Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland. Ein statistischer Überblick
Martin Frey
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Zusammenfassung
Seit einiger Zeit steht das Thema . Ausländerpolitik" im Brennpunkt der öffentlichen Diskussion. Immer neue Zahlen, die auf eine Zunahme der ausländischen Wohnbevölkerung hinweisen, sorgen für Beunruhigung und lassen in Teilen der deutschen Bevölkerung Überfremdungsängste laut werden. Während bei der Volkszählung im Juni 1961 unter der Wohnbevölkerung des Bundesgebiets lediglich 686 160 oder 1, 2 % Ausländer waren, hielten sich am 30. September 1981 in der Bundesrepublik Deutschland 4 629 729 Ausländer auf. Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 7, 5 %, d. h. nahezu jeder 13. Einwohner besitzt eine fremde Staatsangehörigkeit. Bedeutsam ist allerdings nicht allein diese enorme Zunahme der ausländischen Wohnbevölkerung, viel gewichtiger für die derzeitigen Probleme und zukünftigen Entwicklungen sind eine Reihe struktureller Veränderungen innerhalb der Zusammensetzung der ausländischen Wohnbevölkerung. Zu nennen sind hier insbesondere die steigende Zahl der Familienangehörigen, die abnehmende Erwerbstätigkeitsquote, die wachsende Zahl ausländischer Schüler und arbeitssuchender Jugendlicher, die zunehmend längere Verweildauer sowie der anhaltende Geburtenüberschuß bei der ausländischen Bevölkerung. Diese Probleme werden anhand zahlreicher statistischer Übersichten in ihrer Entwicklung dargestellt.
I. Die ausländische Wohnbevölkerung
Seit einiger Zeit steht das Thema „Ausländerpolitik" im Brennpunkt der öffentlichen Diskussion. Immer neue Zahlen, die auf eine Zunahme der Wohnbevölkerung hinweisen, sorgen für Beunruhigung; in Teilen der Bevölkerung entstehen Überfremdungsängste, die für extremistische Gruppierungen den Nährboden für ausländerfeindliche Kampagnen bilden.
Abbildung 3
Tabelle 3: Zahl der Asylbewerber 1971-1982 Jahr 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 Asylbewerber 5 388 5 289 5 595 9 424 9 627 11 627 16410 Jahr 1978 1979 1980 1981 1982 (bis 31. 3.) Asylbewerber 33 136 51 493 107 818 49 391 11 790 Quelle: Bürgerschaft der freien und Hansestadt Hamburg, 9. Wahlperiode, Drucksache 9/4476 vom 14. April 1982, S. 3.
Tabelle 3: Zahl der Asylbewerber 1971-1982 Jahr 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 Asylbewerber 5 388 5 289 5 595 9 424 9 627 11 627 16410 Jahr 1978 1979 1980 1981 1982 (bis 31. 3.) Asylbewerber 33 136 51 493 107 818 49 391 11 790 Quelle: Bürgerschaft der freien und Hansestadt Hamburg, 9. Wahlperiode, Drucksache 9/4476 vom 14. April 1982, S. 3.
In Anbetracht des gegenüber Ausländern zunehmend unfreundlicher werdenden Klimas ist eine Versachlichung der Diskussion dringend geboten. Der folgende Beitrag versucht in einer Kurzbeschreibung der Situation der ausländischen Bevölkerung die hierfür erforderlichen statistischen Informationen zu liefern. 1. Zahlenmäßige Entwicklung der ausländischen Wohnbevölkerung Die starke Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften sowie der vor allem seit Ende der sechziger Jahre rasch anwachsende Nachzug von Familienangehörigen hatten zur Folge, daß sich die Zahl der in der Bundesrepublik lebenden Ausländer in den letzten 20 Jahren nahezu stetig erhöht hat Während bei der Volkszählung im Juni 1961 unter der Wohnbevölkerung des Bundesgebietes lediglich 686 160 oder 1, 2 % Ausländer waren, hielten sich am 30. September 1981 in der Bundesrepublik Deutschland 4 629 729 Ausländer auf. Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 7, 5 %, d. h. nahezu jeder 13. Einwohner besaß eine fremde Staatsangehörigkeit
Quelle: Statistisches Bundesamt, Ausländer Fachserie 1, Reihe 1. 4, März 1982, Tab. 1, S. 5. % je 1 000 Ei슈ދ?
Obgleich derzeit mehr Ausländer als jemals zuvor in der Bundesrepublik leben, ist die ausländische Wohnbevölkerung in den einzelnen Jahren nicht gleichmäßig gewachsen. Nachdem sich die zahlenmäßige Entwicklung der ausländischen Wohnbevölkerung bis 1967 in Grenzen gehalten hatte, begann ab 1968 die eigentliche Expansionsphase. Im Zeitraum zwischen September 1967 und September 1974, als die Ausländerzahl einen vorläufigen Höchststand erreichte, stieg sie von 1 806 653 auf 4 127 366, der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung von 3, 0 auf. 6, 7 % an
Während bis 1973 die Wohnbevölkerung einigermaßen parallel zur Zahl der ausländischen Arbeitnehmer angestiegen war, hielt das Wachstum der Wohnbevölkerung 1974 an, obwohl sich die Zahl der ausländischen Beschäftigten aufgrund des Anwerbestopps und des Konjunktureinbruchs drastisch verringerte. In den folgenden drei Jahren verringerte sich zwar auch die Wohnbevölkerung, allerdings in weit geringerem Maße als die ausländischen Beschäftigten. Gegenüber dem Höchststand nahm sie bis Ende September 1977 lediglich um 179 088 Personen bzw. 4, 3 % ab. Nachdem sich der Abnahmetrend schon 1976/77 merklich verlangsamt hatte, war 1978 wieder eine leichte Zunahme zu verzeichnen
Abbildung 6
Tabelle?: Ausländer nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten und Altersgruppen am 30. 9. 1981 Nationalität Türkei Jugoslawien Italien Griechenland Spanien Portugal Österreich Niederlande Schweiz insgesamt von jeweils 1 000 Personen waren unter 6 Jahre 129 89 87 76 64 81 25 18 20 88 unter 15 Jahre 337 215 219 250 208 254 120 104 87 237 15-65 Jahre 660 778 766 741 782 741 820 764 726 742 Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 1. 4, 1982, Tab. 8, S. 38 f. über 65 Jahre Ausländer 3 7 15 9 10 5 50 13슈ދ?
Tabelle?: Ausländer nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten und Altersgruppen am 30. 9. 1981 Nationalität Türkei Jugoslawien Italien Griechenland Spanien Portugal Österreich Niederlande Schweiz insgesamt von jeweils 1 000 Personen waren unter 6 Jahre 129 89 87 76 64 81 25 18 20 88 unter 15 Jahre 337 215 219 250 208 254 120 104 87 237 15-65 Jahre 660 778 766 741 782 741 820 764 726 742 Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 1. 4, 1982, Tab. 8, S. 38 f. über 65 Jahre Ausländer 3 7 15 9 10 5 50 13슈ދ?
Noch erheblich verstärkt hat sich der Anstieg der Ausländerzahl vor allem in den Jahren 1979 und 1980. Der enorme Anstieg in diesen beiden Jahren, insgesamt um 472 247 Personen oder 11, 9 %, war vor allem das Ergebnis eines starken Familiennachzugs und eines großen Zustroms von Asylbewerbern Nachdem sich der Andrang von Asylbewerbern durch die im März 1980 für eine Reihe von Staaten eingeführte Visum-Pflicht und den im Sommer 1980 ergriffenen Maßnahmen zur Verhinderung des Mißbrauchs des Asylrechts 1981 abgeschwächt hat, verringerte sich gegenüber 1980 auch die Zuwachsrate der Ausländerzahl. Dennoch lebten Ende September 1981 gegenüber dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres 177 000 Ausländer oder 4 % mehr im Bundesgebiet
Abbildung 7
Tabelle 6: Ausländer nach Altersgruppen Altersgruppe von... bis...
Zum Teil abweichend von der ausländischen Wohnbevölkerung insgesamt verlief die Entwicklung bei den einzelnen Nationalitäten. Bis Ende der sechziger Jahre stellten die Italiener, die bereits ab 1955 angeworben wurden, die stärkste Ausländergruppe. Im Jahr 1961 kamen immerhin 28, 7 % aller Ausländer aus Italien, 1970 nurmehr 19, 3 %. Unterdessen ist ihr Anteil sogar auf 13, 5 % gesunken. Neben den Italienern waren es hauptsächlich Griechen und Spanier, die mit als erste zur Arbeitsaufnahme in die Bundesrepublik kamen. Nachdem diese beiden Nationalitäten noch 1967 die zweit-bzw. drittstärkte Ausländer-gruppe bildeten, betrug ihr Anteil 1981 jedoch nur noch 6, 5 bzw. 3, 8 %. Demgegenüber sind die jugoslawischen und türkischen Staatsangehörigen erst Ende der sechziger Jahre in verstärktem Maße in die Bundesrepublik eingereist. Dafür allerdings war die Entwicklung insbesondere der türkischen Bevölkerung seitdem um so bemerkenswerter Noch 1967 mit 172 439 Personen und einem Anteil 9, 5 % lediglich an vierter Stelle, bildete sie bereits vier Jahre später, Ende Dezember 1971, mit 652 812 (18, 9 %) die zahlenstärkste Ausländer-gruppe. Bis zum Anwerbestopp Ende 1973 schließlich stieg die Zahl der Türken auf knapp über eine Million an.
Während als Folge des Anwerbestopps seit 1974 die Wohnbevölkerungsdaten der früheren Anwerbeländer teilweise erheblich abgenommen haben, ergab sich bei den Türken vor allem durch die Familienzusammenführung und die relativ hohe Geburtenrate sogar noch eine weitere Zunahme. Am deutlichsten waren die Abnahme mit 35, 1 bzw. 26, 4% gegenüber 1974 bei der spanischen und griechischen Bevölkerung. Dagegen hat sich die Zahl der Jugoslawen nur um 10 %, die der Italiener um knapp 1 % verringert. Beide Nationalitäten verzeichneten in den letzten zwei Jähren wieder leichte Zunahmen.
Keinerlei Rückgang gab es bei den Türken. Ihre Zahl ist zwischen 1974 und 1981 nochmals um etwas mehr als 50 % gestiegen, womit derzeit ungefähr jeder dritte Ausländer in der Bundesrepublik aus der Türkei kommt.
Abbildung 10
Tabelle 10: Aufenthaltsdauer im Bundesgebiet am 30. 9. 1981 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten Nationalität Türkei Jugoslawien Italien Griechenland Spanien Österreich Niederlande Portugal insgesamt von jeweils 1 000 Personen hielten sich von... bis... unter Jahre auf unter 1 41 28 52 25 18 53 31 20 57 1-4 241 103 171 79 56 128 86 96 194 4-10 415 318 262 262 251 225 169 511 320 10-20 über 20 297 530 433 577 596 401 258 366 362 6 21 82 58 80 192 456 8 66 Quelle: Statistisches Bundesamt, Ausländer 1981, F슈ދ?
Tabelle 10: Aufenthaltsdauer im Bundesgebiet am 30. 9. 1981 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten Nationalität Türkei Jugoslawien Italien Griechenland Spanien Österreich Niederlande Portugal insgesamt von jeweils 1 000 Personen hielten sich von... bis... unter Jahre auf unter 1 41 28 52 25 18 53 31 20 57 1-4 241 103 171 79 56 128 86 96 194 4-10 415 318 262 262 251 225 169 511 320 10-20 über 20 297 530 433 577 596 401 258 366 362 6 21 82 58 80 192 456 8 66 Quelle: Statistisches Bundesamt, Ausländer 1981, F슈ދ?
Ebenfalls hervorzuheben ist der starke Anstieg der Zahl der Staatsangehörigen, die aus asiatischen und afrikanischen Ländern kommen. Hierbei handelt es sich überwiegend um Flüchtlinge und Asylbewerber. Allein die Zahl der Pakistaner hat sich gegenüber 1974 nahezu verachtfacht.
Abbildung 11
Tabelle 11: Ausländische Schulen Schuljahr Schuljahr 1965/66 Schuljahr 1970/71 Schuljahr 1975/76 Schuljahr 1976/77 Schuljahr 1977/78 Schuljahr 1978/79 Schuljahr 1979/80 Schuljahr 1980/81 1) Anteil an der Gesamtzahl der Schüler Quelle: Sekretariat der KMK, Ausländische Schüler in der Bundesrepublik Deutschland 1970 bis 1980, Dokumentation Nr. 74, Bonn September 1981; Sekretariat der KMK, Ausländische Schüler in der Bundesrepublik Deutschland 1965 bis 1979, Dokumentation Nr. 69, Bonn Oktober 1979, Schüler an 슈ދ?
Tabelle 11: Ausländische Schulen Schuljahr Schuljahr 1965/66 Schuljahr 1970/71 Schuljahr 1975/76 Schuljahr 1976/77 Schuljahr 1977/78 Schuljahr 1978/79 Schuljahr 1979/80 Schuljahr 1980/81 1) Anteil an der Gesamtzahl der Schüler Quelle: Sekretariat der KMK, Ausländische Schüler in der Bundesrepublik Deutschland 1970 bis 1980, Dokumentation Nr. 74, Bonn September 1981; Sekretariat der KMK, Ausländische Schüler in der Bundesrepublik Deutschland 1965 bis 1979, Dokumentation Nr. 69, Bonn Oktober 1979, Schüler an 슈ދ?
2. Asylbewerber
Abbildung 12
der dritte Grundschüler und jeder dritte Hauptschüler ein Ausländer. In Hamburg hat-ten mehr als 40 Schulen einen Ausländeranteil von über 30 %. Tabelle 13: Ausländische Schüler an berufsbildenden Schulen Schulart Berufsschule Berufsfachschule Fachoberschule Fachschule Berufsaufbauschule Berufsgrundbildungsjahr Sonstige insgesamt Schuljahr 1970/71 21 580 1 343 612 2 488 266 10 2 505 28 763 Schuljahr 1980/81 72 460 10 744 2 701 1 738 336 11 208 1 953 101 140 Quelle: Sekretariat der KMK, Ausländische Schüler슈ދ?
der dritte Grundschüler und jeder dritte Hauptschüler ein Ausländer. In Hamburg hat-ten mehr als 40 Schulen einen Ausländeranteil von über 30 %. Tabelle 13: Ausländische Schüler an berufsbildenden Schulen Schulart Berufsschule Berufsfachschule Fachoberschule Fachschule Berufsaufbauschule Berufsgrundbildungsjahr Sonstige insgesamt Schuljahr 1970/71 21 580 1 343 612 2 488 266 10 2 505 28 763 Schuljahr 1980/81 72 460 10 744 2 701 1 738 336 11 208 1 953 101 140 Quelle: Sekretariat der KMK, Ausländische Schüler슈ދ?
Erst in den letzten Jahren zahlenmäßig bedeutsam geworden ist die Zahl der Personen, die in der Bundesrepublik um Asyl nachsuchen. Insgesamt haben von 1953 bis Dezember 1981 395 428 Personen einen Asylantrag gestellt, mehr als die Hälfte davon allerdings in den letzten fünf Jahren. Der seit Mitte der siebziger Jahre zu beobachtende starke Zuwachs von Asylbewerbern führte zu einer lebhaften politischen und öffentlichen Diskussion. Der Kern der Asylproblematik ist dabei vor allem die Frage, inwieweit die Asylbewerber tatsächlich wegen politischer Verfolgung in die Bundesrepublik kommen oder aber das Asylrecht dazu mißbrauchen, um den Anwerbestopp zu umgehen. Als Beleg dafür, daß esS. sich überwiegend um sogenannte „Wirtschaftsasylanten" handelt, wird u. a. die steigende Zahl von Asylbewerbern aus bestimmten Entwicklungsländern, insbesondere aus der Türkei, sowie die immer geringere Anerkennungsquote angeführt.
Abbildung 13
Tabelle 12: Ausländeranteile nach Schularten und ausgewählten Bundesländern im Schuljahr 1980/81 Land BaWü Berlin Hessen Hamburg NRW Bundesgebiet Grundschulen Hauptschulen 14, 5 33, 3 16, 2 13, 4 14, 8 11, 8 13, 9 34, 1 17, 4 15, 8 11, 9 10, 1 2, 9 6, 4 3, 8 2, 0 2, 2 2, 1 Gymnasien Sonderschulen 2, 2 3, 5 2, 6 2, 0 1, 9 1, 9 16, 2 13, 7 10, 0 9, 4 6, 7 7, 8 Quelle: Sekretariat der KMK, Ausländische Schüler in der Bundesrepublik Deutschland 1970 bis 1980, Dokumentation Nr. 74, Bonn September 1981.
Tabelle 12: Ausländeranteile nach Schularten und ausgewählten Bundesländern im Schuljahr 1980/81 Land BaWü Berlin Hessen Hamburg NRW Bundesgebiet Grundschulen Hauptschulen 14, 5 33, 3 16, 2 13, 4 14, 8 11, 8 13, 9 34, 1 17, 4 15, 8 11, 9 10, 1 2, 9 6, 4 3, 8 2, 0 2, 2 2, 1 Gymnasien Sonderschulen 2, 2 3, 5 2, 6 2, 0 1, 9 1, 9 16, 2 13, 7 10, 0 9, 4 6, 7 7, 8 Quelle: Sekretariat der KMK, Ausländische Schüler in der Bundesrepublik Deutschland 1970 bis 1980, Dokumentation Nr. 74, Bonn September 1981.
Während die Flüchtlinge aus den osteuropäischen Staaten bis Anfang der siebziger Jahre rund 50 % aller Asylbewerber stellten, stieg danach vor allem die Zahl der asylsuchenden Personen aus arabischen, asiatischen und afrikanischen Ländern sprunghaft an. Im Jahr 1980 kamen 53, 6 % aller Asylbewerber aus der Türkei, gefolgt von Pakistan (6, 3 %), Indien (6, 2 %), Afghanistan (5, 1 %) und Äthiopien (3, 4 %).
Umgekehrt zum Anstieg der Zahl der Asylanträge ist die Zahl der positiv entschiedenen Anträge in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Während 1973 noch mehr als 52 % der Bewerber anerkannt wurden, sind zuletzt fast 90 % der Asylanträge abgelehnt worden.
Wie schon erwähnt, haben die inzwischen von Bund und Ländern zur Eindämmung des Asylantenzustroms ergriffenen Maßnahmen bereits Wirkung gezeigt. Gegenüber 1980 ist die Zahl der Asylbewerber 1981 um rd. 54% zurückgegangen. Auch die bislang für 1982 vorliegenden Zahlen deuten auf einen weiteren Rückgang hin
Abbildung 16
Tabelle 16: Ausländische Arbeitnehmer nach Landesarbeitsamtsbezirken Ende Juni 1980 LAA-Bezirk Schleswig-Holstein-Hamburg Niedersachsen-Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen Rheinland-Pfalz-Saarland Baden-Württemberg Nordbayern Südbayern Berlin (West) Anzahl 105 098 146 285 561 175 233 199 98 537 494 522 99 731 237 634 94 809 % 1) 7, 0 5, 9 9, 9 11, 6 6, 7 14, 4 6, 1 11, 4 13, 0 ’) Anteil der ausländischen Arbeitnehmer an der Gesamtzahl der beschäftigten Arbeitnehmer. Quelle: BMAS, Arbeits-und Sozialstatistik H슈ދ?
Tabelle 16: Ausländische Arbeitnehmer nach Landesarbeitsamtsbezirken Ende Juni 1980 LAA-Bezirk Schleswig-Holstein-Hamburg Niedersachsen-Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen Rheinland-Pfalz-Saarland Baden-Württemberg Nordbayern Südbayern Berlin (West) Anzahl 105 098 146 285 561 175 233 199 98 537 494 522 99 731 237 634 94 809 % 1) 7, 0 5, 9 9, 9 11, 6 6, 7 14, 4 6, 1 11, 4 13, 0 ’) Anteil der ausländischen Arbeitnehmer an der Gesamtzahl der beschäftigten Arbeitnehmer. Quelle: BMAS, Arbeits-und Sozialstatistik H슈ދ?
3. Regionale Verteilung der ausländischen Bevölkerung Mehr noch als die Gesamtbevölkerung konzentriert sich die ausländische Wohnbevölkerung auf die wirtschaftlichen Verdichtungs-räume der Bundesrepublik. Nach den Ergebnissen der Volkszählung lebten bereits im Jahre 1970 in 86 Kreisen (knapp 4 % der Fläche des Bundesgebietes) über 50 % der Ausländer Wie schon seit Jahren wohnten auch 1981 die meisten Ausländer (1 435 200 oder 31 %) in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Baden-Württemberg (933 100 oder 20, 2 %), Bayern (708 600 oder 15, 3 %) und Hessen (512 900 oder 11, 2 %). In diesen vier Ländern lebten so-mit rd. 3, 6 Mill. (78 %) der insgesamt 4 629 729 Ausländer. Während der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung Ende September 1981 in Berlin 12, 0 %, in Baden-Württemberg 10, 1 %, in Hessen und Hamburg 9, 2 % betrug, lag er im Saarland bei 4, 3 %, in Niedersachsen bei 4, 1 % und in Schleswig-Holstein bei 3, 6 %, also erheblich unter dem Bundesdurchschnitt von 7, 5 %
Noch deutlicher sichtbar wird die starke regionale Konzentration der Ausländer, wenn man einzelne industrielle Ballungsräume betrachtet. Ende September 1981 wohnte die Hälfte der Ausländer in Gemeinden, die am 30. Juni 1980 100 000 und mehr Einwohner hatten Die mit Abstand höchsten Ausländerquoten wiesen zuletzt Frankfurt (23, 2 %), Offenbach (21, 3 %), Stuttgart (18, 3 %) und München (17, 3 %) auf. Allein in München leben z. Z. mehr Ausländer als in Rheinland-Pfalz und dem Saarland zusammen. Dagegen verzeichneten die Großstädte Oldenburg, Regensburg und Würzburg Ausländerquoten von lediglich jeweils rund 4 % Neben den Großstädten gibt es vor allem in deren Einzugsbereich einige Landkreise mit überdurchschnittlichen Ausländerkonzentrationen. Diesen entgegen stehen Landkreise mit Ausländerquoten von teilweise unter einem Prozent (z. B. Regen, Cham, Haßberge, Lüchow-Dannenberg).
Abbildung 18
Tabelle 18: Arbeitslose Ausländer 1970 bis 1982 Jahr 1970 D 1971 D 1972 D 1973 D 1974 D 1975 D 1976 D 1977 D 1978 D 1979 D 1980 D 1981 D 1982 (Febr.) Anzahl 5 002 11 777 17 028 19 750 69 128 151 493 106 394 97 692 103 524 93 499 107 420 168 492 249 708 Arbeitslosenquote ) Ausländer 0, 3 0, 6 0, 7 0, 8 2, 9 6, 8 5, 1 4, 9 5, 3 4, 7 5, 0 7, 9 12, 0 insgesamt 0, 7 0, 8 1, 1 1, 2 2, 6 4, 7 4, 6 4, 5 4, 3 3, 8 3, 8 5, 5 8, 2 ) Arbeitslose in Prozent der abhängigen Erwerbspersonen. Quelle: Bundesanstalt für Arbei슈ދ?
Tabelle 18: Arbeitslose Ausländer 1970 bis 1982 Jahr 1970 D 1971 D 1972 D 1973 D 1974 D 1975 D 1976 D 1977 D 1978 D 1979 D 1980 D 1981 D 1982 (Febr.) Anzahl 5 002 11 777 17 028 19 750 69 128 151 493 106 394 97 692 103 524 93 499 107 420 168 492 249 708 Arbeitslosenquote ) Ausländer 0, 3 0, 6 0, 7 0, 8 2, 9 6, 8 5, 1 4, 9 5, 3 4, 7 5, 0 7, 9 12, 0 insgesamt 0, 7 0, 8 1, 1 1, 2 2, 6 4, 7 4, 6 4, 5 4, 3 3, 8 3, 8 5, 5 8, 2 ) Arbeitslose in Prozent der abhängigen Erwerbspersonen. Quelle: Bundesanstalt für Arbei슈ދ?
4. Altersgliederung
Als Folge der arbeitsorientierten Zuwanderung unterscheidet sich die demographische Struktur der Ausländer im Bundesgebiet wesentlich von der der deutschen Bevölkerung. Vor allem bei den bis 1973 angeworbenen Arbeitskräften handelte es sich überwiegend um Personen jüngeren und mittleren Alters, zudem in größerem Umfang um zumeist ledige Männer. Wenngleich diese Faktoren aus der Anfangszeit der Ausländerbeschäftigung bis heute nachwirken, kam es dennoch seit Beginn der siebziger Jahre, insbesondere im Gefolge des Anwerbestopps, zu erheblichen Umstrukturierungen innerhalb der ausländischen Wohnbevölkerung.
Für die Altersgliederung der ausländischen Bevölkerung ist bis heute typisch, daß die jüngeren und mittleren Jahrgänge sowohl bei der männlichen wie der weiblichen Bevölkerung überwiegen, ältere hingegen kaum vertreten sind. Ende September 1981 waren rd. 74 % aller Ausländer Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre). Unter 15 Jahre alt waren 23, 7 %, 65 Jahre und älter lediglich 2, 1 % Zwar ist im Vergleich zu den sechziger Jahren der Anteil d bis unter 65 Jahre). Unter 15 Jahre alt waren 23, 7 %, 65 Jahre und älter lediglich 2, 1 % 12). Zwar ist im Vergleich zu den sechziger Jahren der Anteil der Personen im besten erwerbsfähigen Alter (20 bis 35 Jahre), insbesondere bei den ausländischen Männern, zurückgegangen, dafür ist jedoch der Anteil der ausländischen Kinder erheblich angestiegen. Während der Anteil der unter 15jährigen Ausländer 1961 nur 3, 8 % betrug, belief er sich Ende September 1981 auf 23, 7 % 13). Allein im Zeitraum 1973— 1981 erhöhte sich die Zahl der unter 15jährigen Ausländer von 620 000 auf 1 096 200. Seit 1977 ist allerdings der Anteil der unter 6jährigen rückläufig.
Signifikante Unterschiede im Altersaufbau gibt es aber nicht nur zwischen der deutschen und ausländischen Bevölkerung, sondern gleichfalls zwischen den Nationalitäten. Während von allen Ausländern 1981 rund 24 % unter 15 Jahre alt waren, befanden sich von den Türken 33, 7 %, von den Niederländern und Schweizern jedoch nur 10, 4 bzw. 8. 7 % in diesem Alter. Hervorzuheben ist ferner der hohe Anteil der unter 6jährigen Kinder bei den Türken (12, 9 %). Von den Spaniern gehörten nur 6, 4 %, von den Niederländern sogar lediglich 1, 8 % dieser Altersgruppe an. Im Gegensatz zu den Kindern und Jugendlichen, bei denen die Staatsangehörigen der früheren Anwerbeländer höhere Anteile aufweisen, ist die Gruppe der 65jährigen bei den Staatsangehörigen einiger Nachbarländer jeweils stärker vertreten. Im September 1981 lebten nur 4 200 Türken in der Bundesrepublik, jedoch 14 300 Niederländer, 8 900 Österreicher und 3 700 Schweizer, die 65 Jahre und älter waren 14).
5. Geschlechterrelation und Familienstruktur
Ebenfalls von der deutschen Bevölkerung verschieden ist die Geschlechterrelation unter den hier lebenden Ausländern. Ende September 1981 kamen auf 1 000 Männer 708 Frauen 15). Allerdings gibt es auch hier eine Reihe nationalitätenspezifischer Unterschiede. Unter den Staatsangehörigen der früheren Anwerbeländer ist die Geschlechterrelation bei den Griechen (1 000 : 865) und Portugiesen (1 000 : 864) am ausgeglichensten, bei den Italienern (1 000 : 617) und Türken (1 000 : 688) am ungünstigsten Während das Verhältnis zudem in der Altersgruppe der 25— 30jährigen nahezu ausgeglichen ist, gibt es vor allem bei den 35— 55jährigen erheblich mehr Männer als Frauen. Insgesamt betrachtet hat sich die Situation gegenüber den sechziger Jahren jedoch gebessert; im Jahre 1961 betrug das Zahlenverhältnis 1 000: 451, 1974 noch 1 000: 631.
Der seit Beginn der siebziger Jahre zu beobachtende Trend zum Familiennachzug führte nicht nur zur Verschiebung der Geschlechter-Proportion, er veränderte auch nachhaltig die Familienstruktur: Zwischen 1972 und 1978 verringerte sich der Anteil der ledigen Ausländer oder der Ausländer, die als Verheiratete nicht mit ihrem Ehepartner in der Bundesrepublik Zusammenleben, von 41 auf 25 %. Nach den Ergebnissen des Mikrozensus waren 1978 von den ausländischen Haushaltsvorständen 68, 7 % verheiratet und zusammenlebend, 11, 4 % verheiratet und getrennt lebend, 13, 9 % ledig und 6, 4 % verwitwet oder geschieden Von der gesamten ausländischen Bevölkerung waren 1981 51, 2 % ledig, 46, 5 % verheiratet und 2, 2 % verwitwet oder geschieden, über dem Durchschnitt lag der Anteil der Ledigen bei den Italienern (56, 8%), den Türken (54, 2 %) und den Spaniern (53 %)
Einen deutschen Ehepartner hatten Ende September 1981 etwas mehr als 6 % (132 367) der verheirateten Ausländer. Überwiegend waren dies jedoch Staatsangehörige aus den europäischen Nachbarländern, aus Skandinavien, Kanada und den USA. Von den Türken beispielsweise hatte nur ein Prozent einen deutschen Ehepartner
6. Geburten und Sterbefälle
Im Zuge des fortschreitenden Familiennachzugs ist die Zahl der in der Bundesrepublik geborenen ausländischen Kinder seit Ende der sechziger Jahre stark angestiegen. Durch den gleichzeitig drastischen Rückgang der Geburtenziffern bei der deutschen Bevölkerung hatte dies zur Folge, daß sich der Anteil der Lebendgeborenen mit ausländischer Staatsan-gehörigkeit an der Gesamtzahl der Lebendgeborenen ständig erhöhte. Während dieser Anteil noch im Jahre 1965 lediglich 3, 6 % betrug, belief er sich im Jahre 1971 auf 10, 1 % und im Jahre 1974 auf 17, 3 % Noch erheblich darüber lag der Anteil der ausländischen Lebendgeborenen in einigen Bundesländern sowie in den Ballungsgebieten. In Baden-Württemberg waren 1973 nahezu ein Viertel der Lebendgeborenen Kinder von Ausländern in Offenbach 1974 sogar 46, 5 %, in Frankfurt 44, 6 % und in Köln 36, 7 % Seit 1974 ist die Zahl der Ausländergeburten allerdings deutlich zurückgegangen, auch wenn 1979 und 1980 erneut ein leichter Anstieg zu verzeichnen war. Im Jahr 1980 besaßen 80 695 (13 %) der Lebendgeborenen die ausländische Staatsangehörigkeit Ungeachtet des andersartigen generativen Verhaltens der Ausländer führt der besondere Altersaufbau, wonach die Ausländer ganz überwiegend zu den fortpflanzungsrelevanten Altersgruppen gehören oder in diese hineinwachsen allein schon zu höheren Geburtenziffern. Trotz eines seit 1974 zu verzeichnenden spürbaren Rückgangs errechnet sich für die ausländische Bevölkerung für 1980 eine allgemeine Geburtenziffer von 18, 2, für die deutsche Bevölkerung hingegen eine Ziffer von 9, 4. Während sich jedoch für die türkische Bevölkerung eine Ziffer von 27, 1 ergibt, weist die der spanischen 1 ergibt, weist die der spanischen Bevölkerung mit 9, 6 bereits eine deutliche Annäherung an die deutsche Situation auf 26).
In der Tat ist in den letzten Jahren bei den Ausländern eine gewisse Anpassung an das generative Verhalten der Deutschen erkennbar, wobei der Verlauf des Anpassungsprozesses sowie die Geburtenhäufigkeit bei den einzelnen Nationalitäten wesentliche Unterschiede aufweisen 27). Besonders deutlich wird diese Entwicklung, wenn man die „Zusammengefaßten Geburtenziffern" betrachtet. Ausgehend von Daten, wie sie sich 1980 ergeben, würden 1 000 deutsche Frauen im Laufe ihres Lebens im Durchschnitt 1 397 Kinder, 1 000 ausländische Frauen in der Bundesrepublik dagegen 2 066 Kinder und 1000 türkische Frauen sogar 3 569 Kinder lebend zur Welt bringen. Bei den Spanierinnen liegt diese Ziffer inzwischen im übrigen unter der der deutschen Frauen
Erwartungsgemäß sind daher auch die meisten in der Bundesrepublik geborenen Ausländerkinder Türken. 1980 waren von den 68 546 Kindern mit Eltern gleicher Staatsangehörigkeit 39 658 (57, 9 %) Türken. Es folgten die Italiener mit 9 871 (14, 4%), die Jugoslawen mit 9 287 (13, 5%), die Griechen mit 3 904 (5, 7 %) und die Spanier mit 1 723 (2, 5 %). Zudem waren 1 093 (27, 1 %) der Mütter nichtehelich geborener Ausländerkinder Türkinnen
Anders als bei den Geburten ist die Zahl der Sterbefälle von Ausländern fast unbedeutend. Im Jahr 1980 sind nur 8 511 Ausländer in der Bundesrepublik gestorben. Damit ergab sich für die ausländische Bevölkerung eine Sterblichkeitsziffer von 1, 9. Für die deutsche Bevölkerung betrug diese Ziffer 1 1, 6 Ähnlich wie bei den Geburten wirkt sich hier die günstige Altersstruktur zugunsten der ausländichen Bevölkerung aus. Zusammen betrachtet führen die niedrige Sterblichkeit und die hohe Fruchtbarkeit bei den Ausländern seit Jahren zu einem enormen Geburtenüberschuß. Demgegenüber verzeichnet die deutsche Bevölkerung seit 1971 einen Sterbefallüberschuß.
7. Wanderungen
Obgleich die ausländische Wohnbevölkerung mit Ausnahme der Jahre 1975— 1978 ständig angestiegen ist, kehrt dennoch alljährlich eine nicht unbeträchtliche Zahl von Ausländern in ihre Heimatländer zurück. Insgesamt sind zwischen 1962 und 1980 rund 11, 54 Millionen Ausländer ins Bundesgebiet eingereist, 8, 38 Millionen wieder weggezogen. Im Durchschnitt sind in diesem Zeitraum jährlich etwas mehr als 600 000 Personen zugewandert, gleichzeitig jedoch rund 441 100 pro Jahr zurückgekehrt. Die höchste jährliche Zuwanderung wurde 1970 mit 976 232, die niedrigste 1967 mit 330 298 Personen verzeichnet. Die Zahl der Rückkehrer erreichte mit 600 105 im Jahr 1975 einen Höhepunkt.
Wie aus Tabelle 9 ersichtlich ist, gab es im Laufe der Jahre sowohl bei den Zuzügen wie bei den Fortzügen erhebliche Schwankungen. Sieht man von dem 1973 verfügten Anwerbestopp ab, so sind die Veränderungen im Um-fang der Wanderungsströme vor allem auf die unterschiedliche konjunkturelle Entwicklung in der Bundesrepublik sowie die jeweilige politische und wirtschaftliche Situation in den Herkunftsländern zurückzuführen. Während die Demokratisierungen in Spanien, Griechenland und Portugal die Rückkehr vermutlich gefördert haben, dürften die Ursachen der stark abnehmenden Zahl von türkischen Rückkehrern und dem Anschwellen der Zahl türkischer Asylsuchender eindeutig die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die innenpolitische Instabilität der Türkei sein
Als Folge negativer Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt verzeichnete die Wanderungsstatistik 1967 sowie in den Jahren 1974 bis 1977 Abwanderungsüberschüsse. Trotz der anhaltend ungünstigen Konjunkturlage und der Aufrechterhaltung des Anwerbestopps führte die sich bereits 1977 andeutende Trendumkehr im Wanderungsverhalten ab. 1978 erneut zu teilweise erheblichen Wanderungsgewinnen. Hierzu wesentlich beigetragen haben ne-ben den. Asylsuchenden insbesondere die Türken, die 1978 einen Wanderungsgewinn von 42 385 Personen und 1979 von 105 624 Personen aufwiesen.
Bedeutsam sind indes nicht nur die Gesamtzahlen der zu-und abwandernden Personen, sondern auch die Veränderungen hinsichtlich der soziodemographischen Struktur der an den Wanderungen beteiligten Personen. Während nämlich 1968 nur ein Viertel der Zuwanderer Nichterwerbspersonen waren, sind seit 1974 jeweils mehr Nichterwerbspersonen als Erwerbspersonen ins Bundesgebiet zugezogen. Der Anteil letzterer an den Zuzügen be-trug 1979 nahezu 45 % gegenüber 43 % im Jahr 1978. In den Jahren 1974 bis 1977 ist bei den ausländischen Erwerbspersonen ein Wanderungsverlust von insgesamt 458 000 Personen zu verzeichnen, bei den Nichterwerbspersonen dagegen lediglich ein Verlust von ca. 73 000 Personen
Im Vergleich zu den sechziger Jahren eben-falls gestiegen ist der Anteil der Frauen an den Zuwanderern. Zwar ist die Zahl der zuziehenden Männer noch immer größer als die der Frauen, mit rd. 42 % war der Frauenanteil 1978 jedoch deutlich höher als z. B. 1970, als er ca. 34 % betrug. Im Jahr 198 % betrug. Im Jahr 1980 ist der Frauenanteil allerdings wieder auf 5 % gesunken 33).
Noch gravierender sind die Verschiebungen bei den Altersgruppen. Während der Anteil der unter 18jährigen an den Zuzügen bis 1970 lediglich rund 15% ausmachte, stieg er bis 1973 auf über 25 %. Seitdem stellt diese Altersgruppe etwa ein Drittel (1975 sogar 5 %) aller ausländischen Zuwanderer. Bei den türkischen Staatsangehörigen waren 1976 und 1978 sogar 60, 4 bzw. 59, 8 % der Zuwanderer in diesem Alter. Im Gegensatz zu den 18-bis öSjährigen, bei denen 1974 ein Wanderungsverlust von 104 900 zu verzeichnen war, gab es bei den unter 18jährigen im selben Jahr noch einen Wanderungsgewinn von 62 300 Personen 34).
8. Aufenthaltsdauer
Nachdem die Anwendung eines strengen Rotationsprinzips sowohl aus humanitären Gründen als auch aufgrund einzelwirtschaftlicher Interessen in der Praxis nicht durchgesetzt werden konnte und gleichzeitig die ausländischen Arbeitnehmervor allem gegen Ende der sechziger Jahre immer stärker dazu übergingen, ihre Familien in die Bundesrepublik nachzuholen, hat sich als Folge die durchschnittliche Verweildauer der Ausländer in der Bundesrepublik ständig erhöht.
Von den Ende September 1981 gezählten 4, 6 Mio. Ausländern waren etwa 33 % weniger als sechs Jahre im Bundesgebiet, einen Aufenthalt von sechs bis zehn Jahren hatten 24 % und seit zehn und mehr Jahren hielten sich bereits 43 % in der Bundesrepublik auf. Damit be-trug die durchschnittliche Verweildauer der Ausländer im Bundesgebiet 1981 knapp neuneinhalb Jahre 35). Diese Zahlen rechtfertigen die Feststellung, „daß viele Ausländer für eine längere Zeit oder sogar für immer in der Bundesrepublik bleiben möchten“ 36).
Auch bei der Aufenthaltsdauer bestehen zahlreiche nationalitäten-und geschlechtsspezifische Unterschiede. Während immerhin 28, 2 % der Türken noch keine vier Jahre in der Bundesrepublik lebten, betrug dieser Anteil 1981 bei den Jugoslawen nurmehr 13, 1 %, bei den Griechen 10, 4 % und den Spaniern gar nur noch 7, 5 %. Demgegenüber lebten zu diesem Zeitpunkt 67, 6 % der Spanier und 63, 5 % der Griechen schon zehn und mehr Jahre in der Bundesrepublik, jedoch nur 33, 3 % der Türken
Besonders hoch ist der Anteil der Personen, die schon seit mindestens zehn Jahren hier leben, bei den Niederländern (76, 4 %), den Schweizern (60 %) und den Österreichern (59, 3 %). Von den Niederländern hatten 45, 6 % sogar einen Aufenthalt von 20 und mehr Jahren im Vergleich zu lediglich 6, 6 % bei allen Ausländern. Während sich die überdurchschnittlich lange Verweildauer der Staatsangehörigen aus den Nachbarländern durch verwandtschaftliche Beziehungen, enge grenzüberschreitende Verflechtungen und die teilweise gleiche Sprache erklärt, sind die Unterschiede bei den Staatsangehörigen der früheren Anwerbeländer hauptsächlich auf die zu unterschiedlichen Zeitpunkten beginnende Anwerbung sowie den differierenden Familiennachzug zurückzuführen. Letzteres zeigt sich deutlich, wenn man die Aufenthaltsdauer getrennt nach Männern und Frauen betrachtet. So waren Ende September 1981 beispielsweise von den männlichen Türken rd. 36%, von den Türkinnen hingegen 42 % weniger als sechs Jahre im Bundesgebiet ansässig; insgesamt gesehen wiesen die Männer im Durchschnitt eine gegenüber den Frauen um fast ein Jahr höhere Verweildauer auf Einigermaßen schwierig sind erwartungsgemäß Prognosen über die weiteren Verbleibe-absichten der ausländischen Bevölkerung, zumal die meisten Ausländer selbst diesbezüglich nur unklare Vorstellungen haben bzw. gefaßte Absichten auch wieder ändern. Nach den Ergebnissen einer in Baden-Württemberg durchgeführten Repräsentativumfrage hatten im Frühsommer 1978 von den 335 000 Ausländerhaushalten in Baden-Württemberg rd. 47 000 die Absicht, noch vor 1982 in ihre Heimatländer zurückzukehren. Etwa 135 000 (42, 5%) wollten 1982 oder später, 140 000 (41, 8 %) nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Als Gründe für die geringe Rückkehrbereitschaft nannten 27, 6 % fehlende Arbeitsplätze, 28, 7 % geringere Verdienstmöglichkeiten in der Heimat
Dagegen ergab eine 1980 im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung durchgeführte Repräsentativumfrage, daß zwar 65 % der Ausländer bereits länger als ursprünglich beabsichtigt in der Bundesrepublik leben, 75 % jedoch die Absicht haben, in ihr Herkunftsland zurückzukehren (für den Fall, daß Familienangehörige hier bleiben, nur 34, 1 %). Von den Ausländern mit Rückkehrabsichten können allerdings lediglich rund 21 % auch den Zeitpunkt hierfür angeben
9. Entwicklung der ausländischen Schüler-zahlen
Nachdem der Anteil der Jugendlichen an der ausländischen Wohnbevölkerung derart gravierend gestiegen ist, sind die Probleme der sogenannten 2. Ausländergeneration zusehends in den Mittelpunkt der Ausländerpolitik gerückt. Welch umfangreiche Probleme die steigende Zahl ausländischer Kinder mit sich bringt, zeigt deutlich die Entwicklung der ausländischen Schülerzahlen. Allein innerhalb eines Jahrzehnts — zwischen 1965 und 1975 — hat sich die Zahl der ausländischen Schüler an allgemeinbildenden Schulen mehr als verzehnfacht. Während im Schuljahr 1965/66 erst 35 135 ausländische Schüler die allgemeinbildenden Schulen besuchten, waren es 1975/76 bereits 352 275. Zu Beginn des Schuljahres 1980/81 wurden 637 100 gezählt, erneut 85 000 oder 15, 4 % mehr als im Vorjahr. Die Ausländeranteile an den Schülergesamtzahlen lagen zuletzt in den Grundschulen bei 11, 8 % und in den Hauptschulen bei 10, 1 % im Bundesdurchschnitt. Hinter diesen Durchschnittszahlen verbergen sich allerdings weit größere Anteile in den Ballungsgebieten. So waren in Berlin je-Weiter angestiegen ist der Anteil der ausländischen Schüler aus den Hauptherkunftsländern. Im Schuljahr 1980/81 lag er bei 87, 6%. Wiederum am stärksten in dieser Gruppe vertreten waren die türkischen Schüler, die ihren Anteil auf nahezu die Hälfte (49, 7 %) vergrößerten. Derzeit noch geringer als in den allgemeinbildenden Schulen ist der Anteil ausländischer Schüler in den beruflichen Schulen. Allerdings ist die Zahl im Schuljahr 1980/81 gegenüber dem Vorjahr um 26 400 (34, 4 %) auf nun 101 100 Schüler angewachsen. Auch hier verzeichnen die Türken einen überproportionalen Zuwachs: 1970/71 lag ihr Anteil noch bei 10, 6%, 1975/76 hatte er sich auf 27, 4% fast schon verdreifacht und 1980/81 überschritt er die 50 %-Marke (52, 7 %). Während der Ausländeranteil an den Berufsschulen nur 3, 9 % beträgt, sind von den Teilnehmern am Berufsgrundbildungsjahr 13, 4 % ausländische Jugendliche (in Nordrhein-Westfalen sogar 25, 1 %)
II. Die Ausländerbeschäftigung
Abbildung 2
Tabelle 2: Ausländer nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten Quelle: Wirtschaft und Statistik 1/1982, Tab. 3, S. 43.
Tabelle 2: Ausländer nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten Quelle: Wirtschaft und Statistik 1/1982, Tab. 3, S. 43.
1. Zahlenmäßige Entwicklung
Die nach der Währungsreform auf Expansion gerichtete Wirtschaftspolitik führte zu einem stark wachsenden Arbeitskräftebedarf, der vor allem zu Beginn der sechziger Jahre aufgrund der ungünstigen deutschen Alters-und Erwerbsstruktur, der Arbeitszeitverkürzung und der Verlängerung der Ausbildungszeit nicht mehr durch das inländische Erwerbspotential gedeckt werden könnte.
Obwohl wegen strukturell auftretender Arbeitskräfteverknappungen bereits 1955 mit Italien eine Anwerbevereinbarung unterzeichnet worden war, gab es im Juni 1959 nur 166 829 ausländische Arbeitnehmer Als 1960 jedoch die Zahl der offenen Stellen (490 514) erstmals nach dem Kriege die Zahl der Arbeitslosen (270 678) überstieg, erlebte die Ausländerbeschäftigung einen rapiden Anstieg. Während sich die Gesamtzahl der Erwerbstätigen zwischen 1960 und 1966nurmehr um 492 000 erhöhte, stieg die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer im selben Zeitraum um 939 588. Mit 1 314 031 und einem Anteil von 6, 1 % an der Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten erreichte die Ausländerbeschäftigung im Juni 1966 einen ersten zahlenmäßigen Höhepunkt
Für eine vorübergehende Unterbrechung dieser Entwicklung sorgte die wirtschaftliche Rezession in den Jahren 1966/67, als die Arbeitslosenquote auf für damalige Verhältnisse beunruhigende 3, 1 % stieg. Im Laufe der Rezessionsphase nahm die Zahl der ausländischen Beschäftigten bis Januar 1968 um rund 410 000 Personen oder 31, 2 % ab. Trotz dieses konjunkturellen Abbaus zeigte sich bereits damals, daß die Ausländerbeschäftigung nicht allein zur Deckung von Arbeitskräftelücken diente, sondern zusehends strukturelle Funktionen erfüllte. Immer häufiger wurden ausländische Arbeitskräfte erforderlich, um Arbeitsplätze zu besetzen, die von deutschen Arbeitnehmern wegen der schlechten Arbeitsbedingungen, der unterdurchschnittlichen Entlohnung und des negativen Sozialprestiges gemieden wurden.
Bei der anhaltenden Abnahme der Zahl deutscher Erwerbspersonen führte der Anfang 1968 einsetzende wirtschaftliche Aufschwung in kürzester Zeit zu einer explosionsartigen Ausdehnung der Ausländerbeschäftigung. Innerhalb von rund fünf Jahren, zwischen Juli 1968 und September 1973, erhöhte sich die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer von 1 014 774 auf 2 959 000. Damit war im Herbst 1973 bei einem Ausländeranteil von 11, 9 % an der Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten fast jeder achte Arbeitnehmer in der Bundesrepublik ein Ausländer Im September 1973 war damit zugleich der Höhepunkt der Ausländerbeschäftigung erreicht. Aufgrund der sich schon Mitte des Jahres abzeichnenden Konjunkturabschwächung, aber auch als Reaktion auf die zahlreichen mit der Ausländerbeschäftigung verbundenen sozialen und gesellschaftlichen Probleme, verfügte die Bundesregierung im November 1973 einen Anwerbestopp, wodurch für Ausländer aus Nicht-EG-Ländern die Einreise zum Zwecke der Arbeitsaufnahme weitgehend unterbunden wurde.
Zusammen mit der sich 1974 drastisch verschlechternden Lage auf dem Arbeitsmarkt sowie der im November 1974 erlassenen Verordnung der Bundesanstalt, bei der Arbeitsvermittlung deutsche und ihnen gleichgestellte ausländische Arbeitnehmer zu bevorzugen, bewirkte der Anwerbestopp einen nachhaltigen Rückgang der Zahl ausländischer Arbeitnehmer. Allein im ersten Jahr verringerte sie sich um 308 375 oder 11, 9 %, bis Ende Dezember 1977 um 761 536 oder 29, 4 %. Zwar brachte die vorübergehende Entspannung auf dem Arbeitsmarkt nochmals einen Anstieg auf 2 071 658 (Ende Juni 1980), mit dem neuerlichen Wirtschaftseinbruch ist die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer abermals zurückgegangen. Gleichzeitig wurde mit 249 708 (12 %) arbeitslosen Ausländern im Februar 1982 eine Rekordmarke erreicht
Wenngleich die Arbeitsmarktperspektiven für die achtziger Jahre nicht besonders günstig erscheinen, besteht dennoch kein Zweifel daran, daß die Wirtschaft der Bundesrepublik auch in Zukunft auf eine größere Zahl ausländischer Arbeitnehmer angewiesen sein wird. Dies um so mehr, da es auch weiterhin jene „sozial und ökonomisch abgewerteten" typischen Ausländerjobs geben wird, die selbst in Krisenzeiten mit Deutschen nicht besetzt werden könnten
2. Regionale Schwerpunkte der Ausländerbeschäftigung
Entsprechend der örtlichen Wirtschaftsstrukturen und der sich daraus ergebenden Arbeitskräftenachfrage sowie der Entwicklung des jeweiligen inländlichen Arbeitskräfteangebots wurde in den einzelnen Bundesländern bzw. in einzelnen Regionen in unterschiedlichem Umfang auf ausländische Arbeitskräfte zurückgegriffen. Eindeutige Schwerpunkte der Ausländerbeschäftigung waren von Beginn an die Landesarbeitsamtsbezirke Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Noch Ende der sechziger Jahre waren in diesen drei Bezirken über 70 % aller ausländischen Arbeitnehmer beschäftigt, im Jahresdurchschnitt 1979 immerhin noch 67, 7 %. Die Ausländerquote an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten reichte Ende Juni 1980 von 5, 9 % im Landesarbeitsamtsbezirk Niedersachsen-Bremen bis zu 14, 4% in Baden-Württemberg (siehe Tabelle 16).
Noch erheblich über diesen Durchschnittszahlen liegen die Ausländerquoten in einzelnen Arbeitsamtsbezirken. Spitzenreiter sind hier vor allem Arbeitsamtsbezirke in Baden-Württemberg: Ludwigsburg (19, 8 %), Göppingen (18, 8%), Stuttgart (18, 6%) und Waiblingen (18, 4 %). Auf der änderen Seite gibt es einige Arbeitsamtsbezirke wie Heide, Emden, Leer, Schwandorf oder Deggendorf, in denen der Ausländeranteil unter 2 % liegt
Nicht nur die ausländischen Arbeitnehmer insgesamt, auch einzelne Nationalitäten verteilen sich ungleichmäßig über das Bundesgebiet. So liegt der Anteil türkischer Arbeitnehmer in Berlin mit 47, 7 % weit über dem Durchschnitt, ebenso in Nordbayern (35, 8 %) und in Schleswig-Holstein (33, 6 %). Dagegen sind die Jugoslawen in Baden-Württemberg (26, 6 %) und in Südbayern (27, 1 %) unter den ausländischen Arbeitnehmern besonders stark vertre-ten. Italiener und Griechen sind schwerpunktmäßig in Baden-Württemberg, Portugiesen in Hamburg und Bremen beschäftigt
3. Sektorale Verteilung
Bei der Verteilung auf einzelne Wirtschaftsgruppen liegt das Verarbeitende Gewerbe wie schon seit Jahren in der Ausländerbeschäftigung mit 1 163 016 oder 57, 7 % deutlich vorn, gefolgt vom Dienstleistungsbereich mit 304 210 (15, 1 %) und dem/Baugewerbe mit 215 662 (10, 1 %) ausländischen Beschäftigten. Zahlenmäßig keine Bedeutung hat die Ausländerbeschäftigung in der Landwirtschaft, obgleich 1955 für diesen Wirtschaftszweig die ersten ausländischen Arbeitskräfte angeworben wurden.
In den einzelnen Wirtschaftszweigen verlief die Entwicklung in den vergangenen Jahren unterschiedlich. Bei einem Ausländeranteil von 22, 4 % war Ende September 1971 im Baugewerbe nahezu jeder vierte Arbeitnehmer Ausländer. Heute dagegen beträgt die Ausländerquote in diesem Bereich etwas mehr als 12 %. Im Gegensatz dazu hat sich die Ausländerquote in den Bereichen Handel und Dienstleistungen vor allem in den siebziger Jahren erhöht.
Eine über dem Durchschnitt von 9, 5 % liegende Ausländerquote wies Ende September 1980 mit 13, 3 % das Verarbeitende Gewerbe und mit 12, 4 % das Baugewerbe auf. Darunter lagen die Ausländeranteile in der Land-und Forstwirtschaft (8, 0 %), im Bergbau (7, 2 %), im Handel (4, 3 %) sowie dem Kredit-und Versicherungsgewerbe (1, 8 %) Innerhalb dieser Wirtschaftsgruppen feind allerdings einige Teilbereiche besonders erwähnenswert, weil die Ausländerquote von den Durchschnittswerten abweicht. Dies gilt vor allem für die Gießereibetriebe, wo die Ausländerquote 27, 3 % beträgt, sowie für die Fischerei und das Gaststättengewerbe mit Ausländeranteilen von 22, 3% bzw. 21, 9 %
In einigen Regionen ist die sektorale Konzentration noch erheblich größer. So sind z. B. in Berlin in der Textilverarbeitung 56, 3 % der Beschäftigten Ausländer, in den Gießereien und Gaststätten Südbayerns 37, 7 bzw. 30, 7 %
4. Arbeitslosigkeit ausländischer Arbeitnehmer
Zum einen durch ihr niedriges berufliches Qualifikationsniveau, zum anderen durch ihre starke Konzentration in besonders konjunkturanfälligen Branchen (Baugewerbe, Gaststättenwesen, Textil-und Bekleidungsindustrie, Automobilindustrie), gehören die ausländischen Arbeitnehmer zu den Personengruppen, die in Krisenzeiten von der Arbeitslosigkeit besonders stark betroffen sind. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der tatsächliche Umfang der Arbeitslosigkeit ausländischer Arbeitnehmer durch Rückwanderungen und Untererfassungen nicht registrierter Ausländer, insbesondere Jugendlicher, verdeckt wird. Während der Rezession 1966/67, als die ausländischen Arbeitnehmer erstmals die Rolle des „Konjunkturpuffers" spielten, wies die Arbeitslosenstatistik im März 1967 lediglich 28 977 (2, 7 %) arbeitslose Ausländer aus, obgleich sich die Zahl der beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer zwischen Juni 1966 und Juni 1967 um 22, 1 % verringert hatte
Ähnlich verlief die Entwicklung auch zu Beginn der Krise 1973/74. Nach der Arbeitslosenstatistik waren die ausländischen Arbeitnehmer bis September 1974 prozentual weniger stark von der Arbeitslosigkeit betroffen als die Beschäftigten insgesamt. Tatsächlich waren im September 1974 nur 66 764 Ausländer als arbeitslos registriert, in den zwölf Monaten zuvor jedoch mindestens 308 375 Personen aus dem Arbeitsprozeß ausgeschieden
Seitdem allerdings lag die Arbeitslosenquote der Ausländer praktisch ununterbrochen über der Gesamtarbeitslosenquote. Während die allgemeine Arbeitslosenquote 1975 im Jahres-durchschnitt 4, 7 % betrug, waren 151 493 bzw. 6, 8 % der Ausländer arbeitslos. Auch von der relativen Verbesserung der Beschäftigungssituation im Jahre 1978 profitierten vor allem die einheimischen Arbeitnehmer. Nach Feststellung der Bundesanstalt für Arbeit kam der „höhere Beschäftigungsstand Ende 1977 gegenüber Ende 1976... ausschließlich den deutschen Arbeitnehmern zugute. Ende 1977 wurden 114 700 = 0, 6% deutsche Arbeitnehmer mehr beschäftigt als vor Jahresfrist. Im gleichen Zeitraum verringerte sich die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer um 40 400 = 2, 2 %“
Die Feststellung, daß ausländische Arbeitnehmer überproportional an der Arbeitslosigkeit beteiligt sind, bestätigt sich erneut in der der-zeitigen Krise. Obgleich die Zahl der Arbeitslosen insgesamt einen absoluten Höhepunkt erreichte, lag die Arbeitslosenquote der Ausländer mit 12 % Ende Februar 1982 doch deutlich über der Gesamtarbeitslosenquote von 8, 2 % in jenem Monat
Einschränkend ist allerdings anzumerken, daß die einzelnen Nationalitäten von dieser Entwicklung unterschiedlich stark betroffen sind. Während die Arbeitslosenquote der Türken 13, 9%, der Italiener 11, 6%, der Griechen und Jugoslawen jeweils 8, 7 % betrug, war die der Spanier mit 6, 3 % und die der Portugiesen mit 5, 3 % vergleichsweise niedrig
Ganz besonders ungünstig wirkt sich die schlechte Arbeitsmarktsituation für die ausländischen Jugendlichen aus. Gegenüber Mai 1979 stieg die Zahl der arbeitslosen ausländischen Jugendlichen unter 20 Jahren bis Ende September 1980 von 6 626 auf 11 128 an. Während die Arbeitslosenzahl in dieser Altersgruppe gegenüber dem Vorjahr insgesamt nur um 18, 2 % zunahm, erhöhte sie sich bei den Ausländern um 55, 6 % Das tatsächliche Ausmaß der Beschäftigungslosigkeit bei jugendlichen Ausländern ist indes weitaus größer. Schätzungen zufolge befanden sich 1978 rund 75 000 (fast ein Drittel) der Ausländer im Alter von 15 bis unter 20 Jahren „weder in einem Ausbildungs-oder Arbeitsverhältnis noch in einer Vollzeitschule"
Martin Frey, cand. rer. pol., geb. 1954; Studium der Volkswirtschaftslehre und der Politikwissenschaft in Bonn, zwischenzeitlich hauptamtlicher pädagogischer Mitarbeiter in der außerschulischen politischen Bildung; Mitarbeit an verschiedenen Forschungsprojekten zur Ausländerproblematik; z. Zt. Arbeit an einer umfangreichen Untersuchung über die Ausländerpolitik in den Ländern Westeuropas. Zeitschriftenveröffentlichungen zur Europäischen Integration und zur Ausländerbeschäftigung.