Angelo Soliman und seine Freunde im Adel und in der geistigen Elite
Der Literaturwissenschaftler István Fried entdeckte 1994, dass auch der ungarische Nationaldichter Ferenc Kazinczy (1759-1831) seit 1786 zu Solimans Freunden zählte.[19] Kazinczy interessierte sich zwar zunächst sehr für Solimans Aussehen [20], entwickelte dann jedoch ein davon unabhängiges Verhältnis zu ihm. In seinem Nachlass befindet sich auch Solimans bisher einzig bekannter Brief. Er stammt aus dem Jahr 1792 und lautet:-
"Wien, den 16-ten 9bris 1792
Hochverehrter Freund!
Ich wage es, Ihnen deutsch zu schreiben, eine Sprache, in welcher ich weniger geübt bin, in der Zuversicht, dass Sie nachsichtig seyn werden. Ich hatte schon vergessen, dass ich Sie gebeten, mir eine kleine Bouteille Tokayer Essence zu verschaffen. Ich wurde sehr überrascht, da ich Ihr schreiben erhielt. Ich danke Ihnen vielmahl für die gütige Erinnerung, die mir mehr schmeichlet, als mir 10 Antheil Tokayer Freude verursacheten. Das, was ich Ihnen da gesagt habe, ist auf meiner Ehre wahr. Sie sind wohl glücklich, lieber Bruder Kazinczy, ein Eigenthum zu haben, so können Sie, gleich wie der Vatter der Wohlredenheit Roms, auf Ihrem Tusculanum sitzen, besuche Ihrer Freunde anzunehmen und vergeniegt die Täge erneuern zu sehen.
Ich lebe ziemlich ruhig, entfernt von der grossen Welt, seh ich zuweilen die {!} Plötzliche Stats Veränderungen mit kaltem Blute zu.
Leben Sie wohl, und recht wohl, und seyn Sie meiner Hochachtung und Freundschaft versichert.
Angelo Soliman."[21]
Möglicherweise gelang es Soliman sogar, durch seine guten Beziehungen zum Kaiserhof, Kazinczy nach dessen 1794 erfolgter Einkerkerung als vermeintlicher Staatsfeind Hafterleichterung zu verschaffen. Denn 1809 und wieder in Freiheit schreibt der Schriftsteller zu Beginn einer Textpassage über Soliman "Segen auf Deine Asche, verehrungswürdiger Mann! Und er endigt sie mit den Worten Segen, Segen, Segen auf Dich, guter Mann!"[22]