Migration vor der Zeit des Kommunismus
Allein im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wanderten eine viertel Million Menschen aus dieser damals noch zu Österreich-Ungarn gehörenden Provinz in die USA aus, wobei die Gesamtbevölkerung um 1900 bei 4,8 Millionen lag.
Im Gefolge der territorialen Veränderungen während des Ersten und Zweiten Weltkrieges ergaben sich in Rumänien Verschiebungen von großen Bevölkerungsgruppen. Zwischen 1918 und 1922 verließen 200.000 Ungarischstämmige das Gebiet von Siebenbürgen (das von Ungarn an Rumänien übergeben worden war).
Die Zeit des Kommunismus (1947-1989)
Rumänische Auswanderer, absolute Zahlen 1957-1989 (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de
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Während der kommunistischen Herrschaft vertrat die rumänische Regierung eine überaus restriktive Ausreisepolitik, durch die der Bewegungsspielraum der Bürger ins Ausland erheblich eingeschränkt wurde. Reisepässe wurden von der Polizei einbehalten und es bedurfte einer behördlichen Genehmigung, um Reisedokumente zu bekommen. Wer sich zur Ausreise bei den verschiedenen ausländischen Botschaften in Rumänien bewarb, setzte damit seine bürgerlichen und wirtschaftlichen Rechte aufs Spiel, war stigmatisiert und wurde von der Obrigkeit schikaniert. Trotz der unnachgiebigen Einstellung des Regimes reisten relativ viele Menschen zu jener Zeit auf legalem Wege aus.
Ethnische Zusammensetzung der ausgewanderten Bevölkerung (1975-1989) verglichen mit der ethnischen Zusammensetzung der rumänischen Bevölkerung (Volkszählung von 1977)
Anteil an der Gesamtbevölkerung (Volkszählung von 1977) | Anteil an der Auswandererbevölkerung (1977-1989) | |
---|---|---|
Rumänen | 87,5% | 35,5% |
Deutsche | 1,6% | 44,2% |
Ungarn | 7,9% | 12,8% |
Juden | 0,1% | 5,5% |
Andere | 3,3% | 2,1% |
Quelle: Institutul National de Statistica (INS)
Ethnische Minderheiten (Juden, Deutsche und Ungarn) waren unter den legalen Auswanderern aus Rumänien während des Kommunismus deutlich überrepräsentiert. Beispielsweise machten Deutschstämmige laut der Volkszählung von 1977 nur 1,6 % der Bevölkerung aus, sie stellten aber 44 % der Auswanderer zwischen 1975 und 1989.
Die Auswanderung rumänischer Juden setzte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ein und die Mehrheit der jüdischen Gemeinde (zwischen 300.000 und 350.000 Menschen) wanderten während der kommunistischen Herrschaft nach Israel oder in die USA aus. Die Emigration der Deutschen wie auch der Juden war vom kommunistischen Regime klar geregelt. Anders der Fall bei der Bevölkerung ungarischer Abstammung: Von 1985 an emigrierte diese Minderheit in großer Zahl ins benachbarte Ungarn, die große Mehrheit von ihnen illegal (unerlaubte Grenzüberschreitung, Aufenthalt in Ungarn ohne gültige Genehmigung etc.). Ihre Ausreise war nicht von rumänischen Behörden genehmigt worden, die mögliche negative Folgen für das internationale Ansehen durch größere, unkontrollierte Abwanderung befürchteten.
Einige Möglichkeiten zur temporären Migration, etwa zu Bildungs- und Arbeitszwecken, standen der rumänischen Bevölkerung schon während der kommunistischen Ära offen. Temporäre Arbeitsmigration wurde ausschließlich vom Staat geregelt und eine große Zahl rumänischer Arbeiter ging in den Mittleren Osten, insbesondere an den Persischen Golf, wo der Arbeitsmarktzugang strikt reguliert und der Nachzug der Familie verboten war.
Die Zuwanderung ausländischer Migranten blieb zur Zeit des Kommunismus eher begrenzt, da jeder Fremde – vor allem aus "feindlichen" Ländern – von der Obrigkeit als potenzielle Bedrohung betrachtet wurde. Ausländische Besucher wurden genau überwacht, auch wenn sie nur Freunde oder Familienmitglieder besuchten; Rumänen waren gesetzlich verpflichtet, jeden Ausländer, den sie bei sich beherbergten, den Behörden zu melden.
Es gab jedoch auch einige Ausnahmen vom Generalverdacht gegenüber Fremden: ausländische Studierende, insbesondere aus dem Mittleren Osten und aus afrikanischen Staaten, waren seit den 1970er Jahren an rumänischen Universitäten zahlreich vertreten. Ihren höchsten Stand erreichte die Zahl ausländischer Studierender im Jahr 1981 mit 16.900 Studierenden, was etwa 7-8 % aller an rumänischen Universitäten eingeschriebenen Studierenden entsprach.