Das kontrollierte Selbst. Warum Überwachung uns allen schadet.
„Ich habe doch nichts zu verbergen“ – diesen Satz hört man häufig, wenn es um die Folgen staatlicher Überwachung geht. Dabei bedroht uferlose Kontrolle uns alle. Dr. Jessica Heesen von der Universität Tübingen erklärt, warum Überwachung die Demokratie und unser Dasein als Bürger_innen gefährdet.
Wenn von Überwachung, Tracking, Datenspeicherung die Rede ist, dann ist oft zu hören: „Schadet nicht“, „Die Daten liegen ohnehin irgendwo vor“, „Ich habe nichts zu verbergen“. Solche Argumente verkennen: Grundsätzlich ist jede Erhebung von Daten rechtfertigungsbedürftig – nicht aber die Person muss sich rechtfertigen, bei der Daten erhoben werden. Es sind die Rechtsstaaten, welche die individuelle Freiheit jedes und jeder einzelnen verbürgen. Dazu gehört essentiell das Recht auf freie Kommunikation und Information, wie auch das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Die Rechte auf freien Informationsaustausch und die Kontrolle über die eigene Information hängen eng zusammen, denn sie betreffen die uns als Menschen kennzeichnende Fähigkeit, über Sprache Wirklichkeiten und Identitäten herzustellen. Die Freiheit dies zu tun, wird durch Überwachung in unterschiedlicher Weise in Frage gestellt.