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Fortbildung "Interkulturelle Filmbildung" für Multiplikator/-innen & Autor-innen | Interkulturelle Filmbildung | bpb.de

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Fortbildung "Interkulturelle Filmbildung" für Multiplikator/-innen & Autor-innen Konzept: Laura C. Zimmermann und Stefan Stiletto

Laura Caterina Zimmermann Stefan Stiletto

/ 4 Minuten zu lesen

"Interkulturelle Filmbildung" ist keine besondere Art der Filmbildung, sondern eine Filmbildung aus einer bestimmten Haltung heraus, die sensibel für die Vielfalt der Menschen und Lebensweisen ist und dementsprechend filmische Darstellungen zu reflektieren und zu hinterfragen weiß. Dabei geht es nicht nur oder hauptsächlich darum, wie migrantische Themen vermittelt, dargestellt oder erzählt werden. Auch wie mit Menschen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrung im Filmbildungskontext gesprochen werden soll, steht dabei nicht im alleinigen Fokus. Es geht vielmehr um eine inklusive Haltung, die Migration als Wirklichkeit anerkennt und versucht, Ausschlussmechanismen in der täglichen Arbeit, im Sprechen, Schreiben und Handeln zu reflektieren. Die Fortbildung wird anhand von Filmbeispielen dazu anregen, über die individuelle Wahrnehmung von Bildern und die damit in Verbindung stehenden Erwartungshaltungen und Vorerfahrungen. Zugleich wird es darum gehen, immer wieder kritisch zu fragen, aus wessen Perspektive erzählt wird und was diese für die Darstellung sowie für die Schlussfolgerungen der Beobachtenden bedeutet.

Anmerkungen zum Konzept:
In jedem Block werden kurz die Lernziele benannt. Am Ende werden diese noch einmal zusammengefasst und mit der Gruppe reflektiert. Grundsätzlich versuchen wir, die Bausteine flexibel zu halten, sodass je nach Bedarf, an bestimmten Stellen auch spontan noch reduziert/gekürzt oder verlängert/vertieft oder getauscht werden kann. Das gilt auch für die Filmbeispiele. Die Methoden und Filmbeispiele sind jeweils farbig markiert.


1. Begrüßung (15 Minuten)

2. Intro: Einstieg mit Kurzfilm und Vorstellungsrunde (45 Minuten)

* Kurzfilm "OM" (John Smith, GB 1986, 03:33 min)
Gelbe Kleidung, kahlgeschorener Kopf, sanfter Rauch im Hintergrund, ein meditatives "Om" auf der Tonebene. Alles deutet darauf hin, dass wir einem Buddhisten in die Augen blicken. Bis unter dem gelben Überwurf ein weißes Hemd und Hosenträger sichtbar werden und der Mann sich als Skinhead entpuppt. Ein kurzer Film, der sein Publikum mehrfach täuscht und mit den Erwartungen spielt. Weil er sich hervorragend eignet, um vorgefertigte Bilder im Kopf zu hinterfragen, werden wir mit diesem Film die Fortbildung beginnen und die Irritation als Grundlage für eine kurze Diskussion nutzen, die auf die Themen "Interkultur", Wahrnehmung, Repräsentationsformen einstimmt.
Methode: Plenum & Kleingruppenarbeit, Persönliche Erfahrungen/Vorstellungsrunde
Die Teilnehmenden kommen mit fachlichem Interesse und kennen sicherlich die ein oder andere Situation aus ihrer filmpädagogischen Praxis, in der die Themen Diversität und Interkultur im weitesten Sinne eine Rolle gespielt haben. Wir wollen zu einem ersten Austausch der Teilnehmenden anregen. In Kleingruppen stellen sich die Teilnehmenden vor und sammeln Fragen zu diesen Themen, die sie besonders beschäftigen. Letztere werden im Anschluss im Plenum unkommentiert vorgetragen.

3. Theorieeinführung (30 Minuten)

"Migration als gesellschaftliche Wirklichkeit und der Begriff der Interkultur" - Begriffsklärung in Anlehnung an Feinkonzept
Methode: Vortrag

4. Positionen und Sichtweisen I (60 Minuten)

* Kurzfilm "Rhythmus im Kopf" (Axel Ranisch, D 2004, 02:38 min)
* Filmausschnitt aus "Summer Wars" (Mamoru Hosoda, J 2009)

Mit welchen Vorstellungen begegnen wir einem Film? Nach welchen internalisierten Kriterien beurteilen wir das Dargestellte? Anhand des Kurzfilms "Rhythmus im Kopf" werden wird uns eigener "Vorurteile" spielerisch bewusst. Im Anschluss wird es um die Bewusstmachung des eigenen Nicht-Wissens gehen. Am Beispiel eines Ausschnitts aus dem Anime "Summer Wars" wird deutlich, wie filmische Codes und Konventionen Bedeutungen erzeugen, die nicht universell verständlich sind. Was wir wahrnehmen und wie wir urteilen, hängt vom eigenen Wissen und Nicht-Wissen ab.
Methode: Vortrag & Praktische Medienarbeit, Perspektiven reflektieren durch eigene Fotos
Wir werden dazu anregen, Fotos zu machen – von den Moderierenden oder einwilligenden anderen Teilnehmer/-innen – und anhand dieser danach die Perspektive diskutieren, aus der diese aufgenommen wurden und was das sowohl für die Fotografierenden als auch die Fotografierten bedeutet. Eine praktische medienkritische Übung zu Perspektive und Perspektivwechsel, zu Selbst- und Fremdwahrnehmung, zur Begegnung von Abgebildeten und Abbildenden.

5. Positionen und Sichtweisen II (75 Minuten)

Mit ganz unterschiedlichen bildlichen, auditiven und inszenatorischen Strategien wird im Kino über Begegnungen erzählt. Wir analysieren diese kritisch. Die Vielzahl der Filmausschnitte ist notwendig zur Schulung des Blicks und für die Sensibilisierung für unterschiedlichste Repräsentationsformen.
* Filme/ Filmausschnitte aus:
"300" (Zack Snyder, USA 2007)
"Avatar" (James Cameron, USA 2009)
"Spider-Man 2" (Sam Raimi, USA 2004)
"This is America" (Childish Gambino/ Hiro Murai, USA 2018, 04:05 min)
"Happy" (Pharrell Williams/ We are from L.A., USA 2013, 03:54 min)

Methode: Gemeinsame Besprechung der Kurzfilme bzw. Ausschnitte
Alle Ausschnitte werden gemeinsam besprochen. Dies unterstützt das aktive Zuhören und Zusehen. Zudem werden unterschiedliche Sichtweisen deutlich.

6. Persönliche Erfahrungen im Vermittlungskontext (60 Minuten)

In der Praxis kann man oftmals gut mit Filmen interkulturell sensibel arbeiten, ohne Dinge zu benennen. In der Ankündigung, im Schreiben und Sprechen, müssen wir aber darauf achten, dass bestimmte Hintergrundinformationen zum Thema gemacht werden, ohne dass auf Zuschreibungen zurückgegriffen wird. Wie können wir das lösen?
* Filmausschnitt aus "Jemima & Johnny" (Lionel Ngakane, GB 1966)
Methode: Schreibaufgabe
Zusammenfassung einer Film-Szene schreiben. In der Schreibarbeit werden Unsicherheiten im Vermittlungskontext erfahrbar gemacht.
Methode: Gruppenarbeit
Erfahrungsaustausch-Slot.

7. Kinderfilm aus migrationswissenschaftlicher Perspektive (45 Minuten)

Herausforderungen des Vermittlungskontexts: Pädagogische Vorstellungen im Kinderfilm. Die Fragen der Vermittlung: Wer spricht mit wem über wen? Migrationsspezifische Elemente des Kinderfilms
Schlussfolgerungen für Filmbildung in der Migrationsgesellschaft
* Filmausschnitt aus "Deine Schönheit ist nichts wert" (Hüseyin Tabak, AT 2012)
* Filmausschnitt aus "Alles neu" (Eefje Blankevoort, NL 2014)

Methode: Vortrag und gemeinsame Besprechung der Ausschnitte

8. Abschluss (15 Minuten):

Kurzes Plenum und Zusammenfassung der Lernziele

Fussnoten

Laura Caterina Zimmermann ist als freie Filmpädagogin und Autorin, Referentin und Kuratorin im Bereich Kinder- und Jugendfilm für verschiedene Stellen und zahlreiche Kinder- und Jugendfilmfestivals tätig. Seit 2017 arbeitet sie auch im Projektbüro der SchulKinoWochen Berlin. Die Erziehungswissenschaftlerin und Kommunikationswissenschaftlerin schloss 2017 ihren Master "Interkulturelle Kommunikation und Bildung“ an der Universität zu Köln mit der Abschlussarbeit "Kinder erfahren Migration – Kinderfilm aus migrationspädagogischer Perspektive“ ab.

Stefan Stiletto ist Filmpädagoge und Filmjournalist. Er schreibt Filmkritiken und filmpädagogische Begleitmaterialien, hält Seminare und Fortbildungen und kuratiert Filmreihen. Er ist Redakteur der Onlineplattform Kinder- und Jugend-Filmportal (www.kinder-jugend-filmportal.de).