Kindertransporte nach Großbritannien
1938 spitzt sich die Verfolgung jüdischer Menschen im nationalsozialistischen Deutschland dramatisch zu. Großbritannien willigt ein, bedrohte Kinder aufzunehmen. Ihren Eltern wird die Einreise jedoch verwehrt.
Nach den Novemberpogromen hatten jüdische Hilfsorganisationen bei der britischen Regierung eine Lockerung der Einreisebedingungen für Personen unter 17 Jahren durchgesetzt. Vorgabe dabei war, dass alle Kosten für Transport und Aufenthalt durch private Gelder gedeckt und die Kinder sich nicht dauerhaft in Großbritannien niederlassen würden. Diese humanitäre Geste ist vor dem Hintergrund einer zum damaligen Zeitpunkt bereits äußerst restriktiven Aufnahmepolitik fast aller möglichen Zufluchtsländer – auch Großbritanniens – für Schutzsuchende aus Deutschland zu sehen.

Nach Kriegsende, als ein großer Teil der Kinder erfahren musste, dass ihre Eltern und andere Verwandte im Holocaust ermordet worden waren, wurde deutlich, dass der Aufenthalt der meisten jungen Flüchtlinge in Großbritannien ein dauerhafter sein würde. Viele Kinder waren inzwischen in die britische Gesellschaft assimiliert – mit dem Preis des Verlustes der Herkunftsidentität – und wurden britische Staatsbürger.
Literatur
Benz, Wolfgang/Curio, Claudia/Hammel, Andrea (Hg.) (2003): Die Kindertransporte 1938/39. Rettung und Integration. Frankfurt am Main.Curio, Claudia (2006): Verfolgung, Flucht, Rettung. Die Kindertransporte nach Großbritannien 1938/39. Berlin.
Göpfert, Rebekka (1997): Ich kam allein. Die Rettung von zehntausend jüdischen Kindern nach England 1938/39. München.
Hammel, Andrea/Lewkowicz, Bea (2012): The Kindertransport to Britain 1938/39. New Perspectives. The Yearbook of the Research Centre for German and Austrian Exile Studies, Vol. 13. Amsterdam und New York.
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