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Zur Identität transnationaler Bewegungen

Priska Daphi

/ 12 Minuten zu lesen

Occupy geht um die Welt. Was verbindet die Protestierenden in den Zeltlagern im New Yorker Zuchotti-Park mit jenen auf der Grünfläche vor der europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main? Haben wir es mit einer transnationalen Bewegung zu tun? Wenn ja, was hält sie zusammen? Dieser Beitrag befasst sich mit der kollektiven Identität transnationaler Bewegungen. Betrachtet wird die wohl heterogenste und langlebigste transnationale Bewegung: die globalisierungskritische Bewegung. In Forderungen, Organisations- und Protestformen stellt sie einen wichtigen Vorläufer der Occupy-Proteste dar.

Soziale Bewegungen sind dichte Netzwerke von Gruppen und Organisationen, die auf Grundlage einer gemeinsamen Identität sozialen Wandel herbeiführen, verhindern oder rückgängig machen wollen – meist mithilfe von Protest, der sich an klar definierte Gegner richtet. Als transnational werden soziale Bewegungen dann bezeichnet, wenn die eng vernetzten Gruppen und Organisationen aus verschiedenen Ländern stammen. Dabei sind die Adressaten der Proteste häufig – aber nicht immer – Regierungen verschiedener Länder, internationale Institutionen oder transnationale Unternehmen.

Transnationale Bewegungen zeichnen sich nicht nur durch ihre geografische, sondern auch ihre soziokulturelle Diversität aus. Beides zusammen erschwert die Herausbildung einer zentralen Grundlage des Zusammenhalts: der gemeinsamen Identität. Die Bewegungsforschung hebt hervor, dass kollektive Identität eine entscheidende Rolle für die Entstehung, das Fortbestehen und die taktischen Entscheidungen sozialer Bewegungen spielt. Das gilt auch für transnationale Bewegungen.

Kollektive Identität ist keine feststehende Eigenschaft, sondern bedarf der kontinuierlichen Neuausrichtung und Stabilisierung. Auch bezeichnet kollektive Identität keine individuelle Eigenschaft oder soziale Rolle, sondern die Selbst- und Fremddefinition eines Kollektivs als Gruppe. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen oder kulturellen Kategorie sowie ein gemeinsamer Ort sind wichtige Voraussetzungen kollektiver Identitätskonstruktion. Diese Voraussetzungen fehlen größtenteils in transnationalen Bewegungen: Per Definition befinden sie sich nicht an einem Ort, und sie schließen Akteure unterschiedlicher nationaler Herkunft ein. Wie entsteht in transnationalen Bewegungen nichtsdestotrotz eine gemeinsame Identität?

Dieser Frage wird im Folgenden mit Blick auf die globalisierungskritische Bewegung nachgegangen. Sie ist in vielerlei Hinsicht eine besonders heterogene transnationale Bewegung und damit ein interessanter Fall für die Frage des Zusammenhalts. Drei zentrale Aspekte der Identitätskonstruktion in sozialen Bewegungen werden unterschieden: gemeinsame Deutungsmuster, kollektives Handeln und aktive Netzwerke. Zunächst werden die theoretischen Grundlagen des jeweiligen Aspekts erläutert. Anschließend wird auf seine Bedeutung für soziale Bewegungen im Allgemeinen und die globalisierungskritische Bewegung im Besonderen eingegangen. Letzteres bezieht sich neben der bestehenden Literatur auf eine kürzlich durchgeführte Befragung globalisierungskritischer Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland.

Die globalisierungskritische Bewegung

Die globalisierungskritische Bewegung, aufgrund ihrer Diversität auch oft im Plural genannt, bezeichnet ein Netzwerk meist linksorientierter Gruppen und Bewegungen, das sich gegen neoliberale Globalisierungsstrategien (wie etwa Freihandel, Deregulierung und Privatisierung) wendet und soziale, wirtschaftliche, politische und ökologische Gerechtigkeit fordert. Verschiedene Formen kollektiven Handelns werden dabei eingesetzt. Besonders prominent sind die Gipfelproteste, zum Beispiel gegen die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) in Seattle im Jahre 1999 oder den Gipfel der „Gruppe der Acht“ (G8) in Genua im Jahre 2001.

Die Zusammensetzung der Bewegung ist sehr heterogen. Dies betrifft zum einen die soziale Basis – im Gegensatz beispielsweise zur Arbeiterbewegung. Befragungen bei europäischen Protestaktionen haben gezeigt, dass die Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen stammen (allerdings mit einem hohen Studierendenanteil). Auch sind verschiedene Generationen vertreten: etwa die Hälfte ist unter 45 Jahren alt. Zum anderen variieren Organisationsstrukturen und ideologische Ausrichtung stark: Die Bewegung kennzeichnet ihr breites Bündnis verschiedener Akteure von institutionalisierten Organisationen wie Gewerkschaften, Parteien, kirchlichen Verbänden und Nichtregierungsorganisationen bis hin zu Bürgerinitiativen und Basisbewegungen.

Gemeinsame Deutungsmuster

Identität basiert auf einem gemeinsamen Verständnis von Problemen, Zielen und Mitteln. Dieser Punkt greift auf den weitverbreiteten Framing-Ansatz in der Bewegungsforschung zurück. Der Ansatz baut auf Ervin Goffmans Konzept der Rahmenanalyse auf und hebt hervor, dass Akteure ihre Umwelt im Rahmen eines bestimmten interpretativen Schemas wahrnehmen, das die Welt vereinfacht und komprimiert.

In sozialen Bewegungen bezieht sich dieser gemeinsame Interpretationsrahmen speziell auf die anzugehenden Probleme sowie ihre Verursacher, mögliche Gegenmaßnahmen und die Handlungsmotivation. In der Festlegung dieser Interpretationsrahmen wird nicht nur die Umwelt, sondern auch die eigene Gruppe in Abgrenzung zu „den Anderen“ definiert. So werden Problemanalyse und Lösungsansatz selbst zum Identifikationsfaktor.

Studien zur globalisierungskritischen Bewegung haben gezeigt, dass die Aktivistinnen und Aktivisten trotz unterschiedlicher Problemanalysen und Lösungsansätze einen übergreifenden Deutungsrahmen teilen. Neoliberale Globalisierung wird als zentrale Ursache für das Problem der ungleichen Ressourcenverteilung gesehen. Dieser breite Deutungsrahmen erlaubt es, die verschiedenen Anliegen der beteiligten Gruppen unter ein Dach zu bringen: Während Gewerkschaften neoliberale Politik für die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen verantwortlich machen, identifizieren Umweltschützer die fehlende Regulierung als Grund für zunehmende Umweltkatastrophen; christliche Initiativen heben das Problem der Armut und Verschuldung hervor, und (post-) autonome Gruppen sehen darin den Kampf gegen das kapitalistische System selbst.

Obwohl sehr breit, ermöglicht dieser Deutungsrahmen, gemeinsame Gegner zu identifizieren. Die Kritik richtet sich sowohl gegen neoliberale Politik auf nationaler Ebene als auch gegen transnationale Konzerne und internationale Regierungsorganisationen wie die Weltbank, den Internationalen Währungsfond (IWF) oder die WTO. Die Abgrenzung zu den politischen und wirtschaftlichen Eliten („Ihr G8, wir 6 Milliarden“) verstärkt das Gemeinschaftsgefühl auf Grundlage der geteilten Weltsicht. Wie jedoch das Problem der neoliberalen Globalisierung konkret zu lösen ist, wird mitunter sehr unterschiedlich interpretiert, auch wenn die Globalisierung von politischen und sozialen Rechten einen übergeordneten Lösungsansatz darstellt.

Die kürzlich mit globalisierungskritischen Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland geführten Interviews bestätigen dies: Gefragt danach, was sie vereint, betont der Großteil übereinstimmend die Opposition gegen die neoliberale Globalisierung. Diese sei die Ursache des Problems der ungleichen Verteilung von Ressourcen – mit „vielen Verlierern und wenig Gewinnern“. Neoliberale Globalisierung steht dabei gruppenübergreifend nicht nur für das Freihandelssystem, sondern auch für die „Herrschaft des Geldes“ – die Vorherrschaft von Profit und Wirtschaft allgemein und das wachsende Demokratiedefizit. Damit wird Neoliberalismus auch für Krieg und Umweltzerstörung verantwortlich gemacht. Laut dem Großteil der Aktivistinnen und Aktivisten gilt es also, die ungerechte Verteilung „von oben nach unten“ umzukehren, die „Interessen der Menschen in den Mittelpunkt“ zu stellen und die demokratische Mitbestimmung zu stärken. Solidarität, Pluralismus und Autonomie spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

Kollektives Handeln

Für den Zusammenhalt ist eine rein kognitive Übereinkunft über Problemursachen und Ziele nicht ausreichend. Kollektive Identität entsteht auch durch die Umsetzung von Vorstellungen und Zielsetzungen in gemeinsames Handeln. Dieser Punkt bezieht sich auf einen handlungspraktischen Ansatz, der betont, dass kollektives Handeln Gemeinschaft effektiver stabilisiert als Diskurse. Hierbei wird auf Emile Durkheims Theorie ritueller Praktiken zurückgegriffen: Handlungen in körperlicher Ko-Präsenz generieren Emotionen, die gruppeninterne Solidarität und kollektive Zugehörigkeit verfestigen, vor allem wenn sie ritualisiert sind.

Für den Zusammenhalt sozialer Bewegungen spielt kollektives Handeln eine wichtige Rolle, sowohl im Alltag als auch in außeralltäglichen Aktivitäten. Der persönliche Austausch und die geteilten negativen wie positiven Erfahrungen schaffen Vertrauen zueinander und Abgrenzung zu „den Anderen“. Gleichzeitig schafft die regelmäßige Wiederholung gemeinsamer Handlungen identitätsstiftende Rituale, vor allem in alltäglichen Handlungen. Außeralltägliche Aktivitäten wie Proteste bestärken das Gemeinschaftsgefühl zusätzlich durch die starken Emotionen, die sie hervorrufen – zumal, wenn es sich um riskante Aktionen handelt. Protest ist damit nicht nur für die Sichtbarkeit der Forderungen nach außen wichtig, sondern auch für den internen Zusammenhalt.

Die globalisierungskritische Bewegung ist stark durch ihre außeralltäglichen, transnationalen Proteste und Treffen geprägt. Neben den europäischen und weltweiten Sozialforen sind vor allem die Gipfelproteste für den Zusammenhalt und die Kontinuität der Bewegung von großer Bedeutung. So zeigen Studien der Gipfelproteste, dass die gemeinsamen Protestaktionen Gefühle wie Wut, Angst, Panik, aber auch Freude und Euphorie hervorrufen, die aufgrund ihres gemeinsamen Erfahrens die Gruppenidentität bedeutend stärken. Dabei unterscheiden sich Protestformen in ihrer emotionalen Intensität: Karnevaleske und konfrontative Aktionsformen, wie zum Beispiel im „pink-silbernen“ oder „blauen“ Block der Gegengipfel, sind emotional intensiver als klassische, risikoärmere Formen des Protests wie etwa Demonstrationen. Neben der emotionalen Intensität bilden die Gipfelproteste und Sozialforen eine weitere wichtige Ressource kollektiver Identitätsbildung: Sie sind Bausteine einer gemeinsamen Bewegungsgeschichte – und das nicht nur für diejenigen, die daran teilgenommen haben. Speziell die Proteste gegen die WTO-Ministerkonferenz in Seattle im Jahre 1999 und das erste Weltsozialforum in Porto Alegre im Jahre 2001 bilden die Fundamente eines länderübergreifenden Gründungsmythos.

Gefragt nach der Bedeutung transnationaler Treffen und Protestaktionen für die Bewegung nennen globalisierungskritische Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland an erster Stelle emotionale Faktoren. Hierbei wir vor allem das Gefühl hervorgehoben, „nicht alleine“ zu sein mit seinem Anliegen. Mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus der ganzen Welt zusammenzutreffen und zu „kämpfen“, verleiht ein „Gefühl der Solidarität und Stärke“. Das gibt „Mut“, von dem man in Zeiten von Rückschlägen oder der „alltäglichen Sisyphusarbeit“ zehren kann. Auch erlaubt es, eigene Probleme in den Zusammenhang anderer Probleme zu stellen und sich so als Teil einer globalen Bewegung zu begreifen. „Der Horizont erweitert sich.“ Der „lebendige“, persönliche Austausch – „dass man sich sieht, miteinander spricht und einander kennt“ – ist Voraussetzung für die kontinuierliche Zusammenarbeit über Entfernung, „sonst wird’s trocken, abstrakt und langweilig“.

Aktive Netzwerke

Wie der letzte Absatz andeutet, ist kollektives Handeln auch aus einem weiteren Grund von großer Bedeutung für den Zusammenhalt von Bewegungen. Die Identität sozialer Bewegungen nährt sich auch aus aktiven Netzwerken, in denen sich Akteure austauschen, gegenseitig beeinflussen, miteinander verhandeln und Entscheidungen treffen. Dieser Punkt greift zurück auf die Kernthese der Netzwerktheorie: Soziales Handeln ist nicht primär von den individuellen Eigenschaften der Akteure, sondern von ihren Beziehungen zueinander geprägt.

In sozialen Bewegungen, so haben mehrere Studien gezeigt, hängt sowohl der Beginn als auch die Kontinuität des aktivistischen Engagements stark von den persönlichen Beziehungen zu anderen Aktivistinnen und Aktivisten ab. Dabei unterscheidet sich die identitätsstiftende Wirkung der Netzwerke je nachdem, wie eng oder breit, informell oder institutionalisiert die Beziehungen sind. Die Beziehungen entstehen und verfestigen sich durch persönliche Kommunikation. Große Protestaktionen und Treffen spielen hierbei eine besondere Rolle.

In der globalisierungskritischen Bewegung sind speziell enge und informelle Netzwerke zwischen Aktivistinnen und Aktivisten unterschiedlicher und/oder geografisch verstreuter Gruppen von großer Bedeutung. Ein Teil dieser Netzwerke entstand bereits im Vorfeld der globalisierungskritischen Protestwelle, zum Beispiel im Kontext der Friedensbewegung in den 1980er Jahren. Die ersten globalisierungskritischen Kampagnen und Proteste in den 1990er Jahren haben schließlich entscheidend zur Entstehung und Intensivierung globalisierungskritischer Netzwerke beigetragen. Die engen, informellen Netzwerke ermöglichen es, auf Grundlage persönlichen Vertrauens schnell und verbindlich miteinander in Kontakt zu treten – trotz geografischer Distanz und unterschiedlicher Standpunkte. Durch ihre Einbettung in verschiedene Bewegungssektoren und ihre unterschiedliche Herkunft können diese Netzwerke dabei unterschiedliche Gruppen für Kampagnen und Aktionen mobilisieren. Die so organisierten Treffen und Proteste intensivieren wiederum bestehende Beziehungen und bringen neue Akteure zusammen.

In diesem Sinne betonen globalisierungskritische Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland neben der emotionalen Wirkung transnationaler Treffen und Proteste auch ihre Rolle im Entstehen und in der Intensivierung von Bündnissen: Das Kennenlernen von Personen anderer Gruppen ermöglicht und stabilisiert die Zusammenarbeit – „je besser man persönlich miteinander kann, desto besser“. Die Vernetzung stellt eine personelle und materielle „Ressourcenbündelung“ dar: Nicht nur Texte und Analysen können einfacher ausgetauscht werden, auch das Wissen, welche Personen man „in irgendeiner Weltregion“ mit einem bestimmten Anliegen ansprechen oder besuchen kann, ist zentral. Damit generieren die transnationalen Treffen und Proteste eine wichtige Bewegungsinfrastruktur.

Fazit

Der Zusammenhalt transnationaler Bewegungen hängt von drei Faktoren ab: erstens von gemeinsamen Deutungsmustern, die nicht nur ein geteiltes Verständnis von Problemen, Zielen und Mitteln ermöglichen, sondern auch die Abgrenzung zu anderen Akteuren; zweitens von kollektivem Handeln, das gemeinsame Gefühle hervorruft und damit das Gemeinschaftsgefühl sowie den Gründungsmythos stärkt; sowie drittens von aktiven Netzwerken, die den kontinuierlichen Austausch unter den Aktivistinnen und Aktivisten ermöglichen und stark durch in persönlichen Begegnungen aufgebautes Vertrauen geprägt sind.

Des Weiteren konnte am Beispiel der globalisierungskritischen Bewegung gezeigt werden, dass sich die kollektive Identität transnationaler Bewegungen von der in nationalen oder lokalen Bewegungen unterscheidet. So wurde deutlich, dass zwar alle drei Faktoren eine Rolle spielen, jedoch aufgrund der Eigenschaften transnationaler Bewegungen eine besondere Form annehmen.

Für das gemeinsame Handeln spielen besonders die großen internationalen Treffen und Protestaktionen eine zentrale Rolle, bei denen Aktivistinnen und Aktivisten aus der ganzen Welt zusammenkommen. Aufgrund der ideologischen, sozialen und strukturellen Vielfalt ist der gemeinsame Deutungsrahmen so breit gefasst, dass abweichende Detailanalysen und Lösungsansätze darin Platz finden. Enge und informelle Netzwerke sind besonders dann wichtig, wenn sie inhaltliche Vielfalt und geografische Distanz überbrücken. Kollektive Identität in transnationalen Bewegungen ist eine offene Form der Identität, die große Vielfalt zulässt – und wünscht.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Dieter Rucht, Kollektive Identität, in: Forschungsjournal, 8 (1995) 1, S. 9–23; Donatela della Porta/Mario Diani, Social movements, Oxford 2006.

  2. Vgl. Sidney Tarrow, Transnational Politics, in: Annual Review of Political Science, 4 (2001) 1, S. 1–20; Dieter Rucht, Transnational Social Movements in the Era of Globalization, in: Mark Herkenrath et al. (eds.), The Future of World Society, Zürich 2005.

  3. Vgl. Massimiliano Andretta et al., No Global – New Global, Frankfurt/M.–New York 2003.

  4. Vgl. Scott A. Hunt/Robert D. Benford, Collective Identity, Solidarity, and Commitment, in: David A. Snow et al. (eds.), The Blackwell Companion to Social Movements, Malden u.a. 2008.

  5. Vgl. Alberto Melucci, Challenging Codes: Collective Action in the Information Age, New York 1996; Priska Daphi, Soziale Bewegungen und Kollektive Identität, in: Forschungsjournal Soziale Bewegungen (FJSB), 24 (2011) 4, S. 13–26.

  6. Entgegen sozialer Identität ist kollektive Identität damit konstitutiv für Gruppen. Vgl. Dieter Rucht, Lassen sich personale, soziale und kollektive Identität sinnvoll voneinander abgrenzen?, in: FJSB, 24 (2011) 4, S. 26–30.

  7. Vgl. William H. Sewell, Space in Contentious Politics, in: Ronald Aminzade (ed.), Silence and voice in the study of contentious politics, Cambridge, MA–New York 2001.

  8. Diese Dreiteilung greift auf Alberto Meluccis (Anm. 5) einflussreiche Erklärung der Entstehung kollektiver Identität zurück. Sein prozessualer Identitätsbegriff unterscheidet drei Elemente kollektiver Identität: 1) kognitive Definitionen von Zielen, Mitteln und Aktionskontexten, 2) ein Netzwerk aktiver Akteursbeziehungen, 3) emotionale Einbindung im Rahmen kollektiven Handelns.

  9. Die Angaben basieren auf 28 Interviews mit Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland, welche die Autorin im Rahmen ihrer Doktorarbeit in den Jahren 2011/2012 führte. Die Befragten gehören verschiedenen Gruppen der Bewegung an und sind seit mindestens zehn Jahren aktiv.

  10. Vgl. Donatella della Porta, The Global Justice Movement, in: Donatella della Porta (ed.), The Global Justice Movement, London 2007.

  11. Vgl. M. Andretta et al. (Anm. 3).

  12. Vgl. Dieter Rucht/Roland Roth, Globalisierungskritische Netzwerke, Kampagnen und Bewegungen, in: dies. (Hrsg.), Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945, Frankfurt/M.–New York 2008; M. Andretta et al. (Anm. 3).

  13. Vgl. Scott A. Hunt/Robert D. Benford, Identity Talk in the Peace and Justice Movement, in: Journal of Contemporary Ethnography, 22 (1994) 4, S. 488–517; A. Melucci (Anm. 5).

  14. Vgl. Ervin Goffman, Frame Analysis, Boston 1974.

  15. Vgl. S. A. Hunt/R. D. Benford (Anm. 4).

  16. Vgl. dies. (Anm. 13).

  17. Diese Befunde basieren auf Befragungen während der Proteste gegen den G8-Gipfel in Genua 2001 und des Europäischen Sozialforums in Florenz 2002. Vgl. Donatela della Porta et al., Globalization from below, Minneapolis 2006; M. Andretta et al. (Anm. 3).

  18. Häufig genutzter Slogan auf Protesten gegen G8-Treffen, wie etwa in Genua 2001.

  19. Die hier und in den anderen Absätzen zitierten Worte und Phrasen beziehen sich jeweils auf häufig verwendete Formulierungen in den Interviews.

  20. Vgl. D. Rucht (Anm. 1).

  21. Vgl. für Details zu diesem Ansatz: P. Daphi (Anm. 5).

  22. Vgl. James M. Jasper, The Art of Moral Protest, Chicago 1997.

  23. Vgl. Emile Durkheim, The Elementary Forms of Religious Life, New York 1965.

  24. Vgl. Randall Collins, Interaction Ritual Chains, Princeton 2004.

  25. Vgl. D. Rucht (Anm. 1).

  26. Vgl. Sebastian Haunss, Identität in Bewegung, Wiesbaden 2004; J.M. Jasper (Anm. 22).

  27. Vgl. Jeffrey S. Juris, Performing politics: Image, embodiment, and affective solidarity during anti-corporate globalization protests, in: Ethnography, 9 (2008) 1, S. 61–97.

  28. Vgl. Francesca Polletta, Contending stories, in: Qualitative Sociology, 21 (1998), S. 419–446.

  29. Vgl. Priska Daphi, Collective Identity Across Borders: Bridging Local and Transnational Memories in the Italian and German Global Justice Movement, in: Laurence Cox/Cristina Flesher Fominaya (eds.), Understanding European Movements, London–New York (i.E.).

  30. Vgl. A. Melucci (Anm. 5).

  31. Vgl. Bruno Trezzini, Theoretische Aspekte der sozialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, 24 (1998), S. 511–544.

  32. Vgl. für einen Überblick: D. d. Porta/M. Diani (Anm. 1).

  33. Vgl. Mario Diani, Networks and Participation, in: D.A. Snow et al. (Anm. 4).

  34. Vgl. Donatela della Porta, The Global Justice Movement in Context, in: dies. (Anm. 10).

  35. Vgl. Dieter Rucht et al., The Global Justice Movements in Germany, in: ebd.

  36. Zum Beispiel die internationale Kampagne gegen das Multilaterale Investitionsabkommen (MAI) in den Jahren 1997/1998.

  37. Vgl. Christopher Rootes/Clare Saunders, The Global Justice Movement in Great Britain, in: D. d. Porta (Anm. 10).

  38. Im Gegensatz zu anderen Studien, welche beispielsweise die besondere Bedeutung von gemeinsamen Deutungsmustern (D. d. Porta et al., Anm. 17) oder Emotionen (J.S. Juris, Anm. 27) in transnationalen Bewegungen hervorheben.

  39. Vgl. Dieter Rucht, Transnationale Öffentlichkeiten und Identität in neuen sozialen Bewegungen, in: Hartmut Kaelble et al. (Hrsg.), Transnationale Öffentlichkeiten und Identitäten im 20. Jahrhundert, Frankfurt/M. 2002; Donatella della Porta, Multiple Belongings, Tolerant Identities, and the Construction of „Another Politics“, in: dies./Sidney G. Tarrow (eds.), Transnational protest and global activism, Lanham 2005.

M.Sc., geb. 1984; Doktorandin an der Berlin Graduate School of Social Sciences, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Sozialwissenschaften, Unter den Linden 6, 10099 Berlin. p.daphi@hu-berlin.de