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Filmliste von Bernd Buder | Interkulturelle Filmbildung | bpb.de

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Filmliste von Bernd Buder

Bernd Buder

/ 7 Minuten zu lesen

Bernd Buder (© Clemens Schiesko)

BERND BUDER ist freischaffender Kurator und Filmjournalist. Seit 2013 ist er Programmdirektor des FilmFestival Cottbus – Festival des Osteuropäischen Films, Berater und Kino-Koordinator beim Berlinale Forum und Programmberater beim Cinedays-Festival in Skopje. In der Vergangenheit war er u.a. Leiter des Ost-West-Koproduktionsmarktes connecting cottbus, Programmleiter des Berliner Filmkunsthaus Babylon und Programmberater bei diversen Filmfestivals (Pristina Film Festival, Skena-Up Film- und Theaterfestival Pristina, goEast-Filmfestival, dokumentArt Neubrandenburg).

Die Filme seiner Empfehlungsliste sollen in erster Linie überraschen und zum Nachdenken anregen. Dabei brechen sie inhaltlich und/oder dramaturgisch mit interkulturellen Klischees und lassen das Publikum so über die eigenen Vorstellungen stolpern. In den Geschichten finden sich dabei gleichermaßen weibliche wie männliche Identifikationsfiguren. Bernd Buder war es darüber hinaus wichtig, dass die Filme gut zugänglich sind, das heißt, dass die meisten Filme einen deutschen Verleih haben und/oder in einer Version mit deutschen Untertiteln vorliegen. Fast alle Filme waren auf dem Filmfestival Cottbus zu sehen

Ayka

(RUS/D/PL/KZ/CHN/F 2018, R: Sergei Dvortsevoy, 100 Min.)
Ayka, eine junge Kirgisin, arbeitet in Moskau. Ayka lebt ein Leben im Abgrund, stets verfolgt von der Notwendigkeit, sich das Überleben zu sichern. Weil sie ihr gerade geborenes Kind nicht ernähren kann, lässt sie ihren Sohn im Krankenhaus zurück und flieht – zurück in eine rohe Welt, in der sie niemals mehr als die Gejagte ihrer bloßen Existenz sein kann. Unter dem gnadenlosen Druck, Geld aufzutreiben, um ihre Schulden zu begleichen, will Ayka auch noch die letzte Grenze überschreiten. Sie muss sich einer existentiellen Entscheidung stellen.
Quelle: Externer Link: http://www.mm-filmpresse.de/film.php?film=308

Der Film zeigt das Drama illegaler zentralasiatischer Arbeiterinnen in Russland. Es ist eher ein Film über das brutale Scheitern des interkulturellen Dialogs, aber auch das gehört ja – leider – dazu.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Originalsprachen: Russisch, Kirgisisch


Deva

(HUN 2018, R: Petra Szöcs, 76 Min.)
Kató ist ein Teenager und steht am Grab ihrer Mutter. Den Trauerkranz verkauft sie für 50 Lei an einen Blumenhändler. Sie hat lange weiße Haare und fühlt sich als Außenseiterin, obwohl sie im Waisenhaus sowohl von den Erzieherinnen als auch den meist viel jüngeren Kindern fair behandelt wird. Als mit Bogi eine neue Sportlehrerin aus Budapest kommt, blüht Kató auf und will unbedingt wie die anderen Kinder, dass sie bleibt. Gerade weil man ihr, Kató, magische Kräfte zutraut, "verwünscht“ sie im Einklang mit den anderen Waisenkindern die routinierte Erzieherin Anna, damit eine Stelle frei wird.
Quelle: Externer Link: https://www.filmfestivalcottbus.de/de/festival/programm/movie/1752.html

Portrait eines Waisenmädchens im ungarisch-rumänischen Grenzgebiet: hier wird Zweisprachigkeit ganz normal gelebt.

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Ungarisch, Rumänisch


D is for Division (Wewnetrzne granice)

(LV/CZ 2018, R: Dāvis Sīmanis Jr., 87 Min.)
Ein lettischer Patriot, der in Russland leben muss und ein lettischer Kommunist, der für die pro-russischen Separatisten im Donbass kämpft: Der Dokumentarfilm D IS FOR DIVISION erkundet die Grenze zwischen Russland und Lettland. Regisseur Dāvis Sīmanis begleitet Protagonisten auf beiden Seiten und begibt sich auf die Suche nach Erzählungen und Symbolen von nationaler Identität. An der nordöstlichen Außengrenze der EU trifft er auf Absurdes und auf vieles, was nachdenklich stimmt.
Quelle: Externer Link: https://www.zois-berlin.de/veranstaltungen/archiv-2019/d-is-for-division/

Eine Grenze, drei Länder, zehn Meinungen: wo Historie und unterschiedliche Narrative von Historie aufeinanderprallen – am östlichen Ende des NATO-Gebiets.

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Originalsprachen: Lettisch, Russisch, Englisch


Fortschritt im Tal der Ahnungslosen

(D 2019, R: Florian Kunert, 67 Min.)
An einem demontierten Ort inszenieren syrische Geflüchtete und ehemalige DDR-Bürger*innen eine andere Art Integrationskurs. Das ehemalige Kombinat "Fortschritt“ bei Neustadt in Sachsen produzierte Landmaschinen, die es auch nach Syrien exportierte. Nach der Wende diente es als Geflüchtetenunterkunft. Einer der ehemaligen Arbeiter freut sich, sein rostiges Arabisch an den jungen Männern zu testen, während diese den DDR-Alltag nachstellen – mit Schulappell, Trabbi-Fahren und Heimatliedern. Es wird nach Gemeinsamkeiten gesucht, mit Wirklichkeiten gehadert, und über all dem weht der Hauch des Verlustes der Heimat.
Quelle: Externer Link: https://alfilm.berlin/film/fortschritt-im-tal-der-ahnungslosen/

Bei Dresden: Draußen demonstriert Pegida, drinnen wird angesichts der Flüchtlingswelle die Erinnerung an die Völkerfreundschaft zwischen der DDR und Syrien wach. Der Film erzählt, warum in Sachsen nicht nur Flüchtlingsfeinde wohnen, und wie man ostdeutsche Identitäten und die Identitäten von Geflüchteten hinterfragt. Ein hochkomplexer Essay-Film.

Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Deutsch, Arabisch


Give me Liberty

(USA 2019, R: Kirill Mikhanovsky, 110 Min.)
Als in Milwaukee Unruhen ausbrechen, ist Vic, der Krankentransporte erledigt, hin- und hergerissen zwischen seinem Versprechen, eine Gruppe älterer Russen zu einem Begräbnis zu fahren und dem Bedürfnis, Tracy zu helfen, einer jungen Afroamerikanerin mit ALS.
Externer Link: https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/give-me-liberty-2019

High-Energy-Film über das Zusammentreffen zwischen einem überforderten Altenpfleger, den Klienten eines jüdisch-russischen Altenheims und der Black Community in Milwaukee.

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Englisch, Russisch


Lookbook_Serbistan (Destinacja_Serbistan)

(SRB 2015, R: Zelimir Zilnik, 94 Min.)
LOGBOOK SERBISTAN begleitet junge Männer und Familien aus afrikanischen Ländern, Syrien und Afghanistan auf ihren komplizierten Wegen an die Grenzen der EU. Diskussionen über Schlafplätze in Flüchtlingszentren, Preisverhandlungen mit Schleppern und Taxifahrern, Gespräche zwischen Flüchtlingen und ehemaligen serbischen Gastarbeitern oder die Mithilfe geflüchteter Menschen bei den Aufräumarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe in Serbien werden aus der Perspektive der Migrant*innen gezeigt, die als Laienschauspieler*innen ihre eigenen Geschichten verkörpern.
Quelle: Externer Link: http://stadtkinowien.at/film/993/

Eine Doku-Farce über drei Geflüchtete auf ihrem Weg durch Serbien, mit Ziel: Europa. Dabei ist das bei den Afrikaner/innen durch Vorurteile belastete Serbien gar nicht so schlecht.

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Originalsprachen: Serbisch


Oray

(D 2019, R: Mehmet Akif Büyükatalay, 100 Min.)
Oray, ein junger Muslim, spricht im Streit mit seiner Ehefrau Burcu die islamische Scheidungsformel 'talaq' aus. Der Imam seiner Heimatgemeinde klärt ihn über die Konsequenzen auf: Oray muss sich für drei Monate von ihr trennen. Der Film zeichnet anhand Orays Weg das Leben eines in Deutschland lebenden Muslims nach und lädt ein, die Bedeutung des Glaubens in seinem Alltag zu erleben.
Quelle: https://www.bpb.de/mediathek/303709/oray

Ein "Türkischstämmmiger“ Einwanderer im Ruhrgebiet zwischen großer Liebe und großem Kick, Glaube und langen Nächten. Ein authentischer, selbstironischer und bitterer Film.

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Deutsch, Türkisch, Romani


Smuggling Hendrix

(ZYP 2018, R: Marios Piperides, 92 Min.)
Ein erfolgloser Musiker aus Nikosia bereitet gerade seine Emigration in die Niederlande vor, als sein Hund in den griechisch besetzen Teil der Insel ausreißt. Beim Versuch, das Tier zurückzuholen, verheddert sich der Mann im Gestrüpp der EU-Bürokratie und gerät in immer größere Schwierigkeiten, als er sich mit einem Drogenschmuggler einlässt. Die unterhaltsame Satire wirft bei der Jagd durch die zypriotische Hauptstadt turbulent-melancholische Blicke auf das Lebensgefühl der geteilten Stadt.
Quelle: Externer Link: https://www.filmdienst.de/film/details/593804/smuggling-hendrix

Eine Komödie über die Durchlässigkeit selbst schwer bewachter Grenzen und das Verständnis zwischen Menschen, die sich eigentlich nicht kennen lernen dürfen.

Altersfreigabe: freigegeben ab 6 Jahren

Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Griechisch, Englisch, Türkisch


Zmij – Der Drache

(D 2016, R: Angela Schuster, 14 Min.)
Irgendwo in der Lausitz, 1938: Ein kleines Mädchen wünscht sich einen Drachen, um das Schicksal seiner Familie zum Besseren zu wenden. Währenddessen setzen auch Erwachsene im ganzen Land ihre Hoffnungen auf einen vermeintlichen Erlöser. Der Kurzfilm verbindet eine alte sorbische Sage mit einem Stück deutsch-sorbischer Geschichte.
Quelle: Externer Link: http://luzyca-film.de/smij-der-drache/

Eine sorbisch-deutsche Geschichtsreflexion in sorbischer Sprache – eine der wenigen Sprachminderheiten auf deutschem Boden – darf nicht fehlen.

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Originalsprachen: Sorbisch


Die Filmliste von Bernd Buder endet mit zwei kurzen Filmen zum Thema interkulturell "auf beiden Stühlen“ oder "zwischen den Stühlen“ verortet sein. Es geht um das Beispiel der vietnamesischen Kultur in Berlin bzw. Prag: OBST UND GEMÜSE, entstanden an der Filmuniversität Babelsberg von einem Filmemacher, der selbst Kind ehemaliger vietnamesischer Vertragsarbeiter ist, und MAT GOC, ein tschechisches Pendant dazu von der FAMU Prag.

Mat Goc

(VN/CZ 2014, R: Duzan Duong, 19 Min.)
MAT GOC, wörtlich übersetzt "verlorene Wurzeln“, ist eine negativ konnotierte Bezeichnung für Mitglieder der vietnamesischen Gemeinschaft, die den Prinzipien der vietnamesischen Kultur nicht folgen und somit die Verbindung zu ihren Wurzeln verlieren. Nicht selten kommt es vor, dass im Ausland aufgewachsene Vietnamesen und Angehörige der zweiten Generation nicht die Sprache der Eltern sprechen, sich nicht mit deren Heimat identifizieren. MAT GOC beschäftigt sich mit dem Leben solcher "Entwurzelter" zwischen Tschechien und Vietnam.
Quelle: Externer Link: https://www.filmfestivalcottbus.de/de/component/festivalmanager/movie/930.html

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Tschechisch


Obst und Gemüse

(D 2017, R: Duc Ngo Ngoc, 30 Min.)
Herr Nguyen, Besitzer eines Obst- und Gemüseladens in der Schönhauser Allee, macht seit 19 Jahren seinen Laden von früh bis spät, sieben Mal die Woche auf. Als sein Sohn Duc zum Studieren in eine andere Stadt zieht, springt Harry Bauer als Aushilfskraft ein. Der erklärte Unionfan mit übermäßigem Alkoholkonsum stößt schnell an seine Grenzen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung sitzt Harry wieder ohne Job da und Herr Nguyen wird ins Krankenhaus eingeliefert. Doch das ungleiche Paar nähert sich im Kampf gegen die Gentrifizierung wieder an. Am Ende verbindet die Beiden weit mehr als nur die gemeinsame Leidenschaft für Pyrotechnik.
Quelle: Externer Link: https://www.rbb-online.de/unternehmen/presse/presseinformationen/programm/2016/05/20160526_drehstart_rbb_movie_obst_und_gemuese.html

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Deutsch

Fussnoten

Bernd Buder arbeitet für diverse Filmfestivals und ist freischaffender Kurator und Filmjournalist. Seit 2013 ist er Programmdirektor des FilmFestival Cottbus – Festival des Osteuropäischen Films und Programmberater beim Cinedays-Festival in Skopje und aktuell Programmdirektor des Jüdischen Film Festivals Berlin Brandenburg. Davor leitete der den Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus, das Berliner Filmkunsthaus Babylon und war Programmberater bei diversen Filmfestivals.