Inhaltsbeschreibung
Die Ukraine gehört nicht nur geografisch zu Europa, ihre kulturellen und geschichtlichen Bindungen nach Westen sind in Jahrhunderten gewachsen. 1922 wurde die Ukraine Teil der Sowjetunion. Danach und insbesondere als Folge der nationalsozialistischen und der stalinistischen Diktatur wurden diese Bezüge gekappt und unterdrückt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieben die Verbrechen gegenüber der ukrainischen Bevölkerung ein Tabu: der Holocaust, Deportationen, Massaker, aber auch der millionenfache Hungertod in der Ukraine als Folge der stalinistischen Kollektivierungsmaßnahmen in den 1930er Jahren.
Der Sammelband wendet sich diesen Erfahrungen von Fremdherrschaft, Terror und Gewalt zu, die in der gemeinsamen Erinnerungspolitik Europas bisher wenig Beachtung finden. Die Autorinnen und Autoren vermitteln nicht nur die Bedeutung dieser so belasteten Vergangenheit – zu der auch der GAU von Tschernobyl zählt - für das Verständnis der modernen Ukraine. Sie fragen auch nach ihrer andauernden Wirkmächtigkeit in einem Staat, der nach dem Überfall Russlands im Februar 2022 um seine Existenz kämpft.