Am 21. August 1968 beendete Militär aus der Sowjetunion, Bulgarien, Ungarn und Polen gewaltsam die reformkommunistische Bewegung des "Prager Frühlings" in der damaligen ČSSR (den heutigen Ländern Tschechien und Slowakei). Auch die DDR war beteiligt. Damit machte die kommunistische Führung der Sowjetunion unmissverständlich deutlich, dass sie in ihren osteuropäischen Satellitenstaaten kein Abweichen von ihrem ideologischen und diktatorischen Kurs duldete.
Maßgeblich hatte auch die autoritär-sozialistische Führung der DDR auf diese Militär-Intervention hingewirkt, weil sie ein Überschwappen der Reformbewegung und einen Machtverlust fürchtete. Infolge kam es zu zahlreichen Festnahmen Oppositioneller auch in der DDR. Das westliche Staatenbündnis reagierte schockiert - aber politisch mit großer Zurückhaltung. Dieses Dossier beschreibt und analysiert das Geschehen - 50 Jahre danach. Es bündelt ältere und neue Texte aus dem Angebot der bpb.

Zeitzeugenfotos vom Einmarsch in Prag 1968
Es sind Bilder von Panzern, ihren Opfern und von niedergewalzten Barrikaden. Sie belegen auch, wie gewaltfrei die Bevölkerung reagierte. Dies überraschte die einmarschierten Soldaten, deren Feindbilder zerplatzten.

Einmarschrouten der Truppen des Warschauer Pakts
Es war der einzige gemeinsame Feldzug des Warschauer Pakts. Aus der Sowjetunion, Polen, Ungarn und der DDR drangen Truppen über die tschechoslowakische Grenze vor oder gingen dort in Stellung. Das Ziel: Reformen verhindern.

Vor 50 Jahren: Die "Breschnew-Doktrin"
Am 12. November 1968 verkündete der sowjetische Staats- und Parteichef Leonid Breschnew, dass sich die Sowjetunion generell das Recht vorbehalte, Oppositionsbewegungen in sozialistischen Ländern notfalls mit Gewalt niederzuschlagen.

50 Jahre nach Prag 68
Das Reformexperiment des „Prager Frühlings“ dauerte nur acht Monate. Es wurde im August 1968 durch die größte Militäraktion in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg gewaltsam gestoppt. Eine Bestandsaufnahme der Aufarbeitung in Tschechien und der Slowakei.

Der Prager Frühling und die Deutschen
Das tschechoslowakische Reformexperiment 1968 hatte es außen- und sicherheitspolitisch mit den Interessen zweier deutscher Staaten zu tun, die einander unversöhnt gegenüberstanden. Eine Analyse.

Stasi-Akten aus und über Prag 1968
Das Ministerium für Staatssicherheit war schon im Vorfeld der Invasion in Prag 1968 aktiv. Und mit besonderer Intensität erfasste und verhinderte es Proteste in der DDR. Dies hatte für zahleiche Bürger Konsequenzen.

1968 in Prag - Das Jahr danach
Zwar zeigten Prags Reformpolitiker zunächst noch einmal Standhaftigkeit gegenüber der sowjetischen Parteiführung. Doch es begann die Erosion der Reformen. Aber das Gehäuse der sozialistischen Zeitordnung brach auf. Ein Rückblick von Prof. Martin Schulze Wessel.

Gedenken an 1968 - 50 Jahre später in Tschechien
Bilder vom 21. August 2018. 50 Jahre nach der Militärintervention von 1968 wurde in Prag auf vielerlei Weise an die Geschehnisse von damals erinnert - und mit aktuellen Bezügen demonstriert. Ein Fotostreifzug von Holger Kulick

Die Reformen des Prager Frühlings
Am 5. April 1968 verabschiedeten die tschechoslowakischen Kommunisten ein Reformprogramm, um einen "Sozialismus mit menschlichen Antlitz" zu verwirklichen.

Moskaus Entscheid zur Invasion
Die Öffnung lange verschlossener Politbüroakten des ZK der KPdSU hat eine genau Analyse der sowjetischen Militäroperation in Prag ermöglicht.

Der Riss durch die Partei
Vom "Prager Frühling" 1968 werden meist die Panzer im August erinnert, nicht aber die vorangegangenen Reformen. Wie wurden Stalinisten zu Antistalinisten?

Rudi Dutschke in Prag 1968
Im Verlauf des Prager Frühlings hielt der bundesdeutsche Studentenführer Rudi Dutschke am 9. April 1968 eine Gast-Vorlesung an der Karls-Universität - zwei Tage vor dem Attentat auf ihn in Berlin. Der damalige Soldat und Student Stepan Benda stritt damals mit Dutschke - und wurde von ihm nach Berlin eingeladen. Viel übereinander begriffen beide Seiten damals nicht.

"Moskaus moralischer Bankrott...". Ein Brief aus Prag von Heinrich Böll
Zum Zeitpunkt des Einmarschs der Truppen des Warschauer Pakts in die CSSR am 21. August 1968 befand sich der Schriftsteller Heinrich Böll in Prag. Der weitgehend friedliche Widerstand der Einwohner Prags beeindruckte den Augenzeugen zutiefst. Dies würdigte er in einem Kommentar.

Proteste mit Folgen 1968 in Berlin - Ein Erinnerungsmosaik
Die Folgen von Engagement 1968 konnten in West und Ost nicht unterschiedlicher sein. Während sich in der Bundesrepublik 1968 Studierende politisierten und durch ihr Studium Karrieren aufbauen konnten, hatte das Engagement junger Leute in der DDR gegenteilige Auswirkungen. Fallbeispiele, gesammelt von Prof. Ingo Juchler.

Toni Krahl: "Prag war einfach ein Lebensgefühl"
Eigentlich wollte der heutige Rock-Musiker Toni Krahl studieren, flog aber 1968 aufgrund von Protesten gegen den Einmarsch in Prag von der Schule und durfte kein Abitur mehr machen. Sein Vergehen: Die Beteiligung an einem Schweigemarsch vor der sowjetischen Botschaft in Ost-Berlin. Ein Interview.

Stasi-Haft für DDR-Sympathisanten: „Halten Sie stand – Behalten Sie Hoffnung“
Solidarität aus der DDR konnte teuer zu stehen kommen. Der spätere DDR-Historiker Bernd Eisenfeld kam zweieinhalb Jahre in Stasi-Haft. Nur wegen einem Flugblatt, auf dem er Lenin zitierte. Ein Interview, geführt von Doris Liebermann.

„Es wäre traurig, wenn man mit 17 nicht die Illusion hätte, die Welt verbessern zu können.“
Der Historiker Stefan Wolle leitet das DDR-Museum in Berlin-Mitte. Als junger Erwachsener verfolgte er in Ost-Berlin das Geschehen 1968 und setzt sich mit den Auswirkungen auseinander.

Menschen, die 1968 prägte
Nicht wenige Menschen in Tschechien und der Slowakei hat die politische Erfahrung des Jahres 1968 geprägt. Joachim Jauer schildert dies am Beispiel des Prager Weihbischofs Václav Malý, der zu einer der Stützen der Prager Reformbewegung "Charta 77" wurde.
Ältere Texte und Videos - entstanden 40 Jahre danach

"Wir hofften auf Freiräume"
VIDEO: Der DDR-Bürgerrechtler Gerd Poppe brachte der antiautoritären Studentenbewegung im benachbarten West-Berlin und den Prager Reformern große Sympathie entgegen. Doch der 21. August 68 desillusionierte die Opposition in der DDR. "Die Verkrustungen blieben".

"Unsere Vision von 68 - der Überfall"
VIDEO: Die Künstlerin und Bildhauerin Magdalena Jetelová erlebte 1968 nicht als Befreiung, sondern als Trauma. Sie berichtet über den kreativen Umgang der Künstler in der CSSR mit einem repressiven Regime und Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Ost und West.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt"
VIDEO: Drei Jahre vor ihrem Tod sprach die 2011 verstorbene Schriftstellerin Christa Wolf mit der bpb über die einschneidende Bedeutung des Prager Frühlings und seine Niederschlagung. Sie beschreibt die unterschiedlichen Ansätze der 68er in Ost und West.

Verratene Ideale - Essay von Irena Brezná
Westliche Linke nahmen den Prager Frühling eher als "dritten Weg" wahr, weniger als Entlarvung der vorangegangenen kommunistischen Verbrechen.

Tschechische Untergrundkultur
Das Jahr 1968 war in der ČSSR außergewöhnlich, auch aufgrund der neuen kulturellen Freiheit. Besonders profitierte die Untergrundkultur, die sehr viel öffentlicher wirksam werden konnte. Bis zum 21. August.

"Die Stimmung war reformistisch"
Im Video-Interview mit der bpb erzählt der Publizist und Bürgerrechtler Petr Uhl von der Atmosphäre des Prager Frühlings und welche Rolle 68 bei seinen Landsleuten heute noch spielt.

Die SED und Prag – eine transnationale Betrachtung
Welche Bedeutung hatte das Jahr 1968 und der „Prager Frühling“ für die SED? Ein Blick auf die ökonomische und außenpolitische Situation der DDR in den 1960er Jahren sowie die Beziehung der SED zu den kommunistischen Parteien in Italien und Frankreich.

Tagebuch 1968
Die Tagebuchnotizen eines Zeitzeugen, des Historikers Hartmut Zwahr, schildern, wie der "Prager Frühling" in der DDR verfolgt wurde. Mit dem gewaltsamen Ende des Reformversuchs wurde auch die Selbstzerstörung der DDR durch ihre Führung erkennbar.

Zeitzeugenfotos vom ersten Jahrestag der Militärintervention 1969
Auch im August 1969 war die Lage in Prag noch angespannt. Der Staat fürchtete erneut Proteste sogenannter "Konterrevolutionäre", die er mit massiver Polizeipräsenz und Tränengas unterband. Erneut kam es zu Toten.

1968 - Eine europäische Bewegung?
In vielen Ländern Europas sind die Proteste des Jahres 1968 zu einer wichtigen Chiffre der nationalen Geschichte geworden. Rückblicke, Erinnerungen und Analysen spielen in den Debatten in Ost- und Westeuropa eine große Rolle.

Eliten und Zivilgesellschaft in Ostmitteleuropa
Die zivilen Gesellschaften Ostmitteleuropas haben sich nach 1989 stark verändert: vom ethischen Konzept des Widerstands zunächst zu Werten wie Gerechtigkeit, Toleranz, Bürgersinn, Pluralismus. Schlüsselbegriffe einer ostmitteleuropäischen Version der Zivilgesellschaft?

Prags politisches System nach 1989
Erst 21 Jahre nach 1968, im Zuge der "samtenen Revolution" 1989 begann die Loslösung der CSSR aus Moskaus Machtbereich. Die staatliche Gemeinschaft mit der Slowakei löste sich auf, und 1993 entstand mit der Tschechischen Republik eine parlamentarische Demokratie.
Dossier
Die 68er-Bewegung im Westen
Sie protestierten gegen starre Strukturen, den Vietnamkrieg, die rigide Sexualmoral und die Nichtaufarbeitung des Nationalsozialismus: Tausende von Studenten gingen in den 1960er Jahren auf die Straße – und als 68er in die Geschichtsbücher ein. War diese Zeit notwendig für den Übergang in die moderne Gesellschaft?
Der Tag in der Geschichte
- 16. - 18. Jan. 1983
Der sowjetische Außenminister Andrej Gromyko besucht Bonn nach dem Regierungswechsel, um den Stand der bilateralen Beziehungen und Abrüstungsfragen zu erörtern. Am 10. 11. 1982 war der sowjetische Staats-und Parteichef Breschnew gestorben. Nachfolger seit 12.... Weiter
Hintergrund
Der Kalte Krieg
Der Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts 1968 in die CSSR war auch eine Folge der feindbildgeprägten Blockkonfrontation im Kalten Krieg. Ein Überblick.
Aufarbeitung
Stasi
Geheimpolizeien waren zentrale Machtwerkzeuge der sozialistischen oder kommunistischen Machthaber in allen Ostblockstaaten. Dieses Dossier beleuchtet exemplarisch Wirken und Aufarbeitung des MfS.