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Philippinische Pflegekräfte im Fokus | Philippinen | bpb.de

Philippinen Editorial Imperiale Nachbeben. Die Philippinen in der Welt, 1565–1946 Bagong Kasaysayan und die dialogische Praxis. Postkoloniale Geschichte aus philippinischer Perspektive „Schulter an Schulter“ gegen China? Die Allianz zwischen den Philippinen und den USA im Indopazifik Widerstand und Wiederkehr. Autoritäre Tendenzen und der Kampf um demokratische Räume auf den Philippinen 50 Jahre staatlich geförderte Arbeitsmigration auf den Philippinen Philippinische Pflegekräfte im Fokus Gewalt als vermeintliche Lösung. Dutertes Drogenkrieg auf den Philippinen Karte

Philippinische Pflegekräfte im Fokus

Phoebe Zoe Maria U. Sanchez

/ 11 Minuten zu lesen

Jährlich wandern Tausende auf den Philippinen ausgebildete Fachkräfte aus – auch nach Deutschland. Besonders im Bereich der Kranken- und Altenpflege sind sie gefragt. Eine neue Studie erfasst die Erfahrungen der Philippiner und Philippinerinnen hierzulande.

In der Geschichte der Philippinen gibt es fünf große Migrationswellen. Die erste entstand im Zuge des Sklavenhandels zwischen den Stammesgemeinschaften an der Küste, an der Schnittstelle von Handel und Gewerbe im maritimen Südostasien. Die zweite lässt sich zur Zeit des Sklavenhandels auf Galeonenschiffen zwischen Manila und Acapulco unter der spanischen Kolonialverwaltung identifizieren, in dessen Kontext die Zwangsarbeit 1815, kurz vor der Unabhängigkeit Mexikos, ihren Höhepunkt erreichte. Die dritte Welle begann mit dem Ende des Krieges zwischen den Philippinen – beziehungsweise dem nationalistischen Geheimbund Katipunan, der für die philippinische Unabhängigkeit kämpfte – und Spanien, als eine Zahlung von 20 Millionen Pesos vereinbart wurde und die Philippinen an die USA fielen. Dies war der Beginn einer groß angelegten und systematischen Migration von etwa 100.000 Philippinern, die fortan auf amerikanischen Zuckerplantagen und in Fischkonservenfabriken arbeiteten. Der vierte Anlass für Migration hatte mit der massiven Rekrutierung philippinischer Soldaten für die US-Marine im Zweiten Weltkrieg zu tun, die bis in die 1950er Jahre andauerte – verbunden mit der Eindämmungspolitik der McCarthy-Ära, in deren Rahmen philippinische Soldaten Seite an Seite mit amerikanischen Streitkräften im Vietnamkrieg, in Thailand und später in Guam kämpften. Und schließlich kam es zur fünften Welle durch die Arbeitskräfteexportpolitik (Labor Export Policy, kurz „LEP“) des Marcos-Regimes, mittels derer vor allem philippinische Arbeiterinnen als Hausangestellte und Pflegekräfte nach Malaysia, Hongkong, Singapur, Taiwan, Japan und in den Nahen Osten entsandt wurden. Die Rekrutierung philippinischer Krankenschwestern und Hausangestellter für Krankenhäuser und Haushalte in Europa und den USA folgte kurze Zeit später.

Migration als Entwicklungsproblem

Migration wird häufig als Entwicklungsproblem verstanden, weil Menschen ihren Geburtsort auf der Suche nach einem besseren Leben, nach Frieden oder nach besseren beruflichen Möglichkeiten verlassen. Manche sehen Migration jedoch nicht als Symptom einer tieferen Krise. Fest steht aber, dass entwicklungspolitische Maßnahmen oft die grundlegenden Bedingungen von Vertreibung und Enteignung als Ursachen von Migrationskrisen außer Acht lassen.

Die „Dritte Welt“ eint die Erfahrung, dass politische und wirtschaftliche Vertreibung zwangsläufig Migrationsbewegungen nach sich ziehen. Um alle Ursachen für die Notlage der philippinischen Bürger und Bürgerinnen im eigenen Land aufzuzählen, fehlt hier der Platz. Zu ihnen zählen die schlechte soziale Grundversorgung, erschreckende Inflationsraten bei Grundnahrungsmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs, niedrige Löhne, mangelhafte Strafverfolgung, Landlosigkeit, politische Unterdrückung, Steuerlasten, schlechte Gesundheitsversorgung, Obdachlosigkeit und vieles mehr. Die Heimat zu verlassen, ist wohl die älteste Reaktion auf unterdrückerische und/oder schwierige Lebensbedingungen. Auch historisch lässt sich nachvollziehen, dass Migration klassischerweise auf Verdrängung und Enteignung infolge von Armut und Ungleichheit folgt.

Trotz allem betrachten die vorherrschenden entwicklungspolitischen Ansätze Migration tendenziell eher als demografische Chance, die es zu maximieren gilt, und nicht als Problem sozialstruktureller Ungleichheit. Außerdem messen auch viele Staaten des Globalen Südens den dadurch entstehenden Geldtransfers aus dem Ausland eine entscheidende Bedeutung in Bezug auf die wirtschaftliche Unterstützung bei. Sie helfen, extreme Armut zu verringern und etwa das Gesundheitswesen, Bildungseinrichtungen und andere öffentliche Dienstleistungen zu verbessern. So machen auch in den Philippinen die Überweisungen von im Ausland tätigen Philippinern in die Heimat einen großen Teil des Bruttoinlandprodukts (BIP) des Landes aus. Tatsächlich geben politische Entscheidungsträger grenzüberschreitenden Migrationssystemen Vorrang, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln, und die Inflation wird so gesteuert, dass sie diese Überweisungen fördert.

Die Philippinen in der Statistik

Werfen wir einen Blick auf einige grundlegende Daten zu den Philippinen: 2024 gaben von 116 Millionen Philippinern und Philippinerinnen 59 Prozent an, arm zu sein, und 27 Prozent, an Hunger zu leiden. 44 Prozent bezahlen ihre Gesundheitsversorgung selbst; 19 Millionen Menschen sind funktionale Analphabeten; 11 Millionen philippinische Jugendliche gehen nicht zur Schule; 4,5 Millionen Familien sind obdachlos; 1,94 Millionen sind arbeitslos; 1,04 Millionen Menschen leben vom Mindestlohn. Ein Großteil der Arbeitnehmer ist im informellen Sektor tätig. Darüber hinaus gab es 2024 schätzungsweise 863.000 Fälle von Kinderarbeit. Statistisch schwer fassbar ist die Zahl der Frauen in der Sexarbeit, die auf den Philippinen offiziell verboten ist, sowie die Anzahl der von sexueller Ausbeutung betroffenen Kinder und Jugendlichen; bekannt ist jedoch, dass Menschen- und Sexhandel auf den Philippinen ein großes Problem sind. Mit anderen Worten: Die Zukunftsperspektiven für einen Ausweg aus der Armut sind für einen großen Teil der Menschen auf den Philippinen eher schlecht.

Für arme philippinische Familien ist es daher eine naheliegende Option, im Ausland Arbeit zu suchen. Unter dem Begriff „Overseas Filipino Workers“ (OFWs) werden jene philippinischen Staatsbürger und -bürgerinnen zusammengefasst, die für einen begrenzten Zeitraum in einem anderen Land arbeiten. Es gibt sie mittlerweile in fast jedem philippinischen Haushalt: So verzeichnete das Department of Migrant Workers (DMW), eine eigens für die Belange der OFW eingerichtete Behörde, 2023 über 2,6 Millionen philippinische Gastarbeiter weltweit – ein Anstieg von rund 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

OFWs tragen 9,41 Prozent zum BIP des Landes bei, was einem Gesamtwert von rund 38 Milliarden US-Dollar entspricht. Nach Erhebungen der philippinischen Statistikbehörde nahmen 2023 etwa 8 Prozent aller OFWs eine Tätigkeit in Europa auf. Rund 60 Prozent von ihnen sind weiblich; sie sind mehrheitlich als Pflege- und Reinigungskräfte sowie als Krankenschwestern tätig.

Philippiner und Philippinerinnen in Deutschland

Die genaue Zahl an Philippinern und Philippinerinnen in Deutschland ist nur schwer zu ermitteln. Fest steht, dass ab 1965, wenn auch in kleinem Umfang, erstmals philippinische Pflegekräfte in Deutschland angeworben wurden. Im Zuge des sogenannten Triple-Win-Programms hat sich diese Art der Arbeitsmigration intensiviert und in Form eines bilateralen Abkommens zwischen den Philippinen und Deutschland verstetigt. Schätzungsweise 2.500 philippinische Pflegekräfte sind seit 2013 in deutschen Altenheimen und Krankenhäusern eingestellt worden, insgesamt sind circa 9.400 Philippiner und Philippinerinnen seit 2015 im hiesigen Gesundheitswesen tätig. Im Pflegebereich arbeiten vor allem philippinische Frauen: als Krankenschwestern, Altenpflegerinnen und Kita-Hilfskräfte, als Au-pair-Mädchen sowie als Reinigungskräfte.

Philippinerinnen als Pflegekräfte

Die philippinischen examinierten Krankenschwestern werden nicht automatisch als reguläre Pflegekräfte im deutschen Gesundheitssystem eingesetzt, sondern zunächst als Krankenpflegehelferinnen eingestellt. Obwohl sie also bereits eine staatlich anerkannte Ausbildung auf den Philippinen abgeschlossen haben, werden sie auf dem deutschen Arbeitsmarkt als nicht lizenzierte Fachkräfte eingestuft.

Der Lehrplan der philippinischen Krankenpflegeschule wird nicht dem deutschen Berufsbild entsprechend angesehen, weshalb noch mehrere Umschulungen und Prüfungen absolviert werden müssen, ehe eine philippinische Krankenpflegerin ihrem Beruf im vollen Umfang in Deutschland nachgehen darf. Sie muss somit erst ein Anerkennungsverfahren durchlaufen, das dazu dient, die Fähigkeit der Krankenpflegerin für die Arbeit in deutschen Gesundheitseinrichtungen zu überprüfen.

Der Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegehelferin ist in Deutschland tariflich niedriger eingestuft als der einer examinierten Pflegefachkraft. Dabei müssen philippinische examinierte Krankenschwestern einen durchschnittlich vier Jahre dauernden Studienabschluss erwerben, den Bachelor of Science in „Nursing“, während es sich bei der Gesundheits- und Pflegehelferin um einen Ausbildungsberuf handelt, der in der Regel in zwei Jahren erworben werden kann. Dennoch werden im Rahmen des deutsch-philippinischen Triple-Win-Programms fortwährend philippinische Pflegekräfte eingestellt, um medizinische Einrichtungen und Seniorenpflegeheime in ganz Deutschland zu versorgen.

Philippinische Pflegekräfte arbeiten nicht nur in Krankenhäusern oder Altenpflegeeinrichtungen, sondern auch als Kita-Helferinnen in Kindertagesstätten. Manche philippinischen Pflegekräfte betreuen und unterstützen auch deutsche Senioren in Bezug auf Mobilität.

Au-Pair als Alternative

Auch im Rahmen von Au-pair-Programmen, die dem kulturellen Austausch dienen sollen, kommen junge Philippinerinnen im Alter von 19 bis 25 Jahren nach Deutschland. Sie werden in Haushalten untergebracht, in denen sie mitunter bewusst oder unbewusst wie eine Live-in-Betreuung, eine Rund-um-die-Uhr-Betreuungskraft, erscheinen.

Das Europäische Übereinkommen über die Vermittlung von Au-pairs legt die rechtlichen Rahmenbedingungen einer Au-pair-Vermittlung fest. Die Vereinbarung für die Austauschstaaten sieht vor, dass die vermittelte Person weder eine traditionelle Hausangestellte noch eine klassische Studentin sein darf. Die Au-pair-Organisation garantiert der vermittelten Person, die in Gastfamilien untergebracht wird, ein monatliches Taschengeld von mindestens 280 Euro. Darüber hinaus tragen die Gastfamilien die Kosten für einen Deutschkurs der Au-pair-Beschäftigten. Diese Regelung lässt jedoch potenziell auch Raum für andere Interpretationen und Mechanismen – und so hat sich das Au-Pair-System in Teilen zu einer Art Alternative zur Einstellung von Hausangestellten etabliert. Obgleich ein Au-pair-Verhältnis in Deutschland eines schriftlichen Vertrags bedarf, ist es oft schwierig, die tatsächlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Au-pairs in den Gastfamilien zu überprüfen.

Neben der Kinderbetreuung leisten Au-pairs als zusätzliche Kraft Hilfe im Haushalt und können so für die Gastfamilien eine Möglichkeit sein, Kosten zu sparen. Au-pairs tragen dadurch gegebenenfalls zur Verbesserung der Lebensqualität und des Einkommens bestimmter Teile der lokalen Bevölkerung bei und leisten einen Beitrag zum allgemeinen Fortschritt und zur Entwicklung ihrer „Gastgesellschaften“.

Integration philippinischer Migranten

Mittels einer Umfrage wurde versucht, das Leben philippinischer Migranten in Deutschland anhand von Kriterien zu bewerten, die den Grad der Solidarität, der Sicherheit und der Gastfreundlichkeit im Aufnahmeland messbar machen. Die Stichprobenerhebung begann in zehn Gemeinden auf der Grundlage von Daten der philippinischen Botschaft in Berlin, die von circa 60.000 Philippinern in Deutschland ausgeht.

Insgesamt wurden 486 philippinische Staatsbürger interviewt, von ihnen waren 73 Prozent weiblich und 27 Prozent männlich. Der Interviewleitfaden enthielt vierzehn soziodemografische Fragen, vier Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, sieben weitere offene Fragen zum Leben von Migrantenfamilien und -gemeinschaften in der deutschen Gesellschaft sowie eine 29-Punkte-Skala mit einer siebenstufigen Bewertungsskala zur Messung der Zufriedenheit von Migranten.

Das Durchschnittsalter lag bei 37 Jahren, wobei 17 Jahre das niedrigste und 87 Jahre das höchste Alter waren. Der häufigste Bildungsabschluss war ein Hochschulabschluss, gefolgt von einem angestrebten Bachelor-Abschluss und einem Postgraduiertenabschluss (10 Prozent). Mit 55 Prozent hatte die Mehrheit der Befragten einen Hochschulabschluss; 18 Prozent hatten einen Collegeabschluss. 45 Prozent der Befragten waren Krankenpflegekräfte, 25 Prozent Wohnungsreinigungskräfte, 19 Prozent Altenpflegerinnen, 7 Prozent waren in der Kinderbetreuung tätig, 2 Prozent im Bereich Schönheits- und Kosmetikdienstleistungen und 2 Prozent in der Informationstechnologie. Die Mehrheit (58 Prozent) zählte weitere Erwerbstätige in ihrem Haushalt.

Das durchschnittliche Einkommen der Befragten betrug zum Zeitpunkt der Befragung 2055 Euro pro Monat. 20 Prozent verdienten zwischen 500 Euro und weniger; 10 Prozent zwischen 600 und 1.000 Euro, 13 Prozent zwischen 1.100 und 1.500 Euro. Weitere 13 Prozent verdienten zwischen 1.600 und 2.000 Euro, 27 Prozent zwischen 2.100 und 2.500 Euro, während 7 Prozent zwischen 2.600 und 3.000 Euro und 10 Prozent zwischen 3.000 und 3.500 Euro verdienten.

Was die Aufenthaltsdauer betrifft, so waren 57 Prozent der Befragten seit weniger als 5 Jahren in Deutschland, 33 Prozent seit 15 Jahren oder länger. 40 Prozent der Befragten waren verheiratet, 53 Prozent ledig und 7 Prozent lebten in einer Lebensgemeinschaft. Unter den Verheirateten waren 37 Prozent mit philippinischen Partnern liiert, während 63 Prozent angaben, einen nicht-philippinischen Ehepartner zu haben. 20 Prozent hatten einen Aufenthaltstitel als Ausländer, 50 Prozent waren OFWs, 12 Prozent besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft, 12 Prozent verfügten über einen zeitlich begrenzten Aufenthaltstitel und 6 Prozent waren Flüchtlinge.

Die Befragten bewerteten die Schwierigkeit, in Deutschland Fuß zu fassen, auf einer 7-Punkte-Skala, wobei 7 für „sehr zufriedenstellend“ und 1 für „nicht zufriedenstellend“ stand. Die Mehrheit der Befragten betrachtete zum Zeitpunkt der Befragung die Aspekte der Wohnungssuche, der Arbeitsmöglichkeiten und der Lebensmittelversorgung als ihre höchsten Prioritäten für das Leben in Deutschland als Ausländer.

76,4 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Schwierigkeiten haben, eine Wohnung zu finden. 43 Prozent bekundeten, dass die Arbeitsmöglichkeiten für philippinische Migranten in Deutschland stets günstig seien. 63 Prozent gaben an, dass sie immer ausreichend zu essen haben. Nur 33 Prozent berichteten von freundschaftlichen Kontakten zu Deutschen. Etwa 65 Prozent der Befragten gaben an, dass es für sie sehr schwierig sei, mit deutschen Einheimischen ins Gespräch zu kommen.

37 Prozent gaben an, dass es für sie sehr vorteilhaft sei, den eigenen Beruf in Deutschland auszuüben. Für 40 Prozent der Befragten war es schwierig, einen Partner oder eine Partnerin in Deutschland zu finden. 47 Prozent stimmten der Aussage zu, dass es relativ einfach ist, in Deutschland einen Verein zu finden, dem man beitreten kann. 61 Prozent fanden es sehr einfach, jederzeit Kontakt zu einer deutschen Kirchengemeinde aufzunehmen, und 44 Prozent gaben an, dass es sehr einfach sei, in den deutschen Communities Unterhaltung zu finden (Abbildung 1).

40 Prozent der Befragten fanden es schwierig, in Deutschland eine ihrem Ausbildungsgrad und ihren Fähigkeiten entsprechende Tätigkeit auszuüben. 34 Prozent gaben an, dass es sehr gute Möglichkeiten gebe, Geld zu verdienen, und weitere 30 Prozent, dass Aus- und Weiterbildungen für Migranten in Deutschland immer vorteilhaft seien. 43 Prozent der Befragten stehen dem deutschen System für Arbeitsschutz neutral gegenüber, 37 Prozent gaben an, dass es im deutschen System einen sehr starken Schutz für Migrantenfamilien gebe.

47 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass migrantische Frauen in der deutschen Gesellschaft stark geschützt sind. Mit der Lohngleichheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt waren nur sehr wenige Befragte zufrieden. 53 Prozent gaben an, dass Migranten in Deutschland eine gute Gesundheitsversorgung genießen und weitere 38 Prozent, dass es in Deutschland ein starkes System von Lohnzuschüssen für Migranten gebe. Für 39 Prozent der Befragten bestanden große Schwierigkeiten, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen (Abbildung 2).

Fazit

Die Philippinen gehören zu jenen Ländern, in denen es auf dem heimischen Arbeitsmarkt für die meisten Menschen keine ausreichenden Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. Die Arbeitslosigkeit treibt daher die Philippiner und Philippinerinnen dazu, ihr Glück im Ausland zu suchen. Mit der philippinischen Exportpolitik von Arbeitskräften (LEP) verwandelten sich transnationale Betreuungsvereinbarungen zunehmend in marktorientierte Migrationsprogramme, und die Philippinen wurden in das globale System der Vermittlung von Hausangestellten integriert.

In Deutschland gibt es vier große Bereiche, in denen vor allem Philippinerinnen integriert sind: erstens Krankenpflege, zweitens Altenpflege und Kinderbetreuung, drittens Au-pairs und viertens Wohnungs- und Gebäudereinigung. Faktisch handelt es sich hierbei um eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, bei der philippinische Migrantinnen trotz Heimweh, kulturellen Unterschieden, Kommunikationsschwierigkeiten und teilweise sogar rassistischen Beleidigungen im Ausland tätig sind, um kleine Geldsummen in ihre Heimat überweisen zu können. Das gesamte System ermöglicht die Entfaltung einer globalen politischen Ökonomie der Migration und der Geschlechter, die den deutschen Haushalt als Haushalt des Globalen Nordens dem philippinischen Haushalt im Globalen Süden vernetzt. So fließen Opportunitätskosten und -gewinne vom Globalen Süden in den Globalen Norden und umgekehrt, wobei zwischenstaatliche Agenturen diese Migrationsindustrie prägen. Mit dem Aufkommen fortschrittlicher Technologien beschleunigt sich zudem die Kommodifizierung, Formalisierung, Professionalisierung, Vermarktung und Internationalisierung der sogenannten Globalen Betreuungskette. Die Zukunft dieser Globalen Betreuungskette ist ebenso offen wie die Rolle, die die Philippiner und Philippinerinnen in ihr spielen werden.

Aus dem Englischen von Birthe Mühlhoff, Dresden

ist Professorin für Soziologie und Geschichte der University of the Philippines Cebu sowie Gastwissenschaftlerin am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung in Berlin.