Inhaltsbeschreibung
Politische Parteien und Bewegungen, die für sich in Anspruch nehmen, die Interessen „des Volkes“ gegen „die Eliten“ zu vertreten, haben in den vergangenen Jahren weltweit an Einfluss gewonnen. Wie lässt sich dieses Phänomen verstehen? Der Politikwissenschaftler Kolja Möller wirft einen analytischen Blick darauf und zeigt, dass populistische Mobilisierung nicht zufällig entstehe, sondern in der Struktur der modernen Demokratie selbst angelegt sei. Da diese politische Legitimität aus der Volkssouveränität ableite, bestehe stets die Möglichkeit, den Vertretungsanspruch etablierter Akteure infrage zu stellen. Insbesondere in Krisenzeiten, in denen das Vertrauen in die Problemlösungskompetenz des politischen Systems und seines Personals schwinde, sei dies verstärkt der Fall.
Während populistische Bewegungen grundsätzlich, so der Autor, auch fortschrittliche Impulse setzen können, sei in den vergangenen Jahren vor allem ein autoritärer Populismus sichtbar geworden, der auf Abgrenzung und Ausschluss basiere. Möller argumentiert, dass es darauf ankomme, das Bedürfnis nach kollektiver Selbstwirksamkeit ernst zu nehmen und „populär“- demokratische Energien nicht den autoritären Akteuren zu überlassen, sondern diese produktiv auf gesellschaftliche Problemlagen zu beziehen. Zugleich müsse jedoch auch die Komplexität moderner Gesellschaften berücksichtigt werden. Gesellschaft sei nicht allein durch politische Willenskraft steuerbar – wer einfache Lösungen verspreche, unterschätze die strukturellen Herausforderungen, die moderne Demokratien zu bewältigen haben.