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Filmliste von Laura Teixeira

Laura Teixeira

/ 8 Minuten zu lesen

Laura Teixeira (© DFF)

LAURA TEIXEIRA ist eine brasilianisch-deutsche Kunst und Film-Kuratorin. Sie hat Film, Médiation Culturelle und Curatorial Studies in Brasilien, Belgien und Deutschland studiert und lebt in Frankfurt am Main. Zur Zeit arbeitet sie in der Kinoabteilung des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und ist hier unter anderem für das Lateinamerikanische Filmfest Dias de Cine verantwortlich.

Die Filme ihrer Liste vereint die Begegnung mit dem Fremden. Hier interessiert sie besonders, wie Unterschiede zwischen den Personen im Film dargestellt werden. Wie geht man mit "dem Anderen“ um? Dabei sind ihre Empfehlungen geprägt von ihren persönlichen Erfahrungen als Migrantin, gepaart mit dem Blick der Filmwissenschaftlerin. Für Sie ist die wichtigste Lektion, die Film uns lehrt, die Möglichkeit zur Empathie. Bei ihrer Filmauswahl war es ihr besonders wichtig, dass alle Filme in leicht zugänglichen Quellen vorliegen.

Arrival

(USA/CAN 2016, R: Denis Villeneuve, 116 Min.)
"Language is the first weapon drawn in a conflict“, zitiert der Physiker Ian Donnelly die ihm gegenübersitzende Linguistikprofessorin Dr. Louise Banks. Doch befinden sich die beiden nicht bei einer Tagung, sondern in einem Militärhubschrauber auf dem Weg zu einem in Montana gelandeten unbekannten Flugobjekt. [...] Banks hat als Sprachexpertin den Auftrag, die Kommunikation zwischen ihrer Regierung und den sich passiv verhaltenden Ankömmlingen aufzubauen. Weitaus schwieriger als die Kontaktaufnahme mit einer außerirdischen Lebensform gestaltet sich jedoch die Korrespondenz der Staaten untereinander. Meinungsverschiedenheiten auch innerhalb der Regierungen führen zu internationalen Spannungen, wodurch dieses historische Ereignis in eine globale Katastrophe zu münden droht.
Quelle: Externer Link: https://www.shivers.de/arrival/

Ein Film, der als Metapher der Fremdheit an sich dient. Hier geht es um so viel mehr als Außerirdische! Kommunikation, und damit Frieden, ist nur möglich, wenn wir fähig sind, uns in den anderen hineinzuversetzen.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Originalsprachen: Englisch, Russisch, Mandarin


Briefe von zu Haus (News from Home)

(F/B/BRD 1977, R: Chantal Akerman, 85 Min.)
Chantal Akermans NEWS FROM HOME wird mitunter als Liebeserklärung an ihre Mutter beschrieben, kann aber auch als Darstellung einer Distanzerfahrung verstanden werden. Während die damals 27 Jahre alte Akerman die täglichen Briefe ihrer Mutter laut vorliest, werden Szenen aus einer gänzlich anderen Welt gezeigt. Der Zwiespalt könnte kaum offensichtlicher sein. Der Film ist zugleich ein Dokument einer sehr eigenen Anschauung von New York und einer Beziehung zwischen einer Mutter und einer Tochter, die höchst unterschiedliche Leben führen. Die Distanz ist eine physische und psychische, die in den Zwischenräumen zwischen Ton und Bild lesbar wird.
Quelle: Externer Link: https://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/lecture-film/97-veranstaltungen/vorlesungsreihe-kino/6643-distanz-rahmen-news-from-home

Ein Blick darauf, was mit denen geschieht, die der/die Migrant/in in der Heimat zurücklässt. Laura Teixeira hat den Atlantik dabei in die entgegengesetzte Richtung überquert wie Chantal Akerman.

Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ohne Angabe
Originalsprachen: Französisch


Crossing the Bridge: The Sound of Istanbul

(D/TR 2005, R: Fatih Akin, 90 Min.)
Um alles über einen Ort zu erfahren, solle man sich die Musik anhören, riet Konfuzius. Fatih Akin und Alexander Hacke folgten dem Rat. Dabei entstand der abendfüllende Dokumentarfilm CROSSING THE BRIDGE: THE SOUND OF ISTANBUL. Hacke streift durch Straßen, Hinterhöfe, Teestuben, Clubs und Studios von Istanbul, redet mit den Leuten über die Verschmelzung von Orient und Okzident in dieser Stadt und trifft auf die unterschiedlichsten Musiker: Pop, Rap, Rock, Folklore.
Quelle: Externer Link: https://www.dieterwunderlich.de/Akin_crossing_bridge_istanbul.htm

Fatih Akin ist der erste deutsche Regisseur, den Laura in Brasilien kennen gelernt hat. Ein buntes, diverses Deutschland entdeckte sie durch seine Filme. Faszinierend findet sie bei CROSSING THE BRIDGE, durch die Musik die Vielfältigkeit einer Stadt wie Istanbul zu entdecken.

Altersfreigabe: freigegeben ab 6 Jahren
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Türkisch, Deutsch, Kurdisch, Englisch


Darjeeling Limited (The Darjeeling Limited)

(USA 2007, R: Wes Anderson, 91 Min.)
Die drei Brüder Francis, Peter und Jack sind auf einer Reise durch Indien, ein bisschen auch auf der Suche nach sich selbst, nach dem, was sie als Brüder, als Familie ausmacht. Irgendwann stoppt der Zug und fährt nicht weiter, steht mitten in einer Wüstenlandschaft: Man habe sich, erfahren sie, verfahren, und die Brüder wundern sich immerhin, wie ein Zug vom Weg abkommen könne, aber auch auf Nachfrage bleibt klar: "We haven’t been able to locate ourselves yet.“
Quelle: Externer Link: https://www.critic.de/film/darjeeling-limited-1119/

In ihrem Lieblingsfilm von Wes Andersen interessiert Laura, wie man auf dieser Reise durch die inneren Landschaften mit dem Fremden in sich selbst in Kontakt tritt.

Altersfreigabe: freigegeben ab 6 Jahren
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Englisch, Hindi, Deutsch, Punjabi, Tibetisch, Französisch


Der Sommer mit Mamã (Que Horas Ela Volta?)

(BR 2015, R: Anna Muylaerte, 112 Min.)
Seit vielen Jahren lebt und arbeitet Val als Haushälterin bei einer wohlhabenden Familie in São Paulo. Pflichtbewusst und mit Hingabe kümmert sie sich um alles und erträgt so manches. Für den 17-jährigen Sohn Fabinho ist sie wie eine zweite Mutter. Eines Tages kommt ihre eigene Tochter Jéssica, die sie als kleines Mädchen bei einer Freundin zurückgelassen hat, zu ihr, um die Aufnahmeprüfung an der Universität zu machen. Und damit gerät nicht nur Vals Weltbild, sondern auch das strenge Machtgefüge im Haus ins Wanken. Denn Jéssica ist nicht bereit, sich den starren Standesregeln unterzuordnen und mischt den Haushalt auf.
Quelle: Externer Link: http://sommer.pandorafilm.de/

Ein Film über die Distanz zwischen arm und reich, über das fremd sein im eigenen Land, ganz ohne Landesgrenzen zu überschreiten.

Altersfreigabe: freigeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Portugiesisch


Die Sammler und die Sammlerin (Les Glaneurs et la Glaneuse)

(F 2000, R: Agnès Varda, 82 Min.)
Agnès Varda sammelt Bilder von anderen Sammler*innen und deren Ertrag: Liegengelassene Feldfrüchte, aussortierte Kartoffeln, Wochenmarkt-Reste, Verfallsware aus dem Supermarkt, Sperrmüll und vieles mehr. Häufig sind die Sammler*innen sozial Schwache; es finden sich aber auch Künstler*innen unter ihnen oder schlicht Menschen, die eine Wegwerfgesellschaft nicht unterstützen. Der Film verbindet französische Erntetraditionen mit neuen Formen eines heutzutage (zu Unrecht) verpönten Verhaltens. Neben einer inhaltlich-thematischen Auseinandersetzung reflektiert Varda immer wieder über ihre Arbeitsweise, über sich selbst als Regisseurin und die Möglichkeiten der Filmkunst.
Quelle: Externer Link: https://www.schulkinowochen-hessen.de/die-sammler-und-die-sammlerin/

Hier wird "aktive Empathie“ gelebt. Nicht nur: wie gehe ich mit "dem Anderen“ um, sondern auch: wie gehe ich auf "den Anderen“ zu. Dabei ist das "Ich“ nicht nur beobachtendes Subjekt, sondern immer auch beobachtetes Objekt.

Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
Originalsprachen: Französisch


Lost in Translation: Zwischen den Welten

(USA/J 2003, R: Sofia Coppola, 102 Min.)
Zwei Amerikaner*innen begegnen einander an einer Hotelbar in Tokio: Ein ehemaliger Fernsehstar, der in Japan einen Werbespot für Whiskey dreht, und die junge Frau eines berühmten Fotografen. Auf der Suche nach einem Seelenverwandten verbringen beide ein Wochenende miteinander, entdecken die Stadt und eine […] Freundschaft.
Quelle: Externer Link: https://filmkreis.de/programm/archiv/programme/12/Wintersemester+2004-2005/205/Lost+in+Translation+-+Zwischen+den+Welten

Das "fremd sein“ als interne Auseinandersetzung. Reisen ist dabei sozusagen "Migration light“, eine Möglichkeit zu verstehen, ohne den Ernst der Situation leben zu müssen.

Altersfreigabe: freigegeben ab 6 Jahren
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Englisch, Japanisch, Deutsch, Französisch


Meshes of the Afternoon

(USA 1943, R: Maya Deren, Alexander Hammid, 14 Min.)
"Dieser erste Film beschäftigt sich mit der Beziehung von phantastischer und objektiver Realität. Der Film beginnt in dem Tatsächlichen und, letztendlich, schließt er auch dort. Doch in der Zwischenzeit mischt sich die Imagination ein, in diesem Falls als Traum. Es beginnt mit einem beiläufigen Zufall und entwickelt sich in einen kritischen Zustand, das Ergebnis seiner Verschlingungen wieder in die Realität drängend. Die Protagonistin leidet nicht unter subjektiven Wahnvorstellungen, von denen die Welt außerhalb unberührt bleibt; ... im Gegenteil, sie befindet sich im Tatsächlichen, zerstört durch eine phantasierte Handlung." (Zitat Maya Deren)
Quelle: Externer Link: http://films.arsenal-berlin.de/index.php/Detail/Object/Index/object_id/14905

Das Leben als Rätsel. Und: Was ist ein Film? Wer bin ich? Es geht darum, sich selbst, mit all seinen Widersprüchen, wenn nicht zu verstehen, so doch zu akzeptieren.

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: keine gesprochene Sprache


Persepolis (Persépolis)

(F/USA 2007, R: Marjane Satrapi, Vencent Paronnaud, 95 Min.)
PERSEPOLIS erzählt die Geschichte von Marjane, die im Jahr 1969 im Iran geboren wird. Als junges Mädchen erlebt sie die Islamische Revolution und die Auswirkungen des Ersten Golfkrieges in ihrer Heimatstadt Teheran. Obwohl sie fortan in einem streng islamisch regierten Land lebt, erobert sich die rebellisch-freigeistige Marjane eigene Freiräume. Erst als die Sicherheitslage zunehmend schwieriger wird, beschließen ihre Eltern, sie für einige Monate auf eine Schule nach Österreich zu schicken. Dort angekommen wird Marjane zum ersten Mal mit dem Fremdsein konfrontiert und muss sich gleichzeitig mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens auseinandersetzen.
Quelle: Externer Link: https://www.mediasteak.com/persepolis/

Für das Leben in einem anderen Land braucht man vor allem eins: Anpassungsfähigkeit.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Französisch, Persisch, Englisch, Deutsch


Perro Bomba

(CHL/F 2019, R: Juan Cáceres, 80 Min.)
Der Wunsch nach einem besseren Leben führt Steevens aus Haiti nach Santiago de Chile. Er findet Anschluss in der dortigen haitianischen Community, aber nach einem Vorfall bei der Arbeit beginnt sein vielversprechendes neues Leben auseinanderzubrechen. PERRO BOMBA bringt in einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion die Realität vieler Migrant*innen in Chile auf die Leinwand.
Quelle: Externer Link: https://www.dff.film/veranstaltung/gast-im-kino-regisseur-juan-caceres-ueber-perro-bomba/

Eine Einwanderungsgeschichte aus Chile auf der Grundlage realer, persönlicher Erlebnisse des Protagonisten. Hier kommt zu dem Empfinden von Fremdheit der Faktor Rassismus hinzu.
Altersfreigabe: nicht geprüft

Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Originalsprachen: Spanisch


Rafiki

(KEN/ZA/D/NL/F/NOR/LBN/GB 2018, R: Wanuri Kahiu, 83 Min.)
"Gute kenianische Mädchen werden gute kenianische Ehefrauen“ – Kena lernt schon früh, was von Mädchen und Frauen in ihrem Heimatland erwartet wird: artig sein und sich dem Willen der Männer fügen. So wird auch ihre alleinerziehende Mutter dafür verantwortlich gemacht, dass ihr Mann sie für eine jüngere Frau verlassen hat. Doch die selbstbewusste Kena lässt sich nicht vorschreiben, wie sie zu leben hat. So freundet sie sich auch mit der hübschen Ziki an, obwohl ihre Väter politische Konkurrenten sind. Doch als sich Kena und Ziki ineinander verlieben, müssen sie sich entscheiden: zwischen der vermeintlichen Sicherheit, ihre Liebe zu verbergen, und der Chance auf ihr gemeinsames Glück.
Quelle: Externer Link: https://www.salzgeber.de/rafiki

Das Eintauchen in die für die (europäischen) Zuschauer/innnen fremde Lebenswelt Kenias. Auch die Protagonistinnen selbst überschreiten die Grenze zum Unbekannten, als sie sich ineinander verlieben.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Englisch, Swahili

Fussnoten

Laura Teixeira ist eine brasilianisch-deutsche Kunst und Film-Kuratorin. Sie hat Film, Médiation Culturelle und Curatorial Studies in Brasilien, Belgien und Deutschland studiert und lebt in Frankfurt am Main. Zur Zeit arbeitet sie in der Kinoabteilung des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und ist hier unter anderem für das Lateinamerikanische Filmfest Dias de Cine verantwortlich.