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Paläste fürs Volk | bpb.de

Paläste fürs Volk Programm

Samstag,

Zeitraum Beschreibung
bis

Eröffnungspodium: Kulturpaläste. Ästhetik, Ideologie, Praxis

Das Gespräch lotet aus, welche Bedeutung Kulturpaläste und Kulturhäuser für sozialistische Lebenswelten hatten; dabei treten architekturtheoretische und kulturwissenschaftliche Perspektiven in einen Dialog.

Kulturpaläste und Kulturhäuser werden grundsätzlich, aber auch anhand konkreter Beispiele als bauliche und städtebauliche Objekte betrachtet, die sozialistische Lebenswelten repräsentierten und formten. Im Zentrum stehen die Ästhetik der Bauten und ihre ideologischen Grundlagen, aber auch pragmatische Aspekte der Baugeschichte. Außerdem werden die ideologischen Hintergründe der Palastarchitektur reflektiert und es wird diskutiert, welches Kulturverständnis sich in ihr ausdrückt. Nicht zuletzt zeichnet die Diskussion die Entstehung einer „Mythologie der Kulturpaläste“ nach, die bis heute wirkmächtig ist.

Referent:innen:

  • Dr. Thomas Flierl, Bauhistoriker und Publizist, Berlin


  • Prof. Dr. Georg Witte, Literaturwissenschaftler und Slawist, Berlin


  • Moderation: Dr. Heike Winkel, Referentin für Informationen zu russländischer Desinformation, Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für politische Bildung


bis

Podium 2: Der Warschauer Kulturpalast als Epizentrum urbaner Transformationen

Kaum ein Mensch in Warschau, der keine klare Meinung zum Kulturpalast hat. Das einstige „Geschenk“ Stalins prägt die Silhouette der Stadt seit den 1950er Jahren. Mehrmals gab es Pläne, den riesigen Gebäudekomplex abzureißen, doch bis heute dominiert er die Innenstadt.

Der Kulturpalast beherbergte u. a. ein Kino, ein Theater, Restaurants, Sportstätten, Veranstaltungssäle und ein Schwimmbad. Von der neu gestalteten Aussichtsterrasse mit Blick über die Stadt schauen Tourist:innen heute auf gläserne Wolkenkratzer internationaler Konzerne, die in den Warschauer Himmel ragen. Längst ist der Bau eine „sozialistische Enklave in einer postsozialistischen Stadt“ (Michał Murawski), denn Warschau hat mehr Shoppingmalls und Gated Communities als Berlin, und seit Jahren steigen die Immobilienpreise. Auch in Warschau diskutiert man deshalb darüber, wem die Stadt gehört. In dem Panel beleuchten wir die Frage, wie die Menschen vor Ort mit dem Erbe des Kulturpalasts umgehen – und welche Debatten um Verdrängung und Gentrifizierung sie in einer dynamischen europäischen Hauptstadt führen.

Referent:innen:

  • Dr. Michał Murawski, Associate Professor für Critical Area Studies, University College London


  • Martyna Obarska, Kulturwissenschaftlerin, Fakultät für Geisteswissenschaften, Abteilung für Kultur und Medien, Universität SWPS, Warschau


  • Moderation: Emilia Smechowski, Chefredakteurin ZEITmagazin, Berlin


bis

Podium 3: Socialism Goes Global – Dualität eines Versuchs

Der heutige „Palast Serbiens“ (Palata Srbije), einst der Palast der Föderation, im Volksmund bekannt als „Palata SIV“ (Palast des Bundesexekutivrates), fällt keineswegs aus dem Rahmen der modernen Architektur Belgrads – vielmehr wirkt er, als wäre er ein Zeugnis des International Style nach Le Corbusier.

Sorgsam geplant, war seine Gestaltung einst darauf ausgerichtet, die neue Rolle Jugoslawiens als Anführerin der blockfreien Staaten in der globalen Politik zu unterstreichen. 1961 wurde er anlässlich der ersten Konferenz der Staats- und Regierungschefs der blockfreien Staaten feierlich eröffnet. Sie formulierte die Grundprinzipien einer blockfreien Alternative zwischen Ost und West: Kampf für Frieden und Abrüstung und gegen die Aufteilung in wirtschaftliche und militärisch-politische Blöcke. Die Merkmale dieser Bewegung, zu welcher auch der Palast Serbiens gehörte, zeigen, dass der internationale Weg von Europas Osten zugleich eine Strategie gegen die eigene Marginalisierung auf dem europäischen Kontinent war. Die Diskussion reflektiert die Brüche und Spannungen der blockfreien Weltordnung – und ihre postkolonialen Auswirkungen bis heute.

Referent:innen:

  • Prof. Dr. Radina Vučetić, Professorin für Moderne Geschichte, Universität Belgrad


  • Dr. Nemanja Radonjić, Assistenzprofessor für Geschichte, Imagologie, Kolonialismus und Antikolonialismus im 20. Jahrhundert, Universität Belgrad


  • Moderation: Prof. Dr. Hannes Grandits, Professor für Südosteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin


bis

Podium 4: nowhere in Belarus. Kunst sucht Raum

Offizielle Räume wie der „Palast der Künste“ in Minsk stehen unabhängigen belarusischen Künstler:innen, Autor:innen und Kulturschaffenden heute nicht mehr zur Verfügung – vielmehr haben viele von ihnen aus Angst vor Verhaftung und Verurteilung das Land verlassen.

Künstlerresidenzen, Ausstellungen und Veranstaltungen im Ausland, aber auch private Rückzugsorte und das Internet bieten alternative Räume für unabhängige Kunst. Das Panel fragt: Welche Rolle spielten Kulturschaffende während der friedlichen Proteste gegen die gefälschten Präsidentschaftswahlen im Sommer 2020, die niedergeschlagen wurden durch brutale Polizeigewalt? Wie funktioniert die Suche nach alternativen Räumen? Zu Gast sind eine Künstlerin, ein Wissenschaftler und eine Übersetzerin aus Belarus.

Referent:innen:

  • Antanina Slabodchykava, Künstlerin, Dresden


  • Dr. Andrei Vazyanau, Assistant Professor für Sozialwissenschaften, European Humanities University, Vilnius


  • Moderation: Iryna Herasimovich, Übersetzerin und Essayistin, Universität Zürich


bis

Podium 5: Solidarität und Transformation: Kulturpaläste als Orte der Revolution

Kulturpaläste und andere öffentliche Bauten prägten den öffentlichen Raum in sozialistischen Städten. In Kyjiw lässt sich der historische Wandel dieser Räume beispielhaft am „Maidan Nesaleschnosti“, dem „Platz der Unabhängigkeit“ nachverfolgen, im Volksmund schlicht „Maidan“ genannt.

In der postsowjetischen Ära wurde der Platz durch raumgreifende stalinistische Architektur als Ort der Macht inszeniert, und auch die postsowjetische Architektur füllte ihn danach vor allem mit staatlich-repräsentativen Funktionen. Doch die ukrainische Bevölkerung eignete und eignet sich öffentliche Plätze und Gebäude offensiv selbst an – im Alltag, aber auch in Widerstandsbewegungen, Revolutionen und in Zeiten des Kriegs. Das Gespräch geht den Transformationen der öffentlichen Architektur Kyjiws nach und fragt nach ihrer Bedeutung als eines Ortes ziviler Selbstermächtigung für das transgenerationelle kollektive Gedächtnis der Ukraine.

Referent:innen:

  • Evgeniya Molyar, Kunstkritikerin, Mitglied der Initiative DE NE DE und Koordinatorin des Projekts „Soviet Mosaics in Ukraine”, Berlin


  • Dr. Vasyl Cherepanyn, Kurator, Leiter des Visual Culture Research Center (VCRC), Kyjiw


  • Kateryna Mishchenko, Essayistin, Übersetzerin und Verlegerin aus Kyjiw, ist zurzeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin


  • Moderation: Kateryna Stetsevych, Leiterin der Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)


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