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Lebensstile und Wandel der Wählerschaft in der Bundesrepublik Deutschland | APuZ 12/1987 | bpb.de

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APuZ 12/1987 Die Bundestagswahl 1987 — eine Bestätigung des Wandels Lebensstile und Wandel der Wählerschaft in der Bundesrepublik Deutschland Alte und neue Scheidelinien des politischen Verhaltens. Eine Analyse zur Bundestagswahl vom 25. Januar 1987

Lebensstile und Wandel der Wählerschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Peter Gluchowski

/ 35 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In dem vorliegenden Beitrag wird eine neue Wählertypologie vorgestellt, die auf individuellen Lebensstilen der Wähler basiert. Als „Lebensstil" wird dabei eine komplexe Einstellungsstruktur aus hundert persönlichen Grundorientierungen, Lebensweisen und Haltungen in zentralen Lebensbereichen definiert. Die Zusammenschau dieser Einstellungen ermöglicht die Segmentierung der Wählerschaft in neun klar voneinander abgrenzbare Lebensstil-Gruppierungen, die ausführlich beschrieben werden. Die Mobilisierung der jeweiligen Lebensstil-Klientel entlang der alten und neuen Trennungslinien verlief bei der Bundestagswahl 1987 für die beiden großen Parteien nur teilweise erfolgreich. Strukturell zeigen sich für die Zukunft sehr unterschiedliche Mobilisierungschancen der Parteien: Die CDU/CSU hat sowohl sozialstrukturell als auch wertmäßig sehr homogene Lebensstil-Wählerpotentiale, die deshalb relativ leicht mobilisierbar sind. Die Unionsparteien laufen jedoch, solange sie mit der FDP eine Koalition bilden, Gefahr, Stimmen an diese zu verlieren. Die SPD hat ihre Potentiale einerseits bei Lebensstil-Gruppierungen aus den unteren Schichten mit konservativ-traditionellen Wertorientierungen und andererseits bei Gruppen aus höheren Schichten mit fortschrittlich-gesellschaftskritischen Wertorientierungen. Sie konkurriert damit in den traditionell-gesellschaftskritischen Wählerbereichen mit der CDU/CSU und in den fortschrittlich-gesellschaftskritischen Wählerbereichen sehr stark mit den GRÜNEN. Die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Lebensstil-Gruppierungen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, dürfte auch in Zukunft für die SPD ein sehr schwieriges Unterfangen sein.

Das Wahlergebnis vom 25. Januar 1987 enthält auf den ersten Blick wenig Dramatik. Die Regierungsparteien verloren insgesamt 2. 4 Prozentpunkte, die im Saldo nicht einmal voll den Oppositionsparteien, sondern erstmals seit 1969 zu einem nicht geringen Teil sonstigen, meist im rechten Parteienspektrum stehenden Parteien zugute kamen (+ 0, 9 Prozentpunkte). Der nach einer hoch gewonnenen Wahl übliche Oppositionseffekt hielt sich damit in Grenzen. Die SPD/FDP-Koalition verlor nach ihrem guten 72er Wahlergebnis bei d 4 Prozentpunkte, die im Saldo nicht einmal voll den Oppositionsparteien, sondern erstmals seit 1969 zu einem nicht geringen Teil sonstigen, meist im rechten Parteienspektrum stehenden Parteien zugute kamen (+ 0, 9 Prozentpunkte Prozentpunkte, die im Saldo nicht einmal voll den Oppositionsparteien, sondern erstmals seit 1969 zu einem nicht geringen Teil sonstigen, meist im rechten Parteienspektrum stehenden Parteien zugute kamen (+ 0, 9 Prozentpunkte). Der nach einer hoch gewonnenen Wahl übliche Oppositionseffekt hielt sich damit in Grenzen. Die SPD/FDP-Koalition verlor nach ihrem guten 72er Wahlergebnis bei der Wahl 1976 stärker (-3, 7 Punkte). Auffälliger erscheinen dagegen das deutliche Sinken der Wahlbeteiligung, die mit 84, 4 Prozent die niedrigste seit 1949 ist 1), und das deutliche Ansteigen der Zweitstimmenanteile der FDP und der GRÜNEN zu Lasten der beiden großen Parteien. Ich vertrete die These, daß diese Entwicklungen erste, sehr schwache Anzeichen von längerfristigen Wandlungstendenzen sind, die sich unterschwellig in der Wählerschaft vollzogen haben und im vorliegenden Wahlergebnis nur sehr unvollständig zum Ausdruck kommen: Die Wählerschaft der achtziger Jahre ist flexibler geworden. Wir haben es heute mit einem wachsenden Anteil von Wählern zu tun, die die Parteien nicht mehr dauerhaft loyal unterstützen, sondern die immer bewußter, taktischer, beweglicher, kurzfristiger und schließlich auch enthaltungsbereiter ihre Wahl treffen 2).

I. Der flexible Wähler

Tabelle 1 Wählerlager und Wählerpotentiale

Zwei empirische Befunde weisen auf die gewachsene Flexibilität der Wählerschaft hin: Der Wechselwähleranteil ist, wie Umfrageergebnisse des Forschungsinstituts der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigen, in den achtziger Jahren deutlich gestiegen 3). Standen 1980 — statistisch gesehen — zehn Stamm-wählern nur vier Wechselwähler gegenüber, so kamen bei der Bundestagswahl 1987 auf zehn Stammwähler bereits acht Wechselwähler. Relativ zu den Stammwählern hat sich damit der Wechselwähleranteil etwa verdoppelt. Außerdem machen die Wähler von Wahl zu Wahl zunehmend Gebrauch vom Stimmensplitting. Bezogen auf die jeweilige Gesamtwählerschaft (gültige Zweitstimmen) ist der Splittingwähleranteil seit der Bundestagswahl 1961 von 6, 5 Prozent auf 11, 6 Prozent bei der Bundestagswahl 1983 angestiegen 4). Die Netto

Differenzen zwischen Erst-und Zweitstimmen der Parteien deuten auch bei der Wahl 1987 auf ein großes Ausmaß an Stimmensplitting hin.

Die in diesen beiden Befunden erkennbare Flexibilisierung der Wählerschaft hat vielfältige subjektive Ursachen, von denen die wichtigsten hier nur stichwortartig angedeutet werden können: a) Die Einschätzung des Parteiensystems hat sich gewandelt. Der Trend der sogenannten „etablierten“ Parteien CDU/CSU, SPD und FDP zu Volksparteien hat ihre Politik aus der Sicht der Wähler immer ähnlicher und damit weniger unterscheidbar gemacht. Darüber hinaus haben die mehrfachen Regierungswechsel im Bund und in den Ländern gezeigt, daß alternierende Regierungen bislang jedenfalls keine dramatischen Kurskorrekturen beinhalteten, sondern daß die zentralen Linien der Politik im wesentlichen beibehalten und weitergeführt wurden. Ein Wechsel in der Wahlentscheidung oder auch Stimmenthaltung wird in dieser Situation weniger als Risiko betrachtet, als in jenen Zeiten, in denen die Parteien noch heftig über die Soziale Marktwirtschaft, die Westintegration oder die Ostpolitik stritten. Die Wahlentscheidung verlagert sich so mehr und mehr von einer grundsätzlichen zu einer Entscheidung, die kurzfristigen ebenso kurzfristig bei der folgenden Wahl korrigiert werden kann.

Noch bedeutsamer ist die Erweiterung des Parteiensystems. Das Auftreten der GRÜNEN im Parteiensystem hat dem Wähler nicht nur eine zusätzliche Wahlalternative angeboten, die die Wechselwahrscheinlichkeit erhöht. Vielmehr ist — im Zusammenhang mit dem 82er Koalitionswechsel der FDP — im Parteiensystem eine Blockbildung entstanden. Das Parteiensystem besteht heute aus zwei Lagern, bei denen der Wechsel innerhalb der Lager leichter fällt als der Wechsel zwischen den Lagern. Wie Tabelle 1 zeigt, ist diese Lagerbildung auf der Wählerebene deutlich sichtbar.

Bereits im Herbst 1986 gab es relativ große Rand-wählerschaften innerhalb des Regierungslagers von CDU/CSU und FDP einerseits und des Oppositionslagers von SPD und GRÜNEN andererseits Mit zunehmender Nähe zum Wahltermin verstärkte sich die Blockbildung dadurch, daß der Randwählerbereich zwischen Regierung und Oppositionsparteien schrumpfte. Kurz vor der Wahl waren die Randwählerbereiche innerhalb der Lager insgesamt größer als die Randwählerschaft zwischen den Lagern. In diesen Bereichen fiel die Wahl der kleinen Parteien aus bewußt koalitions-oder auch oppositionspolitischen Überlegungen leicht, weil man damit die Mehrheitsverhältnisse nicht aufs Spiel setzte

b) Durch langfristigen sozialen Wandel läßt die Prägekraft der Sozialstruktur auf die Wahl der großen Parteien nach. Zwar hat die CDU/CSU übereinstimmenden Längsschnittanalysen zufolge nach wie vor ihre starke Verankerung in den kirchlich gebundenen katholischen Bevölkerungsteilen und den Selbständigen aus dem alten Mittelstand behalten, und die SPD kann weiterhin auf Rückhalt im klassischen Arbeitermilieu und bei Arbeitnehmern mit Gewerkschaftsbindung rechnen Aber die Anteile dieser Bevölkerungsgruppen haben sich im Zeitablauf, hauptsächlich durch Generationen-wechsel, deutlich verringert Gewachsen sind dagegen diejenigen Wählergruppen, die keine historisch etablierten Bindungen an die Parteien aufweisen, wie z. B. die weder kirchlich noch gewerkschaftlich gebundene neue Mittelschicht. Gerade in diesen Gruppen konnte eine erhebliche Flexibilität des Wählerverhaltens festgestellt werden

c) Der Wandel von Wertorientierungen, der seit Mitte der sechziger Jahre auch in der Bundesrepublik stattfindet, hat zu einer stärker politisch interessierten und involvierten Wählerschaft geführt, die nicht mehr so stark nach gewachsenen Partei-bindungen entscheidet, sondern zunehmend politische Themen und Lebensstile jenseits der traditionellen Weltanschauungen und sozialen Herkünfte zum Gegenstand ihrer Wahlentscheidung macht. Der Wertewandel vollzieht sich nach einer These von Ronald Inglehart insbesondere bei jüngeren Wählern von traditionell-konservativen Pflicht-und Akzeptanzwerten („materialistic values") hin zu fortschrittlich-gesellschaftskritischen Freiheitsund Entfaltungswerten („postmaterialistic values“) und schlägt sich sowohl in den einzelnen persönlichen Lebensbereichen der Wähler als auch in entsprechenden Anforderungen an die Politik nieder Die zunehmende persönliche Freiheits-und Entfaltungsorientierung hat so ihre Parallelen in der Abwendung von Themen der Wirtschaftsstabi-lität und der inneren und äußeren Sicherheit sowie der Hinwendung zu Themen der „neuen Politik“, wie z. B. Umweltschutz, Abrüstung, Entspannungspolitik und Verzicht auf Kernenergie Charakteristischerweise stammen die besonders freiheits-und entfaltungsorientierten jungen Menschen gerade aus Elternhäusern derjenigen neuen Mittelschichten, die den klassischen sozialen Spannungslinien ohnehin nicht mehr besonders stark verbunden sind.

II. Lebensstil-Gruppierungen in der Bundesrepublik

Schaubild 1 Lebensstil-Gruppierungen

Da angenommen werden muß, daß die skizzierten Wandlungsprozesse die traditionellen sozialen und politischen Spannungslinien überlagern oder verwischen, wird es für die Wahlforschung nicht nur notwendig, die vorhandenen sozialstrukturellen Wählertypologien weiter zu entwickeln sondern zusätzlich durch Wählertypologien zu ergänzen, die die Lebensziele, Werthaltungen und Lebensweisen der Wähler erfassen und damit weiteren Aufschluß über ihre politische Motivations-und Bedürfnis-struktur geben. Ein solcher Lebenswelt-Ansatz wurde in der Bundesrepublik erstmals vom SINUS-Institut (Heidelberg) in einer Auftragsarbeit für die SPD auf die politische Verhaltensforschung angewendet. SINUS definiert acht „soziale Milieus“, die sich nicht nur klar in ihren Lebenswelten, sondern teilweise auch sehr stark in ihren Parteipräferenzen unterscheiden Das Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung hat im Jahre 1986 einen ähnlichen Ansatz entwickelt, der die Betrachtung von Lebensstilen der Wähler zum Gegenstand hat. Der Begriff „Lebensstil“ wird dabei sehr weit gefaßt und beinhaltet sowohl die die persönliche Lebensweise bestimmenden Grundorientierungen und Verhaltensweisen in den zentralen Lebensbereichen Berufswelt, Familie und Freizeit als auch Einstellungen zu solchen weiteren Lebensbereichen, die für das individuelle Verhalten Bedeutung erlangen können Im einzelnen gehen folgende Bereiche in die Lebensstil-Typologie ein:

Grundorientienmgen — Lebensziele (z. B. sozialer Aufstieg, harmonisches Familienleben, Entfaltung der eigenen Persönlichkeit) — Persönliche Wertorientierungen (konservativ-traditionelle Pflicht-und Akzeptanz-werte [„materialistische Werte“ ], wie z. B. Leistung, Heimat, Sparsamkeit, Treue versus fortschrittlich-gesellschaftskritische Freiheits-und Entfaltungswerte [„postmaterialistische Werte“ ] wie Selbstverwirklichung und freie Meinungsäußerung) — Persönlichkeitsstärke (z. B. Durchsetzungsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft) Haltung in zentralen Lebensbereichen — Berufswelt (z. B. Karriereorientierung, Einkommensorientierung, Orientierung an Arbeitsinhalten) — Familie (z. B. traditionelle Rollenverteilung versus partnerschaftliche Familienführung) — Freizeit (Freizeitbedürfnisse, z. B. gesellige Freizeit, familienorientierte Freizeit, kulturelle Freizeitbedürfnisse)

Zusätzliche Einstellungsbereiche — Konsum-und Modeorientierung — Einstellungen zur modernen Technik und zum technischen Fortschritt — Religiosität — Einstellungen zu Staat, politischen Institutionen und Politik Die Zusammenschau dieser einzelnen Grundorientierungen, Lebenshaltungen und Einstellungen in den verschiedenen Lebensbereichen ergibt den individuellen Lebensstil eines Wählers Wähler mit ähnlichen Lebensstilen werden mit Hilfe statistisch-mathematischer Verfahren gruppiert Das Ergebnis sind die in Schaubild 1 dargestellten Lebensstil-Gruppierungen:

Die einzelnen Lebensstil-Gruppierungen lassen sich wie folgt charakterisieren

1. Der aufstiegsorientierte jüngere Mensch (10 Prozent)

Aufstiegsorientierte jüngere Menschen stehen in der Aufbauphase ihres Lebens. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 33 Jahren. Der überwiegende Teil ist bereits verheiratet oder hat eine feste Partnerbindung und nicht selten schon Kinder. Etwa ein Fünftel befindet sich dagegen noch in Berufsausbildung. Die Berufstätigen arbeiten meist in Angestelltenverhältnissen, die eine mittlere Bildung voraussetzen.

Für aufstiegsorientierte jüngere Menschen steht die Gestaltung ihres zukünftigen Lebens im Vordergrund. Ihr vorrangiges Lebensziel ist es, ein sinnerfülltes, geordnetes Leben zu führen, das intensiven Lebensgenuß erlaubt. Beruflicher Erfolg, eine gesellschaftlich anerkannte Stellung und der Erwerb von Besitz und Eigentum werden als Voraussetzung für die Erreichung dieses Ziels angesehen. Entsprechend dieser Lebensziel-Konstellation fallen die persönlichen Wertorientierungen aus, die sich als Mischung von konservativ-traditionellen Pflicht-und Akzeptanzwerten sowie von Freiheitsund Entfaltungswerten darstellen. Bei aufstiegs-orientierten jüngeren Menschen bilden Leistungsbereitschaft und Disziplin die Grundlage ihrer Lebensentwürfe, auf der sie sich auf die Suche nach neuen Lebensorientierungen mit ausgeprägten Selbstverwirklichungsansprüchen begeben.

Diese Lebensstil-Gruppierung fühlt sich sehr persönlichkeitsstark, kann sich gut durchsetzen und übernimmt gern Verantwortung. In der Berufswelt dominieren daher Karriere-, Leistungs-und Einkommensorientierung. Man möchte erfolgreich sein und schneller vorwärtskommen als andere. Der Beruf gilt als Statusmerkmal.

Im Familienbild dominiert ein partnerschaftlicher Familienstil, der die Berufstätigkeit der Frau und eine gemeinsame Erledigung haushaltsbezogener Tätigkeiten einschließt. Dieser Stil erstreckt sich auch auf die Kindererziehung; vorrangiges Erziehungsziel ist die Selbständigkeit der Kinder. Die Freizeitorientierung ist sehr stark. Dabei herrscht ein großes Bedürfnis nach außergewöhnlichen Erlebnisinhalten vor. In der relativen Bedeutung der Bereiche Beruf, Familie und Freizeit stehen der Beruf und die Freizeit weithin gleichwertig nebeneinander; die Familie hat einen geringeren Stellenwert. Berufsarbeit dient allerdings auch als Mittel zur Finanzierung der Freizeitinteressen und damit der Befriedigung von Selbstverwirklichungsbedürfnissen in der Freizeit. Im Rahmen einer ausgeprägten Mode-und Konsumorientierung wird auf eine gepflegte äußere Erscheinung großen Wert gelegt. Die Kleidung dient häufig als Statusmerkmal.

Technischer Fortschritt wird für relativ wichtig gehalten. Im wesentlichen wird keine Bedrohung der Menschheit durch die moderne Technik gese21 hen. Nur wenige Menschen dieser Gruppe sind religiös. Politik hat ebenfalls keinen großen Stellenwert. Die Zufriedenheit mit dem politischen System und das Vertrauen in den Staat ist — bei eher mäßigem politischen Interesse — groß, ein über die Wahlteilnahme hinausgehendes politisches Engagement dagegen eher selten. 2. Der postmateriell-linksalternativ eingestellte jüngere Mensch (5 Prozent)

Postmateriell-linksalternativ eingestellte jüngere Menschen leben überdurchschnittlich häufig in Groß-und Universitätsstädten und befinden sich noch in Schul-oder Berufsausbildung oder im Studium. Nur etwa ein Drittel ist bereits berufstätig — meist im öffentlichen Dienst, wo sie ein relativ hohes Einkommen erzielen. Die Angehörigen dieser Lebensstil-Gruppierung haben von allen hier betrachteten Gruppen den höchsten Bildungsgrad (über 75 Prozent Abitur oder Hochschulbildung; nur 13 Prozent Hauptschulabschluß). Ihr Durchschnittsalter beträgt 28 Jahre. Entsprechend des geringen Alters und der längeren Bildungsgänge sind sie seltener verheiratet und haben seltener Kinder als die aufstiegsorientierten jüngeren Menschen. Diese Lebenszyklus-Position erlaubt ihnen eine große persönliche Unabhängigkeit.

Ihre vorrangigen Lebensziele sind die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und die Suche nach neuen Lebensformen und -inhalten, die häufig mit entsprechenden Ansprüchen an die Gesellschaft verbunden werden. Eine Ziel-Mittel-Relation zwischen beruflichem Erfolg und der Verwirklichung dieser Ziele ist — anders als bei der vorher betrachteten Gruppe — nicht erkennbar. Dementsprechend ist die persönliche Wertestruktur nahezu ausschließlich auf fortschrittlich-gesellschaftskritische Freiheits-und Entfaltungswerte wie Selbstverwirklichung, Gleichberechtigung und freie Meinungsäußerung ausgerichtet. Konservativ-traditionelle Werte werden ebenso wie alle Werte, die mit gesellschaftlichem Ansehen in Verbindung stehen, entschieden abgelehnt. Postmateriell-linksalternativ eingestellte jüngere Menschen haben eine große Persönlichkeitsstärke. Sie versuchen häufig, andere Menschen von ihrer Meinung zu überzeugen, übernehmen gerne Verantwortung und sind — insbesondere bei Aufgaben, die sie für politisch-gesellschaftlich bedeutsam halten — sehr zäh in der Verfolgung ihrer Ziele. Die berufliche Tätigkeit wird vor allem als Mittel zur Selbstentfaltung angesehen. Intrinsische Arbeitsmotive wie eine interessante Tätigkeit und selbständiges, eigenverantwortliches Arbeiten nehmen einen hohen Stellenwert ein. Die Höhe des Einkommens ist eher sekundär. Beruflicher Erfolg wird nicht als Karriere angestrebt, sondern als persönliche Befriedigung, Entfaltung und Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten empfunden.

Die Einstellungen zur Familie tragen stark partnerschaftlich-emanzipatorische Züge. Man wünscht sich eine gute Partnerschaft, die auch Kinder hervorbringen kann, ohne daß dies durch eine Ehe sanktioniert sein muß. Der Stil einer solchen Lebensgemeinschaft sollte nach weitverbreiteten Vorstellungen in dieser Gruppe durch eine gleichzeitige Berufstätigkeit beider Partner, eine partnerschaftliche Haushaltsführung ohne die traditionelle Rollenverteilung und eine Kindererziehung geprägt sein, in der auch die Kinder als gleichberechtigte Partner angesehen werden.

Die Freizeitinteressen und -bedürfnisse sind vielseitig. Man schätzt es, in der Freizeit mit anderen Menschen zusammenzukommen, geistige Anregungen und Impulse zu erhalten und sich für die Gesellschaft einzusetzen. Freie Zeit wird häufig für politisches Engagement verwendet. Darüber hinaus spielt Lebensgenuß in der Freizeit eine große Rolle. Die Freizeit besitzt den klaren Vorrang vor der Familie und dem Beruf. Man ist kaum bereit, freie Zeit für die Berufsarbeit zu opfern, strebt vielmehr einen Beruf an, der viel Freizeit ermöglicht.

Berufliche Interessen werden auch den Interessen der Familie untergeordnet. Die Konsum-und Modeorientierung ist nur schwach ausgeprägt. Man gibt sich betont natürlich und einfach und legt kaum Wert auf eine gute äußere Erscheinung. Dem technischen Fortschritt steht man ablehnend . gegenüber, weil man große Gefahren für die Menschheit in ihm sieht. Postmateriell-linksalternativ eingestellte junge Menschen sind beinahe antireligiös. Die Abneigung gegen die Kirchen ist groß. Politik hat für sie dagegen eine außerordentlich große Bedeutung. Ihr politisches Interesse ist stark und tritt häufig als Systemkritik auf. Die Unzufriedenheit mit dem politischen System und besonders das Mißtrauen gegenüber dem Staat sind im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt sehr groß. Gleichzeitig herrscht eine deutliche linksideologische Einstellung vor (auf der Links-Rechts-Skala ordnen sich fast drei Viertel als „links“ ein). Zu dieser links-ideologischen Systemkritik gehört auch, daß plebiszitär-demokratische Vorstellungen weit verbreitet sind. Es wird sehr häufig die Auffassung vertreten, daß Politiker nur dann die Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigen, wenn sie von den Bürgern dazu gezwungen werden. Innerparteiliche Auseinandersetzungen werden für ein besonders gutes Zeichen der Demokratie gehalten. 3. Der linksliberale integrierte Postmaterialist (10 Prozent)

Angehörige dieser Lebensstil-Gruppierung ähneln in vielen Aspekten den postmateriell-linksalternativ eingestellten jüngeren Menschen, weisen aber in verschiedenen Einstellungs-und Verhaltensberei-B chen charakteristische Besonderheiten auf, die sie als spezielle Gruppe konstituieren.

Sozialstrukturell unterscheiden sie sich von der vorgenannten Gruppe vor allem durch ein höheres Alter und eine fortgeschrittenere Position im Lebenszyklus. Sie haben ihre berufliche Ausbildung meistens abgeschlossen, sind verheiratet oder leben mit einem Partner zusammen und haben häufiger Kinder. Ihr Bildungsniveau ist das zweithöchste aller Lebensstil-Gruppierungen (43 Prozent Abitur). Beruflich sind sie stark überdurchschnittlich im Angestellten-und Beamtenverhältnis tätig — überwiegend im öffentlichen Dienst und dort häufig in verantwortlicher oder leitender Position mit sehr hohem Einkommen. Linksliberale integrierte Postmaterialisten leben ebenfalls überdurchschnittlich häufig in Großstädten.

Unter ihren Lebenszielen ragen Persönlichkeitsentfaltung und Selbstverwirklichung hervor, werden zugleich jedoch durch das Streben nach harmonischen Partner-und Familienbeziehungen und nach beruflichem Erfolg ergänzt. Darüber hinaus spielt die Gestaltung von sozialen Beziehungen in Freundeskreisen eine große Rolle. In seiner Wertestruktur ähnelt der linksliberale integrierte Postmaterialist dem postmateriell Linksalternativen; fortschrittlich-gesellschaftskritische Freiheits-und Entfaltungswerte stehen im Vordergrund. Allerdings besteht hier der wichtige Unterschied, daß die ausgeprägte Polarisierung zwischen Pflicht-und Akzeptanzwerten sowie Freiheits-und Entfaltungswerten fehlt und hedonistische Züge nicht so ausgeprägt vorhanden sind. Darüber hinaus sind Werte, die mit dem Prinzip der sozialen Gerechtigkeit in Verbindung stehen, sehr wichtig.

Die Mitglieder dieser Lebensstil-Gruppierung sind ausgesprochen persönlichkeitsstark. Sie können sich gut durchsetzen, haben eine hohe Überzeugungskraft und übernehmen gerne Verantwortung.

Bei weithin gesicherter Berufsposition auf gehobenem Niveau wird auch im Beruf die Selbstentfaltung als besonders wichtig angesehen. Die berufliche Tätigkeit soll vor allem inhaltlich interessant sein, den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entsprechen und selbständiges Arbeiten ermöglichen.

Andere Menschen beurteilt man im Beruf nicht nach ihrer Position, sondern nach der Qualität der Arbeit, die sie leisten. Karrierestreben und beruflicher Wettbewerb werden ebenso wie eine ausschließlich materielle Berufsorientierung abgelehnt. In der Familie herrscht ein partnerschaftlicher Familienstil vor. Man setzt sich sehr für die Berufs-tätigkeit der Frau ein und teilt sich die Arbeit im Haushalt und die Kindererziehung. Die Liberalität der Partnerbeziehung drückt sich auch darin aus, daß die Partner gelegentlich verschiedene Freundeskreise pflegen und getrennte Freizeitaktivitäten entwickeln. Man versucht seinen Kindern das Gefühl zu vermitteln, als gleichberechtigte Partner ernst genommen zu werden. In ihrer Freizeit, der eine hohe, wenn auch nicht zentrale Bedeutung zukommt, widmen sich die Angehörigen dieser Gruppierung vor allem geistigen, kulturellen und sozialen Tätigkeiten.

Im Spannungsfeld zwischen Beruf, Familie und Freizeit hat der Beruf eine besondere Bedeutung. Die Trennungslinien zwischen Beruf und Freizeit verwischen. Man beschäftigt sich am Feierabend gern weiter mit Problemen aus dem Arbeitsbereich und bringt Freizeitopfer für den Beruf. Auch die Interessen der Familie werden beruflichen Interessen untergeordnet. Man ist nicht besonders mode-und konsumorientiert, legt aber Wert auf solide Kleidung. Kleidung als Prestigeobjekt ist nicht gefragt. Man betreibt hier eher Understatement.

Dem linksliberalen integrierten Postmaterialisten fehlt die ausgeprägte Aversion gegen den technischen Fortschritt, die den linksalternativen Postmaterialisten kennzeichnet. Er zweifelt allerdings daran, daß technischer Fortschritt auf Dauer den Wohlstand sichern kann und betont Gefährdungen durch die moderne Hochtechnologie. Ebenso fehlt ihm die ausgeprägt antireligiöse Haltung der Postmateriell-Linksalternativen, obwohl auch er wenig religiös ist.

Das politische Interesse der linksliberalen integrierten Postmaterialisten ist ausgesprochen hoch. Im Unterschied zu den Postmateriell-Linksalternativen sind sie aber durchaus mit dem politischen System zufrieden und unterscheiden sich ebenso deutlich von ihnen in den ideologischen Einstellungen. Ihre Position auf der Links-Rechts-Skala ist nicht so linksextrem, sondern eher linksliberal. Obwohl sie dem Staat kritisch gegenüberstehen, unterstützen sie ihn. Stark verbreitet ist die Auffassung, daß eine weitere Demokratisierung der Gesellschaft und der Politik nötig sei. Deshalb wird ein kritikloses Respektieren der staatlichen Ordnung abgelehnt und eine starke Bürgerbeteiligung gefordert. Um dies zu erreichen, ist man häufig bereit, sich selbst aktiv politisch zu engagieren. 4. Der unauffällige, eher passive Arbeitnehmer (13 Prozent)

Unauffällige, eher passive Arbeitnehmer leben überdurchschnittlich häufig in Großstädten. Im Gegensatz zü den vorher betrachteten Gruppen sind in dieser Gruppe keine ausgeprägten lebens-zyklischen Schwerpunkte zu erkennen. Tendenziell sind unauffällige, eher passive Arbeitnehmer jedoch etwas jünger als der Bevölkerungsdurchschnitt (Durchschnittsalter: 34 Jahre). Charakteristisch für diese Gruppe ist ihr relativ niedriger Bildungsgrad. Zwei Drittel haben einen Hauptschulabschluß. Die Berufstätigen sind vorwiegend Arbeiter oder einfache Angestellte und haben damit die gleiche Berufsposition inne wie ihre Eltern. Entsprechend gering ist das Durchschnittseinkommen. Ein überdurchschnittlich großer Anteil der unauffälligen, eher passiven Arbeitnehmer lebt in Sozialwohnungen.

Ausgeprägte Lebensziele sind nicht erkennbar. Man beschränkt sich vielmehr auf den Konsum, möchte sein Leben genießen und vor allem viel Freizeit haben. Hin und wieder sehnt man sich danach, aus dem Alltag auszubrechen und etwas Außergewöhnliches zu tun. Die Wertorientierungen sind ebenfalls nur schwach ausgeprägt; besondere Schwerpunkte sind nicht erkennbar. Die Persönlichkeitsstärke der Mitglieder dieser Gruppe ist gering. Sie sind allgemein passiv und überlassen Verantwortung gern anderen.

Die beruflichen Interessen sind fast ausschließlich darauf ausgerichtet, Geld zu verdienen. Zusätzliche Arbeit wird nur bei guter Bezahlung geleistet. Eine geregelte Arbeitszeit, die viel Freizeit erlaubt, ist wichtiger als beruflicher Aufstieg. Auch die Familienorientierung ist nicht besonders ausgeprägt. Aus diesem Grunde sind die Vorstellungen über die Art der Familienführung und Partnerschaft undifferenziert.

Die Freizeitbedürfnisse sind eher unauffällig. Allenfalls besteht ein durchschnittlich ausgeprägtes Bedürfnis nach körperlicher Betätigung und geselligem Zusammensein mit anderen Menschen. Sehr häufig wird jedoch die Freizeit passiv vor dem Fernsehgerät verbracht. Diese Einstellungsstruktur bedingt, daß unter den drei Lebensbereichen Familie, Freizeit und Beruf die Freizeit klar dominiert. Arbeit wird als notwendiges Übel betrachtet, und die Familie spielt ebenfalls eine sehr untergeordnete Rolle. Man lebt und erlebt ausschließlich in seiner Freizeit. Konsum und Mode wird sehr großes Interesse entgegengebracht. Der „letzte Mode-schrei“ ist dabei wichtiger als die Qualität der Bekleidung. Zur technischen Entwicklung und zum technischen Fortschritt besteht keine ausgeprägte Meinung. Ähnlich undifferenziert sind die Einstellungen zur Religion.

Entsprechend der allgemeinen Passivität dieser Gruppe hat für sie Politik kaum einen Stellenwert.

Das politische Interesse ist sehr gering; Kenntnisse über politische Vorgänge sind nur spärlich vorhanden. Die Meinung herrscht vor, „daß der Staat schon das richtige für die Bürger tue“. Man hält sich selbst eher für einflußlos und sieht seine einzige politische Funktion in der Stimmabgabe bei Wahlen. Kennzeichnend für diese Haltung zu Staat, Politik und Demokratie ist nicht zuletzt, daß der Respekt vor Gesetzen und staatlicher Ordnung nur gering ausgebildet ist. 5. Der pflichtorientierte, konventionsbestimmte Arbeitnehmer (11 Prozent)

Pflichtorientierte, konventionsbestimmte Arbeitnehmer sind durchschnittlich etwa 50 Jahre alt und öfter bereits im Rentenalter. Ein deutliche! Lebenszyklus-Schwerpunkt liegt jedoch bei den 45. bis 60jährigen. Ihre Kinder haben meist das Elternhaus schon verlassen und einen eigenen Hausstand gegründet. Sozialstrukturell ähnelt diese Gruppe den unauffälligen, eher passiven Arbeitnehmern. Ihr Bildungsgrad ist allerdings noch niedriger; übet 80 Prozent haben Volksschulbildung. Der Arbeiteranteil beträgt 45 Prozent und beinhaltet einen noch größeren Teil ungelernter Arbeiter. Überdurchschnittlich viele leben in Wohnungen des „sozialen Wohnungsbaus“. Auf der anderen Seite hat es aber die Hälfte von ihnen zu einem eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung gebracht. Im Gegensatz zur vorher betrachteten Gruppe leben pflichtorientierte, konventionsbestimmte Arbeitnehmer überdurchschnittlich häufig in kleinen Gemeinden. Ihre Bindung an die Gewerkschaften ist groß.

Vorrangige Lebensziele sind: in geordneten Verhältnissen zu leben, ein harmonisches Familienleben zu führen und sich bleibende materielle Werte zu schaffen. Diese Lebensziele sind auf die Familie zentriert. Kennzeichnend dabei ist eine eher konservativ-kleinbürgerliche Haltung. Man ist bestrebt, nicht unangenehm aufzufallen, und man ist stolz auf seinen erworbenen Besitzstand.

Die persönlichen Wertorientierungen sind von traditionell konservativen Pflicht-und Akzeptanzwerten geprägt. Darüber hinaus ist das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit von großer Bedeutung. Die Persönlichkeitsstärke dieser Gruppe ist eher gering. Einerseits hält man sich für wenig durchsetzungsund überzeugungsfähig, andererseits betrachtet man es aber als seine Pflicht, übernommene Aufgaben möglichst sorgfältig zu erfüllen.

Im Berufsleben herrscht eine deutliche Einkommensorientierung vor; Arbeit dient primär dem Broterwerb. Eine geregelte Arbeitszeit und vor allem ein sicherer Arbeitsplatz sind von größter Bedeutung. Arbeiten werden möglichst korrekt nach Anweisung geleistet, um am Arbeitsplatz keine Nachteile zu haben. Primär wird Arbeit als Pflichterfüllung verstanden; sie braucht nicht unbedingt interessant zu sein oder den eigenen Neigungen zu entsprechen.

Ein harmonisches Familienleben hat in dieser Gruppe einen außerordentlich großen Stellenwert. Das Familienbild ist dabei von der klassischen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau geprägt. In der Regel wünscht man sich den Mann als Ernährer der Familie'und die Frau als ruhenden Pol zu Hause. Generell herrscht auch im Familienleben eine konservativ-kleinbürgerliche Haltung vor, was sich z. B. darin äußert, daß man familiäre Konflikte möglichst nicht nach außen dringen läßt. Die Wichtigkeit der Familie kommt auch darin zum Ausdruck, daß die Freizeit meist im Kreise der Familie verbracht wird. Darüber hinaus bestehen kaum ausgeprägte Freizeitbedürfnisse. In der relativen Bedeutung der Bereiche Familie, Freizeit und Berufswelt ist damit die Familie der zentrale Ankerpunkt.

Pflichtorientierte, konventionsbestimmte Arbeitnehmer haben eine geringe Konsum-und Mode-orientierung. Es besteht die Tendenz, möglichst nur das zu kaufen, was für den alltäglichen Lebensunterhalt unbedingt notwendig ist. Man achtet auf ein gutes und gepflegtes Aussehen und möchte in der Kleidung nicht aus dem Rahmen fallen. Auffallende Kleidung wird allgemein als aufdringlich empfunden. Aus dieser Sicht wird von einem beträchtlichen Teil dieser Gruppe die Auffassung vertreten, daß Kleidung die gesellschaftliche Stellung ihres Trägers zum Ausdruck bringt.

Pflichtorientierte, konventionsbestimmte Arbeitnehmersind — ebenso wie die unauffälligen, passiven Arbeitnehmer — eher nicht religiös. Die Einstellungen zur Technik sind eher unauffällig. Technischer Fortschritt ist wichtig, aber nicht zentral.

Politik hat für den pflichtorientierten, konventionsbestimmten Arbeitnehmer nur dann einen hohen Stellenwert, wenn es sich um sozialstaatliche Belange handelt. Allgemein vertraut man darauf, daß der Staat die an ihn gestellten Anforderungen erfüllt; die Gesetze und die staatliche Ordnung werden respektiert. Man hält sich generell für politisch einflußlos und begnügt sich damit, regelmäßig wählen zu gehen. Weitergehende politische Aktivitäten sind dagegen relativ selten. 6. Der aufgeschlossene und anpassungsfähige Normalbürger (25 Prozent)

Männer sind in dieser Gruppe etwas überdurchschnittlich vertreten. Das Durchschnittsalter beträgt etwa 50 Jahre. Im Lebenszyklus liegt der Schwerpunkt bei den 46-bis 60jährigen, deren Kinder meist nicht mehr im Haushalt leben. Das besondere Charakteristikum dieser Gruppe ist, daß sie sich in ihrer Sozialstruktur dem Bevölkerungsdurchschnitt annähert. Dies gilt für das Bildungsund Berufsniveau ebenso wie für das Einkommen. Die Hälfte der aufgeschlossenen und anpassungsfähigen Normalbürger ist gegenüber ihren Eltern sozial aufgestiegen. Fast 60 Prozent haben ein Haus oder eine Eigentumswohnung erworben. Die Mitglieder dieser Gruppe konzentrieren sich überdurchschnittlich auf Kleinstädte.

Die Einstellungen des aufgeschlossenen und anpassungsfähigen Normalbürgers reflektieren ganz allgemein die Werte und Normen, die über das Bildungssystem und die Massenmedien als staatsbürgerliche Tugenden vermittelt werden. Damit ist diese Gruppe durch eine große Vielfalt an Meinungen, Wünschen und Vorstellungen und zugleich durch eine fast uneingeschränkte Anpassungsbereitschaft gekennzeichnet, die es schwermacht, verbindliche eigene Interessen und Vorstellungen auszumachen. Die Lebensziele sind auf ein Leben in geordneten Verhältnissen ausgerichtet. Dies beinhaltet das Streben nach sozialem Aufstieg, beruflichem Erfolg und hohem Lebensstandard und ein erfülltes Familienleben ebenso wie das Streben nach Selbstverwirklichung. Generell wird zwischen beiden Zieldimensionen kein Widerspruch gesehen.

Dementsprechend steht man in den Wertorientierungen fest auf dem Boden konservativ-traditioneller Werte wie Ordnung, Leistungsbereitschaft, Pflichtbewußtsein und Disziplin. Auf dieser Grundlage entwickeln sich zugleich auch persönliche Freiheits-und Entfaltungswerte. Aufgeschlossene und anpassungsfähige Normalbürger stellen sich selbst als aktiv und persönlichkeitsstark dar. Erfolgs-und Karriereorientierungen sind ausgeprägt: Man sucht einen Beruf mit guten Aufstiegsmöglichkeiten und stellt sich dem beruflichen Wettbewerb mit Arbeitskollegen. Angestrebt werden ein hohes Einkommen, das zu sozialer Anerkennung verhelfen soll, und eine inhaltlich befriedigende Tätigkeit.

Der Familienstil hat eine konservative Grundlage, auf der sich hin und wieder auch partnerschaftliche Verhaltensweisen entwickeln können. Klassische Rollenteilung und eine eher strenge Kindererziehung sind die Norm. Die Freizeitinteressen sind breit gestreut. Sie beinhalten sowohl aktive Freizeit im Kreise der Familie als auch praktische und handwerkliche Arbeiten und die Tätigkeiten in Vereinen und Organisationen. Geistige und kulturelle Anregungen werden dagegen etwas seltener gesucht. Beruf, Freizeit und Familie haben ihrerseits einen beträchtlichen Stellenwert. Im Konfliktfall wird allerdings die Freizeit sowohl dem Beruf als auch der Familie geopfert. Da der Beruf gemäß den sozialen Normen dieser Gruppe eine sehr zentrale Bedeutung hat, wird auch die Familie eher den beruflichen Interessen untergeordnet.

Der aufgeschlossene und anpassungsfähige Normalbürger ist deutlich mode-und konsumorientiert. Einen besonders großen Wert legt er auf gutes und gepflegtes Aussehen und qualitativ gute Kleidung, die für ihn Statussymbol ist. Der technische Fortschritt ist für ihn zur Sicherung des künftigen Wohlstands von großer Bedeutung. Die moderne Technologie wird für beherrschbar gehalten. Der aufgeschlossene und anpassungsfähige Normalbürger ist eher religiös und nimmt häufiger am kirchlichen Leben teil.

Politik wird von den aufgeschlossenen und anpassungsfähigen Normalbürgern für ziemlich wichtig gehalten. Sie sind mit dem politischen System sehr zufrieden und haben ein großes Staatsvertrauen.

Auf der anderen Seite sind sie am Ende aber nur mäßig politisch interessiert und nur bedingt partizipationsbereit. Die Vorstellung von einem aktiven und leistungsbereiten Bürger, die diese Lebensstil-Gruppe in ihren privaten Einstellungen vermittelt, findet sich damit nur bedingt in ihren politischen Einstellungen wieder. 7. Der gehobene Konservative (11 Prozent)

Der gehobene Konservative hat ein Durchschnittsalter von 52 Jahren und ein für dieses Alter hohes Bildungsniveau (25 Prozent Abitur). Seine Kinder leben meist noch in seinem Haushalt. Er selbst befindet sich häufiger schon im Rentenalter. Aber auch der Anteil der unter 45jährigen Personen ist in dieser Gruppe relativ groß. Die Gruppe hat damit keinen besonderen typischen Altersschwerpunkt. Sie weist den höchsten Seibständigenanteil und deutlich überdurchschnittliche Anteile von höheren und leitenden Angestellten auf. Ihr Lebensstandard ist hoch. Zwei Drittel wohnen im eigenen Haus. Außerdem hat die Gruppe von allen hier betrachteten Gruppen das höchste Durchschnittseinkommen. Männer sind in ihr überdurchschnittlich häufig vertreten.

Ein Leben in geordneten, wohlsituierten Verhältnissen ist das vorrangige Lebensziel des gehobenen Konservativen. Dies beinhaltet beruflichen Erfolg, einen hohen Lebensstandard und eine intakte Familie, die Kinder hervorbringt. In der Regel sind diese Ziele bereits erreicht. Die Gruppe hat eine deutlich traditionell-konservative Wertestruktur. Fortschrittlichen Freiheits-und Entfaltungswerten steht man aufgeschlossen, aber dennoch distanziert gegenüber, besonders bei übertriebenen Selbstverwirklichungsansprüchen und der Gleichberechtigung der Frauen. Hedonismus und das Streben nach viel Freizeit gelten weithin als verpönt.

Der gehobene Konservative ist persönlichkeitsstark, er ist es gewohnt zu führen und Verantwortung zu tragen. Beruflich hat er in der Regel seine Ziele erreicht. Erfolgs-und Karriereorientierungen sind daher nur durchschnittlich anzutreffen. Auf einem hohen materiellen Niveau ist der Einsatz seiner Fähigkeiten und Neigungen in verantwortlichen Positionen vorrangig.

Die Familie besitzt eine zentrale, wenn auch nicht überragende Bedeutung. Man ist eher für die traditionelle Ehe mit strenger Rollenzuweisung an Mann und Frau hinsichtlich Berufstätigkeit und Haushaltsführung. Getrennte Aktivitäten von Mann und Frau in der Freizeit und im Freundeskreis sind unüblich. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist von der Achtung der elterlichen Autorität geprägt.

Die Freizeitaktivitäten des gehobenen Konservativen sind bei begrenztem Zeitbudget vielfältig. Er verlebt seine Freizeit gerne mit der Familie, sucht besonders häufig kulturelle Anregungen und setzt sich für gesellschaftlich wichtige Belange ein.

Die berufliche Position bedingt, daß im Spannungsfeld zwischen Familie, Beruf und Freizeit dem gehobenen Konservativen die Freizeit relativ unwichtig geworden ist. Er lebt in seiner Familie und besonders im Beruf und ist gern bereit, sich in der freien Zeit weiter mit den Anforderungen, die der Beruf stellt, zu beschäftigen. Es wird von ihm für eine Selbstverständlichkeit gehalten, seine beruflichen Interessen den Interessen der Familie vorzuziehen.

Der gehobene Konservative wendet sich gegen eine übertriebene Konsum-und Modeorientierung. Er legt Wert auf ein gepflegtes Äußeres und bevorzugt dezente Kleidung. Der technische Fortschritt ist für ihn zur Sicherung des künftigen Wohlstands von großer Bedeutung. Die moderne Technologie wird für beherrschbar gehalten. Religion und Kirche haben für die Angehörigen der gehobenen konservativen Lebensstil-Gruppierung ebenfalls eine große Bedeutung. Man beteiligt sich aktiv am kirchlichen Leben.

Der gehobene Konservative ist stark an Politik interessiert und in der Regel ausgezeichnet über politische Vorgänge informiert. Auf der Links-Rechts-Skala vertritt er deutlich eine Position rechts von der Mitte. Er spricht sich entschieden dafür aus, daß Recht und Gesetz respektiert werden müssen, um die staatliche Ordnung zu erhalten. Zu seinem Politikverständnis gehört aber auch, sich für Bürgereinfluß und politische Beteiligung einzusetzen. Sein Verständnis vom Staatsbürger ist ein über den Wahlakt hinausgehend aktives. 8. Der integrierte ältere Mensch (11 Prozent)

Integrierte ältere Menschen haben ein Durchschnittsalter von 64 Jahren. Sie sind damit überwiegend bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden oder stehen auf der Schwelle zum Rentenalter. Ihre Kinder haben den Haushalt bereits verlassen. Charakteristischerweise setzt die Gruppe sich zu 70 Prozent aus Frauen zusammen. Ein gutes Drittel ist alleinstehend, weil der Ehepartner verstorben ist. Dem Alter entsprechend hat die Gruppe ein niedriges Bildungsniveau. Hinsichtlich der Berufs-milieus unterscheidet sie sich nicht deutlich vom Bevölkerungsdurchschnitt; allenfalls die Arbeiter-schicht ist etwas überdurchschnittlich vertreten. Diese älteren Menschen leben besonders häufig in kleineren Gemeinden mit unter 20 000 Einwohnern.

Die Lebensziele konzentrieren sich altersgemäß auf die vorhandenen Familienbindungen. Ein harmonischer Altersruhestand in Gesundheit und ein guter Kontakt zu den Kindern und anderen Familienmitgliedern steht im Vordergrund der Zukunftswünsche. Man liebt die intakte Familie, die in Harmonie zusammenlebt.

Die Wertestruktur dieser Menschen ist eindeutig konservativ: Geordnete Verhältnisse, Sparsamkeit, ein starkes Heimatgefühl und Nationalbewußtsein stehen an vorderster Stelle. Man verlangt von den Menschen vor allem Pflichtbewußtsein und lehnt übertriebene Genußsucht und den Trend zur Freizeitgesellschaft ab. Berufliche Wünsche bestehen kaum noch. Bei den noch Berufstätigen ist die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes äußerst wichtig.

Der Familienstil ist deutlich konservativ. Im Haushalt herrscht strenge Rollenteilung. Auch am Feierabend und im Rentenalter des Mannes bleibt die Hausarbeit Frauensache. Bei Schwierigkeiten innerhalb der Familie ist man bestrebt, außerhalb der Familie niemand etwas davon wissen zu lassen. Die Freizeitaktivitäten sind deutlich beschränkt. Das größte Freizeitbedürfnis ist das Zusammensein mit der Familie.

Konsum-und Modeorientierung ist im wesentlichen darauf reduziert, Güter des täglichen Bedarfs zu kaufen. Gutes und gepflegtes Aussehen ist von großer Bedeutung, modische Kleidung wird allgemein als aufdringlich betrachtet. Überwiegend wird die Kleidung als ein Statusmerkmal angesehen, nach dem man die Menschen einschätzt.

Der integrierte ältere Mensch steht dem technischen Fortschritt indifferent gegenüber, weil er immer weniger davon zu verstehen glaubt. Er fühlt sich von der Technik bedroht und macht sich Sorgen um die Zukunft der kommenden Generationen. Integrierte ältere Menschen weisen von allen hier betrachteten Gruppierungen die stärkste Beziehung zur Religion und zur Kirche auf. Deshalb wird das Schwinden religiöser Werte in der heutigen Gesellschaft von ihnen häufig beklagt.

Das Interesse an Politik ist nur gering. Mit dem gegenwärtigen politischen System ist man sehr zufrieden; das Vertrauen in den Staat ist außerordentlich groß. Aufgrund ihrer konservativen Haltung steht diese Gruppe auch politisch-ideologisch deutlich rechts. Aufgabe des Bürgers ist es ihrer Ansicht nach, vor allem Gesetz und Ordnung zu respektieren. Wenn diese Ordnung in Frage gestellt wird, ist der Ruf nach einem starken Durchgreifen des Staates schnell bei der Hand. Man glaubt, kaum einen Einfluß auf die Politik zu haben und sieht daher seine Staatsbürgerpflicht vorrangig darin, regelmäßig wählen zu gehen. 9. Der isolierte alte Mensch (4 Prozent)

Diese Lebensstil-Gruppierung ist die kleinste in der Bundesrepublik. Der isolierte alte Mensch hat meistens das Rentenalter bereits überschritten; das Durchschnittsalter beträgt 68 Jahre. Der Frauenanteil ist mit 73 Prozent noch höher als in der vorher betrachteten Gruppe. Über die Hälfte dieser Frauen ist verwitwet. Ihr Bildungsniveau ist noch niedriger als bei den integrierten alten Menschen. Sie stammen im Unterschied zu diesen deutlich überproportional aus der Arbeiterschicht. Das Durchschnittseinkommen ist das niedrigste aller hier betrachteten Gruppen. Jeder siebente der isolierten alten Menschen lebt in Sozialwohnungen, was darauf hindeutet, daß diese Menschen neben der Isolation durch den Verlust ihres Partners auch stark finanziell eingeschränkt sind und nur geringe Bewegungsspielräume haben. Isolierte alte Menschen leben ebenfalls überdurchschnittlich häufig in sehr kleinen Gemeinden.

Als Lebensziele stellen sich die eigene Gesundheit und die persönliche Sicherheit heraus. Die Werte-struktur dieser Gruppierung ist ebenfalls eindeutig konservativ geprägt. Fortschrittlich-gesellschaftskritische Entfaltungswerte und hedonistische Wertorientierungen werden von dieser Gruppe am stärksten abgelehnt.

Berufliche Orientierungen sind für isolierte ältere Menschen irrelevant geworden. Für die wenigen, die noch berufstätig sind, hat Arbeit den alleinigen Zweck, die Einkommensgrundlage zu sichern. Ebenso hat die Familie ihre Bedeutung verloren, die traditionell-konservativen Einstellungen zur Familienführung und Kindererziehung sind aber erhalten geblieben. Freizeitbedürfnisse sind kaum noch vorhanden; vor allem möchte man sich ausruhen. Das Konsumverhalten beschränkt sich auch hier auf den Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs. Auf neue Kleidung wird kaum noch Wert gelegt.

Isolierte alte Menschen haben keine Beziehung zur modernen Technik, fühlen sich durch sie aber bedroht. Die Religion nimmt im Leben der isolierten alten Menschen eine zentrale Position ein. Der Glaube gibt ihnen häufig Trost, und die Teilnahme am kirchlichen Leben ist nicht selten ein Anlaß für sonst fehlende soziale Kontakte.

Eine Beziehung zur Politik ist kaum noch vorhanden; über 70 Prozent interessieren sich nicht für Politik. Die Vereinsamung dieser alten Menschen schlägt auch auf ihre Einstellungen zum Staat durch: Sie sind häufiger mit dem politischen System unzufrieden und haben ein geringeres Vertrauen in den Staat als die Gruppe der integrierten älteren Menschen. Generell halten sie sich als Staatsbürger für ohnmächtig und einflußlos.

III. Lebensstile zwischen traditionellen Spannungslinien und gesellschaftlichen Wertverwirklichungsbedürfnissen

Schaubild 2

Die Lebensstil-Gruppierungen zeigen teilweise starke schichtenspezifische Lebensstil-Ausprägungen (beispielsweise beim gehobenen Konservativen und pflichtorientierten, konventionsbestimmten Arbeitnehmer). Zum anderen weisen sie aber auch in ihren persönlichen Lebensweisen, Lebenshaltungen und Wertstrukturen Charakteristika auf, die mit der herkömmlichen Schichtendifferenzierung nicht mehr hinreichend erklärbar erscheinen. Solche privaten Lebensweisen und Wertorientierungen müssen sich nicht in jedem Fall in politischem Verhalten niederschlagen, erhalten aber dann eine politische Bedeutung, wenn sie mit entsprechenden Wertverwirklichungsansprüchen an die Gesellschaft verbunden werden. Die folgende Betrachtung der Wertprioritäten der Lebensstil-Gruppierungen Pflicht-und richtet sich daher nur auf diejenigen Wert-prioritäten, die einen solchen gesellschaftlichen Bezug haben Schaubild 2 zeigt die Schwerpunkte der Lebensstil-Gruppierungen auf der Schichtdimension und der gesellschaftsbezogenen Wertedimension.

Bei denjenigen Gruppen, die überwiegend Pflicht-und Akzeptanzbedürfnisse an die Gesellschaft richten (welche z. B. in Wünschen nach Achtung vor Bewährtem und Förderung der Leistungsgesellschaft bestehen), ist die Schichtendifferenzierung relativ deutlich. Die Gruppe der gehobenen Konservativen hat in der Oberschicht und oberen Mittelschicht einen klaren Schwerpunkt. Der aufgeschlossene und anpassungsfähige Normalbürger gehört dagegen überwiegend zur mittleren Mittel-schicht, der pflichtorientierte, konventionsbestimmte Arbeitnehmer eher zur unteren Mittel-schicht oder Unterschicht. Die beiden stark lebens-zyklisch bestimmten und sehr religiösen Gruppen der älteren Menschen befinden sich ebenfalls eher in der unteren Hälfte der Schichtenskala. Bei diesen Gruppen ist zu erwarten, daß sie sich in ihren Präferenzen an den alten sozialen Spannungslinien orientieren.

Diejenigen Gruppen, deren gesellschaftsbezogene Wertprioritäten eher auf Entfaltungsbedürfnisse gerichtet sind (wie z. B. eine für neue Ideen offene Gesellschaft, die dem Bürger starke Mitspracherechte einräumt), befinden sich dagegen fast ausschließlich in der oberen Hälfte der Schichtenskala und können sich auf gehobenem materiellen Niveau am ehesten von den alten Spannungslinien lösen und ihre Parteipräferenzen nach ihren Entfaltungsbedürfnissen ausrichten. Es handelt sich dabei um die postmateriell-linksalternativ eingestellten jüngeren Menschen, die linksliberalen integrierten Postmaterialisten und die aufstiegsorientierten jüngeren Menschen.

Einen Sonderfall stellen die unauffälligen, eher passiven Arbeitnehmer dar, die weder eindeutig auf der Schichtendimension noch eindeutig auf der Wertedimension einzuordnen sind. Aufgrund dieser Konstellation zwischen traditionellen Spannungslinien und gemischten Wertverwirklichungsbedürfnissen dieser Gruppe ist hier eine indifferente Haltung zu den Parteien zu erwarten.

Zur Überprüfung dieser Erwartungen ist in Tabelle 2 dargestellt, in welchem Ausmaß sich die einzelnen Lebensstil-Gruppen mit den verschieB denen Parteien identifizieren Die Gruppen mit überwiegenden Pflicht-und Akzeptanzbedürfnissen sind dabei nach der Schichtzugehörigkeit angeordnet. Die beiden Gruppen der älteren Menschen werden jedoch einer gesonderten Betrachtungsweise unterzogen, da sie sich aufgrund ihrer starken Religiosität vermutlich weniger an Schichtkriterien, sondern eher an der konfessionellen Spannungslinie orientieren.

Die Gruppen mit überwiegenden Entfaltungsorientierungen sind im Gegensatz dazu nach der Stärke ihrer an die Gesellschaft gerichteten Entfaltungsbedürfnisse angeordnet.

Das jeweilige Muster der Parteiidentifikationen bestätigt die Erwartungen recht deutlich: In den traditionellen Gruppen mit überwiegenden Pflicht-und Akzeptanzbedürfnissen steigt die Identifikation mit der CDU/CSU mit der Höhe der Schicht-zuordnung. Umgekehrt steigt die Identifikation mit der SPD, je niedriger die Schichtzuordnung der entsprechenden Gruppierung ist. Als Extremgruppen stehen sich dabei der gehobene Konservative mit der höchsten CDU/CSU-Identifikationsrate und der pflichtorientierte, konventionsbestimmte Arbeitnehmer mit der höchsten SPD-Identifikation gegenüber. Hier sind die alten Wählerkoalitionen sehr gegenwärtig. Die Gruppe der aufgeschlossenen und anpassungsfähigen Normalbürger hingegen repräsentiert diejenigen neuen Mittelschichten, bei denen sich die Verbundenheit mit den traditionellen Spannungslinien weniger zeigt. Hier identifizieren sich zwar mehr Wähler mit den Unionsparteien als mit der SPD; aber die Differenz zwischen CDU/CSU und SPD ist deutlich geringer.

Bei den beiden Gruppen der älteren Menschen ist die konfessionelle Bestimmung der Parteiidentifikation ebenfalls sehr stark. Ihre Identifikation mit der CDU/CSU ist ausgeprägt.

Bei den eher entfaltungsorientierten Gruppen zeigt sich ein ebenso klarer Zusammenhang zwischen der Stärke der gesellschaftsbezogenen Entfaltungsbedürfnisse und der Identifikation mit Parteien des linken Lagers. Je stärker die an die Gesellschaft gerichteten Entfaltungsbedürfnisse sind, desto stärker ist dabei vor allem die Identifikation mit den GRÜNEN. Umgekehrt steigt die Identifikation mit der Union, je stärker die Entfaltungsorientierungen durch die Pflicht-und Akzeptanzbedürfnisse überlagert werden. Wie bereits aufgrund der Gruppen-beschreibung erwartet werden konnte, ist die Übereinstimmung zwischen gesellschaftsbezogener („postmaterieller“) Wertorientierung und GRÜNEN-Präferenz bei den postmateriell-linksalternativ eingestellten jüngeren Menschen besonders groß. Der linksliberale integrierte Postmaterialist hat im Unterschied zu diesen seine politische Prägung eher zu Zeiten der sozial-liberalen Koalition erfahren und neigt deshalb trotz stark überdurchschnittlicher GRÜNEN-Präferenz deutlich eher der SPD zu. Bei aufstiegsorientierten jüngeren Menschen, die sich insgesamt sehr wenig mit den Parteien identifizieren, überwiegen ebenfalls die SPD-Präferenzen. Hier erreicht die Union aber — relativ betrachtet — ebenfalls hohe Anteile. Bestätigt wird auch die These vom indifferenten, zwischen Schicht-und Wertedimension stehenden unauffälligen, eher passiven Arbeitnehmer. Er ist in seinen Parteibindungen weder an die alten Spannungslinien gebunden, noch von der Entfaltungsorientierung beeinflußt. Seine Parteiidentifikationen entfallen zu nahezu gleichen Anteilen auf die CDU/CSU und die SPD. Grundsätzliche Bindungen an die GRÜNEN gibt es dagegen kaum. Insgesamt weisen die Ergebnisse trotz aller in letzter Zeit am Wertwandelkonzept geübten Kritik auf das Entstehen einer neuen Politikdimension hin, die Wertorientierungen immer mehr zum Gegenstand politischen Verhaltens macht. Ergänzend zu den traditionellen Wählerkoalitionen der Parteien ist durch veränderte Wertorientierungen der Wählerschaft eine neue, wertebestimmte Trennungslinie entstanden, die insbesondere für das politische Verhalten jüngerer Bevölkerungssegmente an Bedeutung gewinnt. Der Vorteil des Lebensstil-Ansatzes ist, daß er diese Trennungslinie nicht nur in den politischen Einstellungen nachweisen kann, sondern darüber hinaus die Verankerung politisch wirksamer Wertorientierungen in persönlichen und privaten Lebensweisen und Lebenshaltungen aufzeigt.

IV. Lebensstile und Wählerpotentiale der Parteien vor der Bundestagswahl 1987

Tabelle 2

Die dargelegten schichten-, konfessions-und werte-bestimmten Bindungen an die Parteien bilden die langfristige Grundlage, auf der sich Wählerpotentiale bei Wahlen entwickeln. Die spezifische Klientel der Parteien muß aber von Wahl zu Wahl mehr oder weniger aufs neue mobilisiert werden Wie erfolgreich die Parteien bei der Mobilisierung ihrer Wählergruppen waren, zeigt die Entwicklung der Wählerpotentiale vor der Bundestagswahl 1987. Die Wählerpotentiale weisen innerhalb der Lebensstil-Gruppierungen zwar die typischen Grundmuster der alten und neuen Spannungslinien auf, sie zeigen aber darüber hinaus ein erstaunliches Maß an Beweglichkeit in der Wählerschaft.

In den eher traditionell bestimmten Lebensstil-Gruppierungen hatten die Unionsparteien bei den gehobenen Konservativen, den integrierten älteren Menschen, den aufgeschlossenen und anpassungsfähigen Normalbürgern und den isolierten alten Menschen ihre stärksten Wählerpotentiale. In denselben Gruppen war aber auch das zwischen CDU/CSU und FDP schwankende Randwählerpotential mit Anteilen um die 10 Prozent verhältnismäßig groß (vgl. dazu Tabelle 3). Dieses Randwählerpotential entschied sich bei der vergangenen Bundestagswahl relativ kurzfristig und meist unter Einsatz des Stimmensplittings mit seiner Zweitstimme außerordentlich häufig für die FDP

Nicht so deutlich entwickelte sich das traditionelle Wählerpotential der SPD. Die SPD hatte bei den pflichtorientierten, konventionsbestimmten Arbeitnehmern zwar ihren größten Rückhalt, aber auch die CDU/CSU konnte große Teile dieser Gruppe an sich ziehen. Außerdem schwankte etwa jeder zehnte Wähler der pflichtorientierten, konventionsbestimmten Arbeitnehmer zwischen einer Präferenz für die SPD und für die GRÜNEN. Weitere Unterstützung fand die SPD in nicht unbeträchtlichem Maße bei den aufgeschlossenen und anpassungsfähigen Normalbürgern sowie den beiden Gruppen der älteren Menschen. Diese Konstellation deutet darauf hin, daß die SPD im Bereich der traditionell bestimmten Wählergruppen ein wesentlich inhomogeneres Wählerpotential hatte als die Unionsparteien.

In den entfaltungsorientierten Wählergruppen standen SPD und GRÜNE in starker Konkurrenz. Der Randwählerbereich zwischen diesen Parteien war in den entsprechenden Lebensstil-Gruppierun-gen außerordentlich groß. Von den postmaterielllinksalternativ eingestellten jüngeren Menschen tendierte gut die Hälfte zu den GRÜNEN, ein weiteres Drittel schwankte zwischen den GRÜNEN und der SPD. Linksliberale integrierte Postmaterialisten zählten dagegen stärker zum SPD-Potential. Aber auch hier gehörte jeder vierte zum Randwählerpotential von SPD und GRÜNEN. Auch die aufstiegsorientierten jüngeren Menschen tendierten — bei ebenfalls überdurchschnittlich großer SPD-GRÜNEN-Randwählerschaft — wesentlich stärker zur SPD als zu den GRÜNEN. Die Unionsparteien waren in dieser Gruppe jedoch erfolgreicher als die SPD.

Am Ende entschieden sich die großen Randwählerschaften des Oppositionslagers in deutlich geringerem Maße für die GRÜNEN als die Randwählerschaft des Regierungslagers für die FDP Der gewachsene Stimmenanteil der GRÜNEN reflektiert damit weit weniger kurzfristig bei der Wahl wirksam gewordene Entscheidungsprozesse, als dies bei der FDP der Fall ist.

V. Parteien zwischen traditionellen Spannungslinien und neuen Wertorientierungen

Tabelle 3

Unter diesem Blickwinkel ist die Ausweitung des Stimmenanteils der GRÜNEN bei der vergangenen Bundestagswahl kein zufälliges Ereignis. Die GRÜNEN haben vielmehr in der Gruppe der links-alternativen Postmaterialisten und auch in derjenigen der linksliberalen integrierten Postmaterialisten ein in Lebensstilen verankertes, sehr homogenes, auf neue gesellschaftliche Wertorientierungen ausgerichtetes Wählerpotential, das durch den fortlaufenden Eintritt junger Wähler in die Wählerschaft noch erweiterungsfähig scheint. Die GRÜNEN werden auch in naher Zukunft in diesen Gruppen ihre Stammwählerbasen finden und darüber hinaus von Fall zu Fall Teile der ihnen lebensstil-und wertmäßig nahestehenden aufstiegsorientierten jüngeren Menschen und unauffälligen, eher passiven Arbeitnehmer für sich gewinnen können.

Am klarsten von den Lebensstil-Potentialen der GRÜNEN abgegrenzt erscheinen die Potentiale der CDU/CSU. Sie stehen fest in der Tradition der überlieferten Parteibindungen und sind damit sowohl sozialstrukturell als auch von ihren Wertorientierungen her relativ homogen und deshalb verhältnismäßig gut mobilisierbar. Solange sich die Union jedoch mit der FDP in einer Koalition befindet, ist sie in Gefahr, in ihren klassischen Wähler-bereichen Stimmen an die FDP abzugeben. Da die FDP heute weder über ein spezifisches sozialstrukturelles noch lebensstil-geprägtes Wählerpotential verfügt, ist diese wiederum auf solche Stimmengewinne aus den CDU/CSU-nahen Randwählerbereichen angewiesen, um ein gutes Wahlergebnis erzielen zu können. Dies unterscheidet sie deutlich von den GRÜNEN. Inwieweit ihr Stimmengewinne auf Kosten der Union auch in Zukunft gelingen werden, wird aufgrund ihres geringen Stammwählerpotentials stark von der jeweiligen aktuellen Wahlsituation abhängen.

Für die SPD deutet sich zwischen den Polen der traditionellen Spannungslinien und neuen Wertorientierungen ein Dilemma an: Einerseits hat sie ihre Wählerbasen bei eher niedrigen Schichten mit konservativ-traditionellen Wertorientierungen und Wertverwirklichungsbedürfnissen (insbesondere bei den pflichtorientierten, konventionsbestimmten Arbeitnehmern, aber auch bei den beiden Gruppen der älteren Menschen und der zahlenmäßig großen Gruppe der aufgeschlossenen und anpassungsfähigen Normalbürger). Auf der anderen Seite findet sie ebenfalls Rückhalt bei Gruppen mit höherem Status und starken Entfaltungsansprüchen an die Politik (besonders bei der Gruppe der linksliberalen integrierten Postmaterialisten und derjenigen der aufstiegsorientierten jüngeren Menschen). Ihr Wählerpotential verläuft damit „quer“ über die Schicht-und über die Wertedimension. Die unterschiedlichen sozialen Interessen und Werthaltungen der verschiedenen Anhängerschaften auf einen gemeinsamen politischen Nenner zu bringen, dürfte in Zukunft ein immer schwierigeres Unterfangen sein und war es — wie die Entwicklung der SPD-Wählerpotentiale gezeigt hat — bereits bei der Wahl 1987. In welche Richtung sich die SPD auch in Zukunft bewegt, Wählerverluste auf der einen oder anderen Seite sind aufgrund dieser Konstellation aus heutiger Sicht zunächst wahrscheinlich.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. H. -J. Veen, Auch Zufall hatte die Hand im Spiel. Parteibindungen nehmen ab, koalitionspolitisches Wählen nimmt zu, in: Rheinischer Merkur/Christ und Welt, Nr. 5, 30. Januar 1987.

  2. Quelle: Berechnungen aufgrund der Repräsentativen Wahlstatistik des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden. Für die Zusammenstellung danke ich Claus A. Fischer.

  3. wurde Die Typologie im Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung maßgeblich von Jutta Graf auf der Grundlage von Parteisympathieskalometern entwickelt. Als Randwähler werden Wähler mit etwa gleich großen Sympathien für mehrere Parteien definiert. Eine ausführliche Darstellung der Wählerpotentiale im Rahmen einer Analyse der Bundestagswahl 1987 ist in Vorbereitung.

  4. Meinungsumfragen zeigen, daß die Gefahr eines Scheiterns der FDP und der GRÜNEN an der 5-%-Klausel für die Wähler weit weniger gegeben war als vor der Bundestagswahl 1983. Die Zweitstimmenzuwächse dieser Parteien sind folglich kaum als „Leih-“ oder „Stützstimmen“ zu deuten.

  5. Vgl. H. -D. Klingemann, West Germany, in: I. Crewe/D. Denver (Eds.), Electoral Change in Western Democracies, London 1985, S. 230— 263; F. U. Pappi. Das Wahlverhalten sozialer Gruppen bei Bundestagswahlen im Zeitvergleich, in: H. -D. Klingemann/M. Kaase (Hrsg.), Wahlen und politischer Prozeß, Opladen 1986, S. 369— 384, sowie die graphischen Darstellungen bei H. -J. Veen/P. Gluchowski, Tendenzen der Nivellierung und Polarisierung in den Wählerschaften von CDU/CSU und SPD von 1959 bis 1983. Eine Förtschreibung, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 14 (1983) 4, S. 545-555.

  6. Im Zeitraum von 1950 bis 1985 ist der Arbeiteranteil von 51 auf 40% und der Seibständigenanteil von 28 auf 12% gesunken. Quelle: Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes. Die Anzahl der katholischen Kirchenbesucher ging von 1953 bis 1978 (bezogen auf die katholischen Kirchenmitglieder) von 50 auf 30% zurück. Quelle: Statistische Jahrbücher der Bundesrepublik Deutschland.

  7. Vgl. H. -D. Klingemann (Anm. 7).

  8. Vgl. R. Inglehart, The Silent Revolution, Princeton 1977. Ingleharts Konzept ist in jüngster Zeit heftig kritisiert worden. Zur Diskussion dieser Kritik und zur Bestätigung der Wertewandel-These vgl. R. J. Dalton, Wertewandel oder Wertwende. Die neue Politik und Parteienpolarisierung, in: H. -D. Klingemann/M. Kaase (Anm. 7).

  9. Zur Entwicklung der .. Neuen Politik" -Dimension vgl. K. L. Baker/R. J. Dalton/K. Hildebrandt. Germany Transformed. Political Culture and the New Politics, Cambridge (Mass.) 1981, insbes. Kap. 6.

  10. Vgl. hierzu den Beitrag von Ursula Feist und Hubert Krieger in dieser Ausgabe.

  11. Die Studie ist unter dem Titel „Planungsdaten für die Mehrheitsfähigkeit der SPD" durch die Presse gegangen. Sie wurde bisher nicht veröffentlicht. Die Typologie, die von SINUS auch im Bereich der Markt-und Konsumforschung verwendet wird, ist jedoch dokumentiert in: Spiegel-Verlag Rudolf Augstein (Hrsg.), Outfit — Kleidung, Accessoires, Duftwässer, Hamburg 1986.

  12. Wir vermeiden den von SINUS benutzten Begriff der sozialen Milieus vor allem deshalb, weil sich die von uns verwendete Erhebungsmethode (repräsentative standardisierte Bevölkerungsbefragung) zur Erfassung dieser Eigenschaften und Einstellungen auf Individuen und nicht auf soziale oder räumliche Kontexte bezieht.

  13. Insgesamt wurden 100 einzelne Einstellungen für die Definition von Lebensstilen verwendet. Diese wurden aus einer weit größeren Anzahl extrahiert. Zunächst führte das MARPLAN-lnstitut. Offenbach, dazu eine Vorstudie durch. Die dort entwickelten Fragebogenitems wurden in Zusammenarbeit mit dem GETAS-Institut, Bremen, noch einmal wesentlich überarbeitet, durch neue Instrumente ergänzt und in einer großen Repräsentativuntersuchung mit 5 000 Befragten im März 1986 getestet. Den Mitarbeitern von GETAS, insbesondere Frau Barbara von Harder, sind wir für die intensive Beratung bei der Nutzung des Lebensstil-Ansatzes sehr dankbar.

  14. Verwendet wurden Faktoren-und Clusteranalysen.

  15. Die Beschreibung basiert auf Daten einer Wiederholungsbefragung, die im Spätherbst 1986 bei 3 000 wahlberechtigten Bundesbürgern durchgeführt wurde. Um eine möglichst plastische und umfassende Charakterisierung der einzelnen Gruppen zu erreichen, wird bei der Beschreibung nicht nur auf die gruppenbildenden („aktiven Variablen"), sondern zusätzlich auf sozialstrukturelle Merkmale und weitere Einstellungen („passive Variablen“) zurückgegriffen.

  16. Die verwendete Klassifikation der gesellschaftlichen geht auf K. -H. -Dittrich, Wertorientierungen Forschungsin stitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, zurück, dem ich für die freundliche Überlassung der aufbereiteten Daten danke.

  17. Das Konzept der Parteiidentifikation als dauerhafte Parteibindung ist zur Untersuchung dieser Thesen besser geeignet als die von aktuellen Ereignissen beeinflußte Wahlpräferenz. Es wurde hier eine sehr rigorose Definition von Partei-identifikation verwendet. Vgl. dazu P. Gluchowski, Wahlerfahrung und Parteiidentifikation, in: M. Kaase/H. -D. Klingemann (Hrsg.), Wahlen und politisches System, Opladen 1983, S. 442-477, insbes. S. 465 ff.

  18. Vgl. F. U. Pappi (Anm. 7). S. 376 f.

  19. Vgl. H. -J. Veen u. a. (Anm. 3), S. 15.

  20. Vgl. H. -J. Veen u. a. (Anm. 3), S. 17.

Weitere Inhalte

Peter Gluchowski, Dipl. -Kaufmann, geb. 1942; Leiter des Forschungsbereichs empirische Sozialforschung im Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Sankt Augustin bei Bonn. Veröffentlichungen u. a.: Parteiidentifikation im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Zum Problem der empirischen Überprüfung eines Konzepts unter variierten Systembedingungen, in: D. Oberndorfer (Hrsg.), Wählerverhalten in der Bundesrepublik Deutschland. Studien zu ausgewählten Problemen der Wahlforschung aus Anlaß der Bundestagswahl 1976, Berlin 1978; Wahlerfahrung und Parteiidentifikation. Zur Einbindung von Wählern in das Parteiensystem der Bundesrepublik, in: M. Kaase/H. -D. Klingemann (Hrsg.), Wahlen und politisches System. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1980, Opladen 1983; (zusammen mit H. -J. Veen) Tendenzen der Nivellierung und Polarisierung in den Wählerschaften von CDU/CSU und SPD von 1953 bis 1983. Eine Fortschreibung, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, (1983) 4.