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Bildung und Kultur | Großbritannien | bpb.de

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Bildung und Kultur

Roland Sturm

/ 18 Minuten zu lesen

Queen Elisabeth II betrachtet die Büste Camillas, die zweite Ehefrau ihres Sohnes Charles. (© picture-alliance/AP)

Einleitung

Mit dem Education Act von 1944 (Butler Act) sollte im Geiste der Wahrnehmung staatlicher Verantwortung für die Gesellschaft das Recht aller jungen Britinnen und Briten auf eine umfassende Bildung gesichert werden, ohne Ansehen der Person und vor allen Dingen unabhängig vom Vermögen, dem Einfluss oder der sozialen Stellung der Eltern. Durch dieses Gesetz wurde erstmals auch ein Ministerium für das Erziehungswesen eingerichtet, dem aber in erster Linie eine Schieds- und Überwachungsfunktion auf dem Felde der Bildungspolitik zukommen sollte. Die eigentliche Schulverwaltung blieb in den Händen der kommunalen Schulbehörden (Local Education Authorities, die LEAs). Die LEAs bauten die Schulen, stellten die Lehrer ein und beschafften die Lehrmittel. Die Lehrpläne wurden in der Regel im Auftrag der LEAs von den leitenden Lehrkräften vor Ort in Zusammenarbeit mit den dort ansässigen Universitäten erstellt. Die britischen Lehrerinnen und Lehrer sind Angestellte. Ihre Verträge sind kündbar, und sie haben das Recht zu streiken. Aufgrund der von der Londoner Regierung in den 1980er Jahren erfolgreich vorgegebenen Ausgabenbegrenzungen für den Etatposten Lehrergehälter gehören heute die britischen Lehrergehälter zu den niedrigsten Europas. Dies ist ein wichtiger Grund für den zum Teil akuten Lehrermangel an britischen Schulen.

Schulwesen

Die allgemeine Schulpflicht beginnt im Alter von fünf Jahren. Bis zum Alter von in der Regel elf Jahren besuchen die Kinder die Grundschule. Danach werden sie mindestens bis zum Alter von 16 Jahren an weiterführenden Schulen unterrichtet. Durch die entsprechenden politischen Initiativen der Labour-Regierungen in den 1970er Jahren sind heute über 90 Prozent der staatlichen weiterführenden Schulen Gesamtschulen (comprehensive schools). Daneben blieb in einigen wenigen Gemeinden das gegliederte Schulsystem mit dem Gymnasium (grammar school) bzw. der Realschule (secondary modern school) als weiterführenden Schulen erhalten. Außerhalb des staatlichen Sektors gibt es ein breit ausgebautes privates Schulwesen (public schools), zum Teil auch in der Form von Internaten. Die führenden Privatschulen, wie Eton, Charterhouse, Ampleforth, titel3es College und andere sind die weitaus besten Schulen im Lande.

Alle Schulen sind Ganztagsschulen. Die Schülerinnen und Schüler nehmen hier ihre Mittagsmahlzeiten ein, und in der Regel werden auch ihre Hausaufgaben betreut. Schulsport, Geselligkeit und andere Aktivitäten, die das Gemeinschaftsgefühl stärken, haben einen großen Stellenwert. Eine Reihe von Traditionen hat bis auf den heutigen Tag hartnäckig überlebt, wie beispielsweise das Tragen von Schuluniformen, der Talar des Rektors oder das Schulgebet.

Schulabschlüsse werden in Großbritannien in weniger Fächern erworben als in Deutschland. Die Reformgesetzgebung des Jahres 1950 beendete die Orientierung der Abschlussprüfungen an einer Reihe von Kern- und Nebenfächern. Prüfungen für das damals eingeführte General Certificate of Education (GCE) können seit 1951 in ausgewählten Fächern im Alter von 16 Jahren auf dem O-Level (ordinary level = mittlere Reife) und im Alter von 18 Jahren auf dem A-Level (advanced level = Abitur) abgelegt werden. Das Bestehen von vier Fächern in einem O-Level-Examen stellt einen guten Durchschnitt dar. Eine der Voraussetzungen für das Studium an den Eliteuniversitäten Oxford und Cambridge sind drei sehr gut bestandene A-Level-Prüfungen. Die Spezialisierung der Schülerinnen und Schüler auf weniger Prüfungsfächer führt dazu, dass das Niveau der A-Level-Prüfungen in diesen Fächern anspruchsvoller ist als das deutsche Abitur. Aber das Wissen der Schüler ist weniger umfassend als das ihrer deutschen Altersgenossen. Die Idee, dass die Breite des Bildungsangebots besser berücksichtigt werden sollte, führte zur Einführung des ergänzenden AS-Levels bei Abschlussprüfungen. Mit geringerem Zeitaufwand (etwa mit der Hälfte der Zeit, die ein Schüler für eine A-Level-Prüfung benötigt) sollen beispielsweise naturwissenschaftlich begabte Jugendliche die Möglichkeit wahrnehmen, eine Fremdsprache zu erlernen.

Seit 1965 gab es für weniger begabte Schüler die Möglichkeit, ihr Examen nach den Standards des Certificate of Secondary Education (CSE) abzulegen. Damit sollte vermieden werden, dass, wie zuvor, ein großer Teil der 16jährigen Schulabgänger sich ohne bestandene Prüfungen auf dem Arbeitsmarkt um einen Arbeitsplatz bemühen musste. Die Bestnote des CSE entsprach in etwa einem O-Level-Examen. Seit Herbst 1986 wurde der Mittlere Reife-Abschluss vereinheitlicht und so umstrukturiert, dass jeder Schulabgänger einen Leistungsnachweis erhalten kann. Das neue GCSE (General Certificate of Secondary Education) ersetzte das CSE und die O-Levels. Es betont stärker künstlerische, technische und handwerkliche Fertigkeiten. Hinzu kommt das Einbeziehen schulischer Leistungen im Unterrichtsjahr, die früher bei den von den Schulbehörden extern gestellten Abschlussprüfungen keine Rolle spielten.

Berufliche Bildung

Nach der Schule wurden schlecht ausgebildete Jugendliche lange Zeit auch nicht von einem System beruflicher Bildung aufgefangen. Vor 1980 waren die Berufsbildung oder Kontakte zwischen Schule und Industrie so gut wie unbekannt. Üblich war das Anlernen der jungen Leute in den Betrieben, in denen sie Arbeit fanden. Der Anteil der ungelernten Arbeiter an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen betrug fast zwei Drittel.

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre lag der Schwerpunkt der Ausbildungsförderung für Jugendliche noch bei finanziellen Anreizen für einstellungswillige Betriebe. Von staatlicher Seite wurde aber auch erstmals der Versuch gemacht, verbindliche Standards für die berufliche Bildung zu etablieren. Der Nationale Rat für berufliche Bildung (National Council for Vocational Qualifications) legte fünf Stufen der beruflichen Qualifikation fest: Routinearbeiten (routine); Selbständiges Arbeiten (operative); Handwerkliches Arbeiten (craft); Techniker (technician) und Experte (professional). Auf lokaler Ebene organisierte das Netzwerk der von den Unternehmen und vom Staat getragenen Qualifizierungszentren (Training and Enterprises Councils) öffentliche Ausbildungsprogramme. Alle Schulabgänger erhielten Ausbildungsgutscheine (Youth Credits), mit denen sie sich Ausbildung bis mindestens zum zweiten Niveau (selbständiges Arbeiten) auf dem freien Markt bei einem Anbieter ihrer Wahl kaufen konnten. Kurz nach Einführung der NVQs boten bereits 30 Prozent der Unternehmen einigen oder allen ihrer Angestellten die Möglichkeit, sich für NVQs zu qualifizieren. Unbefriedigend blieb aber, dass NVQs meist nur auf den unteren Niveaus erworben wurden.

Neben dem NVQ-Programm wurde auch ein Lehrlings-Programm aufgelegt, das für handwerkliche und technische Berufe qualifizierte. Finanzielle Anreize wurden zusätzlich für die betriebliche Ausbildung geschaffen. Ausbildungsbetriebe konnten ihre Arbeitsverträge mit den Auszubildenden und deren Bezahlung abweichend von gesetzlichen Bestimmungen zu ihren Gunsten gestalten und erhielten öffentliche Anerkennung durch Preise und Auszeichnungen. All dies ersetzt noch nicht ein nationales System der beruflichen Bildung. In Großbritannien bleiben die Möglichkeiten auf diesem Sektor weiterhin vor allem eine Ermessensfrage, die die Betriebe beantworten müssen.

Schulreform

Ebenso wie im Gesundheitswesen sollten es im Schulwesen nach Wunsch der Regierung Thatcher marktwirtschaftliche Mechanismen ermöglichen, die Effizienz der staatlichen Aufgabenwahrnehmung zu erhöhen. Eine Reform des Schulwesens wurde aus Regierungssicht vor allem von den Kommunen, in deren Mehrzahl die Konservative Partei keine Mehrheit hatte, und von deren LEAs blockiert. Per Parlamentsgesetz wurde 1979 den kommunalen Schulbehörden verboten, die ihnen unterstellten Schulen zu zwingen, sich in Gesamtschulen umzuorganisieren. Ein Jahr später erhielten die Eltern das Recht der freien Schulwahl. Den LEAs wurde 1990 das Argument genommen, die freie Schulwahl scheitere an der Aufnahmefähigkeit der Schulen. Die Kommunen verloren das Recht, die Schülerzahlen der einzelnen Schulen zu bestimmen. Die Schulen sollten nun selbst entscheiden und dabei dem Elternwunsch nach einem Schulwechsel möglichst nachkommen (open enrolment).

Mit der Einführung überwiegend national einheitlicher Lehrpläne Ende der 1980er Jahre und der Einrichtung von 15 City Technology Colleges wurde das Schulwesen weiter zentralisiert. Für die City Technology Colleges, die direkt dem Londoner Erziehungsministerium unterstellt wurden, sollten Sponsoren aus der Industrie gefunden werden. Ihr Ausbildungsschwerpunkt sollte im Bereich der neuen Technologien liegen. Diese Idee einer modernen Alternative zu den weiterführenden Schulen fand aber in der Folgezeit kaum Unterstützung.

Neben seinen Eingriffsmöglichkeiten verstärkte das Londoner Erziehungsministerium auch die Leistungskontrolle. Die Schülerleistungen werden jeweils beim Erreichen der Altersstufen sieben, elf und 14 Jahre nach einer von der Zentralregierung vorgegebenen Acht-Punkte-Skala bewertet. Die Ergebnisse und die Noten für A-Level- und GCSE-Level-Prüfungen bilden die Grundlage für eine Leistungsbewertung sowohl der Schüler als auch der Lehrkräfte. Seit 1992 werden diese in der Form von Ranglisten aller staatlichen Schulen veröffentlicht, die auch Angaben über versäumte Unterrichtsstunden wegen Schulschwänzens und die Nettounterrichtszeit enthalten. Sie dienen den Eltern als Orientierung für die Schulwahl, dem Staat als Kriterium für die Vergabe öffentlicher Mittel und den Schulen als Anreiz im Wettbewerb um Schüler und Finanzen.

Eine noch stärkere Wettbewerbsorientierung erhoffte die Regierung Major von der Herauslösung der Schulen aus der Verantwortung der kommunalen Schulbehörden. Die Eltern sollten sich hierfür freiwillig entscheiden. Die Regierung lockte mit der Aussicht auf großzügige Budgetzuweisungen. Schulen, die direkt aus dem Staatshaushalt durch eine Globalzuweisung finanziert werden, erhalten die Möglichkeit, eigene Tarifgruppen für die Bezahlung ihres Personals zu erstellen und Lehrkräfte eigenständig einzustellen bzw. zu entlassen. Der Zuschuss des Zentralstaats an die Kommunen für weiterhin von den LEAs kontrollierte Schulen orientiert sich seit 1990 an der Schülerzahl. Die kommunalen Schulbehörden wurden verpflichtet, 85 Prozent ihres Budgets (von der Regierung Blair auf 100 Prozent erweitert) direkt an die Schulen weiterzuleiten. Damit erreichen auch diese eine weitgehende Budgethoheit. Durch die Möglichkeit des Eingruppierens von Lehrern in unterschiedliche Tarifgruppen können auch traditionelle Schulen bis zu einem gewissen Grade eigenständige Personalpolitik betreiben. Schulen können ihre Einnahmen in Eigeninitiative, zum Beispiel durch das Vermieten von Räumen oder Sportanlagen, verbessern. Die Regierung Blair eröffnete den Schulen im Bereich der LEAs die Möglichkeit, bei dauerhaft hoher Leistung als Foundation Schools eigenständiger zu operieren.

Die seit 1997 amtierenden Labour-Regierungen haben die Politik der Marktorientierung und der Zentralisierung des Schulwesens fortgeführt. Sie versuchten diese Strategie mit Initiativen zur Verbesserung schulischer Leistungen, zu größerer Schulvielfalt und damit eines passgenaueren Schulangebots sowie dem Abbau sozialer Benachteiligung zu koppeln. Gebiete mit unterdurchschnittlichen Schulleistungen sollten zu Education Action Zones (später Teil der Initiative Excellence in Cities) werden. Jeder Zone wurde ein Zuschuss von 750 000 Pfund zugewiesen, und die teilnehmenden Schulen erhielten größere Freiheiten bei der Bezahlung von Lehrpersonal, um die Besten anzulocken. Sie durften auch die Lehrinhalte verändern, um sie den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler (z.B. Leseschwächen) anzupassen. Schulen sollten sich durch private Sponsoren teilfinanzieren oder durch private Partner betrieben werden. Labour führte die Ausdifferenzierung des Schulsystems durch weitere Schulformen fort. Beacon Schools (Leuchtturmschulen) sollten wegen ihrer weit überdurchschnittlichen Leistungen helfen, lokale Bildungsmärkte zu entwickeln. Specialist Schools sollten sich stärker an lokalen Bedürfnissen ausrichten. Sie dürfen bis zu zehn Prozent ihrer Schülerinnen und Schüler nach Begabung auswählen. Es bleibt allerdings umstritten, ob die neue Schulfreiheit und -vielfalt die Probleme des Schulwesens, wie die große Zahl der Schulabbrecher, hohe Fehlzeiten von Schülern, fehlende Grundkenntnisse trotz Schulabschluss oder die Trennung der Schüler nach sozialer Herkunft lösen kann. 2007 kündigte die Regierung Brown an, die allgemeine Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr verlängern zu wollen und Jugendlichen einen Anspruch auf eine staatlich vermittelte Lehre einzuräumen.

Universitäten

Auch die Universitäten wurden in der Regierungszeit Margaret Thatchers und John Majors in vielerlei Hinsicht zu Wirtschaftsunternehmen umgebaut. Die ältesten britischen Universitäten, Oxford und Cambridge, wurden im 12. und 13. Jahrhundert gegründet. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden die klassischen schottischen Universitäten: St. Andrews, Glasgow, Aberdeen und Edinburgh. Alle anderen Universitäten wurden im 19. und 20. Jahrhundert gegründet (30 nach 1945), wobei je nach Baustil zwischen den älteren red brick (rote Ziegelstein-)Universitäten und den neueren steel and glass (Stahl- und Glas-)Universitäten unterschieden wird. Seit Mitte der 1960er Jahre kamen die Fachhochschulen (Polytechnics) hinzu, die zunächst kommunal verwaltet und ab 1992 den Universitäten gleichgestellt wurden. Seit 1969 arbeitet eine sehr erfolgreiche Fernuniversität, die Open University , deren Campus sich in Milton Keynes, Mittelengland befindet. Hier können Berufstätige auch ohne formale Hochschulzugangsqualifikation studieren. Es gibt mit der University of Buckingham nur eine, relativ unbedeutende Privatuniversität.

Ende der 1980er Jahre stellte der Staat die Vollfinanzierung der Universitäten ein. Leistungsbewertungen wurden nun zur Grundlage staatlicher Zuschüsse. Die Bewertung der Forschungsleistungen begann in einer ersten Runde 1992 bis 1994, die Evaluierung der Leistungen in der Lehre begann 1995. Nach Abschluss der Bewertung werden Ranglisten veröffentlicht, die den besten Universitäten bzw. den bestbewerteten Fächern erlauben sollen, ihre Marktposition im Wettbewerb um gute Studenten, Geldgeber und ausgezeichnete Forscher zu optimieren. Ziel der neuen Strukturen ist nicht nur die Qualitätskontrolle, sondern auch die Verbesserung der Effizienz der Universitäten, beispielsweise durch Personalabbau, längere Arbeitszeiten für Akademiker oder flexiblere Beschäftigungsverhältnisse. Die Zahl der Akademiker mit Zeitverträgen ist sprunghaft angestiegen. Die Universitäten sind in die Pflicht genommen, in gegenseitiger Konkurrenz um "Kunden", zu denen nicht zuletzt auch gebührenzahlende ausländische Studenten gehören, ihren finanziellen Eigenbeitrag zu erhöhen. Hierzu dienen auch der Verkauf von Universitätseigentum, zum Beispiel von Grundstücken, das Erbringen von Dienstleistungen durch die Universität, Auftragsforschung, die Beratertätigkeit von Universitätsangehörigen und sogar Firmenbeteiligungen und Börsengeschäfte.

Die Finanzierung der Studierenden ist immer noch zu einem großen Teil eine Staatsaufgabe. 1990 wurden aber die von den Heimatkommunen der Studenten bezahlten staatlichen Stipendien eingefroren. Studenten sollten sich zusätzlich benötigte Finanzmittel durch Kreditaufnahme besorgen. Mitte der 1990er Jahre wurde die Höhe der Stipendien weiter gekürzt. Die Regierung Blair führte vom Elterneinkommen abhängige Studiengebühren von jährlich maximal 1000 Pfund ein. Die Folgen dieser Finanzierungspolitik waren unter anderem eine deutliche Verschlechterung der sozialen Lage der Studierenden und eine nachlassende Mobilität, da die Studierenden häufig die finanziellen Belastungen durch Verbleib im Elternhaus zu verringern suchten.

Die Zahl der Studierenden ist aber, trotz der ungünstigeren Bedingungen für ein Studium, nicht rückläufig. Seit 1989 ist es offizielle Politik der Regierung, die Zahl der Universitätsabsolventen zu erhöhen. Die Universitäten behielten aber das Recht, selbst über die Zulassung von Studenten zu entscheiden. Der Staat versucht, die Universitäten dadurch zur Zulassung möglichst vieler Studenten zu bewegen, dass er ihre Finanzierung auch an die Zahl der Studierenden knüpft. Je weniger die Universitäten auf staatliche Gelder angewiesen sind, desto freier sind sie deshalb in der Auswahl ihrer Studenten. Gutsituierte Universitäten können es sich leisten, nur wenige, ausgezeichnete Studenten zuzulassen, eine Politik, die letztendlich ihren guten Ruf festigt und ihnen noch mehr Einkommensmöglichkeiten eröffnet.

QuellentextÖffnung des Elfenbeinturms

[...] Die ehrwürdige britische Elite-Universität Cambridge feiert im kommenden Jahr ihren 800. Geburtstag. Seit 1904 hat die Hochschule mehr als 80 Nobelpreisträger hervorgebracht. Die Aufnahmekriterien sind nach wie vor streng, allerdings hat man schon in den 60er Jahren Latein und Griechisch als Vorbedingung abgeschafft, weil fast nur Schüler aus der sozialen Oberschicht dieses Kriterium erfüllten. Heute denkt man in Cambridge sogar darüber nach, Schülern "Nachhilfe" zu geben, damit sie die Aufnahme-Hürden überspringen. Die Labour-Regierung möchte, dass Cambridge mindestens drei Viertel seiner Plätze an Abgänger der staatlichen Schulen vergibt. Doch dieses Ziel ist bisher nicht erreicht. (ki)
[...] Wie hat sich, fragen Besucher aus anderen akademischen Welten staunend, diese Kluft zwischen Staatsschulen und Elite-Universitäten so hartnäckig halten können? Warum hat sich der Riss in den vergangenen zwanzig Jahren eher noch vertieft, statt sich zu schließen? Zahlreiche Bildungsreformen, darunter die Abschaffung der Grammar Schools, der alten Vorzeigeschulen des Staatssektors, haben dazu beigetragen. Schüler der Comprehensives, der britischen Gesamtschulen, konnten sich nie ganz vorstellen, in einem College wie Corpus Christi am rechten Platz zu sein.
Ihre Lehrer taten zu wenig, um ihnen die Angst vor dem Sprung zu nehmen. Ihren Eltern war Cambridge unheimlich. Und die Universitäten selbst reichten keine helfende Hand. Privatschulabgänger dagegen, von Anfang an wohl präpariert, konnten am Ende mit weit besseren Noten aufwarten - und betrachteten es als selbstverständlich, um Plätze in Oxford oder Cambridge zu rangeln, und sich den gefürchteten Aufnahme-Interviews zu unterziehen.
In jüngster Zeit haben wohl auch neu die eingeführten Studiengebühren in England Kinder aus ärmeren Familien vom Studium abgeschreckt. Was an Beihilfen in den Lehranstalten zur Verfügung steht, ist oft nicht bekannt. Und wer sich aus den unbemittelten Schichten doch zum Studium entschließt, bewirbt sich eher an der nächstgelegenen Hochschule - um billig weiter zu Hause wohnen zu können. Kinder aus besser gestellten Familien müssen hingegen keine Rücksicht nehmen auf Quartier- und Reisekosten.
Neuerdings sucht man in Cambridge mit unkonventionellen Mitteln, Staatsschülern die Angst vor der Bewerbung zu nehmen. Lehrer von Staatsschulen werden zu Kursen eingeladen, um sich selbst besser über die Verhältnisse zu informieren und ihre Schüler anschließend zu ermutigen.
Nicht nur das Abgangszeugnis selbst, sondern der ganze soziale Schulhintergrund soll zunehmend berücksichtigt werden. Fremdsprachen, bei der mittleren Reife bisher obligatorisch, aber in Staatsschulen immer seltener, sollen künftig nicht mehr Voraussetzung für die Aufnahme sein.
Sogar das traditionelle Cambridge-Bewerbungsformular, das zehn Pfund kostete, ist abgeschafft worden. Außerdem trägt sich die Uni mit der revolutionären Idee, Staatsschüler, die die Aufnahme wegen ihres Notenstandes nicht ganz schaffen, in einem Zusatzjahr unter die Fittiche zu nehmen, damit sie bei einem zweiten Anlauf die Hürde überspringen. "Das ist", so der Direktor der Aufnahmestelle, Geoff Parks, "eine der Möglichkeiten, die wir uns derzeit anschauen."
Gewisse Sorgen plagen die Cambridge-Hierarchie natürlich, dass solche Maßnahmen Top-Bewerbern aus dem privaten Bereich den Weg nach Cambridge verstellen und die Uni "herausragender Talente" berauben könnten. Die Regierung solle mal nicht allzu viel Druck auf die Universität ausüben, erklärt Cambridges Vize-Kanzlerin Alison Richard. Hochkarätige Universitäten seien "keine Motoren für die Herstellung sozialer Gerechtigkeit". Die Rolle Cambridges sei es, zu lehren und in der Forschung brillant zu führen, "nicht Probleme sozialer Mobilität zu beheben".
Was Professor Richards Mitarbeiter aber nicht daran hindert, sich weiter die Köpfe darüber zu zerbrechen, wie größerer Mobilität im "Elfenbeinturm" diskret auf die Sprünge zu helfen wäre. [...]

Peter Nonnenmacher, "Elite fürs Volk", in: Frankfurter Rundschau vom 5. November 2008

Presse

Großbritannien gilt als ein Land der Zeitungsleser, übertroffen nur von Deutschland, das nach verkaufter Auflage den mit Abstand größten Tageszeitungsmarkt in Westeuropa aufweist. Die Gesamtauflage der (104) Tageszeitungen beträgt, trotz eines Rückgangs um zwei Millionen seit den 1970er Jahren noch rund 12 Millionen Exemplare.

QuellentextMedien und Politik

[...] Das journalistische Selbstverständnis in Großbritannien ist [...] traditionell geprägt von der gesellschaftlichen Verantwortung, die Öffentlichkeit vollständig und rückhaltlos über alle politischen Entscheidungsprozesse zu informieren, aber auch zugleich aktiv gestaltend in die Politik einzugreifen. Ausnahmen von diesem Prinzip betreffen nur die Geheimhaltungspflicht, wie sie im Official Secrets Act von 1989 niedergelegt ist. Das bemerkenswerte Selbstbewusstsein, mit dem britische Journalisten bis heute dieses Ziel verfolgen, hat immer wieder zu Konflikten mit der Regierung geführt, da sich die journalistische Enthüllung von Fakten und der Regierungswille zur Geheimhaltung von Informationen aus politischen Gründen vielfach nicht vereinbaren lassen. Die Neufassung des Official Secrets Act im Jahre 1989 war das Resultat einer scharfen Auseinandersetzung, bei der die Presse wiederholt den Vorwurf an die Regierung gerichtet hatte, unter dem Vorwand nationaler Sicherheitsinteressen der Öffentlichkeit Informationen vorzuenthalten, nur weil diese in Wahrheit für die Regierung selbst höchst peinlich wären. [...]
Dennoch hat kein britisches Kabinett jemals ernsthaft die Einführung einer Pressezensur erwogen. An ihre Stelle ist ein ungeschriebenes System von Absprachen getreten, mit dem sich Regierung und Presse über die Veröffentlichung geheimer Informationen verständigen. Mit der Verabschiedung des Freedom of Information Act im Jahr 2001 hat New Labour den Zugang zu Informationen zwar erleichtert und die Forderung nach größerer Transparenz zu erfüllen versucht, doch führen die Geheimhaltungspflicht und die Datenschutzbestimmungen auch weiterhin zu Einschränkungen.
[...] Die enge Verbindung von Politik und Medien hat zum Ende des 20. Jahrhunderts unübersehbar zugenommen. In dem gleichen Maß, in dem die Medien zunehmend gestaltend in die Politik einzugreifen versuchen, bemüht sich die Politik ihrerseits, den Einfluss auf die Medien zu verstärken.
[...] Zum Zwecke der vorteilhaften Darstellung der Regierungstätigkeit in der Presse hatten schon die Konservativen unter Margaret Thatcher mit Maurice Saatchi, Timothy Bell und Peter Gummer Medienspezialisten in ihre Reihen aufgenommen und zum Teil mit Kabinettsrang ausgestattet, deren vordringliche Aufgabe darin bestand, den politischen Zielsetzungen den richtigen Dreh (spin) in der Öffentlichkeit zu geben. Perfektioniert und radikalisiert aber wurde die spin culture unter New Labour auf dem Weg zur Macht. Durch Medienberater (spin doctors) wie Peter Mandelson und später Alastair Campbell wurden gezielt Gerüchte gestreut, die dem politischen Gegner schadeten, und zudem wurden Journalisten von Labour-freundlichen Blättern mit privilegierten Informationen belohnt, die auf dem hart umkämpften Zeitungsmarkt nur allzu begehrt waren.
[...] Unter solchen Bedingungen wird die aufrichtige Information der Öffentlichkeit zu deren geschickter Manipulation. Wenn aber der spin als reine Strategie der Beeinflussung und auch der öffentlichen Verdummung enttarnt wird, ist der Verlust an Glaubwürdigkeit gewaltig. [...]

Jürgen Kamm/Bernd Lenz, Großbritannien verstehen, Darmstadt 2004,S. 315 ff. Externer Link: www.wbg-darmstadt.de

Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den Massenblättern (tabloids), die mit spektakulären Aufmachern um die Gunst des Massenpublikums konkurrieren, und den seriösen Tageszeitungen (quality papers). Neben den nationalen Blättern gibt es circa 1300 lokale und regionale Zeitungen. In Wales wird zusätzlich zur nationalen Presse die Western Mail gelesen. Sie erreicht etwa 20 Prozent der walisischen Leserschaft. In Schottland gibt es eine relativ eigenständige Presselandschaft mit den führenden Zeitungen Scottish Daily Record, Scotsman (Edinburgh) und Herald (Glasgow). Keine der in London produzierten Tageszeitungen erreicht in Schottland einen Leserkreis von mehr als sechs Prozent. In Nordirland erscheinen mit unionistischer Ausrichtung der News Letter und, mit nationalistischer Tendenz, die Irish News.

Der Pressemarkt ist hoch konzentriert. Vier Unternehmen (Trinity Mirror, Newsquest, Daily Mail and General Trust und Johnston Press) beherrschen 64 Prozent des regionalen Zeitungsmarkts. Der nationale Markt wird mit einem Marktanteil von 87 Prozent (2005) von News International, Eigentümer Rupert Murdoch (Sun, Times, Sunday Times, News of the World), Daily Mail and General Trust, Eigentümer Lord Rothermere (Daily Mail, Mail on Sunday), Trinity Mirror, Eigentümer Victor Blank (Daily Mirror, Sunday Mirror, People) und Northern and Shell, Eigentümer Richard Desmond (Daily Express, Daily Star, Sunday Express, Daily Star Sunday) beherrscht.

Die nationalen Blätter sind relativ eindeutig politischen Richtungen zuzuordnen. Der Konservativen Partei am nächsten steht der Daily Telegraph, gefolgt von der Times. Independent und Financial Times bewegen sich in der Mitte des politischen Spektrums, während der Guardian als linksliberal gilt. Bei den Massenblättern werden die Daily Mail, der Daily Express und der Daily Star konservativen politischen Positionen zugeordnet, das größte Massenblatt, die Sun (Auflage circa vier Millionen) unterstützte zeitweise mit Vorbehalt, insbesondere was dessen europafreundlichere Politik betraf, Tony Blair. Der Daily Mirror steht traditionell der Labour Party nahe.

Der britische Medienmarkt wurde seit den 1970er Jahren immer wieder durch die Strategien des australischen Millionärs Rupert Murdoch in wichtigen Bereichen neu gestaltet. Murdoch kaufte sich 1968 in den Zeitungsmarkt ein, als er die größte britische Sonntagszeitung News of the World erwarb. 1969 wurde er Besitzer der Sun und 1981 der Times und der Sunday Times. Murdoch modernisierte die Produktion von Zeitungen in Großbritannien und war der Vorreiter der Produktionsverlagerung heraus aus dem traditionell als Londoner Zeitungsviertel geltenden Fleet-Street-Viertel in die von Margaret Thatcher als Stadtentwicklungsgebiet ausgebauten Docklands (Wapping) im Londoner East End. Ein bemerkenswertes Beispiel seiner Absatzstrategie ist der Image-Wandel der Times. Diese 1785 gegründete älteste Tageszeitung des Landes galt als eine politisch-moralische Institution, deren "Donnergrollen" ("The Old Thunderer") manche Regierung zu erschüttern vermochte. Heute hat das Blatt auf der ersten Seite, auf derdie Redaktion früher aus Gründen der Seriosität nicht einmal Bilder duldete, nicht nur farbige Abbildungen, sondern auch Werbeflächen und Bingospiele anzubieten. 1995 wurde sogar erstmals die gesamte Auflage der Times vom Software-Giganten Microsoft aufgekauft und zu Werbezwecken verschenkt.

Murdoch war aber nicht nur der Vorreiter der Kommerzialisierung und der Trivialisierung der britischen Medienlandschaft, er hat mit Hilfe der von ihm kontrollierten Medien auch immer politischen Einfluss zu nehmen versucht. In den konservativen Regierungsjahren bis zur Wahl John Majors 1992 waren die Murdoch-Blätter wichtige Verbündete und Wahlkampfhelfer der Konservativen Partei. Tony Blair hat schon in der Opposition die Verbindung zu Murdoch gesucht. Murdoch unterstützte Tony Blair im Wahlkampf 1997. Nach seinem Wahlsieg hat Blair alles getan, um das Presseimperium Murdochs auf seiner Seite zu halten.

Wie kaum eine andere hat sich die britische Zeitungsbranche der digitalen Zukunft verschrieben. Sie spielt eine zentrale Rolle beim britischen Verband der Online-Verleger (Association of Online-Publishers). Während die Druckauflagen der Zeitungen jährlich um zwei bis sechs Prozent schwanden, haben die Verlage mit Millioneninvestitionen ihr Internet-Angebot ausgebaut, das weltweit nachgefragt wird.

Fernsehen

Fernsehen ist in Großbritannien die beliebteste Freizeitbeschäftigung. 1980 konnten die Briten innerhalb einer Woche aus 300 Stunden Fernsehprogramm auswählen, das von drei Sendern angeboten wurde. 2004 wurden 40 000 Programmstunden von über 250 Sendern angeboten, ohne Bezahlfernsehen und interaktive Angebote. 2005 konnten 61,9 Prozent der Haushalte Digitalfernsehen empfangen, davon über die Hälfte via Satellit (BSkyB).

Von 1955 bis 1990 beschränkten sich die Wahlmöglichkeiten der Zuschauer auf zwei Anbieter und ihre Programme: Die gebührenfinanzierte staatliche BBC (British Broadcasting Company) und die durch Werbeeinnahmen finanzierte IBA (Independent Broadcasting Authority). Beide Anbieter konkurrierten mit eher populär - (BBC1, ITV=Channel 3) und eher kulturorientierten Sendern (BBC2, Channel 4). Dies waren bis 1997 auch die vier terrestrischen Kanäle. 1997 kam der kommerzielle Channel 5 (ITV) hinzu. In Wales wird Channel 4 als in großen Teilen walisischsprachiger Sender genutzt (Wales S4C). 1990 wurde aus der IBA die Independent Television Commission (ITC), die nicht mehr als Sendeveranstalter agierte, sondern nur noch für die Lizenzierung der Privatsender zuständig war. Die Quersubventionierung für Channel 4 durch die privaten ITV-Sender wurde abgeschafft. Das Rundfunkgesetz von 2003 liberalisierte den Fernsehmarkt noch stärker. Aus vormals 15 ITV-Sendern wurde durch Zusammenschluss ein einziger. Für ITV gilt, dass Eigentümer landesweiter Zeitungen mit einem Marktanteil von mehr als 20 Prozent keine eigene Fernsehlizenz oder nicht mehr als 20 Prozent an einem Fernsehsender besitzen dürfen. Für Rupert Murdoch war von großem Interesse, dass für Channel 5 diese Bestimmung 2003 aufgehoben wurde und dass terrestrische Lizenzen auch an außereuropäische Investoren vergeben werden können. Murdoch besitzt 38 Prozent des von ihm geleiteten größten Satellitensenders BSkyB und kaufte 2006 17,9 Prozent von ITV. BBC1 und ITV sind die meistgesehenen Kanäle. Über den von der BBC 2002 gegründeten digitalen Antennensender Freeview können verschiedene Fernseh- und Rundfunkkanäle kostenlos empfangen werden.

Die BBC ist mit der Begrenzung ihrer Gebühreneinnahmen auf den Ausgleich der Inflationsrate von finanzieller Auszehrung bedroht. Kostendruck erzeugen nicht zuletzt die steigenden Personalkosten. Ein gewisser Personalüberhang besteht bereits dadurch, dass die Regierung die BBC verpflichtete, 25 Prozent ihrer Programme von privatwirtschaftlichen Anbietern herstellen zu lassen und die Studios und die Programmgestaltung der BBC teilweise von London in die Regionen des Landes zu verlagern. Die kommerziellen Wettbewerber der BBC sehen in Rundfunkgebühren dennoch eine Wettbewerbsverzerrung zu ihren Ungunsten und fordern deren Abschaffung bzw. eine Beteiligung an diesen Einnahmen. Als 2007 die Regierung die Gebühreneinnahmen der BBC für die nächsten sechs Jahre begrenzen wollte, reagierte die BBC mit der Ankündigung, 1 800 Mitarbeiter entlassen und das 1960 eingeweihte Fernsehproduktionszentrum im Londoner Stadtteil Shepherd's Bush verkaufen zu wollen. So soll ein erwartetes Defizit von zwei Milliarden Pfund aufgefangen werden. Als Ziel der BBC nannte ihr Generaldirektor Mark Thompson ein um zehn Prozent geschrumpftes, dafür aber markanteres Sendeangebot.

QuellentextUmkämpfte BBC

Die British Broadcasting Corporation (BBC) ist so etwas wie der Goldstandard des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Als sie 1927 gegründet wurde, stellte sie sich unter ihrem ersten Generaldirektor John Reith die dreifache Aufgabe: informieren, bilden, unterhalten. Dieses Triptychon wurde im Laufe der Jahrzehnte zum Synonym für anspruchsvolles Radio und Fernsehen.
Jahr für Jahr entstehen bei der BBC 400 Stunden Spielfilm in Eigenproduktion, mit teilweise beachtlichem Erfolg. "Eastenders", eine Serie über den Alltag eines fiktiven Kleine-Leute-Viertels in London, erreicht Einschaltquoten von durchschnittlich 41 Prozent oder 10 Millionen Zuschauer. Hohe Qualität und Popularität zeichnet auch die Verfilmungen von literarischen Klassikern wie Charles Dickens "Bleak House" (2005) oder Elizabeth Gaskells Roman "Cranford" aus. Den ersten von fünf Teilen des Mammutprojekts sahen an einem Sonntagabend um 21 Uhr fast 8 Millionen Zuschauer. [...]
Rechtliche Grundlage der BBC ist die Royal Charter - ein Rundfunkstaatsvertrag, der für einen Zeitraum von zehn Jahren den Programmauftrag und die Rundfunkgebühren festlegt. [...] Mit der Royal Charter vom Dezember 2006 wurden ihr sechs neue Aufgaben übertragen. Sie soll von nun an den Bürgersinn und den sozialen Zusammenhalt fördern, den Bildungscharakter ihrer Programme verstärken sowie die unterschiedlichen Identitäten der einzelnen Regionen und Landesteile (England, Schottland, Wales und in gewissem Maß auch Nordirland) mehr berücksichtigen. Außerdem soll die "Beeb" ihre Kanäle mehr als bisher für ausländische Programme öffnen, eigene Programme im Ausland besser vertreiben und bis 2012 die Digitalisierung aller Inhalte bewerkstelligen.
[...]Lange Zeit galt die Verlängerung der Royal Charter und die weitere Finanzierung des Senders über Zwangsgebühren als unsicher. Denn seit 2003 war das Verhältnis zur Regierung Blair zerrüttet. Journalisten der BBC warfen dem Premierminister vor, die Bedrohung durch den Irak gezielt übertrieben zu haben, um an der Seite der USA in den Krieg zu ziehen. Umgekehrt stellte ein von Blair in Auftrag gegebener Untersuchungsbericht die Professionalität und Integrität des öffentlich-rechtlichen Fernsehjournalismus infrage.
[...] Nachdem sich die Wogen geglättet hatten, vermied die Regierung alles, was den Anschein eines harten Durchgreifens erweckt hätte. Bei der Neubesetzung der BBC-Intendanz war sie um größtmögliche Transparenz bemüht. [...] Der neue Generaldirektor der BBC heißt seit Oktober 2004 Mark Thompson. [...]. Thompson stand von Anfang an für eine grundlegende Erneuerung der BBC. Er musste vor allem ein Reformprogramm ausarbeiten, das als Verhandlungsgrundlage für eine neue Royal Charter dienen konnte.
[...] Kaum war er im neuen Amt, verkündete er einen zeitlich gestaffelten Abbau von 6 000 der insgesamt 26 000 Arbeitsplätze, vor allem in den Bereichen Marketing, Kommunikation und Verwaltung. Auch beim BBC World Service und in den Nachrichtenabteilungen standen 350 Stellen oder 15 Prozent zur Disposition.
Auf den Vorwurf, dass sich die BBC zu sehr in ihre Londoner Enklave zurückziehe, reagierte Thompson mit der Auslagerung einiger Bereiche nach Manchester. Thompson bot nun von sich aus an, mehr Programmbeiträge an unabhängige Produzenten zu vergeben. Im vergangenen Jahr kamen immerhin bereits 40 Prozent aller BBC-Programme (Informationssendungen ausgenommen) von privaten Produzenten. (Zum Vergleich: In Deutschland vergaben die öffentlich-rechtlichen Sender nach eigener Darstellung im Jahr 2003 über 70 Prozent ihrer Produktionen an unabhängige Produzenten. - Anm. d. Red.)
Mark Thompsons Reformprojekt sieht Budgetkürzungen von 15 Prozent in verschiedenen Abteilungen der BBC vor. Zwei Abteilungen sollen sogar verkauft werden. Den Widerstand der Mitarbeiter gegen diese Umstrukturierung als heftig zu bezeichnen, wäre untertrieben. Vor allem in den am meisten betroffenen Sparten - Kinderfernsehen, Dokumentationen und Informationssendungen - war die Empörung groß. [...]
Ein spezieller Fall ist die Tochtergesellschaft BBC Worldwide, die kommerzielle Verwertungsgesellschaft der "Beeb". Als Europas größter Exporteur von Fernsehprogrammen hat sie 2004 ungefähr 40 000 Stunden Radio und Fernsehen in alle Welt verkauft. Sie ist auch für die Kooperation mit ausländischen Sendern wie dem Discovery Channel zuständig. Schließlich kümmert BBC Worldwide sich außerdem um die Zweit- und Drittverwertung der Programme in Form von DVDs, Tonträgern und Büchern, von denen 2003 insgesamt 23 Millionen Einheiten verkauft wurden. Und bis vor kurzem war sie der drittgrößte Zeitschriftenverlag des Landes. Ihre Publikationen speisen sich inhaltlich vor allem aus den beliebtesten Programmen der Sender. Aber auch BBC Worldwide kann sich den Sparplänen des neuen Generaldirektors nicht entziehen. Kurzzeitig wurde gar diskutiert, sie zu verkaufen; ihr Wert wird auf 2,6 Milliarden Euro geschätzt.[...] Am Ende einigte man sich darauf, BBC Worldwide in der Senderfamilie zu belassen und nur einige der Zeitschriften abzustoßen.
Inmitten dieser Turbulenzen wurde die Royal Charter schließlich verabschiedet. Seit Dezember 2006 hat die BBC damit auch eine andere Verwaltungsstruktur. Ihre Leitung untersteht jetzt einem unabhängigen BBC Trust anstelle des bisherigen Direktoriums. [...]
Nach langen Diskussionen hat sich die britische Regierung 2006 entschlossen, die Rundfunkgebühr beizubehalten. Spätestens nach Abschluss der Digitalisierung im Jahr 2012 soll das Thema aber wieder auf der Tagesordnung stehen. [...]

Jean-Claude Sergeant, "Britisch weltweit akzeptiert", in: Le Monde diplomatique vom 11.Juli.
Jean-Claude Sergeant ist Kommunikationswissenschaftler an der Université Paris III. Aus dem Französischen von Herwig Engelmann Externer Link: www.monde-diplomatique.de/pm/.home

Unterhaltungssektor

Die Unterhaltungsindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes. Der britische Weltmarktanteil am Umsatz mit Kulturprodukten jeglicher Art betrug 1998 16 Prozent und damit dreimal mehr als der Gesamtanteil des Landes am Welthandel. Nach Verlagsprodukten (1,9 Milliarden) ist Musik (1,5 Milliarden) das wichtigste Exportprodukt. 1,4 Millionen Menschen gelten als "Kreativarbeiter". Jedes Jahr entstehen in dieser Branche circa 50000 neue Jobs.

Namen wie Harold Pinter (Dramatiker), Sir Andrew Lloyd Webber (Musical), Sir V.S. Naipaul (Schriftsteller) oder Vanessa Redgrave (Schauspielerin) sind über die Landesgrenzen bekannt. Für viele London-Besucher gehört das Theater im Londoner West End zum Pflichtprogramm. 2003 hatten die West End-Bühnen circa zwölf Millionen Besucher. Mehr als die Hälfte von ihnen kamen, um Musicals zu sehen. Großbritannien hat eine lebendige Theaterkultur, deren Lebenselixier nicht zuletzt immer wieder neue erfolgreiche Stücke bekannter und neuer Autoren sind, die von Regisseuren, wie Sir Peter Hall oder Richard Eyre, auf die Bühne gebracht werden.

1989 wurden am Südufer der Themse die Reste des Globe Theatre, an dem der berühmte englische Dramatiker William Shakespeare (1564-1616) aufgetreten war, und des Rose Theatre, wo zu seinen Lebzeiten seine Stücke gespielt wurden, ausgegraben. Eine moderne Rekonstruktion des Globe Theatre in der Nähe seines ursprünglichen Standorts wurde 1996 fertiggestellt.

Auch Konzertveranstaltungen finden in London einen würdigen Rahmen, unter anderem in der Royal Festival Hall, der Barbican Hall oder der Royal Albert Hall. In der Royal Albert Hall findet jedes Jahr im Sommer eine Serie von Promenadenkonzerten statt, die ihren Höhepunkt in der Last Night at the Proms findet. Dieses letzte Konzert ist eine Mischung von Kunstgenuss und Verkleidungsspektakel mit Gesangseinlagen des Publikums. Seine Popularität ist inzwischen so gewachsen, dass es zeitgleich auf eine große Leinwand in den Londoner Hyde Park übertragen wird, wo sich zu diesem Anlass zehntausende Besucher einfinden.

2006 konnte das Land auf eine 110 Jahre währende Kinogeschichte zurückblicken. Britische Schauspieler und Filmemacher gewannen allein in der Zeit von 1976 bis 1996 30 Prozent aller in Hollywood verliehenen Film-Oscars. Sean Connery, Michael Caine, Hugh Grant, Emma Thompson oder Helen Mirren sind nur einige der international bekannten britischen Filmschauspieler. Der Anteil britischer Filme in den heimischen Kinos erlangt im Vergleich zur dominierenden Hollywoodware jedoch nur sporadisch Bedeutung, wenn einzelne Produktionen, wie 1997 "The Full Monty" (deutsch: "Ganz oder gar nicht", eine Filmkomödie über arbeitslose Sheffielder Stahlarbeiter), spektakuläre Erfolge werden. Häufig entstehen erfolgreiche Filme mit britischen Themen und britischen Schauspielern mit Blick auf den amerikanischen Markt oder sind amerikanische Produktionen ("Four Weddings and a Funeral", "Vier Hochzeiten und ein Todesfall", 1994, mit britisch-amerikanischem Starensemble, "Calendar Girls", 2002, eine transatlantischeGeschichte oder die Harry Potter-Filme, eine britisch-amerikanische Koproduktion). Britische Filme, die mehr als 20 Millionen Pfund kosten, erhalten einen Steuernachlass von 16 Prozent, kleinere Produktionen einen Nachlass von 20 Prozent. Ob ein Film als britisch und damit subventionswürdig gilt, entscheidet ein Punktesystem. Einen Punkt gibt es beispielsweise für einen britischen Regisseur, zwei, wenn mehr als die Hälfte des Films in Großbritannien gedreht wurde.

Die Filmindustrie spielt eine wichtige Rolle für die britische Wirtschaft. Sie trug 2004 3,1 Milliarden Pfund zum BIP bei und zahlte 850 Millionen Pfund Steuern. 33 500 Menschen waren 2008 direkt in diesem Wirtschaftszweig beschäftigt, 66 000 profitierten indirekt in Sektoren wie dem Tourismus oder der Werbeindustrie. Für ausländische Filmprojekte ist Großbritannien der zweitwichtigste Produktionsstandort nach Hollywood. Für die Förderung der britischen Filmindustrie ist der UK Film Council zuständig. Er hat ca. 90 Mitarbeiter und ein Budget von etwas weniger als 60 Millionen Pfund jährlich einschließlich der Gelder aus der staatlichen Lotterie. 15 Millionen Pfund gibt er an das British Film Institute weiter für kulturelle und Bildungsmaßnahmen rund um den Film, vor allem für das nationale Filmarchiv. Der größte Teil der Filmförderung wird durch Steuerbefreiungen erbracht, die nach Schätzungen von 2004 2,2 Milliarden Pfund jährlich ausmachen. Auch nach dem Wahlsieg der Labour Party von 1997, für den sich viele Künstler, Schauspieler und Musiker eingesetzt hatten, ist der Kulturbetrieb des Landes trotz künstlerischer Erfolge von finanzieller Auszehrung bedroht. Kunst und Kultur litten besonders stark unter der Sparpolitik der 1980er und 1990er Jahre und der Überzeugung der Politiker aller Parteien, dass sich künstlerische Qualität in einem entsprechenden Publikumsinteresse bzw. Vermarktungserfolg zeige. Die Finanzierung des Kulturbetriebes wurde so als im wesentlichen dessen eigene Aufgabe definiert. Der Einsatz von Lottogeldern zur Kulturförderung hat nur im geringen Maße Abhilfe schaffen können, denn gleichzeitig mit dem Erschließen dieser neuen Geldquelle wurden die alten Subventionsleistungen eingefroren. Größer als in der Hauptstadt London ist die Finanznot für Museen und Theater in den Regionen. Das renommierte Halle-Orchester in Manchester beispielsweise konnte kurzfristig nur durch den Verkauf kostbarer Instrumente einen Konkurs abwenden.

QuellentextTypisch britisch?

[...] Die beliebtesten Genres beim britischen Kinopublikum sind in den 1980er und 1990er Jahren Komödien, Sozialdramen und Literaturverfilmungen - wobei letztere eine enorm große und extrem heterogene Gruppe bezeichnen, denn hierzu gehören streng genommen historische Heritage Filme ebenso wie ein radikal moderner Film à la Trainspotting, der auf einer Romanvorlage von Irvine Welsh basiert.[...]
Das Genre mit dem größten bleibenden Einfluß im britischen Kino [...] ist dabei sicherlich das Heritage Cinema [...]. Einige Kritiker haben diese Filme (Chariots of Fire, A Passage to India, A Room with a View, Howard's End, The Remains of the Day u.a.) als symptomatische Auswüchse des Thatcherism betrachtet - sie seien geprägt von der Flucht in eine idealisierte Vergangenheit und einer Ignoranz aktueller Probleme, verbunden mit einer konservativen Beschwörung eines glanzvollen gemeinsamen Erbes. Auffällig ist in jedem Fall, dass die Heritage Filme parallel zum Boom der britischen Heritage Kultur entstehen, in deren Rahmen Landsitze, Parks und Kunstsammlungen als nationale Kulturgüter bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden [...].
[...] Doch was macht diese Filme "typisch britisch" (in dem Fall sogar typisch englisch) oder unterscheidet sie zumindest von herkömmlichen Hollywood-Produktionen? Die am häufigsten genannten Merkmale sind die folgenden [...]: Heritage Filme beziehen ihre Stoffe aus historischen oder literarischen Vorlagen, die dezidiert als wertvolles nationales Kulturerbe inszeniert werden und eine Nähe zur Kunst und zum "guten Geschmack" suchen. Sie arbeiten oft mit einem wiederkehrenden Ensemble renommierter britischer Schauspieler (zunächst waren dies Helena Bonham Carter, James Wilby, Anthony Hopkins, Hugh Grant; später kamen u.a. Emma Thompson, Kate Winslet, Judi Dench, Maggie Smith, Colin Firth hinzu), bei denen eine Affinität zum Theater, zum hochwertigen Schauspiel, und nicht zuletzt eine gehobene englische Diktion hervorgehoben wird [...] ; und meist wird versucht, die Literaturvorlage möglichst "original" und authentisch umzusetzen [...]. Alle Heritage Filme sind geprägt von einem Gefühlder Nostalgie, also der Sehnsucht nach einer irgendwie "schöneren", besseren Vergangenheit. Diese Nostalgie, die häufig als Hauptanklagepunkt gegen die Filme erhoben wird, muss allerdings deutlich differenziert werden: Erstens ist sie [...] eine Vergangenheit, die von späteren Generationen konstruiert wird [...]. Zweitens ist die Lust an prachtvollen Bildern, vergangener Schönheit und Eleganz auch gemischt mit kritischen Blicken auf soziale Ungerechtigkeiten (z.B. Frauenemanzipation, Homosexualität etc.), wodurch im Nebeneffekt zugleich die selbst erlebte Gegenwart aufgewertet wird. Drittens ist der Blick nicht auf eine "Gesamtschau" vergangener Epochen gerichtet, sondern nur auf bestimmte Ausschnitte, und zwar immer auf das Leben der Eliten [...].
Neben diesen filmischen Anknüpfungspunkten an den Glanz der britischen Vergangenheit gab und gibt es aber [...] immer wieder Überraschungserfolge des jüngeren britischen Kinos. Zwei ganz unterschiedliche, aber beide auf ihre Weise sehr britische Filme, sind Four Weddings and a Funeral (1994) und Billy Elliot (2000).
Der Channel 4/Working Title/Polygram-Produktion Four Weddings gelang das schier unmögliche, nämlich Publikum, Kritiker und Festivaljuries weltweit zu begeistern und einen ungeheuren finanziellen Erfolg zu erzielen (die Einspielsumme liegt über 244 Mio $) - und das mit einem vergleichsweise minimalen Budget von ca. 6 Mio $ und einem Ensemble ohne wirkliche "Kassenmagnete", sprich Superstars. [...] Der Tenor des Films - wahre Liebe kennt keine Grenzen, und es lohnt sich immer, auf die eine, große Liebe zu warten - ist [...] aus Hollywood-Liebeskomödien hinlänglich bekannt.
Wirklich "britisch" wird Four Weddings aber [...] durch Anklänge an landeseigene Komödientraditionen im Film wie im Theater. Gemeint ist hier zum einen ein "typisch britischer" Humor [...] und zwar eine Mischung aus Slapstick, "Schusseligkeit", geschliffenen Dialogen voller Schlagfertigkeit, Wortwitz und trockener Ironie. Zusammen mit dem "upper-class-setting" und dem zentralen Thema des "match-making" und des Geschlechterkampfes, zitiert der Film somit ganz deutlich Elemente der englischen Comedy of Manners, einer Theaterliteratur also, die von Noel Coward über Oscar Wilde bis zum Restoration Theatre am Ende des 17. Jahrhunderts zurückreicht.
An der Produktion von Billy Elliot waren u.a. die BBC, der Arts Council of England und, wie schon bei Four Weddings, Working Title beteiligt. Wieder handelt es sich um einen gigantischen Kassenerfolg (ca. 5 Mio $ Budget brachten in den USA knapp 22 Mio $, in Groß-britannien knapp 17 Mio. £ Einspielsumme), und wieder wurde der Film mit Kritikerlob und Preisen förmlich überschüttet. Im Gegensatz zu Four Weddings spielt er jedoch am völlig anderen Ende des sozialen Spektrums, nämlich vor dem Hintergund eines Bergarbeiterstreiks in Nordengland im Jahr 1984. Billy Elliot zeigt soziale, kulturelle und politische Themen im Großbritannien der 1980er Jahre buchstäblich in ihrer ganzen Bandbreite, von der nordenglischen Bergarbeiter-Tristesse bis zur Elite-Tanzschule, vom schmutzigen Hinterhof bis zum angestrahlten Portal des Haymarket Theatre. Denn der Protagonist bricht aus seiner deprimierenden "workingclass" Herkunft aus und bekommt - anstatt wie sein Vater zu boxen - eine klassische Tanzausbildung an der Royal Ballet School.
[...] Besonders eindrucksvoll ist die (evtl. typisch britische?) Mischung aus bitterstem Sozialdrama und geradezu klassischer Tragik auf der einen Seite und einem komischen Spektrum auf der anderen Seite, das von Slapstick und Klamauk bis zu anrührenden und tragikomischen Momenten reicht. [...] Alles zusammen ergibt eine besondere Genremixtur, die sicherlich nicht einfach zu klassifizieren ist, als eben solche [...] aber "typisch britisch" zu sein scheint.
Heike Anna Hierlwimmer, Großes Erbe und kleine Überraschungen.Thematische Tendenzen des britischen Kinos nach 1980, in: Avinus-Magazin vom 11. Januar 2008 (http://magazin.avinus.de/2008/01/11)

Gunnar Rechenburg, "Das Gesetz des Dschungels", in: Die Welt vom 19. Juni 2008