Inhaltsbeschreibung
Bis heute hält sich der globale Norden für kompetent, Erwartungen an Afrika zu formulieren und dessen Entwicklungen zu bewerten Der Afrikawissenschaftler Arno Sonderegger zeichnet nach, wie Europäer aus imaginierter Überlegenheit heraus über Jahrhunderte den Sklavenhandel aus Afrika betrieben und den Kontinent in ausbeuterische frühkapitalistische Strukturen einbanden. Im 19. Jahrhundert legitimierten rassistische Theorien die europäische Kolonialherrschaft und rechtfertigten Missions- oder Forschungsreisen, die vor allem auf das vermeintlich ethisch Defizitäre oder Exotische afrikanischer Menschen abstellten.
Nach 1945 veränderten sich unter dem Einfluss des Kalten Krieges, durch die panafrikanischen Bewegungen und den Prozess der Dekolonialisierung zwar die Beziehungen Europas zu Afrika, doch seien mit dem Neoliberalismus des ausgehenden 20. Jahrhunderts dort neue Formen ungleicher Machtverhältnisse entstanden. Viele Regionen und Gesellschaften auf dem afrikanischen Kontinent seien nach wie vor mit politischen, ökonomischen und sozialen Folgen der Kolonialherrschaft konfrontiert, die durch unterschiedliche Akteure instrumentalisiert würden. Vor allem aber, bilanziert Sonderegger, wirkten koloniale (Denk)muster überall dort nach, wo ein verzerrtes Bild der afrikanischen Geschichte und Gegenwart gezeichnet oder der Kontinent auf eine Statistenrolle in Weltpolitik und -wirtschaft verwiesen werde.