Während des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2024 beherrschte eine Kernaussage die chinesische Berichterstattung, nämlich dass sich an der grundsätzlichen Ausrichtung der amerikanischen Chinapolitik nicht viel verändern werde, ganz gleich, welche Regierung ins Amt komme. Demokraten wie Republikaner seien sich einig, dass sich die USA in einer strategischen Rivalität mit der aufstrebenden Großmacht China befänden und daher zunehmend auf Konfrontationskurs gehen müssten.
Die chinesische Führung ist auf einen neuen Handelskrieg eingestellt, ohne sich aber im Klaren darüber zu sein, wie weit Trump zu gehen bereit ist. Außen- und sicherheitspolitisch muss China eine militärische Aufrüstung im eigenen Umfeld befürchten. Sollte Washington die Kommunikation mit Beijing abbrechen, besteht gar das Risiko einer Eskalation des sino-amerikanischen Konflikts. Von einer potenziellen Abkehr der USA von multilateraler Kooperation und der Bündnispolitik vorheriger Administrationen könnte die Volksrepublik aber auch profitieren und sich für andere als alternativen, zuverlässigeren Partner präsentieren.
Rückblick
In den Vereinigten Staaten dominiert mittlerweile die Einschätzung, dass sich die USA und China nicht mehr nur in einer Großmacht-, sondern auch in einer systemischen Rivalität befinden, also in einer Konkurrenz zwischen zwei gegensätzlichen politischen Systemen. Unter der Präsidentschaft von Barack Obama ab 2009 hatte die US-Regierung zunächst noch versucht, eine "neue Form der Großmachtbeziehungen" ("new type of great power relations") zu entwickeln, in der China und die USA als gleichberechtigte Mächte anzusehen wären.
Dieser Kurs wurde von der ersten Trump-Administration ab 2017 weitgehend fortgesetzt. Washington vertiefte etwa die Beziehungen zu Taiwan, und die US-Kriegsmarine erhöhte ihre Präsenz im indopazifischen Raum. Im Fokus standen vor allem Maßnahmen, um das bilaterale Handelsdefizit mit China auszugleichen, und die USA belegten China mit einer Serie von Wirtschaftssanktionen. Dies nahm die chinesische Führung zum Anlass, die geplante technologische Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von US- beziehungsweise westlichen Technologien zu beschleunigen. Aus Sicht der chinesischen Regierung geht es den USA schon lange nicht mehr nur darum, China sicherheitspolitisch sowie mit Blick auf seinen technologischen und wirtschaftlichen Aufstieg einzudämmen – der Handelskonflikt mit den USA wird auch in Beijing als Systemkonflikt verstanden.
Wirtschaftliche Erfolge belegen aus chinesischer Sicht die besondere Stärke des eigenen Systems. Die chinesische Wirtschaftspolitik entwickelt sich daher bereits seit der Machtübernahme Xis in Richtung volkswirtschaftlicher Autonomie, um die Anfälligkeit für äußeren wirtschaftlichen Druck zu verringern. Ein vorrangiges Ziel ist es daher, von ausländischen Hightechprodukten unabhängig zu werden. In der Automobilbranche ist es China bereits gelungen, mit den heimischen elektrischen Fahrzeugen westliche Hersteller technologisch zu überholen. In jüngerer Zeit machen zudem auch chinesische Applikationen auf dem Feld der künstlichen Intelligenz den amerikanischen Tech-Giganten Konkurrenz.
Auch unter der Präsidentschaft von Joe Biden ab 2021 änderten die USA die grundsätzliche Ausrichtung ihrer Chinapolitik nicht. Seine Administration hatte beispielsweise den Handelskonflikt, den Trump gegen China eingeleitet hatte, nie beendet. Ganz im Gegenteil, unter Biden wurden Instrumente geschaffen, die den Fokus gezielt darauf richteten, die Entwicklung Chinas in entscheidenden Bereichen zu verlangsamen – etwa durch den 2022 verabschiedeten CHIPS and Science Act, der Chip-Exporte nach China kontrolliert. Im Gegensatz zu Trump setzte Biden jedoch darauf, mit Verbündeten Koalitionen gegen China zu schmieden. So wurde die internationale Zusammenarbeit strategisch gestärkt, unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine insbesondere die transatlantische. Der Westen, so hat China während der Biden-Präsidentschaft gelernt, kann nicht so einfach abgeschrieben werden. Zugleich suchte Washington aber auch den Dialog mit Beijing und bemühte sich darum, zuvor auf Eis gelegte Kommunikationskanäle wieder aufzutauen, etwa jene zwischen den Streitkräften beider Länder.
Mit dem Wechsel von Biden zu Trump 2025 droht eine weitere Verschlechterung der sino-amerikanischen Beziehungen und eine enorme Unsicherheit für die Stabilität in der indopazifischen Region. Trumps neues Kabinett besteht aus einer Reihe bekannter China-Hardliner und lässt vermuten, dass die mühsam etablierten Kommunikationskanäle zwischen Washington und Beijing wieder einfrieren werden. So könnte es schwieriger sein, Eskalationsrisiken beispielsweise in einem Handelskonflikt oder durch militärische Manöver zu vermeiden.
Trumps Kabinett
Einige Akteure in Trumps zweiter Administration sind in China bereits bekannt: So etwa Außenminister Marco Rubio, der wegen seiner scharfen Kritik an Beijing – zum Beispiel, was den Umgang mit der Corona-Pandemie oder mit den Entwicklungen in Hong Kong betrifft –, nicht mehr nach China einreisen darf. Oder der Anfang Mai 2025 als US-Botschafter bei den Vereinten Nationen nominierte Michael Waltz, der die USA in einem neuen Kalten Krieg mit China sieht und in seiner vorherigen Funktion als Nationaler Sicherheitsberater darauf drängte, militärische Ressourcen von Europa in Richtung Pazifik zu verlagern. Der Unterstaatssekretär für Verteidigungspolitik, Elbridge Colby, sieht in der Volksrepublik die größte externe Bedrohung für Amerika und wirbt für eine US-Verteidigungsstrategie, die sich auf einen militärischen Konflikt mit China vorbereitet. Auch Peter Navarro ist für die chinesische Regierung als ehemaliger Wirtschaftsberater Trumps (und als Autor des 2011 erschienenen Buches "Death by China") kein Unbekannter. Er spielte seinerzeit eine Schlüsselrolle im Handelskrieg zwischen China und den USA, wurde von Beijing ebenfalls sanktioniert, und ist nun als Handels- und Produktionsberater ins Weiße Haus zurückgekehrt. Der ehemalige Senator von Georgia, David Perdue, gilt ebenfalls als China-Hardliner und wurde von Trump zum Botschafter in China ernannt. Viele der wichtigsten Posten im Kabinett Trump sind von jenen "China-Falken" besetzt, die für "strategische Entkopplung" und eine aggressive Außen- und Sicherheitspolitik gegenüber China stehen. Die politische Klasse in China dürfte auf eine angespannte und konfliktträchtige zweite Amtszeit Trumps vorbereitet sein.
Für Beijing ist es daher umso wichtiger, Kommunikationskanäle zu jenen Beratern im Umfeld von Trump zu identifizieren und etablieren, die China wohlgesonnener sind. Der Milliardär und enge Trump-Berater Elon Musk ist dafür wohl der vielversprechendste Kandidat: Musks Unternehmen Tesla ist auf den chinesischen Markt angewiesen, da dieser nach den USA der zweitwichtigste für den Elektrofahrzeughersteller ist. Somit dürfte Musk erhebliches Interesse daran haben, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China nicht vollständig eskaliert. Einem amerikanischen Beobachter zufolge "herrschte in den vergangenen Monaten große Neugier in China, ob Musk der neue Kissinger sein könnte, der dabei hilft, einen Deal zwischen Washington und Beijing auszuhandeln".
Der neue Handelsminister Howard Lutnick hat über seine ehemaligen Firmen BCG Group und Cantor Fitzgerald ebenfalls geschäftliche Interessen in der Volksrepublik und könnte sich möglicherweise ebenfalls für einen sanfteren Kurs im Handelskonflikt mit China einsetzen. Lutnick hat sich zusammen mit dem neuen Finanzminister Scott Bessent bereits dafür ausgesprochen, dass die Vereinigten Staaten mit China zu einer Übereinkunft im Handelskonflikt kommen sollten.
Handelskrieg 2.0
Vor dem Hintergrund des 2018 von Trump eingeleiteten Handelskonflikts und seinen Ankündigungen im Wahlkampf 2024 dürfte Beijing darauf vorbereitet gewesen sein, dass Trump auch in seiner zweiten Amtszeit auf neue "Strafzölle" gegen China setzen würde. Der selbsternannte "Tariff Man" hatte bereits im Wahlkampf neue Zölle auf chinesische Produkte angekündigt, Anfang April 2025 verhängte er schließlich einen Zoll von 34 Prozent auf alle chinesischen Waren, worauf China umgehend mit derselben Maßnahme für alle US-Waren antwortete. Im nächsten Schritt erhöhte Trump die Zölle für Einfuhren aus China auf 125 Prozent (für manche Waren gar auf 145 Prozent), was die Volksrepublik mit Gegenzöllen in gleicher Höhe beantwortete. Ende April deutete sich eine leichte Deeskalation an, zunächst jedoch nur rhetorisch.
Darüber hinaus fordert die Trump-Administration die Aufhebung des Meistbegünstigungsstatus (Most Favored Nation, MFN) der Volksrepublik – eine Maßnahme, die China in eine andere Zollklasse einordnen und Zölle auf chinesische Importe in Schlüsselsektoren deutlich erhöhen würde. Auch diese Idee stammt bereits aus der ersten Amtszeit Trumps. Der Vorsitzende des Sonderausschusses des Repräsentantenhauses zur Kommunistischen Partei Chinas, John Moolenaar, stellte im November 2024 den Restoring Trade Fairness Act vor, in dem er ebenfalls die Aberkennung des MFN-Status Chinas forderte.
Die von der Trump-Administration verhängten Zölle könnten die chinesische Wirtschaft stark beeinträchtigen, denn es besteht nach wie vor eine hohe wirtschaftliche Interdependenz zwischen China und den USA. Gleiches gilt jedoch umgekehrt für chinesische Maßnahmen, die der amerikanischen Wirtschaft erheblich schaden könnten. Bislang hat sich die chinesische Führung darauf beschränkt, die USA nicht zu provozieren und lediglich mit entsprechenden Gegenmaßnahmen auf die US-Handelspolitik zu reagieren, ganz nach dem Motto: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Bereits Anfang Dezember 2024 hatten die USA etwa strengere Ausfuhrkontrollen für moderne Chips und Chipherstellungsanlagen nach China angekündigt. Als Reaktion darauf kündigte das chinesische Handelsministerium ein Exportverbot für kritische Mineralien wie Gallium oder Germanium an, die beispielsweise für die Produktion von Halbleiterchips notwendig sind.
China dürfte darauf hoffen, dass eine weitere Eskalation im Handelskonflikt vermieden werden kann und dass beide Staaten zu einem Abkommen gelangen.
Die Handels- und Wirtschaftspolitik der zweiten Trump-Administration gegenüber China wird auch den Rest der Welt, inklusive Europa, beeinflussen. Ausländische Industrien sind betroffen von den US-Exportkontrollen, von den Maßnahmen zur technologischen Entkopplung und von Sanktionen gegen chinesische Finanzinstitute. Unternehmen in den Partnerländern der USA dürften stärker unter Druck geraten, sich ebenfalls vom chinesischen Markt abzukoppeln und zu deinvestieren. Bei einem Handelskrieg mit den USA wird China vermutlich seine Überkapazitäten vermehrt nach Europa oder woandershin exportieren. Davon könnten jene Staaten profitieren, denen es gelingt, die Exportabhängigkeit Chinas zu ihrem Vorteil zu nutzen. Andere Staaten könnten sich gezwungen sehen, Markteintrittsbarrieren zum Schutz ihres Marktes zu erhöhen, wie es Anfang 2025 bereits mit den Strafzöllen der EU auf die Einfuhr von elektrischen Fahrzeugen geschehen ist.
Unsicherheit im Indopazifik
Mit Sorge blickt Beijing auch auf die Außen- und Sicherheitspolitik Trumps im Indopazifik. Einerseits könnten die "China-Falken" im US-Kabinett eine (noch) härtere Politik gegenüber China vorantreiben und etwa die US-Präsenz im Südchinesischen Meer verstärken. Der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth sagte Anfang März 2025 diesbezüglich, dass die USA ihr Militär aufrüsten würden, um China abzuschrecken, denn: "Wer sich nach Frieden sehnt, muss sich auf Krieg vorbereiten."
Andererseits hatte Trump im Wahlkampf auch betont, dass er mehr finanzielle Gegenleistungen für das amerikanischen Engagement von jenen Partnern erwartet, die bisher vom Schutz der USA profitiert haben und weiterhin davon profitieren wollen. Im Mittelpunkt der US-Sicherheitspolitik steht die Durchsetzung nationaler Interessen. Bisher ist jedoch ungewiss, mit welcher Höhe der finanziellen Gegenleistungen die Verbündeten wie Japan oder Südkorea rechnen müssen. Beijing muss befürchten, dass die amerikanischen Waffenexporte nach Japan, Südkorea oder Taiwan ansteigen werden und diese wie auch andere Staaten unter dem Druck Washingtons stehen, sich wirtschaftlich von China abzukoppeln. Eine Trump-Administration, die unter den Verbündeten über das US-Allianzsystem Zweifel sät, könnte die Länder in der Umgebung Chinas zu dem Schluss führen, sich eigenständig aufrüsten zu müssen. In Südkorea unterstützt eine Mehrheit der Bevölkerung bereits eine nukleare Aufrüstung, die das Land auch ohne den Schutz der USA gegen Nordkorea verteidigungsfähig machen soll.
Die besondere Aufmerksamkeit Beijings gilt Taiwan, dessen "Wiedervereinigung" mit der Volksrepublik eisernes Ziel der Xi-Führung ist. Die Inselrepublik ist in hohem Maße vom politischen Willen in den USA abhängig, weiterhin als Schutzmacht Taiwans zu agieren und es entsprechend zu unterstützen.
Allerdings ist es unrealistisch, dass Taiwan sein Verteidigungsbudget auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöht, wie Trump es gefordert hatte. Taipeh verlässt sich zwar weitgehend darauf, dass die starke überparteiliche Unterstützung für Taiwan auch unter Trump anhalten wird, muss aber womöglich mehr Überzeugungsarbeit in Washington leisten, um das amerikanische Engagement zu erhalten. China könnte beide Szenarien – mehr oder weniger US-Unterstützung für Taiwan – nutzen, um den militärischen Druck auf die Insel zu erhöhen. 2024 war bereits das Jahr mit den größten chinesischen Militärmanövern in der Taiwanstraße, und die militärischen Übungen gehen 2025 unvermindert weiter. In der komplexen Dynamik der drei Akteure China, USA und Taiwan ist zu befürchten, dass unter der zweiten Trump-Regierung die Friktionen nur wachsen und Eskalationen wahrscheinlicher werden.
Chancen für China
Die enorme Unsicherheit in der Konfliktdynamik zwischen den USA und China dürfte nicht im chinesischen Interesse sein, insbesondere aufgrund des steigenden Risikos einer wirtschaftlichen oder gar militärischen Eskalation. Die US-Administration unter den Demokraten hatte auf multilaterale Formate gesetzt und darauf, in Koordination und Kooperation mit Partnern Lösungen für Konflikte und globale Probleme zu suchen. Unter der zweiten Trump-Regierung droht eine Politik des unilateralen Handelns und ein Rückzug der USA aus multilateralen Formaten, von denen sie sich keine unmittelbaren Vorteile verspricht. Eine Abkehr von Bidens partnerschaftlich-orientiertem Ansatz wird es weitaus schwieriger machen, globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel oder der derzeit unzureichenden internationalen Rüstungskontrolle zu begegnen.
Das gilt einerseits auch für China, andererseits könnte sich die Volksrepublik gegenüber anderen Staaten als alternativer Partner zu den USA präsentieren. Je mehr Zölle die USA etwa verhängen, desto mehr kann sich China als der zuverlässigere Handelspartner anbieten. Die massiven Kürzungen der amerikanischen Entwicklungshilfe beispielsweise schaffen ein Vakuum, in das China vordringen könnte. Für China bietet sich somit die Chance, die finanziellen und machtpolitischen Lücken dort auszufüllen, wo es einen Nutzen darin sieht, die USA als soft power in Drittstaaten und in internationalen Organisationen zu ersetzen. Den Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen könnte China ebenfalls als Chance nutzen und versuchen, eine führende Rolle in der Klimadiplomatie einzunehmen. Im Systemwettbewerb mit den USA wäre dies ein Gewinn für China. Dem chinesischen US-Experten Wang Wen zufolge habe Trump unter chinesischen Internetnutzern bereits den Spitznamen Chuan Jianguo, was "Mach China großartig" bedeute – weil er mit seiner America-First-Politik unwissentlich und unbeabsichtigt China stärke.
Die chinesische Regierung dürfte Trumps zweite Amtszeit auch dazu nutzen, die Risse im Lager der liberalen Demokratien zu vertiefen und es weiter zu spalten. Sollte die Trump-Administration etwa die US-Unterstützung der Ukraine tatsächlich auch langfristig drastisch reduzieren, böte das daraus folgende transatlantische Zerwürfnis für Beijing eine Gelegenheit, einige Mitgliedstaaten der Europäischen Union stärker in Richtung strategischer Autonomie zu drängen. Aus der Sicht Chinas bedeutet mehr Distanz zu den USA immer auch die Chance zu verbesserten Beziehungen zur Volksrepublik.
Schließlich könnte sich China auch die Chance bieten, mit der Trump-Administration – möglicherweise vermittelt durch Elon Musk – zu einem umfassenden Abkommen zu kommen, also zu einer Vereinbarung, die nicht nur Fentanyl-, Handels- und Wirtschaftsfragen betrifft, sondern auch die Sicherheitsangelegenheiten und -interessen beider Staaten. In einem solchen grand bargain könnte China den Forderungen der USA in den Bereichen Handel, Investitionen und Technologien nachgeben, und im Gegenzug könnte die Trump-Administration der chinesischen Regierung signalisieren, dass die Vereinigten Staaten der Volksrepublik künftig mehr geopolitischen Raum im Indopazifik zugestehen werden. Ein solcher "großer Deal" könnte nur zulasten Dritter gehen, in erster Linie vermutlich Taiwan, sollte Washington die Zusage widerrufen, Taiwan gegen eine chinesische Aggression zu verteidigen. Aber auch andere Verbündete und Partner der USA müssten befürchten, dass ihre Sicherheit für die zweite Trump-Administration weniger wichtig ist. Ihnen droht eine Aufteilung der Welt in Einflusszonen der Großmächte, in der China eine Führungsposition im Indopazifik innehat und dafür die US-Dominanz in anderen Weltregionen akzeptiert.
Derzeit erscheint ein solcher grand bargain, in dem die USA und China zu einer gemeinsamen Vision für die künftige Gestaltung ihrer Beziehungen und der Welt kommen, unwahrscheinlich. Denn zum einen herrscht in den USA weiterhin ein parteiübergreifender Konsens darüber, die Volksrepublik als Gegner zu betrachten, zum anderen werden Chinas macht- und sicherheitspolitische Interessen die USA auch künftig herausfordern. Die Systemgegensätze bleiben so lange bestehen, bis zumindest eine der Konfliktparteien zu einer veränderten Position der eigenen Kerninteressen kommt. Wahrscheinlicher ist daher die Verhandlung kleinerer spezifischer Abkommen zu Handelsfragen oder der Fentanyl-Krise.
Ein grundsätzlicher Bruch mit der bisherigen, eher konfrontativen Chinapolitik der USA sollte dennoch nicht ganz ausgeschlossen werden: Der amerikanische Politikwissenschaftler Graham Allison hält es etwa für denkbar, dass Trump "eine völlig andere Ansicht zum Umgang mit China – und insbesondere mit Xi – vertreten könnte als der derzeitige Konsens der etablierten Republikaner und Demokraten".