Der Dritte Sektor in Deutschland. Entwicklungen, Potentiale, Erwartungen
Eckhard Priller/Annette Zimmer/Helmut K. Anheier
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Zusammenfassung
Besonders durch den steigenden arbeitsmarktpolitischen Stellenwert, aber zugleich durch die darüber hinausgehende gesellschaftspolitische Bedeutung von Non-Profit-Organisationen richtet sich die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkt auf den Dritten oder Non-Profit-Sektor. Mit den Ergebnissen aus einem international vergleichenden Forschungsprojekt wird nachgewiesen, daß jene Organisationen, die zwischen Markt und Staat eingeordnet werden, weltweit ein wichtiger wirtschaftlicher und sozialer Faktor sind, dessen Umfang noch weiter wächst. Der Dritte Sektor der Bundesrepublik zeichnet sich ebenfalls durch ein beachtliches ökonomisches Volumen und durch bemerkenswerte Zuwachsraten in den neunziger Jahren aus. Im internationalen Vergleich erreicht Deutschland jedoch weiterhin nur durchschnittliche Werte. Die Darstellung der Wachstumsentwicklung des Dritten Sektors ist ein Beitrag für die Diskussion um die Neubestimmung von Arbeit jenseits der normalen Erwerbsarbeit und für die Suche nach Tätigkeitsfeldern für mehr Beschäftigung. Die Non-Profit-Organisationen selbst sehen sich verstärkt im Spannungsfeld von zunehmendem Anpassungs-und Veränderungsdruck, der Fragen nach der Neugestaltung von Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit aufwirft.
I. Einleitung
In der aktuellen Diskussion über die „Zukunft der Arbeit“ geben in Deutschland immer noch traditionelle Konzepte den Ton an. Dies zeigt sich nicht zuletzt in den Aktivitäten der neuen Bundesregierung. So hat Bundeskanzler Gerhard Schröder neben den Vertretern der deutschen Wirtschaft lediglich die Sozialverbände und die Gewerkschaften zu einem Bündnis für Arbeit und Ausbildung eingeladen Akteure jenseits von Markt und Staat bleiben somit weiterhin außen vor. Damit findet zu wenig Beachtung, daß in der Auseinandersetzung um die „Zukunft der Arbeit“ einerseits neue Tätigkeitsfelder und Bereiche für mehr Beschäftigung zu erschließen sind, es aber andererseits um die Neubestimmung von Arbeit jenseits der normalen Erwerbsarbeit geht. In beiderlei Hinsicht hat der Dritte Sektor Beachtliches zu bieten. Doch sowohl als Wachstumsbranche des Arbeitsmarktes als auch im Hinblick auf einen neuen Arbeitsbegriff wird in Deutschland der Dritte oder Non-Profit-Sektor nur in der wissenschaftlichen Diskussion zunehmend beachtet. Von der Politik und in der Öffentlichkeit wird dagegen der Sektor nach wie vor als Restgröße behandelt und entweder gänzlich übersehen oder nur geringgeschätzt. Eine stärkere Beachtung der Potentiale des Sektors und seine Berücksichtigung in zukunftsträchtigen Konzepten stehen gerade in der politischen Diskussion noch aus.
Abbildung 12
Tabelle 4: Beschäftigungsentwicklung 1995-1997 und erwartete Beschäftigungsentwicklung für die nächsten fünf Jahre in Non-Profit-Organisationen Datenbasis: Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) /Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) -Organisationserhebung 1998 (n = 2240), vgl. Fußnote 16.
Tabelle 4: Beschäftigungsentwicklung 1995-1997 und erwartete Beschäftigungsentwicklung für die nächsten fünf Jahre in Non-Profit-Organisationen Datenbasis: Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) /Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) -Organisationserhebung 1998 (n = 2240), vgl. Fußnote 16.
Zum Dritten oder Non-Profit-Sektor zählen jene Organisationen, die weder eindeutig dem Markt noch dem Staat zuzuordnen sind Dabei reicht das Spektrum von Interessenvertretungen (z. B. Gewerkschaften, Bürgerinitiativen, Frauenorganisationen) über gemeinnützige und karitative Einrichtungen bis hin zu Geselligkeits-und Sportvereinen. Die gesellschaftspolitische Relevanz von
Non-Profit-Organisationen geht insofern weit über ihre beschäftigungspolitische Bedeutung hinaus, als sie als Mittler zwischen Staat, Markt und Gemeinschaft einen wesentlichen Teil der zivilgesellschaftlichen Infrastruktur moderner Gesellschaften bilden Entwicklungen im Dritten Sektor gelten daher häufig als Indizien eines zukunftsweisenden gesellschaftlichen Strukturwandels hin zu einer aktiven Demokratie des philanthropischen und altruistischen Bürgerengagements für öffentliche und gemeinnützige Zwecke
Vor dem Hintergrund steigender Arbeitslosigkeit erfährt derzeit das Beschäftigungspotential dieses Sektors besondere Beachtung. Doch sind die Organisationen zwischen Staat und Markt in der Bundesrepublik auch in der Lage, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen? Können sie gleichzeitig neue Arbeitsplätze schaffen sowie am Umbau der traditionellen Arbeitsgesellschaft mitwirken? Oder dient der Dritte Sektor in Deutschland insofern vorrangig als Lückenbüßer, als in Zeiten leerer öffentlicher Kassen mit einem Appell an Solidarität und bürgerschaftliches Engagement lediglich der Abbau des Sozial-und Wohlfahrtsstaates kaschiert werden soll? Die Ergebnisse einer internationalen vergleichenden Studie die zur Beantwortung dieser Fragen herangezogen werden, geben einen Überblick über die Größe des Sektors in Deutschland sowie über die Tätigkeitsfelder, Einnahmen-und Ausgabenstrukturen seiner Organisationen. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung des Sektors werden zugleich Fragen der Ehrenamtlichkeit und des freiwilligen Engagements behandelt, und es wird auf die interne Strukturierung (Tätigkeitsbereiche), den Leistungsumfang und die Finanzierung der Non-Profit-Organisationen eingegangen. Während die Ergebnisse des Gesamtprojektes in diesem Jahr auf einer Tagung im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung vorgestellt werden konzentriert sich der folgende Beitrag im wesentlichen auf ausgewählte beschäftigungspolitische Aspekte.
II. Der Non-Profit-Sektor international auf Wachstumskurs
Abbildung 8
Prozent Abbildung 2: Anteil der Beschäftigten des Non-Profit-Sektors an der Gesamtbeschäftigung 1995, nach Ländern Quelle: Johns Hopkins Comparative Non-Profit Sector Project.
Prozent Abbildung 2: Anteil der Beschäftigten des Non-Profit-Sektors an der Gesamtbeschäftigung 1995, nach Ländern Quelle: Johns Hopkins Comparative Non-Profit Sector Project.
Als ein wichtiges Ergebnis des internationalen Vergleichs ist festzuhalten: In allen untersuchten Ländern ist die wirtschaftliche Bedeutung des Non-Profit-Sektors weitaus größer als bisher angenommen wurde. Damit stellt sich auch heraus, daß der Non-Profit-Sektor kein rein amerikanisches Phänomen ist, sondern weltweit einen erheblichen Anteil am ökonomischen und sozialen Leben hat. Nach der dem Johns-Hopkins-Projekt zugrunde gelegten Definition sind zum Non-Profit-Sektor alle diejenigen Organisationen zu rechnen, die formell strukturiert, organisatorisch unabhängig vom Staat und nicht gewinnorientiert sind, eigenständig verwaltet werden sowie keine Zwangsverbände darstellen In der deutschen amtlichen Statistik findet sich ein großer Teil dieser Organisationen unter der Sammelkategorie „Organisationen ohne Erwerbszweck“
Für 1995 weist der Sektor in der internationalen Perspektive einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4, 7 Prozent aus. Dieser Wert, berechnet auf der Basis der bezahlten Beschäftigten, erhöht sich bei Berücksichtigung der ehrenamtlich und freiwillig geleisteten Tätigkeiten auf 5, 7 Prozent (vgl; Abbildung 1).
Im 22-Länder-Durchschnitt beträgt der Anteil der im Non-Profit-Sektor Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigung (ohne Landwirtschaft) 4, 9 Prozent. Unter Berücksichtigung des Zeitaufwands für ehrenamtliche und freiwillige Tätigkeiten erhöht sich der Anteil auf 7, 1 Prozent. Die Bedeutung des Sektors wird unterstrichen durch die Relation zur Anzahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor und zum öffentlichen Sektor (als zwei weiteren, wichtigen Kategorien der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung). Der Umsatz dieses „Wirtschaftszweiges“ beträgt in der Summe der 22 Länder 1, 1 Billionen US-Dollar und ist damit vom Wertumfang jeweils größer als das Bruttoinlandsprodukt der Volkswirtschaften Brasiliens, Rußlands, Kanadas oder Spaniens. Ob die Organisationen zwischen Staat und Markt langfristig in der Lage sein werden, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, diese Frage findet nicht nur in Deutschland, sondern auch international große Beachtung. Insgesamt sind in den untersuchten Ländern rund 19 Millionen Menschen in regulären Arbeitsverhältnissen im Non-Profit-Bereich beschäftigt. Der Ländervergleich zeigt hier in den letzten Jahren ein enormes Wachstum der Beschäftigung. Zwischen 1990 und 1995 stieg der Anteil der Beschäftigten im Non-Profit-Sektor um 23 Prozent, während gesamtwirtschaftlich nur ein Beschäftigungszuwachs von sechs Prozent zu verzeichnen war. Allerdings bestehen zwischen den untersuchten Ländern erhebliche Unterschiede hinsichtlich der anteiligen Beschäftigung (vgl. Abbildung 2).
Die USA verfügen nicht, wie gemeinhin angenommen, anteilig über den größten Non-Profit-Sektor, vielmehr liegen sie gemessen an den Beschäftigungszahlen hinter den Niederlanden, Irland, Belgien oder Israel.
In Europa haben die Niederlande, Irland, Belgien und Großbritannien einen überdurchschnittlich hohen Beschäftigungsanteil im Non-Profit-Sektor. Frankreich und Deutschland liegen im Durchschnitt, während der Anteil in den osteuropäischen Transformationsländern eher gering ist. International vergleichend zeigt sich dabei, daß der Dritte Sektor in jenen Ländern in seiner arbeitsmarktpolitischen und wirtschaftlichen Bedeutung am größten ist, in denen sich auf breiter Basis eine enge Kooperation zwischen Staat und Drittem Sektor entwickelt hat. Dies ist in Deutschland nur in den Bereichen Soziale Dienste und Gesundheit der Fall, nicht aber auf anderen Gebieten wie dem Bildungswesen oder der Kultur.
Durch die Vielfalt der Zwecke und Aktivitäten der Non-Profit-Organisationen entsteht leicht der Eindruck der Kleinteiligkeit mit dem Ergebnis, daß der Stellenwert des Sektors geringer eingeschätzt wird, als er in Wirklichkeit ist. Zudem unterscheidet sich der Sektor von Land zu Land in Umfang und interner Strukturierung. So sind Non-Profit-Organisationen in Deutschland oder Frankreich im Hochschulwesen deutlich weniger präsent als in den USA,dagegen sind sie in Europa im Sport-und Freizeit-bereich weitaus wichtiger. In Deutschland sind Non-Profit-Organisationen besonders in den Bereichen Gesundheitswesen und Soziale Dienste aktiv, in anderen Bereichen, z. B. im Hochschulwesen, sind sie -international gesehen -unterentwickelt. In anderen Ländern übernimmt der Sektor aufgrund unterschiedlicher staatlicher Rahmenbedingungen sowie historischer Traditionen nicht dieselben Aufgaben und besetzt andere Schwerpunkte. Besonders in den Ländern Zentral-und Osteuropas liegt das Zentrum des Sektors im Freizeit-und Kulturbereich. Dies ist ein wesentliches Merkmal der weiter anhaltenden Unterentwicklung des Dritten Sektors in postsozialistischen Ländern, u. a.deshalb, weil es noch nicht zu tragfähigen Kooperationsmustem zwischen Staat und Non-Profit-Organisationen gekommen ist, die mit jenen in westlichen Industrienationen vergleichbar sind.
Obwohl der Sektor in seiner wirtschaftlichen Bedeutung weitgehend ein Produkt der letzten zwei bis drei Jahrzehnte ist, verfügt er, entgegen einer weitverbreiteten Vorstellung, über eine lange Tradition. Die historischen Wurzeln des Sektors in Europa reichen, ähnlich wie in Japan, bis in das frühe Mittelalter zurück. Weitere Traditionslinien lassen sich auf die Zeit der Reformation, die napoleonische Ära sowie auf die Epoche der Industrialisierung und Urbanisierung und somit auf das städtische Bürgertum zurückführen.
Gemeinnützige Organisationen werden weltweit nicht vorwiegend durch private Spenden, sondern durch Gebühren und staatliche Mittel finanziert. Gemäß den Ergebnissen des internationalen Vergleichs setzen sich die Einnahmen des Sektors zu 47 Prozent aus Gebühren, zu 42 Prozent aus öffentlichen Zuschüssen und nur zu Prozent aus Spenden zusammen. In Deutschland dagegen bilden nicht die Einnahmen aus eigenwirtschaftlicher Tätigkeit bzw. aus Gebühren die wichtigste Finanzierungsquelle, sondern die direkten und indirekten Zuwendungen der öffentlichen Hand und der Sozialversicherungen. Der Grund hierfür ist im Subsidiaritätsprinzip zu sehen, wonach in Deutschland der Staat vorrangig in den Bereichen Soziales und Gesundheitswesen verpflichtet ist, bei der Ausführung öffentlicher Aufgaben auf bestimmte private Anbieter -namentlich die Wohlfahrtsverbände zurückzugreifen 11. Doch auch in anderen Ländern, wie etwa in den USA, stellt die staatliche Unterstützung eine zentrale Ressource des Dritten Sektors dar. Es muß zugleich hervorgehoben werden, daß sich in vielen Ländern ein gewisser Kommerzialisierungsdruck nachweisen läßt, in dessen Folge Non-Profit-Organisationen stärker auf Gebühren und ähnliche selbst erwirtschaftete Erträge angewiesen sind.
III. Struktur und Entwicklung des Non-Profit-Sektors in Deutschland
Abbildung 9
Tabelle 1: Beschäftigung und Ausgaben im deutschen Non-Profit-Sektor 1990 (früheres Bundesgebiet) und 1995 (gesamtes Bundesgebiet) Quelle: Johns Hopkins Comparative Non-Profit Sector Project (Anm. 5).
Tabelle 1: Beschäftigung und Ausgaben im deutschen Non-Profit-Sektor 1990 (früheres Bundesgebiet) und 1995 (gesamtes Bundesgebiet) Quelle: Johns Hopkins Comparative Non-Profit Sector Project (Anm. 5).
Der Dritte Sektor der Bundesrepublik zeichnet sich durch ein beachtliches ökonomisches Volumen 12 und einen weiter gestiegenen Stellenwert aus (vgl. Tabelle 1).
Im Jahr 1990 tätigte der Sektor in den alten Bundesländern Ausgaben von rund 100 Milliarden Mark. Dieser Wert hat sich 1995 unter Einbeziehung der neuen Bundesländer auf rund 135 Milliarden Mark und damit beachtlich erhöht. Wenn man das ökonomische Gewicht des deutschen Non-Profit-Sektors in Arbeitsplätzen angibt, waren 1990, bezogen auf die alten Bundesländer, 1, 3 Millionen Arbeitsplätze in diesem Sektor vorhanden, was einem Äquivalent von etwa einer Million Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Dies bedeutet einen Anteil von 3, 7 Prozent an der volkswirtschaftlichen Gesamtbeschäftigung. 1995 erreichte die Beschäftigung mit 1, 441 Millionen Vollzeitäquivalenten für die alten und neuen Bundesländer einen Anteil von fast fünf Prozent an der Gesamtbeschäftigung.
Einen hohen Anteil an dem zwischen 1990 und 1995 eingetretenen Wachstum hat die Entstehung des Non-Profit-Sektors in den neuen Bundesländern Seine Genese begann zwar nicht erst mit der Vereinigung doch konnte diese Entwicklung aus statistischen Gründen 1990 noch nicht in die Analysen einbezogen werden. Der Anteil des Non-Profit-Sektors der neuen Bundesländer kann 1995 mit rund 20 Prozent des Gesamtumfangs beziffert werden. Die Entwicklung in den neuen Bundesländern zeigt die eminente Bedeutung des Sektors in Situationen des politischen Umbruchs und der gesellschaftlichen Neuorientierung. Hier hat sich der Non-Profit-Sektor relativ schnell zu einem festen Bestandteil der ostdeutschen Zivilgesellschaft entwickelt
Die hohe und zunehmende arbeitsmarktpolitischen Relevanz des deutschen Non-Profit-Sektors zeichnet sich auch in der langfristigen Retrospektive ab. Wenn man den Zeitraum zwischen 1960 und 1990 vergleicht, zeigt sich im Dritten Sektor eine kontinuierliche Beschäftigungszunahme auf hohem Niveau, die jene im Öffentlichen Sektor deutlich übertrifft (vgl. Tabelle 2). Zudem liegt die Beschäftigungszunahme in den Non-Profit-Organisationen von 1990 zu 1995 merklich über dem in diesem Zeitraum eingetretenen Beschäftigungsrückgang im Öffentlichen Sektor. Folglich sind im Dritten Sektor in dieser Zeit bedeutend mehr Arbeitsplätze entstanden, als im Öffentlichen Sektor abgebaut wurden. Besonders hervorzuheben ist die dynamische Beschäftigungsentwicklung im Dritten Sektor in den neuen Bundesländern. Hier hat sich die Anzahl der Beschäftigten in Non-Profit-Organisationen zwischen 1990 und 1995 insgesamt verdreifacht.
Während sich also die Anzahl der Arbeitsplätze im Sektor Markt nur geringfügig veränderte, es nur zu einer Umschichtung von der Verarbeitenden Industrie zum Dienstleistungsbereich kam, und während die Beschäftigungszunahme im Öffentlichen Sektor seit Mitte der achtziger Jahre praktisch stagnierte bzw. leicht rückläufig war, hat der Zuwachs im Dritten Sektor seine Dynamik über den gesamten betrachteten Zeitraum beibehalten. Es bleibt festzuhalten: Der Dritte Sektor hat sich zu einem nicht zu unterschätzenden Beschäftigungsfaktor entwickelt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wirtschaftsbereichen steigt die Zahl der Erwerbstätigen hier weiter an. Der Zuwachs an Arbeitsplätzen in diesem Sektor läßt sich zum einen dadurch erklären, daß es generell zu einer Ausweitung des Bedarfs an Dienstleistungen gekommen ist. Dieser wird, verstärkt durch demographische Entwicklungen, als zunehmende Nachfrage an Dritter-Sektor-Organisationen herangetragen. Es muß auch in Betracht gezogen werden, daß Non-Profit-Organisationen im Unterschied zu Marktunternehmen nicht profitorientiert arbeiten und damit in geringerem Maße einem Rationalisierungsdruck ausgesetzt sind. Zum anderen werden im Non-Profit-Sektor vorrangig persönliche Dienstleistungen erstellt, die nur bedingt rationalisierbar sind. Schließlich sichern Non-Profit-Organisationen ihre Finanzierung nicht vorrangig über den Markt, sondern unter anderem durch Beiträge, Spenden-und Sponsoringgelder, staatliche Förderung, Leistungen der Sozialversicherungen sowie durch ehrenamtliches Engagement und Freiwilligenarbeit. Darüber hinaus ist in diesem Zusammenhang die komplexe Handlungsrationalität in Non-Profit-Organisationen zu nennen, bei der der Solidarität, der Religiosität, der Humanität u. a. als Motiv, Motivation und Steuerungsmedium von Mitgliedern, Mitarbeitern und Förderern ein hoher Stellenwert zukommt.
Der deutsche Non-Profit-Sektor wird hinsichtlich seiner Zusammensetzung von den Bereichen Gesundheitswesen und Soziale Dienste dominiert (vgl. Tabelle 3): Fast jeder dritte Arbeitsplatz befand sich 1995 im Bereich des Gesundheitswesens, und jede dritte Mark wurde dort ausgegeben. Für den Bereich der Sozialen Dienste ist es etwas mehr als jeder dritte Arbeitsplatz und jede vierte Mark.
Die interne Strukturierung und Zusammensetzung des Sektors hat sich von 1990 bis 1995 nur geringfügig verändert. Gleichwohl läßt sich hinsichtlich der Bereiche Gesundheitswesen und Soziale Dienste eine deutliche Änderung der Gewichtung feststellen. Vor allem im Hinblick auf die Beschäftigten befindet sich der Bereich Soziale Dienste auf Wachstumskurs, während im Gesundheitswesen Einbußen zu verzeichnen sind. Diese strukturellen Effekte sind auf Veränderungen staatlicher Rahmenbedingungen (Gesundheitsreformgesetz) sowie auf die Situation in den neuen Bundesländern zurückzuführen. Zum einen wirkten Maßnahmen der Gesundheitsreform eher bremsend auf einen Anstieg der Beschäftigung in diesem Bereich. Zum anderen dürfte der höhere Anteil öffentlicher Trägerschaften im Gesundheitswesen der neuen Bundesländer hier Einfluß ausüben. Gleichzeitig haben der transformationsbedingte gesellschaftliche Umbau und die Zunahme sozialer Problem-lagen in Ostdeutschland sowie die zunehmende Nachfrage nach persönlichen Dienstleistungen in Ost und West zu einem relativ starken Anstieg der Beschäftigung im Bereich Soziale Dienste geführt.
Wenn von der Arbeitsplatzreserve „Dritter Sektor“ die Rede ist, wird in letzter Zeit verstärkt auf die in Non-Profit-Organisationen geleisteten ehrenamtlichen Tätigkeiten sowie auf die freiwilligen Arbeiten Bezug genommen. Tatsächlich kommt im Non-Profit-Sektor der Bundesrepublikauf drei hauptamtliche Vollzeitkräfte jeweils der Arbeitsaufwand (Vollzeit) von zwei Ehrenamtlichen und sonstigen freiwilligen Tätigkeiten Leistenden. Allerdings stellt sich dieses Verhältnis in den einzelnen Bereichen des Dritten Sektors sehr unterschiedlich dar.
Obwohl die Organisationen im Bereich Kultur und Erholung 1995 nur für 5, 4 Prozent der bezahlten Non-Profit-Beschäftigung aufkamen, waren in ihnen die meisten ehrenamtlichen und freiwilligen Mitarbeiter tätig. Bezieht man die ehrenamtliche Arbeit in die Bilanz ein, so kommt man allein für diesen Bereich auf ein Äquivalent von 400 000 Vollzeitarbeitsplätzen. Unter Berücksichtigung der zusätzlich zur regulären Beschäftigung hier investierten Zeit entfallen rund 20 Prozent des im Dritten Sektor geleisteten Gesamtzeitaufwandes auf den Freizeitbereich. Hier wurden 1995 rund 40 Prozent der gesamten ehrenamtlichen und freiwilligen Arbeit geleistet, und zwar überwiegend in Sportvereinen und ähnlichen Organisationen. Auch im Gesundheitswesen, in den Sozialen Diensten, in Umweltschutzgruppen und Staatsbürger-vereinigungen sind freiwillige und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, doch sie sind dort keineswegs so stark vertreten wie im Sport oder im Kulturbereich. Der Anteil des Gesundheitswesens am gesamten Zeitvolumen des Sektors sinkt unter Einbeziehung der ehrenamtlichen und freiwilligen Tätigkeiten auf rund 22 Prozent, der der Sozialen Dienste auf 27 Prozent. Insgesamt entspricht der von Ehrenamtlichen und sonstigen freiwillig Tätigen im Dritten Sektor geleistete Zeitaufwand auf Vollzeitäquivalente umgerechnet in etwa einer Million Beschäftigten. Es sind vier Bereiche, die maßgeblich durch freiwillige, unbezahlte Arbeit gekennzeichnet sind: die Bereiche Kultur und Erholung, Umweltschutz-organisationen, Staatsbürgervereinigungen und schließlich Stiftungen. Bildung und Forschung, das Gesundheitswesen und die Sozialen Dienste sind dagegen hauptsächlich auf bezahlte Arbeit angewiesen. So kommt zum Beispiel im Bereich Soziale Dienste lediglich ein ehrenamtlicher oder freiwilliger Mitarbeiter auf sechs bezahlte Kräfte; dagegen ist das Verhältnis mit fünf Freiwilligen auf einen bezahlten Mitarbeiter im Bereich Freizeit und Kultur fast genau umgekehrt.
Angesichts dieser Beschäftigungsstruktur im Dritten Sektor werden aktuell diskutierte Vorschläge zur Verbesserung der Beschäftigungssituation, wie etwa die „Bürgerarbeit“ als spezifische Form freiwilligen sozialen Engagements, vermutlich schnell an Realisierungsgrenzen stoßen. Allerdings sollte man auch den Einfallsreichtum und die Innovationsfreudigkeit des Dritten Sektors nicht unterschätzen, wie sich anhand der Schaffung neuer Organisationsformen und der Erschließung zuvor nicht „entdeckter“ Tätigkeitsfelder zeigt. Ein Beispiel hierfür ist die Selbsthilfebewegung. Wurde die Zahl der Selbsthilfegruppen Mitte der achtziger Jahre in den alten Bundesländern auf rund 25 000 geschätzt, so hatte sie sich Anfang der neunziger Jahre bereits nahezu verdoppelt. Für 1995 wird sogar von fast 70 000 Selbsthilfegruppen mit 2, 7 Millionen Mitgliedern ausgegangen. Das Spektrum der Gruppen reicht inzwischen in die Bereiche der Nachbarschaftshilfe und des soziokulturellen Engagements hinein. Neue Arbeitsbereiche und Tätigkeitsfelder für Non-Profit-Organisationen gibt es mehr als genug in einer Gesellschaft, die sich ihrer Probleme und Defizite zunehmend bewußt wird. Doch es bleibt abzuwarten, inwiefern ein Ausbau des Dritten Sektors zu Beschäftigungseffekten führen wird, die über das „normale“ Steigerungsniveau hinausgehen. Entsprechendes gilt für die Potentiale des Sektors, einen aktiven Beitrag zur Neubestimmung von Arbeit und damit gleichzeitig zum Ausbau der zivil-gesellschaftlichen Infrastruktur unserer Gesellschaften zu leisten.
IV. Non-Profit-Organisationen zwischen Anspruchs-und Veränderungsdruck
Eine Wachstums-und Leistungsbilanz des Non-Profit-Sektors, ausschließlich gestützt auf Aggregatdaten, bietet ein unzureichendes Bild seiner Entwicklung. Die wirtschaftlichen Probleme, mit denen die Organisationen jeweils zu kämpfen haben, werden hierbei ebensowenig in den Blick genommen wie die gesetzlichen Restriktionen und Rahmenbedingungen, die ihre Handlungsfähigkeit einengen und ihr kreatives Potential beschränken. Allzu leicht überdeckt die Erfolgsstory des Non-Profit-Sektors die durchaus handfesten Probleme seiner Organisationen, aber auch die vielfältigen Versuche zu ihrer Lösung.
In diesem Sinne ergaben die Ergebnisse einer 1998 in der Bundesrepublik durchgeführten schriftlichen Befragung von 2 400 Non-Profit-Organisationen, daß 37 Prozent der Organisationen in den letzten Jahren in finanziellen Schwierigkeiten waren Diese Situation betraf jede zweite Organisation in Ostdeutschland, traf aber auch auf jede dritte in den alten Ländern zu. Als Ursachen der finanziellen Schwierigkeiten wurden, bei der Möglichkeit zur Angabe von mehreren Faktoren, vor allem der Abbau der kommunalen Förderung (56 Prozent), die hohen Personalkosten (51 Prozent), der Rückgang der Eigenmittel (45 Prozent) und die Veränderung der Vergabekriterien bei Landes-und Bundesmitteln (45 Prozent) genannt. Der ökonomische Druck, aber zugleich auch die Innovationsfähigkeit der Non-Profit-Organisationen zeigen sich u. a., wenn 34 Prozent über eine Veränderung ihrer Tätigkeitsfelder nachdenken. Drei von vier Organisationen nennen als Grund für Veränderungen die Reaktion auf aktuelle gesellschaftliche Probleme. Gleichzeitig sind jedoch für mehr als jede zweite Organisation (56 Prozent) ökonomische Zwänge Anlaß für entsprechende Überlegungen. Die angespannte ökonomische Lage der Non-Profit-Organisationen hat durchaus Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation. So ist in fast jeder fünften Organisation (17 Prozent) die Beschäftigtenzahl zwischen 1995 und 1997 zurückgegangen (vgl. Tabelle 4). Insgesamt betrachtet ist aber dennoch ein Anstieg der Beschäftigung zu verbuchen, da gleichzeitig in jeder dritten Organisation (30 Prozent) mehr Arbeitsplätze entstanden sind. größte ist Die Fluktuation in den Bereichen Gesundheitswesen und Soziale Dienste zu verzeichnen. Hier ist der Anteil der Organisationen mit einem Arbeitsplatzzuwachs Allerdings am höchsten. verzeichnet das Gesundheitswesen ebenfalls den größten Anteil mit einer rückläufigen Entwicklung (31 Prozent). Bei ihrer Beschäftigungsprognose für die nächsten fünf Jahre ging mehr als die Hälfte der Organisationen (59 Prozent) von einem steigenden (20 Prozent) oder von einem gleichbleibenden (39 Prozent) Beschäftigungsumfang aus. Immerhin rechnete fast jede vierte Organisation mit einer fallenden Beschäftigtenzahl. Rund 16 Prozent konnten zum Befragungszeitpunkt die künftige Entwicklung noch nicht einschätzen. Es dürfte allerdings alarmierend sein, wenn gerade im beschäftigungsintensiven Bereich des Gesundheitswesens fast jede zweite Organisation eine negative Tendenz erwartet. Dieses eher pessimistische Bild trifft in diesem Umfang sonst nur noch für den Bereich Bildung und Forschung zu. Dagegen wird eine besonders günstige Beschäftigungsentwicklung im Umweltbereich wie auch im Sport-bereich erwartet.
Insgesamt versuchen die Non-Profit-Organisationen den derzeitigen Stand der Beschäftigung zu halten oder zu erweitern. Hierbei kommen unterschiedliche Konzepte zur Anwendung. So läßt sich eine beträchtliche Zunahme geringfügiger Beschäftigung sowie die Umwandlung von Voll-zeit-in Teilzeitarbeitsplätze feststellen. Gleichzeitig bieten die Organisationen flexible Arbeitszeit-regelungen an und schaffen weitere frauen-und familienfreundliche Bedingungen. Trotz steigenden ökonomischen Drucks vertritt die Mehrheit der Organisationen die Auffassung, daß die gesellschaftliche Bedeutung des Sektors noch zunehmen (56 Prozent) oder zumindest gleichbleiben (22 Prozent) wird.
Eher problematisch scheint sich dagegen das Verhältnis der Organisationen zum Staat zu gestalten. Zu den größten Problemen zählen derzeit die abnehmende Finanzierung durch die öffentliche Hand bei gleichzeitig zu starker Abhängigkeit von öffentlicher Förderung. Auch scheint die Nähe zum Staat von einer ganzen Reihe von Organisationen inzwischen als eher nachteilig empfunden zu werden. So sehen sich Non-Profit-Organisationen derzeit mit dem Dilemma konfrontiert, die abnehmende Unterstützung durch die öffentliche Hand weder durch die Einwerbung von Spenden (Fundraising) noch durch Einnahmen aus eigenwirtschaftlicher Tätigkeit adäquat ausgleichen zu können. Es ist daher nicht verwunderlich, daß als weitere zentrale Probleme eine zu starke Verrechtlichung/ßürokratisierung, Mangel an politischen Konzepten für den gemeinnützigen Sektor sowie fehlende steuerliche Anreize für Spenden und Zuwendungen genannt wurden.
V. Beschäftigungspolitische Bedeutung allein greift zu kurz
Abbildung 11
Tabelle 3: Beschäftigung im Non-Profit-Sektor 1990 und 1995 (Basis Vollzeitäquivalente) Datenbasis: Johns Hopkins Comparative Non-Profit Sector Project, Teilstudie Deutschland (Anm. 5). Veränderung Beschäftigte 1990-1995 (in Prozent)
Tabelle 3: Beschäftigung im Non-Profit-Sektor 1990 und 1995 (Basis Vollzeitäquivalente) Datenbasis: Johns Hopkins Comparative Non-Profit Sector Project, Teilstudie Deutschland (Anm. 5). Veränderung Beschäftigte 1990-1995 (in Prozent)
Insgesamt läßt sich ein positives Resümee eines Sektors ziehen, dessen Organisationen zum Teil älter sind als die großen Wirtschaftsunternehmen des Landes und der sich gleichzeitig durch eine beachtliche Dynamik auszeichnet. So ist nicht nur die Zahl der eingetragenen Vereine in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, sondern die vielfältigen Projekte, Initiativen und Szenen der Alternativbewegung der siebziger und achtziger Jahre belegen zugleich die Fähigkeit des Sektors, Gegenöffentlichkeiten und Potentiale des gesellschaftlichen Wandels zu mobilisieren und zu integrieren. Besonders Organisationen außerhalb der traditionellen Säulen des deutschen Non-Profit-Sektors, wie etwa in den Bereichen Umwelt, Kultur oder Internationale Aktivitäten, haben in den letzten Jahren ein enormes Wachstum erfahren. Auch die vielschichtige Leistungsbilanz des Sektors ist insgesamt beachtenswert. Dies ist sicherlich ein Grund dafür, daß der Sektor im Rahmen der zivilgesellschaftlichen Diskussion als Hoffnungsträger einer Modernisierung von Staat und Gesellschaft gehandelt wird
Allerdings sind auch die Schattenseiten des Sektors anzusprechen. Diese zeigen sich in den zum Teil vermachteten, monopolistischen Strukturen, in „Filz“ und Staatsnähe, in übergroßer Abhängigkeit eines Teils der Organisationen von öffentlichen Mitteln, in ihrer mangelnden Konfliktfähigkeit sowie nicht zuletzt in den vorwiegend männerdominierten Leitungs-und Führungsgremien. Auf keinen Fall sollte man das Potential des Sektors auf seine arbeitsmarktpolitische Bedeutung reduzieren. Wenn Non-Profit-Organisationen in der öffentlichen Diskussion einen höheren Stellenwert erhalten, dann sind zugleich jene Faktoren zu berücksichtigen, die den Wert des Sektors als maßgeblichen Bestandteil zivilgesellschaftlicher Infrastruktur ausmachen. Nicht einzeln betrachtet, sondern in ihrer Komplementarität und Interdependenz machen gerade sie die besondere Bedeutung des Sektors aus. Non-Profit-Organisationen sind daher vor allem im Hinblick auf vier Bereiche als potentielle Krisenbewältiger, alternative Steuerungsressourcen und innovative Akteure zu betrachten: Erstens schafft der Non-Profit-Sektor als Teil der Zivilgesellschaft und demokratischen politischen Kultur die Rahmenbedingungen für Partizipation und bürgerschaftliches Engagement. Insofern gewinnen seine Organisationen als Bestandteil jenes „sozialen Kitts“, den auch moderne Gesellschaften für ihren Zusammenhalt benötigen, zunehmend an Bedeutung.
Zweitens haben Non-Profit-Organisationen einen wesentlichen Anteil an der Wohlfahrtsökonomie, indem sie neben Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen sowie privaten Haushalten in beachtlichem Umfang wohlfahrtsrelevante Güter und Leistungen erstellen. Im Zuge einer abnehmenden Leistungskraft von Markt und Staat kann die Position des Non-Profit-Sektors im Wohlfahrtsmix durchaus noch zunehmen, wenn seine „schlummernden Ressourcen“ aktiviert werden. Drittens werden große Hoffnungen in die multinational tätigen Non-Profit-Organisationen („NonGovernmental Organizations“) gesetzt, da diese mit ihrem aktiven Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte, mit ihrer anwaltlichen Tätigkeit für die Interessen von Minderheiten und dem engagierten Eintreten für ökologische Fragen eine Gegenöffentlichkeit zu den Wirtschafts-und Machtinteressen weltweit tätiger Konzerne, zu der Internationalisierung der Politik durch multinationale Zusammenschlüsse wie auch gegenüber politischer Willkür auf nationaler und lokaler Ebene schaffen.
Viertens schließlich -und darauf wurde in diesem Beitrag näher eingegangen -ist die arbeitsmarkt-politische Bedeutung des Dritten Sektors herauszustellen. Non-Profit-Organisationen können einen Beitrag zur Linderung der Arbeitsmarkt-probleme leisten. Gleichzeitig wird dem Sektor die Kompetenz zugesprochen, das in seinen Organisationen traditionell vorhandene ehrenamtliche und freiwillige Engagement nicht nur zu konsolidieren, sondern um neue Einsatzfelder und Tätigkeiten jenseits bisheriger Erwerbsarbeit zu erweitern.
Eckhard Priller, Dr. sc. oec., geb. 1949; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Veröffentlichungen u. a.: (Hrsg. zus. mit Helmut K. Anheier/Wolfgang Seibel/Annette Zimmer) Der Dritte Sektor in Deutschland, Berlin 1997; (Hrsg. zus. mit Ernst Kistler/Heinz-Herbert Noll) Perspektiven gesellschaftlichen Zusammenhalts -Empirische Befunde, Praxiserfahrungen, Meßkonzepte, Berlin 1999. Annette Zimmer, Dr. phil., geb. 1954; Professorin für Sozialpolitik und vergleichende Politikwissenschaft an der Universität Münster; derzeit Visiting Professor for German and European Studies am Centre for International Studies der University of Toronto. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit Helmut K. Anheier/Eckhard Priller/Wolfgang Seibel) Der Dritte Sektor in Deutschland, Berlin 1997; (zus. mit Stefan Nährlich) Engagierte Bürgerschaft, Opladen 1999. Helmut K. Anheier, Prof. Dr. (Ph. D., Yale), geb. 1954; Professor für Soziologie, Rutgers; Projektleiter u. Senior Research Associate, Johns Hopkins University; seit 1998 Direktor des Centre for Voluntary Organisation, London School of Economics. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit Lester M. Salamon) The Emerging Sector, Manchester 1996; The Nonprofit Sector in Developing Countries, Manchester 1998.
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