Wer wählt grün?
Zum Profil der neuen Linken in der Wohlstandsgesellschaft
Hans-Joachim Veen
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Zusammenfassung
Die GRÜNEN haben sich im linken Parteienspektrum fortschreitend konsolidiert. Ihre Anhänger ordnen sich selber ideologisch links der Mitte bis hin zu radikal linken Positionen ein. Das ideologische Profil der GRÜNEN-Wähler ragt links über das der SPD-Wähler hinaus. Insgesamt schöpfen die GRÜNEN heute weitgehender denn je aus demselben Wählerpotential wie die SPD. Zwischen beiden finden Austauschprozesse in den Partei-präferenzen statt, die im manifesten Wahlverhalten 1983 und 1984 bisher stark zu Lasten der SPD gingen. Die SPD steht den Wählern der GRÜNEN politisch relativ am nächsten; zur Union besteht die größte Distanz. Die Wähler der GRÜNEN sind stark überdurchschnittlich besser gebildet; zugleich sind fast drei Viertel von ihnen 1984 jünger als 35 Jahre. Sie entstammen ganz überwiegend dem oberen Mittelschichtenmilieu; Männer sind überrepräsentiert. Die GRÜNEN haben begonnen, eine Stammwählerschaft zu bilden, die eine zunehmend kohärente, politisch-ideologisch spezifische Wertestruktur aufweist, überdurchschnittlich häufige Konfessionslosigkeit verbindet sich mit einem ausgeprägten Vorrang postmaterieller Orientierungen. Starkes Mißtrauen gegenüber den politischen Institutionen und verbreitete Geringachtung rechtlicher Ordnung verbindet sich mit der Radikalisierung des Umweltschutzgedankens und einer weithin grundsätzlich geprägten Kritik des etablierten politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Systems der Bundesrepublik und mit einem Friedenspessimismus, der sich Sicherheit am ehesten im Pazifismus und einer aus dem westlichen Bündnis herausgelösten, neutralen Bundesrepublik erhofft Dies alles verweist auf eine wesentlich andere Wertehierarchie der großen Mehrheit der GRÜNEN-Anhänger als die in der Bevölkerung vorherrschende. Im Umfeld der GRÜNEN hat sich anscheinend eine politisch-soziale Eigenkultur jenseits der westlichen Allianz und der modernen Wirtschaftsgesellschaft entwickelt und fortschreitend stabilisiert, in der sich die verschiedenartigen Facetten ihrer Weitsicht zu einem neuen, alternativen Lebensgefühl aggregieren. Die GRÜNEN sind somit heute für ihre Wähler vor allem die neue linke Systemalternative — politisch, sozial-kulturell und institutionell. Daneben sind sie immer auch „Catch all" -Partei aktuellen, heterogenen Protestes und situationsbedingter Unzufriedenheit. Dieses Doppelprofil mit seinem Schwerpunkt in der grundsätzlichen Alternative dürfte dazu führen, daß sie sich längerfristig im Parteiensystem etablieren können. Damit hat das politische System der Bundesrepublik definitiv seine langjährige Moderatheit verloren und sich der Normalität seiner westeuropäischen Nachbarn angeglichen.
Eindrucksvoller als jede andere Partei illustrieren die GRÜNEN, daß sich die traditionellen Zusammenhänge zwischen der sozialen und ökonomischen Situation des einzelnen und seinen politisch-ideologischen Einstellungen aufgelöst haben, daß — marxistisch formuliert — die Klassenbedingtheit des politischen Standpunktes im fortgeschrittenen Wohlfahrtsstaat unserer Tage weniger gilt denn je. In der nivellierten Mittelstandsgesellschaft der Bundesrepublik sind die alten sozialen Fragen weitgehend überwunden. Weit eher als von sozial-ökonomischen Interessenstandpunkten werden die Problemeinschätzungen von heute, vom Umweltschutz über Rechts-und Verfassungspolitik bis zur Freiheits-und Friedenssicherung im internationalen Rahmen von politisch-ethischen Wertorientierungen und sozial-kulturellen und -psychologischen Grundhaltungen bestimmt. Damit verlieren auch die alten politischen Kategorien „links“ und „rechts" zunehmend an Bedeutung für die Einordnung politischer Parteien, sind die traditionellen Schemata progressiv'versus . konservativ'mithin weitgehend obsolet geworden. Links und fortschrittlich im traditionellen Sinne waren jene Kräfte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, die sich auf die sozialen Unterschichten, die Arbeiterschaft, stützten und Forderungen nach der Verbesserung der materiellen, ökonomischen Lage der Unterprivilegierten erhoben. Hier liegen die Wurzeln der deutschen Sozialdemokratie, der alten Linken in Deutschland. Dieser enge Zusammenhang wischen sozio-ökonomischer Interessenlage und politischer Interessenvertretung begann sich im Zuge der Entwicklung der SPD zu einer Volkspartei nach dem Vorbild der Union spätestens seit den sechziger Jahren zu lockern. Sinnfällig wurde die Auflösung der überkommenen Linksstrukturen durch die Proklamierung des „neuen Mittelstandes" der höher Gebildeten und besser Verdienenden vornehmlich im Dienstleistungsbereich mit ausgeprägt reformerischem Impetus für die SPD in den siebziger Jahren.
Damit war ein politisch-ideologischer Emanzipationsprozeß im Parteiensystem links von der Mitte erkennbar geworden, der schließlich im Aufstieg der GRÜNEN als Partei kulminierte. Deren Aufstieg erfolgte aus einem Wählerpotential, das sich politisch-ideologisch selber links von der Mitte bis zur extremen Linken hin ansiedelt und dabei in seiner Selbsteinschätzung links über die SPD-Wählerschaft hinausragt (vgl. Grafik 1).
I. Ideologische Selbsteinschätzungen
Abbildung 1
Schaubild 1: Selbsteinstufung auf dem Links-Rechts-Kontinuum
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung
Schaubild 1: Selbsteinstufung auf dem Links-Rechts-Kontinuum
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung
Noch augenfälliger wird die Linksdominanz in der ideologischen Selbsteinstufung der GRÜNEN, wenn man betrachtet, wie ihre Wähler die anderen Parteien im Links-Rechts-Spektrum einschätzen Die Union wird von GRÜNEN-Wählern fast spiegelbildlich zu sich selbst auf dem rechten Parteien-spektrum eingeordnet, die CSU noch ausgeprägter rechts (vgl. Grafik
Abbildung 12
Übersicht 10: Beurteilung der Repräsentanz der Grünen in den Parlamenten
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Übersicht 10: Beurteilung der Repräsentanz der Grünen in den Parlamenten
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Zur Union haben GRÜNEN-Wähler die größte Distanz, sieht man von einer vergleichsweise kleinen Überschneidung in der ideologischen Mitte ab. Dagegen wird die SPD als die Partei betrachtet, die den GRÜNEN ideologisch am nächsten steht. Auch die ideologische Selbsteinstufung von SPD-Wählern und GRÜNEN-Wählern ergibt, wie bereits Grafik 1 zeigt, ein hohes Maß an ideologischer Übereinstimmung der Wählerpotentiale. Nicht unbeträchtlich ist schließlich auch die bereichsweise ideologische Übereinstimmung zwischen GRÜNEN-Wählern und F. D. P. -Wählern etwa in der ideologischen Mitte. Dies gilt sowohl für die Selbsteinschätzung beider Wählergruppen als auch für die Einschätzung der Wähler der GRÜNEN im Hinblick auf die ideologische Position der F. D. P.
Wie eingehende empirische Untersuchungen zeigen 2), hat sich die Linksdominanz der GRÜNEN-Wähler in den letzten Jahren eindeutiger ausgeprägt; die GRÜNEN haben sich im linken Wählerspektrum konsolidiert. Ausschließlicher denn je schöpfen sie heute aus jenem Wählerpotential, aus dem auch die SPD-Wähler stammen. Für die weitere Charakterisierung der Wähler der GRÜNEN wird daher stets von dieser politisch-ideologischen Grundhaltung auszugehen sein. Angesichts dieserAusgangssituation scheint es ein unfruchtbarer Streit um Begriffe und am Ende müßig, darüber zu spekulieren, ob die GRÜNEN nun „links“ oder „rechts“, oder ob sie nicht „eigentlich" konservativ seien, da, wie gesagt, links und rechts als klassenmäßige und zugleich ideologische Zuordnungen heute obsolet sind. Allenfalls wäre hier m. E dann eher die Bezeichnung „ultra-konservativ" im Sinne von rückwärts gewandt angemessen. Die Unterschiede zu den alten linken Positionen sind allzu offenkundig: Die neuen Linken der GRÜNEN entstammen ganz überwiegend den oberen Mittelschichten und der Oberschicht (sei es als Erwerbstätige mit relativ hohem Einkommen oder als Oberschüler und Studenten, die bislang noch kein eigenes Einkommen haben) und verfügen überproportional stark über eine bessere, häufig akademische Bildung. Ihre politischen Forderungen sind ausgeprägt postmaterieller, nicht mehr materieller Natur. Die neue Linke der spätin-dustriellen Wohlstandsgesellschaft kommt gewissermaßen von oben, nicht von unten.
Diese irritierende Entwicklung war in der Studentenrevolte Ende der sechziger Jahre erstmals in größerem Ausmaß offenkundig geworden. In diesem Zusammenhang erscheint der Hinweis wichtig, daß eine Reihe prominenter GRÜNEN-Politiker dieser Protestgeneration entstammt Gerade in ihren Anfangsjahren wurden die Verwirrungen und die Schwierigkeiten der politisch-ideologischen Einordnung der GRÜNEN wesentlich dadurch vergrößert, daß die älteren Umweltschutzinitiativen, aus denen sich die GRÜNEN als Partei mühsam und regional sehr verschieden herausschälten, anfangs durchaus heterogen zusammengesetzt waren. Hinzu kam, daß es in eher konservativen Kreisen lange Zeit schwer zu begreifen war, daß wohlstandsgewohnte Bürgerkinder links oder gar linksradikal sein und es auf absehbare Zeit auch bleiben könnten; auch in diesen Tagen tut man sich damit noch schwer.
Bis heute besteht allerdings zwischen alten linken und neuen linken Positionen eine wesentliche Gemeinsamkeit, nämlich die hohe Wertschätzung, die Völkerfreundschaft und Frieden, meist eng verklammert mit neutralistischen und pazifistischen Vorstellungen, für beide Wählerschaften hatten und haben.
II. Überschneidungen der Wählerpotentiale
Abbildung 2
Schaubid 2: Selbsteinstufung und Einstufung der Parteien durch die Grünen auf dem Links-Rechts Kontinuum
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung
Schaubid 2: Selbsteinstufung und Einstufung der Parteien durch die Grünen auf dem Links-Rechts Kontinuum
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung
Zunächst bedeutet die weitgehende Kongruenz der Wählerpotentiale von SPD und GRÜNEN, daß zwischen beiden Parteien verstärkt wechselseitige Austauschprozesse sowohl in j den Parteipräferenzen als auch im manifesten I Wahlverhalten stattfinden. Allerdings sind diese Austauschprozesse in den letzten Jahren, insbesondere in der Bundestagswahl 1983 und in den seitherigen Landtagswahlen in Hessen und Baden-Württemberg sowie bei der Europawahl weitgehend einseitig zu Lasten der SPD und zu Gunsten der GRÜNEN erfolgt, während es mit der Union hier keine nennenswerten Austauschprozesse gab. So speiste sich der Zuwachs der GRÜNEN bei der Bundestagswahl vom 6. März 1983 vor allem aus dem Lager ehemaliger SPD-Wähler und dem der Erst-und bisherigen Nichtwähler. Ähnliches gilt, wie alle Wahlanalysen bestätigen, für die Landtagswahlen 1983 und 1984, bei denen vornehmlich Ringtauschprozesse zwischen Union, SPD und GRÜNEN beobachtbar waren. In der Tat sind deshalb, wie der SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz in der Nacht der Europawahl am 17. Juni 1984 präzise feststellte, die Wähler der GRÜNEN zumeist „Fleisch aus dem Fleische der SPD". 1984 setzte sich die Anhängerschaft der GRÜNEN zu etwa der Hälfte aus bisherigen GRU-NEN-Wählern, zu etwa 25% aus Erst-und bisherigen Nichtwählern und zu etwa 20% aus ohemaligen SPD-Wählern zusammen. Nur 5% der GRÜNEN-Anhängerschaft, das sind weniger als 0, 5% der Gesamtwählerschaft, geben an, früher Union gewählt zu haben (vgl. Über-sicht 1).
Die zunehmende Selbstrekrutierung der GRÜNEN-Wähler, d. h. die Ausbildung einer Stammwählerschaft, bewirkte, daß der Anteil ehemaliger SPD-Wähler von 36% im Jahre 1980 auf etwa 20 % 1984 zurückging. Ebenfalls reduzierte sich der Anteil der Erstwähler, der 1980 noch bei 36% lag und 1984 nur noch etwa 13% der Anhängerschaft der GRÜNEN ausmachte. Schon die Ausbildung dieser Stammwählerschaft stützt die Vermutung, daß die GRÜNEN sich längerfristig im Parteiensystem zu etablieren begonnen haben. Im Vergleich zu allen anderen Parteien haben die Wähler der GRÜNEN zur SPD die geringste Distanz; die SPD steht ihnen am nächsten. Kurz vor der Bundestagswahl 1983 galt sie für 94% der GRÜNEN-Wähler als der bevorzugte Koalitionspartner in Hessen wünschten im Frühjahr 1983 ebenfalls etwa 90% der GRÜNEN-Wähler die Zusammenarbeit mit der SPD. Für SPD-Wähler galt dies umgekehrt weit weniger
Unabhängig von der konkreten Frage nach der Zusammenarbeit ergibt eine Analyse der Rangfolge der Wertschätzung der Parteien, daß GRÜNEN-Wähler fast ausschließlich die SPD auf dem zweiten Rangplatz einordnen, die F. D. P. auf dem dritten und die Union fast durchweg auf dem letzten. Im Bundesgebiet wie auch in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz ist die Union, wie aktuelle Umfragen zeigen, die Partei, zu der die Wähler der GRÜNEN die größte Distanz haben, die sie am wenigsten schätzen. Gegenüber der F. D. P. ist die Distanz etwas geringer, für einen kleinen Teil der GRÜNEN-Wähler gilt sie sogar als die relativ nächste Partei, erscheint sie auf Rangplatz zwei noch vor der SPD. Eindeutig aber ist, daß die Anhänger der GRÜNEN die SPD als die sympathischste Partei nach ihrer eigenen empfinden.
Sowohl die ideologische Selbsteinschätzung der GRÜNEN-Wähler als auch ihre Beurteilung der anderen Parteien und nicht zuletzt die Wählerwanderungen in den letzten Wahlen erlauben demgemäß eine klare Zuordnung der GRÜNEN in das linke politische Parteienspektrum. Ihr Wählerpotential ist dabei weitgehend kongruent mit dem der SPD, es weist allerdings eine deutlich stärkere Ausprägung nach links und eine leicht schwächere über die Mitte hin auf als das der SPD.
III. Zwischen aktuellem Protest und grundsätzlicher Opposition — das Doppelprofil der GRÜNEN
Abbildung 3
Übersicht 1: Die Zusammensetzung der GRUNEN-Anhänger
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8012, 8401.
Übersicht 1: Die Zusammensetzung der GRUNEN-Anhänger
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8012, 8401.
Wie sieht nun diese neue Linke politisch-ideologisch in ihren Wertorientierungen und wie sieht sie sozial-kulturell, in ihrer sozialen, alters-und bildungsmäßigen Schichtung aus?
Trotz der vielfältig schillernden, verwirrend bunten Erscheinungen der GRÜNEN, trotz der Unterschiede zwischen Fundamentalisten und Pragmatikern, Radikalökologen und Pazifisten, Marxisten und Linksliberalen, Oppositionellen aus Prinzip und situationsbedingtem Protest zeichnet sich seit zwei, drei Jahren doch ein immer deutlicheres Profil ab. Diese Profilierung erfolgte einerseits vor dem Hintergrund der Ausgrenzung mancherlei „konservativen“ Umweltschutzdenkens der ersten Stunde und andererseits im Zuge der Ausformung einer innen-und außenpolitisch komplexeren wie auch grundsätzlich systemkritischen Programmatik, die das Gesamt der politisch-ideologischen Alternative der GRÜNEN inzwischen weit über den Umweltschutzgedanken hinaus bestimmt 5a).
Das Wählerprofil der GRÜNEN ist dabei konsistenter geworden, die politisch-kulturellen, politisch-psychologischen und ideologischen Übereinstimmungen ihrer Wähler sind offenbar gewachsen. Hierauf weisen bereits das ausgeprägt links-orientierte Profil sowie die Entwicklung einer Stammwählerschaft hin, einer Stammwählerschaft, die, wie die Europawahlen 1984 gezeigt haben, hochmotiviert und in hohem Grade mobilisierbar ist Gleichwohl kann das Unterfangen, ein Wählerprofil der GRÜNEN zu zeichnen, nur unter einem großen Vorbehalt grundsätzlicher Art und darüber hinaus nur mit einer wichtigen politisch-aktuellen Einschränkung gewagt werden:
Jedes Profil kann, so der grundsätzliche Vorbehalt, zunächst nur ein statistisches Profil sein, das sich auf bemerkenswerte Häufigkeiten einander ähnlicher Einstellungen, Verhaltensweisen und Beurteilungen stützt, es kann aber natürlich nie den Einzelfall berücksichtigen. Und jeder kennt meist immer mindestens einen GRÜNEN, auf den die notwendigen Verallgemeinerungen gerade nicht zutreffen. Die aktuelle Einschränkung ist hingegen fast noch wichtiger, denn sie verweist auf das doppelte Profil der GRÜNEN.
Sichtbar sind die GRÜNEN heute vor allem als Sammelbecken vielfältigen Protestes in der Bundesrepublik. Für viele Wähler, daran besteht kein Zweifel, sind sie das Ventil, mit dem aktuelle Unzufriedenheit, Benachteiligung, Parteienverdruß sich Luft machen und der Stammpartei ein Denkzettel verpaßt werden kann. Dies dürfte sicher für einen Teil der Arbeitslosen, vor allem für arbeitslose Jugendliche mit einfacher Schulbildung aus den unteren sozialen Schichten gelten, die gegenwärtig relativ stark den GRÜNEN zuneigen, j Fast 40% der arbeitslosen Jugendlichen bis 21 — dies ergab eine Jugendstudie des Forschungsinstituts der Konrad Adenauer Stiftung vom Dezember 1983 — würden heute grün wählen, ohne die politischen Ziele der GRÜNEN insgesamt zu teilen, geschweige denn überhaupt zu kennen, und ohne jener postmateriellen, ökologisch-pazifistischen Gegenkultur im oberen Mittelschichtenmilieu anzugehören, aus dem die grünen Stammwähler kommen.
Das vordergründige Profil der GRÜNEN ist jedoch keineswegs ihr politisch-ideologischer Schwerpunkt. Es wäre nämlich zu kurz gegriffen, in den GRÜNEN nicht mehr als eine herkömmliche Protestpartei im Sinne aktueller Unzufriedenheiten mit punktuellen politischen Maßnahmen und Entwicklungen zu sehen. Vielmehr lautet die These, daß die GRÜNEN von dem Gros ihrer Wähler vor allem als eine neue linke Systemalternative gesehen werden. In ihnen artikuliert sich ein Protest grundsätzlicher Art gegen das etablierte System in fast allen seinen Ausformungen von der Umweltschutzpolitik über Wirtschafts-, Rechts-und Verfassungspolitik, über die Sozialordnung bis hin zu außen-und nicht zuletzt sicherheitspolitischen Fragen, mithin gegen die Gesamtheit der tradierten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen, zum Teil auch institutioneilen Strukturen, gegen als lebensbedrohlich empfundene politische Entwicklungen und gegen die etablierten Parteien Die GRÜNEN sind in diesem Sinne nicht nur eine loyale Oppositionspartei, die in erster Linie die Funktion hat, Unzufriedenheit und Enttäuschung über, die gegenwärtige Regierungspolitik zu ventilieren und als Regierungsalternative in den herkömmlichen Politischen Parametern zu fungieren, sondern sie sind — in der Begrifflichkeit Otto Kirchbeimers — Oppositionspartei aus Prinzip.
Sie haben eine grundsätzlich andere Einschätzung der Gesamtentwicklung und nicht zuletzt eine ausgeprägt negativere Einschätzung der Legitimität und der Freiheitlichkeit der politischen Ordnung der zweiten Deutschen Republik, wie im folgenden belegt werden soll.
Etwa die Hälfte der Anhänger der GRÜNEN geben als wesentliche Motive für ihre Parteipräferenz die Unzufriedenheit mit den anderen Parteien und eine grundlegende Veränderung unserer Gesellschaft an, weitere 40% das entschiedene Eintreten der GRÜNEN für den Umweltschutz. Dabei sind jene, die dem System grundsätzlich kritisch gegenüberstehen und eine grundlegende Veränderung unserer Gesellschaft anstreben, noch ausgeprägter im äußersten linken Spektrum angesiedelt als jene, denen der Umweltschutz das zentrale Motiv ist
Nun zählt der Umweltschutz für die Wähler aller Parteien in der Bundesrepublik zu den vorrangigen politischen Aufgaben. Während diese neben dem Umweltschutz allerdings auch anderen, vor allem ökonomischen Politikbereichen hohe Bedeutung einräumen, wird für die Wähler der GRÜNEN der Umweltschutzgedanke schlechthin bestimmend für ihre Gesamtbeurteilung von Politik sowie von sozialen und ökonomischen Entwicklungen. Insofern schwingt bei dieser Radikalisierung des Umweltschutzgedankens immer ein Stück alternativer Gesamtpolitik mit, das nur vor dem Hintergrund der politisch-ideologischen Grundeinstellung der Wähler angemessen beurteilt werden kann. Allerdings sind die vorrangig vom Umweltschutz bestimmten GRÜNEN-Wähler relativ seltener als die grundsätzlichen Systemveränderer mit dem gegenwärtigen System unzufrieden und verfügen im Unterschied zu den grundsätzlichen Systemveränderern häufiger nur über Haupt-oder Realschulbildung. Mit anderen Worten: Es gibt hier ein gewisses Potential von GRÜNEN-Wählern, das sein zukünftiges Eintreten für die GRÜNEN auch von der konkreten Entwicklung der Umweltschutzpolitik abhängig machen könnte, während dies allein für die Mehrheit der GRÜNEN-Wähler sicher nicht mehr ausschlaggebend für ihre Partei-präferenz ist.
IV. Anti-institutionelle Affekte
Abbildung 4
Übersicht 2: Vertrauen in Institutionen
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Übersicht 2: Vertrauen in Institutionen
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Die politische Institutionenordnung der Bundesrepublik wird von Wählern der GRÜNEN weitaus kritischer beurteilt als von der übrigen Bevölkerung. Ihr Mißtrauen gegenüber staatlichen Institutionen und natürlich auch gegenüber den etablierten Parteien und Politikern greift tief (Übersicht 2). Während die Mehrheit der Bevölkerung (53%) den Regierungen und Parlamenten vertrauensvoll gegenübersteht, trifft dies nur für 23% der GRÜNEN-Anhänger zu. Die Polizei wird von fast zwei Dritteln der Bevölkerung positiv gesehen, zwei Drittel der GRÜNEN aber mißtrauen ihr. Auch den Gerichten gegenüber herrscht bei den Wählern der GRÜNEN Mißtrauen vor: Nur 30% von ihnen vertrauen der Gerechtigkeit der Gerichte, während dies fast 60% der Gesamtbevölkerung tun.
Daß die Bundeswehr vom tiefen Argwohn der GRÜNEN verfolgt wird, während ihr eine deutliche Mehrheit der Gesamtbevölkerung vertraut, rundet das Bild voller tiefer innerer Vorbehalte gegenüber der politischen Institutionenordnung ab. Jenes Mindestmaß an politischem Vertrauen, das das Zusammenleben der Menschen in einem politischen Gemeinwesen schlechthin konstituiert und jene Bürgereigenschaften, die Gemeinsinn, mithin die Bereitschaft bedingen, mehrheitliche, öffentliche Entscheidungen, Recht und Gesetz zu respektieren und Pflichten zu akzeptieren, scheinen vielen von ihnen wesensmäßig fremd. Die Wähler der GRÜNEN haben weithin keine innere Beziehung zu dem Gemeinwesen, in dem sie leben. Rechtsstaatlicher Gehorsam scheint bei vielen unterentwickelt Widerstandsparolen gehen deshalb häufig leicht von den Lippen. Recht und Ordnung, Moral, Pflichtbewußtsein und nicht zuletzt Nationalbewußtsein scheinen ihnen in der Bundesrepublik, wie Übersicht 3 illustriert im Unterschied zur Einschätzung der Gesamtbevölkerung viel zu stark verwirklicht zu sein, dagegen politische Mitbestimmung, die Gleichberechtigung der Frau, Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit, Toleranz, Solidarität, Freundschaft und nicht zuletzt persönliche Freiheit viel zu wenig.
V. Postmaterialismus zwischen Selbstverwirklichung und Zärtlichkeit
Abbildung 5
Übersicht 3: Wertstrukturen
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Übersicht 3: Wertstrukturen
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Gegenüber dem starken Bedürfnis nach Selbstverwirklichung werden die Verfas-sungsordnung und Verfassungswirklichkeit der Bundesrepublik von den Wählern der GRÜNEN häufig als einengend, wenn nicht repressiv, empfunden; ausgeprägt individuali-Stische Einstellungen, aber auch anarcho-syn-dikalistische Tendenzen werden sichtbar. Den Ehlern der GRÜNEN erscheinen die Frei-9 heitsspielräume für den einzelnen stark eingeschränkt: „Frei" fühlen sich in der Bundesrepublik Deutschland 1984 ganze 10 % der GRÜNEN-Anhänger (gegenüber 39 % der Gesamtbevölkerung), „ziemlich frei" weitere 60 %. Dagegen erklärt jeder dritte Wähler der GRÜNEN (31 %), er fühle sich ausdrücklich „nicht frei“; im Bevölkerungsdurchschnitt empfinden dies ganze 7 % (vgl. Übersicht 4). Das vielleicht wesentlichste Merkmal, das die Wähler der GRÜNEN von der großen Bevölkerungsmehrheit unterscheidet, ist deren anti-institutionelle Grundhaltung — vielleicht ist es das beunruhigendste. Zugleich dürfte es der allgemeinste gemeinsame Nenner sein, auf dem stark individualistisch geprägte Wähler sich treffen. Dabei könnte die anti-institutionelle Grundeinstellung am Ende weniger eine Unwilligkeit, als vielmehr eine gewisse mentale Unfähigkeit ausdrükken, sich einbringen und einfügen zu können. Die vorherrschende Entfremdung von diesem Gemeinwesen könnte sich insofern als eine Form der Selbstentfremdung erweisen. Offenkundig ist der Widerstreit zwischen ungebundenem Freiheitsstreben und Sehnen nach Zugehörigkeit und Wärme. So tief einerseits die Distanz zum politischen Gemeinwesen und seinen Normierungen auch ist, so ausgeprägt ist auf der anderen Seite das Bedürfnis nach Solidarität, nach Zusammenhalt, nach Vertrauen, Freundschaft, ja, nach „Dienst für die Allgemeinheit", der aber — hier gewinnt der Widerstreit ideologischen Charakter — offensichtlich nicht auf die tradierten, konservativen Institutionen und Normen bezogen wird, sondern eher im Gegensatz dazu, wie Über-sicht 3 ausweist, in der Entfaltung alternativer Wertstrukturen besteht.
Wie die geschilderten Wertorientierungen bereits anzeigen, sind die Wähler der GRÜNEN in ihrer großen Mehrheit, zu fast zwei Dritteln, klar dem Typ des sogenannten „Postmaterialisten“ zuzuordnen; das übrige Drittel entspricht einem Mischtyp aus postmaterialistischen und materialistischen Orientierungen, der in der Gesamtbevölkerung mehrheitlich vorherrscht. Dagegen ist der Typ des so-genannten „Materialisten“, der leistungsorientiert ist, nach Wohlstand strebt, zugleich Bewährtes schätzt und Recht und Gesetz achtet, bei den GRÜNEN weithin nicht vertreten, während, wie das Klassifizierungsschema ausweist (Übersicht 5), immerhin ein Viertel der bundesdeutschen Bevölkerung diesem Typ zuzurechnen ist.
Der Postmaterialismus der GRÜNEN bedeutet, daß sie die Offenheit der Gesellschaft für neue Ideen und geistigen Wandel, für mehr Mitmenschlichkeit, für mehr politische Partizipation, aber auch für Selbstverwirklichung, Toleranz, Freundschaft, Zärtlichkeit und nicht zuletzt für Freizeit mit Abstand wichtiger einschätzen als sogenannte „materialistische'Orientierungen wie Leistungsbereitschaft Pflichtbewußtsein, Fleiß, Eigentums-und Wohlstandsstreben, Achtung von Bewährtem und nicht zuletzt Respekt vor Recht und Gesetz, jene bürgerlichen und asketischen Tugenden also, ohne die der moderne Sozial-und Dienstleistungsstaat nicht auskommt.
Natürlich ist die Unterscheidung beider Ty ipen, hier Postmaterialist, dort Materialist ziemlich künstlich. Tatsächlich herrscht in der Realität der Bundesrepublik jener Mischtypus mehrheitlich vor, der Leistungsorientierung und Rechtsbewußtsein mit Aufgeschlos-senheit gegenüber zwischenmenschlichen Problemen, mit neuen Ideen, mit Toleranz und mit Freizeitgenuß durchaus verbinden kann. Um so bemerkenswerter ist auf der anderen Seite die Eindeutigkeit, mit der bei den GRÜNEN der reine Typ des Postmaterialisten überwiegt, dem die Funktionsbedingungen der modernen Industriegesellschaft und des Sozial-und Rechtsstaats vergleichsweise unwichtig erscheinen.
VI. Vorrang für Umweltschutz und Abrüstung
Abbildung 6
Übersicht 4: Einschätzung der Freiheit in der Bundesrepublik Bevölkerung insgesamt CDU/CSU-
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Übersicht 4: Einschätzung der Freiheit in der Bundesrepublik Bevölkerung insgesamt CDU/CSU-
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Der soeben skizzierten grundsätzlichen Einschätzung entspricht, daß konkrete wirtschaftliche Probleme wie Arbeitslosigkeit, Preisstabilität oder Staatsverschuldung für die Wähler der GRÜNEN nicht so vorrangig sind wie für die Bevölkerung der Bundesrepublik insgesamt. In der politischen Prioritätenskala der Bundesdeutschen rangiert die Sicherung der Arbeitsplätze durchgängig an erster Stelle vor dem Umweltschutz und der Friedenssicherung, danach folgen Preisstabilität, innere Sicherheit, Abbau der Staatsverschuldung und die Fortführung der Entspannungspolitik. Für GRÜNEN-Anhänger ist die wichtigste politische Aufgabe der Umweltschutz, die zweitwichtigste die Friedenspolitik, erst auf dem dritten Rang folgt die Sicherung der Arbeitsplätze. Bereits an vierter Stelle rangiert dann bei GRÜNEN-Wählern die Entspannungspolitik mit der Sowjetunion noch vor Preisstabilität, Vermögensbildung und dem Abbau der Staatsverschuldung (Übersicht 6).
Dies belegt einmal mehr, daß neben dem Umweltschutz die Friedens-und Entspannungspolitik mit der Sowjetunion zu den absolut vorrangigen politischen Themen der GRÜNEN gehört. Hier wird die ideologische Nähe zur Friedensbewegung, die sich weithin auf dasselbe Sympathiepotential gründet, offenkundig. Der Slogan der Friedensbewegung „Frieden schaffen ohne Waffen" ist für 82 % der GRÜNEN-Wähler „realistisch und durchführbar"; während dies nur für 32 % der Gesamtbevölkerung gilt über 50 % der GRÜNEN-Wähler sind im Herbst 1983 bereit gewesen, sich in der Friedensbewegung zu engagieren, 18% hatten es bereits getan Als politische Utopie hat die Friedens-und Entspannungspolitik der GRÜNEN die Neutralisierung der Bundesrepublik: 70 % der GRÜ-NEN-Wähler glauben, dadurch den Frieden in Europa sichern zu können, gegenüber nur 25 % der Gesamtbevölkerung Mehrheitlich (zu 52 %) wird von den GRÜNEN ein neutrales, abgerüstetes Europa ausdrücklich als die beste Friedensgarantie bezeichnet; während nur 26% der GRUNEN-Anhänger glauben, daß ein starkes Verteidigungsbündnis des Westens den Frieden am ehesten sichern könne So ausgeprägt das individuelle Freiheitsbedürfnis der GRÜNEN-Wähler im innerstaatlichen Bereich auch ist und so empfindlich sie hier auf Gefährdungen reagieren, so sehr scheinen sie demgemäß das Problem der Freiheitssicherung international auszublenden.
VII. Partizipation ohne Partei
Abbildung 7
Übersicht 5: Klassifizierte Wertorientierungen
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Übersicht 5: Klassifizierte Wertorientierungen
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Für ihre politischen Ziele setzen sich die Wähler der GRÜNEN aktiver ein als andere. Ihr politisches Interesse ist relativ höher, ihre Engagementbereitschaft größer, als dies im Durchschnitt der Bevölkerung der Fall ist Der politische Beteiligungswille ist ausgeprägt, er konzentriert sich allerdings nicht auf die Mitwirkung in der Partei selbst Formale Parteimitgliedschaft scheint eher verpönt, denn im Vergleich zu allen anderen Parteien weisen die GRÜNEN die mit Abstand geringste Mitgliederdichte auf. Bei 2 167 431 Wählern (Zweitstimmen) verfügten die GRÜNEN 1983 nur über etwa 25 000 Mitglieder. Dies bedeutet einen Organisationsgrad von nur 1. 2 % gegenüber 6, 4 % der SPD, 4, 9 % der CDU, 4, 4 % der CSU und 2, 0 % der FDP
Auch hierin dürften prinzipielle Vorbehalte gegenüber institutionellen Einbindungen und „Formalisierungen" zum Tragen kommen, die charakteristisch sind für die ganz überwiegend jüngeren Anhänger der GRÜNEN. Engagiert und ungeduldig wollen sie ihre Politik schneller, an den institutionalisierten und mühsamen Willensbildungsprozessen vorbei realisieren. Politische Partizipation findet bei den GRÜNEN deshalb vor allem in nicht-institutionalisierten Formen, wie der Beteiligung an Bürgerinitiativen, Demonstrationen, spontanen Aktivitäten aller Art statt, die zumeist unverbindlich und nicht zuletzt verantwortungsfrei sind.
VIII. Das sozial-kulturelle Profil der GRÜNEN-Anhänger
Abbildung 8
Übersicht 6: Politische Prioritäten
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Übersicht 6: Politische Prioritäten
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8401.
Für die skizzierten politisch-ideologischen Einstellungen und Verhaltensweisen der GRÜNEN-Wähler bietet die Analyse ihrer Sozial-und Altersstruktur sowie ihrer bildungsmäßigen Herkunft einige Erklärungen. Die GRÜNEN sind vor allem die Partei mit der weitaus jüngsten Wählerschaft. Bei der Bundestagswahl 1983 war etwa ein Drittel ihrer Wähler zwischen 18 und 24, ein weiteres Drittel zwischen 25 und 34 Jahre alt Das bedeutet, daß fast 70 % der Wähler der GRÜNEN jünger als 35 Jahre waren.
Bezogen auf die gesamte Altersgruppe der Jungwähler (18— 24 Jahre) wählten knapp 14 % die GRÜNEN (etwa 41 % die CDU/CSU und 39 % die SPD); bezogen auf die Gruppe der 25— 34jährigen waren es knapp 11 %, die grün wählten. In den letzten Landtagswahlen in Hessen 1983 und in Baden-Württemberg 1984 lag der Jungwähleranteil für die GRÜNEN zwischen 12 und 19 %, jener der 25 bis 34jährigen zwischen 9 und 16 %. Die Attraktivität der GRÜNEN hat also zugenommen. Die 45jährigen und älteren, die mehr als die Hälfte der bundesdeutschen Bevölkerung ausmachen, sind dagegen in der Wählerschaft der GRÜNEN außerordentlich schwach vertreten, sie stellen kaum mehr als 10% ihres Elektorats (Übersicht 7). * Bemerkenswert ist, daß Männer in der Wählerschaft der GRÜNEN deutlich stärker vertreten sind als Frauen, wie die Repräsentativ-statistik für die Landtagswahlen 1983 und 1984 in Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg ebenso wie für die Bundestagswahl 1983 zeigt.
Daß die Wähler der GRÜNEN weitaus seltener verheiratet sind als der Bevölkerungsdurchschnitt, dürfte auf deren überwiegende Jugendlichkeit zurückzuführen sein. Der Anteil der Verheirateten ist allerdings in den letzten Jahren deutlich gestiegen (1980 lag er bei 24 %, 1984 bei 39 %), was zugleich auf die Ausbildung einer Stammwählerschaft der Partei hinweist. Nicht nur der Altersstruktur, sondern vermutlich auch gewissen antiinstitutionellen Affekten dürfte das relativ häufige eheähnliche Zusammenleben „ohne Trauschein" mit Partnern bzw. Partnerinnen bei GRÜNEN-Wählern entsprechen.
Den christlichen Kirchen stehen die Wähler der GRÜNEN sehr fern. Zunächst ist der Anteil der Konfessionslosen bei ihnen vergleichsweise am höchsten. Beträgt er in der Gesamtbevölkerung 6 %, sind es bei den GRÜNEN 16 %. Ähnlich hoch ist er nur noch bei F. D. P. -Wählern mit 13 %. Im übrigen sind GRÜNEN-Wähler ganz überwiegend evangelisch; Katholiken sind stark unterrepräsentiert. Praktizierende Christen gibt es in der GRÜNEN-Anhängerschaft noch weniger als in der Gesamtbevölkerung. 96 % der GRÜNEN geben an, „selten" oder „nie“ zur Kirche zu gehen, im Bevölkerungsdurchschnitt sagen dies 82 %. Bekunden 18 % der Bevölkerung, „häufig" zur Kirche zu gehen, sagen dies ganze 4 % der GRÜNEN.
Außerordentlich hoch ist das Bildungsniveau der GRÜNEN-Wähler; fast jeder zweite hat Abitur oder ein Studium absolviert. In keiner anderen Wählerschaft ist dieser Anteil ähnlich hoch. Am ehesten ist er noch mit F. D. P. -Wählern vergleichbar, von denen mehr als ein Drittel über Abitur oder Studium verfügen (vgl. Übersicht 8). Auch die geringen Anteile von Hauptschülern mit oder ohne Lehre in der GRÜNEN-Wählerschaft sind am ehesten mit jenen der Wählerstruktur der F. D. P. vergleichbar. Der Anteil von HauptschulabÜbersicht solventen mit Lehre sowie von Realschulabsolventen ist in den letzten Jahren leicht gestiegen, während der Anteil der Abiturienten und Hochschüler auf hohem Niveau zurückging.
Weniger als die Hälfte der GRÜNEN-Wähler sind berufstätig (44 %). Der Anteil der noch nicht Berufstätigen, vor allem Studenten und Oberschüler, macht etwa 36 % in der Wählerschaft der GRÜNEN aus und ist damit im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt (9 %) extrem hoch. Umgekehrt sind Rentner, Pensionäre und Hausfrauen in der Anhängerschaft der GRÜNEN extrem unterrepräsentiert, sie machen nur 16% ihrer Anhängerschaft aus, während deren Bevölkerungsanteil über 40 % beträgt (vgl. Übersicht 9).
Arbeitslose sind unter den Anhängern der GRÜNEN zur Zeit überrepräsentiert. Hierunter dürften ganz überwiegend jugendliche Arbeitslose sein, die damit Protest artikulieren. Von den berufstätigen Wählern der GRÜNEN ist der relativ größte Teil der höheren Angestelltenschaft (gerade auch des öffentlichen Dienstes) und der höheren Beamtenschaft zuzuordnen. Stark unterrepräsentiert sind die Selbständigen. Deutlich gewachsen ist schließlich der Anteil von Arbeitern in der GRÜNEN-Wählerschaft Die Wähler der GRÜNEN wohnen überdurchschnittlich häufig in der Großstadt (42 %) sowie in Mittelstädten (14 %), während sie in Kleinstädten und Dörfern unterrepräsentiert sind.
IX. Die neue linke Systemalternative in der Konsolidierung
Abbildung 9
Übersicht 7: Altersgliederung der verschiedenen Wählerschaften
Der Aufstieg der GRÜNEN ist ein Phänomen der oberen Mittelschichten. Zu über 70 % setzt sich ihre Wählerschaft aus Angehörigen der Mittel-und Oberschichten, mit anderen Worten den Besserverdienenden oder ihren studierenden oder das Gymnasium besuchen-den Kindern, zusammen. Dies entspricht dem überdurchschnittlich hohen Bildungsniveau ihrer Wähler und erklärt zum Teil auch, warum wirtschaftliche Probleme dort nicht die Bedeutung haben, die ihnen die Mehrheit der Bevölkerung beimißt und warum postmaB terieile Mentalitäten vergleichsweise risikolos vertreten werden können.
Bemerkenswert ist allerdings, daß der Arbeiteranteil unter GRÜNEN-Wählern in den letzten Jahren deutlich gewachsen ist, wenngleich die Nettozahlen der Größe der Partei gemäß nur gering sind. Die Vermutung liegt nahe, daß hier diejenigen, die gegenwärtig die GRÜNEN bevorzugen, vornehmlich aus sozialdemokratischem Milieu und die stammen Arbeiterinteressen in der SPD nicht radikal genug vertreten spricht jedenfalls sehen. Vieles dafür, daß gerade diese Gruppe eher aktuelles denn prinzipielles Protestverhalten artikuliert.
Was ist zu bilanzieren? Die GRÜNEN haben sich im linken Parteienspektrum fortschreitend etabliert. Sie haben ein politisch-ideologisches Profil von einiger Kohärenz ausgebildet, das sich deutlich von dem der großen Bevölkerungsmehrheit unterscheidet. Ihr gebrochenes Verhältnis zur institutioneilen Staatlichkeit der ausgeprägte Vorrang post-materieller Orientierungen, ihre spezifische Radikalisierung des Umweltschutzgedankens, die weithin grundsätzlich geprägte Kritik des etablierten politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Systems der Bundesrepublik und schließlich ein Friedenspessimismus, der sich Sicherheit am ehesten im Pazifismus und einer aus dem westlichen Bündnis her-ausgelösten, neutralen Bundesrepublik erhofft, verweisen auf eine wesentlich andere Wertehierarchie der deutlichen Mehrheit ihrer Anhänger als die weithin vorherrschende.
Im Umfeld der GRÜNEN hat sich anscheinend eine politisch-soziale Sub-oder besser Eigenkultur jenseits der modernen Wirtschaftsgesellschaft entwickelt und fortschreitend stabilisiert, in der sich die verschiedenartigen Facetten ihrer Weitsicht zu einem neuen, alternativen Lebensgefühl aggregieren, das sich von den Problemeinschätzungen und Alltagsnormen der politisch-sozialen Kultur der bundesrepublikanischen Bevölkerung deutlich unterscheidet. Zur Stabilisierung dieser Eigenkultur gehört auch, daß in ihr ein hohes Maß an Engagement, an persönlich befriedigendem Tun, an Freizeitgenuß und nicht zuletzt an Lebensfreude entfaltet wird Lebensbejahung im Kleinen kontra-stiert mit Zukunftspessimismus im Weltmaßstab.
Die GRÜNEN sind somit heute für ihre Wähler vor allem die neue linke Systemalternative, politisch, sozial-kulturell und institutionell.
Daneben sind sie immer auch eine „ Catch all" -Partei situationsbedingten Protestes jedweder Art, und dies inzwischen ausgeprägter als die SPD. Vieles spricht dafür, daß die GRÜNEN sich in dieser Funktion der Protest-partei als Systemalternative, ergänzt durch fluktuierendes aktuelles Protestpotential wechselnder Herkunft, längerfristig im Parteienspektrum etablieren können. Die Obergrenze ihres Wachstums scheint noch nicht erreicht zu sein. Wo sie liegt, dürfte auf kürzere und mittlere Sicht vor allem von der weiteren Entwicklung der SPD abhängen.
Die GRÜNEN haben begonnen, eine Stamm-wählerschaft zu bilden. Kaum fünf Jahre nach ihrem bundesweiten Auftreten rekrutieren sie sich bereits zu über 50% aus bisherigen Wählern. Diese Konsolidierung weist zugleich darauf hin, daß auch bei ihnen ein gewisser Alterungsprozeß beginnt, in dessen Gefolge der Anteil der über 25jährigen in Zukunft weiter ansteigen dürfte. Auf der anderen Seite ist somit keineswegs ausgemacht, daß der Erstwähleranteil bei den GRÜNEN auf Dauer vergleichsweise hoch bleiben muß, so nachvollziehbar ihre Attraktivität für sehr junge Wähler vor dem Hintergrund ihrer politischen Sozialisation in der schulischen Bildung, ihrer Erziehung und des politischen Anschauungsunterrichts, den ihnen die Medien vermitteln, auch sein mag.
Hier lassen sich lange Linien einer politischen Erziehung ziehen, die politische Institutionen und Rechtsstaatsdenken systematisch zu Gunsten emanzipatorischer und partizipatorischer Demokratielehren vernachlässigte. Viel hängt deshalb von den zukünftigen Bedingungen der politischen Sozialisation, sprich von dem Mut zur Wiederbelebung staatsbürgerlicher Tugenden und zur Erziehung zu sozialpflichtigem, auf das Gemeinwesen und sein freiheitlich-rechtsstaatliches Ethos orientiertes Handeln ab. Der Schutz unserer Zivilisation beginnt mit der Rechtsordnung und der Wahrung ihrer Regeln. Dieses humane Grundwissen dürfen m. E. die Älteren den Jüngeren nicht vorenthalten. Gleichzeitig ist für alle Parteien hohe Sensibilität und Konsequenz zum Schutze der natürlichen Lebensgrundlagen geboten. Denn gerade Erstwähler sind zunächst stärker vom radikalen Umweltschutzdenken der GRÜNEN faszi-niert, weniger von ihrer komplexen Ideologie.
Ein Trugschluß wäre es allerdings, den GRÜNEN wegen der Widersprüchlichkeit, der Undiszipliniertheit und Unorganisiertheit ihres Auftretens in der Öffentlichkeit Überlebenschancen abzusprechen, denn die ständigen Flügelkämpfe und selbst die tiefgehendsten Personalquerelen der letzten Jahre — sei es der enttäuschte Rückzug des sympathischen und prominenten GRÜNEN-Politikers Wolf-Dieter Hasenclever oder das verbitterte Ausscheren des Generals a. D. Bastian — haben sich im Wahlverhalten ihrer Anhänger nicht negativ ausgewirkt.
Deren Maßstäbe für die Politik und die Organisationskraft ihrer Partei sind offensichtlich wesentlich andere als die der traditionellen Wähler: Organisatorisch-institutionelle Stabilität und vor allem politische Führungspersönlichkeiten spielen für sie keine wesentliche Rolle. Im Gegenteil: Politiker sind grundsätzlich suspekt, auch ihre eigenen. Der inzwischen angelaufene Rotationsmechanismus macht dies sinnfällig. Das Votum der GRÜNEN gilt radikal politischen Zielen: Ideen zählen, nicht Personen.
Insgesamt scheint bei GRÜNEN-Wählern ein besonders hohes Maß an Verständnis für die häufig diffuse, chaotische Erscheinung der Partei innerhalb und außerhalb der Parlamente zu bestehen, das auf ähnliche Prädispositionen in ihrer Anhängerschaft verweist: Nirgendwo ist das Ausmaß der Übereinstimmung in der Alters-, der Bildungs-und der Sozialstruktur zwischen den Abgeordneten und ihren Wählern größer als bei den GRÜNEN
Dafür, daß die GRÜNEN sich längerfristig etablieren dürften, spricht auch, daß im Frühjahr 1984 eine knappe Mehrheit der Bevölkerung ihre Repräsentanz in den Parlamenten der Bundesrepublik sogar begrüßte. Dabei wurde sicher nicht ihre grundsätzliche Systemkritik gewürdigt. Die politische Gesamtprogrammatik der GRÜNEN wird, soweit sie überhaupt gesehen wird, mehrheitlich eindeutig nicht geteilt.
Vielmehr profitieren die GRÜNEN von ihrem historischen Verdienst, als erste das Bewußtsein für die fortschreitende Umweltzerstörung geweckt und dagegen mobil gemacht zu haben; und dies demonstrieren sie tagtäglich mit ihrem Namen. Demgemäß gelten sie in den Augen der Bevölkerung bis heute noch knapp vor der Union als die Partei, die am meisten für den Umweltschutz tut. Dies ist um so gewichtiger, als der Umweltschutz — es muß widerholt werden — für die Wähler aller Parteien hohe Priorität hat Nicht zuletzt wird an den GRÜNEN, auch wenn man sie nicht selber wählt, am Ende geschätzt, daß sie eine besonders kritische, auch radikale, vor allem aber belebende Opposition treiben. Dies gilt besonders für SPD-Anhänger, die die GRÜNEN in den Parlamenten auch weitaus positiver einschätzen als die Unions-und F. D. P. -Wähler (vgl. Übersicht 10)
X. Politische Emanzipation von der Nachkriegszeit
Abbildung 10
Übersicht 8: Wählergruppen nach Schulbildung
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8012,
Übersicht 8: Wählergruppen nach Schulbildung
Quelle: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Archiv-Nr. 8012,
Mit der Etablierung der GRÜNEN hat das Parteiensystem der Bundesrepublik sich langfristig verändert und wohl endgültig seine langjährige beispiellose Moderatheit verloren.
Damit hat sich die zweite deutsche Republik schließlich der Normalität seiner westeuropäischen Nachbarstaaten angeglichen. Tatsächlich hatte bei uns ja lange eine linke Opposition aus Prinzip im Sinne einer umfassen-den Systemalternative gefehlt, die traditionell zumeist in Form von kommunistischen oder radikalsozialistischen Parteien in allen vergleichbaren westlichen Demokratien existiert Dafür gab es historische Gründe, vor allem die Lehren aus dem Niedergang der Weimarer Republik. Daß diese Lehren inzwischen zunehmend verblassen, daß Ideologien, radikale Gesinnung und die spezifische „deutsche Unruhe“ (Wilhelm Hennis), geringe Achtung politischer Institutionen und der Rechtsordnung und nicht zuletzt Neutralismus und Pazifismus einen gewissen Aufschwung erfahren haben, deutet auch eine politische Emanzipation von den mäßigenden Tabus der deutschen Nachkriegszeit an. Sie wird in den GRÜNEN augenfällig. Die Bundesrepublik wird nunmehr, wie andere westliche Industriestaaten auch, lernen müssen, auf Dauer mit einer gewissen natürlichen Quote von Andersdenkenden aus Prinzip, von ideologischen Gegnern, von radikalen Vereinfachern, von Protestwählern und vielfältigen Rand-gruppenzu leben. Die GRÜNEN erscheinen heute gewissermaßen als die institutionalisierte Dialektik der Wohlstandsgesellschaft Zur Dialektik ihrer Etablierung gehört am Ende, daß damit die Legitimität und die innere Stabilität der Bundesrepublik eher gewachsen ist, weil die politischen Strukturen sich als weit weniger zementiert und die Lernfähigkeit sich als weit größer erwiesen haben, als von den GRÜNEN immer unterstellt wird.
Dies gilt vor allem und wird zukünftig noch intensiver gelten müssen für das weite Feld des Umweltschutzes. Denn die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen bewegt auf längere Sicht auch all jene Bürger, die die ökologisch-neutralistische Linksalternative der GRÜNEN nicht wollen. Diese dürfen sich nicht in eine Situation getrieben fühlen, in der angesichts einer als existentiell empfundenen Umweltgefährdung die GRÜNEN vielen am Ende gleichwohl noch als das „kleinere Übel" erscheinen könnten.
Hans-Joachim Veen, Dr. phil., M. A., geb. 1944; Studium der politischen Wissenschaft, des öffentlichen Rechts und der Geschichte an den Universitäten Hamburg und Freiburg i. Br., seit 1983 Leiter des Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts der Konrad-Adenauer-Stiftung in St. Augustin bei Bonn. Veröffentlichungen u. a.: Opposition im Bundestag. Ihre Funktionen, institutioneilen Handlungsbedingungen und das Verhalten der CDU/CSU-Fraktion in der 6. Wahlperiode 1969— 1972, Bonn 1976; (Mitherausgeber und Co-Autor) Parteienstaat und Abgeordnetenfreiheit. Zur Diskussion um das imperative Mandat, München 1977; (Hrsg. zus. mit H. Rühle) Gewerkschaften in den Demokratien Westeuropas, zwei Bände, Paderborn 1983; (Hrsg.) Christlich-demokratische und konservative Parteien in Westeuropa, zwei Bände, Paderborn 1983. Außerdem zahlreiche Beiträge zur deutschen und internationalen Parteienforschung und zur empirischen Jugendforschung in der Bundesrepublik.
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