkerungsaustausch zwischen Armenien und Aserbaidschan: Bis 1990 flohen 250000 Armenier aus Aserbaidschan nach Armenien sowie 150000 Aserbaidschaner aus Armenien nach Aserbaidschan, dadurch erhebliche Eingliederungsprobleme. Offene Grenzfragen gegenüber Aserbaidschan und historisch gespanntes Verhältnis zur Türkei.

Außenpolitische Orientierung Neuerdings Versuch eines Dialogs mit der Türkei; insgesamt schwierige geopolitische Lage. Bitte um Aufnahme in den Europarat. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 39%, Land-und Forstwirtschaft 19%, Handel und Verkehr 19 %, Dienstleistungen 23 %. Bergbau und Rohstoffgewinnung: Kupfer, Bauxit, Zink, Molybdän, Marmor, Bimsstein, Gold (Förderung: 1, 5 t/Jahr).

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Maschinenbau, chemische Industrie, Textilindustrie, Nahrungsmittelverarbeitung. Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 0, 5 Mio. ha, Weideland 0, 7 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 4 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100): 55. Getreide: Erzeugung 0, 2 Mio. t; Import 1, 2 Mio. t, Importanteil am Gesamtverbrauch 84%. Anbau von Wein, Obst und Gemüse, Tabak. Viehwirtschaft: Schafe, Ziegen.

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 70%, Außenhandels-saldo 1988: — 1, 4 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Öl und Gas, Produkten der Schwarzmetallurgie, Nahrungsmitteln, Vorprodukten der Landwirtschaft. Hoher Ausfuhrüberschuß bei Erzeugnissen der Leichtindustrie. Die Einfuhr von Öl und Gas aus Aserbaidschan ist gegenwärtig gesperrt, die Fernleitungen aus Georgien sind durch Kampfhandlungen zerstört. Ökologie Schwund des Sewan-Sees; Kernkraftwerk Mezamor in erdbebengefährdeter Zone 1989 stillgelegt; Chemieindustrie sowie Kupferverhüttung mit enormer Schadstoffemission.

II, Aserbaidschan

Offizielle Bezeichnung: Aserbaidschanische Republik. 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 86600 qkm (0, 4 % der UdSSR) Hauptstadt: Baku (1, 8 Mio. Einwohner) Nationale Gebietskörperschaften: Autonome Republik Nachitschewan (über 291000, davon 280000 Aseri); von Aserbaidschan durch armenisches Gebiet getrennt. Autonomes Gebiet Nagornyj Karabach (186000, davon 145000 Armenier, 40000 Aseri). Autonomie wurde 1990 von Aserbaidschan aufgehoben.

Grenzen zu Rußland, Iran, zur Türkei, zu Armenien, Georgien.

Bodengestalt und Klima: zur Hälfte Gebirgsland; Klima subtropisch, im Norden gemäßigt.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 7, 1 Mio. (2, 5% der UdSSR) Bevölkerungsdichte: 82, 3 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titularnation: Name: Aseri, Aserbaidschaner (Eigenbezeichnung: Aserbaidschan); Sprachgruppe: Türkisch; Religion: Islam (75% Schiiten, 25% Sunniten).

Anteile der Nationalitäten 1989: Titularnation 83 %, Russen 6 %, Armenier 6 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 16, 5 %, Titularnation 23, 3 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1828 Aserbaidschan wird zwischen Rußland und Persien geteilt, der Norden fällt an Rußland 1918 Unabhängige Aserbaidschanische Republik, Okkupation durch ausländische Truppen 1920 Besetzung durch Rote Armee, Sozialistische Republik 1922 Zwangsvereinigung mit Georgien und Armenien zur Transkaukasischen Föderation (bis 1936)

1923 Berg-Karabach und Nachitschewan werden an Aserbaidschan angegliedert 1936 Unionsrepublik der UdSSR 1988 Gebietssowjet von Karabach fordert Anschluß Berg-Karabachs an Armenien;

daraufhin Pogrom an Armeniern in Sumgait;

Konflikt um Berg-Karabach eskaliert

1990 Nach Pogromen an Armeniern Sowjetische Militärintervention in Aserbaidschan und Verhängung des Ausnahmezustandes;

Aserbaidschaner reißen Grenzsperren zu Iran nieder. Sezessionsbestrebungen in Nachitschewan.

Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 23. 9. 1989; Unabhängigkeitserklärung am 30. 8. 1991; Unterstützung des Unionsvertrages vor dem Putsch und neuer sowjetischer Integrationsstrukturen nach dem Putsch. Lehnt Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft und politische Union der Republiken ab.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident: A. Mutalibow Regierungschef: G. Gassanow Außenminister: G. Sadychow Nach Parlamentswahlen 1990 konservative kommunistische Mehrheit; die Opposition (Nationale Volksfront) ist seit der sowjetischen Militärintervention im Januar 1990 geschwächt. Nach dem Putsch im August 1991 löste sich die KP auf einem Sonderparteitag selber auf. Die Wahl A. Mutalibows zum Präsidenten per Referendum am 8. 9. 1991 war heftig umstritten.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Vier motorisierte Schützendivisionen, eine Luftlandedivision, eine Jagdflieger-Basis, fünf Jagd-bomber-Basen, ein Radar des Raketenfrühwarnsystems (Mingechaur). Etwa 300 taktische Atomwaffen.

Militärpolitik/Bewaffnete nationale Formationen Militärische Formationen der Nationalen Volksfront wurden durch Eingriff der Unionstruppen zerschlagen. Partisanenähnliche Gruppen agieren im Grenzgebiet zu Karabach. Aserbaidschanische Miliz arbeitete mit den sowjetischen Streitkräften seit April 1991 bei der Vertreibung von Armeniern im Grenzgebiet zu Karabach zusammen. Gesetz über nationale Selbstverteidigungsstreitmacht im Oktober 1991 verabschiedet.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Sehr hohes Konfliktpotential in Folge des Karabach-Problems, das durch aserbaidschanische Flüchtlinge aus Armenien verschärft wird (70000 Flüchtlinge im Slumgürtel Bakus). Grenzfragen: Die sowjetisch-iranische Grenze teilt den aserbaidschanischen Siedlungsraum; in Nordwest-Iran etwa 5 Millionen Aseri; Wiedervereinigungsbestrebungen existieren; offene Grenzfragen gegenüber Armenien und gegenüber Georgien.

Außenpolitische Orientierung Sehr starke Orientierung zur Türkei, daneben auch zum Iran und zu der dortigen aserbaidschanischen Bevölkerung. Außerdem internationale Beziehungen mit verschiedenen europäischen und asiatischen Ländern. Im November 1991 Anerkennung der staatlichen Unabhängigkeit durch die Türkei. Verweigerung der Anerkennung durch den Iran. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 26%, Land-und Forstwirtschaft 34%, Handel und Verkehr 20 %, Dienstleistungen 20 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: 2 % der Ölförderung der UdSSR (1970: 20 Mio. t, 1980: 15 Mio. t, 1989: 13 Mio. t); Vorräte nahezu erschöpft. 1 % der Gasförderung der UdSSR (1970: 6 Mrd. m 3, 1980: 14 Mrd. m 3, 1989: 11 Mrd. m 3).

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Eisen-und Stahlerzeugung, Petrochemie, spezialisierter Maschinenbau (Erdölausrüstungen), Radio-und Fernmeldetechnik, Gerätebau, Textilindustrie, Nahrungsmittelindustrie.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 1, 6 Mio. ha, Weideland 2, 1 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 6 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100): 76. Getreide: Erzeugung 1 Mio. t; Import 2 Mio. t, Importanteil am Gesamtverbrauch 67 %. Bedeutende Anteile an der Gesamtproduktion der UdSSR bei Weintrauben (25 %) und bei Obst. Hauptzweig des Pflanzenanbaus ist Baumwolle (9% der sowjetischen Baumwollernte), daneben Getreide; Schafhaltung; Fischfang im Kaspischen Meer (Stör).

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 60%, Außenhandels-saldo 1988: — 0, 5 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei metallurgischen Produkten und Maschinenbauerzeugnissen. Hoher Ausfuhrüberschuß bei Öl und Gas sowie Erzeugnissen der Leicht-und Nahrungsmittelindustrie. Ökologie Verschmutzung des Kaspischen Meeres durch Ölförderung, was den Fischfang beeinträchtigt. Außerordentlich hohe Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft.

III. Estland

Offizielle Bezeichnung: Estnische Republik 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 45100 qkm (0, 2 % der UdSSR). Hauptstadt: Tallinn [ehern.: Reval] (0, 5 Mio. Einwohner) Grenzen zu Rußland und Lettland. Bodengestalt und Klima: 10% des Territoriums sind Inseln, 20% mit Sümpfen bedeckt. Klima maritim, im mittleren und südlichen Teil mäßig kontinental, kühle Sommer.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 1, 6 Mio. (0, 5 % der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 35, 1 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titulamation: Name: Esten (Eigenbezeichnung: Eestlased); Sprachgruppe: Finnougrisch; Religion: Lutheranisch-protestantisch. , Anteile der Nationalitäten 1989: Titulamation 61, 5 %, Russen 30 %, Ukrainer 3 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 6, 9 %, Titulamation 1, 6 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1721 Rußland erhält im Frieden von Nystad Estland von Schweden; die Verwaltung Estlands verbleibt beim deutschen Landadel 1920 Anerkennung eines unabhängigen Staates Estland durch die Sowjetunion (Dorpater Frieden)

1924 Kommunistischer Aufstand, Verbot der KP 1940 Annexion durch Sowjetunion auf Grundlage des Hitler-Stalin-Paktes 1988 Gründung der estnischen Volksfront Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 16. 11. 1988; Unabhängigkeitserklärung am 30. 3. 1990; keine Unterstützung eines Unionsvertrages und des 9+ 1-Prozesses. Nach dem Putsch Inkraftsetzung der Unabhängigkeit am 20. 8. 1991. Am 6. 9. 1991 wurde die Unabhängigkeit vom neugebildeten Staatsrat in Moskau anerkannt. Botschaften ausländischer Staaten werden eingerichtet. Am 17. 9. 1991 Aufnahme in die UNO. Politische Führung und Kräfteverhältnisse Parlamentspräsident: A. Rüütel Regierungschef: E. Savisaar Außenminister: L. Meri Nach den Parlamentswahlen 1990 klare nichtkommunistische Mehrheit; mehrere politische Parteien; Volksfrontregierung. 1990 Bildung eines Altemativparlaments „Estnischer Kongreß“ aus registrierten Altbürgem. Nach dem Putsch Verbot der KP, die seit 1990 in einen stärkeren reformistischen und souveränitätsorientierten und einen schwächeren moskauhörigen Flügel gespalten war.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Eine motorisierte Schützendivision, eine Jagdflieger-Basis, zwei Jagdbomber-Basen, eine Mittlere-Bomber-Basis; Einheiten der Baltischen Flotte in Paldiski (Baltischport) stationiert. Etwa 270 taktische Atomwaffen.

MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Mitte Dezember 1990 Erklärung des Verzichts auf Nuklearwaffen. Offizielle Forderung nach Abzug der sowjetischen Streitkräfte. Im September 1991 soll ein „Ministerium für Wehrfragen“ errichtet werden. Der Oberste Sowjet Estlands hat am 4. 9. 1991 die Aufstellung von „Landesverteidigungskräften“ auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht beschlossen. Die Aufstellung von Grenzschutzeinheiten hat begonnen.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Ethnische und soziale Polarisierung zwischen einheimischer estnischer und „zugezogener“ russischsprachiger Bevölkerung, verschärft durch konservative, unabhängigkeitsfeindliche Gruppierungen der russischsprachigen Bevölkerung (Interbewegung). Allerdings zunehmende Differenzierung in der russischsprachigen Bevölkerung in Gegner und Befürworter der Unabhängigkeit. Problemfall: Industriegebiet von Kohtla-Järve mit überwiegend russischer Bevölkerung.

Außenpolitische Orientierung Anlehnung an Finnland, Skandinavien und Westeuropa. Aufnahme in KSZE, Streben nach Voll-mitgliedschaft in der EG. Am 18. 9. 1991 erhielt Estland Gaststatus im Europarat. Regionale Kooperation im Baltischen Rat. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 42 %, Land-und Forstwirtschaft 13 %, Handel und Verkehr 24 %, Dienstleistungen 21 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: Ölschiefer-und Phosphoritabbau, Torfgewinnung; Wärmeenergie durch Ölschieferverbrennung.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Elektro-und Elektronikindustrie, Holz-und Papierherstellung, Düngemittelerzeugung aus Phosphorit.

Landwirtschaft (1987/88): Ackerland 0, 9 Mio. ha, Weideland 0, 2 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 0, 9 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100): 156. Getreide: Erzeugung 0, 9 Mio. t; Import 0, 7 Mio. t, Importanteil am Gesamtverbrauch 44 %. Schweinemast und Rinderzucht sind gut entwickelt. 75 % der pflanzlichen Produktion dienen der Viehfuttererzeugung.

Außenwirtschaftliche Beziehungen Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 80%, Außenhandels-saldo 1988: -1, 3 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei öl und Gas, Erzeugnissen der Metallurgie, des Maschinenbaus sowie landwirtschaftlichen Vorprodukten. Hoher Ausfuhrüberschuß bei Produkten der Leicht-und Nahrungsmittelindustrie. Stromexport. Ökologie Hohe Umweltbelastung durch Ölschieferverbrennung und Phosphoritabbau. Starke Verschmutzung der Ostsee.

IV. Georgien

Offizielle Bezeichnung: Republik Georgien (Eigenbezeichnung: Sakartvelo)

1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 69700 qkm (0, 3 % der UdSSR)

Hauptstadt: Tiflis (Tbilissi) (1, 3 Mio. Einwohner) Nationale Gebietskörperschaften: Abchasische Autonome Republik (über 500000, davon 90000 Abchasen, 236000 Georgier); Adsharische Autonome Republik (380000, davon 324000 Georgier, keine gesonderte Erfassung der Adsharen = muslimische Georgier, schätzungsweise 54 % der Bevöl49 kerung); Südossetisches Autonomes Gebiet (96000, davon 64000 Osseten, 28000 Georgier). Sein Autonomiestatus wurde vom georgischen Parlament im Dezember 1990 annulliert; daraufhin bürgerkriegsähnliche Zustände. Insgesamt ist die georgische Regierung bestrebt, die nationalen Autonomien aufzuheben.

Grenzen zu Rußland, Aserbaidschan, Armenien, und der Türkei.

Bodengestalt und Klima: zu 87 % Gebirgsland; im Westen subtropisches, ansonsten gemäßigtes Klima.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 5, 5 Mio. (1, 9 % der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 78, 3 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titulamation: Name: Georgier (Eigenbezeichnung: Kartveli); Sprachgruppe: Kaukasisch; Religion: Georgisch-orthodox.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titulamation 70 %, Russen 6 %, Armenier 8 %, Aseri 6 %, Osseten 3 %.

Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 8, 2 %, Titulamation 10, 3 % 2. Politik Neuere Geschichte 1801 Anschluß an Rußland 1917 Unabhängigkeit von Rußland mit deutscher Unterstützung 1920 Anerkennung der Unabhängigkeit durch Sowjetrußland 1921 Einmarsch der Roten Armee, Sowjetrepublik

1922 Zwangsvereinigung mit Armenien und Aserbaidschan zur Transkaukanischen Föderation (bis 1936)

1924 Aufstand gegen Sowjetisierung niedergeschlagen

1936 Eigenständige Sowjetrepublik mit Sondergebieten für Osseten, Abchasen und Adscharen 1989 Einsatz sowjetischen Militärs gegen Demonstranten in Tiflis am 19. April fordert 19 Todesopfer, wodurch Unabhängigkeitsbewegung verstärkt wird Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung (Dekret über „Garantien zur Verteidigung der staatlichen Souveränität“) am 9. 3. 1990; Unabhängigkeitserklärung am 9. 4. 1991. Keine Unterstützung eines Unionsvertrages.

Lehnt Vertrag über Wirtschaftsgemeinschaft ebenfalls ab. Nicht im Staatsrat der UdSSR vertreten.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident: S. Gamsachurdia Regierungschef: W. Guguschwili Außenminister: M. Omaridse Nach den Parlamentswahlen 1990 klare nichtkommunistische Parlamentsmehrheit des Koalitionsbündnisses „Runder Tisch -Freies Georgien“. Daraus ging autoritäre Präsidialherrschaft Gamsachurdias mit Knebelung der Presse und Verketzerung der Opposition hervor; heftige Opposition demokratischer, aber auch stark nationalistischer Kräfte. Die Nationaldemokratische Partei und 25 andere außerparlamentarische Gruppen und Parteien fordern Rücktritt Gamsachurdias.

Sowjetisches Militärpotential 1990

Vier motorisierte Schützendivisionen, zwei Jagdflieger-Basen, sechs Jagdbomber-Basen; Einheiten der Schwarzmeerflotte in Poti stationiert. Etwa 320 taktische Atomwaffen.

MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Nationalgarde der Republik (angeblich 13000 Mann); daneben andere bewaffnete Formationen unterschiedlicher politischer Zuordnung (unterstützt durch Regierung bzw. Opposition); bewaffnete Gruppen der Abchasen und Osseten. Das Parlament Südossetiens beschloß Ende November 1991 die Aufstellung einer Nationalgarde.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Starkes Konfliktpotential zwischen Georgien und den nationalen Gebietskörperschaften. Unabhängigkeit Georgiens aktualisierte bei Abchasen und Osseten das Verlangen nach Austritt aus der georgischen Jurisdiktion, bei den Osseten nach Vereinigung mit der Nordossetischen ASSR in Ruß-land. Blutige Zusammenstöße im Südossetischen Autonomen Gebiet. Offene Grenzfragen mit Armenien über zwei armenisch besiedelte Regionen in Georgien.

Außenpolitische Orientierung Traditionell starke Orientierung nach Westeuropa. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 29 %, Land-und Forstwirtschaft 27 %, Handel und Verkehr 22 %, Dienstleistungen 22 %. Bergbau und Rohstoffgewinnung: Kohlebergbau, Gewinnung von Manganerz, Baryt, Zink, Gold in geringen Mengen.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Metallurgie, Maschinen-und Fahrzeugbau, Schiffbau, Flugzeugbau, Nahrungsmittelverarbeitung, Textilindustrie. Dienstleistungen: Tourismus, Kurbetrieb; Häfen. Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 0, 8 Mio. ha, Weideland 1, 9 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 0, 6 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 82. Getreide: Erzeugung 0, 6 Mio. t; Import 2, 3 Mio. t, Importanteil am Gesamtverbrauch 80%. Bedeutende Anteile an der Gesamtproduktion der UdSSR bei Tee (über 90 %), Zitrusfrüchten (97 %), subtropischen Obstarten, Wein.

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 60%, Außenhandels-saldo 1988: -1, 9 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Öl und Gas, Holz und Papier sowie Vorprodukten des Maschinenbaus. Hoher Ausfuhrüberschuß der Nahrungsmittelindustrie.

Ökologie Ökologische „Schlüsselthemen“ weniger bekannt als in anderen Republiken.

V. Kasachstan

Offizielle Bezeichnung: Kasachische Sozialistische Sowjetrepublik 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 2 717 300 qkm (12, 1 % der UdSSR) Hauptstadt: Alma Ata (1, 1 Mio. Einwohner) Grenzen zu Rußland, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisien, China.

Bodengestalt und Klima: Flachland, Hochebenen und Gebirge; trockenes Kontinentalklima mit extremen Temperaturen.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 16, 7 Mio. (5, 8 % der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 6, 1 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titulamation: Name: Kasachen (Eigenbezeichnung: Kasak); Sprachgruppe: Türkisch; Religion: Sunnitisch-muslimisch.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titulamation 40 %, Russen 38 %, Deutsche 5 %, Ukrainer 5 %, Usbeken 2 %, Tataren 2 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 12, 1 %, Titulamation 23, 5 % 2. Politik Neuere Geschichte 1822-73 Annexion durch Rußland, Russifizierung 1920 Teil der Kirgisischen Autonomen Sowjetrepublik 1925 Kasachische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik 1929-38 Kollektivierung der Landwirtschaft und Seßhaftmachung der Nomaden; gewaltige Bevölkerungsverluste 1936 Sozialistische Sowjetrepublik 1941 Zwangsansiedlung von Wolgadeutschen 1954 Beginn der „Neulandgewinnung“ sowie weitere Russifizierung 1986 Beginn der antirussischen Protestbewegung Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 25. 10. 1990. Kasachstan war maßgeblich am 9+ 1-Prozeß zur Bildung einer erneuerten Union beteiligt und unterstützte nach dem Putsch das Bemühen um zwischenstaatliche Strukturen und eine Union souveräner Republiken. Regierung unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft. Mitglied des Staatsrates der UdSSR.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident: N. Nasarbajew Regierungschef: S. Tereschtschenko Außenministerin: A. Arystanbekowa Reformkommunistische Mehrheit in Parlament und Regierung. Verschiedene nationale demokratische und ökologische informelle Gruppen. Nach dem Putsch vom August 1991 dekretierte Nasarba51 jew den Rückzug der KP aus Verwaltung und Wirtschaft und ihre Loslösung von der KPdSU.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Strategische Nuklearwaffen (zwei Interkontinentalraketen-Silo-Komplexe mit 104 Trägersystemen und 1040 Sprengköpfen, etwa 650 taktische Atomwaffen), eine Fernflieger-Basis, vier motorisierte Schützendivisionen, eine Panzerdivision, eine Jagdflieger-Basis, vier Divisionen Truppen des Innenministeriums, ein Radar des Raketenfrühwarnsystems in Balkhas. Atomtestgelände Semipalatinsk wurde endgültig geschlossen.

MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Souveränitätserklärung untersagte Atomtests auf dem Territorium der Republik. Oberster Sowjet verabschiedete Mitte September 1991 den Beschluß, die Republik zur nuklearwaffenfreien Zone zu erklären. Demgegenüber spricht sich Präsident Nasarbajew für den Verbleib von Atomwaffen aus. Bislang keine nationalen Militärformationen, aber Überlegungen dafür im Gange.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Einzelne interethnische Zusammenstöße in letzter Zeit; wachsende Selbstbehauptung der Titulamation gegenüber der nichtkasachischen Bevölkerungsmehrheit; potentieller Konflikt mit Rußland wegen Gebietsansprüchen auf russisch besiedelte Teile Nordkasachstans. Wachsende Spannungen durch Neubildung von Kosakenformationen. Abwehr der Bestrebung deutscher Bevölkerungsteile nach territorialer Autonomie.

Außenpolitische Orientierung Suche nach wirtschaftlichen Referenzmodellen in verschiedenen Richtungen, besonders stark Richtung Ostasien (Südkorea) und Türkei. Kooperation mit mittelasiatischen Republiken vereinbart. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 31%, Land-und Forstwirtschaft 23%, Handel und Verkehr 24 %, Dienstleistungen 22 %. Bergbau und Rohstoffgewinnung: 4 % der UdSSR-Ölförderung bei vermuteten hohen Reserven (Förderung 1970: 13 Mio. t, 1980: 19 Mio. t, 1989: 25 Mio. t). Tengis-Feld am Kaspischen Meer soll mit ausländischer Unterstützung erschlossen werden. 1 % der UdSSR-Erdgasförderung (1970: 2 Mrd. m 3, 1980: 4 Mrd. m 3, 1989: 7 Mrd. m 3). 19 % der UdSSR-Kohleförderung (1970: 72 Mio. t, 1980: 115 Mio. t, 1989: 138 Mio. t), teilweise im kostengünstigen Tagebau; 10 % der UdSSR-Eisenerzförderung. Gewinnung von Nickel, Chrom, Titan, Wismut, Blei, Kupfer (30% der Kupferproduktion der UdSSR bei hohen Reserven), Wolfram, Zink (50% der UdSSR-Reserven), Uran, Gold (etwa 15t/Jahr, d. h. 5% der UdSSR-Förderung).

Kernkraftwerk: Schewtschenko; Nettoleistung: 1 x 135 MW, Reaktortyp: Brüter; Jahr der Inbetriebnahme: 1973.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Grundstoffindustrie (Eisen und Stahl, Petrochemie), Schwermaschinenbau, Rüstungsindustrie, Landmaschinenfabrikation, Nahrungsmittelverarbeitung. Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 35, 7 Mio. ha, Weideland 157, 2 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 11, 9 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 123. Getreide: Erzeugung 24 Mio. t; Import 7 Mio. t.

Bedeutende Anteile an der Gesamtproduktion der UdSSR bei Getreide (13 %), Heisch (7 %), Wolle (23 %); Getreideanbau leidet unter Klimaschwankungen.

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 50%, Außenhandels-saldo 1988: — 6, 6 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Maschinenbauer-zeugnissen, Erzeugnissen der Leicht-und Nahrungsmittelindustrie, Holz und Papier. Auch bei Erdöl und Erdgas Einfuhrüberschuß. Ausfuhrüberschuß bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Getreideexport 7 Mio. t), Buntmetallen und Kohle. Republik könnte Zentrum einer sowjetisch-mittelasiatischen Wirtschaftsgemeinschaft werden. Ökologie Radioaktive Verseuchung des Atomtestgeländes Semipalatinsk. Schwund des Aralsees. Krisenregion am Ostufer des Kaspischen Meeres.

VI. Kirgisien

Offizielle Bezeichnung: Republik Kyrgyzstan 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 198500 qkm (0, 9 % der UdSSR) Hauptstadt: Bischkek [ehern. Frunse] (0, 6 Mio. Einwohner)

Grenzen zu Tadschikistan, Usbekistan, Kasachstan, China.

Bodengestalt und Klima: überwiegend Hochgebirgsland, kontinentales und trockenes Klima.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 4, 4 Mio. (1, 5% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 22 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titulamation: Name: Kirgisen (Eigenbezeichnung: Kirgis); Sprachgruppe: Türkisch; Religion: Sunnitisch; muslimisch.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titulamation 52%, Russen 21, 5%, Usbeken 13%, Ukrainer 3 %, Deutsche 2 %, Tataren 2 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 20, 9 %, Titulamation 32, 1 % 2. Politik Neuere Geschichte 1830 Oberherrschaft des Khanats von Kokand 1876 Eroberung durch Rußland, Einwanderung von russischen und ukrainischen Bauern 1916 Aufstand gegen Russifizierung 1918 Teil der Autonomen Sowjetrepublik Turkestan 1926 Autonome Sowjetrepublik, Beginn der Zwangskollektivierung gegen heftigen Widerstand 1936 Sowjetrepublik Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 15. 12. 1990; Unabhängigkeitserklärung am 31. 8. 1991; unterstützt politischen Unionsvertrag. Regierang unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft. Mitglied des Staatsrates der UdSSR.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident: A. Akajew Regierungschef:

N. Isanow (am 29. 11. 91 tödlich verunglückt)

Außenminister: M. Imanaliew Kommunistische Mehrheit im Parlament. Präsident Akajew vertritt allerdings einen nichtkommunistischen, liberalen Kurs und löste die KP nach dem Moskauer Putsch vom August 1991 auf; demokratische und nationale Oppositionsgruppen sind stärker vertreten als in den übrigen mittelasiatischen Republiken.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Eine motorisierte Schützendivision. Etwa 75 taktische Atomwaffen. MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Keine bewaffneten Formationen.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Starke interethnische Konflikte innerhalb der Republik; gespanntes Verhältnis zu Usbekistan wegen gegenseitiger Gebietsansprüche im Fergana-Tal. Ethnisch unklare Grenzziehung. In Zukunft Konflikte mit Nachbarrepubliken um Wasserressourcen denkbar.

Außenpolitische Orientierung Kontaktaufnahme zu verschiedenen Partnern in der asiatischen Staatenwelt, besonders Indien, Südkorea, China. Kooperation mit Kasachstan und den mittelasiatischen Nachbarrepubliken vereinbart. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 27 %, Land-und Forstwirtschaft 34 %, Handel und Verkehr 18 %, Dienstleistungen 21 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: Erdöl, Erdgas, Kohle (4 Mio. t), Antimon, Quecksilber, Gold (etwa 1 % der UdSSR-Förderung), Uran, Marmor.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Metallurgie, Maschinenbau, Textilindustrie, Nahrungsmittelindustrie.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 1, 4 Mio. ha, Weideland 8, 5 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 2, 3 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 86. Getreide: Erzeugung 1, 7 Mio. t; Import 1, 1 Mio. t; Importanteil am Gesamtverbrauch 39%. Anbau von Kartoffeln, Gemüse, Baumwolle; Viehhaltung (Schafe und Ziegen). Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 60 %, Außenhandels-saldo 1988: — 1, 1 Mrd. Valutarubel.

Hoher bei Öl und Gas, chemiEinfuhrübersvchuß sehen Produkten und Erzeugnissen der Schwarz-metallurgie. Ausfuhrüberschuß bei Elektroenergie und Buntmetallen.

Ökologie Schädliche Folgen unsinniger Bewässerungsprojekte in Verbindung mit Baumwollmonokultur. Negativer Einfluß ökologischer Faktoren auf Krankheits-und Sterblichkeitsraten.

VII. Lettland

Offizielle Bezeichnung: Lettische Republik 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 64 500 qkm (0, 3 % der UdSSR) Hauptstadt: Riga (0, 9 Mio. Einwohner) Grenzen zu Estland, Rußland, Weißrußland, Litauen.

Bodengestalt und Klima: Flachland, zu 5 % mit Sümpfen bedeckt; Übergang vom maritimen zum kontinentalen Klima; kühle Sommer.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 2, 7 Mio. (0, 9% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 41, 7 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9)

Titulamation: Name: Letten (Eigenbezeichnung LatrieSi); Sprachgruppe: Baltisch; Religion: zu zwei Dritteln lutheranisch, zu einem Viertel katholisch.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titulamation 52 %, Russen 34 %, Weißrussen 4, 5 %, Ukrainer 3, 5%.

Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 6, 5 %, Titulamation 3, 2 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1721 Rußland erhält im Frieden von Nystad Livland von Schweden 1795 Rußland erhält Kurland von Polen 1881 Russifizierung durch Einwanderung russischer Industriearbeiter verstärkt 1905 Revolte gegen Gutsbesitzer und mssische Verwaltung 1918 Proklamation der Republik Lettland 1920 Anerkennung eines unabhängigen Staates Lettland durch Sowjetunion; Agrargesetz enteignet deutsche Großgrundbesitzer 1934 Ausnahmezustand, autoritäres Regime 1940 Annexion durch Sowjetunion auf Grund-läge des Hitler-Stalin-Paktes 1959-89 Zuwanderung von 800000 Arbeitskräften, vor allem Russen 1988 Gründung der Lettischen Volksfront Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 28. 7. 1989; Unabhängigkeitserklärung am 4. 5. 1990; keine Unterstützung eines Unionsvertrages und des 9+ 1-Prozesses; nach dem Putsch Inkraftsetzung der Unabhängigkeit am 21. 8. 1991. Am 6. 9. 1991 wurde die Unabhängigkeit vom neugebildeten Staatsrat in Moskau anerkannt. Botschaften ausländischer Staaten werden eingerichtet; Aufnahme in die UNO am 17. 9. 1991.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Parlamentspräsident: A. Gorbunovs Regierungschef:

I. Godmanis Außenminister: J. Jurkans Nach den Parlamentswahlen 1990 klare nichtkommunistische Mehrheit, weitgehend an nationale Volksfront angelehnt. KP wurde nach dem Putsch verboten.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Eine Panzerdivision, eine Jagdflieger-Basis, drei Jagdbomber-Basen, ein Radar des Raketenfrühwarnsystems (Riga); Einheiten der Baltischen Flotte in Liepaja (Libau) und Riga stationiert. Etwa 185 taktische Atomwaffen. MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Mitte Dezember 1990 Erklärung des Verzichts auf Nuklearwaffen. Offizielle Forderung nach Abzug der sowjetischen Streitkräfte. „Heimwehrorganisation“ befindet sich im Aufbau. Anzeichen für Existenz bewaffneter „Arbeitergruppen“ der russischen Interfront sowie lettischer paramilitärischer Organisationen.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Weitgehend wie Estland. Unterschied: keine räumlich geschlossene Ansiedlung russischer Bevölkerungsteile. Außenpolitische Orientierung Anlehnung an Westeuropa. Aufnahme in KSZE, Streben nach Integration in die EG. Regionale Kooperation im Baltischen Rat. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 40 %, Land-und Forstwirtschaft 15 %, Handel und Verkehr 25 %, Dienstleistungen 20 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: Torf, Bernstein, Wasserkraft.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Elektro-, Elektronik-, chemische Industrie, Fahrzeugbau, Nahrungsmittelverarbeitung, Textilien.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 1, 7 Mio. ha, Weideland 0, 5 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 0, 9 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 147. Getreide: Erzeugung 1, 5 Mio. t; Import 1, 0 Mio. t; Importanteil am Gesamtverbrauch 40 %. Zu 70 % Viehwirtschaft (Milch-und Mastrindhaltung, Schweinezucht, Geflügelwirtschaft). 80% der pflanzlichen Erzeugung dienen der Viehwirtschaft.

Außenwirtschaftliche Beziehungen Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 70%, Außenhandels-saldo 1988: — 1, 3 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Öl und Gas, Produkten der Metallurgie und des Maschinenbaus sowie Vorprodukten der Landwirtschaft. Hoher Ausfuhrüberschuß bei Nahrungsmitteln und Verkehrs-dienstleistungen. Ökologie Umweltschäden durch Torfgewinnung, Luft-und Gewässerverschmutzung.

VIII. Litauen

Offizielle Bezeichnung: Litauische Republik 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 65 200 qkm (0, 3 % der UdSSR) Hauptstadt: Vilnius [deutsch: Wilna] (0, 6 Mio. Einwohner)

Grenzen zu Lettland, Weißrußland, Rußland, Polen.

Bodengestalt und Klima: viele Seen und Moore; Übergang vom maritimen zum kontinentalen Klima, mäßig warme Sommer.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 3, 7 Mio. (1, 3% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 57, 1 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9)

Titularnation: Name: Litauer (Eigenbezeichnung: Lietuviai); Sprachgruppe: Baltisch; Religion: Römisch-katholisch. Anteile der Nationalitäten 1989: Titularnation 80 %, Russen 9 %, Polen 7 %, Weißrussen 2 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 8, 4 %, Titularnation 7, 8 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1795 Rußland erhält Litauen von Polen im Zuge der dritten polnischen Teilung 1918 Proklamation eines unabhängigen Staates Litauen 1940 Annexion durch Sowjetunion auf Grundlage des Hitler-Stalin-Paktes 1988 Gründung der Litauischen VolksfrontUnabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 18. 5. 1989; Unabhängigkeitserklärung am 11. 3. 1990. Keine Unterstützung eines Unionsvertrages. Am 6. 9. 1991 wurde die Unabhängigkeit vom neugebildeten Staatsrat in Moskau anerkannt. Botschaften ausländischer Staaten werden eingerichtet.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Parlamentspräsident:

Regierungschef: G. Vagnorius Außenminister: A. Saudargas Nichtkommunistische Mehrheit in Parlament. Nach den Parlamentswahlen 1990 klare nichtkommunistische, an die nationale Volksfront angelehnte Mehrheit. Verbot der KP nach dem Moskauer Putschversuch.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Vier motorisierte Schützendivisionen, eine Panzer-division, eine Luftlandedivision, drei Jagdbomber-Basen, eine Division der Truppen des sowjetischen Innenministeriums. Etwa 325 taktische Atomwaffen.

MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Mitte Dezember 1990 Erklärung des Verzichts auf Nuklearwaffen. Offizielle Forderung nach Abzug der sowjetischen Streitkräfte. Aufstellung einer „Landwehr“ beabsichtigt. Verkündung einer eigenen Wehrpflicht. Seit Herbst 1990 existiert ein „Landesschutzdepartement“. Seit 1990 Abteilung zum Schutz Litauens vorwiegend für Grenzschutz; bewaffnete „Arbeiterabteilungen“ der russischsprachigen Minderheit.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Territoriale Autonomieansprüche der polnischen Minderheit bei Vilnius; ungeklärte Grenzfragen gegenüber Weißrußland. Neuerdings verstärkte Meinungsverschiedenheiten mit Warschau über die Garantie der Minderheitenrechte für die etwa 220000 Polen in Litauen; umstrittener Parlamentsbeschluß, die Regionalräte in den von Polen bewohnten Bezirken aufzulösen.

Außenpolitische Orientierung Anlehnung an Westeuropa. Aufnahme in KSZE, Streben nach Integration in die EG. Regionale Kooperation im Baltischen Rat.

W. Landsber 3g. isWirtschaft Wirtschaftsbereiche Bergbau und Rohstoffgewinnung: Torf, Bernstein.

Kernkraftwerk: Ignalina; Nettoleistung: 2 X 1380 MW, Reaktortyp: graphitmoderiert; Jahre der Inbetriebnahme: 1985, 1987.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: spezialisierter Gerätebau, Nahrungsmittelverarbeitung, Herstellung von Leinenstoffen.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 2, 3 Mio. ha, Weideland 0, 8 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 0, 9 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 168. Getreide: Erzeugung 2, 9 Mio. t; Import 0, 9 Mio. t; Importanteil am Gesamtverbrauch 24 %.

Außenwirtschaftliche Beziehungen Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 75 %, Außenhandels-saldo 1988: — 3, 7 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Öl und Gas und Kohle, metallurgischen und chemischen Vorprodukten, Maschinenbauerzeugnissen sowie Vorprodukten der Landwirtschaft. Hoher Ausfuhrüberschuß bei Erzeugnissen der Leicht-und Nahrungsmittel-industrie. Stromexport. Ökologie Luft-und Gewässerverschmutzung; Folgelasten einer etwaigen Stillegung des Atomkraftwerks Ignalina.

IX. Moldowa

Offizielle Bezeichnung: Republik Moldowa 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 33 700 qkm (0, 2 % der UdSSR) Hauptstadt: Kischinjow (0, 8 Mio. Einwohner) Grenzen zu Rumänien, Ukraine Bodengestalt und Klima: von Flußtälern und Schluchten zerschnittene Ebenen; Klima warm und gemäßigt kontinental.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 4, 4 Mio. (1, 5% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 129, 4 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titularnation: Name: Moldauer [Moldawier] (Eigenbezeichnung: Moldovean); Sprachgruppe: Romanisch; Religion: Russisch-Orthodox. Anteile der Nationalitäten 1989: Titularnation 65 %, Russen 13 %, Ukrainer 14 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 9, 8 %, Titularnation 10, 7 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1812 Bessarabien (Landstreifen zwischen Prut und Dnjestr, Name kommt vom Fürstenhaus der Basarab) von Rußland annektiert

1918 Autonome Moldawische Republik, Vereinigung mit Rumänien 1924 Gründung einer Moldawischen Autonomen Sowjetrepublik östlich des Dnjestr (Transnistrien, von rum. Nistru-Dnestr) 1940 Sowjetunion verlangt gemäß geheimem Zusatzprotokoll zum Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt Abtretung Bessarabiens, das zusammen mit Transnistrien zur Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik wird 1989 Moldawisch (= Rumänisch) wird Staats-sprache, Wiedereinführung der lateinischen Schrift Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 23. 6. 1990; Unabhängigkeitserklärung am 27. 8. 1991. Keine Unterstützung eines Unionsvertrages im Rahmen des 9+ 1-Prozessesvor dem Putsch und keine Beteiligung an der Schaffung neuer Unionsstrukturen nach dem Putsch. Nicht im Staatsrat der UdSSR vertreten. Regierung unterzeichnete allerdings Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident: M. Snegur Regierungschef: W. T. Murawski Außenminister: N. Zyu Seit den Parlamentswahlen 1990 nichtkommunistische Mehrheit in Parlament und Regierung (Volksfront 40 %, ihr nahestehende Gruppen 30 %). Nach dem Putsch Verbot der KP.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Eine motorisierte Schützendivision, zwei Jagd-bomber-Basen. Etwa 90 taktische Atomwaffen.

MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Mitte Dezember 1990 Erklärung des Verzichts auf Nuklearwaffen. Offizielle Forderung nach Abzug der sowjetischen Streitkräfte. Bildung einer Nationalarmee angekündigt. Nationalgarde offenbar aufgelöst; paramilitärische Formationen in den Minderheitengebieten der Gagausen und der Russen in Transnistrien.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Konflikt zwischen der moldauisch-rumänischen Nationalbewegung und Minderheiten mit geschlossenem Siedlungsraum: Gagausen (christliches Turkvolk mit 152000 Angehörigen) um Komrat und russische Bevölkerung um Tiraspol (Transnistrien). Potentieller Konflikt mit der Ukraine um Küstengebiete Bessarabiens und der Nordbukowina, die von Rumänien abgetrennt und der Ukraine zugeschlagen wurden. Bestrebung nach Vereinigung mit Rumänien (zu dem Moldowa vor dem Zwangsanschluß an die Sowjetunion im Jahre 1940 gehört hat), die aber in der Titularnation (derzeit) nicht mehrheitlich vertreten wird.

Außenpolitische Orientierung Historisch und ethnisch bedingte Anlehnung an Rumänien. Vereinigung mit Rumänien als Fernziel. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 28 %, Land-und Forstwirtschaft 35 %, Handel und Verkehr 18 %, Dienstleistungen 19 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: Unbedeutende Vorkommen von Erdgas und Erdöl.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Nahrungsmittelindustrie, Landmaschinenbau.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 1, 7 Mio. ha, Weideland 0, 3 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 0, 6 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 153. Getreide: Erzeugung 1, 8 Mio. t; Import 1, 1 Mio. t; Importanteil am Gesamtverbrauch 37 %. Bedeutende Anteile an der Gesamtproduktion der UdSSR bei Weintrauben (20%), Obst (15 %), Körnermais (5 %), Gemüse (4 %).

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 70%, Außenhandels-saldo 1988: — 2, 6 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Energierohstoffen (Öl, Gas, Kohle), Maschinenbauerzeugnissen, metallurgischen und chemischen Produkten sowie Holz ünd Papier. Hoher Ausfuhrüberschuß bei Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Produkten. Ökologie Vergiftung der Böden durch Pestizide, Nitrate, Nuklide u. a.; weitgehende Humuszerstörung; extremer Rückgang der Bewaldung; Verschmutzung und Versiegung des Dnjestr.

X. Rußland (RSFSR)

Offizielle Bezeichnung: Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik; nach Verfassungsentwurf „Russische Föderation“ 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 1707500 qkm (76 % der UdSSR) Hauptstadt: Moskau (9 Mio. Einwohner) Administrative Gliederung: 6 Regionen, 49 Gebiete, darunter als Exklave das Verwaltungsgebiet Kaliningrad [deutsch: Königsberg]; Nationale Gebietskörperschaften: 16 Autonome Republiken (AR), 5 Autonome Gebiete, 10 Autonome Kreise, 10 Wirtschaftsregionen.

Autonome Republiken:

Baschkirische AR (3, 9 Mio.; 0, 8 Mio. Baschkiren, 1, 5 Mio. Russen, 1, 1 Mio. Tataren, Hauptstadt Ufa)

Burjatische AR (1 Mio.; 250000 Burjaten, 0, 7 Mio. Russen, Hauptstadt Ulan-Ude) Dagestanische AR (1, 8 Mio.; mehrere Titularnationen: etwa 0, 5 Mio. Awaren, 280000 Darginer, 230000 Kumyken u. a., 165000 Russen, Hauptstadt Machatschkala) Kobardino-Balkarische AR (0, 8 Mio.; 360000 Kabardiner, 70000 Balkaren, 240000 Russen, Hauptstadt Naltschik)

Kalmückische AR (320000; 146000 Kalmücken, 120000 Russen, Hauptstadt Elista)

Karelische AR (0, 8 Mio.; 80000 Karelier, 580000 Russen, Hauptstadt Petrosawodsk)

AR der Komi (1, 3 Mio.; 290000 Komi, 720000 Russen, Hauptstadt Syktywkar)

AR der Mari (0, 75 Mio.; 324000 Mari, 355000 Russen, Hauptstadt Joschkar-Ola) Mordwinische AR (964000; 313000 Mordwinen, 586000 Russen, Hauptstadt Saransk) Nord-Ossetische AR (683000; 334000 Osseten, 190000 Russen, Hauptstadt Wladikawkas [Ordshonikidse])

Tatarische AR (3, 6 Mio.; 1, 7 Mio. Tataren, 1, 5 Mio. Russen, Hauptstadt Kasan)

Tuwinische AR (314000; 200000 Tuwiner, 98000 Russen, Hauptstadt Kysyl)

Udmurtische AR (1, 6 Mio.; 500000 Udmurten, 945000 Russen, 110000 Tataren, Hauptstadt Ischewsk)

AR der Tschetschenen und Inguschen (1, 3 Mio.; 730000 Tschetschenen, 163000 Inguschen, 290000 Russen, Hauptstadt Grosny) Tschuwaschische AR (1, 3 Mio.; 900000 Tschuwaschen, 357000 Russen, Hauptstadt Tscheboksary) Jakutische AR (1, 1 Mio.; 365000 Jakuten, 550000 Russen, Hauptstadt Jakutsk);

Gebiet Kaliningrad (871000; 684000 Russen, 74000 Weißrussen, 63000 Ukrainer).

Grenzen Norwegen, Finnland, Polen, Mongolei, China, Nordkorea; Estland, Lettland, Weißrußland, Ukraine, Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan. Bodengestalt und Klima: im Westen und in Westsibirien Ebenen; Ostsibirien und Ferner Osten gebirgig; von Nord nach Süd Übergang vom arktischen über gemäßigtes bis zu subtropischem Klima.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 148 Mio. (51% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 8, 7 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9)

Titularnation: Name: Russen (Eigenbezeichnung: Russkij); Sprachgruppe: Ostslawisch; Religion: Russisch-Orthodox. Anteile der Nationalitäten 1989: Russen 81, 5%, Tataren 3, 8%, Ukrainer 3, 0%.

Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 7, 0 %, Titularnation 5, 6 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1639 Eroberung Sibiriens abgeschlossen 18. Jh. Eroberung der baltischen Gebiete, der Krim, der Ukraine, Weißrußlands, der Kasachensteppe 19. Jh. Herrschaft über Finnland, „Kongreßpolen“, Bessarabien, Eroberung des Kaukasus und Zentralasiens und von Gebieten im Fernen Osten 1918 Proklamation der RSFSR 1922 Zusammenschluß mit den anderen Sowjetrepubliken zur UdSSR 1945 Gründungsmitglied der UNO 1954 Abtretung der Krim an die Ukraine 1956 Eingliederung der Karelischen ASSR Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 12. 4. 1990. Keine Unabhängigkeitserklärung. Unterstützte vor dem Putsch den 9+ 1-Prozeß zur Bildung einer erneuerten Union. Nach dem Putsch wesentlicher Akteur bei der Bildung neuer zwischenstaatlicher Strukturen. Starke Betonung der eigenen Souveränität, gleichzeitig zur Bildung einer Union Souveräner Staaten bereit. Regierung unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft. Mitglied im Staatsrat der UdSSR.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident und Regierungschef: B. Jelzin Vizepräsident: A. Ruzkoj Staatssekretär, Erster Stellvertreter des Regierungschefs: G. Burbulis Parlamentspräsident: R. Chasbulatow Außenminister: A. Kosyrew Innenminister: A. Dunaew Vors.des Staatskomitees für Verteidigung: P. Gratschew Justizminister: N. Fedorow Wirtschafts-und Finanzminister: E. Gajdar Minister für Arbeit und Beschäftigung: A. Schochin Der ursprünglich mehrheitlich von kommunistischen Abgeordneten dominierte Volkskongreß und Oberste Sowjet folgte, wenn auch zögernd, den weitgehenden Reformvorstellungen Jelzins. In der Provinz Vormachtstellung konservativer Funktionäre noch weithin vorhanden; Jelzin suchte durch Entsendung von Beauftragten auch dort an Einfluß zu gewinnen. Die KP wurde am 6. 11. 1991 verboten. Zur Durchsetzung der Wirtschaftsreform hat Jelzin im November 1991 für zwei Jahre außerordentliche Vollmachten erhalten: Er kann auf dem Gebiet der Wirtschaft Verordnungen erlassen, die Gesetzeskraft erhalten, wenn ihnen der Oberste Sowjet nicht innerhalb einer Woche widerspricht, sowie die Chefs der Lokal-und Regionalverwaltungen ernennen. Alle Wahlen sind bis Ende November 1992 ausgesetzt.

Neue Parteien (bzw. parteiähnliche Gruppierungen und Bewegungen): Bewegung Demokratisches Rußland (im Oktober 1990 aus lokalen Wähler-gruppen entstanden; Dachorganisation für verschiedene Parteien und gesellschaftliche Bewegungen); Demokratische Partei Rußlands (im Mai 1990 von Nikolaj Trawkin gegründet, rund 35000 Mitglieder); als Abspaltung von der Demokratischen Partei Rußlands entstand die Freie Demokratische Partei Rußlands; Republikanische Partei Rußlands im November 1990 entstanden; Sozialdemokratische Partei im Mai 1990 gegründet.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Ohne Kaliningrad: Strategische Nuklearwaffen: zwölf Komplexe für stationäre Interkontinentalraketen, zehn Komplexe mobiler Interkontinentalraketen (über 1000 Trägersysteme), vier Fernflieger-Basen; 69 motorisierte Schützendivisionen, mindestens acht Panzerdivisionen, drei Luftlandedivisionen, 14 Divisionen der Truppen des Innenministeriums, 43 Jagdflieger-Basen, 14 Jagdbomber-Basen, fünf Mittlere-Bomber-Basen; Marinebasen an der Ostküste der Kola-Halbinsel, auf Kamtschatka sowie bei Wladiwostok. Kaliningrad: zwei motorisierte Schützendivisionen, zwei Panzerdivisionen, eine Jagdflieger-Basis, eine Jagdbomber-Basis; Marinebasis.

Etwa 8 500 taktische Atomwaffen.

MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Beginn der Aufstellung einer Nationalgarde im geplanten Umfang von 66000 Mann mit der Aufgabe des Schutzes der staatlichen Institutionen. Eigene russische Armee nicht beabsichtigt.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Grundprobleme: russische Bevölkerung in den anderen ehemaligen Unionsrepubliken (25 Mio.) und ihre Interessenvertretung durch die Republik Ruß-land; separatistische Bestrebungen in den nationalen Gebietskörperschaften, besonders in Tatarstan und im Nordkaukasus und interethnische Konflikte in den Gebietskörperschaften; Grenzforderungen gegenüber anderen Unionsrepubliken; Grenzfragen gegenüber ausländischen Staaten wie Japan (Kurilen).

Außenpolitische Orientierung Annäherung an Westeuropa und an die USA; außenpolitische Interessen gegenüber Ostasien. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 42%, Land-und Forstwirtschaft 14%, Handel und Verkehr 23 %, Dienstleistungen 21 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: Energierohstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas) sowie Erze werden in großen, aber abnehmenden Mengen gewonnen. Bei Erdöl 90 %, bei Erdgas 77 %, bei Kohle 55 % der Förderung der UdSSR. Statische Lebensdauer (konventionelle Schätzung bei gleichbleibender Förderung) der erschlossenen Erdölreserven etwa 15 Jahre, der Erdgasreserven etwa 50 Jahre, der Kohlereserven etwa 300 Jahre. Stromerzeugung in Wärme-und Kernkraftwerken sowie durch Wasserkraft kann Inlandsbedarf nur knapp decken. Goldförderung um 200 t/Jahr (etwa zwei Drittel der UdSSR-Förderung); Diamantenförderung um 7 Mio. Karat (100 % der UdSSR-Förderung).

Kernkraftwerke:

Standort Nettoleistung Reaktortyp Jahr der (MW) Inbetriebnahme Belojarkski 1 x 560 Brüter 1981 Kursk 4 x 925 graphitmoderiert 1977, 1979, 1984, 1986 Bilibino 4x 10 Brüter 1974-1976 Troitsk 4 x 90 Brüter 1958-1962 Smolensk 3 x 925 graphitmoderiert 1983, 1985, 1990 St. Petersburg 2 x 376 graphitmoderiert 1974, 1976 Balakowo 3 x 950 Druckwasser 1986, 1988, 1989 Kalinin (Twer) 2 x 950 Druckwasser 1985, 1987 Kola 4 x 411 Druckwasser 1973, 1975, 1982, 1984 Nowoworonesch 2 x 385 Druckwasser 1972, 1973 1 x 950 Druckwasser 1981

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Maschinen-und Fahrzeugbau, chemische Industrie sowie militärische Produktion im westlichen Ruß-land (Städte Moskau und St. Petersburg), im Ural-gebiet sowie im südlichen Westsibirien (Kusnezker Becken) konzentriert.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 132 Mio. ha, Weideland 61 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 1, 5 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 89. Getreide: Erzeugung 92 Mio. t; Import 20 Mio. t; Importanteil am Gesamtverbrauch 18 %. Erträge bei Getreide, Kartoffeln und Gemüse reichen zur Selbstversorgung nicht aus; Fleisch-importe ebenfalls notwendig.

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 30%, Außenhandels-saldo 1988: 30, 8 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Erzeugnissen des Maschinenbaus, der Leicht-und Nahrungsmittel-industrie sowie bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Sehr hoher Ausfuhrüberschuß bei Erdöl bzw. Erdölprodukten sowie bei Erdgas, daher insgesamt Ausfuhrüberschuß. Ökologie Große radioaktiv verseuchte Flächen im Uralgebiet sowie im südlichen Westsibirien (Tomsk).

Weite Verbreitung von Umweltschäden, verursacht durch überalterte Produktionsanlagen, fehlende Klär-und Filteranlagen. Hohe Luftverschmutzung. Landwirtschaftliche Flächen durch Versalzung und Überdüngung geschädigt. Gefahren durch Kernkraftwerke, die westlichen Sicherheitsanforderungen nicht genügen.

XL Tadschikistan

Offizielle Bezeichnung: Republik Tadschikistan 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 143100 qkm (0, 6 % der UdSSR) Hauptstadt: Duschanbe (0, 6 Mio. Einwohner) Nationale Gebietskörperschaften: Autonomes Gebiet Berg-Badachschan (160000, davon 143000 Tadschiken und Bergvölker)

Grenzen zu Usbekistan, Kirgisien, China, Afghanistan. Bodengestalt und Klima: zu 70% Hochgebirge; Klima kontinental mit sehr heißen Sommern.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 5, 2 Mio. (1, 8 % der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 36, 7 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titulamation: Name: Tadschiken (Eigenbezeichnung: Tadschik); Sprachgruppe: Persisch; Religion: Sunnitisch-muslimisch.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titulamation 62 %, Russen 8 %, Usbeken 23, 5 %, Tataren 1 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 33, 8 %, Titulamation 41, 8 %. 2. Politik Neuere Geschichte um 1870 Norden Tadschikistans kommt unter russische Oberhoheit 1918 Norden wird Teil der Autonomen Sowjetrepublik Turkestan 1924 Autonome Sowjetrepublik innerhalb der usbekischen Sowjetrepublik 1929 Sowjetrepublik; Sowjetisierung und Alphabetisierung schafft tadschikisches Nationalbewußtsein; Bekenntnis zur islamischen Tradition Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 24. 8. 1990; Unabhängigkeitserklärung am 9. 9. 1991; unterstützte den Unionsvertrag (9+ 1-Prozeß) vor dem Putsch und die Bildung neuer Unionsstrukturen nach dem Putsch. Regierung unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft. Mitglied des Staatsrates der UdSSR.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident: R. Nabijew Regierungschef: I. Chajojew Außenminister: L. Kajumow Nach den Parlamentswahlen 1990 konservative kommunistische Mehrheit. Präsident K. Machkamow nach dem Putsch vom 19. 8. 1991 zurückgetreten. Übergangspräsident K. Aslonow wurde wegen des von ihm verhängten Verbots der KP der Republik am 23. 9. 1991 vom konservativen Parlament abgesetzt. Neuer Übergangspräsident Nabijew war bereits 1985 als KP-Chef und Vertreter der „alten Garde“ abgesetzt worden, wurde jedoch in einer umstrittenen Präsidentenwahl im November 1991 bestätigt. Weiterhin demokratische und islamische Opposition gegen Nabijew und die Konservativen.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Verbände nicht bekannt (außer Grenztruppen des KGB). Etwa 75 taktische Atomwaffen.

MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Angeblich Waffenzufluß aus Afghanistan an islamische Gruppierungen; Selbstschutzabteilungen russischsprachiger Minderheiten.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Interethnische Konflikte; Auswanderung der russischen Minderheit; Konflikte mit Usbekistan, z. B. über die Verwaltungshoheit über Buchara und Samarkand. Übergreifen des islamischen Widerstandes (Dschihad) in Afghanistan auf das Territorium der Republik. Stärkste Aktivität radikaler islamischer Gruppen auf sowjetischem Territorium.

Außenpolitische Orientierung Historisch und ethnisch bedingte Anlehnung an den Iran und an Afghanistan. Verstärkte Beziehungen zu islamischen Staaten (Saudi-Arabien). Kooperation mit Kasachstan und den mittelasiatischen Nachbarrepubliken vereinbart. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 21 %, Land-und Forstwirtschaft 42 %, Handel und Verkehr 17 %, Dienstleistungen 20 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: Blei, Zink, Wolfram, Zinn, Gold (1% der UdSSR-Förderung), Uran; Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Nahrungsmittel- und Textilindustrie.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 0, 8 Mio. ha, Weideland 3, 3 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 0, 8 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 68. Getreide: Erzeugung 0, 3 Mio. t; Import 1, 6 Mio. t; Importanteil am Gesamtverbrauch 84 %. Bedeutende Anteile an der Gesamtproduktion der UdSSR bei Baumwolle (11 %). Daneben Anbau von Reis, Mais, Gemüse, Melonen, Gewürzpflanzen und Getreide; Schafhaltung und Seidenraupenzucht.

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 60 %, Außenhandels-saldo 1988: -1, 0 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Öl und Gas, Erzeugnissen der chemischen Industrie und des Maschinenbaus sowie bei Nahrungsmitteln. Hoher ausfuhrüberschuß bei Buntmetallen und Produkten der Leichtindustrie. Ökologie Umweltzerstörung als Folge der Baumwollwirtschaft; Bodenverknappung; ökologisch bedingte Gesundheitsschäden (Säuglingssterblichkeit).

XII. Turkmenistan

Offizielle Bezeichnung: Republik Turkmenistan 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 488100 qkm (2, 2 % der UdSSR) Hauptstadt: Aschchabad (0, 4 Mio. Einwohner) Grenzen zu Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, Iran Bodengestalt und Klima: zu 80 % Tiefebene (Wüste Karakum); Klima extrem kontinental.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 3, 6 Mio. (1, 3% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 7, 4 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titularnation: Name: Turkmenen (Eigenbezeichnung: Türkmen); Sprachgruppe: Türkisch; Religion: Sunnitisch-muslimisch. Starke Stammes-Strukturen. Anteile der Nationalitäten 1989: Titularnation 72%, Russen 9, 5%, Usbeken 9%, Kasachen 2, 5%.

Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 27, 4 %, Titularnation 34, 1 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1877 Beginn der Unterwerfung einzelner nomadisierender Stämme durch Rußland 1918 Proklamation der Turkestanischen Autonomen Sowjetrepublik nach erheblichen Kämpfen 1925 Turkmenische Sowjetrepublik; Landreform

1926 Beginn der Kollektivierung Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 22. 8. 1990; Unabhängigkeitserklärung am 27. 10. 1991. Unterstützt Unionsvertrag. Regierung unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft. Mitglied im Staatsrat der UdSSR.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident: S. Nijasow Regierungschef: Ch. Achmedow Außenminister: A. Kulijew Konservative kommunistische Mehrheit in Parlament und Regierung. So gut wie keine Oppositionsbildung.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Vier motorisierte Schützendivisionen, zwei Jagdflieger-Basen, eine Jagdbomber-Basis. Etwa 125 taktische Atomwaffen. MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen Keine bewaffneten Formationen. Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Bislang keine stärkeren interethnischen Konflikte bekannt geworden. Ethnisch unklare Grenzziehung. In Zukunft Konflikte mit Nachbarrepubliken um Wasserressourcen denkbar.

Außenpolitische Orientierung Kooperation mit Kasachstan und den mittelasiatischen Nachbarrepubliken vereinbart.

3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 21%, Land-und Forstwirtschaft 41%, Handel und Verkehr 18 %, Dienstleistungen 20 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: 11 % der UdSSR-Erdgasförderung (1970: 13 Mrd. m 3, 1980: 71 Mrd. m 3, 1989: 90 Mrd. m 3); 1% der UdSSR-Erdölförderung (1970: 15 Mio. t, 1980: 8 Mio. t, 1989: 6 Mio. t); Gewinnung von Schwefel.

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Metallurgie, Maschinenbau, Textilindustrie.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 1, 2 Mio. ha, Weideland 32, 5 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 9, 3 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 89. Getreideerzeugung 0, 3 Mio. t; Import 1, 2 Mio. t; Importanteil am Gesamtverbrauch 80 %. Bedeutende Anteile an der Gesamtproduktion der UdSSR bei Baumwolle (15%). Erzeugung von Getreide, Gemüse, Obst; Seidenraupenzucht, Weidewirtschaft (Karakulschafe).

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 60 %, Außenhandels-saldo 1988: 0 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Erzeugnissen des Maschinenbaus und der Nahrungsmittelindustrie. Hoher Ausfuhrüberschuß bei Öl und Gas sowie Erzeugnissen der Leichtindustrie. Ökologie Krisenregion am Ostufer des Kaspischen Meeres und Auswirkungen des Baumwollanbaus. Starker Einfluß ökologischer Faktoren auf Krankheitsund Sterblichkeitsraten.

XIII. Ukraine

Offizielle Bezeichnung: Ukraine 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Räche: 603 700 qkm (2, 7 % der UdSSR) Hauptstadt: Kiew (2, 6 Mio. Einwohner) Nationale Gebietskörperschaften: Wiedererrichtung einer autonomen Krimrepublik (2. 4 Mio., davon 1, 6 Mio. Russen, 0, 6 Mio. Ukrainer) Grenzen zu Rumänien, Ungarn, CSFR. Polen, Weißrußland, Rußland, Moldowa. Bodengestalt und Klima: Ebenen sowie Gebirgsregionen (Karpaten, Krim); gemäßigtes Kontinentalklima; an der Südküste der Krim subtropisches Klima.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 51, 8 Mio. (18% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 85, 9 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titularnation: Name: Ukrainer (Eigenbezeichnung: Ukrajinzy); Sprachgruppe: Ostslawisch; Religion: Russisch-Orthodox.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titularnation 73 %, Russen 22 %.

Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 3, 7 %, Titularnation 2, 5 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1654 Anschluß der Ukraine links des Dnjepr (Hetmanat) an Rußland 1795 Durch dritte Teilung Polens fällt die Ukraine rechts des Dnjepr an Rußland 1918 Unabhängigkeitserklärung 1922 Sowjetrepublik 1932-33 Kollektivierung und Getreideregulierung führen zu Hungerkatastrophe (6-8 Mio. Opfer)

1945 Gründungsmitglied der UNO 1989 Volksfront „Ruch“ (Bewegung)

Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 16. 7. 1990; Unabhängigkeitserklärung am 24. 8. 1991; unterstützte den 9+ 1-Prozeß und das Bemühen um einen neuen Unionsvertrag vor dem Putsch; nach dem Putsch wesentlicher Akteur bei der Bildung neuer zwischenstaatlicher Strukturen der UdSSR, aber strikt antizentralistische Haltung. Regierung unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft. Lehnt politischen Unionsvertrag ab, solange dieser zentrale Machtorgane konstituiert. Mitglied im Staatsrat der UdSSR. Mitglied der UNO. Diplomatische Anerkennung durch Polen, CSFR und Ungarn.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Parlamentspräsident: L. Krawtschuk Regierungschef: W. Fokin Außenminister: A. Slenko Nach den Parlamentswahlen 1990 konservative kommunistische Mehrheit in Parlament und Regierung, die sich zunehmend die Unabhängigkeitsparolen der nationalen Opposition zu eigen machte. Nach dem Putsch ließ Parlamentspräsident Krawtschuk die KP verbieten. Aus der nationalen Volksfront „Ruch“ entstand ein Mehrparteienspektrum in Opposition zur kommunistischen Parlamentsmehrheit, z. B. die Ukrainische Republikanische Partei mit rund 10000 Anhängern in der Westukraine, die Ukrainische Nationale Partei, die Sozialdemokratische Partei und andere. Starke regionale Unterschiede im Politisierungsprozeß zwischen der West-und Ostukraine. In der Westukraine sind nationale Unabhängigkeitsbestrebungen besonders stark ausgeprägt.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Strategische Nuklearwaffen (176 Trägersysteme mit 1240 Sprengköpfen), etwa 2600 taktische Nuklearwaffen, zwei Fernflieger-Basen, 20 motorisierte Schützendivisionen, neun Panzerdivisionen, sechs Jagdflieger-Basen, fünf Mittlere-Bomber-Basen, ein Radar des Raketenfrühwarnsystems in Sewastopol; Einheiten der Schwarzmeerflotte in Odessa und Sewastopol stationiert. Drei Divisionen der Truppen des sowjetischen Innenministeriums; seit September 1991 der Republik unterstellt.

MilitärpolitiklBewaffnete nationale Formationen In der Unabhängigkeitserklärung Ziele Neutralität und Nuklearwaffenfreiheit formuliert. Forderung nach Aufstellung einer nationalen Armee im Umfang von über 400000 Mann. Ernennung eines Verteidigungsministers der Republik am 3. 9. 1991.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Bislang keine nennenswerten interethnischen Konflikte im Innern, aber ethnisch ungenaue Grenzziehung zu Rußland. Gebiete mit starker oder mehrheitlich russischer Bevölkerung (Donbass). Auf der Halbinsel Krim besteht eine russische Bevölkerungsmehrheit, von der Teile zum Anschluß an die Republik Rußland tendieren. Umstrittene Grenzziehung auch gegenüber Moldowa.

Außenpolitische Orientierung Teilnahme am europäischen Integrationsprozeß laut Art. 10 der Souveränitätserklärung. Volle Integration in die Europäische Gemeinschaft angestrebt. Priorität bei bilateralen Beziehungen gegenüber Ungarn, Polen, der CSFR, Bulgarien, Rumänien und der Türkei. „Beträchtliche Interessen“ gegenüber Staaten mit ukrainischer Bevölkerung: USA (1, 5 Mio.) Kanada (1 Mio.), Brasilien (0, 4 Mio.). USA zur Anerkennung der Ukraine bereit, aber unter der Bedingung der Ratifizierung des Vertrags über Verringerung konventioneller Streitkräfte in Europa und des Start-Vertrags zur Reduzierung weitreichender Atomwaffen. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 40 %, Land-und Forstwirtschaft 20 %, Handel i und Verkehr 21 %, Dienstleistungen 19 %.

Bergbau und Rohstoffgewinnung: 50 % der Uran-förderung, 46 % der Eisenerzförderung, 24 % der Kohleförderung (1970: 207 Mio. t, 1980: 197 Mio. t, 1989: 180 Mio. t), 4 % der Erdgasförderung (1970: 61 Mrd. m 3, 1980: 57 Mrd. m 3, 1989: 31

Mrd. m 3), 1 % der Erdölförderung (1970: 14 Mio. t, 1980: 8 Mio. t, 1989: 5 Mio. t) der UdSSR. Die Kohleförderung ist weithin unrentabel geworden, da die Flöze erschöpft sind. Gewinnung von Blei, Mangan, Zink. 30% des Stroms stammt aus Kernkraftwerken.

Kernkraftwerke:

Standort Nettoleistung Reaktortyp Jahr der Inbetriebnahme (MW) Chmelnizki 1 x 950 Druckwasser 1988 Rowno 1 x 361 » 1981 1 x 384 » 1982 1 x 950 » 1987 Saparoshje 5 X 950 » 1985, 1987, 1988, 1989 Südukraine 3 x 950 » 1983, 1985, 1989 Tschernobyl 3 x 925 graphitmoderiert 1978, 1979, 1982

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Besonders entwickelt sind Metallurgie, chemische Industrie, Maschinenbau, Fahrzeug-und Schiffbau sowie Leichtindustrie (Textilien, Bekleidung, Schuhe). In der Ukraine werden etwa die Hälfte der Panzer und Raketen der sowjetischen Armee produziert (Probleme der Konversion). Weiter werden 36 % der Schwarzmetallerzeugnisse, 34 % der Stahlrohre, 36% der Wechselstrommotoren und ebenfalls 36 % der Fernsehgeräte in der Republik hergestellt. Die Industrie ist stark von Rohstoffimporten abhängig.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 33, 8 Mio. ha, Weideland 4, 7 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 0, 8 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 120. Getreide: Erzeugung 45 Mio. t; Export 4 Mio. t. Bedeutende Anteile an der Gesamtproduktion der UdSSR bei Getreide (26%), Zuckerrüben (53 %), Kartoffeln (27 %), Gemüse (26 %), Fleisch (22%); hauptsächlicher Tabakproduzent der UdSSR.

Verkehrswesen: Fernleitungen für Gas und Öl aus Rußland in den Westen. Schwarzmeerhäfen.

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 50%, Außenhandels-saldo 1988: — 2, 9 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Erzeugnissen der Leichtindustrie sowie bei öl und Gas; hoher Ausfuhrüberschuß bei Erzeugnissen der Schwarzmetallurgie und der Nahrungsmittelindustrie. Leichter Ausfuhrüberschuß bei Kohle und Strom. Stromexport auch in ehemalige RGW-Länder. Ökologie Land-und forstwirtschaftliche Flächen durch Erosion und Versalzung schwer geschädigt. Tschernobyl-Folgen; hoher Bestand an technologisch veralteten Chemiefabriken mit hoher Schadstoffemission, besondere Zuspitzung im Donezk-Becken.

XIV. Usbekistan

Offizielle Bezeichnung: Republik Usbekistan 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 447 400 qkm (2 % der UdSSR) Hauptstadt: Taschkent (2, 1 Mio. Einwohner)

Nationale Gebietskörperschaften: Autonome Republik der Karakalpaken (1, 2 Mio., davon 390000 Karakalpaken, 397000 Usbeken, 318000 Kasachen) Grenzen zu Afghanistan, Turkmenistan, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan.

Bodengestalt und Klima: 70% des Territoriums sind Halbwüsten und Wüsten; Gebirgszonen; Klima extrem kontinental und trocken.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 20, 3 Mio. (7% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 45, 4 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titulamation: Name: Usbeken (Eigenbezeichnung: Ösbek); Sprachgruppe: Türkisch; Religion: Sunnitisch-muslimisch.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titulamation 71%, Russen 8%, Tadschiken 5%, Kasachen 4 %, Tataren 2 %, Karakalpaken 2 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 28, 7 %, Titulamation 33, 8 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1876 Russische Oberherrschaft über die Khanate Buchara, Chiwa und Kokand 1920 Khanat Chiwa wird Choresmische Sowjetische Volksrepublik Khanat Buchara wird Sozialistische Volksrepublik 1924 Unionsrepublik 1929 Ausgliederung der Tadschikischen ASSR 1936 Eingliederung der Karakalpakischen ASSR (zuvor bei der RSFSR)

1983 Parteichef Raschidow begeht in Moskau Selbstmord, nachdem durch Andropow seine Verwicklung in die Baumwoll-Korruptionsaffäre aufgedeckt wird Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 20. 6. 1990; Unabhängigkeitserklärung am 31. 8. 1991; unterstützte Unionsvertrag und tritt nach dem Putsch für die Bildung neuer Unionsstrukturen ein. Regierung unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft. Mitglied des Staatsrats der UdSSR.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Präsident und Regierungschef: I. Karimow Außenminister: S. Asimow Konservative kommunistische Mehrheit in Parlament und Regierung; nach dem Putsch Lostrennung von der KPdSU und Umbenennung der KP. Opposition: Nationale Volksfront Birlik („Einheit“), deren Abspaltung Erk („Freiheit“) als Partei registriert ist.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Eine motorisierte Schützendivision, eine Jagdbomber-Basis, eine Division der Truppen des sowjetischen Innenministeriums. Etwa 100 taktische Atomwaffen.

Militärpolitik! Bewaffnete nationale Formationen Mitte September Einrichtung eines „Ministeriums für Angelegenheiten der Verteidigung“. Nationalgarde im Aufbau. Große illegale Waffenbestände in einzelnen Regionen.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Interethnische Konflikte mit besonderer Gewalteskalation 1989 (Pogrom an den Turk-Mesketen). Verstärkte Auswanderung von Russen. Interrepublikanischer Konflikt mit Tadschikistan wegen Minderheiten der eigenen Volksgruppe in der jeweils anderen Republik. Gebietsansprüche gegenüber Kirgisien (Teile des Fergana-Tals in der Provinz Osch). Islamisch-fundamentalistische Gruppierungen in einzelnen ländlichen Regionen. Ethnisch unklare Grenzziehung. In Zukunft Konflikte mit Nachbarrepubliken um Wasserressourcen denkbar.

Außenpolitische Orientierung Kontaktaufnahme zu außenwirtschaftlichen Partnern in der asiatischen Staatenwelt, besondere Orientierung auf Südkorea; kulturelle Anlehnung an islamische Staatenwelt. Kooperation mit Kasachstan und den mittelasiatischen Nachbarrepubliken vereinbart. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 24%, Land-und Forstwirtschaft 38%, Handel und Verkehr 17 %, Dienstleistungen 21 %. Bergbau und Rohstoffgewinnung: 5 % der UdSSR-Erdgasförderung (1970: 32 Mrd. m 3, 1980: 35 Mrd. m 3, 1989: 41 Mrd. m 3); geringe Erdölförderung (3 Mio. t) sowie Kohleförderung (6 Mio. t). Gewinnung von Buntmetallen. Goldförderung etwa 75 t/Jahr, d. h. 25 % der UdSSR-Förderung. Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Chemische Industrie (Düngemittelproduktion) sowie Maschinenbau (Landmaschinen). Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 4, 5 Mio. ha, Weideland 21, 5 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 1, 3 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 68. Getreide: Erzeugung 1, 6 Mio. t; Import 6, 1 Mio. t, Importanteil am Gesamtverbrauch 79 %. Monokultur Baumwolle (über 60 % der Erzeugung der UdSSR) hat Gemüse-und Getreideerzeugung zurückgedrängt; 90 % der Anbauflächen müssen künstlich bewässert werden. Wichtigster Zweig der Viehwirtschaft ist die Schafzucht (Karakulschafe).

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 55%, Außenhandels-saldo 1988: — 2, 5 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei Erzeugnissen des Maschinenbaus, der Schwarzmetallurgie, Holz, Papier sowie Öl und Gas. Hoher Ausfuhrüberschuß bei Erzeugnissen der Leichtindustrie und der Landwirtschaft. Ökologie Bodenzerstörung durch Folgen der künstlichen Bewässerung; Austrocknung des Aralsees durch Entzug des Wasserzulaufs. Besondere Zuspitzung in der Autonomen Republik der Karakalpaken in der Aral-Region: angeblich über 60 % der Bevölkerung krank, höchste Säuglingssterblichkeit in der UdSSR.

XV. Weißrußland

Offizielle Bezeichnung: Republik Bjelarus 1. Geographie und Bevölkerung Geographie Fläche: 207600 qkm (0, 9 % der UdSSR) Hauptstadt: Mensk [Minsk] (1, 6 Mio. Einwohner) Grenzen zu Polen, Litauen, Lettland, Rußland, Ukraine.

Bodengestalt und Klima: Flachland mit großen Mooren und Sümpfen; milde Winter, mäßig warme Sommer.

Bevölkerung Einwohner am 1. 1. 1990: 10, 3 Mio. (3, 6% der UdSSR)

Bevölkerungsdichte: 49, 4 Einwohner/qkm (UdSSR: 12, 9) Titularnation: Name: Weißrussen (Eigenbezeichnung: Bjelarus); Sprachgruppe: Ostslawisch; Religion: Russisch-Orthodox.

Anteile der Nationalitäten 1989: Titularnation 78 %, Russen 13 %, Polen 4 %, Ukrainer 3 %. Bevölkerungswachstum 1989 gegenüber 1979: Gesamtbevölkerung 6, 5 %, Titularnation 4, 4 %. 2. Politik Neuere Geschichte 1795 Weißrußland fällt im Zuge der polnischen Teilung an Rußland 1919 Proklamation einer sozialistischen Sowjetrepublik

1922 Gründungsmitglied der Sowjetunion 1937-39 Viele Opfer durch stalinistischen Terror 1945 Gründungsmitglied der UNO 1989 Gründung einer Volksfront Unabhängigkeitsstatus Souveränitätserklärung am 27. 7. 1990; Unabhängigkeitserklärung am 26. 8. 1991; unterstützte Unionsvertrag vor dem Putsch und nach dem Putsch die Bildung neuer Unionsstrukturen. Regierung unterzeichnete Vertrag über die Wirtschaftsgemeinschaft. Mitglied im Staatsrat der UdSSR.

Politische Führung und Kräfteverhältnisse Parlamentspräsident: St. Schuschkjewitsch Regierungschef: W. Kebitsch Außenminister: P. Krawtschenko Nach den Parlamentswahlen 1990 war Weißrußland im Westen der Sowjetunion die am konservativsten regierte Republik; Mehrheit kommunistischer Funktionäre in Parlament und Regierung. Allerdings kam es zur Spaltung der KP mit der Bildung eines Demokratischen Blocks und erheblichem Verlust an Mitgliedern. Opposition: Nationale Volksfront und aus ihr abgeleitete Parteien.

Sowjetisches Militärpotential 1990 Strategische Nuklearwaffen (zwei Basen mobiler Interkontinentalraketen vom Typ SS 25), zehn motorisierte Schützendivisionen, neun Panzerdivisionen, zwei Artilleriedivisionen, eine Luftlandedivision, drei Jagdflieger-Basen, fünf Jagdbomber-Basen, fünf Mittlere-Bomber-Basen, eine Division der Truppen des sowjetischen Innenministeriums (seit August 1991 dem Innenministerium der Republik unterstellt). Etwa 1120 taktische Atomwaffen.

Militärpolitik/Bewaffnete nationale Formationen Verfassungsziele: neutraler und nuklearwaffenfreier Staat, Recht auf eigene Streitkräfte. Aufstellung von Territorialstreitmacht im Umfang von 33000 Mann beschlossen.

Grenzprobleme und Konfliktpotentiale Latente Gebietsansprüche zwischen Weißrußland und Litauen; keine nennenswerten interethnischen Konflikte. Ethnisch ungenaue Grenzziehung zu Rußland, zur Ukraine und zu Litauen. Parlament hat allerdings den Verzicht auf Grenzrevisionen erklärt.

Außenpolitische Orientierung Bilaterale Beziehungen mit Staaten Ostmitteleuropas (Polen, Ungarn) vereinbart und mit westlichen Staaten angestrebt. 3. Wirtschaft Wirtschaftsbereiche Beschäftigtenstruktur 1988: Industrie und Bau 40 %, Land-und Forstwirtschaft 22 %, Handel und Verkehr 20 %, Dienstleistungen 18 %. Bergbau und Rohstoffgewinnung: Torf, Salze, Phosphoritabbau; keine Energierohstoffe (Ölförderung nur 2 Mio. t/Jahr).

Schwerpunkte der verarbeitenden Industrie: Spezialisierung auf Chemikalien, Maschinenbau, Leichtindustrie. Die entwickelte Industrie ist stark von Rohstoffimporten abhängig.

Landwirtschaft (1987/1988): Ackerland 6, 1 Mio. ha, Weideland 1, 8 Mio. ha, landwirtschaftliche Nutzfläche je Einwohner 0, 9 ha. Index der landwirtschaftlichen Produktion je Einwohner (UdSSR = 100) 163. Getreide: Erzeugung 7, 3 Mio. t; Import 2, 1 Mio. t, Importanteil am Gesamtverbrauch 23 %. Bedeutende Anteile an der Gesamtproduktion der UdSSR bei Leinfasern (24%), Kartoffeln (16%), Rindfleisch (6%), Milch (7%); bei Getreide durchschnittlicher Anteil (4%).

Außenwirtschaftliche Beziehungen mit den anderen Sowjetrepubliken sowie mit dem Ausland Gesamter Außenhandel mit „materiellen“ Gütern: Außenhandelsquote 1988: 70 %, Außenhandels-saldo 1988: — 2, 1 Mrd. Valutarubel.

Hoher Einfuhrüberschuß bei metallurgischen Erzeugnissen, Öl und Gas sowie landwirtschaftlichen Vorprodukten (Düngemittel usw.). Ausfuhrüberschuß bei Maschinenbauerzeugnissen und Produkten der Leicht-und Nahrungsmittelindustrie. Ökologie Langzeitschäden durch Tschernobyl-Katastrophe in einer Größenordnung von mehreren hundert Mrd. DM.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Roland Götz, Dr. oec. publ., geb. 1943; Wissenschaftlicher Referent am Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien (BI Ost), Köln. Veröffentlichungen u. a.: Die Wirtschaft der baltischen Staaten, in: Boris Meissner (Hrsg.), Nationen: Estland, Lettland, Litauen, Köln 19912; Die Schattenwirtschaft in der Sowjetunion, in: Der Überblick, (1991) 3. Uwe Halbach, Dr. phil., geb. 1949; Wissenschaftlicher Referent am BI Ost. Veröffentlichungen über mittelalterliche russische Geschichte, Nationalitätenbeziehungen in der Sowjetunion und den Islam.