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Mein MOOC-Versuch II | MOOCs und E-Learning 2.0 | bpb.de

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Mein MOOC-Versuch II Ein Praxistest

Merlin Münch

/ 3 Minuten zu lesen

Wer keine Zeit für Kurse mit festen Zeiten und Anwesenheitspflicht hat, sich aber dennoch weiterbilden und austauschen will, hat vielleicht schon einmal über die Teilnahme an einem Massive Open Online Course (MOOC) nachgedacht. Aber wie funktionieren MOOCs überhaupt und was sollte man bei der Teilnahme beachten? Ein Erfahrungsbericht von Merlin Münch.

(Barn Images/ Flickr/ bearbeitet ) Lizenz: cc by/1.0/deed.de

Schon lange habe ich mich für das Konzept von MOOCs begeistert, mich aber nie dazu durchringen können tatsächlich einen zu belegen. Jetzt ist es so weit und ich nehme gleich in zwei digitalen Klassenzimmern Platz: Externer Link: Datenjournalismus für Einsteiger und Externer Link: digitale Musikproduktion. Los geht’s.

Internetfaszination auf einem neuen Level

YouTube-Tutorials, Foren- und Do-it-yourself-Anleitungen verschiedenster Art waren schon immer einer der vielen Gründe, weshalb ich das Internet so innig liebe. MOOCs scheinen da eine logische Fortsetzung zu sein. Vor allem da sie immer vielfältiger, meist umsonst und für beinahe unbegrenzte Zeit verfügbar sind. Genau da liegt aber auch schon das erste Problem: Was will ich überhaupt machen? Ohne klares Ziel kann die Auswahl fast erdrückend sein. Meine beiden Kurse sind nicht nur inhaltlich grundverschieden – auch der Kursaufbau, die Lektionen und Prüfungsszenarien scheinen sich auf den ersten Blick stark zu unterscheiden.

Einsteigerkurs im mittleren Tempo

Zunächst widme ich mich der Musikproduktion. Der Kurs nennt sich “Introduction to Ableton Live” und wird auf der Plattform Externer Link: Coursera angeboten: Vier Wochen, vier Module, jede Woche ein Wissenstest und eine praktische Aufgabe. Am Ende gibt es zwar kein Zertifikat, dafür aber Feedback der anderen Teilnehmenden. Der ungefähre Aufwand pro Woche wird mit drei bis vier Stunden veranschlagt. Jedes Modul beginnt mit einer ca. 15-minütigen Vorlesung, im Anschluss hat man die Möglichkeit, sein Wissen sofort zu testen und die wöchentliche “Zwischenprüfung” abzulegen. Darüber hinaus gibt es pro Woche auch eine praktische Aufgabe, in der man seine neu gewonnenen Fähigkeiten unter Beweis stellen muss. Dazu gibt es dann Feedback der anderen Kursteilnehmenden – teils über ein vorgefertigtes Formular, teils frei in Form eines kurzen Textes. Die Kursleiterin, Erin, mischt bei der Bewertung nicht mit.

Mit vier Wochen liegt der Kurs wohl so ziemlich im MOOC-Durchschnitt, was die Gesamtdauer betrifft. Ist man jedoch schnell mit seiner wöchentlichen Aufgabe fertig – und das ist meist der Fall – so hat man ein paar Tage zähe Wartezeit vor sich. Die Lektionen der kommenden Wochen sind nämlich nicht vorab verfügbar, sondern werden erst nach und nach freigeschaltet. Insgesamt gefällt mir das Tempo des Kurses jedoch sehr gut und vor allem der Austausch mit den anderen Teilnehmenden (zusätzlich zum gegenseitigen Feedback gibt es u.a. ein Online-Forum) regt an, sich jede Woche wieder an die Arbeit zu machen.

Erstklassige Inhalte, großer Aufwand

Mein zweiter Kurs legt die Messlatte etwas höher. Die Macher hinter dem MOOC "Doing Journalism with Data" haben für ihren Kurs gleich fünf Experten mit an Bord. Journalisten von einschlägigen Medienunternehmen, wie z.B. dem Guardian, geben einen Einblick in die praktischen Anwendungsbereiche der Datenvisualisierung. Der Kurs ist offiziell bereits beendet, aufgrund seiner enormen Beliebtheit wurde er aber für ein weiteres Jahr kostenlos bereit gestellt. Das Grundmodell (Videovorlesung, wöchentliche Aufgabe, Wissenstest) bleibt bestehen, jedoch sind die einzelnen Vorlesungen mit knapp 40 Minuten deutlich länger und die Informationsdichte höher. Der wöchentliche Aufwand liegt mit fünf bis sechs Stunden auch knapp über dem MOOC-Durchschnitt.

Und so stellt sich schnell heraus: Ich bleibe nicht am Ball. Das liegt allerdings nicht allein am höheren Arbeitsaufwand, sondern vor allem auch an der etwas eingeschlafenen Community, die natürlich ein Jahr nach Ablauf des ursprünglichen Kurses nicht mehr so aktiv ist. Das Feedback ist entsprechend gering und man bleibt mit seinen Fragen meist allein auf weiter Flur. Einer der großen Anreize des Kurses – der direkte Austausch mit den Experten – fällt leider auch flach. Trotz weiterhin guter Inhalte und den wertvollen Tipps schafft es dieser MOOC also leider nicht, mich bei der Stange zu halten.

Die Zeit als entscheidender Faktor

Nach meinen ersten beiden MOOC-Erfahrungen kann ich lediglich eins mit Sicherheit sagen: Man sollte die angegebene Aufwandseinschätzung ernst nehmen. Entscheidet man sich also für einen Kurs mit hohem Arbeitsaufwand, sollte man sicher sein, dass man auch über die gesamte Kursdauer hinweg gleichermaßen viel Zeit investieren kann. Sicherlich spielt auch die Motivation eine große Rolle: Mache ich einen Kurs um ein Hobby zu vertiefen, oder um mich z.B. beruflich fortzubilden? Ich hoffe jedenfalls, dass ich künftig noch viele weitere gute Erfahrungen mit anspruchsvollen MOOCs machen kann – und bis zum Ende dabei bleibe.

Merlins MOOCs

Introduction to Ableton Live: Merlins erster Kurs, in dem der Umgang mit der Musik-Software Externer Link: Ableton Live vermittelt werden soll, wird vom Externer Link: Berklee College of Music umgesetzt und bis heute bei Externer Link: Coursera angeboten. In drei Modulen wird den Teilnehmenden das nötige Wissen vermittelt, ihre musikalischen Ideen von der Konzeption bis zur finalen Aufnahme zu realisieren. Wie bei allen Coursera-MOOCs gibt es auch bei diesem Kurs die Möglichkeit, nach Abschluss des Programms gegen Bezahlung ein Zertifikat zu erhalten. Mehr zu „Introduction to Ableton Live" finden Sie Externer Link: hier.

Doing Journalism with Data: Der zweite Kurs, für den sich Merlin entschieden hat, widmet sich der Rolle von Daten in der Informationsgesellschaft. Der MOOC wird von den Initiativen Externer Link: The European Journalism Centre und Externer Link: Data Driven Journalism organisiert und auf der Plattform Externer Link: Canvas angeboten - aktuell findet kein Kurs statt, die Lehrmaterialien stehen jedoch weiterhin zur Verfügung. In fünf Modulen beschäftigen sich die Teilnehmenden u.a. mit der steigenden Bedeutung von Daten im aktuellen Journalismus und der Frage, nach welchen Kriterien Daten als vertrauenswürdig eingestuft werden. Offizielle Sponsoren sind Google, das Bildungsministerium der Niederlande, die African Media Initiative und die Weltbank. Mehr zu „Doing Journalism with Data" finden Sie Externer Link: hier.

Merlin Münch hat Soziologie, Politikwissenschaften und Techniksoziologie studiert und arbeitet als Redakteur und freischaffender Journalist. Bei der Kooperative Berlin ist er vor allem für die Netzdebatte der BPB tätig.