Wachstum ist der zentrale Begriff moderner Volkswirtschaften: Am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bemisst sich gemeinhin, ob eine Wirtschaft erfolgreich ist, ob sie genügend Menschen Arbeitsplätze bieten und gesellschaftlichen Wohlstand erzeugen kann. Dies wiederum sind wichtige Voraussetzungen für stabile politische Verhältnisse. Stagniert eine Volkswirtschaft über einen längeren Zeitraum, steht all das infrage. Wie Wachstum erhalten werden kann, ist also auch eine politische Frage – erst recht in Zeiten knapper werdender Rohstoffe und steigender Temperaturen. Denn bisher speist sich das Wirtschaftswachstum vor allem aus dem Verbrauch fossiler Energieträger.
Die Frage, ob und wie sich der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Umweltschädigung entkoppeln oder zumindest abschwächen lässt, liegt zahlreichen Überlegungen über die heutige kapitalistische Wirtschaftsweise zugrunde. Während bei Green-Growth-Ansätzen davon ausgegangen wird, dass Wirtschaftswachstum und wirksamer Klimaschutz miteinander vereinbar sind (oder sich sogar gegenseitig bedingen), wird bei Postwachstumsansätzen die Notwendigkeit betont, deren Unvereinbarkeit anzuerkennen und sich mit Szenarien zu befassen, in denen sich die Wirtschaft nicht mehr am stetigen (BIP-)Wachstum orientiert.
Eine große Entkopplungshoffnung liegt zudem weiterhin in der wachstumstreibenden Kraft technologischer Innovation: Für ihre Forschungen zur bedeutenden Rolle von technischem Fortschritt und „schöpferischer Zerstörung“ für dauerhaftes Wachstum erhalten der Wirtschaftshistoriker Joel Mokyr und die Ökonomen Philippe Aghion und Peter Howitt den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis.