„Grönland gehört den Grönländern.“ So unmissverständlich lehnte der damalige grönländische Ministerpräsident Múte B. Egede im Winter 2025 den Plan von US-Präsident Donald Trump ab, die größte Insel der Welt zu kaufen. Die für Militär und Handel strategisch wichtige Lage sowie wertvolle, noch ungehobene Rohstoffvorkommen machen Grönland nicht nur für die USA, sondern auch für China und Russland interessant. In Grönland selbst strebt indes eine Mehrheit der Bevölkerung nach Unabhängigkeit: Bis heute gehört die Insel gemeinsam mit Dänemark und den Färöern zur "Reichsgemeinschaft" des Königreichs Dänemark.
Die Spannungen zwischen Begehrlichkeiten von außen und den mitunter bis heute übersehenen Perspektiven der Grönländerinnen und Grönländer reichen weit zurück: Nach seiner Ankunft 1721 gründete der Pfarrer Hans Egede eine lutherische Mission auf der Insel, dänische Handelsplätze folgten. Im frühen 20. Jahrhundert stritten sich Dänemark und Norwegen um die Vorherrschaft, bis Grönland 1933 vom Ständigen Internationalen Gerichtshof Dänemark zugesprochen wurde – die Stimmen der schon seit rund 4.500 Jahren auf der Insel lebenden Inuit wurden nicht berücksichtigt. Die in Dänemark lange als mildtätig verklärte Kolonialherrschaft führte unter anderem zu Zwangsumsiedelungen und zur kulturellen Entwurzelung vieler Grönländerinnen und Grönländer. 1979 konnte das Land mit der Hjemmestyre (Heimverwaltung) einen Schritt Richtung Unabhängigkeit gehen, mehr Autonomierechte folgten 2009 mit der Selvstyre (Selbstverwaltung).
Nicht nur Fragen um die politische Zugehörigkeit rücken Grönland zunehmend in den Blick der Weltöffentlichkeit: Nirgends schmilzt das Eis schneller als in der Arktis, der Grönländische Eisschild ist der größte einzelne Verursacher des steigenden Meeresspiegels. Was dramatische Folgen für Küstenstriche weltweit hat, eröffnet zugleich kürzere Wege für die Schifffahrt und neue Zugänge zu Rohstoffvorkommen. Doch auch die Lebensgewohnheiten der grönländischen Bevölkerung verändern sich durch den Klimawandel. Es wäre ein Schritt hin zu einer internationalen Politik auf Augenhöhe, die Stimmen der Grönländerinnen und Grönländer nicht nur zu hören, sondern auch ernst zu nehmen.