Mit ihrem Expansionsstreben haben die europäischen Großmächte seit dem 15. Jahrhundert nicht nur die Entwicklungsgeschichte ihrer Kolonien maßgeblich beeinflusst. Langfristig haben sich durch den Kolonialismus in Europa selbst tiefgreifende Veränderungen ergeben: Zahlreiche europäische Gesellschaften könnten heute ohne ein umfassendes Verständnis ihrer bewegten Kolonialgeschichte kaum verstanden werden.
Informationen zur politischen Bildung Nr. 338/2018
Einleitung
Der europäische Kolonialismus hat über Jahrhunderte hinweg große Teile der Erde geprägt, seinen Höhepunkt erreichte er in der Epoche des Hochimperialismus zu Ende des 19. Jahrhunderts. Die Bewertung der europäischen Expansion und Machtausübung ist umstritten. Sicher dagegen ist, dass sie nicht nur die betroffenen Erdregionen, sondern auch die europäischen Gesellschaften nachhaltig veränderte.
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Die "Eroberung der Welt" und der Konflikt um universelle Rechte
Ab dem 15. Jahrhundert gilt die Neue Welt in Europa als Quelle unermesslichen Reichtums. Auswanderungswillige sehen dort die Chance auf ein besseres Leben und Privatunternehmer beuten lokale Rohstoffe aus, die Handelsschiffe nach Europa bringen. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz von Sklaven. Doch die Vorstellung universell gültiger Menschenrechte, die mit der französischen Revolution 1789 aufkommt, stellt die herrschende Praxis zunehmend in Frage.
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Die Epoche des Hochimperialismus
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert verdichten und formalisieren die europäischen Staaten die Herrschaft über ihre Kolonialgebiete. An der dort lebenden Bevölkerung wollen sie eine "Zivilisierungsmission" erfüllen. Widerstand beantworten sie mit rücksichtsloser Gewalt, zu der sie sich auch durch die aufkommende "Rassenlehre" und die herrschende Völkerrechtsauffassung ihrer Zeit berechtigt glauben.
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Krisen und Niedergang der europäischen Imperien
Im Ersten Weltkrieg werden Arbeitskräfte und Soldaten aus den Kolonien rekrutiert, der Krieg wird nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee geführt. Während das besiegte Deutschland seinen Kolonialbesitz verliert, sehen sich die westlichen Siegermächte mit Forderungen aus den Kolonien nach Mitsprache und Unabhängigkeit konfrontiert.
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Die Auflösung der europäischen Imperien und ihre Folgen
Auch im Zweiten Weltkrieg ist die außereuropäische Welt Zankapfel, Kriegsschauplatz und Ausbeutungsobjekt für die kriegführenden Mächte. Die Nachkriegszeit steht im Zeichen des Ost-West-Konflikts und der Dekolonisation. Viele Länder des globalen Südens erlangen ihre Unabhängigkeit und müssen ihren Platz in der Staatenwelt finden.
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"Wir" und die "Anderen": europäische Selbstverständigungen
Mit dem kolonialen Projekt verbanden sich auf europäischer Seite auch langlebige Weltsichten und Selbstbeschreibungen. Die Auffassung, eine zivilisatorische Aufgabe in der Welt zu haben, wurde untermauert mit Repräsentationen "des Anderen" auf Völkerschauen und Weltausstellungen, in der Wissensproduktion und in der populären Kultur. Doch vor allem Literatur und bildende Kunst der Zwischenkriegszeit setzen dem hegemonialen Blick bereits radikal andere Sichtweisen entgegen.
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Die "Anderen" in den Metropolen
Durch die Dekolonisierung wurden die westeuropäischen Gesellschaften durcheinandergewirbelt. Hunderttausende von Migrantinnen und Migranten aus den Kolonien gelangten nach Europa, manchmal gefördert, weil sie als Arbeitskräfte willkommen waren; manchmal aber auch gegen Widerstände und Abwehr. Damit waren unterschiedliche Rechte, Integrations-, aber auch Ausgrenzungs-, ja Gewalterfahrungen verbunden.
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Kultureller Wandel und hybride Identitäten
Mit der Dekolonisierung verband sich ein tiefgreifender kultureller Wandel in den westeuropäischen Gesellschaften, der noch längst nicht abgeschlossen ist. Formen des Erzählers über den imperialen Raum veränderten sich ebenso wie das Denken über die wissensbedingten Grundlagen von Identität. Der Wandel erfasste nicht allein intellektuelle Debatten, sondern auch Jugendkulturen sowie ganz alltägliche Praktiken wie etwa Esskulturen.
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Ausblick
Die Epoche der europäischen Kolonialreiche ist unwiederbringlich Vergangenheit, aber ihre Geschichte wirft Fragen auf, die auch für heute wichtig sind.
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Karten
Hier finden Sie Karten zur IzpB Nr. 338/2018 "Europa zwischen Kolonialismus und Dekolonisierung".