Ein emanzipatorischer Mediengebrauch will gelernt sein
Eine gängige Annahme unserer Zeit ist, dass junge Menschen die neuen partizipativen Möglichkeiten des Web 2.0 schon früh erlernen und konsequent umzusetzen wissen. Wirklich effektive politische Teilhabe setzt einen mündigen Umgang mit den neuen Medien – eine gewisse Partizipationskompetenz – voraus. Diese ist unter den digital natives aber eher dürftig ausgeprägt. Das zu ändern ist unsere bildungspolitische Verantwortung.
Das Web 2.0 macht theoretisch den von Hans Magnus Enzensberger 1970 proklamierten emanzipatorischen Mediengebrauch möglich, doch praktisch beteiligen sich bislang nur wenige zivile Akteure an politischen Online-Diskursen und die netzbasierte Kommunikation mündet nur in geringem Maße in politischem Engagement. Zugleich avanciert der Begriff e-Partizipation zu einem Schlagwort, das jungen Menschen allerdings erst einmal wenig sagt. Sie suchen nach Möglichkeiten der politischen Artikulation, finden diese aber selten allein, sondern mit und durch andere Gleichgesinnte beziehungsweise politisch Interessierte. Vieles im Bereich der e-Partizipation, so scheint es, wird derzeit bottom-up erprobt, weil es jemand gemacht, kommuniziert und empfohlen hat.