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Familie, Ökonomie und Fürsorge | APuZ 53/1998 | bpb.de

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APuZ 53/1998 Zur Dialektik von Individualisierung und Rückbindung am Beispiel der Paarbeziehung Die Seismographen der Modernisierung Singles in Deutschland Nichteheliche Lebensgemeinschaften Zwischen konventionellen und alternativen Lebensformen Familie, Ökonomie und Fürsorge

Familie, Ökonomie und Fürsorge

Hans Bertram

/ 27 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die zu Ende gehende Industriegesellschaft hat auch zur Ablösung traditioneller Familienmodelle geführt, die zu ihrer Erhaltung beigetragen haben: des Modells der Versorgerehe, mit dem alleinverdienenden Vater und der von ihm abhängigen Hausfrau und Mutter sowie den gemeinsamen Kindern, und des Modells der Zweiverdiener-Familie mit institutioneller Kinderbetreuung. Die gegenwärtigen ökonomischen, kulturellen und politischen Strukturbedingungen der Gesellschaft lassen die Chancen des Weiterbestehens dieser Modelle immer mehr sinken. Der Staat ist nur begrenzt in der Lage, die Folgen dieses Wandlungsprozesses aufzufangen. Zu wenig reflektiert werden in diesem Zusammenhang die Folgewirkungen für die Schwächeren der Gesellschaft -die Kinder und die Älteren -, das heißt die Wirkungen einer einschneidenden Reduktion der familiären Schutzfunktion. Die veränderten familiären Lebensformen haben zu einer dramatischen ökonomischen Benachteiligung der Kinder aus Einelternfamilien geführt. Diese Effekte lassen sich im Vergleich der Bundesländer in höchst unterschiedlicher Weise demonstrieren, wobei es sich keinesfalls um Ost-West-Differenzen handelt. Und paradoxerweise wird in einer Zeit der abnehmenden Industrialisierung der Berufswelt die institutioneile Betreuung zunehmend nach industriellem Vorbild organisiert. Darüber hinaus wird verkannt, daß das traditionelle Versorgerehemodell einen großen Teil der ökonomischen Absicherung der nicht von Erwerbsarbeit lebenden Personen erbrachte und auch heute noch erbringt. Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern.

Die Diskussion um die Zukunft familiärer Lebensformen wird dominiert von Themen zur Beziehung zwischen den Partnern, der Emanzipation der Frau von der ökonomischen Abhängigkeit vom Mann, steigenden Scheidungszahlen als Ausdruck zunehmender Unzufriedenheit mit dem ausgewählten Lebenspartner und der Suche nach neuen Lebensformen Kinder kommen in dieser Diskussion nur selten vor, allenfalls in Beziehung zu den Erwachsenen, etwa weil nicht genügend Kinderbetreuungsplätze vorhanden sind oder weil Familien nicht in der Lage sind, ihren Kindern die für angemessen gehaltene ökonomische Basis zu geben. Wie verengt die Perspektive auf Kinder in der öffentlichen Debatte ist, läßt sich am jüngsten Jugendbericht der Bundesregierung sehen, der, explizit als Kinderbericht angelegt, in der öffentlichen Debatte nur auf die wenigen Seiten zur Kinderarmut reduziert wahrgenommen wurde Da Familien aber immer aus Partnern derselben Generation bestehen, die bereit sind, für die nachfolgende Generation völlig unabhängig von staatlicher, ökonomischer und kultureller Anerkennung Verantwortung zu übernehmen, kann eine familienbezogene Diskussion nur dann sinnvoll geführt werden, wenn neben die Partnerbeziehung immer auch die Beziehung zwischen den Generationen gestellt wird.

In diesem Aufsatz wird die These vertreten, daß die Familienmodelle der marktwirtschaftlich-kapitalistischen Industriegesellschaften und der staats-sozialistischen Gesellschaften angesichts des ökonomischen Wandels einem Teil der Kinder nicht mehr jene ökonomische Sicherheit bieten können, die eine unerläßliche Voraussetzung für ihre gesunde und sozial erfolgreiche Entwicklung ist.

Mein Dank gilt dem Statistischen Bundesamt und dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Technologie, deren Initiative die Daten des Mikrozensus 1995 aufCD-ROM öffentlich zugänglich machte. Auswertung der Daten und Interpretation liegen allein in meiner Verantwortung. Dem Deutsch-Amerikanischen Akademischen Konzil (DAAK) danke ich für die Möglichkeit, diesen Aufsatz als Fellow in Stanford, USA, am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences fertigzustellen.

Tabelle 1: Anteile der Familien mit Kindern unter 6 Jahren im Niedrigeinkommensbereich nach Familientypen (in Prozent) Quelle: Mikrozensus 1995, eigene Berechnungen (Median West = 1771, davon 50 Prozent = 885; Median Ost = 1544, davon 50 Prozent = 772).

Daneben soll gezeigt werden, daß die Rolle der Familie in modernen Gesellschaften für die Fürsorge für Kinder und für Ältere zunehmend an Bedeutung gewinnt. Zudem wird die These begründet, daß der Staat nur begrenzt in der Lage ist, die Folgen dieses Wandlungsprozesses aufzufangen.

I. Ökonomische Sicherheit familiärer Lebensformen in der Industriegesellschaft

Tabelle 2: Einkommensquellen (in Prozent).Quelle: Mikrozensus 1995 und eigene Berechnungen.

Als Max Weber vor hundert Jahren die katastrophale Lage der ostelbischen Landarbeiter beschrieb, zeigte er an der rechtlichen Konstruktion der Beschäftigungsverhältnisse in der Landwirtschaft, daß nur etwa fünf Prozent der Beschäftigten einigermaßen sichere Arbeitsplätze hatten. Die übrigen waren mehr oder minder kurzfristig beschäftigte Tagelöhner oder Beschäftigte auf kurzfristiger Kontraktbasis. Das war nicht nur ein Problem des ländlich geprägten ostelbischen Teils Preußens. 1929 beschrieben die amerikanischen Soziologen William F. Ogburn und Clark Tippitts im Auftrag des Präsidenten Hoover die Situation der amerikanischen Familie und sahen die damalige Krise der amerikanischen Familie wesentlich darin begründet, daß zunehmend Familien vom Lande in die Städte strömten. Dieser Prozeß wurde von ihnen sehr kritisch interpretiert: Zunehmende Bindungslosigkeit, steigende Scheidungszahlen, verwahrloste Kinder und zunehmender Alkoholismus waren in ihren Augen Indikatoren dafür, in welcher Weise ökonomische Umbruchprozesse familiäre Beziehungen erschüttern können.

Beim Vergleich der Gegenwart mit jener Zeit des ökonomischen Wandels ist festzustellen, daß der Übergang von der Agrar-zur Industriegesellschaft (1888 bis 1938) fast zwei Generationen gedauert hat, während der Übergang von der Industriege-Seilschaft zur postindustriellen Gesellschaft viel schneller verläuft. Von 50 Prozent in der Industrie Beschäftigten sank der Anteil linear von 1970 bis 1995 auf 33 bis 35 Prozent und soll weiter auf vermutlich 12 bis 17 Prozent abnehmen. Manche Prognosen halten sogar Anteile wie jene drei Prozent in der Landwirtschaft Beschäftigten auch für die industrielle Produktion für ausreichend, um die Versorgung der Bevölkerung mit industriellen Gütern sicherzustellen.

Bei diesen Prognosen stellt sich sofort die Frage, ob solche ökonomischen Veränderungen die gleichen Konsequenzen für die Familien haben werden wie vor hundert Jahren bis teilweise zum Zweiten Weltkrieg. Eine der großen Leistungen der Industriegesellschaft, und zwar sowohl der marktwirtschaftlich organisierten wie der staatssozialistischen, ist darin zu sehen, daß sie die Familienmodelle aus dem 19. Jahrhundert so weiterentwickelt hat, daß heute jene Verwerfungen wie zu Beginn dieses Jahrhunderts nicht auftreten. Beide Modelle halten die ökonomische Sicherheit von Kindern am ehesten dann für gewährleistet, wenn sie nicht mehr in der Verantwortung von Grund-herren oder Hausherren liegt, sondern wie alle anderen Verantwortlichkeiten auch privat bei den Eltern. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Modellen war und ist bis heute, daß im marktwirtschaftlichen Modell, so wie es auch die Bundesrepublik entwickelt hat, die Rechte und Pflichten der Eltern unabhängig vom Staat aus sich selbst heraus begründet werden, während dies in den verschiedenen staatssozialistischen Gesellschaften abgeleitete Rechte waren. Dieser Unterschied hat natürlich inhaltliche Konsequenzen für die Möglichkeit staatlicher Akteure, in das Familienleben einzugreifen und Dinge zu erzwingen, die weder Eltern noch Kinder wollen und nicht notwendigerweise deren Interessen dienen.

Es darf aber nicht verkannt werden, daß trotz dieser Einschränkungen und Formen möglicher staatlicher Bevormundung die Eltern im staatssozialistischen Modell ihre Aufgaben gegenüber ihren Kindern genauso gut wahrnahmen wie jene in den demokratisch-freien Gesellschaften. Jedenfalls zeigen Untersuchungen der Eltern-Kind-Beziehungen, unmittelbar nach der Wende durchgeführt verblüffend geringe Unterschiede in den Beziehungen und Einstellungen der Eltern zu ihren Kindern zwischen Ost und West. Diese Überein-

Stimmung geht sogar so weit, daß bestimmte Veränderungen der Eltern-Kind-Beziehungen fast parallel verlaufen sind. So berichtet Gunter Schmidt in seiner Analyse des Wandels der Einstellungen zum Sexualverhalten von Jugendlichen zwischen 1968 und 1992, daß diese Wandlungstendenzen in Ost und West sehr ähnlich verlaufen sind und die Jugendlichen recht übereinstimmend auch das geänderte Verhalten der Eltern beschreiben. Daher unterscheidet Gunter Schmidt bei seinen Thesen über den Wandel in diesem Bereich eher zwischen Jungen und Mädchen als zwischen Ost und West.

Das entscheidend Neue an dem industriellen Familienmodell war die eindeutige personenorientierte und persönliche Verantwortlichkeit der Eltern. Diese wurde auch erst durch eine Vielzahl von Maßnahmen ermöglicht, die teilweise schon im vorigen Jahrhundert ersonnen, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg voll entfaltet wurden. Der heute so gescholtene soziale Wohnungsbau gab trotz seiner hohen Normierung Eltern und Kindern jene Form von abgeschlossenem Raum als notwendige Voraussetzung dafür, Familie in dieser privaten Form leben zu können. Denn eigene Kinderzimmer, ein separates Elternschlafzimmer, eigene Toiletten und Bäder nur für die eigene Familie, und dies für die Mehrheit der Bevölkerung, all das wurde in der Bundesrepublik erst in den fünfziger und sechziger Jahren realisiert, in der DDR erst in den siebziger und achtziger Jahren. Die Regulierungen am Arbeitsmarkt waren eine weitere wesentliche Voraussetzung der ökonomischen Sicherheit familiären Lebens. Nicht jede wirtschaftliche Unwägbarkeit, nicht jedes wirtschaftliche Risiko und nicht jede betriebliche Auseinandersetzung mit dem Risiko für die Beschäftigten, wie es Max Weber noch beschrieb, sollten direkt auf das familiäre Leben durchschlagen.

Daß Wohnungen für Familien und ökonomische Sicherheit wesentliche Voraussetzungen für gelingendes Familienleben sind, war schon Anfang des vorigen Jahrhunderts bekannt, ebenso, daß die persönliche Fürsorge der Mütter für ihre Kinder die beste und gesamtgesellschaftlich kostengünstigste Form der Kindererziehung ist Das gilt uneingeschränkt bis in die Gegenwart. Der jüngste Familienbericht zeigt eindrucksvoll, welche Ko-sten entstehen würden, wenn die Gesellschaft all diese Leistungen erbringen müßte.

Ohne Zweifel gehört dieses Familienmodell der Industriegesellschaft mit seinen personalisierten Eltern-Kind-Beziehungen, der Privatheit der eigenen Wohnung, der Möglichkeit der eigenen Lebensgestaltung, gesichert durch stabile Beschäftigungsverhältnisse und zeitliche Dispositionsräume für die Kindererziehung zu den kulturellen und sozialen Spitzenleistungen der Industriegesellschaft. Trotzdem muß seine Zukunft skeptisch betrachtet werden. Denn bestimmte Strukturbedingungen in Ökonomie, Kultur und Politik werden die Chancen eines solchen Modells auf Dauer minimieren. Ökonomisch hing dieses Modell davon ab, daß die Sicherheit des Arbeitsplatzes die ökonomische Sicherheit der Familie garantieren konnte. Die Wahrscheinlichkeit, daß diese Sicherheit auch in Zukunft gegeben ist, muß aber als gering eingeschätzt werden. Wenn die bayerisch-sächsische Zukunftskommission eine Zahl von zukünftig etwa 50 Prozent gegenüber heute 75 Prozent unbefristeter Beschäftigungsverhältnisse als realistisch schätzt, hegt sie immer noch über der gegenwärtigen amerikanischen Realität von etwa 35 Prozent. Wer bei weltweit operierenden Konzernen die Innovationszyklen für das Entstehen völlig neuer Dienstleistungen und Güterproduktionen betrachtet oder die immensen Veränderungen im traditionellen Bereich, wie dem Bankwesen, wo weltweit agierende Firmen elektronisch Kunden in Größenordnungen erreichen wollen, die vor kurzem noch unvorstellbar waren, erkennt, daß eine solche Ökonomie, die von Wissen und Innovationsfreude gespeist ist, nicht auf Dauerarbeitsplätze setzen kann. Auch durch den Staat werden diese Dauer-beschäftigungsverhältnisse nicht mehr zu garantieren sein, weil der für die Industriegesellschaft typische Zusammenhang zwischen bestimmten Produktionen, bestimmten Rohstoffen, wie Kohle und Eisen, keine Geltung mehr hat. Standortentscheidungen für Firmen, die auf Wissen basieren, erfolgen eher danach, wo die meiste Kompetenz in bestimmten Wissensgebieten vermutet wird. Wissen, Kompetenz und Innovationsfreude entstehen aber nicht unbedingt da, wo früher die industriellen Zentren waren. Wer die Entwicklung der Computerindustrie, der neu entstehenden Kommunikationsindustrie, der Biotechnologie und Kulturindustrie verfolgt, findet weder traditionelle

Agrarbereiche noch altindustrielle Ballungsgebiete als bevorzugte Standorte. So ist das Silicon-Valley südlich von San Francisco in eine Universitätslandschaft eingebettet, die nicht nur Berkeley und Stanford umfaßt, weil hier offenbar der Rohstoff Wissen reichlich vorhanden war.

Kulturell wird dieses Familienmodell große Schwierigkeiten haben zu überdauern, weil alle Industriegesellschaften seit den sechziger und siebziger Jahren immense Summen in die Bildung der nachwachsenden Generation gesteckt haben, um durch das Ausschöpfen der Begabungsreserven im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Der sich aus der Bildungsreform ergebende Effekt auf das kulturelle Selbstverständnis der meisten Industriegesellschaften ist eindeutig: Bildung führt notwendigerweise zur Stärkung der Entwicklung des modernen Individualismus. Traditionelle Rollenzuschreibungen und traditionelle Werte sind in einer zunehmend gebildeten Gesellschaft nur dann akzeptabel, wenn sie von den Individuen auf der Basis von persönlicher Einsicht und Nachvollziehbarkeit plausibel sind. Die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau ist heute für die überwiegende Mehrheit der Männer und Frauen nur noch nachvollziehbar, wenn es sich um kleine Kinder handelt Die mit dem Modell der Industriegesellschaft verbundene lebenslange Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau findet schon ab dem sechsten Lebensjahr der Kinder bei der Mehrheit der Bevölkerung keine Akzeptanz mehr.

Politisch hat dieses Modell auch keine Zukunft, denn abgesehen von den lang laufenden juristischen und politischen Prozessen der Gleichstellung von Mann und Frau werden vermutlich die Politiker mit dem Problem konfrontiert sein; daß es sich keine Gesellschaft im internationalen Wettbewerb politisch leisten kann, einfach auf die Hälfte des gesellschaftlichen öualifikationspotentials zu verzichten und dafür entsprechende Nachteile in Kauf zu nehmen. Denn der Wandel von der industriezentrierten zur dienstleistungsorientierten Beschäftigung war nur durch die Integration der Frauen und Mütter in das Erwerbsleben möglich. Aus einem Stahlarbeiter läßt sich nur schwer ein Steuerfachbeamter machen. Dagegen ist eine gutqualifizierte Realschülerin nach einer entsprechenden Ausbildung nicht nur für den Staat als Arbeitskraft von Interesse.

II. Ökonomische und soziale Konsequenzen: Die Zweiverdienerfamilie

Zunehmende ökonomische Unsicherheiten, tief-greifende kulturelle Veränderungen und politische Entwicklungen führten zu einer Erosion der ökonomischen Basis der industriegesellschaftlichen Familie, deren Nachfolgemodell nur eine Modifikation des bisherigen Modells darstellt. Denn wie internationale Vergleiche zeigen besteht das gegenwärtige Modell familiären Zusammenlebens in seiner ökonomischen Basis wesentlich aus der Zweiverdienerfamilie, in der der Mann etwas bis erheblich mehr verdient als die Ehefrau und in der die Kinderbetreuung in den ersten Lebensjahren bzw. im ersten Lebensjahr fast ausschließlich durch die Ehefrau und erst mit dem Heranwachsen des Kindes auch zunehmend durch andere Institutionen wahrgenommen wird. Dieses Modell ist heute in der Bundesrepublik, wie aber auch in den Vereinigten Staaten und anderen westeuropäischen Staaten, das dominierende Modell familiären Lebens. In der Bundesrepublik leben heute von allen Familien mit Kindern bis zum 18. Lebensjahr etwa 40 Prozent dieses Modell. Diese Zahlen unterscheiden sich kaum von den Zahlen der Vereinigten Staaten

Soweit empirische Umfragen ein genaues Bild der Lebensvorstellung von Menschen wiedergeben, wird dieses Modell der vorwiegenden Betreuung kleiner Kinder durch die Mütter auch von der Mehrheit der betroffenen Familien gewünscht, und zwar in Ost-wie in Westdeutschland. Wie schon 1991 zeigen auch fast zehn Jahre nach der Wende die meisten Eltern mit Kindern in Westwie in Ostdeutschland eine hohe Präferenz für dieses Modell. Bei Kindern unter drei Jahren sind nur knapp sechs Prozent der Befragten für die volle Erwerbstätigkeit beider Eltern. Das Bild ändert sich mit zunehmendem Lebensalter des Kindes, wobei sich dann deutliche Ost-/West-Unterschiede ergeben. Während in Westdeutschland auch bei Schulkindern ein Drittel der Befragten für das traditionelle Modell der Versorgerehe plädiert, sind in den neuen Bundesländern ebenso viele Befragte für die Erwerbstätigkeit beider Eltern Allerdings bevorzugen die meisten Befragten jenes heute dominante Modell der Zweiverdienerfamilie mit dem vollzeitbeschäftigten Ehemann und der teilzeitbeschäftigten Ehefrau. Denn bei der Frage, wer teilzeitbeschäftigt sein soll, wählen auch die Frauen mehrheitlich die Alternative Ehefrau/Mutter. Der wesentliche Unterschied zwischen West-und Ostdeutschland liegt darin, daß in Ostdeutschland rund ein Drittel für die Vollzeitbeschäftigung der Mütter bei Kindern ab sechs Jahren plädiert, in Westdeutschland hingegen ein Drittel auch bei dieser Altergruppe für die Hausfrauenrolle.

Die Unterschiede erklären sich vermutlich auch aus den Einkommensdifferenzen. Denn während in Westdeutschland das Einkommen der Ehefrau im Durchschnitt nur etwa 30 bis 40 Prozent des gesamten Familieneinkommens ausmacht, ist dieser Anteil in den neuen Bundesländern wesentlich höher und erreicht fast das Einkommen des Ehemanns. Dafür müssen die Ehefrauen in den neuen Bundesländern fast 10 bis 15 Stunden mehr arbeiten als die Frauen in den alten Bundesländern. Jedoch sind die Einkommen der Ehemänner auf Grund der Einkommensunterschiede zwischen Ost und West immer noch erheblich niedriger Allerdings kann man aus diesen Wandlungstendenzen nicht ableiten, daß der Übergang von der Versorgerehe zum Modell der Zweiverdienerfamilie ohne Probleme vonstatten ginge und daß es nicht auch für bestimmte Gruppen ganz erhebliche ökonomische Nachteile mit sich bringe. Denn es profitieren nur jene Familien, die diesen Veränderungen folgen können und in denen beide Elternteile auch über eine qualifizierte Ausbildung verfügen, die dieses Modell überhaupt erst ermöglicht. Vergleicht man die Einkommensentwicklung zwischen Familien mit Kindern und Ehepaaren ohne Kindern, so haben die Einkommensrelationen zwischen diesen Gruppen seit 1982 kaum eine Veränderung erfahren. Denn das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen von Familien mit einem Kind betrug 1982 rund 60 Prozent, ähnlich wie auch 1992, während das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen bei Familien mit zwei Kindern 1982 wie 1992 etwa 50 Prozent des Pro-Kopf-Einkommens von Ehepaaren ohne Kinder betrug. Diese Zahlen entsprechen sich in verschiedenen Untersuchungen, wie ein Vergleich mit dem Kinderbericht von Baden-Württemberg und die Berechnungen von Kurt Hesse und Silke Thiele zeigen.

Verlierer des Wandels sind ohne Zweifel die Familien mit drei und mehr Kindern und jene Familien, in denen nur die Mutter das ökonomische Überleben der Familie sichern kann. Die heute so häufig diskutierte Kinderarmut ist zweifellos auch ein Ergebnis des Strukturwandels der ökonomischen Basis der Familie. Denn wenn heute davon gesprochen wird, daß besonders Kinder unter sechs Jahren in Familien aufwachsen, deren Einkommen weniger als die Hälfte des mittleren Einkommens aller deutschen Haushalte ausmacht, sowohl in Ost wie in West, so betrifft diese relative Armut nicht alle Familien in gleicher Weise, sondern vor allem die Familien mit drei und mehr Kindern und die Alleinerziehenden. Der Anteil der in relativer Armut lebenden Familien mit Kindern bis zu sechs Jahren beträgt in den neuen Bundesländern rund 25 Prozent und in den alten Bundesländern 13 Prozent, wenn man 50 Prozent des Medians des Pro-Kopf-Familieneinkommens für die gesamte Bundesrepublik zugrunde legt. Nimmt man als Maßstab dagegen das jeweilige durchschnittliche Einkommen in Ost und West, so beträgt der Anteil der Familien mit Kindern bis zu sechs Jahren in relativer Armut in den neuen Bundesländern etwa 20 und in den alten Bundesländern 13 Prozent

Wenn auch bei einer getrennten Betrachtungsweise der Durchschnittseinkommen die Quote der Familien in den neuen Bundesländern, die in relativer Armut leben, geringer ausfällt, ist dieser Anteil doch erschreckend hoch. Das ist aber nicht nur auf die geringeren Einkommen in den neuen Bundesländern zurückzuführen, sondern wesentlich auf die andere Zusammensetzung der Familien, näm-lieh einen höheren Anteil an Alleinerziehenden in Ostdeutschland. Vergleicht man die Anteile der Familien mit Kindern unter sechs Jahren in den einzelnen Bundesländern und die familiären Lebensformen hinsichtlich der relativen Armut, so wird deutlich, daß in allen Bundesländern vor allem die Kinder von Alleinerziehenden mit weniger als 50 Prozent des Pro-Kopf-Einkommens der restlichen Bevölkerung auskommen müssen, in Hamburg 41, 5 und in Bremen 63 Prozent. Ähnlich erschrekkend hohe Werte lassen sich auch für die Familien mit drei und mehr Kindern zeigen, allerdings mit größeren Variationen. Leben im Freistaat Bayern nur knapp acht Prozent dieser Familien unterhalb der Armutsgrenze, sind es im Saarland 80, in Bremen 60, Sachsen-Anhalt 61 und Berlin 50 Prozent, so daß diese Verarmung keinesfalls durch eine Ost-West-Differenzierung erklärt werden kann (vgl. Tabelle 1).

In den USA sind die Entwicklungen in den letzten zwanzig Jahren ganz ähnlich verlaufen. Reynolds Farley kommt zu dem Ergebnis, daß die ökonomische Situation von Kindern im wesentlichen vom Familientypus abhängt, in dem sie aufwachsen. In den USA beträgt der Anteil der unter 18jährigen in relativer Armut bei einer alleinerziehenden Mutier knapp 47 Prozent, in vollständigen Familien liegt er bei neun Prozent. Bei den Familien mit Kindern unter sechs Jahren schwankt dieser Anteil in der Bundesrepublik bei den Ehepaaren mit einem Kind zwischen fünf Prozent in Bayern und rund 14 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern, bei Familien mit zwei Kindern zwischen sechs Prozent in Schleswig-Holstein und 40 Prozent in Sachsen-Anhalt. Diese Zahlen für alleinerziehende Mütter mit Kindern und Ehepaaren mit drei, teilweise auch mit zwei Kindern zeigen deutlich, daß das neue Modell der Zweiverdienerfamilie diese Familien heute genauso, möglicherweise sogar besser stellt als das alte Modell der Versorgerehe. Hingegen sind alle familiären Lebensformen, die von diesem Modell abweichen, mit einem erhöhten Armutsrisiko behaftet. Der Vergleich mit den USA macht zudem deutlich, daß das keine spezifisch deutsche Entwicklung ist, sondern daß es sich dabei offenkundig um Ergebnisse der oben skizzierten ökonomischen, kulturellen und politischen Prozesse handelt. Es verdient in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen zu werden, daß auch in den Zeiten, in denen das Modell der Industriefamilie dominierte, jene Familienformen benachteiligt waren, die diesem Modell nicht entsprachen. So stellt bereits 1958 ein Bericht der

Bundesregierung die besonders schwierige ökonomische Situation der Kriegerwitwen heraus

Diese wenigen Zahlen zeigen deutlich, daß Kinderarmut kein Ost-West-Problem ist, sondern vor allem Ergebnis eines tiefgreifenden ökonomischen Wandels unserer Gesellschaft, der auch erhebliche Auswirkungen auf die ökonomische Basis von Familien mit Kindern hat. Diese Entwicklung, die weitgehend parallel auch in den Vereinigten Staaten verläuft, ist weniger Ergebnis politischer Entscheidungen als Folge struktureller Veränderungen in unserer Gesellschaft. Die enormen regionalen Variationen lassen sich zudem nicht auf die unterschiedliche ökonomische Entwicklung in der ganzen Region zurückführen, sondern wesentlich auf die unterschiedliche Verteilung von Lebensformen in der Bundesrepublik. In einer Großstadt wie Bremen oder Berlin ist der Anteil der Alleinerziehenden viel höher als in sämtlichen katholischen Regionen Süddeutschlands.

Auch wenn das alte Modell der Industriefamilie langsam verschwindet und durch neue Lebensformen ersetzt wird, sollte nicht übersehen werden, daß ausgerechnet dieses alte Modell heute in der Bundesrepublik nicht nur in erheblichem Umfang zum sozialen Frieden beiträgt, sondern vermutlich auch eine wesentliche Ursache dafür ist, daß die staatlichen Unterstützungssysteme, wie Arbeitslosenunterstützung, Sozialhilfe und andere staatliche Leistungen (z. B. BAFöG), heute überhaupt in der Lage sind, einen Teil der negativen Auswirkungen dieser Umbruchprozesse aufzufangen. Denn ausgerechnet in den altindustriellen Gebieten Nordrhein-Westfalens und des Saarlandes liegt die Zahl der Familien, die das neue Modell der Zweiverdienerfamilie leben, erheblich unter dem Bundesdurchschnitt. Dort lebt ein besonders hoher Prozentsatz der Familienangehörigen von der Unterstützung durch das familiäre System. Neben den Kindern sind das vor allem die nicht erwerbstätigen Mütter. Im Saarland leben ebenso wie in Nordrhein-Westfalen etwa 36 Prozent der im Mikrozensus erfaßten Personen von ihren Angehörigen. Gleichzeitig ist in diesen Regionen der Anteil der Personen, die überwiegend von der Erwerbsarbeit leben, mit 36 bzw. 39 Prozent niedriger als im Rest der Bundesrepublik (vgl. Tabelle 2).

Vergleicht man diese beiden Länder mit den neuen Bundesländern, so können in Sachsen-Anhalt, das den größten Teil seiner Industrie verloren hat, mit 42 Prozent rund sechs Prozent mehr Personen von der Erwerbstätigkeit leben als im Saarland. Die hohen staatlichen Unterstützungsleistungen, die in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg anfallen, sind im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß der Prozentsatz der Bevölkerung, der von der Unterstützung durch Angehörige lebt, besonders niedrig ist. Denn in den neuen Bundesländern leben in der Regel weniger als 25 Prozent der Bevölkerung von der Unterstützung durch Angehörige, mit der Konsequenz, daß die staatlichen Unterstützungsleistungen in diesen Ländern besonders hoch sind.

Diese Zusammenhänge gelten nicht nur für die neuen, sondern in gleicher Weise auch für die alten Bundesländer. In den beiden norddeutschen Großstädten Hamburg und Bremen sowie in Berlin ist der Anteil derjenigen, die von der Erwerbs-arbeit leben, nicht geringer als in den anderen Bundesländern, sondern tendenziell höher, und dennoch sind hier die staatlichen Unterstützungsleistungen höher als im Durchschnitt der Bundesrepublik. Das ist wesentlich darauf zurückzuführen, daß in Bremen, Berlin und Hamburg die Unterstützung durch Angehörige niedriger ausfällt als im Durchschnitt der Bundesrepublik. Wenn die Saarländerinnen und die nicht erwerbstätigen Mütter in Nordrhein-Westfalen in gleicher Weise wie die Frauen und Mütter in den neuen Bundesländern auf dem Arbeitsmarkt um Arbeit nachfragten und entsprechend bei der gegenwärtig knappen Erwerbslage keine Arbeit fänden, wären die zu erbringenden staatlichen Leistungen höher als in den neuen Bundesländern oder den norddeutschen Großstädten.

Tabelle 2 zeigt zudem deutlich, daß gerade diejenigen Bundesländer besonders wenig staatliche Unterstützungsleistungen aufwenden, nämlich Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, in denen der Anteil der Bevölkerung, der von Erwerbsarbeit leben kann, besonders hoch ist, gleichzeitig aber auch der Anteil derjenigen besonders hoch ist, der von familiären Leistungen lebt. Da in diesen Bundesländern die Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kindern relativ hoch ist, profitieren diese Bundesländer einerseits davon, einen hohen Anteil der Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt unterbringen zu können, aber gleichzeitig durch das Zweiverdiener-Familienmodell nur einen geringen Anteil an staatlichen Leistungen aufbringen zu müssen. In diesen Bundesländern scheint die Entwicklung der ökonomischen Basis des neuen Familienmodell weiter fortgeschritten zu sein als in den altindustriellen Regionen Nordrhein-Westfalens und des Saarlands. Außerdem haben sie gegenüber den neuen Bundesländern den zusätzlichen Vorteil, daß ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung von den Leistungen der Angehörigen leben kann. Wollten die neuen Bundesländer auf jene vier Prozent staatlicher Leistungen kommen, die in Bayern aufzuwenden sind, so müßten diese Bundesländer entweder den Anteil der Bevölkerung, der von Erwerbsarbeit leben kann, etwa in Sachsen, um neun Prozent steigern oder aber jenem Modell der altindustriellen Ballungsgebieten folgen, in denen bei der insgesamt geringeren Beschäftigungsquote ein großer Anteil der Bevölkerung überwiegend durch die Familie lebt.

Dieser Weg zurück in die Lebensform der industriegesellschaftlichen Familie ist allerdings wenig plausibel, weil die ökonomische Basis dafür zunehmend erodiert. Allerdings ist gegenwärtig auch wenig plausibel anzunehmen, daß die neuen Bundesländer in absehbarer Zukunft einem um zehn Prozent höheren Anteil der Bevölkerung ermöglichen können, überwiegend von der Erwerbsarbeit zu leben. Wie auch immer die weitere Entwicklung familiärer Lebensformen sich vollziehen wird, die ökonomische Bedeutung der Familie sollte schon deswegen nicht unterschätzt werden, weil bisher nicht zu erkennen ist, daß der Staat oder der Markt bei der erwachsenen Bevölkerung an die Stelle der Familie treten können. Vermutlich können nicht so viele Arbeitsplätze entstehen, um jedem ausgebildeten Erwachsenen ein von anderen Erwachsenen unabhängiges Einkommen zu garantieren, das für den Lebensunterhalt ausreicht.

Ein Blick in die Daten der amerikanischen Einkommensstatistik zeigt, daß hier ebenso wie in Deutschland die Familieneinkommen und nicht die Einzeleinkommen die ökonomische Basis für die Mehrheit der Bevölkerung darstellen. Selbst für das Silicon-Valley mit Vollbeschäftigung und Arbeitskräftemangel gilt diese Aussage. Im übrigen stimmt sie auch bei der Betrachtung nach Altersgruppen. Nach dem deutschen Mikrozensus wurden 1995 von den 18-bis 25jährigen Männern etwa 38 Prozent und von den gleichaltrigen jungen Frauen 46 Prozent überwiegend von der Familie unterhalten, dagegen nur rund 7 bzw. 8, 5 Prozent von staatlichen Unterstützungsleistungen. Selbst bei den bis zu 27jährigen beträgt der Anteil der jungen Männer, die durch die Angehörigen unterstützt werden, 20 Prozent und 25 Prozent bei den jungen Frauen. In beiden Gruppen ist der Staat nur mit rund 11 bzw. 14 Prozent Unterstützungsleistung beteiligt. Es ist kaum vorstellbar, daß der Markt oder der Staat diese zusätzlichen Leistungen der Familie übernehmen könnten.

Nach den hier zusammengetragenen Daten stellt das Modell der Zweiverdienerfamilie die ökonomisch sicherste Basis für die zukünftige familiale Entwicklung dar. Denn dieses Modell sichert die Familie gegenüber der Erosion der Normalarbeitsverhältnisse ab und verhilft ihr auch zu einer angemessenen Teilnahme an der ökonomischen Entwicklung moderner Gesellschaften. Dennoch darf nicht verkannt werden, daß auch dieses Modell, trotz seiner ökonomischen Überlegenheit, bestimmte nicht übersehbare Nachteile mit sich bringt.

III. Soziale Partnerschaft, funktionale Gleichheit oder Lebensverlaufssequenzen?

Moderne Gesellschaften sind ebenso wie traditionale Gesellschaften darauf angewiesen, daß Solidarität, Fürsorge, persönliche Hilfeleistungen und Zuwendungen zu anderen Personen unabhängig von Erwerbsarbeit und bürokratischen Organisationen von den einzelnen Individuen geleistet werden. Denn diese Formen der personalen Fürsorge für andere sind nicht nur eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür, daß moderne Gesellschaften in ihrer Arbeitsteiligkeit existieren können, sondern auch eine wesentliche Erfahrung für Kinder und Jugendliche, um selbst zu lernen, anderen gegenüber wiederum solche Formen von persönlicher Fürsorge und Unterstützung zu erbringen. Für Amitai Etzioni ist ohne diese Erfahrung kaum zu erwarten, daß die nachwachsende Generation für die älter werdende Eltern-und Großelterngeneration die gleiche Fürsorge aufwenden wird, wie dies für die eigene Elterngeneration gegolten hat. Dabei stellt sich heute für die nachwachsende Generation ein erhöhter Bedarf an Fürsorge und Unterstützung für die Elterngeneration. Denn die gestiegene Lebenserwartung -eine Entwicklung, die noch nicht zu Ende ist -erhöht ohne Zweifel die Nachfrage nach Unterstützung und Solidarität im Alter. Dabei geht es nicht nur um Unterstützung und Zuwendung in Pflege-und Krankheitsfällen, sondern um gelebte soziale Beziehungen.

Das Modell der industriegesellschaftlichen Familie hat für die Kinder ein Höchstmaß an persönlicher Betreuung durch die Mutter gewährleistet. Das Modell der Zweiverdienerfamilie kann diesen Ansprüchen nicht mehr genügen, weil die Verfügbarkeit über persönliche Zeit und die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, zunehmend davon abhängig sind, ob und inwieweit Arbeitszeit, Arbeitsweg und Familienalltag noch aufeinander zu beziehen sind. James Coleman kritisiert, daß durch die zunehmende Abwesenheit der Mütter viele Formen des sozialen Lernens in der Familie und der intuitiven Vermittlung sozialen Kapitals verschwinden und dadurch die Investition in kulturelles Kapital verringert wird. Denn aus der Zeit für Kinder wird zunehmend Zeit für die Berufsarbeit. Darüber hinaus wird aber die Zeit knapp, die in die Pflege der Generationenbeziehungen investiert werden kann. Da Zeit immer auch ein Indikator für die Bedeutung ist, die bestimmten Bereichen zugemessen wird, bedeutet die Verlagerung eines Teils der Familienzeit in die Berufsarbeit auch eine Abwertung des familiären Bereichs. Zeit für Solidarität und Fürsorge wird zunehmend knapp. Arlie Russell Hochschild hält das für besonders paradox, weil die Nachfrage nach Fürsorge und Solidarität steigt. Denn es sind nicht nur die Kinder, sondern auch die Älteren, die einen steigenden Bedarf an sozialer Zuwendung haben.

Amitai Etzioni zeigt in seinem Entwurf einer kommunitarischen Familie, daß diese Abwertung der Eltern-Kind-Beziehung für die Gesellschaft eine Vielzahl von Problemen aufwirft. Für ihn ist es eine moralische Frage, ob und in welchem Ausmaß Gesellschaften die Kindererziehung der ökonomischen Entwicklung nachordnen dürfen. Die kommunitarische Diskussion nimmt zu dieser Frage ganz eindeutig Stellung: Die Entwicklung und die Bedürfnisse von Kindern nach personalen Beziehungen, nach Sicherheit und nach individuellen Vorbildern sind unter einer moralischen Perspektive wichtiger als das ökonomische Wohlergehen der Gesamtgesellschaft und auch der einzelnen Familie. Die Lösung des Zielkonflikts zwischen den Bedürfnissen und Ansprüchen der Kinder und den ökonomischen Erfordernissen werden im kommunitarischen Familienmodell weitgehend so gelöst wie in der Industriefamilie, in der eine feste, stabile Beziehung zur Mutter und hinreichend Zeit des Vaters als wesentliche Voraussetzung für eine gesunde und sozial kompetente Entwicklung von Kindern galten.

Auch wenn man dem kommunitarischen Familien-modell nicht unterstellt, daß sich dahinter das traditionelle, hierarchisch organisierte Modell der Industriefamilie verbirgt, sondern konzidiert, daß ein Modell einer neuen sozialen Partnerschaft versucht wird, so ist die Anlehnung an das traditionelle Modell unverkennbar. Denn dieses Modell sozialer Partnerschaft, in dem beide Eltern in gleicher Weise für die Erziehung und Fürsorge für die Kinder zuständig sind, geht davon aus, daß die Eltern unter funktionalen Gesichtspunkten miteinander entscheiden, wie sie die familiäre und die berufliche Arbeitsteilung organisieren. Da die gegebenen ökonomischen Strukturen zumeist zu einer höheren Bezahlung des Mannes führen, werden selbst Paare, die sich um die Gleichheit von Mann und Frau bemühen, aus ökonomischen Gründen eine Entscheidung zugunsten der Erwerbstätigkeit des Mannes und einer Aufgabe der Erwerbstätigkeit der Ehefrau treffen, solange die Kinder klein sind. Dieses Modell der sozialen Partnerschaft, das dem kommunitarischen Familienmodell entspricht mit einer funktionalen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, wird sich in den gegebenen ökonomischen Strukturen der Bundesrepublik kaum so entwickeln lassen, wie es theoretisch formuliert ist. Neil Gilbert weist zu Recht darauf hin, daß das Modell sozialer Partnerschaft voraussetzt, daß die Betreuung und Erziehung von Kindern und die Hausarbeit gesellschaftlich die gleiche Anerkennung genießen wie die bezahlte Arbeit. Solange das nicht der Fall ist, bedeutet ein Modell der sozialen Partnerschaft, so wünschenswert es im Interesse der Kinder auch sein mag, daß die Frage der Gleichheit zwischen Mann und Frau ungelöst bleibt.

Aber auch das Alternativmodell der funktionalen Gleichheit muß erhebliche Probleme lösen. In diesem Modell teilen sich Mann und Frau in gleicher Weise Arbeit und Kinderbetreuung sowie die Fürsorge für die Älteren. Da die Berufsarbeit heute immer noch fast ausschließlich außerhäuslich organisiert ist, erzwingt das Modell der funktionalen Gleichheit notwendigerweise die Organisation der Kinderbetreuung überwiegend außerhalb der Familie. Jedoch bringt die außerhäusliche Betreuung von Kindern in der Regel einen Qualitätsverlust in der Betreuung mit sich. Denn während im traditionalen Modell die Mutter für zwei bis fünf Kinder zuständig war, wird eine außerhäusliche Betreuung schon aus Kostengründen meist mit einer Betreuungsrelation von 12 bis 15 Kindern auf einen Erwachsenen auskommen müssen. Auch gehören die Erzieherberufe zu den am schlechtesten bezahlten Berufen, und die Aufwendungen für die öffentliche Kinderbetreuung sind in allen Gesellschaften zumeist niedrig. Voraussetzung für eine flächendeckende Betreuung von Kindern ist ihre Bürokratisierung und Industrialisierung. Große Einheiten mit bis zu 180 Kindern, wie sie heute schon in Berlin bestehen mit klaren hierarchischen Strukturen gewährleisten bei langen Öffnungszeiten eine Kinderversorgung, die die reibungslose Integration von Mann und Frau in das Erwerbsleben ermöglicht. Selbst wenn in solchen Großbetrieben hoch motivierte Erzieherinnen arbeiten, die gut ausgebildet ihrer Arbeit nachgehen, wird diese Form der bürokratischen Kinder-versorgung kaum das Ziel einer Gesellschaft sein können, die nicht nur dabei ist, andere Konsequenzen und Formen der industriellen Arbeit zu überwinden, sondern auch darauf angewiesen ist, individuelle und selbstbewußte junge Erwachsene als Nachfolger der jetzt erwerbstätigen Bevölkerung zu haben. Auch ist zu fragen, ob ein solches Modell letztlich nicht die Erziehung der Kinder von den leiblichen Müttern auf bezahlte Tages-mütter verlagert. Denn solange Fürsorge in unserer Gesellschaft weiblich organisiert ist, bedeutet auch die außerhäusliche Betreuung von Kindern, daß die Erziehungs-und Betreuungsarbeit allein von Frauen geleistet wird, mit dem wesentlichen Unterschied, daß die familiäre Betreuung die Bedürfnisse und die Entwicklung des Kindes individueller berücksichtigen kann als bürokratische Organisationen.

Bei der Betrachtung dieser Alternativen ist nicht zu übersehen, daß beide Modelle eine moderne Ausgabe der schon im 19. Jahrhundert entwickelten Konzeption der bürgerlichen Familie und ihrer sozialistischen Alternative darstellen. Denn das kommunitarische Familienmodell der sozialen Partnerschaft entspricht weitgehend den Vorstellungen von Alexis de Tocqueville (1835), der bei 1 seiner Analyse der amerikanischen Familie die wechselseitige Verflechtung und Partnerschaft der Eltern als wesentliches Element der damaligen Familie der Vereinigten Staaten hervorhob . Hingegen entspricht das Modell der funktionalen Gleichheit mit der gleichen Beteiligung von Männern und Frauen an der bezahlten Erwerbsarbeit und der bürokratisch organisierten Kinderbetreuung den Vorstellungen etwa von August Bebel.

Beide Modelle sind mit den gleichen Mängeln behaftet. In beiden Modellen bleibt die Erziehung der Kinder ausschließlich Frauensache und betont damit weiterhin die Ungleichheit von Männern und Frauen. Außerdem stellt sich die Frage, ob eine solche Kindererziehung wirklich zukünftigen Erfordernissen entspricht. Diese Frage läßt sich pädagogisch beantworten, aber man kann auch eine soziologische Antwort versuchen. Beide Modelle entsprechen in ihrer Struktur den Lebens-vorstellungen des 19. Jahrhunderts. Im Modell der sozialen Partnerschaft, der modernen Variante des bürgerlichen Familienmodells, konzentriert sich einer der beiden Partner im wesentlichen auf die Kindererziehung und nimmt dafür alle Nachteile einer unterbrochenen Erwerbsbiographie in Kauf. Bei dem Modell der funktionalen Gleichheit, der modernen Variante des sozialistischen Familien-modells, wird die kontinuierliche Erwerbsarbeit beider Partner durch eine industrielle Kinderbetreuung ermöglicht. Beide Modelle folgen damit dem im 19. Jahrhundert entwickelten Modell einer kontinuierlichen Berufsarbeit zu Lasten aller anderen Lebensbereiche. Das Modell der kontinuierlichen Erwerbsarbeit ist aber selbst Ergebnis der industriegesellschaftlichen Arbeitsorganisation, deren Funktionalität in der postindustriellen Gesellschaft deutlich zur Disposition steht

Heute stellt sich die Frage, ob dieses Modell der kontinuierlichen Erwerbsarbeit eine notwendige Voraussetzung erfolgreicher beruflicher Tätigkeit sein muß. Diese Frage läßt sich eindeutig verneinen. Auf Grund der gestiegenen Lebenserwartung und der geringen Kinderzahl pro Familie ließen sich Kindererziehung, Arbeit, Ausbildung und Fürsorge für die Älteren im Lebensverlauf ohne die Nachteile beider Modelle miteinander kombinieren. Denn bei einer Lebenserwartung zwischen 74 und 85 Jahren ließen sich alle diese Tätigkeiten sequentiell im Lebensverlauf verknüpfen, ohne dadurch Nachteile in den anderen Bereichen in Kauf nehmen zu müssen, wenn das Modell einer kontinuierlichen Karriere zugunsten diskontinuierlicher Berufsverläufe aufgegeben wird. Ein solches Modell kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn Männer und Frauen ein solches Modell in gleicher Weise leben und keine Nachteile damit verbunden sind. Auch wenn sich diese Überlegungen zunächst einfach anhören, sind weitreichende Konsequenzen damit verbunden. In der Gegenwart nimmt die Ausbildung das erste Viertel des Lebens ein. Diskontinuierliche Berufsverläufe setzen jedoch voraus, daß in den verschiedenen Lebensphasen immer wieder neu gelernt werden kann. Sie erfordern von den Subjekten allerdings auch, daß ihre Vorstellungen von einem Leben nicht nur dann als glücklich und erfolgreich anzusehen sind, wenn man in nur einem Beruf ein Leben lang Karriere gemacht hat, sondern wenn man akzeptieren kann, sich im Verlauf seines Lebens auf unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern zu bewähren und auch darin Befriedigung zu finden. Wenn die eingangs erwähnten Prognosen richtig sind, daß zukünftig eine lebenslange Berufskarriere selten wird, so sind solche Lebensvorstellungen für die zukünftige Berufswelt vermutlich auch eher angemessen.

Neben diesen notwendigen Veränderungen in der Berufswelt mit ihren linearen Karrieremustern und dem rigiden Ausbildungssystem wird es aber vor allem darauf ankommen, die Fürsorge für Kinder, die Fürsorge für die Älteren und die Unterstützung der Schwächeren nicht allein als Aufgabe der Frauen oder der Wohlfahrtsbürokratie zu interpretieren. Ohne die Einbeziehung der Männer wird auch das Modell der diskontinuierlichen Berufsverläufe keinen Beitrag zur Verminderung der Ungleichheit von Mann und Frau in der Gesellschaft leisten. Das wird nur gelingen, wenn die Männer mit in den Fürsorgebereich integriert werden. Hier sind verschiedene Möglichkeiten denkbar. So läßt sich etwa bei diskontinuierlichen Lebensverläufen vorsehen, daß jedes Gesellschaftsmitglied wiederholt für eine kurze Zeit in einem sozialen Bereich tätig ist. Würde diese Zeit, verteilt über den Lebensverlauf, den gleichen Zeitraum umfassen, den heute eine Frau durchschnittlich für die Erziehung von zwei Kindern aufwendet, also etwa sechs Jahre, könnten sich Männer und Frauen aussuchen, ob sie im Lebensverlauf Arbeit und Kinderbetreuung oder aber andere soziale Tätigkeiten in unserer Gesellschaft ausüben. Schon heute räumen wir jungen Männern die Möglichkeit ein, sich zwischen Zivil-und Wehrdienst sowie Mitgliedschaft in bestimmten sozial-karitativen Vereinen zu entscheiden, um für eine gewisse Zeitdauer bestimmte gesellschaftliche Aufgaben zu übernehmen. Warum sollten ein Richter oder ein Bankkaufmann nicht vier Wochen im Jahr Schuldner beraten oder ein Verwaltungsangestellter im Altenheim Zeitungen vorlesen? Warum sollen solche Modelle nicht auf den ganzen Lebensverlauf ausgedehnt werden, um so einen Teil der Ungleichheit zwischen Mann und Frau aufzuheben? Das mag sich utopisch anhören, aber wenn sich heute eine junge, qualifizierte Frau für Kinder entscheidet, muten wir ihr diese Utopie als selbstverständlich zu. Was hält uns eigentlich davon ab, diese Utopie auch den Männern zuzumuten? Nur ein Modell, das auf der Basis der veränderten Lebenszeit Männer und Frauen in gleicher Weise zur sozialen Verantwortlichkeit heranzieht und nicht einseitig die Berufsarbeit als die einzige und zentrale Möglichkeit der. Selbstverwirklichung interpretiert, wird die Nachteile der modernen Varianten des bürgerlichen Familienmodells der sozialen Partnerschaft wie aber auch des sozialistischen Familienmodells der funktionalen Gleichheit überwinden können.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Anmerkung der Redaktion: Siehe hierzu auch die Beiträge von Wolfgang Glatzer und Stefan Hradil in diesem Heft.

  2. Vgl. Kinderbericht der Bundesregierung, Bonn 1998.

  3. Vgl. Max Weber, Die Verhältnisse der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland, Leipzig 1982.

  4. Vgl. William F. Ogburn/Clark Tippitts, Family and It’s Functions, New York 1933.

  5. Vgl. Jeremy Rifkin, Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft, Frankfurt am Main 1996.

  6. Vgl. Hans Bertram (Hrsg.), Die Familie in den neuen Bundesländern, Opladen 1992.

  7. Vgl. Gunter Schmidt (Hrsg.), Jugendsexualität. Sozialer Wandel. Gruppenunterschiede, Konfliktfelder, Stuttgart 1993.

  8. Vgl. Jacques Donzelot, Die Ordnung der Familie, Frankfurt am Main 1977.

  9. Vgl. Fünfter Familienbericht der Bundesregierung, Bonn 1994.

  10. Vgl. Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen (Hrsg.), Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit in Deutschland, Bonn 1998.

  11. Vgl. Hans Bertram (Hrsg.), Die Familie in Westdeutschland, Opladen 1991; ders. (Anm. 6).ders., Familien leben, Gütersloh 1997; vgl. auch Max Wingen, Familienpolitik -Grundlagen und aktuelle Probleme, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 339, Bonn 1997.

  12. Vgl. Hans-Peter Blossfeld/Catherine Hakim (Hrsg.), Between Equalization and Marginalization. Part-Time Working Women in Europe and the United States, Oxford 1997.

  13. Vgl. Reynolds Farley, The New American Reality. Who We Are, How We Got There, Where We Are Going, New York 1996.

  14. Vgl. H. Bertram (Anm. 6).

  15. Vgl.ders. /Bernhard Nauck/Thomas Klein (Hrsg.), Solidarität, Lebensformen und regionale Entwicklung, Opladen (i. E.).

  16. Vgl. Hans Bertram (Hrsg.) Das Individuum und seine Familie, Opladen 1995.

  17. Eigene Berechnungen auf Basis des Mikrozensus 1995, 1998.

  18. Vgl. Familienbericht Baden-Württemberg, Stuttgart 1995.

  19. Vgl. Kurt Hesse/Silke Thiele, Einkommen und Einkommensentwicklung von Familien mit Kindern, unv. Ms., Kiel 1997.

  20. Eigene Berechnungen auf Basis des Mikrozensus 1995, 1998.

  21. Vgl. R. Farley (Anm. 13).

  22. Vgl. Bericht der Bundesregierung über die Lage von Müttern und Kindern, Bonn 1958.

  23. Vgl. U. S. Bureau of Census (Hrsg.), Current Population Reports P 60-203, Sep. 1998, Measuring 15 Years of Economic Change, Using the March Current Population Survey, US Government Printing Office, Washington D. C. 1998.

  24. Vgl. Amitai Etzioni, Die verantwortungsbewußte Gesellschaft, Frankfurt am Main 1996.

  25. Vgl. James S. Coleman, Rationality and Society, London 1991.

  26. Vgl. Arlie Russell Hochschild, Ideals of Care: Traditional, Postmodern, Cold-Modern, Warm-Modern, in: Karen V. Hansen/Anita I. Garey, Families in the U. S. Kinship and Domestic Politics, Philadelphia 1998, S. 527-537.

  27. Vgl. Neil Gilbert, Working Families: Hearth to Market, in: Mary Ann Mason/Arlene Skolnick/Stephen D. Sugarman, All Our Families. New Policies for a New Century. A Report of the Berkeley Family Forum, New York -Oxford 1998, S. 193-216.

  28. Vgl. A. R. Hochschild (Anm. 26).

  29. Vgl. Birgit Bertram. Bunte Kita-Landschaft in Berlin? Zur aktuellen Situation der Übertragung von kommunalen Kindertagesstätten in freie Trägerschaft in Ost-Berlin, unv. Ms., Berlin 1998.

  30. Vgl. Alexis de Tocqueville, Demokratie in Amerika, Zürich 1835/1968.

  31. Vgl. H. Bertram (Anm. 11).

Weitere Inhalte

1986. Hans Bertram, Dr. phil., geb. 1946; 1981-1984 Professor für Soziologie an der Universität der Bundeswehr München; 1984-1993 Vorstand und wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Jugendinstituts e. V München; seit 1992 Universitätsprofessor für Mikrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin; 1998/99 Fellow am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences, Stanford USA. Veröffentlichungen u. a.: (Hrsg.) Die Familie in Westdeutschland. Stabilität und Wandel familialer Lebensformen, Opladen 1991; (Hrsg.) Die Familie in den neuen Bundesländern. Stabilität und Wandel in der gesellschaftlichen Umbruchsituation, Opladen 1992; Das Individuum und seine Familie. Lebensformen, Familienbeziehungen und Lebensereignisse im Erwachsenenalter, Opladen 1995; Familien leben. Neue Wege zur flexiblen Gestaltung von Lebenszeit, Arbeitszeit und Familienzeit, Gütersloh 1997; (zus. mit Klaus von Beyme und Christoph Kießmann) Deutschland im Umbruch. Funkkolleg, Tübingen 1997.