Inhaltsbeschreibung
Gesellschaften sind zunehmend in Befindlichkeiten und Interessenlagen fragmentiert. Zugleich schwinden tradierte Gewissheiten, und die Störanfälligkeit der Bedingungen wird sichtbar, unter denen Politik und Wirtschaft, Justiz und Bildung, Medien und Religionen in den vergangenen Jahrzehnten nach je eigenen Logiken agierten. Problemlagen wie die Erderhitzung, Kriege, ökomische oder soziale Verwerfungen liegen aber, konstatiert Armin Nassehi, quer zu etablierten Bewältigungsmustern.
Er beleuchtet kritisch Fehlschlüsse einer eindimensional gedachten Transformation: Zumeist schaffe eine vermeintlich stringente Lösung an einer Stelle ein neues Problem an anderer, und viele ambitionierte Konzepte setzten sich zu wenig mit den Lebensrealitäten von Menschen auseinander. So komme es zu Brüchen zwischen deren Erwartungen, der politischen Lösungskompetenz und faktisch fehlenden Instrumenten dazu. Sei aber das Vertrauen in zielführendes Handeln der Politik einmal erschüttert, so hätten, meint Nassehi, solche Akteure leichtes Spiel, die als vermeintliche Kümmerer zwar vehement auf Sprechfähigkeit und Sichtbarmachung gesellschaftlicher Gruppen pochten, selbst aber keine Lösungen für bestehende Probleme anbieten.
Nassehi plädiert für einen agenda-, akteurs- und adressatenbezogenen Transformationsprozess, der sich an der Vielfalt der Lebenswirklichkeiten ausrichte und damit das Vertrauen in die Handlungskompetenz der Demokratie stärke. Denn letztlich, so argumentiert Nassehi, sei es die aktuelle, reale und in sich widersprüchliche Gesellschaft, die sich selbst transformiere.