Das Wirtschaftswachstum, lange Zeit als Allzweckwaffe zur Überwindung sozialer Not und zur Minderung gesellschaftlicher Ungleichheit gepriesen,
Diese Stimmen müssten eigentlich den Bevölkerungsrückgang, der in allen entwickelten kapitalistischen Staaten seit geraumer Zeit zu beobachten ist, begrüßen, denn bei einer kleiner werdenden Bevölkerung geht auch deren Ressourcenverbrauch tendenziell zurück. Doch in der Sicht der Wachstumskritiker ist es nicht die Nachfrage der Bevölkerung, zumal ihrer armen und wenig vermögenden Teile, die die hohe Inanspruchnahme der Ressourcen verursacht. Es ist vielmehr das Wirtschaftssystem des Kapitalismus, das auf eine unbeschränkte Ausdehnung der Produktion drängt und damit eine katastrophale Ausbeutung der natürlichen Ressourcen verursacht, und zwar aus dem einzigen Grund der Kapitalakkumulation und der Profitmaximierung, die ohne Wirtschaftswachstum letztlich zum Erliegen kommen würden.
Die Forderungen nach Degrowth haben so, nicht immer, aber in ihren ernsthafteren Varianten zumeist, einen systemkritischen Hintergrund: Eine selbstgenügsame, ökologisch verantwortliche Welt wird einem maßlosen Kapitalismus entgegengestellt, den zu überwinden eine Frage der menschlichen Existenz schlechthin geworden ist.
Degrowth avant la lettre
So aktuell wachstumskritische Stellungnahmen zu sein scheinen – neu sind sie nicht. Es war auch keineswegs die Studie des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums von 1972, die an ihrer Wiege stand.
Eine Zunahme der verfügbaren Gütermenge, so schob der Geistliche und Nationalökonom Thomas Robert Malthus zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert nach, ändere am Elend der Massen ohnehin nichts, denn die Bevölkerung wachse stets rascher als die Produktivität (Malthusianische Falle). Gegen das verbreitete Massenelend half in dieser Sicht nur eine strikte Begrenzung des Bevölkerungswachstums und eine möglichst weitgehende Disziplinierung der Massen im Sinne von Arbeit und Geburtenbeschränkung.
Die ältere Wachstumskritik hatte mithin zwei Seiten: Die eine beklagte die Realität der Massenproduktion und die Vorherrschaft des Ramsches verbunden mit einem vermeintlich geistfeindlichen Materialismus der Bourgeoisie und der unterstellten Geschmacklosigkeit und Urteilsunfähigkeit der Massen. Die andere erklärte jede Alternative für aussichtslos. Greife die Obrigkeit nicht hart durch, schnappe besagte Falle, also der Abstand zwischen Bevölkerungs- und Produktivitätsentwicklung, regelmäßig aufs Neue zu, Wirtschaftswachstum pro Kopf der Bevölkerung sei zumindest langfristig illusorisch. Dem frühen 19. Jahrhundert waren diese Argumente durchweg vertraut, ja sie besaßen eine hohe Plausibilität, waren doch die vergangenen Jahrhunderte mit ihrer zumeist stagnierenden Wirtschaftsleistung und der starken Massenarmut ein schlagender Beweis dafür, dass Knappheit nicht überwunden werden konnte, sondern man sich mit ihr zu arrangieren hatte.
Die ökonomische und soziale Realität des beginnenden Industriezeitalters schien diese abwehrende Haltung noch zu bestätigen. Die Welt der frühen Fabriken war laut, stinkend und gefährlich, und die von den Fabriken angezogenen Massen wenig qualifizierter Arbeiter stellten schnell eine soziale Herausforderung, wenn nicht Gefahr dar, für die sich nach und nach der Begriff des Proletariats einbürgerte.
Fortschrittspessimismus
Hinter den sozialen Kämpfen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die nicht selten von den Vertretern der älteren gewerblichen Traditionen gegen die modernen Fabriken geführt wurden,
Dem Kunsthistoriker und Sozialreformer John Ruskin, der sein Leben lang nur mit der Kutsche, niemals mit der Eisenbahn fuhr, war schon die schnurgerade Linienführung der frühen Bahnen, die auf die Landschaften keine Rücksicht nahmen, ein einziges Gräuel. Erst recht störte ihn der Übergang zum industriellen Bauen der neuen, rasch wachsenden Städte, der für ihn ein einziger Abgesang auf die handwerkliche und ästhetische Qualität des älteren Bauens war.
Ganz ähnliche Töne fanden sich in der Lebensreformbewegung, die in Deutschland um die Jahrhundertwende überaus einflussreich war,
Das Elend des Ersten Weltkriegs ließ die Kritik an der modernen Wirtschaft verstummen. Die Wiederkehr existenzgefährdender Knappheit entzog ihr den Boden. Sie blieb dennoch als eine Art stumme Tradition erhalten, an die stets wieder angeknüpft werden konnte, auch wenn derartige Versuche in den 1920er Jahren angesichts der Not der Zeit eher skurril wirkten.
Fortschrittsoptimismus
Ludwig Klages Philippika gegen die Naturzerstörung durch die moderne Wirtschaft war zugleich das Eingeständnis von deren grundstürzendem Erfolg. Derartige Anklagen waren nicht Verhinderer, sondern Begleiter ihres Durchbruchs, dessen Dimensionen spätestens seit den 1850er Jahren immer offenkundiger wurden. Es war nicht allein die Vielzahl der neugegründeten Unternehmen und Banken, der Eisenbahnboom, die explosionsartige Zunahme der industriellen Produktion und das Anschwellen der Arbeiterschaft zu einem Massenphänomen, die den Ausschlag gaben.
Der Blick auf die moderne Wirtschaft wandelte sich bemerkenswerterweise vor allem durch die Thesen von Karl Marx und Friedrich Engels, die zwar am Kapitalismus kein gutes Haar ließen, ihn aber nicht wegen des Ramsches und der ökologischen und sozialen Begleiterscheinungen ablehnten, sondern weil er den sprunghaft vermehrten Reichtum auf Ausbeutung gründe und ungerecht verteile. Der Reichtum, das offenkundige Wachstum der Wirtschaft, wurde hingegen geradezu emphatisch begrüßt; für Malthus hatten Marx und Engels nur Verachtung übrig.
Und tatsächlich: Die Arbeitszeiten sanken, die Löhne stiegen, und die materielle Lage der Arbeiterschaft verbesserte sich so offenkundig, dass selbst eine Revolution nicht mehr zwingend erschien, sondern die moderne Wirtschaft mitsamt ihren fortgeschrittenen Organisationsformen (Großbetriebe, Aktiengesellschaften) in den Sozialismus hineinzuwachsen schien.
Der Fortschrittsoptimismus blieb auch im 20. Jahrhundert erhalten; er stand ebenso bei der Programmatik der westeuropäischen Sozialdemokratie Pate wie er existenziell für das Selbstbild des „realen Sozialismus“ war, der von Wachstumsprojekten wie der Stalinschen Industrialisierung Russlands, Chinas „Großem Sprung nach vorn“ oder Ulbrichts „Überholen ohne Einzuholen“ nur so strotzte.
Kritik an der Massenkonsumgesellschaft
Am Höhepunkt des „Traums vom immerwährenden Wachstum“ Anfang der 1970er Jahre schlug die Stimmung wieder um. Die älteren Semantiken der Kritik des materiellen Lebens waren keineswegs vergessen; angesichts der materiellen Fülle der Massenkonsumgesellschaft gewannen sie erneut an Aktualität, und zwar in der gleichen Ambivalenz wie vor 1914. Es ist bezeichnend, dass es Bundeswirtschaftsminister und Kanzler Ludwig Erhard, der Galionsfigur des „Wirtschaftswunders“, angesichts der vermeintlichen Folgen der Wohlstandsmehrung zu Beginn der 1960er Jahre um den gesellschaftlichen Zusammenhang angst und bange wurde, er plötzlich von „Maßhalten“ und einer „formierten Gesellschaft“ sprach, die den sich ausbreitenden modernen Individualismus wieder einfangen sollte.
Die soziale Desintegration als mögliche Folge ökonomischer Erfolge erschien als reale Gefahr, so der noch weit wirkmächtigere Strang der Wachstumskritik um die Frankfurter Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer.
Zunächst aber wurden die Frankfurter Vorbehalte gegen eine moderne Massenkonsumgesellschaft relevant, die weniger deren materielle Erträge als deren entfremdende Folgen in den Vordergrund stellten. Die Konsumgesellschaft wurde zum Feindbild schlechthin, nicht zuletzt weil Teile der Studentenbewegung in den 1960er Jahren die Konsumkritik aufgriffen und eine entgegengesetzte Lebensführung propagierten, jedoch ohne damit zunächst durchzudringen. Zu alltäglich waren die offenkundigen Vorzüge eines Massenkonsums, den die Mehrzahl der Menschen ganz unbekümmert praktizierte. Der Tenor freilich blieb erhalten und findet sich bis in die Gegenwart als eine Art Basso continuo der mittlerweile wieder stark angeschwollenen Wachstumskritik.
Globalisierung und Globalisierungskritik
Einen wirklichen Wendepunkt markierten Adornos Entfremdungsängste und die Vorbehalte linker Studenten gegenüber dem Konsumverhalten der im Grunde verachteten Massen daher noch nicht. Brisanz erhielt die Debatte erst aus der Kombination sich häufender Umweltskandale ab Ende der 1960er Jahre mit den etwa gleichzeitig laut werdenden Botschaften des Club of Rome und der bald einsetzenden Ölpreiskrise, nach der die Utopie des leichten und unkomplizierten Zugriffs auf die globalen Ressourcen als Schmiermittel des Wachstums zerplatzte. Zugleich bereitete die große Wirtschaftskrise dem „Traum vom immerwährenden Wachstum“ 1975 ein abruptes Ende.
Die öffentlichen Reaktionen waren ganz unterschiedlich: Während die Wirtschaftspolitik der westlichen Staaten händeringend nach einem Weg suchte, zum Wachstumskurs zurückzukehren und die Probleme der Ressourcenversorgung durch Sparen oder Substitution (Atomenergie statt Öl) zu lösen, mehrten sich die öffentlichen Proteste, die eine derartige Strategie für ökologisch nachteilig, wirtschaftlich aussichtslos und energiepolitisch gefährlich ansahen.
Jetzt verband sich die ökologische Kritik, die nun vor allem auf den Klimawandel fokussierte, mit jener an der kapitalistischen Globalisierung und den katastrophalen Erwartungen, die die Entwicklung an den globalen Finanzmärkten ausgelöst hatten.
Dilemma der Wachstumskritik
Rekapituliert man die Debatte, so zeigen sich bemerkenswerte Muster. Sozial gesehen war der Hintergrund der Kritik an der modernen Wirtschaft zunächst vor allem ein Oberschichtenphänomen. In Wirtschaftsfragen ging es seit Aristoteles nicht um möglichst effiziente Knappheitsbewältigung, sondern um Lebensfragen einer nicht unter Knappheit leidenden Oberschicht, der durchweg empfohlen wurde, sich um materielle Fragen nicht zu sorgen, ja sich ihnen in keiner Weise, etwa dem Gelderwerb, auszusetzen oder das Leben nach dessen Zwängen einzurichten.
Die moderne kapitalistische Wirtschaft, die sich in Westeuropa seit dem 17. Jahrhundert mit dem Phänomen kapitalintensiver Massenproduktion durchsetzte und nach und nach zur dominanten Alltagspraxis insbesondere der vermögenslosen Menschen und der neu entstehenden Industriebourgeosie aufstieg, war in dieser Sicht vor allem vulgär. Sie schuf wenig Wertvolles und versetzte die Masse der Bevölkerung, die den Konsumversprechen hinterherlief, in einen gefährlichen Zustand der Gärung. Diese Kritik hat sich im Laufe der Jahre zwar vielfach gehäutet, ist im Kern in der Ablehnung des Massenkonsums, des Warnens vor der Verführung durch Ramsch und in der Angst, durch die Scheinwelt des Konsums das eigene Selbst zu verlieren, aber erstaunlich stabil geblieben – auch wenn sich sozial gesehen ihre Trägerschaft gewandelt hat. An die Stelle von Adel und Geistlichkeit ist im Laufe der Jahre, ein wenig zugespitzt gesagt, ein Amalgam aus Kirchenvertretern und Intellektuellen getreten, die das uralte Mantra in unendlichen Variationen immer wieder neu bedienen.
Von ökonomischen Problemen im engeren Sinn war dabei bestenfalls ausnahmsweise die Rede. Die Frage, wie eine Steigerung der verfügbaren Gütermengen zu angemessenen Kosten möglich ist, um möglichst große Teile der ja keineswegs vermögenden Bevölkerung angemessen zu versorgen, wurde zumeist überhaupt nicht gestellt, geschweige denn beantwortet. Dass es genügend Güter gibt, wurde einfach vorausgesetzt. Zum Kern der Wachstumsfrage, die auf die Bedingungen und Möglichkeiten der Steigerung der (Arbeits-)Produktivität zielt, um mit den gegebenen Ressourcen möglichst hohe Produktionsziele zu erreichen, also bei einer gegebenen Produktion den Ressourcenverbrauch möglichst zu minimieren, drang die Debatte kaum je vor.
Die seit dem 19. Jahrhundert feststellbaren Produktivitätssteigerungen zunächst im Bereich der Landwirtschaft und später ebenso im Gewerbe durch eine Umstellung der Produktionsverhältnisse, sprich durch Etablierung kapitalistischer Produktionsverfahren, wurden nicht als Überwindung existenzieller Knappheit für die wenig vermögenden Menschen begrüßt, sondern als die Ursache aller nur möglichen sozialen und ökologischen Schäden hingestellt. Diese Einseitigkeit, ja dieses Ressentiment fand allerdings auch seine Entsprechung in der Haltung der Protagonisten der modernen Wirtschaft, die einem naiven Wachstumsbegriff huldigten, der allein die Produktionserfolge, nicht aber deren Kosten und Folgen sehen wollte. Solange für große Teile der Bevölkerung die Ausweitung der Produktion wesentliche Vorteile brachte, waren die „Wachstumsenthusiasten“ – namentlich die Industriellen, die Vertreter der modernen Landwirtschaft, aber auch viele Angehörige der Arbeiterbewegung – argumentativ und faktisch in einer günstigen Lage, während die Wachstumskritik unter Knappheitsbedingungen stets sozial isoliert war.
Erst mit dem Übergang zur Massenkonsumgesellschaft in den fortgeschrittenen westlichen Volkswirtschaften änderte sich das Bild, da einerseits die Knappheit sukzessive einer ungeahnten Fülle Platz machte, andererseits die Folgeschäden der insofern „entfesselten“ Massenproduktion immer offensichtlicher wurden. Zu einer die gesellschaftlichen Debatten prägenden Dominanz kam die Wachstumskritik unter ökologischen Vorzeichen allerdings erst in den 1980er Jahren, als die Umweltbelastungen nicht mehr mit dem Hinweis auf den wirtschaftlichen Fortschritt schöngeredet werden konnten. Die ungehinderte Globalisierung und der offenkundige Klimawandel führten nach der Jahrtausendwende zu einer neuen Diskussionslage, zumal die wirtschaftlichen Erfolge der westlichen Länder im Zuge postkolonialer Bewertungen nicht als Eigenleistung, sondern als Ergebnis von Raub und Betrug hingestellt werden konnten. Die Verbindung der älteren Wachstums- und Massenkonsumskepsis mit der Auseinandersetzung um Globalisierung und Klimawandel hat sich als überaus wirkmächtig erwiesen.
Die sich daraus herleitenden Verzichts- und Degrowth-Appelle reproduzieren das alte Dilemma: Der Ressourcenverbrauch und die Kollateralschäden der Massenproduktion werden ins Zentrum gerückt, die Frage der Produktivitätsentwicklung wird aber kaum angesprochen. Insofern sind die Einwände derer, die Degrowth angesichts der Armut in vielen Teilen der Welt für fatal halten, nicht von der Hand zu weisen. In der Masse der wachstumskritischen Literatur, in der einer Metaanalyse zufolge der normative Gesichtspunkt ohne eigentliche empirische Basis vorherrscht, geht es um derartige Probleme aber nicht. Es wird unterstellt, das über die Zunahme des Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts messbare Wachstum sei weder materiell nötig noch ökologisch vertretbar. Mehr als eine symbolische Vorstellung von Wirtschaft und Wachstum ist damit nicht verbunden. Wie das Wachstum zustande kommt, was also genau schrumpfen soll und welche Folgewirkungen das im Einzelnen hat, bleibt offen. Sehr viele, ganz unterschiedliche Sektoren tragen ja zu jenem Wachstum ebenso bei, wie seine Höhe nicht allein vom Ressourcenverbrauch, sondern auch vom Einsatz an Arbeit und Kapital, von Humankapital und Investitionen in Forschung und Entwicklung abhängt. Eine naive Vorstellung des Schrumpfens besteht in der Deckelung der Produktion und der Senkung des Rohstoffverbrauchs, bei der Fragen der Wechselwirkung einzelner Schrumpfungsschritte mit anderen Bereichen völlig ungeklärt sind.
Ein Weiteres kommt hinzu: Dass eine gezielte Schrumpfung des ökonomischen Prozesses spontan nicht eintritt, dürfte offensichtlich sein. Es bedarf politischer Entscheidungsprozesse wie derzeit bei der Energiewende, die dann freilich vor dem Problem stehen, wie diese Steuerung erfolgen soll. Woher kommt das Wissen um die Wirkung von Engriffen in ökonomische Abläufe? Woher weiß „die Politik“, an welcher Stelle und mit welchen Mitteln welche Maßnahmen zu ergreifen sind? Und sind derartige Steuerungen mit den gegebenen institutionellen Strukturen der Wirtschaft (Privateigentum, dezentrale Entscheidungen und so weiter) überhaupt vereinbar, oder ist nicht eine Änderung der Handlungsrechte, also eine Aufhebung kapitalistischer Regeln, Voraussetzung, dass überhaupt derart eingegriffen werden kann?
Ein gezieltes Weniger sähe sich also mit einem gewaltigen Dilemma konfrontiert, das daraus folgt, dass ein breites Schrumpfen die Produktivitätsdynamik auch dort beschädigen würde, wo Wachstum und Wandel gerade erwünscht sind – etwa im Bereich der Medizintechnik, des Anlagenbaus oder der nachhaltigen Techniken (etwa Elektromobilität). Die Degrowth-Konzepte sind insofern nicht nur unterkomplex und unterschätzen die Bedeutung bestimmter Eingriffe; sie führen tendenziell auch zu einer Überforderung der politischen Steuerung, die mit Aufgaben konfrontiert wird, die sie schlicht nicht lösen kann, zumal mit der Senkung der Produktion und der Produktivität auch der materielle politische Handlungsspielraum schwindet. Das ist, wohlgemerkt, kein Plädoyer dafür, die Kosten der Massenproduktion zu vernachlässigen, sondern eher für eine politisch zu fördernde Verbindung von Produktivitätssteigerung und Strukturwandel, wie sie ja für die bisherige Wirtschaftsgeschichte typisch war. Die materielle Substanz der wirtschaftlichen Leistung hat sich seit der Industrialisierung laufend gewandelt; Industriezweige, die lange vorherrschend waren, sind verschwunden, andere an ihre Stelle getreten. Es spricht nichts dafür, dass das in Zukunft anders sein sollte. Politische Eingriffe, die Strukturwandel verzögern oder gar behindern, waren langfristig zu keiner Zeit erfolgreich.