Inhaltsbeschreibung
Marode Schulgebäude, Unterrichtsausfall, schlechte PISA-Ergebnisse und eine hohe Abbrecherquote: Um das deutsche Schulsystem scheint es nicht zum Besten bestellt. Trotz allen Bekenntnisses zum Wert der Bildung seitens der Politik seien die bisherigen Bemühungen, diesen Zustand zu ändern, bestenfalls halbherzig, so der Bildungsforscher Tim Engartner.
Von der unzureichend ausgebauten Kita-Infrastruktur bis hin zur Unterfinanzierung der Hochschulen benennt der Autor zahlreiche Defizite im deutschen Bildungssystem. Im Fokus stehen dabei die Schulen: Während der Ausbau des Ganztagsunterrichts nur schleppend vorankomme, falle zugleich massenhaft Unterricht aus, Lehrer seien ungenügend ausgebildet, und die Unterrichtsqualität führe zu mangelhaften Lernergebnissen. Die Digitalisierung sei dabei keineswegs das Allheilmittel, als das sie vielfach präsentiert werde. Finanziell besser gestellte Eltern schaffen sich, so Engartner, eigenständig Abhilfe, etwa durch private Nachhilfe oder den Wechsel ins Privatschulsystem. Dies verstärke die im internationalen Vergleich ohnehin extrem hohe soziale Selektivität im deutschen Bildungssystem. Diesen Zustand hinzunehmen, unterschätze, dass Bildungspolitik zugleich präventive Sozialpolitik sei, die arbeitsmarktrelevante Fähigkeiten vermittele und soziale Teilhabe ermögliche. Es sei nicht nur ungerecht, sondern auch leistungsfeindlich, dass das Elternhaus nach wie vor eine so große Rolle für den Bildungserfolg und die gesellschaftliche Positionierung spiele. Daher gelte es, so der Autor, den Wert von Leistung sowohl in der Gesellschaft als auch im Bildungssystem zu stärken.