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Informationen zur politischen Bildung Nr. 350/2022

Weltbevölkerung – stoppt der Anstieg bei 11 Milliarden?

Martin Bujard

/ 9 Minuten zu lesen

Im 20. und 21. Jahrhundert stieg die Weltbevölkerung von 2 Milliarden in 1927 auf knapp 8 Milliarden in 2022 rasant an. Zu unterscheiden gilt jedoch zwischen wachsenden und schrumpfenden Ländern.

Wachstum der Weltbevölkerung

Das Wachstum der Menschheit. Weltbevölkerung in MIlliarden (© picture-alliance, dpa-infografik, Globus 13 588; Quelle: UN (2019))

Die Weltbevölkerung wächst stetig. Angaben des niederländischen Demografen Dirk van de Kaa zufolge lebten im Jahr 0 etwa 252 Millionen und zu Beginn der Neuzeit um 1500 etwa 461 Millionen Menschen auf der Erde. Im Jahr 1804 wurde erstmals die Schwelle zur ersten Milliarde überschritten. Über ein Jahrhundert später, 1927, waren es 2 Milliarden, die dritte Milliarde wurde 1960 erreicht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs die Weltbevölkerung sehr stark, im Abstand von 12 bis 14 Jahren wurden die vierte, fünfte und im Jahr 1999 die sechste Milliarde erreicht. Im Jahr 2011 wurde die siebte Milliarde überschritten und 2023 werden 8 Milliarden Menschen auf der Erde leben.

Der Anstieg der Weltbevölkerung im vergangenen halben Jahrhundert ist atemberaubend in Bezug auf die Geschichte der Menschheit, sie hat sich in 51 Jahren von 3 auf 7 Milliarden mehr als verdoppelt. Würde sich diese Verdopplung fortsetzen (was angesichts der sinkenden jährlichen Bevölkerungswachstumsraten unwahrscheinlich ist), würden die Zahlen für die Weltbevölkerung im Jahr 2062 bei 16,3 Milliarden und im Jahr 2113 bei 38,1 Milliarden Menschen liegen. Ein solches Wachstum würde den Menschen kaum die Ernährung und die Ressourcen für ein Leben in Wohlstand ermöglichen, die Probleme für die Umwelt, das Klima und geopolitische Verteilungskämpfe wären immens. Der Anstieg der Weltbevölkerung besorgt daher viele Personen aus Wissenschaft, Medien und Politik. Seit den 1950er-Jahren gibt es einen intensiven weltweiten Diskurs zur Überbevölkerung, der durch einen Appell mehrerer Nobelpreisträger an die Vereinten Nationen im Jahr 1960 verstärkt wurde (siehe Kapitel "Interner Link: Diskurse über den demografischen Wandel").

QuellentextWeniger kann auch mehr sein

[…] Warum ist das Bevölkerungswachstum in Bezug auf den Klimawandel so ein umstrittenes Thema?

Die Frage, ob und wie viele Kinder Menschen haben, ist grundsätzlich eine sehr persönliche Angelegenheit. Mit Blick auf die Klimakrise kann man es aber so zusammenfassen: Mehr Menschen wollen immer mehr. Erstens wächst die Weltbevölkerung, und gleichzeitig wollen die Menschen in den armen Ländern aus guten Gründen mehr Wohlstand. Das führt dazu, dass viele dem Modell der westlichen Industrienationen folgen. Das kann auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen auf Dauer nicht funktionieren.

Rechte Parteien wie die AfD halten die "Bevölkerungsexplosion in Afrika" für die größte Herausforderung unserer Zeit. In Ihrem Buch "Zu viel für diese Welt" widersprechen Sie.

Eine platte Argumentation, während man gleichzeitig den menschengemachten Klimawandel leugnet. Sie vergessen, dass man Überbevölkerung auf zwei verschiedene Weisen definieren kann: Zum einen sprechen wir davon, wenn der Nachwuchs nicht mit dem versorgt werden kann, was es notwendigerweise zum Leben braucht – neben Nahrung zum Beispiel mit Schulen, Gesundheitsdiensten und Jobs.

Zum anderen geht es um Überkonsum. Überall in den reichen Nationen werden mehr Rohstoffe verbraucht, als im gleichen Zeitraum von den Naturkreisläufen nachgeliefert werden können. Und mehr Abfallstoffe in jeder Form – vom Kohlendioxid bis zu Grundwasserverschmutzungen – hinterlassen, als die Kreisläufe abbauen können. Diese Art der Überbevölkerung verursacht globale Probleme, die andere bestenfalls lokale. Ein Land wie Deutschland ist also auf andere Weise, aber viel stärker überbevölkert als Afrika.

Es geht also bei der Klimakrise gar nicht darum, dass weniger Menschen auf dem Planeten leben sollten?

Natürlich wäre es gut für das Klima, wenn es weniger Chinesen gibt – genauso wie es für das Klima gut wäre, wenn es weniger Deutsche oder Amerikaner sind. Oder aber, diese Hochverbrauchsländer begreifen, dass sie weniger oder gar nichts mehr emittieren, und dann ist die Zahl kein Problem mehr. Für die armen Länder gilt das aber nicht. Dort sind die Emissionen meist niedrig, und trotzdem ist ein starkes Bevölkerungswachstum ein großes Problem, weil die Menschen dadurch nicht reicher werden.

Was muss sich dort tun, um der Armut entgegenzuwirken?

Wir müssen insgesamt schauen, dass das Wachstum der Weltbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zum Stillstand kommt. Dafür ist die Entwicklung der ärmeren Länder dringend notwendig, selbst auf die Gefahr hin, dass der Ressourcenverbrauch erst einmal steigt. Denn alternativ zu sagen: ‚Liebe Afrikaner, bleibt doch bitte arm, damit ihr nicht noch so viel Dreck macht‘ – also so viel Dreck wie wir – geht natürlich nach hinten los: Aus den regionalen Problemen können sich schnell überregionale Probleme entwickeln, weil Menschen, die nicht versorgt werden können, mit sozialen oder politischen Konflikten wie Terror zu kämpfen haben oder fliehen.

Kann man die Entwicklung Afrikas nicht ohne fossile Energieträger wie Öl und Gas gestalten?

Wo es möglich ist, muss der Aufbau der Energieversorgung gleich regenerativ geschehen. In vielen Regionen Afrikas gibt es zum Beispiel gute Wind-, Wasserkraft- oder Solarbedingungen. Selbst wenn die Infrastruktur auf die umweltschonendste Weise gebaut wird, brauchen die Menschen aber Stromleitungen, Straßen und Dächer über dem Kopf. Ganz ohne fossile Ressourcen wird es nicht gehen.

Was bedeutet das für die Klimaziele der Weltgemeinschaft?

Wir müssen global runter auf Nullemissionen kommen. Geben wir den armen Ländern Entwicklungschancen, müssen wir akzeptieren, dass dadurch neue Emissionen entstehen. Das heißt, die reichen Industriestaaten müssen umgekehrt sogar unter Null. Das entspräche auch unserer historischen Verantwortung, denn die Länder des globalen Südens haben bislang wenig bis nichts zu den kumulierten CO2-Emissionen in der Atmosphäre beigetragen. Sie haben allein dadurch ein Recht auf Entwicklung.

Deutschland ist weit davon entfernt, klimaneutral zu werden. Aktuelle Pläne zielen auf das Jahr 2045 ab. Wie soll der Schritt unter Null also gelingen?

Immer neuer Konsum durch technische Lösungen bringt uns nicht weiter. Auch die Energiewende braucht neue Rohstoffe, Stichwort Elektromobilität. Ohne Suffizienz wird es nicht gehen. Suffizienz bedeutet nichts anderes als Verzicht, klingt aber weniger nach kratzigem Wollkragenpullover. Sonst kriegen wir die Verbrauchs- und Emissionsprobleme nicht in den Griff. Wir müssen erkennen, dass weniger auch mal mehr sein kann.

"Klimakrise durch Überbevölkerung? Warum mehr Menschen nicht das (einzige) Problem sind", Reiner Klingholz im Interview mit Maximilian Arnhold, in: Redaktionsnetzwerk Deutschland online vom 29. Juni 2021

Allerdings besagt das Modell des Demografischen Übergangs (siehe Abschnitt "Interner Link: Der demografische Wandel im Lauf der Geschichte" im Kapitel "Der demografische Wandel in Deutschland"), dass der Bevölkerungsanstieg eines Landes während der Transition einige Jahrzehnte anhält und sich dann ein Gleichgewicht aus niedrigeren Geburten und einer höheren Lebenserwartung einstellt. Ein solches Gleichgewicht im engeren Sinne findet sich in der Realität allerdings eher selten. Nachdem die Länder Europas, Nordamerikas und Australien diesen Übergang Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts abgeschlossen hatten, haben mittlerweile die meisten Länder Süd- und Mittelamerikas, die Türkei, asiatische Staaten wie China und Japan diesen Übergang ebenfalls abgeschlossen und weisen teilweise Geburtenraten unterhalb von 2,1 Kindern pro Frau vor, sodass eine (leichte) zukünftige Schrumpfung angelegt ist.

Wachstumsrate der Weltbevölkerung. 1950-2019 und Projektion 2020-2100. (© UN World Population Prospects 2019, Berechnungen: BiB)

Die für Deutschland skizzierte Alterungsproblematik betrifft auch viele dieser Länder. In Indien hat sich das Bevölkerungswachstum abgeschwächt und die Geburtenrate lag bei 2,2 Ende der 2010er-Jahre. Hohe Geburtenraten und ein hohes Bevölkerungswachstum gibt es gegenwärtig vor allem in den Ländern Afrikas und des Nahen Ostens sowie in Afghanistan und Pakistan.

Um die Wachstumsdynamik zu verstehen, lohnt sich ein Blick nicht nur auf die absoluten Zahlen, sondern auch auf die Wachstumsraten. Die höchste Wachstumsrate der Weltbevölkerung, also den höchsten prozentualen Anstieg pro Jahr, gab es Ende der 1960er-Jahre mit 2,1 Prozent. Seitdem ist die Wachstumsdynamik erheblich gebremst und lag Ende der 2010er-Jahre bei 1,1 Prozent. Dies bedeutet, dass gegenwärtig die Weltbevölkerung noch um 80 Millionen Menschen pro Jahr wächst – also etwa um die Bevölkerungsgröße Deutschlands.

Erreicht die Weltbevölkerung das Maximum am Ende des 21. Jahrhunderts?

Die meisten seriösen Prognosen gehen davon aus, dass das Wachstum der Weltbevölkerung weiter nachlässt und im mittleren Szenario der WIC-Projektion von Samir KC und Wolfgang Lutz vom Wittgenstein Centre (WIC) for Demography and Global Human Capital bereits 2070 bzw. in anderen Projektionen wie denen der Vereinten Nationen (UN) spätestens Ende des 21. Jahrhunderts ein Höhepunkt erreicht sein wird. Ob das Wachstum danach wieder etwas zurückgeht oder weiterwächst, ist Spekulation. Die mittlere Prognose der UN geht von einem kontinuierlichen Rückgang der jährlichen Wachstumsrate aus, was der Dynamik der vergangenen Jahrzehnte entspricht. Demnach wird das Wachstum ab den 2050er-Jahren unter 0,5 Prozent liegen und Ende der 2090er-Jahre weitgehend enden (die UN nimmt noch 0,04 Prozent an).

Mittlere Projektion der Weltbevölkerung. 2020-2100 (© Vereinte Nationen 2019, mittlere Variante, eigene Darstellung)

Die Methodik der Berechnungen der UN beruht nicht nur auf den hier gezeigten Gesamtzahlen. Für jedes Land wird die Bevölkerungsentwicklung auf Basis von Altersstruktur, Geburtenentwicklung, Mortalität und Wanderungsannahmen separat berechnet. Nach der mittleren Variante wird die Schwelle zu 8 Milliarden Menschen im Jahr 2023, die zu 9 Milliarden in 2037 und die zu 10 Milliarden in 2057 überschritten. Allerdings flacht das Wachstum dann weiter ab und für das Jahr 2100 werden 10,88 Milliarden prognostiziert. In der WIC-Projektion liegt die mittlere Variante 2100 bei 9 Milliarden. Allerdings reichen die unterschiedlichen Szenarien von einem Rückgang ab den 2050er-Jahren auf 6,9 Milliarden bis zu einem Anstieg auf 12,6 Milliarden Menschen.

Wachsende und schrumpfende Länder im 21. Jahrhundert

Interessant ist ein Blick auf die unterschiedlichen Entwicklungen auf den verschiedenen Kontinenten. Das Wachstum der Weltbevölkerung zwischen 2020 und 2100 beruht weitgehend auf dem Wachstum in Afrika, dort steigt die Bevölkerungszahl von 1,3 auf 4,3 Milliarden Menschen. In Asien wächst sie nur minimal von 4,6 auf 4,7 Milliarden. In Lateinamerika wird sie von 654 auf 680 Millionen und in Nordamerika von 369 auf 491 Millionen in diesem Jahrhundert ansteigen. Nur in Europa geht sie zurück, nach den Berechnungen der UN von 748 auf 630 Millionen. Ende des 21. Jahrhunderts werden demnach 43 Prozent der Weltbevölkerung in Asien leben, 39 Prozent in Afrika, jeweils 6 Prozent in Europa und Lateinamerika, knapp 5 Prozent in Nordamerika und ein knappes Prozent in Ozeanien.

Entwicklung der Bevölkerungsgröße unterschiedlicher Länder. 2020 und 2060 (in Millionen) (© Vereinte Nationen 2019, mittlere Variante, eigene Darstellung)

Die Anteile der Länder an der weltweiten Bevölkerung haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verschoben und diese Entwicklung wird sich auch im 21. Jahrhundert fortsetzen. Die prognostizierten Werte der UN für das Jahr 2060 zeigen, dass Indien und China mit großem Abstand die einzigen Milliardenvölker bleiben. Allerdings wird Indien China Ende der 2020er-Jahre überholt haben. Das drittgrößte Land der Erde wird 2060 Nigeria mit einer Bevölkerung von knapp einer halben Milliarde sein, deutlich vor den USA, Pakistan und Indonesien. Mit der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien, Ägypten und Tansania sowie Nigeria sind fünf afrikanische Länder unter den weltweiten Top 12. Das flächengrößte Land der Erde Russland wird 2060 mit 133 Millionen Menschen auf Platz 15 und Deutschland als bevölkerungsreichstes EU-Land auf Platz 21 sein.

Weltbevölkerung: Wo sind die jungen Menschen?

Die bevölkerungspolitischen Strategien der Länder, die von den Vereinten Nationen regelmäßig erfasst werden, unterscheiden sich grundlegend: Die meisten afrikanischen Staaten möchten das Bevölkerungswachstum bremsen. Viele Frauen bekommen oft deutlich mehr Kinder als eigentlich geplant. Dies liegt auch an den häufig eingeschränkten Zugängen zu Bildung und Verhütungsmitteln. Das bevölkerungsreichste afrikanische Land ist Nigeria, dort lag die Geburtenrate im Jahr 2019 bei 5,3 und die Lebenserwartung bei 56 Jahren. Die Bevölkerung von 206 Millionen in 2020 wächst derzeit jährlich um etwa 2,5 Prozent und wird sich nach den Berechnungen der UN bis 2060 auf knapp 500 Millionen mehr als verdoppeln und in 2100 mit 732 Millionen mehr Einwohnerinnen und Einwohner haben als Europa insgesamt.

QuellentextBildung ist die beste Verhütung

[…] Die Nigerianerin Hadizatu Ahmed hat acht erwachsene Kinder. Keines von ihnen hat ebenfalls acht Kinder. Die genaue Zahl ihrer Enkel hat sie nicht im Kopf. Ihr ältester Sohn, der im Hof neben ihr sitzt, versucht zu helfen, am Ende einigen sie sich auf "ungefähr 26". Das wären durchschnittlich drei. […]

Ihr fünftes Kind gebar Hadizatu Ahmed an einem Montag, und da ihr und ihrem Mann kein Name einfiel, nannten sie das Mädchen Teni, "Montag". Heute ist Teni 42 Jahre alt und lebt in einer Zweizimmerwohnung im Zentrum von Lagos. Sie sitzt auf einem modrig riechenden Sofa und erzählt, dass das Leben, in das sie hineingeboren wurde, für Mädchen wenige Chancen vorsah.

Ihr Vater habe nur an zwei Formen der Mädchenbildung geglaubt, sagt Teni: an die Hausarbeit und den Koran. Teni ging trotzdem zur Grundschule, ihre Mutter wollte es so. Nach sechs Jahren bestand sie die Zulassungsprüfung für die weiterführende Schule. Sie konnte gut mit Zahlen umgehen, machte sich Hoffnung, einmal bei einer Bank zu arbeiten. Mit achtzehn war sie bereit für die Abschlussprüfung, aber ihr Vater sagte, er könne die Gebühr nicht bezahlen.

Teni blieb zu Hause, vier Jahre lang. […] Sie heiratete mit 24. Auch nicht die große Liebe, aber ihre Tante sagte, er sei ein Guter.

Sie zog mit ihm in den Norden und bat ihn um Geld, um endlich die Abschlussprüfung nachzuholen – er weigerte sich. Nach drei Jahren hatte sie selbst genug gespart. Sie bestand. Kurz darauf bekam sie einen Sohn und schrieb sich, er war erst wenige Wochen alt, an der Universität ein, Grundschullehramt.

Ihrem Mann gefiel das nicht. Manchmal habe er sie geschlagen, sagt sie. Aber ihr sei das Studium wichtig gewesen, sie habe etwas aus sich machen wollen. Also ließ sie sich scheiden. Und studierte weiter. Nach sechs Jahren machte Teni das Examen. Sie war 33 Jahre alt, Grundschullehrerin und hatte ein Kind.

Heute, neun Jahre später, sagt sie: "Ein, zwei weitere Kinder wären schön, aber ich habe keinen Mann."

Die Unterschiede zwischen Hadizatu Ahmed, der Mutter, und Teni Ahmed, der Tochter, sind zahlreich: die Generation, die Anzahl der Kinder, die Lebensphilosophie. Wolfgang Lutz [Professor an der Universität Wien, […] Demograf, einer der einflussreichsten weltweit] würde all das dennoch auf ein Wort runterbrechen – Bildung.

"Das Gehirn ist das wichtigste Reproduktionsorgan", sagt er. Schon wenig Bildung macht einen Unterschied. Wenn Frauen verstehen, dass Kinderkriegen nicht gottgegeben ist, sondern eine bewusste Entscheidung sein kann, ihre Entscheidung, bekommen sie automatisch weniger Kinder. Je besser sie die sozialen und ökonomischen Kosten verstehen, die ein Kind mit sich bringt, desto strategischer planen sie. Teenager-Schwangerschaften werden weniger, Frauen beginnen zu verhüten, und da sie ihrem Nachwuchs die besten Chancen ermöglichen wollen, fördern sie lieber wenige Kinder viel als viele Kinder wenig.

Je besser Frauen gebildet sind, desto später bekommen sie Kinder. Erst muss noch die Prüfung bestanden, der erste Job gesichert, der Studienkredit zurückgezahlt, das Ende der Probezeit oder die nächste Gehaltserhöhung abgewartet werden.

Bildung ist die beste Verhütung. Das ist vielfach belegt […].

Die Philippinen, ein Land, in dem Frauen vor 60 Jahren noch durchschnittlich sieben Kinder bekamen, belegen im Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums mittlerweile Platz acht und sind damit noch vor Deutschland eine der geschlechteregalitärsten Gesellschaften der Welt. Heute werden dort noch drei Kinder pro Frau geboren.

Während die Geburtenraten in den Industrienationen über mehr als ein Jahrhundert hinweg langsam gefallen sind, brechen sie in manchen Entwicklungsländern regelrecht ein. Eine ähnliche Entwicklung erwartet Wolfgang Lutz im Laufe dieses Jahrhunderts für große Teile Afrikas. Mittlerweile gehen auch südlich der Sahara 80 Prozent aller Mädchen zur Schule. Fast überall sinken die Geburtenraten. [...] [Im September 2019] wurde auf der Bevölkerungskonferenz der Vereinten Nationen in Nairobi darüber gesprochen, wie die Gleichstellung der Frau vorangetrieben und die Bildung weiter verbessert werden kann.

Wolfgang Lutz unterscheidet in seinen Berechnungen zusätzlich zum Alter der Menschen nach sieben Bildungsgruppen, von "keine Schule besucht" bis "Hochschulabschluss". Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Weltbevölkerung die elf Milliarden nie erreichen wird, sondern nur etwas mehr als neun. Sie wird dieses Maximum auch nicht Ende des Jahrhunderts erreichen, sondern um das Jahr 2070. Ende des Jahrhunderts wird sie wieder abnehmen und vielleicht sogar schon fast das Niveau von heute erreicht haben.

Wenn Wolfgang Lutz` Prognosen stimmen, wird das Problem Überbevölkerung, langfristig betrachtet, auf eine sehr handhabbare Größe schrumpfen. […]

Bastian Berbner, "7,7 Milliarden Menschen …", in: DIE ZEIT Nr. 47 vom 14. November 2019

Indien wird ab Ende der 2020er-Jahre das bevölkerungsreichste Land der Erde sein. Dort wächst die Bevölkerung aktuell zwar noch, durch staatliche Programme zur Geburtenkontrolle und Bildung sowie einer zunehmenden Modernisierung der Wirtschaft ist die Geburtenentwicklung jedoch bereits deutlich zurückgegangen. Der Demografische Übergang ist in seiner Endphase und das Wachstum könnte in den 2050er-Jahren enden. Aktuell weist Indien eine sehr junge Bevölkerung auf.

Für Nord- und Südamerika zeigt sich an den beiden größten Ländern Brasilien und den USA, wie weit der Demografische Übergang bereits fortgeschritten ist. In Brasilien liegt die Geburtenrate bei 1,7 Kindern pro Frau, also bereits klar unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1. Da die Bevölkerung relativ jung ist, wird sie bis 2040 noch leicht auf knapp 230 Millionen anwachsen, im Anschluss aber bei gleichbleibender Geburtenentwicklung wieder schrumpfen. Die USA haben den Demografischen Übergang bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgeschlossen. Im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern und anderen reichen Industrieländern ist die Geburtenrate in den USA nahe dem Bestandserhaltungsniveau. Dies hat mehrere Faktoren: eine tiefe Religiosität bei den dort lebenden Christinnen und Christen, eine höhere Geburtenrate bei der zunehmenden Zahl an Hispanics sowie ein positives Bild kinderreicher Familien. Gleichzeitig bleiben die USA ein Einwanderungsland, sodass sie neben Australien und Kanada eins der wenigen Industrieländer sind, deren Bevölkerung im 21. Jahrhundert deutlich wächst.

Eine erhebliche Anzahl an Staaten hat den Demografischen Übergang nicht nur abgeschlossen, sondern weist zudem eine Geburtenrate deutlich unter dem Bestandserhaltungsniveau auf. Dies betrifft die hoch entwickelten Industrieländer Europas, Lateinamerikas sowie Teile Asiens, wie beispielsweise ostasiatische Staaten wie Korea und Japan sowie süd- und südostasiatische Staaten wie Bangladesch, Vietnam und Thailand. Bleiben die Geburtenraten in diesen Ländern über Jahrzehnte beim gleichen Wert, ist eine Alterung und Schrumpfung der Gesellschaft unvermeidbar (siehe Kapitel "Interner Link: Warum der demografische Wandel uns alle betrifft"). Einige Staaten versuchen dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die Geburtenrate zu erhöhen.

China ist ein Ausnahmefall, denn hier existiert seit Jahrzehnten eine explizite Bevölkerungspolitik, um das Bevölkerungswachstum einzudämmen. Im Jahr 1980 führte die chinesische Regierung eine landesweite Ein-Kind-Politik ein, um Überbevölkerung zu begegnen und einen wirtschaftlichen Aufstieg zu erreichen. Zu dieser Zeit hatte die chinesische Bevölkerung als erstes Land die Milliardengrenze überschritten. Die Ein-Kind-Politik wurde rigoros durchgeführt, Provinzen und Betriebe waren für die Einhaltung der Vorgaben verantwortlich, ein Amt für Bevölkerungskontrolle wurde geschaffen. Ehen und auch das Zeugen von Kindern mussten vorher beantragt werden. Es gab zwar einige Ausnahmen, die ein zweites Kind erlaubten, beispielsweise, wenn bei bestimmten Bevölkerungsgruppen das Erstgeborene ein Mädchen war. Daher lag die Geburtenrate zu Beginn der Restriktionen noch deutlich über 1, aber immer mehr Chinesinnen und Chinesen hielten sich an die Regeln, sodass sich die Ein-Kind-Norm etablierte. Grund dafür war auch, dass Verstöße mit drakonischen Strafen wie Geldstrafen, Arbeitsplatzverlusten bis hin zu Zwangsabtreibungen oder Zwangssterilisationen geahndet wurden. Diese rigide Bevölkerungspolitik hat auch dazu geführt, dass Schwangerschaften mit Mädchen besonders häufig abgetrieben wurden, um einen männlichen Nachfahren und Erben sicherzustellen. Dies führte zu einer erheblichen Schieflage der Geschlechterverhältnisse, auf 100 neugeborene Mädchen kamen in vielen Jahren über 115 Jungen, sodass letztlich mehrere Millionen Männer auf dem Partner- bzw. Heiratsmarkt übrig bleiben – mit erheblichen negativen gesellschaftlichen Folgen.

Nach jahrzehntelangen niedrigen Geburtenraten hat der fernöstliche Staat inzwischen eine ähnliche Altersstruktur, wie europäische Länder sie kennen: Bevölkerungsstarke Jahrgänge gehen bald in Rente und erheblich kleinere Jahrgänge rücken in den Arbeitsmarkt und zur Finanzierung der Rentnerinnen und Rentner nach. Daher hat China im Jahr 2016 die Ein-Kind-Politik gelockert und erlaubt seit 2021 sogar ein drittes Kind. Am chinesischen Beispiel wird deutlich, inwiefern sich niedrige Geburtenraten, hohe Bildungsinvestitionen und ein großer Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen Alter auf das Wirtschaftswachstum auswirken können.

QuellentextChina – Kurswechsel in der Bevölkerungspolitik

Die Zahl der Geburten in China ist zum fünften Mal in Folge deutlich gesunken. Laut den am [19.01.2022] veröffentlichten Daten des chinesischen Statistikamts wurden im vergangenen Jahr in der Volksrepublik nur noch 10,62 Millionen Kinder geboren. Das bedeutet einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 10,5 Prozent. Es ist die geringste Zahl an Neugeborenen seit der Gründung der Volksrepublik im Jahr 1949. [...]

Die extrem hohen Kosten für Bildung, Kinderbetreuung und Wohnen in Chinas Metropolen ist der am häufigsten genannte Grund für den Rückgang. Eine Rolle spielen auch die veränderten Einstellungen junger Frauen, die dank höherer Bildungsabschlüsse finanziell unabhängiger sind und es nicht eilig haben, ihre Autonomie für Ehemann und Kinder einzuschränken. Die Zahl der Eheschließungen geht seit sieben Jahren kontinuierlich zurück. […]

Schon lange warnen Ökonomen vor den wirtschaftlichen Folgen des demographischen Wandels. Aus diesem Grund hatte die chinesische Regierung 2016 die Ein-Kind-Politik abgeschafft. Nach Ansicht vieler Fachleute kam das aber viel zu spät und führte nur kurzzeitig zu einem geringen Geburtenanstieg.

Im Mai 2021 ging China […] einen Schritt weiter und führte die sogenannte Drei-Kind-Politik ein. Jetzt darf zwar jede Familie drei Kinder bekommen, aber die meisten wollen das gar nicht, wie die Zahlen von Montag bestätigen. Es ist noch nicht lange her, dass Eltern Strafe zahlen mussten, wenn sie mehr Kinder bekamen als erlaubt. Ein bekanntes Beispiel ist der Filmemacher Zhang Yimou, der die Eröffnungsfeier der [...] Olympischen Winterspiele konzipiert hat. Er musste 2014 nachträglich für sein zweites und drittes Kind umgerechnet 900.000 Euro Strafe zahlen.

Inzwischen ist das Gegenteil der Fall: Mit finanziellen Anreizen versuchen viele Provinzregierungen, Eltern dazu zu bewegen, noch ein zweites und drittes Kind zu bekommen. Je nach Region gibt es unterschiedliche Anreizprogramme. Das Geld dafür müssen die Lokalregierungen selbst aufbringen, deren wirtschaftliche Möglichkeiten weit auseinanderliegen. In manchen Städten gibt es Kindergeld, anderswo verbilligte Kredite für den Wohnungskauf. In Peking und Schanghai wurde der bezahlte Erziehungsurlaub für Mütter um zwei auf fünf Monate verlängert. Väter dürfen dagegen nur zwei bis drei Wochen zu Hause bleiben.

Nicht alle Frauen befürworten die verlängerte Elternzeit. Sie fürchten, dass sie deshalb auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert werden könnten. Tatsächlich ist das schon jetzt der Fall, was ebenfalls dazu beiträgt, dass Frauen davor zurückschrecken, eine Familie zu gründen. Im ländlichen Hunan, wo heiratswillige Frauen besonders rar sind, versucht der Staat mit eigenen Dating-Plattformen für Singles und Blind-Date-Veranstaltungen nachzuhelfen. In Schanghai wiederum bietet eine Universität Kurse in moderner Erziehung für Großeltern an, die in vielen chinesischen Familien die Hauptlast der Kinderbetreuung tragen. Die Vorgabe der Zentralregierung, die Geburtenrate zu steigern, schlägt sich auch in staatlichen Krankenhäusern nieder. Viele Ärzte weigern sich inzwischen unter Verweis auf die neue Familienpolitik, Sterilisationen bei Männern vorzunehmen. Stattdessen wird massiv in Reproduktionsmedizin investiert.

Auch gesellschaftlich versuchen Staat und Partei mit konservativen Familienwerten gegenzusteuern. Ein 2021 verabschiedetes Gesetz macht es schwerer, sich scheiden zu lassen. Feministische Aktivistinnen werden als Gefahr für die Gesellschaft diffamiert. Das hat nur das Misstrauen erhöht, mit dem junge Frauen die Familienpolitik beobachten. Als kürzlich davon die Rede war, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Zahl der Abtreibungen zu senken, gab es einen Aufschrei im chinesischen Internet.

Aus Sicht vieler Fachleute gehen die Maßnahmen zur Geburtenförderung längst nicht weit genug. Der prominente Ökonom Ren Zeping […] ist Chefvolkswirt des Finanzdienstleisters Soochow Securities und Mitbegründer des Yuwa-Instituts für Bevölkerungsforschung. In einer Studie forderten er und seine Kollegen kürzlich, China müsse fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, statt bisher ein bis drei, in Geburtenförderung investieren; unter anderem in den Ausbau von Krippen und Kindertagesstätten. Bislang hätten nur vier Prozent der chinesischen Kinder unter vier Jahren Zugang zu solchen Einrichtungen. Notwendig sei eine Rate von 50 Prozent. [...]

Dass auch die Zentralregierung darüber höchst besorgt ist, lässt sich an den drastischen Maßnahmen ablesen, mit denen sie gerade versucht, die Ausgaben zu verringern, die Familien in die Bildung ihrer Kinder investieren. Dafür wurde die bis vor Kurzem noch boomende Privatunterrichtsbranche in weiten Teilen kurzerhand zerschlagen. […] Jetzt sollen staatliche Lehrer diese Lücke füllen. Wer es sich leisten kann, heuert aber weiterhin lieber eine Privatlehrerin an, und sei es getarnt als Kindermädchen. […]

Manche Demographen nutzten die Veröffentlichung des Statistikamts am Montag für flammende Appelle zu weitreichenden Maßnahmen. Huang Wenzheng vom Center for China and Globalization sagte in einem Interview: "Wenn sich der derzeitige Trend fortsetzt, werden am Ende des Jahrhunderts nur noch zwei bis drei Prozent der weltweiten Geburten in China stattfinden. Wenn unsere Nation weiterexistieren soll, ist es wichtig, die Geburtenrate zu steigern."

Friederike Böge, "China droht zu schrumpfen", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. Januar 2022; © Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv

Da die Geburtenraten in Europa und Ostasien sehr niedrig sind und sich daher die Alterung und Schrumpfung der verschiedenen Gesellschaften abzeichnen, versuchen viele Länder mit unterschiedlichen familienpolitischen Anreizen, die Geburtenrate zu erhöhen. Einige Staaten wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Kanada bemühen sich, die niedrige Geburtenentwicklung zumindest partiell mit Zuwanderung auszugleichen – anders als einige Länder aus Osteuropa und Japan, die eine sehr restriktive Einwanderungspolitik verfolgen. Die zugrundeliegenden kulturellen, familienpolitischen, ethnischen, außen- und wirtschaftspolitischen Einstellungen der verschiedenen Länder führen auch zu einem unterschiedlichen Umgang mit dem demografischen Wandel.

In Europa gibt es einige Staaten mit Geburtenraten zwischen 1,6 und 2,0 wie Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und einige skandinavische Länder. Zentrale Gründe sind die dort, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die geringere Arbeitslosigkeit und die teilweise höhere kulturelle Akzeptanz kinderreicher Familien.

In Italien, Spanien, Japan und vielen mittel- und osteuropäischen Ländern liegt die Geburtenrate zwischen 1,1 und 1,5. Ein Grund dafür ist der Wunsch vieler Frauen nach einer eigenen Erwerbstätigkeit und Emanzipation, was im Kontrast zu den Normen und Erwartungen vieler dort lebender Männer, der älteren Generation und auch zur konservativen Familienpolitik steht. Hier zeichnen sich langfristig gravierende demografische Schieflagen und Probleme ab. Dass es nicht nur an ökonomischen Problemen und Arbeitslosigkeit liegt, zeigt Südkorea, das als wirtschaftlich prosperierendes Land weltweit eine der niedrigsten Geburtenraten aufweist. Dort lag die Geburtenrate in einzelnen Jahren sogar unter 1,0 Kindern pro Frau. Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie führen dazu, dass viele der hochgebildeten südkoreanischen Frauen keine Kinder möchten. Das die beruflichen Nachteile für Mütter in Südkorea so hoch sind, liegt nicht nur an familienpolitischen Defiziten, sondern auch an der großen Kluft zwischen egalitären Einstellungen vieler Frauen und einem traditionellen, paternalistischen Rollenverständnis vieler Männer, der Elterngeneration und der Arbeitgeber.

Der Einblick in die globalen demografischen Entwicklungen verdeutlicht, dass viele ärmere Länder, vor allem in Afrika und im Nahen Osten, hohe Geburtenraten aufweisen, die meisten Industrieländer dagegen geringe. Mögliche Konsequenzen dieser ungleichen Entwicklung können zu zukünftigen Migrationsströmen beitragen. Infolge der sehr ungleichen Bevölkerungsentwicklung wird sich künftig die Frage der Zusammensetzung internationaler Organisationen und Institutionen neu stellen. Dies betrifft UN-Organisationen wie den UN-Weltsicherheitsrat, die G7 und G20 sowie die Stimmrechte innerhalb der Europäischen Union, da diese durch die doppelte Mehrheit auch an den Bevölkerungsgrößen der Mitgliedstaaten festgemacht sind.

PD Dr. Martin Bujard ist stellvertretender Institutsdirektor am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden.

Nach beruflichen Erfahrungen in der Privatwirtschaft und der Politik zog es ihn in die Schnittstelle von Wissenschaft und Politikberatung. Von 2009–2011 war er im Projekt "Zukunft mit Kindern" an der Humboldt Universität zu Berlin tätig. Seit 2011 wirkt er am BiB in Wiesbaden, seit 2015 als Forschungsdirektor des Bereichs "Familie und Fertilität", seit 2020 als stellvertretender Institutsdirektor. Der habilitierte Sozialwissenschaftler hatte Lehraufträge an den Universitäten Berlin, Mainz und Bamberg inne. Er ist Mitgründer des Familiendemografischen Panels FReDA und forscht zu Geburtenentwicklung, Public Health mit Schwerpunkt Familien und Kinder sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Martin Bujard berät die Bundesregierung u. a. als Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen des Bundesfamilienministeriums, bei der Demografiestrategie der Bundesregierung und in der Coronavirus-Pandemie bezüglich der Auswirkungen auf Jugendliche und Familien. Er ist Mitglied in wissenschaftlichen Gremien wie beispielsweise im Consortium Board des EU-weiten Generation and Gender Programme und der Arbeitsgruppe "Fortpflanzungsmedizingesetz" der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Ehrenamtlich setzt er sich als Präsident des evangelischen Familienverbandes eaf für Familien ein.

Danksagung: Der Autor dankt Samira Beringer, Felix Berth, Holger Bonin, Christian Fiedler, Mathias Huebener, Bernhard Köppen, Sandra Krapf, Elke Loichinger, Olga Pötzsch, Kerstin Ruckdeschel, Harun Sulak und Frank Swiaczny für viele wertvolle Kommentare zum Manuskript.