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Baustein 3: Warum ich (k)ein Deutscher bin! - Eigene Identität | Jugendliche zwischen Ausgrenzung und Integration | bpb.de

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Baustein 3: Warum ich (k)ein Deutscher bin! - Eigene Identität

Andrea Meschede / Sabine Kühmichel / Julia Behr / Wolfgang Sander

/ 6 Minuten zu lesen

Überblick und Einstieg

Rapper Alpa Gun wurde bekannt durch seinen Song "Ausländer!"

In diesem eher auf emotionale und soziale Kompetenzen ausgerichteten Baustein, steht die Sensibilisierung für die Schwierigkeiten Jugendlicher mit Migrationshintergrund, eine eigene Identität und "Heimat" zu finden und zu definieren, im Mittelpunkt. Es soll dabei nicht nur deutlich werden, wie schwierig es für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist, eine eigene Identität zu finden, sondern auch, welchen Einfluss die Vorstellung anderer dabei hat, die eigene Identität also nicht nur durch einen selbst bestimmt, sondern einem auch von anderen zugeschrieben wird. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass Menschen dadurch ebenfalls ausgegrenzt und benachteiligt werden.

Doch nicht nur die Schwierigkeiten, sondern auch die Chancen eines multikulturellen Hintergrunds sollen aufgezeigt werden. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass es für Jugendliche mit Migrationshintergrund einerseits schwierig sein kann, weil sie häufig zwei Kulturen berücksichtigen müssen, sie andererseits aber auch den Vorteil, haben aus beiden Kulturen schöpfen zu können.

Über den Einstieg mit einem HipHop-Song werden die Schülerinnen und Schüler motiviert, sich im weiteren Verlauf mit den Fragen "Was ist überhaupt 'typisch deutsch'?" und "Was ist für mich 'Heimat'?" zu beschäftigen. Nach der Erarbeitung dieser beiden Fragestellungen wird anhand des Beispiels eines Ehepaares mit Migrationshintergrund exemplarisch aufgezeigt, wie eine gelungene Identitätsfindung von Menschen mit Migrationshintergrund aussehen kann und inwieweit ein multikultureller Hintergrund nicht nur Schwierigkeiten, sondern auch vielfältige Chancen bieten kann.

Zum Abschluss wird vertiefend ein Text behandelt, der deutlich macht, dass selbst Menschen mit Migrationshintergrund, die gut integriert sind und sich als "Deutsche" fühlen, dennoch damit zu kämpfen haben, dass sie von Außen/Fremden das Etikett oder gar die Identität "Ausländer" zugeschrieben bekommen.

Einstieg

Als Impuls für die Schülerinnen und Schüler, sich mit der Frage nach der eigenen Identität (als in Deutschland Lebende) zu beschäftigen, dient ein HipHop-Song von Bands/Sängern mit Migrationshintergrund (Interner Link: Info 03.02). Geeignete Beispiele findet man viele (siehe Interner Link: Info 03.03), eventuell gibt es sogar an der eigenen Schule eine HipHop-Band, deren Lieder und Texte sich mit der Thematik beschäftigen und somit gut für den Einstieg genutzt werden können. Generell ist jedoch darauf zu achten, dass die Liedtexte unbedenklich sind, also weder gewaltverherrlichende noch pornografische oder sprachlich bedenkliche Texte haben.
Für den Einstieg ausgewählt wurde hier exemplarisch der Song von Ammar "Wir sind Deutschland" (Interner Link: M 03.01, Interner Link: Info 03.01), es eigenen sich aber auch die anderen Lieder der Liste. (Unter Infos 03.03a-f findet man jeweils Hintergrundinformationen zu den Sängern/Bands, den Liedtext sowie das Video oder einen Link zum Video.)

Anhand des Liedtextes (Interner Link: M 03.02) des Songs sollen Aspekte der Frage nach der eigenen ("deutschen"?) Identität herausgearbeitet werden. Die Schülerinnen und Schüler hören das Lied, sie verfolgen den Text und ergänzen die fehlenden Wörter in den Lücken. Mit Hilfe des Songtextes sollen folgende Fragen beantwortet und in der Klasse diskutiert werden:

  • Was meint der Sänger mit "Wir sind Deutschland" bzw. "Wir sind deutsch"?

  • Was und wen kritisiert er? Welchen Vorwurf erhebt er indirekt?

Die Schülerinnen und Schüler werden darüber hinaus angeregt zu hinterfragen, was es überhaupt heißt, "Deutsche/r" zu sein.

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Was ist überhaupt "deutsch"?

Ein türkischer Gartenzwerg? Karikatur von Thomas Plaßmann (M 03.04). (© Plaßmann )

Der im Einstieg aufkommenden Frage "Was ist deutsch?", "Wer ist deutsch?" sollen die Schülerinnen und Schüler im weiteren Verlauf nachgehen. Dies kann in Form eines Brainstormings auf Grundlage des im Einstieg verwendeten Liedtextes erfolgen. Unterstützend - je nach Leistungsstärke der Schülerinnen und Schüler - können weitere Materialien hinzugezogen werden, z.B. kann man eine Infobox in der Klasse aufstellen, in der die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf Einblick nehmen und sich Anregungen holen können.
Mögliche Zusatzmaterialien für eine solche Infobox könnten folgende Materialien sein:

Die Schülerinnen und Schüler halten ihre Ergebnisse in Form einer Collage oder einer Mindmap (Interner Link: Info 03.04) fest. (Zur Methode Mindmap siehe auch die Methodenkarte 10A der Methodenkiste.)

Im Unterrichtsgespräch werden die Ergebnisse anschließend ausgewertet, sowie wichtige Aspekte und Begriffe wie u.a. "Heimat", "Deutsche Staatsbürgerschaft", "Sprache", "kulturelle Besonderheiten" etc. fixiert (z.B. auf der Tafel) . Die detailliertere Erarbeitung einiger dieser Aspekte erfolgt in Interner Link: Baustein 4 bzw. Interner Link: Baustein 5.

"Bin ich selbst Deutsche/r?" und "Was ist für mich Heimat?"

Vertiefend soll anschließend der Frage nach der eigenen Identität und Heimat bzw. des Sich-heimisch-fühlens nachgegangen werden. Beim Betrachten der Collagen oder

Mindmaps stellt sich unweigerlich die Frage: "Bin ich selbst Deutsche/r?" oder "Wann bin ich "Deutsche/r?" Wenn ich alle diese Dinge als für mich wichtig erachte und verkörpere, oder nur einige auf mich zutreffen, z.B. weil ich in Deutschland wohne und Deutschland somit meine Heimat ist? ("Hier ist meine Heimat" - Zitat aus dem Liedtext). "Was ist für mich überhaupt Heimat?" und "Wo fühle ich mich heimisch?" Die Schülerinnen und Schüler diskutieren in der Klasse, was für sie "Heimat"/"Sich-heimisch-fühlen" bedeutet. Ist das für alle gleich oder wie unterscheiden sich die einzelnen Definitionen für Heimat? (Interner Link: Info 03.05)

Die genannten Aspekte werden stichwortartig festgehalten. Wichtig ist hierbei das Herausstellen der Vielfalt an Antworten sowie das Aufzeigen der Schwierigkeit, dies für sich selbst zu definieren, insbesondere für Menschen mit multikulturellem Hintergrund, die meist mehrere Kulturen berücksichtigen müssen. Sofern nicht schon in der Klasse diese Problematik auftaucht, empfiehlt es sich, junge Migrantinnen und Migranten selbst zu Wort kommen zu lassen (Interner Link: M 03.08 und Interner Link: M 03.12) - entweder als Filmbeitrag oder nur als Zitate.

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Türkisch oder deutsch? - erfolgreiche Migranten in Deutschland

Angesichts der vielen Möglichkeiten, seine eigene kulturelle/nationale Identität und Heimat zu definieren, stellt sich die Frage, ob bzw. wie es Menschen mit Migrationshintergrund schaffen können, den verschiedenen kulturellen Ansprüchen gerecht zu werden und für sich eine eigene Identität und "Heimat" zu definieren?

Anhand des Beispiels eines gut integrierten türkischen Paares (Interner Link: Info 03.06; Interner Link: M 03.09 Film; bei fehlenden technischen Voraussetzungen alternativ den Text Interner Link: M 03.10 schon hier einsetzen) analysieren die Schülerinnen und Schüler nochmals am konkreten Beispiel die Schwierigkeiten, aber auch die vielfältigen Möglichkeiten, die Menschen mit mehreren Kulturen dabei haben.

Die Schülerinnen und Schüler machen sich mit dem Fallbeispiel vertraut und identifizieren Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten für die Identitätsfindung dieser multikulturellen Beispielpersonen. Folgende Aspekte sollen dabei genauer betrachtet werden:

  • Beruf,

  • Geschlechterrollen(-bilder),

  • Religion, Sitten/Bräuche,

  • gesellschaftliches/politisches Engagement, ...

Anhand dieser Aspekte wird offensichtlich, dass die Calisirs so ganz und gar nicht unseren Vorstellungen von eines türkischen Ehepaars entsprechen. "Widersprüche" und Brüche zu gängigen Stereotypen und Vorurteilen verdeutlichen, dass es eben nicht "die" türkischen Mitbürger gibt, sondern jede/r für sich selbst seine Identität zwischen/mit den Kulturen sucht und findet.

Zum Schluss wird zur Sicherung anhand eines Textes (Interner Link: M 03.10) noch einmal aufgezeigt, dass Menschen mit multikulturellem oder Migrationshintergrund sich nicht unbedingt zwischen den beiden Kulturen entscheiden müssen, sondern auch ein "Kulturzapping" möglich ist. Vertiefend wird darüber hinaus thematisiert, dass selbst Menschen mit Migrationshintergrund, die gut integriert sind und sich als "Deutsche" fühlen, dennoch damit zu kämpfen haben, dass sie von außen/Fremden das Etikett oder gar die Identität "Ausländer" zugeschrieben bekommen. Alternativ kann ein kürzerer Text (Interner Link: M 03.11) eingesetzt werden, der lediglich diesen zusätzlichen Aspekt thematisiert.

Eine überleitende Frage zu Interner Link: Baustein 4 könnte wie folgt formuliert werden: Wie kann das Zusammenleben trotz all der unterschiedlichen Identitäten und Vorstellungen gelingen?

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Fussnoten

Fußnoten

  1. Zu den Personen mit Migrationshintergrund gehört die ausländische Bevölkerung – unabhängig davon, ob sie im Inland oder im Ausland geboren wurde – sowie alle Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Daneben zählen zu den Personen mit Migrationshintergrund auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten Ausländer sowie eine Reihe von in Deutschland Geborenen mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus dem Migrationsstatus der Eltern ableitet.

    Zu den letzteren gehören die deutschen Kinder (Nachkommen der ersten Generation) von Spätaussiedlern und Eingebürgerten und zwar auch dann, wenn nur ein Elternteil diese Bedingungen erfüllt, während der andere keinen Migrationshintergrund aufweist. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das Optionsmodell erfüllen, d.h. mit einer deutschen und einer ausländischen Staatsangehörigkeit in Deutschland geboren wurden.

    Aus: Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund – Ergebnisse des Mikrozensus 2005, Wiesbaden 2007.

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