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Das Interesse der USA an Grönland | Grönland | bpb.de

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Das Interesse der USA an Grönland

Marc Jacobsen

/ 19 Minuten zu lesen

Nicht erst seit der Regierung von US-Präsident Donald Trump weckt Grönland US-amerikanische Begehrlichkeiten – erste Kaufversuche der USA gab es bereits im 19. Jahrhundert. Was kennzeichnet das aktuelle Interesse der USA und wie gehen die Grönländer mit diesem um?

US-Präsident Donald Trump hat sein Auge wieder auf Grönland geworfen. Beim ersten Mal – im Sommer 2019 – verlief sich seine Idee, das Land zu kaufen, schnell im Sande, aber dieses Mal ist sein Interesse sehr viel anhaltender und tiefer. Die häufigen Breaking News der vergangenen Monate erschweren es, innezuhalten und intensiver darüber nachzudenken, was auf dem Spiel steht und was hinter dem großen Interesse der USA an Grönland steckt. Genau das ist die Intention dieses Beitrags: Im ersten Teil gebe ich einen knappen Überblick über das weit zurückreichende historische Interesse der USA an Grönland aufgrund seiner geostrategischen Lage und der enormen Mengen an strategisch wichtigen Mineralien. Im zweiten Teil befasse ich mich mit dem aktuellen Interesse der USA an Grönland. Dabei sind zwar Geostrategie und natürliche Ressourcen weiterhin entscheidende Faktoren, aber zweifellos tragen auch Donald Trumps imperialistische Ambitionen maßgeblich dazu bei. Hier möchte ich auch etwas näher auf ein mögliches Assoziierungsabkommen eingehen, das derzeit das Hauptziel der Trump-Regierung zu sein scheint, während die militärische Drohung als weniger wahrscheinliche Option im Hintergrund bestehen bleibt. Zunächst fasse ich jedoch zusammen, was sich im letzten Dreivierteljahr alles ereignet hat.

Stürmische Resonanz: die jüngsten Ereignisse

Schon vor Beginn seiner zweiten Amtszeit kündigte Donald Trump am 23. Dezember 2024 den Tech-Unternehmer Ken Howery als neuen Botschafter in Dänemark an. Auf dem sozialen Netzwerk Truth Social schrieb Trump dazu: „Die Vereinigten Staaten von Amerika sind der Meinung, dass der Besitz und die Kontrolle von Grönland eine absolute Notwendigkeit sind.“ Im Ausland reagierte man wie schon 2019, als mehrere Medien dies als schlechten Witz bezeichnet hatten, und die Antwort aus Dänemark kam prompt, als Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen am Tag darauf einen Plan für neue Milliardeninvestitionen in die Verteidigung der Arktis vorlegte. In Grönland wurde Trumps Ankündigung zwar einerseits abgelehnt, andererseits jedoch als strategische Möglichkeit gesehen, dringend benötigte neue Investitionen anzuziehen. Als Reaktion auf Donald Trumps direkten Weihnachtsgruß an Grönland schickte beispielsweise der damalige grönländische Finanz- und Steuerminister Erik Jensen eine offene Einladung an Trump. Dies bereute er jedoch schnell, als der Sohn des designierten Präsidenten, Don Jr., ankündigte, am 7. Januar 2025 in die Hauptstadt Nuuk zu kommen. Dort bot er Obdachlosen ein Abendessen an, wenn sie dafür eine rote MAGA-Kappe aufsetzten und sich positiv über die USA äußerten; diese Statements und Bilder wurden dann über diverse soziale Medien verbreitet, um den Eindruck zu erwecken, die USA seien willkommener als Dänemark. Zur gleichen Zeit hielt Donald Trump eine Pressekonferenz ab, bei der er nicht ausschließen wollte, zum Erwerb Grönlands bei Bedarf auch militärische Gewalt einzusetzen. Dies begründete er mit der Bedeutung Grönlands für die nationale Sicherheit der USA, um später hinzuzufügen, die Kontrolle der USA über Grönland sei auch für die internationale Sicherheit wichtig. Was Trump damit genau meint, hat er bis jetzt nicht näher erläutert.

(© picture-alliance, Christian Klindt Soelbeck)

All dies geschah, bevor Trump am 20. Januar 2025 offiziell seine zweite Amtszeit als Präsident antrat. Nachdem Trump erneut das Oval Office bezogen hatte, kündigten die USA an, eine offizielle Delegation nach Grönland zu senden – bestehend aus Usha Vance, der Ehefrau von Vizepräsident JD Vance, sowie dem damaligen nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz und dem Energieminister Chris Wright. Ihre Ziele waren die Pituffik Space Base und Grönlands zweitgrößte Stadt Sisimiut, wo sie einem Hundeschlittenrennen beiwohnen wollten. Kurz darauf wurden die Pläne jedoch geändert, man wollte nun nur noch die Militärbasis besuchen, und JD Vance trat an die Stelle der beiden Minister. Hintergrund dafür war wohl die in Grönland wachsende Antipathie gegenüber den USA, was unter anderem durch eine Demonstration von historischem Ausmaß zum Ausdruck kam, bei der die einheimische Bevölkerung – mit Múte B. Egede und Jens-Frederik Nielsen, dem scheidenden und dem zukünftigen Regierungschef, an der Spitze – Plakate mit der Aufschrift „Yankee go home!“ durch die Straßen von Nuuk trug. Die Ankündigung einer ähnlichen Demonstration in Sisimiut – bei der die Grönländer:innen den Amerikaner:innen den Rücken zudrehen wollten, um zu signalisieren, sie seien nicht willkommen – war sicherlich ausschlaggebend dafür, dass man letztendlich die Reisepläne auf die Pituffik Space Base beschränkte, wo die USA mehr Kontrolle über die Berichterstattung haben würden.

(© picture-alliance, Jim Watson)

Am 28. März 2025 machte JD Vance dann Ernst mit seinem Besuch, landete im Norden Grönlands und stellte sein begrenztes Wissen über das Land unter Beweis mit den Worten „It’s cold as shit here. Nobody told me“. Dieser Besuch markierte den vorläufigen Höhepunkt des Interesses, das seitdem hinter verschlossenen Türen weiterverfolgt wird: Hier rechnet man angeblich aus, was es die USA kosten würde, die Kontrolle über Grönland zu übernehmen. Gleichzeitig heißt es, die Chefin der US-Nachrichtendienste, Tulsi Gabbard, habe verstärkte Geheimdienstaktivitäten in Grönland angeordnet, um Informationen etwa über die dortige Unabhängigkeitsbewegung und die Haltung zur Ausbeutung der Bodenschätze zu sammeln. Dies hat Gabbard nicht zurückgewiesen, sondern indirekt bestätigt, indem sie Journalist:innen dafür kritisierte, vertrauliche Informationen weitergegeben zu haben. Daraufhin bestellte der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen den amtierenden US-Botschafter zu einem Gespräch ein, und der grönländische Premierminister Jens-Frederik Nielsen bezeichnete die Spionage der USA als „völlig inakzeptabel und respektlos“.

Hier stehen wir also. Ein Dreivierteljahr ist vergangen, seit Trump sein Interesse reaktiviert und damit die internationalen Medien veranlasst hat, sich erneut mit Grönland zu beschäftigen. Um das historische Interesse der USA an Grönland besser zu verstehen, blicken wir nun 150 Jahre zurück.

Das historische Interesse der USA an Grönland

Die Geschichte beginnt 1868, als es den ersten gut dokumentierten Versuch der USA gab, Grönland zu kaufen. Der damalige US-Außenminister William H. Seward veröffentlichte den Bericht „A Report on the Resources of Iceland and Greenland“, in dem er unter anderem betonte, die großen Kryolith-Vorkommen in der Siedlung Ivituut könnten für die Aluminiumproduktion, die sich später als wichtiges Element der modernen Kriegsführung erweisen sollte, von entscheidender Bedeutung sein. Seward hatte zuvor bereits den Kauf Alaskas von Russland organisiert, und in einem Kauf Grönlands sah er eine hervorragende Möglichkeit, diese beiden Gebiete zu nutzen, um Kanada von Osten und Westen her zu bedrängen, Teil der USA zu werden. Sewards Interesse an Grönland entstand im Anschluss an die – wie er glaubte – erfolgreichen Verhandlungen mit Dänemark über den Kauf der Dänischen Westindischen Inseln, heute als Amerikanische Jungferninseln bezeichnet. Dieser wurde jedoch (zunächst) nicht umgesetzt, da der US-Senat den von Dänemark bereits ratifizierten Vertrag ablehnte.

In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich das Interesse der USA an den Dänischen Westindischen Inseln auf der einen und Grönland auf der anderen Seite parallel zur Machtausweitung und territorialen Expansion Preußens. Dies führte dazu, dass ein neu ernannter US-Botschafter in Dänemark einen komplexen Vorschlag aus vier Elementen erarbeitete:

  1. Dänemark übergibt Grönland den USA.

  2. Die USA überlassen Dänemark die philippinischen Inseln Mindanao und Palauan.

  3. Dänemark übergibt diese philippinischen Inseln Deutschland.

  4. Deutschland überlässt Dänemark den nördlichen Teil von Schleswig.

Dahinter stand folgende Überlegung: Wenn Dänemark Schleswig zurückerhalten würde, das es im Krieg von 1864 an Deutschland verloren hatte, könnte dies den Weg für die USA ebnen, ihr vorrangiges Ziel zu erreichen: den Kauf der Dänischen Westindischen Inseln. Dieser Vorschlag wurde nie umgesetzt, nach langwierigen Verhandlungen kauften die USA die Dänischen Westindischen Inseln gleichwohl 1917.

Das geostrategische Interesse der USA an Grönland konkretisierte sich dann ernsthaft, als 1939 der Zweite Weltkrieg begann und das nationalsozialistische Deutschland im Jahr darauf Dänemark besetzte. Als unmittelbare Reaktion auf den Einmarsch nahm der damalige dänische Botschafter in den USA, Henrik Kauffmann, die Sache selbst in die Hand und überließ den USA die Souveränität über Grönland, da er befürchtete, Grönland könne ebenfalls unter deutsche Kontrolle geraten. Dabei handelte der Botschafter im Namen des Königs und entgegen der Weisung der damaligen dänischen Regierung. Die Entscheidung ebnete den Weg für die amerikanische Militarisierung Grönlands, die seither aufrechterhalten wurde. So wurden in den folgenden vier Jahren vier Marine- und dreizehn Armeestützpunkte errichtet und 5795 US-Militärangehörige stationiert, was etwa 25 Prozent der damaligen Einwohner:innenzahl Grönlands entsprach.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs forderte die dänische Regierung die USA auf, ihre Truppen aus Grönland abzuziehen und das von Botschafter Kauffmann 1941 geschlossene Abkommen aufzuheben, da man der Ansicht war, dies sei nicht mehr durch eine äußere Bedrohung zu rechtfertigen. Die Regierung unter Präsident Harry Truman war jedoch anderer Meinung, weil die Bedrohung durch Deutschland durch eine neue Bedrohung durch die Sowjetunion ersetzt worden sei; das wiederum veranlasste Senatoren und Regierungsbedienstete erneut dazu, über den Kauf Grönlands oder den Tausch einiger Teile davon gegen Teile von Point Barrow in Alaska zu sprechen. Daher legte die Truman-Regierung einen Gegenvorschlag vor, der drei Optionen umfasste:

  1. Eine Fortsetzung des Abkommens von 1941

  2. Das Leasing der bestehenden amerikanischen Stützpunkte für die nächsten 99 Jahre

  3. Den Kauf Grönlands für 100 Millionen US-Dollar in Gold.

Die Truman-Regierung machte klar, ein Verkauf sei das Beste, denn dies würde die angeschlagene Wirtschaft Dänemarks stärken und die Kritik an amerikanischen Stützpunkten auf dänischem Territorium eindämmen. Der dänische Außenminister lehnte jedoch alle drei Optionen ab, bezeichnete die Idee als „absurd“ und sagte zum US-Botschafter: „Auch wenn wir Amerika viel zu verdanken haben, finde ich nicht, dass wir Ihnen ganz Grönland schulden“. Nach mehreren Versuchen, das bestehende Abkommen zu kündigen, gab Dänemark auf und unterzeichnete dafür 1951 ein neues Verteidigungsabkommen mit den USA. Auf dieser Grundlage rüsteten die USA mehrere bestehende Stützpunkte und Anlagen auf und errichteten neue, darunter die Thule Air Base, die bald darauf 10.000 amerikanische Militärangehörige und viele verschiedene militärische Einrichtungen umfasste.

Mit der Zuspitzung des Kalten Krieges verstärkten die USA ihre militärische Präsenz in Grönland und entwickelten Pläne zur Lagerung von Atomwaffen, trotz eines ausdrücklichen Verbots seitens Dänemarks. Die damalige dänische Regierung wurde diskret über die Pläne informiert und genehmigte sie indirekt, indem sie eine klare Antwort an die USA vermied, und ohne Wissen der Öffentlichkeit. Bekannt wurde dies erst 1968, als ein B-52-Bomber mit vier Atombomben an Bord in der Nähe der Thule Air Base abstürzte, was eine breite öffentliche Debatte auslöste und schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die an den Aufräumarbeiten Beteiligten hatte. Die USA gaben zwar keine offizielle Stellungnahme zu dem Flugzeugabsturz ab, behaupteten jedoch, dass das Verteidigungsabkommen von 1951 ihnen das Recht zu diesen Maßnahmen in Grönland einräumte, wo sie „weitreichende Befugnisse“ hätten, wie es in einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums an Präsident Dwight D. Eisenhower hieß. Dennoch wurde 1968 formell vereinbart, die USA würden ohne vorherige Information Dänemarks in Grönland Atomwaffen weder lagern noch stationieren. 1955 hatte die damalige US-Führung außerdem erneut die Idee erörtert, Grönland zu kaufen, und fünf Jahre später trug Präsident Eisenhower diese Absicht dem damaligen König von Dänemark vor, der angeblich sehr aufgebracht war und zum dänischen Außenminister mit Nachdruck sagte: „Wir verkaufen nicht!“

Die technologischen Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten des Kalten Krieges veränderten die Anforderungen an die militärische Präsenz der USA in Grönland, sodass die Amerikaner die Nachrüstung ihres Frühwarnsystems für ballistische Raketen (BMEWS) beantragten. Nach mehrjährigen Verhandlungen zwischen den USA, Dänemark und nun auch Grönland – das nach der Einführung der Hjemmestyre (Heimverwaltung, die erste Stufe auf dem Weg zur grönländischen Autonomie) im Jahr 1979 eine aktivere Rolle einnahm – wurde 1987 der Wunsch der USA nach einer Nachrüstung des Thule-Radars erfüllt.

Mit dem Ende des Kalten Krieges veränderte sich die primäre Perspektive der USA auf die Arktis von militärischen Anliegen hin zu einem stärkeren Fokus auf Umweltschutz und regionaler Zusammenarbeit. Trotz ihrer geografischen Lage in der Arktis war die Thule Air Base von dieser neuen Perspektive weitgehend abgekoppelt, denn die Notwendigkeit eines BMEWS wurde erst 1998 mit der Bedrohung durch sogenannte Schurkenstaaten und einige Jahre später als Element des globalen Krieges gegen den Terror legitimiert. In den begleitenden trilateralen Verhandlungen stärkte Grönland seinen Einfluss auf die Außen-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik durch Unterzeichnung des Igaliku-Abkommens von 2004. Damit wurde das Verteidigungsabkommen von 1951 angepasst und unter anderem „Grönlands Beitrag zu den gegenseitigen Sicherheitsinteressen und die sich daraus ergebende Aufteilung der damit verbundenen Risiken und Verantwortlichkeiten“ klar anerkannt. Eine wesentliche Forderung Grönlands bei den Verhandlungen war, dass die militärische Präsenz der USA dem „internationalen Frieden“ dienen sollte und nicht nur dem Schutz der USA und der westlichen Hemisphäre, wie es bis dahin geheißen hatte. Dass Donald Trump heute davon spricht, die Kontrolle über Grönland sei wichtig für die „internationale Sicherheit“, ist möglicherweise hierauf zurückzuführen.

In den folgenden Jahren wuchs die Besorgnis der USA über Chinas wachsendes Interesse an Grönland, was insbesondere durch Enthüllungen von Wikileaks 2007 bekannt wurde, in denen es hieß: „Unsere verstärktes Engagement (…) wird auch unsere Beziehung mit Grönland gegenüber den Chinesen stärken.“ Die dänische Regierung war weniger explizit, begann jedoch ebenfalls, aktiver gegen Chinas Versuche, in Grönland zu investieren, vorzugehen. Ein erster Hinweis darauf war die Weigerung, die verlassene, zum Verkauf stehende Militärbasis in Grønnedal in Südgrönland an China zu veräußern. Ein weiteres Beispiel dafür gab es zwei Jahre später, als ein chinesischer Bauunternehmer Interesse an Grönlands umfangreichen Flughafenbauvorhaben bekundete. Dänemark bot der grönländischen Regierung daraufhin ein günstiges Darlehen an, erhielt im Gegenzug Einfluss darauf, wer sonst noch an dem Projekt beteiligt sein würde, und konnte damit de facto ein Veto gegen den chinesischen Bauunternehmer einlegen.

Der sich abzeichnende Großmachtkonflikt mit China war auch Hauptgrund dafür, dass die USA während Donald Trumps erster Amtszeit die Arktis stärker in den Fokus nahmen. Dies wurde insbesondere 2019 deutlich, als der damalige Außenminister Mike Pompeo anlässlich des Minister:innentreffens des Arktischen Rates in Rovaniemi, Finnland, scharfe Worte gegenüber China und Russland fand. In derselben Rede kündigte er an, die USA würden ihre militärische und diplomatische Präsenz in der Arktis verstärken. Auf dem Rückweg aus Finnland hätte Pompeo Nuuk besuchen sollen, um die Eröffnung eines neuen US-Konsulats in der Stadt anzukündigen, aber aufgrund der eskalierenden Spannungen mit dem Iran übernahm das an seiner Stelle die damalige US-Botschafterin in Dänemark, Carla Sands.

Trotz des wachsenden Interesses der USA an Grönland hatten nur wenige vorausgesehen, dass dies zu Donald Trumps Idee führen würde, Grönland zu kaufen. Dies sei, so führte er im August 2019 aus, im Grunde genommen ein großer Immobilienkauf und strategisch gesehen „nice“ für die USA. Trump verwies außerdem auf ähnliche frühere Kaufideen, insbesondere die von Präsident Truman; doch als die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen antwortete, dies sei eine absurde Diskussion – und damit dieselbe Antwort gab, die Truman 1946 bekommen hatte –, sagte er seinen geplanten Staatsbesuch in Dänemark ab.

Obwohl Trumps Idee entschieden abgelehnt wurde, gab es in der Folgezeit mehrere konkrete Initiativen mit dem Ziel, die Präsenz der USA in und die bilateralen Beziehungen zu Grönland zu stärken. Am bemerkenswertesten waren die Eröffnung eines US-Konsulats im Jahr 2020 und ein Wirtschaftspaket in Höhe von 12,1 Millionen US-Dollar, das in amerikanische Beratungsleistungen für die Entwicklung der grönländischen Bergbauindustrie, des Tourismus und des Bildungswesens investiert werden sollte. Gleichzeitig wurde die Rolle Grönlands auf internationaler Bühne gestärkt, indem es als gleichberechtigter Partner anerkannt wurde. Unterstrichen wurde dies in den folgenden Jahren unter anderem durch offizielle Staatsbesuche in Washington, D.C., Kopenhagen und Nuuk.

Das aktuelle Interesse der USA an Grönland

Zurück im Jahr 2025 können wir nun feststellen, dass das Interesse der USA an Grönland keineswegs neu ist und die treibenden Faktoren seit Langem die geostrategische Lage des Landes und seine zahlreichen natürlichen Ressourcen sind. Dies waren auch die beiden Hauptbotschaften von Trumps Äußerungen 2019. Als er diesen Wunsch nun fünf Jahre später wiederholte, war daher die erste Reaktion seitens Dänemarks und Grönlands, erneut auf diese beiden Elemente abzuzielen: Zum einen wurde klargestellt, dass es den USA freistehe, in das Bergbaupotenzial Grönlands zu investieren, solange sie die Gesetze des Landes einhalten. Mit einem sogenannten Memorandum of Understanding (einer Form der Absichtserklärung) für diesen Bereich verfügen die USA über recht gute Voraussetzungen, um ihren Worten Taten folgen zu lassen und damit etwa Zugang zu den vielen Seltenen Erden Grönlands zu erhalten, die unerlässlich sind, um Chips für Elektrogeräte wie Waschmaschinen, Windkraftanlagen und auch Waffen herzustellen. Zum anderen üben die USA bereits de facto die militärische Kontrolle über Grönland aus, das eine wichtige Rolle bei der Abschreckung globaler und regionaler Bedrohungen spielt. Falls die USA ihre militärische Präsenz erhöhen möchten, ist dies bereits im Rahmen des bestehenden Verteidigungsabkommens möglich, und die Regierungen in Nuuk und Kopenhagen dürften ein offenes Ohr für diesen Wunsch haben – vor allem, wenn Grönland davon profitiert.

Als weltweit führende Militärmacht wäre es für die USA in der Tat recht einfach, in Grönland einzumarschieren, wo sie bereits über eine starke militärische Präsenz verfügen. Sollten sie dies tun, würden sie jedoch auf Ablehnung seitens großer Teile der Weltgemeinschaft stoßen, die auf ein solch aggressives und imperialistisches Vorgehen scharf reagieren würden. Auch aus diesem Grund ist dies derzeit kein wahrscheinliches Szenario. Dass das Weiße Haus die Kosten für eine Übernahme der Kontrolle über Grönland berechnet, ist in diesem Licht ein positives Signal dafür, dass man eher Soft Power und Kapital einsetzen will, „to win hearts and minds“. Zwei Details bedürfen hierbei der besonderen Erwähnung: Erstens basieren die Berechnungen offenbar darauf, dass Grönland das Angebot aktiv annehmen muss, wenn es den USA gelingt, sich als attraktive Alternative zu Dänemark zu präsentieren. Zweitens ist dabei die Kosten-Nutzen-Bewertung wichtig: Was können die USA im Gegenzug für ihre vielen Milliarden Dollar von Grönland bekommen? Hier geht es um eiskaltes Kalkül, das Trumps geoökonomischen Zugang zur internationalen Politik widerspiegelt. Diese Logik des Gebens und Nehmens kann man etwa in Bezug auf die Ukraine beobachten, die Rohstoffe im Gegenzug für amerikanische Militärhilfe liefern soll.

Wenn die USA dementsprechend erwarten, dass ihre Ausgaben durch Einnahmen aus dem Bergbau in Grönland gedeckt werden – wie von der Organisation American Action Forum dargelegt –, würde dies dem Wunsch nach mehr Autonomie direkt zuwiderlaufen. Als 2009 die Selvstyre (Selbstverwaltung) als weiterer Schritt Richtung grönländischer Autonomie eingeführt wurde, war gerade das Recht auf die Bodenschätze ein ganz zentrales Element. Wenn man nun dieses Recht im Austausch gegen Geld aufgibt, wäre dies zweifellos ein Rückschritt auf dem Weg in die Unabhängigkeit. Und hier haben wir die größte Herausforderung für die Trump-Regierung: Vertrauen. Sie mag zwar gut darin sein, die Mediendiskussion zu steuern, aber die jüngsten Reaktionen aus Grönland sind unmissverständlich. Gelächter im US-Kongress, wenn Trump von „the incredible people of Greenland“ spricht, die Androhung einer militärischen Annexion und JD Vances Besuch in der Pituffik Space Base haben das Vertrauen der Grönländer:innen in die USA zweifellos erschüttert.

Grönlands nächste Station: Freie Assoziierung?

Die Grönländer:innen haben deutlich signalisiert, dass sie nicht der 51. Bundesstaat der USA werden möchten. Der ehemalige Regierungschef Múte B. Egede formulierte es so: „Grönland gehört den Grönländern. Wir wollen keine Dänen sein. Wir wollen keine Amerikaner sein. Wir wollen Grönländer sein“. Auf dem Weg zum letztendlichen Ziel einer Staatsgründung – ein Weg, den die weitaus meisten Grönländer:innen unterstützen – gibt es andere Möglichkeiten, die Autonomie des Landes zu stärken. Am meisten diskutiert wird hier die sogenannte Freie Assoziierung. Dies wurde offenbar auch in den USA bemerkt, wo ehemalige, Trump-loyale Bedienstete vorgeschlagen haben, die USA sollten einen Compact of Free Association mit einem unabhängigen Grönland eingehen. Die USA haben ähnliche Abkommen mit den kleinen Pazifikstaaten Mikronesien, Palau und den Marshallinseln geschlossen. Nach diesem Modell würde Grönland das Band zu Dänemark kappen, dafür aber den USA Zugang zu seinem Territorium gewähren – im Austausch für eine Sicherheitsgarantie und Zusagen über wirtschaftliche und administrative Unterstützung, juristische und diplomatische Dienste sowie eine Küstenwache.

Abgesehen davon, dass dies die Beziehungen zu dem eigentlich engen Bündnispartner Dänemark verschlechtern würde – was Trump offenbar nicht zu kümmern scheint –, würde diese Regelung den USA erhebliche finanzielle Belastungen auferlegen: Schon die finanziellen Subventionen, die Grönland derzeit von Dänemark erhält, belaufen sich auf etwa 700 Millionen US-Dollar im Jahr und müssten ersetzt werden, was die Kosten für das Engagement der USA um über 1.000 Prozent erhöhen würde. Die Zeit wird zeigen, ob Donald Trump dies weiterhin für einen guten Deal hält. Entscheidend ist dabei natürlich, welche Gegenleistungen und Reichtümer dafür erwartet werden. In die Rechnung fließen auch Trumps imperialistische Ambitionen und die Bestrebungen seiner reichen Geldgeber aus der Tech-Branche ein, Grönland zu einer libertären „Freedom City“ zu machen, die kaum durch staatliche Vorgaben reguliert werden würde – zwei Faktoren, die schwer zu beziffern sind und wirtschaftliche und humanistische Gründe überlagern könnten.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist nur eines sicher: Grönland strebt nach mehr Unabhängigkeit. Interpretiert man das Ergebnis der Parlamentswahlen vom 11. März 2025, dann sieht dieser Weg zunächst eine Fortsetzung der engen Zusammenarbeit mit Dänemark vor. So bildeten vier Parteien als Reaktion auf den starken Druck der USA eine historisch breite Koalitionsregierung, während die fünfte Partei Grönlands, Naleraq, die ein knappes Drittel der Stimmen erhielt, die einzige Oppositionspartei ist und sich unter anderem für eine engere Beziehung zu den USA auf Kosten der derzeitigen Reichsgemeinschaft mit Dänemark einsetzt. Während das Ziel der Unabhängigkeit die grönländische Bevölkerung eint, spaltet sie die Frage, ob Dänemark oder die USA der bessere Partner auf dem Weg dorthin sind. Unterdessen arbeitet man im Weißen Haus intensiv an einem Angebot, das mehr Grönländer:innen davon überzeugen soll, ihren Blick nach Westen statt nach Osten zu richten.

ist Associate Professor an der Dänischen Verteidigungsakademie in Kopenhagen. 2024 gab er gemeinsam mit Ole Wæver und Ulrik Pram Gad das Buch "Greenland in Arctic Security" heraus.