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Die Männerfrage | APuZ 6/1993 | bpb.de

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APuZ 6/1993 Die Männerfrage Alles unter Kontrolle? Emanzipation der Frauen versus Konservatismus der Männer Zur Entwicklung der sozialen Geschlechterverhältnisse in den neuen Bundesländern „Die Wiedervereinigung der deutschen Männer braucht keine Frauen ..." Frauen als Wendeverliererinnen?

Die Männerfrage

Walter Hollstein

/ 33 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Seit der Feminismus die Frauenfrage gestellt hat, gibt es auch eine Männerfrage. Die Veränderung der weiblichen Rolle zieht mit Notwendigkeit auch die Problematisierung der männlichen Rolle nach sich. Daß Frauen-und Männerfrage sich gegenseitig bedingen, ist allerdings noch nicht deutlich genug ins öffentliche Bewußtsein getreten. Die Geschlechterverhältnisse zwischen Frauen und Männern sind noch immer von Ungleichheit geprägt. Männer besetzen im öffentlichen Leben die meisten und wichtigsten Positionen, sie haben bessere Arbeitsmöglichkeiten und höhere Karrierechancen. Auch privat sind Frauen unterprivilegiert, fällt ihnen die Hauptlast an Hausarbeit, Kindererziehung und „Beziehungsarbeit“ zu. In den letzten Jahren brechen diese Ungerechtigkeiten und Widersprüche allmählich auf, ohne bisher indessen gerecht gelöst zu sein. Aber die privilegierte männliche Rolle hat auch ihre Schattenseiten. Die Verknüpfung von Männlichkeit mit Leistung, Härte und Konkurrenz bedingt innere Ohnmacht, Krankheit und verkürzte Lebenserwartung. Für männliche Macht muß ein hoher Preis entrichtet werden. In jüngster Zeit gibt es zunehmend Männer, die mit ihrer traditionellen Rolle nicht mehr zufrieden sind. Daraus ist der „Embryo“ einer Männerbewegung entstanden, die sich für eine veränderte Männlichkeit und für demokratische Geschlechterverhältnisse einsetzt.

I. Vorbemerkungen

Seit die Frauenfrage gestellt ist, gibt es auch eine Männerfrage. Weil Frauen und Männer komplementär aufeinander bezogen sind, bedingt die eine -was nur logisch ist -die andere. Die französische Philosophin und Geschlechterforscherin Elisabeth Badinter schreibt dazu: „Mann und Frau sind, wohin wir auch blicken, nicht nur verschieden, sondern ergänzen einander so gut, daß sie zusammen beinahe allmächtig sind: Herren des Lebens und Urheber ihres Überlebens, ihrer Freuden und der notwendigen affektiven Wärme, ohne die auch das Humane verkümmert. Voneinander getrennt, scheinen sie sowohl nutzlos als auch in Todesgefahr zu sein, so als wäre nur die Einheit beider sinnvoll und wirksam. Beide müssen sich zusammentun und zusammen wirken, damit die Menschheit vollständig ist ... Nichts deutet von vornherein darauf hin, daß das eine Geschlecht überlegen oder das andere im geringeren Maße notwendig wäre.“

Dieser grundsätzlichen Komplementarität von Frauen und Männern tritt im Laufe der Geschichte eine spezielle zur Seite, die die historisch entstandene Arbeitsteilung der Geschlechter betrifft Der Mann macht sich zuständig für die Außenwelt, das Gemeinwesen, die Politik und die Erwerbstätigkeit; der Frau werden die Bereiche von Innen-welt, Hausarbeit, Kindererziehung und Reproduktion der männlichen Arbeitskraft zugewiesen. Damit entstehen nicht nur männliche und weibliche Rollen, sondern auch diesen zugeordnete Verhaltenserwartungen und Eigenschaftsprofile: Den Männern stehen Macht, Herrschaft, Kontrolle, Rationalität und Logik zu, den Frauen bleiben Unterwerfung, Hingabe, Fürsorge und Emotionalität. Die neue Frauenbewegung und die ihr zugrunde-liegenden Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt attackieren diese historisch gewachsene Arbeitsteilung der Geschlechter. Der massive Eintritt der Frauen ins Erwerbsleben, die sukzessive Reform diskriminierender Gesetze, die sexuelle Revolution und die Geburtenkontrolle, der Feminismus und die sich verstärkende Debatte in der Öffentlichkeit um die Beziehungen zwischen den Geschlechtern bedingen nicht nur die Erosion der traditionellen Frauenrolle, sondern auch die Notwendigkeit, die Männerrolle zu reflektieren und zu verändern. Der Boom von Männertiteln auf dem Buchmarkt spiegelt die Aktualität des Themas wider. Einer der Autoren hat notiert, daß es niemals in der neueren Geschichte so viele unruhige Männer gegeben habe, die auf der Suche sind: Gesucht wird eine neue männliche Identität, nachdem die alte brüchig geworden ist. Gefunden werden muß überdies ein neues Arrangement mit dem anderen Geschlecht, das zeitgemäße „Verträge“ über eine neue Arbeitsteilung in Beziehung, Haushalt und Kindererziehung schließt

Die männliche Zähigkeit, sich verbissen, trickreich und voller Angst vor Innovationen an überkommene Geschlechterverhältnisse zu klammern, statt endlich offensiv eigene Vorschläge für eine Geschlechterdemokratie zu formulieren und diese dann auch umzusetzen, schafft nicht nur neue Konflikte, sondern den Männern zusätzliche Probleme. Auch im Geschlechterkampf bestätigt sich das russische Wort über jene, die vom Leben bestraft werden, wenn sie historisch zu spät kommen: Es gehört wenig Prophetie dazu vorauszusagen, daß bald Quotenregelungen und Antidiskriminierungsgesetze die Männer zwingen werden, angestammte Positionen zu räumen oder zumindest zu teilen.

Diesen Tatbestand haben Bundestagsabgeordnete der SPD 1989 auf die griffige Formel gebracht, daß die Frauenfrage eine Männerfrage ist. „Hartnäckiger männlicher Widerstand“ verhindere eine wirk- liehe Frauenförderungs-und Gleichstellungspolitik: „Männer fühlen sich in der Regel nicht zuständig und verweigern ihre Mitarbeit und Unterstützung im privaten Bereich wie in der Öffentlichkeit ... Die Frauenförderungs-und Gleichstellungspolitik stößt dort an ihre Grenzen, wo Männer nicht in der Lage oder bereit sind, sich dem Prozeß der notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen zu öffnen.“ Deshalb wurde eine öffentliche Anhörung vorgeschlagen: „Die Anhörung soll Anstöße geben, wie Gleichstellungspolitik aus ihrem frauen-politischen Ghetto befreit werden kann und wie, gemeinsam mit männlichen Verbündeten, neue wirksame Maßnahmen ergriffen werden können.“ Diese Veranstaltung fand am 28. und 29. Juni 1989 in Bonn statt und kann -retrospektiv betrachtet -als ein wichtiger Meilenstein in der politischen Veränderung der Geschlechterverhältnisse in der Bundesrepublik gewertet werden.

Daß eine Mehrheit der Männer schnellere und effizientere Fortschritte in der Geschlechterfrage blockiert, ist richtig und empirisch nachweisbar Trotzdem „quietscht“ die These von der Frauenfrage als Männerfrage an jener Stelle, wo der Anschein entsteht, als ginge es bei der ganzen Problematik vor allem um einen subjektiven Aushandlungsprozeß der beiden Geschlechter. Wird so gedacht, wäre dies zu kurz gedacht. Männer-frage und Frauenfrage sind eine gesellschaftliche Frage, insofern Männer und Frauen jeweils gesellschaftliche Positionen und Aufgaben verkörpern. Die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern ist eine gesellschaftliche Arbeitsteilung, die in der Geschichte objektiv entstanden und von dieser tradiert ist. In diesem Sinne sind wir alle nicht nur die Subjekte dieser Arbeitsteilung, sondern auch -vielleicht sogar vor allem -deren Opfer.

Das heißt, daß gesellschaftliche Veränderungen eine notwendige Voraussetzung für die sukzessive Umgestaltung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung bedeuten. Es heißt, daß Staat und Wirtschäft alle Möglichkeiten bereitstellen müssen, damit Männer und Frauen eine neue Arbeitsteilung auch praktizieren können. Es heißt, daß gesellschaftliche Institutionen wie Schulen, Ausbildungsstätten und Massenmedien ein anderes Männer-und Frauenbild zu vermitteln haben. Diese Tatbestände entbinden allerdings keinen Mann von der Pflicht zur männlichen Bewußtseinserweiterung. Männer stehen vor der Herausforderung der Frauenbewegung, deren historische Richtigkeit ebenso anzuerkennen ist wie ihre sozialen und politischen Forderungen.

Inzwischen haben sich für das männliche Geschlecht die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erheblich geändert: Der Mann ist nicht mehr der unbestrittene Herrscher der Außenwelt; auch die meisten Frauen sind heute erwerbstätig (1989: DDR: 82 Prozent; BRD: 60 Prozent). Damit verschiebt sich notwendigerweise die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern. Je mehr Frauen berufliche Kompetenzen erwerben, desto mehr Männer sind im Haushalt und bei der Kindererziehung gefordert. Diese Veränderungen werden sich in den kommenden Jahrzehnten auch bei der gesellschaftlichen Verteilung von Arbeit niederschlagen müssen.

II. Die gesellschaftliche Ungleichheit

Noch immer besetzen Männer die meisten und die qualitativ wichtigsten Positionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie werden zudem häufig auch dann besser bezahlt, wenn sie die exakt gleichen Leistungen erbringen wie Frauen. Dementsprechend ist „der größte Teil der deutschen Bevölkerung mit dem derzeitigen Stand der Gleichberechtigung von Frau und Mann nicht zufrieden.“ Auf die Frage, ob für die Gleichberechtigung bisher zuviel, zuwenig oder genug getan wurde, antworten im Rahmen entsprechender Untersuchungen in den alten Bundesländern 63 Prozent der Befragten, daß zuwenig getan worden sei (58 Prozent Männer; 68 Prozent Frauen); in den neuen Bundesländern sind 61 Prozent dieser Ansicht (57 Prozent Männer; 65 Prozent Frauen). „Insgesamt ist also der größte Teil der Bevölkerung mit den bisherigen Anstrengungen zur Gleichberechtigung weitgehend unzufrieden. Extreme Unterschiede zwischen Ost-und Westdeutschland werden ... dann deutlich, wenn es um die Frage geht, wie die Verwirklichung der Gleichberechtigung denn erreicht werden könnte.“ In den alten Bundesländern werden individuelle Lösungsmuster vorgeschlagen; in den neuen Bundesländern wird die Gleichstellung der Geschlechter als Problem des Staates begriffen 1. Ungleichheit im öffentlichen Leben Die Repräsentation von Frauen in Parteien, Gewerkschaften und Kirchen einerseits und in den politischen Gremien vom Gemeinderat bis zum Bundestag andererseits hat sich seit dem Ende der sechziger Jahre kontinuierlich verbessert. Trotzdem entspricht sie nicht annähernd dem Frauenanteil an der Gesamtbevölkerung (199: 51, 8 Prozent) 8. Wiewohl der politische und gewerkschaftliche Organisationsgrad der Frauen stark gestiegen ist, sind Frauen in den Führungspositionen von Parteien, Gewerkschaften und Kirchen noch immer unterrepräsentiert.

In der DDR war die politische und gewerkschaftliche Repräsentation der Frauen besser, was allerdings einzig für die unteren und mittleren Positionen der Machtapparate galt: „Je höher die Position, um so stärker die Dominanz der Männer.“ Politische Macht wird nach wie vor von Männern ausgeübt -ist männlich. In beiden deutschen Staaten hatten und im vereinigten Deutschland haben Frauen auf der Ebene von Ministern und Staatssekretären nur Alibifunktionen

In die politischen Eliten der beiden Gesellschaften sind also nur wenige Frauen vorgedrungen. Der von dem Siegener Soziologen Rainer Geißler angestellte Vergleich führt in diesem Fall zu einem abweichenden Ergebnis: „Nicht in der DDR, sondern in der Bundesrepublik sind Politikerinnen besser in den Spitzenpositionen vertreten. Die Diskussion um die Frauenquote in den letzten Jahren zeigt allmählich Wirkung. In den Bundesvorständen der Grünen (54 Prozent), der SPD (35 Prozent) und der CDU (27 Prozent) sind Frauen inzwischen relativ häufiger zu finden als an der Parteibasis. In den Landesregierungen erhöhte sich der Anteil der Ministerinnen auf 18 Prozent.“

Die Ansichten zur politischen Gleichstellung der Geschlechter sind -in Abhängigkeit von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialstrukturellen Gruppierung -sehr verschieden. Angehörige der unteren Schichten (z. B. un-und angelernte Arbeiter) setzen sich auffallend weniger für die weibliche Gleichberechtigung ein als die Männer der Mittelschichten; dieser Befund gilt auch für alle anderen Bereiche der Geschlechterfrage 2. Ungleichheit in der Erwerbstätigkeit Männer besitzen bessere Arbeitsmöglichkeiten und höhere Karrierechancen; sie werden im Durchschnitt besser bezahlt als Frauen, und ihr Arbeitsplatz ist sicherer. Diese Wirklichkeit wird von der gängigen Rechtsprechung legitimiert, die Männer nach wie vor favorisiert und Frauen tendenziell diskriminiert. „Betrachtet man die Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben und die Reaktionen des Rechts auf sie, so zeigt sich ein buntscheckiges, insgesamt desolates Bild. Es gibt keinen einzigen Bereich, in dem Gesetzgebung und Rechtsprechung oder die Tarifvertragsparteien die Gleichberechtigung der Frau im Erwerbsleben haben in der Realität durchsetzen können. Zudem gibt es einige Bereiche, in denen ein solches Bemühen dieser Institutionen jedenfalls nicht erkennbar ist.“

In der DDR sind die Frauen in erheblich größerem Maße (der Beschäftigungsgrad lag bei über 80 Prozent) und in selbstverständlicherer Weise einer Berufstätigkeit nachgegangen als in der Bundesrepublik, wiewohl sich auch hier die Verhältnisse seit dem Ende der sechziger Jahre verbessert haben. Trotz aller Fortschritte verbleiben substantielle Benachteiligungen im Vergleich zu den Männern: „Frauen werden zwar zunehmend in die bezahlten Arbeitsprozesse einbezogen, dennoch haben sich in der Arbeitswelt der beiden Gesellschaften markante Ungleichheiten zu ihrem Nachteil erhalten. Zum einen existieren geschlechtsspezifisch geteilte Arbeitsmärkte, die für Frauen schlechtere Arbeitsbedingungen, niedrigere Einkommen sowie höhere Armuts-und Arbeitsplatzrisiken mit sich bringen. Zum anderen stoßen Frauen auf erhebliche Hindernisse beim Aufstieg in'die höheren Etagen der Berufshierarchien.“ 3. Ungleichheit in der Familie Die rechtlichen und realen Voraussetzungen für die Lebensbedingungen der Frauen in Beziehung, Ehe und Familie haben sich in den vergangenen zwölf Jahren sukzessive verbessert. Unbestritten -in allen Untersuchungen -ist, daß sich das weibliche Rollenbild ebenso verändert hat wie das männliche; starre Rollenfixierungen sind nur noch in den Unterschichten und dort -in geballter Form -auch nur ganz unten anzutreffen. Trotzdem weisen auch diese Fortschritte noch nicht in Richtung Gleichstellung von Frau und Mann im häuslichen Bereich. Die Arbeitsteilung im Haushalt ist in der Mehrheit der Fälle nach wie vor traditionell: „Der Stabilität des männlichen Rollenbildes entspricht eine bemerkenswerte Starrheit in der Aufteilung der Hausarbeit. Die den Frauen und Männern in Haushalt und Familie zugeschriebenen Aufgaben sind nach wie vor ziemlich eindeutig festgelegt. Jeder/jede hat im Haushalt sein/ihr Revier.“ Konkret bedeutet dies, daß von Frauen Tätigkeiten wie Waschen, Bügeln, Nähen, Zubereitung der Mahlzeiten, Aufräumen, Saubermachen, Erledigung des Abwaschs, Beaufsichtigung der Kinder und von Männern Tätigkeiten rund ums Auto, das Reparieren von Haushaltsgegenständen oder geschäftlicher Briefwechsel übernommen werden. Beim privaten Briefwechsel, Einkäufen und Schuhe putzen gleichen sich weibliche und männliche Aktivitäten zunehmend an

Neueste Befragungen dokumentieren übrigens, daß Männer wie Frauen die Arbeit in Haushalt und Familie ebensohoch bewerten wie die Erwerbstätigkeit Dementsprechend möchten auch immer weniger Männer die Hausarbeit ganz den Frauen überlassen. Dieser kognitive Wandel bei den Männern bedeutet indessen in den meisten Fällen noch keine Verhaltensveränderung. Haushalt, Kindererziehung und die Aufrechterhaltung der Familie liegen nach wie vor in der primären Verantwortung der Frau. „Auch durch die Berufs-tätigkeit der Frau wird das traditionelle Gefüge im Haushalt nicht umgestürzt. Allerdings gibt es interessante Variationen. Die Partner berufstätiger Frauen fühlen sich in höherem Maße für Hausarbeiten (auch • Aufräumen und Waschen) verantwortlich, jedoch insbesondere dann, wenn (noch) kein Kind zu betreuen ist. Die berufstätigen Frauen selbst dagegen -ob mit oder ohne Kinder -reduzieren ihren Beitrag zur Haushaltsführung nicht. Eine durch Beruf und Kind doppelt belastete Frau nimmt auch eine dritte Belastung -den Haushalt -auf sich.“

Jüngere Väter beteiligen sich heute in stärkerem Maße an der Kindererziehung. Allerdings nehmen sie sich vorzugsweise der „hedonistischen Tätigkeiten“ des Spielens, Wanderns und Erzählens an und überlassen den Müttern die unangenehmeren Pflichten der Pflege und Ernährung. Mit wenigen Ausnahmen -sie betreffen in erster Linie teilerwerbstätige Männer und Hausmänner -rangieren Erziehungsaufgaben beim männlichen Geschlecht deutlich hinter Erwerbstätigkeit und Karriere. „Die (verbale) Aufwertung, die die Arbeit erfahren hat, die in den Räumen stattfindet, in denen traditionell Frauen arbeiten, führt nicht dazu, daß Männer nun in diese Arbeitsbereiche einbrechen.“

In den Beziehungen der Geschlechter zueinander fällt als deutlichster Fortschritt die „Demokratisierung“ des männlichen Frauenbildes auf Männer stellen sich nicht mehr selber auf ein Podest, von dem sie auf die Frauen herabschauen, wie es noch Helge Pross in ihrer Untersuchung moniert hatte, sondern werten Frauen mittlerweile als selbständige, gleichberechtigte und in manchem (Gesundheit, Lebenserwartung, Gefühle, sexuelle Erlebnisfähigkeit) dem eigenen Geschlecht überlegene Wesen. Solcherart Bewußtseinswandel äußert sich z. B. darin, daß die heutigen Männer sich partnerschaftlicher verhalten: „Die größere Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Frauen ist am deutlichsten erkennbar in einer stärkeren Beweglichkeit außerhalb der Familie. Hier ist »Emanzipation 4 im Wortsinne durchgesetzt. Als Indikator wurde das Ausgehen ohne Partner benutzt.“ Die traditionelle männliche Doppelmoral, sich Freiheiten zu nehmen, ohne sie auch der Frau einzuräumen, läßt sich nur noch in der unteren Unterschicht konstatieren. „Diese eklatante Widersprüchlichkeit ... besteht in allen anderen Schichten überhaupt nicht mehr. Es hat sich sogar tendenziell umgedreht. Die Männer der Oberschicht, der beiden Mittelschichten und der oberen Unterschicht gestehen ihren Partnerinnen mehr Freiheiten zu, als sie sich selber nehmen.“ Auch familiäre Entscheidungsprozesse haben sich in den letzten Jahren demokratisiert. „Die Zunahme der Gemeinsamkeit ... ist dann besonders spürbar, wenn es um finanzielle Verpflichtungen geht. Die klassische Form der ehelichen Aufgabenteilung, wonach die Frauen die Hausarbeit machten und die Männer das Sagen hatten, hat sich überlebt. Die Machtstrukturen in der Familie haben sich aufgelockert, die viel bemühte soge-nannte Ressourcentheorie, derzufolge die Verfügung über Geld und Geltung sich auch auf die innerfamiliäre Meinungsbildung auswirkt, scheint nicht mehr zu greifen.“

Dementsprechend bewertet eine Mehrheit der deutschen Männer inzwischen die Emanzipationsbewegung der Frauen positiv. Auch Konfliktfähigkeit und „Streitkultur“ deutscher Paare sind gewachsen. „Auswüchse in Richtung Gewalt haben offenbar nur wenige Streitigkeiten zwischen Paaren: 4 Prozent sagen, beim Streit würden auch schon mal Gegenstände fliegen, bei einem Prozent kommt es zur Prügelei oder zu anderen Handgreiflichkeiten.“ Insbesondere Männer neigen aufgrund ihrer Sozialisation zur „Lösung“ von Konflikten mit den Mitteln der Gewalt. Diese Problematik wird in jüngster Zeit „aber durch zunehmende Diskussionen in der Öffentlichkeit allmählich enttabuisiert“, überdies organisieren sich auch vermehrt „Männer gegen Männergewalt“ 4. Der Stand der Dinge Die Fortschritte in der Geschlechterfrage sind unleugbar. Zum erstenmal in der Geschichte männlicher Hegemonie sind die Weichen der Entwicklung in Richtung Geschlechterdemokratie gestellt Trotzdem gibt es noch immer strukturelle Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, die auf der materiellen Ebene fast ausnahmslos zu Lasten der Frauen gehen. Diesen Tatbestand den Männern allein anzulasten wäre ebenso falsch, wie unrealistisch. Auch Fraktionen des Feminismus konzedieren inzwischen die aktive Mitwirkung der Frauen an den bestehenden Geschlechterverhältnissen und deren Defiziten: „Frauen bezeichnen häufig die Arbeitsteilung als egalitär, die sich bei genauen Nachfragen als ungleich herausstellt. Beteiligen sich Männer an Haus-und Familienarbeit, zeigen Frauen eine Haltung der Nachsicht und Dankbarkeit und bestehen nicht unbedingt auf einer gleichmäßigen Arbeitsteilung.“

In empirischen Untersuchungen wird inzwischen eine Tendenz zur Stagnation in den Geschlechterverhältnissen konstatiert; jedenfalls ist die rasante Entwicklung der siebziger Jahre gebremst. Seitens der Frauen wird „Widerstand ... nicht sichtbar. Bedeutet das eine Anpassung an das Unvermeidliche und ein höheres Maß an Pragmatismus? Oder stehen dahinter Resignation und ein Rückschlag des Pendels der Ansprüche und Erwartungen? Die häufiger als früher anzutreffende Antwortkategorie „Das kommt auf die Umstände an', die nüchterne Art der Begründungen deuten jedenfalls darauf hin, daß auf Seiten der Frauen die Hoffnung auf große Lösungen und allgemeingültige Rezepte nachgelassen hat. Gefragt ist eine Politik der kleinen Schritte. Den Männern wird es damit zweifellos leichter, Lippenbekenntnisse zur Mithilfe abzugeben, die in der Regel doch nicht sofort eingeklagt werden.“ In den USA notieren Beobachterinnen und Beobachter der Geschlechterszene bereits ein „backlash“ in der Geschlechterfrage.

Angesichts der Komplexität der Frauen-und Männerproblematik ist realistischerweise nicht von der Vorstellung linearen Fortschritts auszugehen, vielmehr sollten auch Rückschritte und Gegenbewegungen einkalkuliert werden. Trotzdem ist man sich -von Radikalfeministinnen und machistischen Männern abgesehen -in der Basis-Literatur darüber einig, daß der begonnene Weg zur Geschlechterdemokratie irreversibel ist. 5. Ost und West im Vergleich Wie oben schon erwähnt worden ist, waren die Frauen der DDR in erheblich höherem Maße erwerbstätig als die der Bundesrepublik. Frauen und Männer sollten in der DDR in allen Lebensbereichen gleiche Rechte haben, und diese wurden, soweit dies die Teilnahme am Erwerbsleben betraf, auch weitgehend eingelöst. Die ostdeutschen Frauen waren gleichberechtigt, den Männern gitichgestellt waren sie dennoch nicht. Nach wie vor bestanden (ungerechtfertigte) Einkommensunterschiede, Karrierechancen wurden eher den Männern vorbehalten, die männliche Rolle blieb in ihrer traditionellen Ausformung erhalten „Die Verhältnisse in der DDR haben nicht nur eine Gesellschaft und die Menschen deformiert, sondern in einer spezifischen Weise auch gesellschaftsrelevante Problemstellungen verhindert. Hierzu sind die Fragen nach der Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter zu zählen, die wohl theoretisch propagiert, aber in der konkreten gesellschaftlichen Wirklichkeit wenig garantiert wurden. Das Geschlechterrollenstereotyp in der damaligen DDR prävalierte das männliche Geschlecht. Obwohl für Frauen die gesellschaftliche Grundvoraussetzung der Chancen-gleichheit verfassungsmäßig gegeben war, waren die lebenspraktischen Möglichkeiten ihrer Realisierung weit weniger vorhanden.“

Dementsprechend bezeichnen Kritiker den Sozialismus in der DDR als „männlich“ und die Gesellschaftsordnung als „Patriarchat“. Die Geschlechterrollen waren rigider als in der Bundesrepublik: „Der Durchschnitts-Mann ging seiner Arbeit nach, saß beim gemeinsamen Einkauf am Steuer, ließ sich die Hemden bügeln, beherrschte die Kunst des Eierkochens, kehrte den Hof und putzte das Auto. Er liebte es, wenn es , wie bei Muttern war.“ Der Konservatismus der Männer wird denn auch als „Hauptursache der Verwirklichungsprobleme von Frauen“ dargestellt. Konsequent übten sich die Männer in der DDR in einem überkommenen Frauenbild. In einer empirischen Untersuchung fand Ina Anderson am Beispiel der Großstadt Leipzig, daß Mädchen in sehr hohem Maße diskriminierende und damit einschränkende Attribute zugeschrieben wurden. Ein Vergleich mit der Kleinstadt Fribourg, in der diese Erhebung ebenfalls durchgeführt wurde, ergab ein für Leipzig viel ungünstigeres Bild dabei gilt Fribourg selbst in der Schweiz als erzkatholisch und konservativ. Solche traditionalistischen Mädchen-und Frauenbilder bestärkten Männer in ihrem einseitigen Karriereweg und banden Frauen an Haushalt und Erziehung

In vielen Bereichen bestehen jedoch nur geringe Unterschiede zwischen der DDR und West-bzw. Ost-und Westdeutschland: Partnerschaft gilt -vor der Verwirklichung im Beruf oder durch Kinder -als wichtigster Lebensbereich. „Auftretende Unterschiede in der Einstufung dieser Bereiche bei Männern und Frauen reflektieren traditionelle Rollenzuweisungen, die im Osten noch deutlicher sind als im Westen.“ Männer im Westen zeigen sich eher bereit, ihre Ganztagsarbeit zu reduzieren, als Männer im Osten; hingegen ist die Erwerbstätigkeit für Frauen im Osten viel eher ein integraler Bestandteil ihres Lebens als für Frauen im Westen. „Die Doppelbelastung der Frau durch Beruf und Hausarbeit ist hier wie da die Regel.“

Trotzdem scheint die weibliche Frustration erstaunlich gering zu sein; auch die (zusätzliche) Belastung durch den Haushalt wird nicht durchgehend als gravierend empfunden. Der Anspruch der Frauen auf Gleichberechtigung wird sowohl in Ost-als auch in Westdeutschland allgemein akzeptiert. „ 80 Prozent der Westdeutschen und 90 Prozent der Ostdeutschen halten die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frau für wichtig oder sehr wichtig; und deutlich über 90 Prozent meinen, daß die Frau in einer Ehe, in der nur der Mann berufstätig ist, über das Gehalt bzw.den Lohn des Mannes genauso verfügen können sollte wie der Mann selbst.“ Auch was die Berufsbildung und Berufswahl betrifft, spricht sich in beiden Teilen Deutschlands eine Mehrheit für Gleichberechtigung aus. Daß Frauen auch Männerberufe ergreifen sollen, meinen rund 80 Prozent der Westdeutschen, aber nur 60 Prozent der Ostdeutschen. „Knapp 60 Prozent der Westdeutschen und knapp50 Prozent der Ostdeutschen möchten auch mehr Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft sehen.“

III. Die Ambivalenz der Männer-Rolle

Im öffentlichen Leben, in der Erwerbstätigkeit, aber auch privat erscheinen Männer nach wie vor als das privilegierte Geschlecht. Seit sich -unter dem Druck der Frauenbewegung und der Frauen-forschung -nun auch Männer mit ihrem eigenen Geschlecht wissenschaftlich beschäftigen, wird die Ambivalenz traditioneller Männlichkeit immer deutlicher. Inzwischen treten auch die Schattenseiten der Attribute der männlichen Rolle wie Macht, Herrschaft, Kontrolle, Leistung und Rationalität, die sich u. a. in innerer Ohnmacht, Verdrängung, Krankheit und verkürzter Lebenserwartung äußern, deutlicher zutage. 1. Die männlichen Defizite Der Amerikaner James M. O’Neil hat auf der Basis aller vorliegenden, Männer betreffenden medizinischen, psychologischen und sozialmedizinischen Untersuchungsergebnisse aus den USA eine Analyse der spezifisch männlichen Problematik versucht. Der traditionellen Männerrolle sind laut O’Neil sechs Konfliktfelder inhärent: a) Die Einschränkung des Gefühlslebens: Männer lernen schon als Jungen ihre Gefühle zu unterdrücken, weil diese von der Gesellschaft als weiblich etikettiert werden. Sie befürchten, daß die Äußerung von Emotionen den Eindruck einer zu gering entwickelten Männlichkeit erwecken könnte. Folge unterdrückter Emotionalität sind Wut und Aggressivität. Als extreme Konsequenzen nennt O’Neil die männliche Gewalttätigkeit gegenüber Frauen und Kindern. b) Die Homophobie: Männer entwickeln frühzeitig Angst vor anderen Männern. Auch hier dominiert die Furcht, für weiblich, weich und damit möglicherweise für homosexuell gehalten zu werden. Die Verdrängung dieser Elemente fördert ein rigides und autoritäres Verhalten. c) Die Kontroll-, Macht-und Wettbewerbszwänge:

Männer bestimmen aufgrund ihrer Erziehung ihren Selbstwert nach ihren Erfolgen im Bereich der Konkurrenz, des Machterwerbs und der Dominanz. Niederlagen begreifen sie als Entmännlichung. Auch ihre persönlichen Beziehungen orientieren sie an den genannten Attributen; sie schließen damit Liebe, Fürsorge und Ethos aus ihrem Leben aus. d) Das gehemmte sexuelle und affektive Verhalten:

Die männliche Angst, die eigenen weiblichen Seiten zuzulassen, verhindert Hingabe, Sinnlichkeit und wahre Intimität. Erotisch wird der Mann dabei zum Opfer seiner eigenen Rolle, da er auch Sexualität nur unter dem Aspekt von Leistung und Dominanz erleben kann. e) Die Sucht nach Leistung und Erfolg: Männer beziehen ihr Selbstwertgefühl primär über die Arbeit und deren Gratifikationen. Je mehr ein Mann für sich und seine Familie leistet, desto sicherer fühlt er sich in seiner Männlichkeit. Diese Erfolgsorientierung bewirkt, daß der Mann sich zunehmend von seiner Familie entfernt. Hohe Leistung am Arbeitsplatz und privates Unglück sind häufig miteinander verknüpft. f) Die wenig sorgsame Gesundheitspflege: Männer kümmern sich zu wenig um ihre Gesundheit, achten kaum auf körperliche Warnsignale, betrachten den Arztbesuch als unmännlich u. a. m. Dementsprechend sind sie im Durchschnitt kränker -nicht öfter krank -als Frauen und sterben erheblich früher.

Die Ergebnisse von Untersuchungen des Gesundheitszustandes von Männern sind in der Tat besorgniserregend. Das gilt insbesondere für Kreislauferkrankungen, Herzkrankheiten, Gehirn-gefäßerkrankungen, Lungenkrebs, Atemerkrankungen, Emphyseme, Asthma, Magen-, Dickdarm-und Mastdarmkrebs, Erkrankungen der Verdauungsorgane, chronische Leberschäden, Suchtgefahren oder Aids. Männer sind mehr als Frauen in Psychiatrien und begehen wesentlich häufiger Selbstmord Dessenungeachtet bagatellisieren Männer ihre Probleme, weil die männliche Rolle es ihnen verbietet, in Krisensituationen zu geraten: „Das Tragische an der Unfähigkeit des Mannes, um Hilfe zu bitten, ist, daß er sie am meisten braucht. Seine Angst und seine Unsicherheitgegenüber seiner eigenen Schwäche macht ihn zu einem Kartenhaus, das entweder steht oder zusammenfällt.“ Männliche Macht und Ohnmacht bedingen sich also gegenseitig. 2. Die Erziehung zum Mann Männliche Verhaltensweisen zu übernehmen fällt dem Jungen um so schwerer, als seine primäre Bezugsperson in den ersten Lebensjahren eine Frau ist. Aufgrund der räumlichen, geistigen und emotionalen Distanz zum Vater, der in aller Regel fest in seiner Arbeitswelt verankert ist, verdoppelt sich die Bedeutung der Mutter für den Sohn. Die Mutter wird zur wichtigsten Identifikationsperson. In Kindergarten, Vorschule und in den ersten Schuljahren ist der Junge in der Regel ebenfalls primär mit weiblichen Erziehungspersonen konfrontiert.

Der gesellschaftliche Zwang, sich männliches Verhalten anzueignen, verlangt nun in dieser vorwiegend von Frauen geprägten Umgebung von dem Jungen, Weibliches in sich zu unterdrücken und die Identifikation mit der Mutter aufzugeben. Männlichkeit entsteht demnach in der negativen Abgrenzung von Weiblichkeit und nicht in positiver Identifikation mit männlichen Vorbildern. Von daher bleibt sie oft brüchig und führt in dieser Ausformung zu pseudo-kompensatorischen Akten von Machismus, Rechtsextremismus und Männergewalt. In jedem Fall entwickelt sich eine starke, wenn auch zumeist latente Angst vor dem Rückfall in die Symbiose und damit vor einer zweiten traumatischen Verstoßung aus dem Paradies. Weiblichkeit und Frauen generell werden mit dieser erzwungenen Ablösung von der Mutter ambivalent besetzt und mit der Mutter verbundene Gefühlsbereiche wie Abhängigkeit, Nähe und Hingabe abgespalten und verdrängt, z. T. auch gewaltsam bekämpft

Die Erziehung zur Männlichkeit beginnt mit der Geburt: Zahlreiche empirische Untersuchungen belegen, daß die Eltern nach der Geburt eines Sohnes die als „männlich“ etikettierten Eigenschaften des Jungen fördern und die als „weiblich“ angesehenen diskreditieren. Geschlechtsspezifische Eigenschaften und Aktivitäten von Jungen werden wesentlich stärker gefördert als solche von Mädchen; umgekehrt werden Jungen aber auch härter dafür bestraft, wenn sie nicht den Kategorien des männlichen Verhaltenskodex folgen. Inst die Väter konfrontieren ihre Söhne mit der harten Lebenswirklichkeit von Leistung, Kampf und Wettbewerb. Gleichzeitig wird von den Jungen verlangt, ihre Emotionen zu kontrollieren und vor allem Gefühle von Schwäche, Nachgiebigkeit und Trauer zu unterdrücken. „Mütter stellen Zärtlichkeiten bei ihren Söhnen gewöhnlich viel früher ein als bei ihren Töchtern... Sie haben Angst, ihre Söhne könnten durch zuviel , Bemutternverweichlichen.“ O’Neil kommt aufgrund seiner Befunde zu dem Schluß: „Männer werden sozialisiert, um wettbewerbsbetont, leistungsorientiert und kompetent zu sein... Männer glauben, daß persönliches Glück und Sicherheit von harter Arbeit, Erfolg und Leistung abhängig sind.“ Diese männliche Botschaft haben bereits achtjährige Jungen verinnerlicht. Die Erziehung der Jungen zu Männern konzentriert sich also auf äußerliche Ziele wie Erfolg, Status und Macht und vernachlässigt bzw. unterdrückt alles, was dabei stören könnte: Gefühle, mitmenschliche Verbindlichkeiten und Ethiken 3. Der Preis der Macht Der Zusammenhang von äußerer Macht und innerer Ohnmacht wird durch eine Untersuchung über erfolgreiche Männer verdeutlicht, in der Jan Halper 4126 amerikanische Industrielle, Manager und Direktoren befragte. Bei ihren Gesprächen stieß die Psychologin unter der Oberfläche von Macht, Erfolg und Reichtum rasch auf Unsicherheit, Leere und sogar Depression. Aufgrund ihres reichhaltigen Materials gelangte sie zu dem Ergebnis, daß Männer schon als Jungen von der inneren Erfahrung ihres Ich-Seins abgeschnitten werden. Statt ihre Gefühle und ihr affektives Innenleben kennenzulemen, werden sie manipuliert, nach vorgegebenen Mustern zu leben. Sie beginnen frühzeitig damit, auf eigene Werte und Bedürfnisse zu verzichten und sich fremdbestimmen zu lassen.

Wie dieser Preis der Macht reduziert werden kann, erfuhr Jan Halper von jenen 23 Prozent der Befragten, die angegeben hatten, mit sich und ihrer Situation zufrieden zu sein. Bei der Durchsicht dieser Biographien konstatierte die Autorin, daß die betreffenden Männer allesamt durch einen Zeitabschnitt großen Leidens (Scheidung; Tod eines Kin- des u. a.) gegangen waren und dabei ihre bisherigen Lebensziele und Normen hatten überprüfen müssen. Ihre jetzige Zufriedenheit resultierte aus der Überwindung der Abhängigkeit von äußerem Erfolg.

Elisabeth Beck-Gernsheim räumt ein, daß auch Männer unter dem leiden, was ihnen die bestehenden Verhältnisse unter dem Etikett von Männlichkeit abverlangen. Die Konzentration auf die Erwerbstätigkeit und die damit verbundenen Erfolgsansprüche beraubt sie ihrer emotionalen, kommunikativen und menschlichen Erfüllung.

IV. Männer in Bewegung

Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre begannen die ersten Männer damit, der Frustration über ihr „halbiertes Leben“ und dem damit verknüpften Verzicht etwas entgegenzusetzen, nachdem schon zuvor soziale Bewegungen wie die „Beat generation“ oder die Hippies die traditionelle Männlichkeit konterkariert hatten So entstand 1970 im kalifornischen Berkeley das „Berkeley Men’s Center“, in dessen Gründungsmanifest es programmatisch hieß: „Wir als Männer wollen unsere volle Männlichkeit wiederhaben. Wir wollen nicht mehr länger in Anstrengung und Wettbewerb stehen, um ein unmögliches, unterdrückendes, männliches Image zu erreichen -stark, schweigsam, cool, nett, gefühllos, erfolgreich, Beherrscher der Frauen, Führer der Männer, reich, brillant, athletisch und heavy... Wir möchten uns selbst gern haben. Wir möchten uns gutfühlen und unsere Sinnlichkeit, unsere Gefühle, unseren Intellekt und unseren Alltag zufrieden erleben.“ Dies war der Beginn einer Männerbewegung, die in Form von individueller Auseinandersetzung, informellen Gruppen und ersten Organisationen ihren Ausdruck fand. 1. Die Männerbewegung Die Organisationsversuche von Männern in Männerzentren und später in der Männerbewegung geschahen und geschehen u. a. unter dem Druck, daß -der Arbeitsmarkt schrumpft und damit vielen Männern die Möglichkeit genommen wird, ihre Identität allein aus ihrer beruflichen Position heraus zu gewinnen;

-die Frauenbewegung eine Veränderung der Männerrolle verlangt;

-die ökologische Problematik die männliche Naturausbeutung, den männlichen Technikbegriff und damit wichtige Grundlagen von Männlichkeit überhaupt in Frage stellt

Es haben sich inzwischen fünf Bereiche konstituiert, die -zusammengefaßt -die derzeitige Männerbewegung ausmachen: a) Eine Männerliteratur, in der Männer ihre Männlichkeit und ihre Rolle in der Gesellschaft reflektieren (z. B. in den USA: Herb Goldberg, Warren Farrell u. a., in der Bundesrepublik:

Volker Elis Pilgrim sowie die Männerreihen von Rowohlt und Kösel); b) Männerzentren, die in den großen Städten Informations-und Beratungsdienste anbieten (z. B. in den USA: Berkeley, San Francisco, New York, Denver u. a., in der Bundesrepublik: Göttingen, München, Frankfurt am Main); c) Männergruppen, in denen sich bewegte Männer treffen, um ihre Schwierigkeiten mit der traditionellen Männerrolle zu besprechen; d) Männertherapien, mit denen spezifische Männerprobleme behandelt werden; e) Männerforschung, mit der versucht wird, unsere patriarchale Geschichte und deren Folgen aufzuarbeiten.

Das Epochale an dieser Männerbewegung, die weder quantitativ noch qualitativ mit der Frauenbewegung verglichen werden kann, besteht unzweifelhaft darin, daß Männer zum ersten Mal in der Geschichte über sich als Männer nachdenken dürfen und müssen. Das heißt zum einen, daß Männer nun ihr Rollenkorsett von Macht, Härte und Erfolgszwang zu lockern in der Lage sind, und zum anderen, daß sie die Möglichkeit haben zu sehen und zu erleben, wie sie wirklich sind, statt sich von außen definieren zu lassen 2. Die Männerforschung Die historische Verfestigung männlicher Sichtweisen und Herrschaftsansprüche wird von der Frauenforschung als „androzentrisch“ bezeichnet, d. h. als vom Mann ausgehend auf alles andere schließend. Diese feministische Kritik ist unzweifelhaft richtig; allerdings wird ein wichtiger Tatbestand übersehen, der Ende der siebziger Jahre zu einem konstituierenden Merkmal von Männerforschung wurde: Männer haben der Gesellschaft ihren Stempel und den Wissenschaften ihren Blickwinkel aufgedrückt, aber dies impliziert nicht, daß sich die Männer damit auch als solche wahrgenommen hätten. „Die Übergeneralisierung der männlichen Erfahrung als allgemein menschliche“ verzerrt nach Ansicht des amerikanischen Männerforschers Harry Brod nicht nur „unser Verständnis von dem, was -falls überhaupt -allgemein menschlich ist, sondern verhindert auch die Analyse von Männlichkeit als eines spezifisch männlichen Erlebens. Männer verallgemeinern sich also in einer unbewußten Art, die nicht nur den Frauen schadet, sondern auch ihnen selbst, weil sie so ihren Taten und deren Folgen bewußt gegenüberzutreten nicht in der Lage sind. Das historische Subjekt Mann objektiviert sich damit quasi und erscheint als Neutrum, das es selbstverständlich nicht ist.

Damit ergibt sich für die Männerforschung die Aufgabenstellung, männliches Handeln als eigentlich männlich zu erkennen, dessen Folgen kritisch aufzuarbeiten und Modelle für qualitativ andere Geschlechterverhältnisse zu entwerfen. Im angloamerikanischen Raum sind die „Men’s Studies“ mittlerweile fester Bestandteil von Forschung und Lehre der Universitäten. Im deutschsprachigen Raum ist das -im Gegensatz zur Frauenforschung -nicht der Fall.

Männerforschung hat Männlichkeit unter verschiedensten Aspekten neu bewertet. So wird zum einen versucht, die Geschichte männlicher Hegemonie (Patriarchat) aufzuarbeiten, zum anderen werden verschiedene Lebensbereiche (Sexualität, Gesundheit, Gewalttätigkeit) im Hinblick auf spezifisch männliches Verhalten der wissenschaftlichen Analyse unterzogen. Männerforschung versucht, traditionelle Männerbilder aufzulösen, an die sich viele Männer zumindest ideologisch noch gebunden fühlen. Mit den Worten von Harry Brod ist eine solche „Dekonstruktion" die notwendige Voraussetzung dafür, um zu einer „Rekonstruktion“ von Männlichkeit zu gelangen. An Vorstellungen, wie diese „Rekonstruktion“ aussehen könnte, fehlt es nicht. So wird z. B. ein „emotional expressiver Mann“ postuliert, der sich aus der „weiblichen Machtsphäre der Emotionen“ befreien kann, weil er selbst Emotionen besitzt und zeigen kann, sie also nicht mehr an seine Partnerin delegieren muß 3. Männerveränderung Bilder neuer Männlichkeit spielen inzwischen nicht mehr nur im akademischen Bereich, nicht mehr nur für eine gesellschaftliche Avantgarde eine Rolle, sondern sie treten zunehmend auch an die Öffentlichkeit. Die sozialen Bedingungen haben sich so sehr gewandelt, daß die traditionelle männliche Rolle von Herrschaft und Härte nicht mehr haltbar ist. In vielen Bereichen -z. B. im Dienstleistungssektor -wirkt sie ökonomisch kontraproduktiv, im privaten Leben wird sie mehr und mehr aufgeweicht. Das führt zunächst zu männlicher Verunsicherung, zumal neue, brauchbare Rollen-bilder noch nicht zur Verfügung stehen. Diese Verunsicherung bezieht sich auf alle männlichen Lebenswelten von Arbeit, Familie, Sexualität, Freundschaft und Freizeit

Die einseitige Außen-und Erfolgsorientierung des Mannes verliert zunehmend ihre Selbstverständlichkeit, wird -zum ersten Mal in der Industriegesellschaft -problematisiert und in den Zusammenhang mit verminderter Lebensqualität, Krankheit u. a. gestellt Die öffentliche Diskussion über die männliche Rolle enthüllt deren Dialektik von Macht und Ohnmacht, veräußerlichter Stärke und innerer Schwäche und erlaubt es Männern endlich, auch einen Leidensdruck infolge der eigenen, verordneten Männlichkeit einzugestehen. In der Folge kommt es auch zu einer Enttabuisierung bisher verdeckter Rollenfelder wie Mißbrauch und Mißhandlungen von Jungen, Inzest mit Jungen u. a., wo die männliche Rolle von Stärke und Härte es bislang verhindert hatte, daß mißbrauchteJungen sich überhaupt als Opfer wahrzunehmen wagten

Daß die männliche Rolle sich partiell verändert hat, läßt sich auch durch Ergebnisse repräsentativer Befragungen belegen Auf die Frage, welche Veränderungen Männer in den letzten Jahren vollzogen haben, antworteten 1989 -bei Mehrfach-nennungen -38 Prozent, ‘ daß sie mehr auf ihre Frauen eingingen, 36 Prozent, daß sie gefühlvoller geworden seien, 28 Prozent, daß sie weniger autoritär seien, je 24 Prozent, daß sie besser zuhören und auch mal passiv sein könnten, je 22 Prozent, daß sie sich neue Eigenschaften erworben hätten und kooperativer geworden seien. Auf die Frage, was ein Mann heute unbedingt können sollte, antworten 68 Prozent aller Befragten, daß ein Mann fähig sein müsse, über seine Probleme zu reden und 67 Prozent, daß er auch seine Schwächen zeigen sollte. Mit großem Abstand meinen 40 Prozent, daß ein Mann alle Lebenslagen meistern müsse. Schichtspezifisch fächern sich diese Befunde auf, indem sich die Männer aus der Mittel-schicht der Männerveränderung gegenüber am aufgeschlossensten zeigen; es folgen die Männer aus der Oberschicht und Teilen der Unterschicht; an den Rändern der Unterschicht hat sich hingegen ein starkes machistisches Potential bewahrt. Trotz dieser Einschränkungen wird deutlich, „daß die Auffassung von Männlichkeit sich inhaltlich stark verändert hat. Die Eindimensionalität harten, gefühllosen Mann-Seins als Ideal und Erwartungshaltung hat sich aufgelöst. Eine übergroße Mehrheit von Männern will sich mit diesem traditionellen Rollenbild nicht mehr selber vergewaltigen und unmenschlich überfordern.“ Dementsprechend erziehen Väter heute auch ihre Söhne anders.

V. Perspektiven

Wie die geschilderte Entwicklung gewertet wird, ist wesentlich von der (geschlechtsspezifischen) Sichtweise abhängig. Aus feministischer Sicht dürften die bislang eingetretenen Veränderungen unbefriedigend sein; der männerfreundliche Soziolöge sieht zuerst die Fortschritte: Mit Empathie konstatiert Jan Halper, daß die Männer die Frauen nicht aufgefordert hätten, sich zu verändern, aber jetzt mit deren Veränderung umgehen müßten: „Alle, die denken, daß es für Männer leicht gewesen ist, die gewandelten Rollen der Frauen zu akzeptieren, begehen einen groben Fehler... Die Schwierigkeiten, die Männer zu ertragen hatten, als die Frauen die Veränderung ihrer Rollen durchlebten, zu Hause wie in ihrer Erwerbstätigkeit, sind nicht gewürdigt, ja nicht einmal wahrgenommen worden.“ 1. Die Männer-Fraktionen Mit alledem gehen Männer verschieden um. Nach empirischen Untersuchungen lassen sich die männlichen Fraktionen wie folgt quanti-und qualifizieren: Ca. 50 Prozent der Männer verdrängen die bezeichnete Geschlechterproblematik; 10 Prozent sind Eskapisten, die vor den Frauen in männliche Wagenburgen oder -zu einem wachsenden Teil -auch in die Keuschheit flüchten; 20 Prozent sind Überkompensierer, die der Herausforderung durch die Frauenbewegung mit Männlichkeitswahn, Chauvinismus, verstärkter Männergewalt, Rechtsextremismus und Rachegedanken begegnen; 20 Prozent verändern sich. Perspektivisch -und das ist bereits sichtbar -werden sich die genannten Prozentsätze verändern. So schmilzt bereits die Fraktion der Verdränger unter dem Druck weiblicher und binnenmännlicher Herausforderung zugunsten der Veränderer und der Überkompensierer. Die Fronten werden sich also zunehmend klarer und schärfer abzeichnen.

Insbesondere an den Rändern der Unterschicht wuchert ein Potential von Frustration, Aggression und Unterprivilegierung, das sich in zunehmend frauenfeindlichen Formen äußert. Auf einer anderen Ebene dokumentieren insbesondere die Männer der Oberschicht klar, daß sie zu einem substantiellen Machtverzicht nicht bereit sind und von daher z. B. Quotenregelungen nicht akzeptieren werden. Im Gegensatz zum ersten Jahrzehnt nach Beginn der Frauenbewegung hat sich mittlerweile auch ein schreibendes Lager formiert, das dem Feminismus z. T. ausgesprochen militant Einhalt gebieten will Die Auflagen dieser Bücher, die auch auf den Bestsellerlisten stehen -dokumentieren die Nachfrage.Schließlich ist die Geschlechterproblematik des Rechtsextremismus bisher kaum beachtet worden. Die Wählerschaft rechtsextremer Parteien setzt sich zu zwei Dritteln aus Männern zusammen; bei den Mitgliederzahlen wird der männliche Anteil auf 90 Prozent veranschlagt; das rechtsextreme Gewaltlager besteht fast ausnahmslos aus jungen Männern. Das Frauenbild des Rechtsextremismus ist reaktionär; die Frau wird als willige Handlungsgehilfin männlicher Interessen konzipiert und in traditionelle Aufgabengebiete von Haushalt und Kindererziehung zurückverwiesen. Die männliche Identität der Rechtsextremen ist auffällig brüchig; verbale und direkte Gewalt erweisen sich häufig als Überkompensation von männlicher Schwäche, Frauen-und Zukunftsangst 2. Die männerbewegten Männer Die Männerbewegung hat sich in den letzten Jahren in ihrer Orientierung stark verändert. War sie zunächst politisch und ideologisch fast ausschließlich an Frauenbewegung und Feminismus ausgerichtet, so traten in den vergangenen fünf Jahren verstärkt männerspezifische Themen in den Vordergrund. Seither geht es vermehrt um Fragen des männlichen Selbstbewußtseins, neuer Männlichkeit, der Wurzeln von Männlichkeit, männlicher Selhsterfahrung und Männerbegegnung So wichtig dieser Weg ist, um Männern den gesellschaftlich versperrten Zugang zu sich selbst zu eröffnen, so problematisch kann er werden, wenn er sich in männlichem Narzißmus erschöpft. Diese Tendenz kann gegenwärtig nicht bestritten werden; Binnen-themen von Männlichkeit und Männerveränderung verdrängen die Auseinandersetzung mit der historisch gewachsenen Männerherrschaft, deren Folgen und ihrer möglichen Abschaffung. Diese Diskussion ist noch vor wenigen Jahren wesentlich lebhafter und motivierter geführt worden als das heute der Fall ist

Männerbewegung sollte aber zweierlei nicht aus den Augen verlieren, was inhaltlich auch aus den eigenen Reihen angemahnt wird a) Männer sind auf Frauen angewiesen. Sie können längerfristig ihre eigenen Lebensbedingungen nur verbessern, wenn sie mithelfen, jene der Frauen zu verändern. Wenn das Ziel für Männer nicht Geschlechterdemokratie heißt, wird sich der Geschlechterkampf verstärken.

Es ist also wichtig, daß engagierte Männer Utopien für eine bessere Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Beruf entwerfen und versuchen, diese auch umzusetzen. Überdies müssen sie sich mit den Folgen männlicher Hegemonie auseinandersetzen und ihre eigene Verantwortung erkennen. b) Männer müssen die Männerfrage zu einer politischen Frage werden lassen, was sie z. B. in Schweden schon ist. Dort gibt es eine Eltern-Versicherung, die es Vätern und Müttern erlaubt, nach der Geburt eines Kindes mit 90 Prozent des letzten Einkommens ein Jahr Elternurlaub zu nehmen. Zudem gibt es den „gelegentlichen Elternurlaub“, der es Vätern und Müttern ermöglicht, bei Krankheit des Kindes zu Hause zu bleiben. Unverheiratete Väter erhalten problemlos ein Sorgerecht für ihre Kinder. Es gibt „Männerhäuser“, die Männern bei ihren speziellen Problemen helfen; die Hilfe ist kostenlos. 1983 hat das „Ministerium für die Gleichstellung der Geschlechter“ eine Ideen-gruppe für Fragen der Männerrolle gegründet.

Damit ist die Männerfrage politisch anerkannt.

In der Bundesrepublik ist die Männerfrage von den politisch relevanten Entscheidungsinstitutionen auf Bundes-und Länderebene bislang nicht zur Kenntnis genommen worden. Diese Politik ist kurzsichtig, da ohne Männerveränderung die Frauenfrage niemals zufriedenstellend gelöst werden kann.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Elisabeth Badinter, Ich bin Du. Die neue Beziehung zwischen Mann und Frau oder Die androgyne Revolution, München 1987, S. 20.

  2. Vgl. ebd.; Karin Hausen, Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere“, in: Werner Conze (Hrsg.), Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeit Europas, Stuttgart 1976; Walter Hollstein, Nicht Herrscher, aber kräftig. Die Zukunft der Männer, Hamburg 1988, S. 108ff.

  3. Vgl. Sam Keen, Feuer im Bauch. Über das Mann-Sein, Hamburg 1992, S. 19; Dorothy Dinnerstein, Das Arrangement der Geschlechter, Stuttgart 1979; Anthony Astrachan, Wie Männer fühlen. Ihre Reaktionen auf emanzipierte Frauen, München 1992; Walter Hollstein, Machen Sie Platz, mein Herr. Teilen statt Herrschen, Reinbek 1992.

  4. SPD-Bundestagsfraktion, Arbeitskreis Gleichstellung von Frau und Mann, Die Frauenfrage als Männerfrage. Hintergrundinformationen und Erläuterungen zur öffentlichen Anhörung, Bonn, den 27. 6. 1989, S. 3f.; vgl. auch Renate Schmidt (Hrsg.), Die Frauenfrage als Männerfrage. Gleichstellungspolitik zwischen Lippenbekenntnis und Verweigerung, Bonn o. J.

  5. SPD-Bundestagsfraktion, ebd., S. 3f.

  6. Vgl. die in der Bundesrepublik angestellten empirischen Untersuchungen zum Bewußtseinsstand der Männer: Helge Pross, Die Männer, Reinbek 1984; Sigrid Metz-Göckel/-Ursula Müller, Der Mann, Weinheim-Basel 1986; Walter Hollstein, Die Männer -Vorwärts oder zurück?, Stuttgart

  7. Vgl. Institut für praxisorientierte Sozialforschung (IPOS), Gleichberechtigung von Frauen und Männern -Wirklichkeit und Einstellungen in der Bevölkerung, Schriftenreihe des Bundesministeriums für Frauen und Jugend, Stuttgart u. a. 1992, S. 107 ff.

  8. Vgl. Wolfgang Hartenstein/Jutta Bergmann-Gries/Wolfgang Burkhardt/Rheinhard Rudat, Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas), Geschlechtsrollen im Wandel, Schriftenreihe des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, Stuttgart u. a. 1988, S. 16f.

  9. Rainer Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands, Opladen 1992, S. 250.

  10. Vgl. ebd.

  11. Ebd., S. 251 f.

  12. Vgl. IPOS (Anm. 7), S. 112.

  13. Heide M. Pfarr/Klaus Bertelsmann, Diskriminierung im Erwerbsleben. Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern in der Bundesrepublik Deutschland, Baden-Baden 1989, S. 443.

  14. Vgl. R. Geißler (Anm. 9), S. 243.

  15. Vgl. W. Hartenstein u. a. (Anm. 8), S. 46.

  16. Vgl. ebd., S. 47ff.; Vgl. H. Pross/S. Metz-Göckel/U. Müller/W. Hollstein (Anm. 7).

  17. Vgl. IPOS (Anm. 7), S. 34.

  18. W. Hartenstein u. a. (Anm. 8), S. 48.

  19. Gisela Notz, Auf der Suche nach den neuen Vätern, Frankfurt/Main 1991, S. 11; vgl. auch: H. Pross (Anm. 6); S. Metz-Göckel/U. Müller (Anm. 6); W. Hollstein (Anm. 6).

  20. Vgl. die historisch bedingten Unterschiede und Entwicklungen in den drei deutschen Männeruntersuchungen (Anm. 6).

  21. Vgl. W. Hartenstein u. a. (Anm. 8), S. 69f.

  22. Vgl. W. Hollstein (Anm. 6), S. 173f.

  23. W. Hartenstein u. a. (Anm. 8), S. 68.

  24. FORSA Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen, Streit bei deutschen Paaren, Dortmund, 19. Oktober 1991, S. 14.

  25. Vgl. Michael Kaufmann, The construction of Masculinity and the triad of men’s violence, in: Michael Kaufman (Hrsg.), Beyond Patriarchy, Toronto-New York 1987; Klaus Theweleit, Männerphantasien, Reinbek 1987; Michael C. Baurmann, Die offene und die heimliche Gewalt von Männern gegen Frauen, in: Siegfried R. Dunde (Hrsg.), Wenn ich nicht lieben darf, dürfen’s andere auch nicht. Vom Umgang der Männer mit sich und anderen, Reinbek 1987; IPOS (Anm. 7), S. 117ff.; vgl. außerdem Hans Peter Lütjen, „Männer gegen Männer-Gewalt“, in: Jörg Ehrenforth/Herwarth Emst (Hrsg.), Gegenstimmen, Reinbek 1987; Alexander Bentheim/Michael Firle, Männerberatung zum Thema Gewalt, in: Karl Weilbach/Waldemar Kiessling (Hrsg.), Mannsein -ein Wagnis?, Oldenburg 1992.

  26. Vgl. Badinter (Anm. 1)

  27. Wera Hemmerich, (K) eine Chance für ein neues Geschlechterverhältnis? Widersprüche und Ambivalenzen im partnerschaftlichen Alltag, Bielefeld 1991, S. 26.

  28. W. Hartenstein u. a. (Anm. 8), S. 85; siehe auch: IPOS (Anm. 7).

  29. Vgl. Susan Faludi, Backlash. The Undeclared War Against American Women, New York 1991; A. Astrachan (Anm. 3), S. 10f.

  30. Vgl. Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas), Frauen in den deutschen Bundesländern im Prozeß der deutschen Einigung, Bonn 1991, S. 39ff.

  31. Ina Anderson, Geschlechtsspezifische Attribute und psychische Gesundheit, in: Elmar Brähler/Hildegard Felder (Hrsg.), Weiblichkeit, Männlichkeit und Gesundheit, Opladen 1992, S. 88.

  32. Der „männliche“ Sozialismus. Zur Rolle des Patriarchats in der ehemaligen DDR. Ein Interview mit Frieder Burghardt von Erich Kriehbaum, in: Männer-Forum, 6 (1992), S. 16.

  33. Katharina Belwe, Emanzipation der Frauen versus Konservatismus der Männer: Skizze daraus resultierender Probleme, in: Analysen und Berichte des Gesamtdeutschen In

  34. Vgl. I. Anderson (Anm. 31), S. 84.

  35. Vgl. K. Belwe (Anm. 33), S. 22ff.

  36. Vgl. IPOS (Anm. 7), S. 137ff.

  37. Ebd.

  38. Ebd.

  39. Ebd.

  40. Vgl. James M. O’Neil, Gender-role conflict and strain in men’s lives, in: Kenneth Solomon/Norman B. Levy (Hrsg.), Men in transition, New York-London 1982, S. 5ff.; Vgl. auch W. Hollstein (Anm. 6), S. 39ff.

  41. Vgl. u. a. Peter Sichrowsky, Krankheit auf Rezept, Köln 1984; Herb Goldberg, Der verunsicherte Mann, Reinbek 1986; Janice M. Swanson/Katherine A. Forrest (Hrsg.), Die Sexualität des Mannes, Köln 1987; J. M. O’Neil (Anm. 40); E. Brähler/H. Felder (Anm. 31)..

  42. Vgl. P. Sichrowsky (Anm. 41), S. 190.

  43. Vgl. Eugene Monick, Die Wurzeln der Männlichkeit, München 1990; Christiane Olivier, Jokastes Kinder, München 1989.

  44. Bernie Zilbergeld, Männliche Sexualität, Tübingen 1983, S. 91.

  45. J. M. O’Neil (Anm. 40), S. 32.

  46. Vgl. D. Dinnerstein (Anm. 3); Ch. Olivier (Anm. 43); Eleanor Maccoby/Carol Jacklin, The psychology of sex difference, Stanford 1974; für den deutschsprachigen Raum: Carol Hagemann-White, Sozialisation: weiblich-männlich? Opladen 1984.

  47. Vgl. Jan Halper, Quiet Desperation. The truth about successful men, New York 1988.

  48. Vgl. Elisabeth Beck-Gemsheim, Das halbierte Leben, Frankfurt/Main 1990.

  49. Vgl. W. Hollstein (Anm. 2), S. 191 ff.

  50. Joseph H. Pleck/Jack Sawyer (Hrsg.), Man and Masculinity, Englewood Cliffs 1974, S. 174.

  51. Vgl. ausführlich: James A. Doyle, The male experience, Dubuque (Iowa) 1989; Warren Farrell, The liberated man, New York 1975.

  52. Vgl. J. H. Pleck/J. Sawyer (Anm. 50); J. A. Doyle (Anm. 51); W. Hollstein (Anm. 2).

  53. Harry Brod, The case for men’s studies, in: ders. (Hrsg.), The making of masculinities, London u. a. 1987, S. 40.

  54. Vgl. ebd.; außerdem: Clyde W. Franklin II, The changing definition of masculinity, New York 1984, S. 212.

  55. Vgl. Joe L. Dubbert, A Man’s Place. Masculinity in transition, Englewood Cliffs 1979; K. Solomon/N. B. Levy (Anm. 40); Michael S. Kimmel (Hrsg.), Changing men, Newbury Park, Cal. 1987.

  56. Vgl. für die USA: H. Goldberg (Anm. 41); für die Bundesrepublik: Volker Elis Pilgrim, Der Untergang des Mannes, Reinbek 1986.

  57. Vgl. John Rowan, Der verwundete Mann, München 1984; Holger Brandes, Ein schwacher Mann kriegt keine Frau -Männer unter sich. Therapeutische Männergruppen und Psychologie des Mannes, Münster 1992; Mike Lew, Als Junge mißbraucht -Wie Männer sexuelle Ausbeutung in der Kindheit verarbeiten können, München 1993.

  58. Vgl. W. Hollstein (Anm. 6), S. 186 ff.

  59. Ebd., S. 196f. und S. 136ff.

  60. I. Halper (Anm. 47), S. 142.

  61. Vgl. A. Astrachan (Anm. 3); W. Hollstein (Anm. 6).

  62. Vgl. u. a.: Felix Stern, Und wer befreit die Männer, Frankfurt/Main -Berlin 1991; Joachim Bürger, Mann, wie bist du gut, München 1990.

  63. Vgl. Theresa Wobbe, Rechtsradikalismus -nur eine Männersache? Anmerkungen zur Geschlechterverteilung im sozialen Raum, in: Mechthilde M. Jansen/Maron Kiesel/Heike Deul (Hrsg.), Rechtsradikalismus. Politische und sozialpsychologische Zugänge, Arnholdsheimer Texte, Bd. 73, Frankfurt/Main 1992, S. 61-81; Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, Nr. 41 vom 9. Oktober 1992; Ute Knight/Wolfgang Kowalsky, Deutschland nur den Deutschen?, Erlangen-Bonn-Wien 19922, hier: Die Partei „Republikaner“, S. 145-148; „Republikaner“ -keine Partei für Frauen. Interview mit Dr. Diether Roth von der „Forschungsgruppe Wahlen“, in: die tageszeitung vom 17. Juli 1989; Harry Müller/Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten von Jugendlichen in den neuen Bundesländern, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 38/92, S. 16-28.

  64. Vgl. Robert Bly, Eisenhans, München 1991; Sam Keen (Anm. 3).

  65. Vgl. K. Theweleit (Anm. 25); Brian Easlea, Väter der Vernichtung. Männlichkeit, Naturwissenschaftler und der unklare Rüstungswettlauf, Reinbek 1986.

  66. Vgl. A. Astrachan (Anm. 3); W. Hollstein (Anm. 4); M. S. Kimmel (Anm. 55).

Weitere Inhalte

Walter Hollstein, Dr. phil., geb. 1939; Studium der Soziologie, Philosophie und Publizistik in Basel und Münster/W.; seit 1972 Professor für Politische Soziologie an der Evangelischen Fachhochschule Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Die Gegengesellschaft, Bonn 1979; (zus. mit Eva Jaeggi) Wenn Ehen älter werden. Liebe, Krise, Neubeginn, München 1985; Nicht Herrscher, aber kräftig. Die Zukunft der Männer, Hamburg 1988; Die Männer -Vorwärts oder zurück?, Stuttgart 1990; Machen Sie Platz, mein Herr -Teilen statt Herrschen, Reinbek 1992.