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Editorial | Philippinen | bpb.de

Philippinen Editorial Imperiale Nachbeben. Die Philippinen in der Welt, 1565–1946 Bagong Kasaysayan und die dialogische Praxis. Postkoloniale Geschichte aus philippinischer Perspektive „Schulter an Schulter“ gegen China? Die Allianz zwischen den Philippinen und den USA im Indopazifik Widerstand und Wiederkehr. Autoritäre Tendenzen und der Kampf um demokratische Räume auf den Philippinen 50 Jahre staatlich geförderte Arbeitsmigration auf den Philippinen Philippinische Pflegekräfte im Fokus Gewalt als vermeintliche Lösung. Dutertes Drogenkrieg auf den Philippinen Karte

Editorial

Leontien Potthoff

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Über 7.600 Inseln, mehr als 130 Sprachen und etwa 115 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner: Die Philippinen sind ein vielfältiges und den meisten Deutschen doch weitgehend unbekanntes Land. Dabei absolvierte ihr Nationalheld, der Schriftsteller und Kolonialkritiker José Rizal, einen Teil seines Medizinstudiums in Heidelberg – und sein Roman „Noli me tangere“ wurde 1887 erstmals in Berlin gedruckt. Eine Chance, die Literatur der Philippinen kennenzulernen, bietet die diesjährige Frankfurter Buchmesse, deren Ehrengast sie sind.

Doch nicht nur literarisch sind die Philippinen hochinteressant, auch politisch sind sie relevant. Ob im Konflikt zwischen der Volksrepublik China mit den Vereinigten Staaten oder im Streit um Taiwan: Aufgrund seiner Lage am Rande des Südchinesischen Meers hat sich der Archipel als strategischer Stützpunkt bewährt. Die Haltung der Philippinen ist dabei zu beiden Großmächten ambivalent und wechselt je nach Regierung zwischen Annäherung und Abgrenzung. Zugleich wird die philippinische Politik durch rivalisierende Familiendynastien geprägt, deren Wurzeln teilweise in die Kolonialzeit zurückreichen: Nach 300 Jahren spanischer Kolonialherrschaft besetzten ab 1898 die USA und von 1942 bis 1945 Japan die Philippinen. Nachkommen jener Philippinerinnen und Philippiner, die in der Kolonialregierung hochrangige Ämter bekleideten, sind mitunter bis heute politisch einflussreich.

Die Unabhängigkeit 1946 brachte zwar zunächst eine gewisse demokratische Stabilisierung, doch ab 1965 regierte Ferdinand Marcos das Land 21 Jahre lang zunehmend autokratisch. Nach seinem Sturz 1986 schwankten die Philippinen zwischen Phasen der Demokratisierung und der Autokratisierung. Seit 2022 ist Ferdinand „Bongbong“ Marcos Jr. Präsident und löste damit Rodrigo Duterte ab, der ab 2016 durch seinen brutalen „Krieg gegen die Drogen“ bekannt wurde, der Tausende das Leben kostete. Ob sich die Philippinen unter Marcos Jr. von den Krisen der vergangenen Jahre erholen können, bleibt abzuwarten.