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Editorial | Demografischer Wandel | bpb.de

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Informationen zur politischen Bildung Nr. 350/2022

Editorial

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Der Bundeskanzler Konrad Adenauer zugeschriebene Spruch "Kinder kriegen die Leute immer", den er Bedenken gegen die umlagefinanzierte Rentenreform von 1957 entgegenhielt, würde ihm heute kaum mehr über die Lippen kommen. Denn in den vergangenen Jahrzehnten sind die Geburtenraten in Deutschland stetig zurückgegangen. Und auch weltweit haben sich im vergangenen Jahrhundert Geburtenraten sowie weitere Parameter der Bevölkerungsentwicklung stark gewandelt.

Ende des 19. Jahrhunderts lag die Weltbevölkerung bei gerade einmal über einer Milliarde, die zweite Milliarde sollte 1927 erreicht werden. Heute leben auf der Welt knapp acht Milliarden Menschen. Die weltweite Bevölkerung ist demnach in weniger als einem Jahrhundert um sechs Milliarden gewachsen. Die Tendenz ist aktuell zwar weiter steigend, die Wissenschaft geht aber davon aus, dass die Zahlen langfristig stagnieren und möglicherweise sogar wieder sinken werden.

Auch die Bevölkerung Deutschlands ist im vergangenen Jahrhundert stark gewachsen: Bei Einführung der sozialen Sicherungssysteme am Ende des 19. Jahrhunderts lebten in Deutschland etwas über 50 Millionen Menschen, heute sind es 83 Millionen. Dabei hat sich zudem die Bevölkerungsstruktur geändert: Durch den aktuellen demografischen Wandel wird die Bevölkerung älter, d.h., es werden weniger Kinder geboren, und so rücken auch weniger Menschen nach, um die Sicherungssysteme zu stützen und zu finanzieren – eine bedenkliche Entwicklung.

Dabei ist der demografische Wandel für sich genommen ein natürlicher und kontinuierlicher Entwicklungsprozess von Bevölkerungen. Deren Größe und Struktur werden immer schon durch Geburtenzahlen, Todesfälle und die Zu- sowie Abwanderung beeinflusst. Und die Folgen dieser Entwicklungen waren stets Gegenstand gesellschaftlicher und politischer Diskurse. So empfahl ein englischer Gelehrter angesichts des exponentiellen Bevölkerungswachstums Anfang des 19. Jahrhunderts Enthaltsamkeit. Konträr dazu wird heute diskutiert, durch welche Anreize die Geburtenrate gesteigert werden könnte.

Diese Themenausgabe bietet einen grundlegenden Überblick zu den Bereichen Bevölkerungsentwicklung und demografischer Wandel. Anschaulich dargestellt wird die demografische Entwicklung – in Deutschland und weltweit. Kritisch vorgestellt und diskutiert werden die verschiedenen Demografie-Diskurse der vergangenen Jahrhunderte und die Ursachen der aktuellen Geburtenentwicklung. Während die Geburtenrate in Deutschland jahrzehntelang sehr niedrig war, ist sie in den 2010er-Jahren wieder etwas angestiegen. Doch wie sicher ist dieser Trend?

Auch die Folgen, die der demografische Wandel auf die Sozialsysteme, den Arbeitsmarkt, den politischen Wettbewerb, die Umwelt sowie auf die verschiedenen Regionen Deutschlands hat, werden diskutiert und eingeordnet. Ersichtlich wird, dass die aktuellen Entwicklungen insofern problematisch sind, als durch sie die Bevölkerungen Deutschlands und anderer westlicher Industriestaaten schrumpfen und altern. Hier liegt es an Politik und Gesellschaft, langfristige Lösungen und Anpassungen zu finden, um den aktuellen Lebensstandard auch in Zukunft sichern zu können.

Laura Gerken