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Igbale (Igo) Rogova | Mapping Memories of Good Will | bpb.de

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Igbale (Igo) Rogova Priština (Kosovo)

Dubravka Stojanović

/ 3 Minuten zu lesen

Igbale (Igo) Rogova gründete 1989 mit ihrer Schwester Safete die Organisation „Motrat Qirazi“, die Frauen bildete und alphabetisierte. Seit 2000 leitet sie das „Frauennetzwerk Kosovo“ und setzte sich für den Frieden zwischen Serben und Albanern ein. 2006 gründete sie die „Frauen-Friedenskoalition“. Rogova ist auch Mitglied der UN-Beratung zu Frauen, Frieden und Sicherheit.

(© Superstudio Zagreb und Vedran Klemens)

Ereignis

Der Konflikt im Kosovo schwelte fast 20 Jahre, bevor er 1998 zu einer offenen bewaffneten Auseinandersetzung eskalierte. Bald wurde klar, dass Frauen auf besondere Weise Kriegsopfer sind, sodass feministische Organisationen auch zu Antikriegsorganisationen wurden. Unter den Aktivistinnen hob sich Igbale Rogova besonders hervor. Sie rief eine Reihe von Hilfsaktionen für Frauen, die unter den Bedindungen des Krieges litten, ins Leben. Als sie 1995 von einer amerikanischen Kollegin erfuhr, dass Mitglieder der serbischen Antikriegsorganisation „Frauen in Schwarz“ jeden Mittwoch auf dem Hauptplatz in Belgrad standen und Transparente gegen die Kriege in Jugoslawien empor hielten, beschloss sie, sich ihnen anzuschließen –ein großes Risiko zur damaligen Zeit. In Belgrad wurde sie von den Feministinnen, angeführt von Staša Zajević, mit Schildern mit der Aufschrift „Albanerinnen sind unsere Schwestern“ empfangen. Damit begann nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine intensive Zusammenarbeit, die bis heute andauert. In den 1990er Jahren organisierten die Frauen regelmäßige Treffen in Belgrad und Priština sowie auf „neutralem Boden“, weil sie ständigen Angriffen ausgesetzt waren.

Igbale Rogova war besonders darum bemüht, die internationale Öffentlichkeit über die Lage im Kosovo zu informieren. Sie organisierte daher im März 1998 zwei große Proteste vor der US-Botschaft, genau zu der Zeit, als der Ort Drenica belagert und von Scharfschützen der serbischen Polizei umzingelt war. Während der Kampfhandlungen und der NATO-Bombardierung 1999 verbrachte sie mehrere Monate in Flüchtlingslagern. Dort half sie Frauen und Kindern durch verschiedene Bildungs- und Kreativwerkstätten, die schwierige Zeit zu überbrücken. Rogova vernetzte im Laufe der 1990er Jahre nach und nach viele Frauenorganisationen und gründete dann im Jahr 2000 das „Frauennetzwerk Kosovo“, das heute etwa 150 Organisationen umfasst und eine der größten regionalen NGOs darstellt. 2006 gründete Rogova gemeinsam mit den „Frauen in Schwarz“ die „Frauen-Friedenskoalition“. Trotz des sehr angespannten Verhältnisses zwischen Belgrad und Priština setzten die serbischen und albanischen Feministinnen ihren Kampf zur Verbesserung der Beziehung der beiden verfeindeten Volksgruppen fort, was auch heute noch sehr riskant ist.

Biografie

Igbale Rugova wurde in Ðakovica (Kosovo) geboren. Trotz der gesellschaftlich postulierten Emanzipation und der völligen gesetzlichen Gleichstellung der Frauen im sozialistischen Jugoslawien blieben in vielen Gegenden, insbesondere im Kosovo, tief verwurzelte patriarchale Verhältnisse bestehen. Dadurch wurde der Kampf um die Verbesserung der Situation von Frauen, ihre Bildung und ihre weitere Emanzipation zu einer wichtigen Triebfeder zur Stärkung der Menschenrechte im Allgemeinen. Eine der ersten Organisationen, sich für die Selbstermächtigung von Frauen einsetzte, war „Schwestern Ćirazi“ (Motrat Qirazi), die 1989 von den Schwestern Igbale und Safete Rogova gegründet worden war. Sie waren insbesondere in der Gegend von Has aktiv, wo sie in den 1990er Jahren Frauen alphabetisierten, Kurse für Friseurinnen und Schneiderinnen sowie Fahrschulen organisierten. Sie riefen eine Zeitschrift ins Leben, drehten Dokumentarfilme und eröffneten in den Dörfern elf Bibliotheken.

Als Albaner aus allen staatlichen Institutionen im Kosovo entlassen wurden, verlor auch Igbale Rogova ihre Stelle beim Fernsehen in Priština und widmete sich von da an ganz dem Aktivismus. Ab 1995 arbeitete sie mit serbischen Feministinnen zusammen, die sich um die „Frauen in Schwarz“ gruppiert hatten. Auf der ersten gemeinsamen Versammlung in Belgrad sprach sie zum ersten Mal öffentlich über ihre homosexuelle Orientierung, wobei sie von der führenden serbischen Kämpferin für LGBTQ+-Rechte, Lepa Mlađenović, unterstützt wurde.

Rogova ist seit 2000 ausführende Direktorin des „Frauennetzwerkes Kosovo“. 2006 rief sie zusammen mit Staša Zajević die „Frauen-Friedenskoalition“ ins Leben. Sie ist Mitglied der Beratenden Gruppe der UN für die Durchführung der UN-Resolution 1325 für Frauen, Frieden und Sicherheit, außerdem war sie Mitglied der Beratenden Kommission der Zivilgesellschaft für Frauen, Frieden und Sicherheit der NATO.

Preise

  • Women of the Year 1997, verliehen vom International Network of Women’s Organisations San Francisco

  • Lydia Sklevicky Award

Links

Erinnerungsspuren

Monografie: Howard Clark, Civil Resistance in Kosovo, London 2000

Dokumentarfilm: Siobhan Cleary, If we Can Dance, 2013

Weitere Inhalte

Dubravka Stojanović ist Professorin für Geschichte an der Universität Belgrad. Ihre Forschungsinteressen umfassen Modernisierungs- und Europäisierungsprozesse in Südosteuropa, Ideengeschichte, Demokratisierungsprozesse in Serbien sowie das Verhältnis von Geschichte und Erinnerung. Sie ist auch an der Geschichtsdarstellung in Schulbüchern beteiligt. Stojanović ist Mitglied vieler international renommierter Ausschüsse und Forschungsinstitutionen und wurde mit dem französischen Verdienstorden Chevalier de l'Ordre national du Mérite ausgezeichnet.