Definition Kriegsfilm
Was ist ein Kriegsfilm, was ein Antikriegsfilm? Lassen sich eindeutige Unterscheidungsmerkmale bestimmen, oder ist die Betrachtungsweise des Zuschauers hierfür entscheidend?
Ausschnitte des Spielfilms "Apocalypse Now" finden sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E2 – Medienprodukt Krieg? / Wissen im Detail / Kriegsfilm / Inszenierung. (© Omni Zoetrope)
Das Genre Kriegsfilm lässt sich in der Regel schwer von anderen abgrenzen. Ein Kriegsfilm kann den Krieg direkt zum Thema haben oder ihn beispielsweise zum Hintergrund einer Liebesgeschichte machen. Dann muss sich der Held gleich auf zwei "Schlachtfeldern" bewähren: dem des Krieges und dem der Liebe. Aber auch der Vermischung mit dem Historienfilm oder mit der Komödie sind keine Grenzen gesetzt. Kriegsfilmparodien machen sich beispielsweise über Kriegsfilme und damit auch über den Krieg lustig.

Des Weiteren wird häufig zwischen "(Pro)-Kriegsfilm" und "Antikriegsfilm" unterschieden. Aber kann ein Film überhaupt "für" den Krieg sein? Oder ist es im Gegenteil unmöglich, einen "Antikriegsfilm" zu drehen, wie manche meinen? Diese Fragen stellen sich immer wieder neu. So hat zum Beispiel der Vietnamfilm "Die durch die Hölle gehen" (1978) sowohl bei der Premiere als auch später ganz unterschiedliche Bewertungen erfahren. Die kritische Haltung hinter den brutalen Bildern wurde zuerst nicht bemerkt. Denn: Wie wir mit der Darstellung von Gewalt umgehen, ist individuell verschieden. Was die einen abschreckt und emotional belastet, wirkt auf andere nicht nur faszinierend, sondern nachahmungswürdig. Die Diskussion über Pro- oder Antikriegsfilm ist zwar keineswegs nutzlos. Die Argumente lassen sich aber nur schematisch gegenüberstellen. Meistens hat man es mit Mischformen zu tun.
Pro-Kriegsfilm
![pearl_harbor_240x120.jpg Bild: Pearl Harbor, © [2001] Touchstone Pictures / Jerry Bruckheimer Inc.](/cache/images/2/130652-3x2-article220.jpg?1C37A)
Ausschnitte des Spielfilms "Pearl Harbor" finden sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E2 – Medienprodukt Krieg? / Einführungstour und E2 – Medienprodukt Krieg? / Wissen im Detail / Kriegsfilm / (Anti-)Kriegsfilm? (© Touchstone Pictures / Jerry Bruckheimer Inc.)
Antikriegsfilm
Antikriegsfilme verabscheuen den Krieg und fordern seine Abschaffung. Seine verheerenden Wirkungen auf Körper und Psyche der Menschen stehen im Vordergrund. Das Leid der Zivilbevölkerung wird nicht ausgespart, auch der Gegner bekommt ein Gesicht und
![platoon_240x140.jpg Bild: Platoon, © [1986] Hemdale](/cache/images/3/130653-3x2-article220.jpg?FF532)
Ausschnitte des Spielfilms "Platoon" finden sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E2 – Medienprodukt Krieg? / Wissen im Detail / Kriegsfilm / (Anti-)Kriegsfilm? (© Hemdale)
Pro- und Antikriegsfilm lassen sich oft nur schwer auseinanderhalten. Ein Film kann das gegenseitige Abschlachten als "sinnlos" darstellen und in seiner ästhetischen Gestaltung etwas ganz anderes sagen. Die Faszination für Waffen wiegt unter Umständen mehr als alle politischen oder moralischen Zweifel. Umgekehrt muss auch ein Antikriegsfilm sein Publikum unterhalten. So wird der Krieg zwangsläufig zu etwas Spannendem. Die folgenden Zitate verdeutlichen die unterschiedlichen Meinungen und Positionen zu der Frage, was ein (Pro-)Kriegsfilm und was ein Antikriegsfilm ist.
- "Da aber menschliches Empfinden sehr individueller Natur ist, können identische filmische Szenarien gerade aufgrund der subjektiven Gefühle ganz unterschiedlich bewertet werden. [Das] [...] entscheidet darüber, ob ein Film als Kriegs- oder Antikriegsfilm wahrgenommen wird."
Quelle: Magdalena Kladzinski: Mediale Gestaltungsprinzipien. Wie der Krieg in Bildschirmmedien dargestellt wird. In: Christian Büttner/Joachim von Gottberg/Magdalena Kladzinski: Krieg in Bildschirmmedien, 2004, S. 38. - "Ich finde, [...] um einen wirklichen Antikriegsfilm zu machen, dürfte er niemals in der Nähe von Schlachtfeldern und Kriegsschauplätzen spielen, sondern eher in menschlichen Umständen, die weit davon entfernt liegen."
Quelle: Francis Ford Coppola, zitiert nach Lawrence Weschler: Walküren über dem Irak. In: Lettre International, Nr. 71, 2005, S. 102. - "[Einen Film gegen den Krieg zu schaffen,] bedeutet, den Krieg so langweilig, ekelhaft, sinnlos und zermürbend wie nur möglich zu zeigen und gleichzeitig zwei Stunden lang von nichts anderem zu erzählen.""
Quelle: Andreas Kilb, zitiert nach Claudia Mikat: Krieg, Action und die Jugendlichen aus Sicht der Filmprüfung. In: tv diskurs, Nr. 26, 2003, S. 47.